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Porträt von Constanze Busch
Mit Constanze Busch

Guten Tag,

heute schicken wir Ihnen etwas weniger zu lesen als gewöhnlich, denn wir haben für Sie etwas zum Hören. Und zwar unseren funkelnagelneuen Podcast „RUNDLAUF – eine Stunde Münster“.

Ralf Heimann ist mit dem Konzeptkünstler Ruppe Koselleck in Berg Fidel spazieren gegangen, zum alten Bahnhaltepunkt, wo früher die Preußen-Fans aus dem Zug ausstiegen, um rüber zum Stadion zu laufen, zu einer leer stehenden Sparkasse und zu einem verlassenen Schwimmbad.

Berg Fidel ist ein besonderer Stadtteil. Es ist ein Ort, der nicht das wurde, was aus ihm werden sollte, der aber doch anders ist, als das Klischee ihn zeichnet. Auf dem Berg steht ein gewaltiger Wohnklotz, 17 Stockwerke hoch, der Weiße Riese, Fidelio sagten sie früher liebevoll.

Hier sollten die leben, die ein gutes Auskommen haben, Professor:innen der Uni zum Beispiel. Das alte Schwimmbad, das heute hinter Glasscheiben vor sich hin rottet, ist ein Relikt aus dieser Zeit. Es ist alles etwas anders gekommen. Aber es ist auch anders geworden, als man denken würde. Berg Fidel ist ein warmer Ort.

Ruppe Koselleck kommt schon lange immer wieder hierher, seit seinem Studium. Berg Fidel erinnert ihn an seine Heimatstadt. Er mag diesen Ort, und er glaubt, dass aus dem Stadtteil noch etwas werden wird, womit viele nicht rechnen.

In diesem Jahr bringt Ruppe Koselleck die Kunst nach Berg Fidel. Wenn Sie dort unterwegs sind und auf einer Mauer, in einer Fuge oder einem kleinen Vorsprung ein paar Münzen finden, dann hat Ruppe Koselleck sie dort wahrscheinlich abgelegt. Warum, hat er Ralf Heimann beim Spaziergang erzählt. Hier geht es zum Podcast.

In aller Kürze

+++ Die Mitgliederversammlungen von Grünen, SPD und Volt haben gestern Abend für den Koalitionsvertrag (RUMS-Brief von Dienstag) gestimmt. Bei den SPD-Mitgliedern erreichte das Papier 93 Prozent, bei den Grünen 98 und bei den Volt-Mitgliedern sogar 100 Prozent Zustimmung. Das neue Bündnis kann also nächste Woche seine Arbeit aufnehmen. Allerdings etwas anders als geplant, denn die für Mittwoch angesetzte Ratssitzung fällt aus. Stattdessen tagt der Hauptausschuss als „kleiner Rat“, damit weniger Menschen zusammenkommen müssen und das Infektionsrisiko geringer ist. Die Sitzung beginnt am Mittwoch um 16 Uhr im Festsaal des Rathauses am Prinzipalmarkt, hier finden Sie die Tagesordnung.

+++ Die Stadt hatte einen Gutachter, Prof. Dr. Christian Schrapper von der Uni Koblenz, damit beauftragt, ihr Vorgehen im Missbrauchskomplex zu untersuchen. Der Hauptverdächtige Adrian V. aus Münster, seine Lebensgefährtin und ihr Sohn waren dem Jugendamt schon vor Jahren bekannt. Ende 2014 informierte die Staatsanwaltschaft den Kommunalen Sozialdienst über eine Anklage gegen Adrian V., weil er Abbildungen von Missbrauchshandlungen (sogenannte Kinderpornographie) besessen und verbreitet hatte. Das Jugendamt sollte klären, ob der damals fünfjährige Sohn der Lebensgefährtin in Gefahr sei. Jetzt liegt Schrappers Gutachten vor: Das Jugendamt habe sorgfältig gearbeitet. Gravierende fachliche Versäumnisse seien nicht zu erkennen, allerdings „deutliche Schwächen“. Die Mitarbeiter:innen hätten Zweifel an der Sicherheit des Jungen in der Familie dokumentiert, diese aber nicht weiterverfolgt. Hier finden Sie die Pressemitteilung der Stadt mit Details zum Gutachten.

+++ Wie die Polizei mitteilt, ist heute die Lebensgefährtin von Adrian V. verhaftet worden. Sie soll spätestens seit Oktober 2018 davon gewusst haben, dass ihr Freund ihren heute elfjährigen Sohn über Jahre hinweg sexuell missbraucht haben soll. Dennoch habe sie ihren Sohn nicht geschützt, sondern ihn weiterhin ihrem Lebensgefährten überlassen. Darüber hinaus haben die Ermittler den Verdacht, dass die Frau in einem Fall sogar während der Missbrauchshandlungen anwesend gewesen sei und sie nicht verhindert habe. Sie sitzt nun in Untersuchungshaft.

+++ 270 Kinder können zum neuen Schuljahr an den beiden Gesamtschulen in Münster (Gesamtschule Münster-Mitte und Mathilde-Anneke-Gesamtschule) angemeldet werden, das Interesse ist aber mehr als doppelt so groß. Es gebe 554 Anmeldewünsche, teilt die Stadt mit. Schuldezernent Thomas Paal will nun mit der Bezirksregierung darüber sprechen, ob in der Stadt eine dritte Gesamtschule eröffnet werden kann.

Corona-Update

Die guten Nachrichten zuerst: Die Sieben-Tage-Inzidenz (gemeldete Neuinfektionen pro 100.000 Menschen und Woche) ist weiter zurückgegangen und wird heute mit 28,5 angegeben. Und: Am Montagnachmittag sollen im Impfzentrum endlich die ersten Spritzen vergeben werden, bis Ende Februar 1230 Dosen pro Woche, schreibt die Stadt. Daran soll auch der zu erwartende Wintereinbruch nichts ändern, der Winterdienst werde den Bereich um die Halle Münsterland besonders im Blick haben.

Wie fast immer im Zusammenhang mit der Pandemie gibt es leider auch schlechte Nachrichten. In Münster sind bei den ersten Patient:innen Infektionen mit der sogenannten britischen Mutation des Coronavirus nachgewiesen worden, ebenso im Kreis Borken. Im Kreis Steinfurt wurden die britische und die südafrikanische Mutation entdeckt. Außerdem hat die Stadt Münster seit Dienstag fünf weitere Todesfälle gemeldet. Eine 80-jährige und eine 92-jährige Frau sowie drei Männer im Alter von 74, 81 und 86 Jahren sind gestorben. Insgesamt sind seit März des vergangenen Jahres 96 Menschen aus Münster gestorben, die mit dem Coronavirus infiziert waren.

Aktuell gelten 187 Münsteraner:innen als infiziert. 62 Menschen werden im Krankenhaus behandelt, davon 14 auf der Intensivstation. Neun Menschen werden beatmet.

Unbezahlte Werbung

Das F24 muss ich Ihnen wahrscheinlich nicht vorstellen, es ist eine Institution. Warum ich es hier heute trotzdem erwähne: Wenn Sie in der Nähe der Kulturkneipe wohnen, können Sie sich Falafel, Pide, Döner, Fladenbrot und die anderen tollen Sachen auf der Speisekarte jetzt auch nach Hause bringen lassen. Das Team liefert im Umkreis von zwei Kilometern. Wenn Sie weiter weg wohnen, können Sie im F24 zum Abholen bestellen. Oder Sie schauen nach, ob Ihr Lieblingsgericht auf der Karte des Hans & Franz an der Wolbecker Straße steht. Das gehört nämlich demselben Besitzer, und auch da gibt es einen Bringdienst und Selbstabholung. Mein Lieblingsgericht, die Pide mit Hirtenkäse, Auberginen und Tomaten, finden Sie auf beiden Speisekarten.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Für die nächsten Tage haben wir einige Tipps für Sie: Es gibt Kultur aus Münster, RUMS im Radio, Polarlichter, ein bisschen Mystery und viel Schnee.

+++ Kultur heißt heute vor allem: jede Menge Theater. Den Anfang macht am Samstag um 19 Uhr das Theater Münster mit der Oper „Angels in America“ von Peter Eötvös (Infos und Link zum Stream hier). Sie basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Tony Kushner, das 1993 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Die Oper können Sie sich ab Samstagabend 24 Stunden lang kostenlos anschauen.

+++ Am Sonntag geht’s auf einer anderen Bühne weiter: Das Theater 7 Wiesen streamt ab 16 Uhr eine Familien-Impro-Show, den Link bekommen Sie nach Anmeldung auf der Website. Der „Eintritt“ ist frei, das Team freut sich aber über Spenden.

+++ Das Theater im Pumpenhaus lädt für Dienstag (18 Uhr) und Mittwoch (20 Uhr) zum Livestream ein. Der österreichische Dramatiker Thomas Bernhard wäre am Dienstag 90 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass lesen Carsten Bender und Pitt Hartmann aus der Erzählung „Gehen“. Zu mehr Hintergrund und zum Stream bitte hier entlang.

+++ Weg von der Bühne und hin zu den großen Wundern der Natur. Die Sternfreunde Münster und das Planetarium im LWL-Naturkundemuseum bieten am Dienstagabend einen Online-Vortrag an. Jürgen Stockel erzählt von seiner Island-Reise, die er im vergangenen Sommer unternommen hat, erklärt, warum er dort Polarlichter sehen konnte, und zeigt Bilder von dem faszinierenden Himmelsleuchten. Los geht’s um 19.30 Uhr, und zwar hier.

+++ Naturwunder können Sie in den nächsten Tagen auch selbst live erleben, denn ab Sonntag soll im Münsterland reichlich Schnee fallen. Wenn Sie das weiße Wunderland außerhalb der Stadt erleben wollen (und die Straßenverhältnisse einen Ausflug erlauben), finden Sie hier ein paar Ideen für Ihren Winterspaziergang. Und falls Sie allein losgehen und sich für unterwegs ein bisschen Unterhaltung wünschen: Meine Kollegin Johanne Burkhardt empfiehlt das Hörspiel „Die Roofe“von Deutschlandfunk Kultur und verspricht ein bisschen Mystery-Feeling, Spannung und eine kreative Geschichte. Oder Sie hören den neuen RUMS-Podcast, da geht es ja auch um einen Spaziergang.

+++ Und noch ein Hörtipp in eigener Sache: Scala, das Kulturmagazin des Radiosenders WDR 5, hat gestern RUMS vorgestellt. Der Autor Stefan Keim hat für die Sendung „Neue Formen des Journalismus im Netz“ mit unserem Projekt-Manager Marc-Stefan Andres gesprochen, außerdem mit Kollegen des Blogs „Ruhrbarone“ und der Dortmunder „Nordstadtblogger“. Sie können sich den Mitschnitt in der WDR-Mediathek anhören.

+++ Über die Macht der Sprache hatten wir vor zwei Wochen geschrieben. Deshalb empfehlen wir Ihnen heute gerne eine Online-Diskussion zum Thema, und zwar mit der Kabarettistin Lisa Eckhart, dem Sozialaktivisten Ali Can und dem Philosophen Philipp Hübl. Philipp Oehmke vom Magazin Spiegel, das die Veranstaltung ausrichtet, moderiert die Runde. Am Montag um 20 Uhr geht es los, Tickets bekommen Sie hier für 4,50 Euro plus Servicegebühr.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann wieder. Ich wünsche Ihnen ein schönes winterliches Wochenende.

Herzliche Grüße

Constanze Busch

Mitarbeit: Johanne Burkhardt, Ralf Heimann

PS

Ein Leser hat mich auf eine unsensible Formulierung in meinem letzten Brief aufmerksam gemacht. Ich hatte die Arte-Doku „Ein Mädchen“ über ein Transgender-Kind empfohlen und geschrieben „Sascha wurde als Junge geboren, fühlt sich aber schon seit dem dritten Lebensjahr als Mädchen“. Der Leser schrieb mir, diese Formulierung könnte auf Mitglieder der trans*-Community verletzend wirken – das war natürlich nicht meine Absicht. Besser sei „Sascha wurde bei der Geburt dem männlichen Geschlecht zugewiesen, ist aber ein Mädchen.“ Vielen Dank für den Hinweis!

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