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Die Stadt will mit Ihnen reden | Ein kleiner Wald für Münster? | Unbezahlte Werbung: Vinothek
Guten Tag,
in der Stadt besteht offenbar Redebedarf. Heute hat Oberbürgermeister Markus Lewe zusammen mit Stadtbaurat Robin Denstorff den „Domplatz-Dialog“ eröffnet (RUMS-Brief). Die Stadt stellt bis Dienstag einen Info-Pavillon auf dem ehemaligen Westfalenfleiß-Parkplatz. Dort können Sie mit Expert:innen über die Zukunft des Domplatzes reden. Den möchte die Stadt nämlich aufhübschen und sucht deshalb beim „Domplatz-Dialog“ nach Ideen aus der Bürgerschaft.
Neben dem Infostand gibt es auch noch ein Begleitprogramm mit Rundgängen über den Domplatz, einem Kinderprogramm und Pop-up-Gastronomie. Wenn Sie sich dafür interessieren, schauen Sie mal hier. Die Stadt hat für den „Domplatz-Dialog“ eine eigene Website gestaltet.
Nachdem Sie sich warmgeredet haben, können Sie am Samstag noch zu einem anderen Thema Ihre Meinung kundtun. Nur wenige Meter vom „Domplatz Dialog“-Pavillon baut die Stadt auf dem Wochenmarkt einen zweiten Infostand auf. Am Michaelisplatz, gegenüber von der Bezirksregierung, geht es um ein anderes – und ehrlich gesagt kontroverseres – Thema: den Musik-Campus. Dort informiert das musikfachliche Begleitgremium über den aktuellen Stand und die Ziele des Musik-Campus.
Da gibt es übrigens bald Neuigkeiten. Nächste Woche steht der Musik-Campus wieder auf der Tagesordnung im Kulturausschuss. Die Mitglieder sollen einen städtebaulich-freiräumlichen Wettbewerb beschließen, heißt also: Die Stadt möchte Fachleute finden, die einen Plan zur Umsetzung des Musik-Campus erarbeiten. (sfo)
Heute lesen Sie im Brief:
- Hammer Straße: Holzbank muss weg
- Svenja Schulze hat Ärger mit Handtasche
- Wieder Legionellen im Ostbad
- Was Münster von einem Miniwald hätte
- Urlaubsfotos: Post aus Tambach-Dietharz
- Andererseits: der Hamburger Tunnel
- Klima-Update: Meteorologe Böttcher im Dom
- Ein-Satz-Zentrale: Macron schreibt Lewe
- Unbezahlte Werbung: Vinothek
- Drinnen und Draußen: Kreuzviertelfest
+++ Das Gute an Deutschland ist, dass so gut wie alles geregelt ist. Aber das ist leider oft auch das Ärgerliche. Das Ordnungsamt hat in dieser Woche das Bekleidungsgeschäft „Herr Többen“ an der Hammer Straße gebeten, oder nein, aufgefordert, eine Bank aus Holzplatten und Steinen vor der Tür wieder abzubauen, schreibt das Geschäft bei Instagram (die Zeitung berichtet heute auch darüber). Warum darf die Bank dort nicht stehen? Die Stadt schreibt, sie sei ohne Erlaubnis aufgestellt worden, nachträglich genehmigen gehe auch nicht. Denn die Bank stehe auf der „Baumscheibe“, also dem kleinen Quadrat, das für den Baum gedacht ist, und der Druck auf die Wurzeln könne den Baum beschädigen. Daher muss die Bank jetzt wieder verschwinden. (rhe)
+++ Münsters Bundesministerin Svenja Schulze (SPD) hatte in dieser Woche in Islamabad Ärger mit ihrer Handtasche. Auf einem Video, das der ZDF-Journalist Andreas Kynast auf der Plattform „X“ veröffentlicht hat, ist zu sehen, wie Schulze auf dem Weg zu einem Treffen mit dem neuen pakistanischen Premierminister Shehbaz Sharif über eine Treppe läuft, dann aufgehalten wird. Offenbar gibt es ein Problem mit ihrer Tasche. Der deutsche Botschafter Alfred Grannas sagt: „Thank you very much. Bye, bye!“ Schulze dreht ab, läuft zurück zu ihrer Limousine. Und plötzlich geht es doch. Andreas Kynast hat die Szene später in einem Text beschrieben. Das Gespräch mit dem pakistanischen Premier fand statt, zwar mit Handtasche, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. (rhe)
+++ Die Ostbad-Odyssee geht weiter. Die Legionellen sind zurück. Das stand in dieser Woche in einer Pressemitteilung der Stadt, die eigentlich gut anfing, mit der Überschrift: „Hallenbäder beenden die Sommerpause“. Außer eben das Ostbad, das steht hinter der guten Nachricht. Das bleibt geschlossen, jedenfalls für alle, die regulär ins Bad wollen. Schulen und Vereine dürfen das Bad unter Auflagen nutzen. Eine der Auflagen ist, so steht es auf der Website des Schwimmvereins: Alle müssen zu Hause duschen und vorher aufs Klo. Na ja, was soll man sagen? Das mit dem Duschen wird bestimmt klappen. (rhe)
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Forests for future: Was Miniwälder für Münster bringen könnten
Kleine Stadtwälder tun dem Klima und der Umwelt gut. Zwei Initiativen hätten so einen Wald gerne auch in Münster. Nur, wo wäre Platz?
Eigentlich hört es sich nach einem Vorschlag an, auf den sich alle einigen können: Um Münster fit für die Klimakrise zu machen, könnte die Stadt einen oder vielleicht sogar mehrere Tiny Forests anlegen. Das sind kleine Stadtwäldchen, die alle Vorteile mit sich bringen, die so ein Wald eben hat: Sie kühlen die Umgebung ab, reduzieren Lärm, speichern Wasser, bieten Tieren Unterschlupf – und sehen dabei auch einfach noch gut aus.
Wie so oft ist die Praxis komplizierter. Der Verein „Kleinwald“ und die Nachbarschaftsinitiative „Platanenpower“ setzen sich für einen Tiny Forest in Münster ein. Die „Platanenpower“ hatte auch schon Kontakt mit der Stadtverwaltung, bisher aber ohne positives Ergebnis.
Um der Idee mehr Nachdruck zu verleihen, haben die beiden Gruppen Anfang August im Bennohaus eine Info-Veranstaltung organisiert. Eingeladen waren auch zwei Experten, die eine wissenschaftliche und praxisnahe Sicht auf Tiny Forests geworfen haben.
Ich habe die Veranstaltung besucht und danach weiterrecherchiert. Verschaffen wir uns einen Überblick: Worum geht es genau, gibt es schon Beispiele für Mikrowälder und überhaupt, was brächte so ein kleiner Wald in Münster?
Hier kommen sechs Fragen und sechs Antworten.
#1 Was sind Tiny Forests?
Tiny Forests stammen aus Asien. In den 1970er-Jahren hat der Forstökologe Akira Miyawaki das erste Tiny-Forest-Konzept vorgestellt. Später hat der indische Unternehmer Shubhendu Sharma die Idee weiterentwickelt. Die beiden Ansätze unterscheiden sich ein wenig. Wie genau, führt an dieser Stelle zu weit. Ich verlinke Ihnen aber diesen Artikel und dieses englischsprachige Video, falls Sie mehr erfahren wollen.
Die große Gemeinsamkeit: Ein Tiny Forest soll auf einem kleinen Grundstück mitten in der Stadt entstehen. Nach der Miyawaki-Methode reichen schon 100 Quadratmeter aus. Das ist wirklich winzig: Ein Tennisfeld ist etwa doppelt so groß.
Die Bäume sollten im Tiny Forest am besten dicht gepflanzt werden und aus heimischen Gehölzen bestehen. Zwei bis drei Jahre muss ein Mini-Stadtwald gepflegt werden, danach erhält sich das Ökosystem von allein. Geeignet für den Anbau ist jeder Boden.
Was in der Praxis oft dazukommt, ist ein pädagogisches Konzept. Zum Beispiel könnten Tiny Forests auf Schulhöfen angelegt werden, damit die Schüler:innen ein Outdoor-Klassenzimmer zum Lernen haben. Man kann aber auch die Nachbarschaft ins Boot holen und Ehrenamtliche suchen, die Pflanzen bestimmen und Insekten zählen. Auch Erholung kann ein Ziel für einen Mikrowald sein, muss es aber nicht. Denn nicht jeder Tiny Forest ist begehbar.
#2 Gibt es schon Beispiele?
Wie viele Tiny Forests es weltweit gibt, ist schwer zu sagen. Der Verein „Miya-Forest“ schreibt auf seiner Website, Akira Miyawaki soll bis zu seinem Tod 2021 über 1.700 Tiny-Forest-Projekte auf der ganzen Welt unterstützt haben. Eine Angabe, die in vielen Medien kursiert (und auch in der Wikipedia steht), lautet: Es gibt weltweit rund 3.000 Tiny Forests. Belegen kann ich beides nicht.
Fakt ist trotz der ungenauen und wenig aktuellen Datenlage aber: In Asien gibt es mehr Miniwälder als in Europa. Die meisten europäischen Tiny Forests gibt es in den Niederlanden und Belgien, wo das Konzept schon etabliert ist.
Und in Deutschland? Der erste Mini-Wald wurde 2020 in der Uckermark gepflanzt. Seitdem wurden mehrere Tiny Forests in Deutschland angepflanzt, zum Beispiel in Lüneburg, Darmstadt, Trier, Hamburg oder Gütersloh. Wie viele es insgesamt sind, kann ich nicht sagen. Der bundesweit aktive Verein „Citizen Forests“ hat meine Anfrage nicht beantwortet. Das Bundesumweltministerium kann keine Zahlen nennen.
#3 Wie soll das Ganze in Münster umgesetzt werden?
Kommen wir nach dem Ausflug nach Japan und dem Blick auf die europäische und bundesdeutsche Ebene zurück ins Bennohaus. Dort haben drei Mitglieder des Vereins „Kleinwald“ ihre Vision für Münster vorgestellt: Der Verein will mit dem Stadtwäldchen einen Beitrag zum Klimaschutz in Münster leisten. Dazu suchen die Aktiven einerseits Sponsor:innen, die Geld spenden, andererseits ein geeignetes Grundstück für den ersten Mini-Wald der Stadt.
Apropos Grundstück: Optimal wäre es, wenn für den Tiny Forest Boden entsiegelt wird. Münsters Siedlungsraum ist nämlich so vollbetoniert wie fast keine andere Stadt in NRW. Nur Düsseldorf, Duisburg und Köln haben prozentual mehr zugepflasterte Siedlungsfläche.
Ein entsiegeltes Grundstück, das sich vielleicht eignen könnte, liegt an der Wolbecker Straße, genauer gesagt kurz vorm Kanal. Dort stand bis vergangenes Jahr noch eine Aral-Tankstelle. Nach dem Abriss hat sich die „Platanenpower“ bei der Stadt gemeldet und vorgeschlagen, dass man dort einen Tiny Forest anlegen könnte. Das Wäldchen hätte an diesem Ort auch einen symbolischen Reiz, denn es würde den Wandel von der Sprit- zur Sauerstofftanke schön dokumentieren.
Im Februar hat die Verwaltung geantwortet. Sie hält das ehemalige Tankstellengelände für einen Tiny Forest ungeeignet, denn, so schreibt es die Stadt: „Aufgrund der Grünstrukturen am Kanal ist es fraglich, ob mit der Planung des Tiny Forest die gewünschten Mikroklimatischen Effekte hier gesteigert werden könnten.“ Grünstrukturen am Kanal. War da nicht was? Ach ja, die Kanalbäume. Die wurden gefällt. Punkt. Keine Pointe.
Die Stadt schreibt außerdem an die „Platanenpower“, man müsse angesichts der nahezu leeren Stadtkasse auch den finanziellen Wert des Grundstücks berücksichtigen. Ich habe deshalb nachgefragt, was die Stadt auf dem Gelände vorhat. Antwort: „Denkbar ist eine straßenbegleitende Bebauung mit einer gemischten Nutzung“. Da, wo einmal die Aral-Tankstelle stand, kommen wahrscheinlich Wohnungen und Geschäfte hin.
#4 Wie geht’s jetzt weiter?
In dem Schreiben an die „Platanenpower“ nennt die Stadt eine Fläche, an der sie sich „eine kleine zentrale Grünfläche“ vorstellen kann, die „in Anlehnung an das Konzept Tiny Forests“ gestaltet wird. Dieses Grundstück befindet sich in dem neuen Baugebiet am Albersloher Weg, südlich der Hiltruper Straße – und damit ziemlich weit ab vom Schuss. Das Wäldchen, das eigentlich angelegt werden soll, um die Stadt herunterzukühlen, würde dort wohl auch eher geringe Effekte aufs Stadtklima haben.
Die Stadt möchte aber noch weitere Grundstücke prüfen. Eine Prüffläche befindet sich im Südviertel, auf dem Gelände der ehemaligen Josefschule. Dort, wo die Sporthalle stand, soll eine Grünfläche entstehen, möglicherweise mit Tiny Forest. Eine Vorlage dazu sei gerade in Arbeit, teilt uns die Stadt mit.
#5 Gibt es nicht schon eine Art Tiny Forest in Münster?
Tatsächlich gibt es so etwas Ähnliches bereits in Kinderhaus: das Zimmermannsche Wäldchen. Seit dem Abriss einer Villa vor mehr als fünfzig Jahren wuchert das Gelände gegenüber der JET-Tankstelle zu. Was das Wäldchen für das Klima in Kinderhaus leistet, hat die Stadt im Bebauungsplan dokumentiert.
Wunderbar. Problem nur: Seit das Grundstück der Stroetmann-Gruppe gehört, ist ungewiss, ob das Zimmermannsche Wäldchen in Kinderhaus erhalten bleibt. Das Unternehmen möchte dort einen Edeka-Markt bauen. Im vergangenen Jahr hatte Stroetmann immer wieder Bäume gefällt (mehr über den Konflikt können Sie in diesem und diesem RUMS-Brief nachlesen).
Wie sieht’s heute aus? Franz Schwarte von der Bürgerinitiative „Pro Zimmermannsches Wäldchen“ sagt am Telefon, es seien keine Bäume mehr abgeholzt worden. Im Gegenteil. Die Bürgerinitiative habe sich mit der aktivistischen Gruppe „Zimmi bleibt“ zusammengetan und pflanze immer wieder Bäume nach. Vor allem an den Stellen, an denen einige Leute aus der Nachbarschaft gerne Gartenabfälle entsorgt haben.
Außerdem haben die Aktivist:innen von „Zimmi bleibt“, zu denen Biolog:innen und Forstwirt:innen gehören, angefangen, den Wald zu bestimmen, sagt Franz Schwarte. Heißt: die Namen für jeden Baum, jeden Strauch und jedes Insekt heraussuchen und aufschreiben. Der evangelische Markuskindergarten nebenan würde den Wald außerdem für pädagogische Angebote mit den Kindern nutzen. Auch ein Kindergottesdienst soll im Zimmermannschen Wäldchen stattfinden, sagt Schwarte. Für die Nachbarschaft gebe es auch Angebote: Immer wieder bieten die Gruppen Spaziergänge durch den Miniwald an.
Strich drunter. Das Zimmermannsche Wäldchen erfüllt eine wichtige biologische Funktion für Kinderhaus. Ehrenamtliche aus der Nachbarschaft kümmern sich um den Wald und bieten didaktische Angebote an. Das Waldstück ist zwar nirgends als Tiny Forest ausgewiesen, faktisch kommt es dem Konzept aber sehr nahe.
#6 Und was bringt das?
Pro Jahr spart ein Mini-Stadtwald ungefähr 125 Kilogramm CO2. Außerdem erhöhen Tiny Forests die Biodiversität in der Stadt, indem sie Insekten, Amphibien und anderen Tieren einen Lebensort bieten. Zu diesen Ergebnissen ist der Biologe Fabrice Ottburg von der Universität Wageningen gekommen. Er hat elf Tiny Forests in den Niederlanden untersucht und im Bennohaus seine Forschungsergebnisse vorgestellt.
Auch Thomas Kemper vom Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz hat bei der Veranstaltung eine Einschätzung abgegeben. Die lautet: „Miniwälder haben einen begrenzten Effekt.“ Zum Beispiel steigern sie tagsüber die Aufenthaltsqualität und kühlen nachts die direkte Umgebung ab. Je nachdem welche Bäume angepflanzt werden, können sie auch Wasser speichern und somit Münster als Schwammstadt unterstützen. Wichtig ist aber: Tiny Forests alleine reichen nicht aus. In Kombination mit anderen Klimaschutzprojekten ist ihre Wirkung am stärksten. (sfo)
Korrekturhinweis: Wir haben den Abschnitt über die Versiegelung in Münster präzisiert (RUMS-Brief). In einer früheren Version erweckte die Formulierung den Eindruck, es ginge ums gesamte Stadtgebiet. Tatsächlich geht es nur um versiegelten Siedlungsraum. Vielen Dank an die aufmerksamen Leser, die uns auf die Ungenauigkeit hingewiesen haben.
Grüße aus dem Urlaub
Urlaubsfotos von Pärchen sehen zugegebenermaßen anders aus — erst recht von einem romantischen Tête-à-Tête. Doch das sogenannte „Tambacher Liebespaar“ stammt aus dem Erdzeitalter Perm, das vor etwa 250 Millionen Jahren endete. Die beiden Kreaturen, die zur Gattung Seymouria sanjuanensis (Landwirbeltier) gehören, dürften allerdings recht unfreiwillig nebeneinander zu Fossilien geworden sein. Unsere Lektorin Maria Schubarth hat sie zwar nicht selbst vorgefunden, aber an der Ausgrabungsstätte Bromacker bei Tambach-Dietharz ein Loch, das gewissermaßen nur innerhalb weniger Meter direkt nach Nordamerika führt. Genau genommen in die atemberaubende Tiefe der Erdgeschichte von vor 290 Millionen Jahren, als die Kontinente von heute zum Superkontinent Pangäa gehörten. Weitere Exemplare der Gattung Seymouria sanjuanensis sind nur aus den Bundesstaaten Utah und New Mexico bekannt. (msch)
Heute eine kleine Premiere. Wir haben eine neue Rubrik, die im RUMS-Brief immer mal wieder auftauchen wird, wenn wir feststellen: In der Redaktion haben wir zu einem Thema sehr unterschiedliche Meinungen.
In der ersten Folge geht es um den Hamburger Tunnel. Die Stadt hat in dieser Woche vorgestellt, wie der Durchgang nach dem Umbau aussehen wird. Sehr viel heller, man soll sich, so schreibt die Stadt, wie in einem Wald fühlen. An den Wänden werden auf beleuchteten Glasplatten Bäume zu sehen sein. Außerdem wird man Waldgeräusche hören. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Behet-Bondzio-Lin.
Ich halte das für keine gute Idee, denn…
… der Umbau löst das eigentliche Problem nicht. Klar, der Hamburger Tunnel ist dunkel. Und da stinkt es nach Urin. So gesehen, verstehe ich schon, dass der Hamburger Tunnel aufgehübscht werden muss. Für obdachlose Menschen ist der Hamburger Tunnel aber auch ein Ort, an dem sie Pause machen oder übernachten können, gerade wenn es kalt ist oder regnet. Nach dem Umbau wäre das nicht mehr möglich. Laut dem Plan soll der Hamburger Tunnel rund um die Uhr beleuchtet und beschallt werden. Das würde die Vertreibung aus dem Bahnhofsviertel weiter in Gang setzen, die mit dem Bau des Hansators und der Umgestaltung des Bremer Platzes (bei dem zwei Drittel der Fläche für die Szene verloren gegangen ist) begonnen hat. Ich sage nicht, dass ich es befürworte, wenn Menschen auf der Straße schlafen. Ganz im Gegenteil. Ich bin aber gegen defensive Architektur. So nennt man in der Stadtplanung die kleinen Grausamkeiten, die Obdachlosen das Leben in der Stadt erschweren sollen. Meinetwegen kann man den Hamburger Tunnel verschönern, aber nur wenn die Stadt gleichzeitig mehr Geld für Sozialarbeit und Wohnraumbeschaffung im Bahnhofsviertel ausgibt. Sonst kommt bei den Schwächsten nur die Botschaft an: Ihr seid hier nicht mehr erwünscht. (sfo)
Andererseits sagt Ralf Heimann:
Es geht hier um die Interessen sehr vieler Menschen. Für die größte Gruppe ist der Tunnel am Bremer Platz eine Verkehrsverbindung, die viele Menschen nutzen, weil es nicht anders geht. Es stinkt nach Urin, nachts ist es ein Angstraum, dann noch neben dem Bahnhof, wo man sich eh nicht sicher fühlt. Das betrifft Tausende, auf der anderen Seite stehen eine Handvoll obdachlose Menschen, die im Tunnel Zuflucht finden. Nur, wäre es nicht besser, den Tunnel so umzubauen, dass er möglichst hell und wenig angsteinflößend ist – und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass obdachlose Menschen nicht in einem stinkenden Tunnel übernachten müssen. Ich hielte das für die bessere Lösung. (rhe)
+++ Hans Eder hat in seiner Bachelorarbeit untersucht, wie sich die Klimakrise auf freie Träger der Sozialen Arbeit auswirkt und ist dafür mit dem Hochschulpreis der FH Münster ausgezeichnet worden. Wie die FH in einer Pressemitteilung schreibt, hat Eder festgestellt, dass viele Träger schon etwas für den Klimaschutz machen, aber oft nur in kleinem Rahmen und unsystematisch. Eder schlägt diesen Organisationen „systemisches Management“ vor. Das bedeutet, Organisationen wie lebendige Systeme zu betrachten, zu schauen, wie Entscheidungen getroffen werden und welche Folgen sie haben. Laut Eder kann das helfen, Entscheidungen nachhaltiger zu machen und die Organisationskultur zu verbessern. (rhe)
+++ Der Meteorologe Frank Böttcher sagt: „Machen wir uns nichts vor. Der Klimawandel hat uns überholt. Es geht um Schadensbegrenzung.“ Böttcher, Experte für Extremwetter, wird bei einer Veranstaltung in der Reihe „Domgedanken“ am 28. August (Mittwoch) um 18:30 Uhr im Dom darüber sprechen, was Klimawandel bedeutet und warum es wichtig ist, sich auf die Veränderungen einzustellen. Der Eintritt ist kostenlos, Spenden für die „Bischof-Hermann-Stiftung“ sind willkommen. Das Bistum überträgt den Vortrag auch online. (rhe)
Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
Am Dienstag stand im RUMS-Brief, die Stadt stelle im Herbst den Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit vor. Zu früh gefreut. Dann gibt es die Zwischenergebnisse. Der fertige Plan wird nächstes Jahr veröffentlicht. (sfo)
+++ Bischof Felix Genn möchte im kommenden Jahr seinen Dienst beenden und dazu Papst Franziskus um seine Emeritierung bitten. (Domradio)
+++ Der Religionssoziologe Detlef Pollack hat in dieser Woche in einem Essay und im Podcast der Uni Münster erklärt, warum so viele Menschen im Osten die etablierten Parteien ablehnen und mit der AfD sympathisieren. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, Uni Münster)
+++ Ein internationales Kollektiv aus den drei Kuratorinnen Ivet Ćurlin, Sabina Sabolović und Nataša Ilić übernimmt die künstlerische Leitung der Skulptur-Projekte in drei Jahren. (Stadt Münster)
+++ Das Spiel der Preußen morgen um 13 Uhr gegen Kaiserslautern ist ausverkauft, aber live beim Bezahlsender Sky zu sehen oder im Liveticker des Vereins. (Faninformation des Vereins)
+++ Wer in Münster wohnt und Vollzeit arbeitet, verdient im Schnitt 4.038 Euro brutto im Monat oder 48.456 Euro im Jahr. (Zeit Online)
+++ Die Stadtverwaltung will das Theater für knapp neun Millionen Euro energieeffizienter machen und das Verwaltungsgebäude aufstocken, braucht aber noch die Zustimmung des Rates. (Verwaltungspapier)
+++ Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat sich in einem handgeschriebenen Brief bei Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe für den herzlichen Empfang und die Verleihung des Internationalen Preises des Westfälischen Friedens im Mai bedankt. (Antenne Münster)
+++ Obwohl die Drogenszene am Bremer Platz jetzt ihren eigenen Bereich hat, gibt es weiterhin Probleme, weil die Drogengeschäfte teilweise im Hansaviertel stattfinden. (WDR)
+++ Die neue Gesamtschule Münster-West in Roxel hat mit 109 Schülerinnen und Schülern und 14 Lehrkräften ihren Betrieb gestartet. (Stadt Münster)
+++ Die Stadt Münster hat angefangen, die Südseite des Hafens zu einer „Flaniermeile“ umzubauen und zeigt auf zwei Abbildungen, wie es dort zukünftig aussehen soll. (Stadt Münster)
Schräg gegenüber vom Bühneneingang findet sich die Vinothek am Theater. In mediterran angehauchter Atmosphäre gibt es auf der Terrasse oder drinnen Weine und verschiedene Gerichte zu verkosten. Empfehlen können wir zum Beispiel den Spätburgunder (die Nummer 8 auf der Karte), ein erfrischender Weißwein aus roten Trauben. Dazu passt ein Tapas- oder Käseteller, es gibt aber auch warme Speisen wie Spätzle, Lammgerichte oder Pasta (ebenfalls als Mittagsangebot). Nach Hause mitnehmen können Sie die Weine, sie könnten Ihnen an anderen Orten in Münster begegnen; die Vinothek beliefert verschiedene Gaststätten in der Umgebung und hat einen Lieferservice für Privatpersonen. Geöffnet ist die Vinothek montags bis samstags von 12 Uhr bis Mitternacht (montags bis 23 Uhr).
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Annalena Zernott für Sie in den Kalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ „Ist reich das Gegenteil von arm?“ – Dieser Frage widmet sich das Theater Münster in der kommenden Spielzeit, die morgen um 12 Uhr beginnt. Im ganzen Haus gibt es bei freiem Eintritt verschiedene Angebote für die ganze Familie: eine Orchesterrallye, Ballett-Training und kreative Angebote im Foyer wie Verkleiden, Gesang, Maskenbauen und Karaokesingen. Schauspieler:innen geben Einführungen in Schauspiel und ins Schreien auf der Bühne. Um 19:30 Uhr findet die Premiere der Operngala im großen Haus statt (es gibt noch Karten). Danach wird gefeiert. Das ganze Programm des Theaterfestes finden Sie hier.
+++ Morgen und Sonntag ist rund um die Kreuzkirche das Kreuzviertelfest. Es gibt viele Stände, Musik und Programm auf zwei Bühnen. Ein Höhepunkt: das Rudelsingen am Samstag ab 19:15 Uhr (hier zu sehen im Video). Das Programm steht auf der Facebook-Seite.
+++ Tradition hat mittlerweile auch die große „Christopher Street Day“-Demo als Abschluss der „Pride Weeks“. Am Samstag geht es ab 12 Uhr auf dem Prinzipalmarkt los, um 14 Uhr setzt sich der Umzug in Richtung Aaseekugeln in Bewegung. Dort gibt es ein Programm mit Live-Musik, Tanz und Workshops, die sich mit Themen der LGBTIAQ+-Community befassen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
+++ Und noch ein Tipp für Samstagabend: Bei der Münsteraner Lesenacht „Morbides Münster“ lesen mehrere Autor:innen ab 19:00 Uhr in der Heilen Welt-Kneipe (passenderweise) Texte aus den Genres Grusel, Horror und Thriller. Der Eintritt ist frei, Einzelheiten hier.
+++ Am Sonntag um 11 Uhr beginnt auf der Wiese hinter der Westfälischen Schule für Musik auf dem alten Zoogelände zum 13. Mal ein „Britnic“, also ein Picknick im britischen Stil. Bis 15 Uhr können Sie sich mit ihrer Picknickdecke dazusetzen und das Programm ansehen: unter anderem eine Hundevorstellung mit Welsh Corgis, einen Cupcake-Wettbewerb und einen „Tweed Ride“, eine Art gemeinsame Ausfahrt historischer Fahrräder inklusive passender Kleidung. Dazu müssen Sie sich allerdings anmelden. Einzelheiten hier. Weitere Infos hier.
+++ „Bürohengst“, „Computermaus“, „Hamsterrad“ – wir scheinen den Büroalltag sprachlich mit dem Tierreich zu vergleichen, warum auch immer. Die Künstlerin Tashina Mende hat diese Alltagsmetaphern zu der Performance „Bürokratier“ inspiriert, die sie morgen und übermorgen jeweils um 15 und 18 Uhr in dem leerstehenden Gebäude an der Königsstraße 44 aufführen wird. Tickets bekommen Sie hier. Der Eintritt kostet knapp 26 Euro, um genau zu sein: 25,89 Euro.
Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Jan Große Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Annalena Zernott (aze), Maria Schubarth (msch) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
In vier Wochen bekommen wir wieder Besuch von der Reportageschule Reutlingen, in diesem Jahr zum fünften Mal. Zwölf Reporterinnen und Reporter recherchieren eine Woche lang in Münster. Das sind junge Menschen, die schon für überregionale Medien schreiben und ein Jahr lang eine Weiterbildung zum Thema Reportage machen. In der nächsten Woche stellen wir sie in einem separaten Newsletter vor. Falls Sie jetzt schon wissen, dass Sie uns für ein paar Tage ein Fahrrad ausleihen oder ein Bett zur Verfügung stellen können, freuen wir uns über eine Nachricht. Und wenn Sie ein Thema im Kopf haben, von dem Sie denken: Darüber würde ich gerne mal eine Reportage lesen, schreiben Sie uns. Wir freuen uns über Vorschläge. (rhe)
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