Klimastudie für Münster | Ad hoc? Maßnahmen? | Reportageschule

Müns­ter, 17. Sep­tem­ber 2021

Guten Tag,

wir hat­ten es ja am Diens­tag schon kurz ange­kün­digt: Wir beschäf­ti­gen uns heu­te mit der Kon­zept­stu­die für Müns­ters Kli­ma­neu­tra­li­tät. Aber bevor wir inhalt­lich durch­stei­gen, kommt eine klei­ne Kor­rek­tur­mel­dung: Wir hat­ten am Diens­tag geschrie­ben, die Stu­die habe 52 Sei­ten. Da waren wir zum Fei­er­abend ein biss­chen in Eile und haben uns ver­guckt. 52 Sei­ten hat näm­lich nur der Anhang. Die Stu­die, die vor dem Anhang steht, hat selbst noch­mal 72 Sei­ten, ins­ge­samt sind es also 124 Sei­ten Text und geball­te Informationen.

Dar­an sehen Sie schon, es kommt Gro­ßes auf uns zu. Und das merkt man auch an der Wort­wahl. Das Wort „Trans­for­ma­ti­on“ taucht auf den 124 Sei­ten 43-mal auf, im Schnitt also auf gut jeder drit­ten Sei­te. Manch­mal wird es noch durch Adjek­ti­ve ver­stärkt, dann ist zum Bei­spiel von einer „umfas­sen­den“ Trans­for­ma­ti­on die Rede. So etwas ist eigent­lich über­flüs­sig, weil eine Trans­for­ma­ti­on immer umfas­send ist, aber hier soll wohl alles wirk­lich so rich­tig umge­krem­pelt wer­den und jede:r soll die Dring­lich­keit begreifen.

Immens, tiefgreifend, grundlegend

Die­ses Umkrem­peln geht natür­lich auch nicht ein­fach so, son­dern durch „immense Anstren­gun­gen“. Und die Mitarbeiter:innen im Amt für Kom­mu­ni­ka­ti­on, die sich mit Spra­che ja auch ganz gut aus­ken­nen, erhö­hen in der Pres­se­mit­tei­lung zur Kli­ma­stu­die auf einen „tief­grei­fen­den Wan­del“ und „grund­le­gen­de Systemumbrüche“.

Puh. Dann fan­gen wir wohl bes­ser direkt mal damit an, oder?

Was Müns­ter alles tun müss­te, um bis 2030 kli­ma­neu­tral zu wer­den, hat­te ich im Juni schon mal zusam­men­ge­fasst. Damals gab es erst eine Kurz­fas­sung der Kli­ma­stu­die. Im aus­führ­li­chen Bericht, mit dem sich die Poli­tik seit die­ser Woche und noch bis Ende des Monats in ver­schie­de­nen Gre­mi­en beschäf­tigt, steht nun etwas Neu­es: eine Lis­te mit „Ad-hoc-Maß­nah­men“. Das klingt sehr ent­schlos­sen. Und es kommt noch bes­ser: Die Ad-hoc-Maß­nah­men sol­len „kurz­fris­tig und mit sofor­ti­gen Wir­kun­gen ver­bun­den“ und „in eine unmit­tel­ba­re Umset­zung noch im Jahr 2021 zu brin­gen“ sein. Also spa­ren wir jetzt direkt ganz viel CO2?

Nein, der Kata­log ist eher als ers­ter Auf­schlag gedacht, er ist ein Anfang. Vie­les, was auf der Lis­te steht, ist nicht ad hoc zu machen. Und auch nicht alles, was drauf­steht, sind tat­säch­lich kon­kre­te Maß­nah­men. Gehen wir die Din­ge ein­mal durch:

  • Effi­zi­enz­haus-Stan­dard bei neu­en Gebäu­den: Neue Wohn- und Geschäfts­ge­bäu­de müs­sen den Stan­dard KfW-Effi­zi­enz­ge­bäu­de 40 erfül­len. Das heißt: Sie dür­fen durch eine gute Wär­me­däm­mung 60 Pro­zent weni­ger Ener­gie ver­brau­chen als ein gleich gro­ßes Haus ohne Ener­gie­ef­fi­zi­enz­klas­se. Die­ser Stan­dard ist aber jetzt noch nicht ver­pflich­tend. Die Stadt­ver­wal­tung hat dazu einen Beschluss­vor­schlag erar­bei­tet, mit dem sich die Poli­tik nächs­te Woche im Umwelt­aus­schuss und spä­ter in wei­te­ren Aus­schüs­sen und im Rat befas­sen wird.
  • Solar­an­la­gen-Pflicht: Wer ein neu­es Haus oder Geschäfts­ge­bäu­de baut, muss eine Solar­an­la­ge auf dem Dach instal­lie­ren. Auch die­se Pflicht gilt noch nicht. Sie steht in der­sel­ben Rats­vor­la­ge wie der Effi­zi­enz­haus-Stan­dard, wird also auch in den nächs­ten Wochen dis­ku­tiert und am 29. Sep­tem­ber im Rat beschlos­sen oder abgelehnt.
  • För­der­pro­gramm für Nicht­wohn­ge­bäu­de: Bis­her kön­nen schon Eigentümer:innen von Wohn­ge­bäu­den För­der­gel­der für Solar­an­la­gen und ener­ge­ti­sche Sanie­rung bean­tra­gen. So etwas soll jetzt auch für Nicht­wohn­ge­bäu­de kom­men. Die Ver­wal­tung arbei­tet an dem Pro­gramm, es soll im zwei­ten Quar­tal 2022 fer­tig sein.
  • Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gie: Hier kommt wie­der die Trans­for­ma­ti­on ins Spiel, und zwar die gesell­schaft­li­che. Ver­wal­tung und Poli­tik kön­nen alles Mög­li­che ansto­ßen und för­dern. Aber Kli­ma­neu­tra­li­tät ist nur zu schaf­fen, wenn auch die Bürger:innen mit­ma­chen. Und damit sie mit­ma­chen, braucht die Stadt eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gie. Wie die sein soll? Klar: inno­va­tiv. Und Ende des Jah­res fer­tig. Wann dadurch indi­rekt CO2 ein­ge­spart wird, ist schwer ein­zu­schät­zen und noch schwe­rer zu messen.
  • Kli­ma­neu­tra­le Stadt­ver­wal­tung: Ein Hand­lungs­pro­gramm ist in Arbeit und soll Ende des Jah­res der Poli­tik vor­ge­legt wer­den. Ein wich­ti­ger Punkt: Die städ­ti­schen Gebäu­de sol­len bis 2030 kli­ma­neu­tral sein.
  • 100 Pro­zent Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien: Das haben die Stadt­wer­ke sich bis 2030 vor­ge­nom­men. Ers­tes Etap­pen­ziel ist 2024, ab dann wol­len sie weder Atom- noch Koh­lestrom anbie­ten. Für die sechs Jah­re, bis Müns­ter nur noch erneu­er­ba­re Ener­gie nutzt, bleibt also noch die Ener­gie­quel­le Erd­gas. Die hat einen bes­se­ren Ruf als Koh­le, ist aber nicht bes­ser.
  • Kal­te Nah­wär­me: Ja, Sie haben rich­tig gele­sen, kal­te Wär­me. Nied­ri­ge Tem­pe­ra­tu­ren in Boden, Gewäs­sern und Luft oder auch die Abwär­me von Indus­trie­an­la­gen wer­den genutzt, um eine Flüs­sig­keit zu erwär­men. Dar­aus wird Heiz­ener­gie (wenn Sie das genau­er wis­sen wol­len: hier ent­lang). In Albach­ten läuft ein Pilot­pro­jekt. Die Stadt­wer­ke sol­len prü­fen, ob das Prin­zip spä­ter in neu­en Wohn­ge­bie­ten genutzt wer­den kann. Schö­ne Idee, aber nicht ganz so ad hoc.
  • Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen in der Alt­stadt: Das Rats­bünd­nis hat zusam­men mit der dama­li­gen Rats­grup­pe Die Partei/ÖDP einen Antrag ein­ge­bracht, um Solar­an­la­gen auch in der Alt­stadt zu erlau­ben. Der Rat wird sich dem­nächst damit beschäftigen.
  • Ener­ge­ti­sche Sanie­rungs­sat­zung: Die Stadt könn­te soge­nann­te Sanie­rungs­ge­bie­te fest­le­gen. Nicht erschre­cken: Das bedeu­tet nicht, dass jede:r Eigentümer:in inner­halb die­ser Gebie­te sein Haus sanie­ren müss­te. Son­dern dass jede:r, die oder der die Bau­sub­stanz sei­nes Hau­ses saniert, es dann auch gleich ener­ge­tisch fit machen muss, wie mir Nach­hal­tig­keits­de­zer­nent Mat­thi­as Peck in einem Gespräch zur Kli­ma­stu­die erklär­te. Falls der Rat dem­nächst dem Maß­nah­men­ka­ta­log zustimmt, wird die Ver­wal­tung prü­fen, ob und wie so eine Vor­schrift in Müns­ter umge­setzt wer­den könnte.
  • Ener­gie­nut­zung und stra­te­gi­sche Wär­me­pla­nung: Auch ein ganz neu­es Vor­ha­ben, das die Ver­wal­tung (nach Auf­trag durch die Poli­tik) erst ein­mal ent­wi­ckeln müss­te. Das Ziel wäre ein Wär­me- und Käl­te­ka­tas­ter, um (ähn­lich wie bei der kal­ten Nah­wär­me) natür­li­che Wär­me- und Käl­te­quel­len in der Stadt zum Hei­zen oder Küh­len zu nutzen.
  • Mobi­li­täts­wen­de: Zuge­ge­ben, den Punkt habe ich mit die­sem einen Begriff etwas ver­ein­facht zusam­men­ge­fasst. Tat­säch­lich ist es etwas sper­ri­ger for­mu­liert: „Redu­zie­rung des Indi­vi­du­al­ver­kehrs und Aus­bau des Umwelt­ver­bun­des“. Oder kurz: weni­ger Autos, mehr Bus­se, Bah­nen und Fahr­rä­der. Als Mit­tel für die Umset­zung wer­den unter ande­rem der Mas­ter­plan Mobi­li­tät 2035+, das Rad­ver­kehrs­kon­zept 2025 und das Pro­jekt Müns­ter­land-S-Bahn genannt. Die­se Plä­ne und Pro­jek­te sind in Vor­be­rei­tung. Kon­kre­te Maß­nah­men wer­den in der Beschluss­vor­la­ge, die die Ver­wal­tung für den Rat erstellt hat, nicht genannt.
    In der Kon­zept­stu­die sah die­ser Punkt noch etwas anders aus. Dar­in hat­ten die Autor:innen vor­ge­schla­gen, Stadt­tei­le aus­zu­su­chen, die auto­frei wer­den könn­ten, Metro­bus- und On-Demand-Sys­te­me für ein auto­frei­es Ver­kehrs­netz sowie eine öffent­li­che Lade­infra­struk­tur für Elek­tro­fahr­zeu­ge zu pla­nen (falls Sie das nach­le­sen möch­ten, das steht in der Stu­die im Kapi­tel 8 ab Sei­te 67). Ich habe bei der Stadt nach­ge­fragt, war­um die­se Vor­schlä­ge nicht in die Beschluss­lis­te für die Poli­tik über­nom­men wur­den. Das Amt für Mobi­li­tät sag­te mir, sie wür­den ohne­hin im Mas­ter­plan Mobi­li­tät auftauchen.

Was bringt das alles?

Wenn alle elf Vor­ha­ben umge­setzt wer­den, kann die Stadt laut Bericht bis 2030 ins­ge­samt 250.000 Ton­nen CO2 ein­spa­ren. Zur Ein­ord­nung: Allein im Jahr 2019 sind 1,9 Mil­lio­nen Ton­nen CO2-Emis­sio­nen angefallen.

Knapp ein Drit­tel davon hat der Ver­kehr ver­ur­sacht. Und aus­ge­rech­net in die­sem Sek­tor sieht die Lis­te ja nun so gar nicht ad hoc aus. „Redu­zie­rung des Indi­vi­du­al­ver­kehrs“ ist bes­ten­falls ein vages Vor­ha­ben. Bis­her klappt das auch noch nicht, im Gegen­teil: Es wer­den immer mehr Autos (damit liegt Müns­ter im bun­des­wei­ten Trend). Und wir hat­ten es ja schon ein paar­mal geschrie­ben: Auf die S-Bahn kön­nen wir noch eini­ge Jah­re war­ten.

Im Ver­kehrs­aus­schuss am Mitt­woch kam der letz­te Punkt auf der Lis­te erwar­tungs­ge­mäß auch nicht bei allen gut an. Vor allem die Grü­nen for­der­ten die Ver­wal­tung auf, kon­kre­te­re Maß­nah­men zu erar­bei­ten. Stadt­bau­rat Robin Denstorff sag­te dazu, die Maß­nah­men stün­den ja schon in den Kon­zep­ten und müss­ten nicht jedes Mal ein­zeln auf­ge­lis­tet werden.

Der Maßnahmenkatalog ist auch Kommunikation

Am Ende ent­schie­den sich die Politiker:innen im Ver­kehrs­aus­schuss, noch nicht über die Stu­die und die Ad-hoc-Maß­nah­men zu ent­schei­den. Das Papier wird nächs­te und über­nächs­te Woche in wei­te­ren Aus­schüs­sen bespro­chen, abge­stimmt wird am 29. Sep­tem­ber im Rat. Bis dahin wer­den wahr­schein­lich eini­ge Ände­rungs­wün­sche zusammenkommen.

In der Zwi­schen­zeit kön­nen wir aber auch noch einen ande­ren Blick auf die Maß­nah­men­lis­te wer­fen. Denn dar­an sind nicht nur die inhalt­li­chen Details inter­es­sant, son­dern so ein Doku­ment ist schon an sich eine Bot­schaft. In die­sem Fall eine von der Ver­wal­tung an die Bürger:innen, und die Bot­schaft heißt: „Ihr müsst mit­ma­chen.“ In der Pres­se­mit­tei­lung wer­den zur Sicher­heit auch noch der Ober­bür­ger­meis­ter und der Nach­hal­tig­keits­de­zer­nent zitiert, die von „gemein­sam“ und „Unter­stüt­zung der gan­zen Stadt­ge­sell­schaft“ spre­chen, um Müns­ter „enkel­taug­lich zu machen“. Und so stand es prak­ti­scher­wei­se ja dann auch in der Zei­tung.

Dezer­nent Mat­thi­as Peck sag­te mir in unse­rem Tele­fo­nat, die Kli­ma­stu­die sol­le nicht ein­fach nur zei­gen, wie groß die Her­aus­for­de­run­gen sind (das hat­te ich hier auf­ge­schrie­ben). Son­dern es gebe ja jetzt auch die Ad-hoc-Maß­nah­men, wei­te­re sei­en in Pla­nung. Und wie­der sind die Maß­nah­men selbst die Bot­schaft, die Stadt tut jetzt etwas, und dann auch noch ad hoc – da könn­te man doch eigent­lich jetzt auch mal eine Solar­an­la­ge kau­fen oder mit dem Bus fah­ren. So ist jeden­falls die Kal­ku­la­ti­on, und ein biss­chen trägt viel­leicht auch die­ser Text dazu bei, dass sich das Bild der „Ad-hoc-Maß­nah­men“ wei­ter festsetzt.

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Die Sache mit dem Geld: ein Update

Zum Schluss noch schnell von der Spra­che zu den Zah­len. Auch da gibt es näm­lich etwas Neu­es, in Müns­ters Stu­die und auch im Rest der Welt.

Nach­rich­ten zu lesen, ist im Moment ein biss­chen wie in der Hase-und-Igel-Geschich­te: die Kli­ma­kri­se ist immer schon da. Eine klei­ne Aus­wahl aus den letz­ten paar Wochen:

Wie teu­er der Kli­ma­schutz und die Kli­ma­kri­se wer­den könn­ten, wur­de und wird auch in Müns­ter dis­ku­tiert. Ich hat­te mich in mei­nem Brief im Juni damit beschäf­tigt, und an den letz­ten bei­den Mel­dun­gen oben sehen Sie es viel­leicht schon: Ich muss mei­nen Text von damals kor­ri­gie­ren. Ich hat­te mich näm­lich auf eine Kal­ku­la­ti­on für Deutsch­land bezo­gen, die schon eini­ge Jah­re alt war.

Nach die­ser Rech­nung sah es fol­gen­der­ma­ßen aus: Um Müns­ter kli­ma­neu­tral zu machen, müss­ten Stadt, Unter­neh­men und Bürger:innen bis 2030 15,5 Mil­li­ar­den Euro inves­tie­ren. Das wären umge­rech­net 50.000 Euro pro Einwohner:in. Eine unge­brems­te Kli­ma­kri­se hat­te ich auf­grund der alten Kal­ku­la­ti­on mit 10.000 Euro pro Kopf bis 2050 eingepreist.

Die aktu­el­len inter­na­tio­na­len Stu­di­en gehen davon aus, dass die Kri­se viel teu­rer wür­de. Wie viel genau, ist schwer ein­zu­schät­zen, wie auch die Autor:innen selbst beto­nen. Des­we­gen hier noch eine Zahl zum Ver­gleich: Um die Fol­gen der Flut­ka­ta­stro­phe in die­sem Som­mer allein in Nord­rhein-West­fa­len zu bewäl­ti­gen, stel­len Bund und Land gut 12 Mil­li­ar­den Euro bereit. Fast so viel, wie der Kli­ma­schutz in Müns­ter kos­ten könn­te, nur für ein Hochwasser.

Umsätze und neue Arbeitsplätze

In der Kli­ma­stu­die für Müns­ter gibt es nun auch noch einen neu­en Anhalts­punkt, um die finan­zi­el­len Kos­ten auf bei­den Sei­ten mit­ein­an­der zu ver­glei­chen. Die Autor:innen haben näm­lich nach einer For­mel des Umwelt­bun­des­am­tes berech­net, wel­che Umwelt­schä­den sich durch die Kli­ma­schutz­maß­nah­men in Müns­ter ver­mei­den las­sen: 6,7 Mil­li­ar­den Euro, und zwar nur bis 2030.

Und auf der Haben-Sei­te kommt noch etwas dazu: Unter­neh­men in Müns­ter könn­ten 11 Mil­li­ar­den Euro Umsatz machen, indem sie zum Bei­spiel Gebäu­de sanie­ren, Anla­gen war­ten oder an den vie­len ande­ren Maß­nah­men zum Kli­ma­schutz mit­ar­bei­ten. Die Autor:innen haben errech­net, dass dadurch in der Stadt 6.500 neue Arbeits­plät­ze ent­ste­hen könn­ten – pro Jahr.

Möch­ten Sie den Bei­trag kom­men­tie­ren? Dann nut­zen Sie unse­re Kom­men­tar­funk­ti­on. Wenn Sie uns auf Feh­ler auf­merk­sam machen möch­ten, schrei­ben Sie uns gern eine E-Mail.

Reutlingen trifft Münster

Wir freu­en uns sehr: In der nächs­ten Woche ist die Repor­ta­ge­schu­le Reut­lin­gen zu Besuch. Acht Repor­te­rin­nen und vier Repor­ter recher­chie­ren eine Woche lang für uns in Müns­ter. Am Don­ners­tag­abend spre­chen wir mit ihnen über das, was sie schon erlebt haben, über Jour­na­lis­mus, spe­zi­ell über Lokal­jour­na­lis­mus – und über Ihre Fra­gen. Kom­men Sie dazu, wenn Sie mögen. Um 18.30 Uhr fan­gen wir an. Die Zugangs­da­ten fin­den Sie hier.

Korrekturen und Ergänzungen

Im RUMS-Brief am Diens­tag ging es um die Sanie­rung der Kanal­brü­cken. Dabei schrie­ben wir, laut Zeit­plan wer­de erst die Brü­cke der West­fä­li­schen Lan­des­ei­sen­bahn erneu­ert, dann die am Pleis­ter­müh­len­weg. In Wirk­lich­keit ist es aber umge­kehrt, ab dem vier­ten Quar­tal 2021 ist die Brü­cke am Pleis­ter­müh­len­weg dran, ab dem drit­ten Quar­tal 2022 die der West­fä­li­schen Lan­des­ei­sen­bahn. Eine wei­te­re Kor­rek­tur steht oben im ers­ten Absatz. Wir haben bei­des berichtigt.

In aller Kürze

+++ Mitt­ler­wei­le steht fest: Mehr als jeder fünf­te Gast hat sich vor zwei Wochen bei der Par­ty im Cuba Nova mit Coro­na infi­ziert. Die Zahl der Anste­ckun­gen ist auf 85 gestie­gen, mel­det die Stadt Müns­ter. Par­al­lel dazu schreibt das Robert-Koch-Insti­tut in sei­nem aktu­el­len Wochen­be­richt, dass es vor allem bei einer Imp­fung mit John­son & John­son immer öfter zu Durch­brü­chen kommt. Vor schwe­ren Ver­läu­fen schüt­ze der Impf­stoff aller­dings schon, berich­tet der Spie­gel.

+++ Joko Win­ter­scheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben für ihre sie­ben Stun­den lan­ge Doku über eine Pfle­ge-Früh­schicht an der Uni­kli­nik Müns­ter den deut­schen Fern­seh­preis gewon­nen. Die Prot­ago­nis­tin war die Kran­ken­pfle­ge­rin Mei­ke Ista vom Kno­chen­mark-Trans­plan­ta­ti­ons­zen­trum der Uni­kli­nik. Sie freue sich sehr, sagt sie in einem klei­nen Video, das die Uni­kli­nik auf ihrer Web­site ver­öf­fent­licht hat. Und sie sagt: „Ich möch­te unbe­dingt dar­an fest­hal­ten, dass wir gemein­sam an der Situa­ti­on etwas ver­än­dern kön­nen, indem wir gemein­sam für unse­ren Beruf ein­ste­hen und unse­re Inter­es­sen ver­tre­ten.“ Herz­li­chen Glück­wunsch auch von uns. 

+++ Die Poli­zei Müns­ter hat nach den Aus­schrei­tun­gen beim Preu­ßen-Spiel am Diens­tag gegen Essen ein Hin­wei­spor­tal ein­ge­rich­tet. Dort kön­nen Sie Bil­der oder Vide­os hoch­la­den, die zei­gen, was an die­sem Abend pas­siert ist. Das Por­tal fin­den Sie hier.

Corona-Update

In August­dorf im Kreis Lip­pe hat die Coro­na-Inzi­denz in die­ser Woche die Tau­sen­der-Mar­ke über­schrit­ten. Und wie wir auch in Müns­ter sehen: Imp­fun­gen schüt­zen vor schwe­ren Ver­läu­fen, aber sie sind kein siche­rer Schutz gegen Anste­ckun­gen. Hier ist die Wochen­in­zi­denz seit ges­tern von 57,2 auf 51,8 gefal­len, mel­det die Stadt Müns­ter. Aktu­ell gel­ten damit 338 Münsteraner:innen als infi­ziert, 19 Per­so­nen lie­gen im Kran­ken­haus, elf von ihnen auf der Intensivstation.

Unbezahlte Werbung

Heu­te gebe ich Ihnen hier eine Emp­feh­lung aus dem Bekann­ten­kreis wei­ter, oder bes­ser gesagt: meh­re­re Emp­feh­lun­gen für den­sel­ben Ort, und zwar für den Bier­gar­ten Mada­gas-Gar­den in Amels­bü­ren. Ich habe es selbst noch nicht dort­hin geschafft, aber es soll wirk­lich sehr schön sein. Es gibt Sup­pen, Sala­te, Piz­zen, Pas­ta und Snacks. Und pas­send zum Start des Okto­ber­fes­tes könn­ten Sie ein Bier von Hacker-Pschorr trin­ken. Sams­tags ist von 15 bis 22 Uhr geöff­net, sonn­tags von 12 bis 22 Uhr. Hier fin­den Sie die Kon­takt­da­ten für die Reservierung.

Drinnen und Draußen

+++ Was pas­siert, wenn Geld­sor­gen über­mäch­tig wer­den? Das Thea­ter Müns­ter gibt eine mög­li­che Ant­wort. Das neue Auf­trags­stück „Der Geld­kom­plex“ von Feli­cia Zel­ler han­delt von einer brot­lo­sen Schrift­stel­le­rin. Nach­dem sie aus ihrer Woh­nung aus­zie­hen muss­te und ihre Hab­se­lig­kei­ten ver­lo­ren hat, attes­tiert ihr ein Psych­ia­ter einen Geld­kom­plex und sie kommt zur Behand­lung in eine Kli­nik. Dort steckt sie ihre Mitpatient:innen an, die dar­auf­hin alle ihren eige­nen Geld­kom­plex ent­wi­ckeln. Das alles klingt zwar nicht nach leich­ter Kost, aber Sie dür­fen sich trotz­dem auf einen unter­halt­sa­men Abend freu­en. Für die Auf­füh­rung heu­te um 19:30 gibt es noch Kar­ten. Und auf der Web­site des Thea­ters fin­den Sie auch alle wei­te­ren Spiel­ter­mi­ne, der nächs­te wäre am Donnerstag.

+++ Im Schloss­thea­ter star­tet mor­gen das Film­fes­ti­val Müns­ter. Bis zum 26. Sep­tem­ber wer­den dort euro­päi­sche Debüt­fil­me, neue Fil­me aus der Regi­on und Kurz­fil­me gezeigt. Das gan­ze Pro­gramm fin­den Sie hier. Und weil es in Sachen Kino coro­nabe­dingt wohl eini­gen Nach­hol­be­darf gibt, kön­nen Sie im Schloss­thea­ter ab Mon­tag auch die bes­ten Fil­me des Afri­ka-Film­fes­ti­vals Köln sehen. Wel­che das sind, kön­nen Sie hier nachlesen.

+++ Neu­lich hat­te ich hier Musiker:innen emp­foh­len, sich für das Noi­se­start-Fes­ti­val zu bewer­ben. Das haben offen­bar vie­le getan, mor­gen wer­den knapp 100 Künstler:innen auf den bei­den Büh­nen im Schloss­gar­ten auf­tre­ten. Ab 12 Uhr kön­nen Sie sich das anhö­ren und anschauen.

+++ Und zum Schluss noch ein­mal der Hin­weis auf die TEDx­Müns­ter-Kon­fe­renz mor­gen ab 14 Uhr im Fürs­ten­berg­haus, die mein Kol­le­ge Ralf Heimann mit­or­ga­ni­siert hat. Kar­ten bekom­men Sie hier. Und zur Ein­stim­mung könn­ten Sie noch ein­mal das RUMS-Inter­view mit Iris Dzudzek lesen, die mor­gen bei der Kon­fe­renz über die Stadt der Zukunft spre­chen wird. Das gesam­te Pro­gramm fin­den Sie hier.

Am Diens­tag schreibt Ihnen Ralf Heimann wie­der. Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Wochenende.

Herz­li­che Grüße

Con­stan­ze Busch

Mit­ar­beit: Johan­ne Burk­hardt, Ralf Heimann, Keertha­na Kuperan

PS

Neun Tage noch bis zur Bun­des­tags­wahl. 98.000 Men­schen in Müns­ter wol­len so lan­ge nicht war­ten. Sie haben Brief­wahl-Unter­la­gen bean­tragt, mel­det die Stadt. 58.000 Men­schen haben schon gewählt. Wahl­be­rech­tigt in Müns­ter sind 233.000 Men­schen. Das bedeu­tet: Ein Vier­tel des Ergeb­nis­ses steht schon fest. Falls Sie noch Brief­wahl-Unter­la­gen bean­tra­gen möch­ten, geht das hier theo­re­tisch noch bis zum nächs­ten Don­ners­tag. Und wenn Sie wei­ter nicht wis­sen, was Sie wäh­len sol­len, dann hilft Ihnen der Wahl­kom­pass, den wir zusam­men mit der Uni Müns­ter zur Ver­fü­gung stel­len. Pro­bie­ren Sie es aus. Es dau­ert nur ein paar Minuten.