Die Kolumne von Dina El Omari | Wie Begegnungen und Dialog auf Augenhöhe funktionieren können

Porträt von Dina El Omari
Mit Dina El Omari

Guten Tag,

neulich saß ich in einem interreligiösen Podium gemeinsam mit einem jüdischen Kollegen und einer christlichen Kollegin, Michel Bollag vom Zürcher Lehrhaus und Edith Petschnigg von der Universität Graz, und wir sprachen über unsere interreligiöse Arbeit und allen damit zusammenhängenden Chancen und Herausforderungen.

Wir waren uns alle einig: Auch wenn es aktuell besonders schwere Zeiten sind, die einen manchmal ratlos und auch frustriert zurücklassen, ist es gerade umso wichtiger, dass wir uns weiter begegnen und im Gespräch bleiben. Aufgeben ist keine Option.

Warum Dialog zwischen den Religionen wichtig ist

Interreligiöser Dialog und interreligiöse Begegnungen verlaufen nie als ein linearer Prozess, vielmehr haben wir es überall dort, wo wir es mit Diversität und Pluralität zu tun haben mit stetigen Prozessen der Öffnung und der Schließung zu tun. Dafür gibt es eine Vielzahl an Gründen, seien sie politischer, religiöser, gesellschaftlicher, soziokultureller, ideologischer oder persönlicher Natur.

Die Grundlage für einen gelingenden Austausch ist letztendlich die Bereitschaft, sich mit meinem Gegenüber auf Augenhöhe und voller Wertschätzung, mit viel Empathie zu begegnen. Dabei ist zentral, dass ich mein Gegenüber nicht nur passiv wahrnehme, sondern dass ich auch bereit bin, die Welt aus seinen Augen zu sehen und zu verstehen.

Anonymer Briefkasten

Anonymer Briefkasten

Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.

zum anonymen Briefkasten

Ich muss dafür nicht mit allen Ansichten einverstanden sein, aber möglicherweise kann die eine oder andere Perspektive meine eigene sogar bereichern. So verstanden sind interreligiöse Begegnungen ein höchst dynamischer Prozess des Wandels, des Wachstums, aber auch der Selbstpositionierung.

Begegnung braucht Empathie

Damit dieser Prozess gelingen kann, und auch hier waren wir uns alle einig, sollte das Menschsein im Fokus der Begegnungen stehen. Denn wenn wir uns zunächst als Menschen mit all unseren Emotionen und Erfahrungen ohne irgendwelche Labels begegnen, dann haben wir das Verbindende und nicht das Trennende im Blick. Und es sind diese zutiefst menschlichen Begegnungen, die den Kern einer jeden Religion ausmachen.

Abo-Aktion RUMS+1

RUMS weiterempfehlen und schöne Prämien bekommen!

Das Restaurant Olive und Meer mit Holztischen, Stühlen und einem Regal voller Weine. An der Wand stehen Getränkepreise und eine Getränkekühltruhe ist zu sehen.

Das geht ganz einfach über unseren Button unten: persönlichen Link erstellen und an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis schicken!

Als Dankeschön haben wir viele ganz besondere Prämien für Sie, unter anderem schenken wir Ihnen ein Wein-Tasting Gourmet mit Tapas bei Olive & Meer am 30. April 2025 von 18 bis 21:30 Uhr. Sie haben bereits jemanden geworben und Ihnen gefällt diese Prämie? Dann schreiben Sie uns gern eine kurze E-Mail.

Alle, die RUMS über ihren persönlichen Link weiterempfehlen, kommen automatisch in unseren Prämien-Lostopf und haben so eine Chance auf eine unserer schönen Prämien. Und jede geworbene Person übrigens auch.

Machen Sie mit, wir freuen uns!

Das wird besonders anschaulich an einer Erzählung über den Propheten Muhammad, der einmal erzählt haben soll, dass ein Mann nach seinem Tod vor Gott stand und Gott zu ihm gesagt habe: „Du hast mir nichts zu essen gegeben, als ich hungerte, du hast mir nichts zu trinken gegeben, als ich durstete und du hast mich nicht besucht, als ich erkrankte.“

Da soll der Mann Gott gefragt haben: „Aber wie ist das möglich? Du bist doch Gott und hungerst, durstest und erkrankst nicht!“ Da antwortete ihm Gott: „Als dein Nachbar krank war, hast du ihn nicht besucht, hättest du ihn besucht, hättest du mich dort gefunden. Und das Gleiche gilt für den Hungrigen und Durstigen.“

Sie möchten dieses Thema mit anderen Leser:innen diskutieren oder uns Hinweise geben

Nutzen Sie einfach unsere Kommentarfunktion unterhalb dieses Textes. Wenn Sie diese Kolumne gerade als E-Mail lesen, klicken Sie auf den folgenden Link, um den Text auf unserer Website aufzurufen:

diese Kolumne kommentieren

Diese Erzählung macht deutlich: Wir begegnen Gott in jeder Situation der Menschlichkeit, denn jeder Mensch trägt einen Gottesfunken in sich. So heißt es im Koran: „Ich werde einen Menschen aus trockenem, tönendem Lehm, aus schwarzem, zu Gestalt gebildetem Schlamm schaffen. Wenn ich ihn dann geformt und ihm meinen Geist eingehaucht habe, dann fallt [gemeint sind die Engel] vor ihm nieder!“ Dieser Gottesgeist ist nicht nur die direkte Verbindung zum Göttlichen, sondern kann auch das verbindende Element unter den Menschen sein.

Gemeinsamkeit schaffen

Dabei können uns Momente des gemeinsamen Glücks, aber auch des gemeinsamen Leids besonders zusammenführen und eine tiefe Verbindung schaffen. Michel Bollag machte dies besonders schön deutlich, als er von einer jüdisch-muslimischen Gruppe sprach, die ihr Leid angesichts der katastrophalen Ereignisse in Israel und dem Gazastreifen gemeinsam verarbeitet, fernab von Schuldzuweisungen.

Es geht einzig und allein darum, sich gegenseitig Kraft zu spenden und den Schmerz gemeinsam zu verarbeiten. Solche Initiativen machen Mut und zeigen: Es lohnt sich immer, für Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt einzustehen. Dafür müssen wir nur immer wieder in die Begegnung gehen und dürfen uns nicht entmutigen lassen, wenn diese Begegnungen nicht immer so verlaufen, wie wir es uns erhofft haben.

Wer sich öffnet, zeigt sich immer auch ein Stück verletzlich, was wiederum mit Ängsten verbunden ist – aber nur, wenn wir diese Ängste immer wieder überwinden, können wir uns ernsthaft mit anderen verbinden.

Herzliche Grüße
Ihre Dina El Omari

Porträt von Dina El Omari

Dina El Omari

… ist Professorin für interkulturelle Religionspädagogik am Zentrum für Islamische Theologie. Sie forscht und lehrt zu den Themen feministische und geschlechtersensible islamische Theologie, interreligiöses Lernen sowie islamische Textwissenschaften.

Die Kolumne

Immer sonntags schicken wir Ihnen eine Kolumne. Das sind Texte, in denen unsere acht Kolumnistinnen und Kolumnisten Themen analysieren, bewerten und kommentieren. Die Texte geben ihre eigene Meinung wieder, nicht die der Redaktion. Mitgliedschaften in politischen Parteien oder Organisationen machen wir transparent. Wenn Sie zu den Themen der Kolumnen andere Meinungen haben, schreiben Sie uns gern. Wenn Sie möchten, veröffentlichen wir Ihre Zuschrift im RUMS-Brief. Wenn Sie in unseren Texten Fehler finden, freuen wir uns über Hinweise. Die Korrekturen veröffentlichen wir ebenfalls im RUMS-Brief.

Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Wir haben Ihnen diesen Artikel kostenlos freigeschaltet. Doch das ist nur eine Ausnahme. Denn RUMS ist normalerweise kostenpflichtig (warum, lesen Sie hier).

Mit einem Abo bekommen Sie:

  • 2x pro Woche unsere Briefe per E-Mail, dazu sonntags eine Kolumne von wechselnden Autor:innen
  • vollen Zugriff auf alle Beiträge, Reportagen und Briefe auf der Website
  • Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen: Die ersten 6 Monate zahlen Sie nur einen Euro.

Wir freuen uns sehr, wenn wir Sie ab heute in der RUMS-Community begrüßen dürfen!

Bitte melden Sie sich an, um zu kommentieren.
Anmelden oder registrieren