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Preußen, der Aufstieg und das Stadion | Im Paul-Gerhardt-Haus nichts Neues | Das Volkeningheim bleibt
Guten Tag,
schafft Preußen Münster den Durchmarsch in die zweite Fußballbundesliga? Nachdem der Verein es im vergangenen Jahr in die dritte Liga geschafft hat, steht Preußen jetzt auf dem Relegationsplatz (RUMS-Brief).
Spielen wir mal das beste Szenario durch und die Preußen würden wieder aufsteigen. Der Jubel der Fans wäre gigantisch – genauso wie das Problem, vor dem ihr Verein dann stünde. Denn die „Antik-Arena“, wie die Bildzeitung das Stadion an der Hammer Straße liebevoll bezeichnet, ist schlicht und ergreifend nicht geeignet für die zweite Fußballbundesliga.
Die Deutsche Fußballliga (DFL) schreibt den Vereinen vor, wie ein vernünftiges Stadion auszusehen hat. Die genauen Kriterien würden an dieser Stelle zu weit führen, ich verlinke Ihnen aber das 98-seitige Regelwerk des Verbands.
Heute lesen Sie im Brief:
- Mehr Gewalt gegen Mitarbeiter:innen der Stadt
- Kriminalstatistik 2023: Mehr Straftaten, mehr Aufklärung
- 29-Euro-Ticket: Mehr Abos
- Warum an Ostern so viele Autos auf dem autofreien Domplatz geparkt haben
- Jugendzentrum PG: Die einen brauchen Zeit, den anderen läuft sie davon
- Das Volkeningheim bleibt
- Klima-Update: Münster hat keinen Plan, Osnabrück schon
- Ein-Satz-Zentrale: Investorenpleite, Fische im Aasee, digitales NS-Archiv
- Unbezahlte Werbung: Café Strandgut
- Drinnen und Draußen: Zwei Kinotipps
Und woran hakt es in Münster? Die ernüchternde Antwort lautet: Preußen würde, so meldet es „Reviersport“, „derzeit alle Vorgaben reißen“. Das fängt schon damit an, dass das Stadion zu klein ist. Derzeit passen dort nicht einmal 12.000 Zuschauer:innen rein. Die DFL verlangt aber Plätze für mindestens 15.000 Fans.
Preußen müsste außerdem mehr Platz für Presseleute schaffen. Dann ist da noch das Flutlicht, das zu dunkel ist, und das Stadion an der Hammer Straße bräuchte eine Vollüberdachung.
Ein Wunder oder eine Extrawurst
Immerhin: Der Umbau des Preußen-Stadions ist beschlossen und verkündet. 2027 soll das neue Stadion fertig sein, zumindest lautet so das Ziel. Es müsste also ein Wunder geschehen, damit der Umbau pünktlich bis zur nächsten Saison fertig ist.
Tja. Und jetzt? Natürlich könnte sich Preußen die Relegationsspiele sparen und wäre fein raus. Die DFL könnte aber auch eine Sondergenehmigung vergeben, damit Preußen die „Heimspiele“ andernorts austragen könnte.
In der vergangenen Saison hat der SC Verl eine solche Ausnahme bekommen. Der Verein konnte dadurch im Stadion des SC Paderborn kicken. Wie „Bild“ berichtet, hat auch Preußen dort angeklopft. Andere Übergangslösungen sollen schon vom Tisch sein.
Viele Möglichkeiten bleiben dem Verein offenbar nicht. Bestätigt ist nach „Bild“-Informationen keine. Preußen-Geschäftsführer Markus Sass hat der Zeitung gesagt, dass sich der Verein an die Öffentlichkeit wendet, sobald etwas Konkretes feststeht.
Träume bauen
Was ja auch logisch ist, denn sieben Spiele bleiben noch, theoretisch kann also einiges dazwischenkommen. Morgen kickt Preußen gegen den Tabellenführer aus Regensburg. Der Verein hatte das Ticketkontingent kurzfristig erhöht – die Heimspiele sind aber wieder ausverkauft.
Falls Sie keine Karte bekommen haben, gibt es auch hierfür eine Ausweichlösung. Morgen können Sie sich bei strahlender Sonne und 26 Grad das Preußen-Regensburg-Duell im Cineplex ansehen.
Es geht aber noch mehr Unterstützung. Sie könnten für Preußen ein DFL-taugliches Traumstadion entwerfen, aus Lego- oder Minecraft-Steinen. Die Stadt und der Verein veranstalten gerade einen Bauwettbewerb mit Preisen für die besten Ideen. Nur zu: Denken Sie groß. (sfo)
+++ Drei Jahre in Folge haben die Mitarbeiter:innen der Stadt 60 bis 70 Gewaltfälle gemeldet. 2023 sind die Meldungen auf 114 Vorfälle gestiegen. „So viele wie nie zuvor“, kommentiert die Stadt in einer Pressemitteilung. Am stärksten betroffen sind demnach Mitarbeiter:innen der Feuerwehr (30 Übergriffe), gefolgt vom Personal im Jobcenter (21) und im Sozialamt (17). Zu den häufigsten Vorfällen zählen Delikte wie Körperverletzung, Nötigung oder Bedrohung. In drei Viertel der Fälle sind die Täter:innen Männer. Häufig hatten die Angreifer:innen Alkohol getrunken. Um auf die steigende Gewalt gegen ihr Personal zu reagieren, will die Stadt ihre Präventions- und Nachsorgeangebote ausbauen, heißt es. Direkt nach jedem Vorfall erfahren Stadtbedienstete Unterstützung von einer betrieblichen Sozialberatung. Außerdem hat die Stadt eine digitale Plattform geschaffen, um die betroffenen Mitarbeiter:innen mit Psycholog:innen zu vernetzen. (sfo)
+++ Mehr als die Hälfte aller Straftaten konnte die Polizei Münster im vergangenen Jahr aufklären. So steht es in der Kriminalstatistik 2023, die die Polizei in dieser Woche herausgegeben hat. Laut Pressemitteilung habe die Polizei interne Abläufe verbessert, damit unterschiedliche Abteilungen enger zusammenarbeiten. Die Polizei beobachtet allerdings, dass in fast allen Straftatkategorien die Fallzahlen steigen. Gemessen in absoluten Zahlen wurden 2023 so viele Straftaten in Münster begangen wie seit 10 Jahren nicht mehr. Jedes zweite Delikt ist dabei ein Diebstahl. Besonders begehrtes Diebesgut sind, wenig überraschend, Fahrräder. (sfo)
+++ Auf Nachfrage eines sachkundigen Bürgers im Verkehrsausschuss zum 29-Euro-Ticket haben die Stadtwerke mitgeteilt: Seitdem das Abo, das dort „Münsterabo“ heißt, im August 2023 angelaufen ist, ist die Anzahl der Abonnent:innen um viereinhalb Prozent angestiegen. In Zahlen ausgedrückt: Gut 9.000 Leute nutzen das Abo (Stand Januar 2024). Die Stadtwerke sind gerade dabei, das Angebot zu „verschlanken“ (RUMS-Brief). Heißt: Im März sind einige Abo-Modelle schon ins Münsterabo umgezogen, im August kommen weitere hinzu. (sst)
+++ Nach dem Osterwochenende hat sich ein Leser bei uns gemeldet, dem aufgefallen war, dass der Domplatz am Karfreitag zugeparkt war. Wir haben deshalb bei der Stadt und dem Bistum nachgefragt, wie das sein kann. Denn seit einem Ratsbeschluss ist der Domplatz eigentlich weitgehend auto- und parkplatzfrei. Die Stadt antwortet uns, dass sie „aus personellen Gründen“ am Karfreitag keine Falschparker:innen kontrolliert hat. Das Ordnungsamt sei aber nicht für den kompletten Domplatz zuständig. Die Westseite gehöre dem Bistum, das dort eigene Regeln aufgestellt habe. Und die sehen laut Pressestelle des Bistums vor, dass Gottesdienstbesucher:innen an Feiertagen zwischen 7 und 14 Uhr auf der Fläche parken dürfen. (sfo)
Anonymer Briefkasten
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Jugendzentrum PG: Die einen brauchen Zeit, den anderen läuft sie davon
Seit Monaten steht fest, dass das Paul-Gerhardt-Haus abgerissen werden soll. Was aber noch nicht feststeht, ist, wie die versprochene Übergangslösung aussehen soll. Svenja Stühmeier hat sich umgehört.
Muss man jetzt eigentlich ein „ehemalig“ vor den Namen „Paul-Gerhardt-Haus“ setzen? Immerhin ist der Jugendtreff nun ja ausgezogen und mit einzelnen Angeboten als „PG unterwegs“ an mehreren Orten in der Stadt präsent.
Sachlich betrachtet nicht. „Paul-Gerhardt-Haus“ ist schließlich der Name des Gebäudes, das gerade abgerissen wird. Das Gebäude wurde auch nicht ausschließlich als Jugendzentrum „PG“ genutzt.
Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass einige Menschen, die eine Verbindung zum PG haben, meine Frage oben spontan mit „ja“ beantworten würden – oder zumindest nicht sofort mit „nein“. Im Gespräch mit Björn Pingel aus dem Vorstand des Fördervereins fällt mehrfach das Stichwort „Identität“.
Die sei momentan nicht vorhanden und könne auch nicht gestiftet werden, da es eben keinen festen Ort mehr für das PG gibt. Auf Instagram sehe er immer wieder Posts von Menschen, die sich oft im PG aufgehalten haben. Darauf zu sehen: die Baustelle, versehen zum Beispiel mit traurigen Emojis.
Offensichtlich gibt es also diese emotionale Verbindung des Jugendzentrums mit dem Gebäude, einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt. Meine Formulierung oben, dass der Jugendtreff „präsent“ ist, könnte man deswegen auch in die Kategorie Euphemismus stecken.
Wo sind die jungen Leute hin?
Ja, unterschiedliche Gruppen können sich an unterschiedlichen Orten in der Stadt treffen. Wo genau, steht im Veranstaltungskalender des PG.
Da ist zum Beispiel die Tanzgruppe, die im Bennohaus trainiert. Und die Band, die einen Proberaum in Wolbeck gefunden hat. Und die Hausaufgabenbetreuung, die im Fyal stattfindet. Und, klar, es gibt andere Jugendzentren in Münster. Zum Beispiel in Coerde oder in Mauritz.
Aber die anderen Angebote seien oft nicht für die breite Zielgruppe Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ausgelegt, sagt Björn Pingel. Genau weiß er nicht, wo es die Menschen, die früher ins PG gegangen sind, nun hinzieht. Mit dem Verschwinden des PG am alten Ort sei der Kontakt zu vielen jungen Leuten abgerissen. Einige PG-unterwegs-Angebote liefen zwar recht gut. Der offene Treff im Jugendcafé, der momentan zu wechselnden Uhrzeiten an unterschiedlichen Orten stattfindet, wiederum nicht, sagt Björn Pingel.
Dach und Fundament sind weggebrochen
Es fehlt eben ein Aspekt, der für Björn Pingel zentral ist: Das PG hat nicht nur einzelnen Gruppen ein Dach über dem Kopf geboten. Es habe auch jungen Menschen, die aus einem finanziell oder sozial benachteiligten Kontext kommen, einen Anlaufpunkt und einen Schutzraum geboten. Übrigens auch explizit jungen Menschen mit Fluchterfahrung.
Außerdem habe die Struktur dafür gesorgt, dass sich Menschen mit unterschiedlicher sozialer Herkunft über den Weg gelaufen sind. Viele wohnen in Münster, einige sind allerdings auch aus dem Umland ins PG gekommen. „Ich glaube, das ganze Ausmaß wurde nicht erfasst“, sagt Björn Pingel. „Die Jugendlichen haben sich nicht nur auf eine Cola im Café getroffen. Das PG war eine Basis für die Kids.“
„Wir wissen nichts Neues“
Nachdem Sie nun noch einmal im Schnelldurchlauf gelesen haben, warum wohl niemand begrüßt, dass das Jugendzentrum mitten in Münster verschwunden ist, hier nun der ursprüngliche Berichtansatz: Wir wollten eigentlich nur kurz vermelden, wie’s gerade so läuft. Meistens können Leute, die sich täglich mit einem Thema beschäftigen, dazu schnell etwas sagen. In diesem Fall war das nicht so. Wir haben einige Menschen kontaktiert. Und am Ende eigentlich immer gehört: „Wir wissen nichts Neues“ oder „Wir sprechen erst über den Plan, wenn alles in trockenen Tüchern ist“.
Nachvollziehbar. Solange es keine Veränderungen gibt, kann man auch nicht wirklich drüber sprechen. Dass es so einen Plan braucht, ist allerdings seit gut einem Jahr bekannt. Insbesondere für die Zeit zwischen Hausabriss und Campusneubau (RUMS-Brief), die Ende 2023 angebrochen ist.
Im August war Oberbürgermeister Markus Lewe zu Besuch im PG. Gefragt sei nun „eine kurzfristige räumliche Lösung für die Dauer der Bauzeit“, stand danach auf seiner Instagram-Seite. Das ist jetzt acht Monate her.
Das Kommunikationsamt der Stadt hat uns Dienstagnachmittag geschrieben: Die Erlöserkirchengemeinde, also die Trägerin, befinde sich in konkreten Verhandlungen. „Sobald eine spruchreife Lösung vorliegt, wird diese kommuniziert.“ Und sobald diese Lösung umgesetzt werden kann, können auch die 110.000 Euro genutzt werden, die im städtischen Haushalt gerade noch mit einem Sperrvermerk versehen sind.
War „sobald“ am Mittwochabend? Da hat Bernhard Paschert aus dem Jugendamt in der WDR Lokalzeit (ab Minute 13) zum ersten Mal (zumindest, soweit wir mitbekommen haben) von städtischer Seite kommuniziert, was wir schon Mitte Januar gehört hatten: Das PG soll in die Räume einziehen, die auch der Tanzverein Tango Pasión nutzt (RUMS-Brief).
Ab wann ist Kommunikation sinnvoll?
Für Björn Pingel war das eine Info, die er bis dahin nicht von offizieller Seite erhalten hat. Stellt sich die Frage: Warum gibt es anscheinend schon seit längerer Zeit eine Möglichkeit, von der die direkt Betroffenen aber nicht erfahren? Björn Pingel wünscht sich eine transparentere Kommunikation von der Stadt und der Erlösergemeinde. Für die Mitarbeitenden des PG sei die Arbeit mühselig, wenn niemand genau weiß, was wann passieren wird. Und vielleicht wäre es ja auch für junge Menschen eine Art Hoffnungsschimmer, wenn es zumindest Aussicht auf etwas gäbe?
Auf der anderen Seite sagt der Vorsitzende des Jugendausschusses Leon Herbstmann (Grüne): Solange nicht alles mit den betroffenen Akteur:innen geklärt und keine Verträge unterschrieben sind, sei auch verständlich, dass die Stadt nicht offen kommuniziert.
CDU-Ratsfrau Jolanta Vogelberg ist auch eine der Politiker:innen, die sich immer wieder mit dem PG auseinandersetzen. Ihre Zusammenfassung: Es bestehen noch viele Fragezeichen. Sie schreibt, dass „die Hängepartie“ in Bezug auf die Zwischenbleibe des Jugendzentrums „zum Wohl junger Menschen mit Priorität von der Evangelischen Kirche und auch der Stadtverwaltung vorrangig angegangen werden“ müsse.
Ja, die Übergangslösung mit dem Tango Pasión habe sie auch schon öfter gehört. Aber eben nie mit Bestätigung, dass das auch so kommen wird. Deswegen habe sie das bisher auch nicht nach außen kommuniziert. Vogelberg macht außerdem darauf aufmerksam, dass das Gebäude der Stadt gehört (RUMS-Brief). „Ich sehe aber auch die Gemeinde in der Verantwortung, einen festen Ort für das Jugendzentrum zu finden“, sagt sie.
Stadt? Gemeinde? Wer braucht denn so lange?
Die Sprecherin der Gemeinde Kirsten Schwarz-Weßeler wiederum sagt, dass sie sich gerade nicht konkret äußern kann. Aber grundsätzlich sei das so: Man wollte schon im Dezember 2023 eine Pressemitteilung veröffentlichen mit Informationen dazu, wie es weitergehen soll. Schließlich sei man ganz gut mit der Suche nach einer „großen Zwischenlösung“ vorangekommen. Also: Eine feststehende Fläche von etwa 180 Quadratmetern, die das PG nutzen kann, bis der neue Standort an der Friedrichstraße fertig ist. Das mit der Pressemitteilung sei dann aber geplatzt, sagt Kirsten Schwarz-Weßeler. Seitdem warte man auf Entscheidungen der Stadt.
Vielleicht bedeutet der WDR-Beitrag ja, dass die nun gefallen sind. Darin heißt es jedenfalls: Die Tango-Pasión-Zwischenlösung hätte es eigentlich schon geben sollen. Das verzögert sich jetzt aber doch noch. Und dann müssen noch „ein paar Auflagen erfüllt werden“, etwa in Bezug auf Verkehrssicherheit. Björn Pingel bewertet das von seiner Warte aus so: Je länger man mit der Zwischenlösung wartet, desto schwieriger wird es, die bis dahin verlorenen Kontakte wieder aufzubauen.
Und wie sieht es mit dem Platz aus? Gibt es noch eine Chance, dass das PG in einigen Jahren wieder einige hundert Quadratmeter zur Verfügung hat? Dazu sagt Bernhard Paschert vom Jugendamt: Stadt und Kirche haben nicht genug Geld, um das an so einem zentralen Standort zu finanzieren. Die Franziskusstiftung habe allerdings angeboten, dem Jugendzentrum im Gesundheitscampus auch Räume zur Verfügung zu stellen, die nicht von der Gemeinde gemietet werden. (sst)
Volkeningheim wird abgerissen – und dann größer wieder aufgebaut
Als die evangelische Kirche im Mai 2023 bekanntgab, sie wolle ihr Studierendenwohnheim Volkeningheim schließen, gab es sofort Protest dagegen (RUMS-Brief). Die Entscheidung wurde dann erst einmal aufgeschoben.
Jetzt hat die Evangelische Kirche von Westfalen verkündet, dass sie doch eine andere Richtung einschlagen will. Statt das Gebäude und damit etwa 60 günstige Zimmer wegen Finanzierungsschwierigkeiten abzureißen, will sie das Heim nun erhalten. Und sogar mehr Wohnraum schaffen. Das sei notwendig, um die Wirtschaftlichkeit zu sichern.
Bezahlt werden soll das Ganze von Investor:innen. Mit denen unterhalte man sich auch schon, schreibt die Kirche. Nun kann die Kirche natürlich nicht einfach ein paar Zimmer anbauen. Sie will nun das Baurecht zusammen mit der Stadt Münster schaffen. Eine wichtige Rolle könnte dabei eine Verordnung spielen, die für 95 Kommunen in NRW gilt, in denen das Wohnungsangebot besonders knapp ist. Dort können Bebauungspläne etwas unkomplizierter verändert werden.
Münster gehört zu diesen Städten. Was man damit im Fall des Volkeningheims erreichen könnte, hat das Mitglied der Kirchenleitung Sigrid Beer am Telefon erklärt. Es gibt eine Stellplatzverordnung, die angibt, wie viele Parkplätze für Autos vorgehalten werden müssen, wenn irgendwo gebaut wird. Wenn das Heim größer wird, würde sich auch die Anzahl der vorgeschriebenen Parkplätze erhöhen. Dann müsste die Kirche zum Beispiel eine Tiefgarage bauen.
Aber erstmal: Zwischenlösung finden
Da Studierende allerdings eh oft den öffentlichen Nahverkehr nutzten, viele außerdem wegen der Innenstadtlage kein Auto brauchten und man ja eh in Richtung Mobilitätswende denke, könne man an diesem Ort gut von der Verordnung abweichen und etwa mehr Radstellplätze einplanen. Die Altstadtsatzung würde dabei beachtet.
Nun hat die Kirche nur noch bis Ende des Jahres Geld, das Wohnheim zu finanzieren. Bis es einen neuen Bebauungsplan und dann ein größeres Volkeningheim gibt, wird es auf jeden Fall länger dauern. Deswegen ist die Aufgabe der nächsten Monate außerdem: eine Zwischenlösung finden. Die Studierenden sollen erst ausziehen müssen, wenn es wirklich notwendig ist, und dann eine sichere Perspektive haben.
Das ist eine Aufgabe, die der Verein der Freundinnen und Freunde des Ökumenischen Volkeningheims in seiner Pressemitteilung hervorhebt. Er hatte sich gegen die Schließung des Heims eingesetzt. Grundsätzlich findet er die Pläne gut. Unter der Prämisse, dass der ökumenische Charakter auch im Neubau bestehen bleibt. (sst)
+++ Wie die Stadt Münster bis 2030 klimaneutral werden will, bleibt nach wie vor ihr wohlgehütetes Geheimnis. Ein Konzept gibt es immer noch nicht, obwohl der Rat 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat. 60 Kilometer weiter nördlich sieht das anders aus. Am Mittwoch stellte die Stadt Osnabrück ihren Weg in die Klimaneutralität vor. Der Aktionsplan besteht aus drei Schritten: Bis 2030 sollen zuerst die Verwaltung, vier Jahre später alle städtischen Gesellschaften und schließlich 2040 die gesamte Stadt klimaneutral sein. Für Oberbürgermeisterin Katharina Pötter von der CDU bedeutet das, dass die Durchschnittsosnabrücker:innen ihren CO2-Ausstoß von sieben auf höchstens eine Tonne beschränken müssen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat Osnabrück eine Beratungsfirma aus Hamburg mit einem Konzept beauftragt. Dieses besteht aus rund einhundert Maßnahmen, die sich in fünf Kategorien einteilen lassen: Strom, Wärme, Mobilität, Landwirtschaft und Landnutzung sowie Beschaffung und Ernährung. Was sich Osnabrück alles vorgenommen hat, steht hier. Die ersten 19 Maßnahmen sollen schon in den nächsten Monaten verwirklicht werden. Darin geht es allerdings zunächst um Info-Angebote für Bürger:innen, wie die Neue Osnabrücker Zeitung berichtet. Hierzu will die Stadt eine Beratungsstelle einrichten (so etwas Ähnliches gibt es hier schon mit dem Haus der Nachhaltigkeit). Ob das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 aber wirklich umgesetzt wird, hält sich die Stadt offen. In der dazugehörigen Pressemitteilung heißt es, das Datum sei „nicht als Stichtag zu sehen, sondern als Aufforderung, sich darauf zu konzentrieren, wo am meisten Potenzial ist, nachhaltig CO2 zu reduzieren“. Anders gesagt: Man gibt sich auch zufrieden, wenn alles länger dauert. (sfo)
+++ Kennen Sie den Krautreporter-Newsletter von Journalist Rico Grimm? Er schreibt unter anderem über die Klimakrise. Sein Versprechen ist: Dazu meldet er sich nur, wenn’s „substanziell schlimmer“ wird. Heute Vormittag gab’s Post von ihm. Seine Nachricht: Alles auf der Erde hat sich im vergangenen Jahr um 0,2 Grad stärker erwärmt als von Forscher:innen erwartet. Könnte bedeuten: Das Klimasystem ist dauerhaft aus den Fugen geraten. Genauer geht er darauf in seinem Bericht bei Krautreporter ein. (sst)
+++ Der Bahnübergang am Holtmannsweg in Coerde ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag für Autos gesperrt, weil an den Gleisen gearbeitet wird. (Stadt Münster)
+++ Da die Energiepreisbremse für die Stadtwerke eine große technische Herausforderung war und die Abschläge von Kund:innen teilweise monatelang nicht abgebucht worden sind, musste das Unternehmen Millionenbeträge vorstrecken und Investitionen zurückstellen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Seit gestern ist die Hafenstraße wieder frei, weil die Baufirma die Kabel im Boden schneller verlegen konnte als erwartet. (Stadtnetze Münster)
+++ Die Stadt informiert am Donnerstag darüber, wie sie die Piusallee zwischen dem Niedersachsenring und dem Hohen Heckenweg zur Fahrradstraße machen will. (Stadt Münster)
+++ Der Hafenmarkt hat seit Dienstag ein eigenes Parkhaus mit 450 Stellplätzen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Nachdem zwei Investoren pleite gegangen sind, wird es wohl deutlich schwieriger, die Kasernen in Gievenbeck und Gremmendorf in Wohnviertel umzuwandeln. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Stadtwerke wollen per Wärmetauscher 30 Prozent der Energie für das Fernwärmenetz aus Abwasser gewinnen. (WDR)
+++ Es dauert wohl noch, bis zehn Schulen neue Photovoltaikanlagen aufs Dach bekommen, nachdem die alten Ende 2022 abmontiert wurden. (Westfälische Nachrichten)
+++ Das Hebammenmobil steht in Kinderhaus ab Montag nicht mehr am Idenbrockplatz, sondern am sogenannten kleinen Idenbrockplatz, denn von dort aus könne man Schwangere und Frauen mit Kindern besser erreichen. (CDU-Fraktion)
+++ Das warme Wetter beschert uns dieses Jahr nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen eine grandiose Spargelernte. (Landwirtschaftskammer NRW)
+++ Fachleute aus Karlsruhe angeln gerade mehrere Tonnen Fische aus dem Aasee, um das Gleichgewicht im Bestand zu verbessern und das Gewässer vor extremem Wetter zu stärken. (Stadt Münster)
+++ Münster hat zu wenig Feuerwehrleute. (Stadt Münster)
+++ Die Eintrittspreise in den Friedenssaal sollen ab Mai erhöht werden. (Stadt Münster)
+++ Am Mittwoch können die Besucher:innen des LWL-Museums für Kunst und Kultur dabei helfen, ein Online-Archiv mit Daten von NS-Opfern zu speisen. (Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Arolsen Archives)
+++ Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ zeigt morgen Vormittag eine Wanderausstellung auf dem Stubengassenplatz und macht damit auf ihre Forderung aufmerksam, Wildtiere in Zirkussen zu verbieten. („Vier Pfoten“)
Langsam wird es frühsommerlich. Wenn Sie nach passendem Strandfeeling suchen, dann besuchen Sie doch das Café Strandgut am Kanal. Das Café serviert kalte und warme Getränke, Kuchen und kleine Snacks, die wahlweise im Liegestuhl, im Strandkorb oder einfach am Tisch verzehrt werden können. Am Wochenende hat das Café nachmittags von 14:30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Bei Facebook können Sie schon nachschauen, welche Kuchen am Wochenende serviert werden: Käse-Kirschstreusel, Kinderschokolade, After-Eight und Riesen-Amerikaner. Für Kinder hat das Café Strandgut übrigens jede Menge Spielmöglichkeiten.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute haben Katja Angenent und Sebastian Fobbe in den Terminkalender geschaut. Diese Veranstaltungen können die beiden empfehlen:
+++ Zu Beginn zwei Filmtipps: Am Sonntag zeigt das Cinema den Rosa-von-Praunheim-Klassiker „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ von 1971. Am Montag feiert außerdem der Dokumentarfilm „Vertrauensmann“ Premiere im Schlosstheater, der die Lebensgeschichte des Behindertenaktivisten Franz-Josef Sauer erzählt. Auf der Instagram-Seite von Regisseur Hugo Schmidt können Sie sich einen Teaser anschauen.
+++ Der Journalist Leon Enrique Montero interessiert sich für Politik, die auf der Straße stattfindet. Im vergangenen Jahr hat er von vielen Protesten, die er besucht hat, Bilder gemacht. Diese sind ab heute (Freitag), 19 Uhr, in einer Foto-Ausstellung im SpecOps am Aegidiimarkt zu sehen. Die Ausstellung bleibt bis Ende Mai. Einen Vorgeschmack finden Sie hier, hier und hier.
+++ Heute startet die Kunsthalle Münster ein neues Ausstellungsprojekt: Bei „Path Widens“ geht es vor allem um Klänge, Geräusche und Melodien. Zum Auftakt lädt die Künstlerin Leyla Yenirce zu einer musikalischen Performance ein. Gemeinsam mit dem Gitarristen Noah-Jinu Moerbeck improvisiert sie zu Synthesizerflächen und Gitarrendrones Stimmen, Schritte und Klangartefakte. So macht sie einen akustischen Weg hör- und erlebbar, der durch die Räume der Kunsthalle führt. Los geht es um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei.
+++ Zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Katja Angenent liest am Sonntag zusammen mit anderen Mitgliedern des Verbandes der deutschen Schriftstellerinnen und Schriftsteller Texte gegen Rechts im SpecOps vor. Zu hören sind Gedichte, Texte und Geschichten, die sich mit Ausgrenzung und Fremdenhass, aber auch mit Zusammenhalt, Mut und Hoffnung auseinandersetzen. Der Eintritt ist frei. Wer möchte, kann für Pro Asyl spenden. Beginn ist um 19:30 Uhr.
Am Dienstag bekommen Sie wieder Post von uns. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Genießen Sie die Sonne, aber vergessen Sie bitte nicht, sich einzucremen.
Herzliche Grüße
Sebastian FobbeMitarbeit: Katja Angenent (kan), Jan Große Nobis (jgn), Svenja Stühmeier (sst) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Heute vor 30 Jahren nahm sich Kurt Cobain in Seattle das Leben. Mit seiner Band Nirvana hinterließ er nur drei Alben – der Einfluss auf die Musik und die Mittelfingerhaltung zahlreicher Generationen kann aber eigentlich nicht überschätzt werden. Der Fernsehsender „Arte“ hat schon 2005 eine Doku über das legendäre „Nevermind“-Album gedreht, die jetzt wieder in der Mediathek zu sehen ist. Der „Deutschlandfunk“ hat gestern außerdem ein einfühlsames Porträt über Kurt Cobain veröffentlicht. (sfo)
Depressionen und andere psychische Erkrankungen können schlimmstenfalls tödlich enden. Drei Viertel der Suizide werden von Männern begangen. Wenn auch Sie Hilfe in einer schwierigen Situation benötigen, können Sie auf verschiedenen Wegen Unterstützung finden. Die kostenlose Hotline der Telefonseelsorge ist rund um die Uhr unter 0800/1110111 zu erreichen. Professionelle Beratungen bieten in Münster unter anderem das Bündnis gegen Depressionen und die Krisenhilfe an.
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