Orange Day: Lieb gemeinte Gesten | Missbrauch: Aufarbeitung beim Bistum | Sichuan-Küche

Müns­ter, 25. Novem­ber 2022

Guten Tag,

am Rat­haus, an den Stadt­häu­sern und der Büche­rei wehen heu­te oran­ge­far­be­ne Flag­gen. Alles plötz­lich RUMS-Fans? Eher nicht. Das Gan­ze hat einen erns­ten Hin­ter­grund, die Far­be soll auf den Inter­na­tio­na­len Tag zur Besei­ti­gung von Gewalt gegen Frau­en auf­merk­sam machen. Auch der Land­tag in Düs­sel­dorf macht beim soge­nann­ten Oran­ge Day und der Kam­pa­gne Oran­ge your city mit. „Zu vie­le Frau­en und Mäd­chen wer­den in ihrem Leben Opfer von phy­si­scher oder sexua­li­sier­ter Gewalt“, wird Land­tags­prä­si­dent André Kuper auf der Web­site zitiert. Das ist sicher lieb gemeint, aber doch unglück­lich for­mu­liert, weil: Wie vie­le Gewalt­op­fer wären denn nicht „zu viele“?

Wie vor­sich­tig man bei sol­chen The­men mit der Spra­che umge­hen soll­te, war ges­tern auch bei der Tages­schau zu lesen. Die hat einen Bei­trag zur Kri­mi­nal­sta­tis­tik ver­öf­fent­licht und titelt „Weni­ger Gewalt in der Part­ner­schaft“. Das klingt gut, aber die voll­stän­di­ge Mel­dung steht im ers­ten Satz des Bei­trags: „Die Zahl der ange­zeig­ten Gewalt­ta­ten unter Paa­ren und Ex-Part­nern ist im ver­gan­ge­nen Jahr leicht gesun­ken.“ War­um weni­ger ange­zeig­te Taten lei­der nicht unbe­dingt bedeu­ten, dass es tat­säch­lich weni­ger Part­ner­schafts­ge­walt gab, kön­nen Sie noch ein­mal in die­sem Bei­trag mei­ner Kol­le­gin Johan­ne Burk­hardt aus dem ver­gan­ge­nen Jahr nachlesen.

Vor den Nach­rich­ten schal­ten wir jetzt noch­mal zurück nach Müns­ter. Denn der Ober­bür­ger­meis­ter hat natür­lich auch ein Zei­chen und sich selbst gut gelaunt auf eine Bank gesetzt, die aber nicht oran­ge ist, son­dern rot. Dort sit­zend hat er mit Ursu­la Saatz vom auto­no­men Frau­en­haus Müns­ter gespro­chen, die auch in Johan­ne Burk­hardts Text zu Wort kommt. Was genau die bei­den bere­det haben, steht nicht in der Pres­se­mit­tei­lung. Aber um kon­kre­te Plä­ne geht es bei lieb gemein­ten Zei­chen viel­leicht auch nicht. (cbu)

Kurz und Klein

+++ Eine Atem­wegs­er­kran­kung bei Kin­dern brei­tet sich im Moment in ganz Deutsch­land so schnell aus, dass Kran­ken­häu­ser an ihre Gren­zen kom­men, auch in Müns­ter. „Es ist eine extrem schwie­ri­ge Situa­ti­on“, sagt Heymut Omran, Direk­tor der Kin­der- und Jugend­me­di­zin an der Uni­kli­nik Müns­ter. Die Zahl der Infek­tio­nen mit dem Respi­ra­to­ri­schen Syn­zy­ti­al-Virus (RSV) steigt offen­bar mit einer enor­men Geschwin­dig­keit. „Es ist kei­ne Kur­ve mehr, son­dern die Wer­te gehen senk­recht nach oben“, sagt der Kin­der-Inten­siv- und Not­fall­me­di­zi­ner Flo­ri­an Hoff­mann laut der deut­schen Pres­se­agen­tur. Das Robert-Koch-Insti­tut schreibt in sei­nem Wochen­be­richt, die Wel­le haben vor sechs Wochen begon­nen, es sei davon aus­zu­ge­hen, dass die Zah­len wei­ter stei­gen. In Müns­ter sei­en alle drei Kin­der­kli­ni­ken über­las­tet und näh­men regu­lär kei­ne Kin­der mehr auf, sagt Heymut Omran. Hin­zu kom­me der ohne­hin vor­han­de­ne Eng­pass in der Kin­der­kran­ken­pfle­ge. Für die Uni­kli­nik ist die Situa­ti­on auch des­halb schwie­rig, weil sie beson­ders schwer kran­ke Kin­der von ande­ren Kli­ni­ken über­nimmt. „Wir müs­sen immer wie­der Kin­der ver­le­gen, damit Kapa­zi­tä­ten frei wer­den“, sagt Omran. Anfra­gen kämen von weit her, teil­wei­se aus Bonn oder Düs­sel­dorf. Micha­el Bühr­ke, Spre­cher von Cle­mens­hos­pi­tal und Rapha­els­kli­nik schreibt, man bemer­ke den deut­li­chen Anstieg der Pati­en­ten­zah­len. Das Virus ver­brei­te sich so stark, dass man vie­le Kin­der auf­neh­men müs­se. Das ver­su­che man durch Umstruk­tu­rie­run­gen und räum­li­che Ver­le­gun­gen mög­lich zu machen. Eine RSV-Infek­ti­on ver­läuft meis­tens harm­los, kann aber bei Babys und Klein­kin­dern lebens­be­droh­lich wer­den. Die Krank­heit mel­det sich durch Sym­pto­me wie Schnup­fen, tro­cke­nen Hus­ten und Hals­schmer­zen, bei schwe­ren Ver­läu­fen auch durch Fie­ber und einen Hus­ten, der an Keuch­hus­ten erin­nert. (rhe)

+++ Ab dem neu­en Jahr plant die Stadt ver­än­der­te Rou­ten für die Bus­li­ni­en 6, 8, 15 und 16. Die Lini­en 6 und 8 sol­len zukünf­tig zwi­schen Coer­de, Meck­len­beck und Albach­ten fah­ren. Statt über die Kanal­stra­ße führt die Stre­cke dann über die Gar­ten­stra­ße. Die Umlei­tung soll meh­re­re Minu­ten Fahr­zeit zwi­schen Coer­de und dem Haupt­bahn­hof ein­spa­ren. Statt am Bült hal­ten die Bus­se dann am Lud­ge­ri­platz. Die Bus­se der Lini­en 15 und 16 sol­len Kin­der­haus, Grem­men­dorf und Wol­beck ver­bin­den. Die geplan­ten Stre­cken­än­de­run­gen wur­den im ver­gan­ge­nen Jahr im Ver­kehrs­ver­such Hörs­t­erstra­ße getes­tet. Bevor das Ergeb­nis des Ver­suchs ver­ste­tigt wird, haben Bürger:innen die Gele­gen­heit zur Betei­li­gung: Eine Sprech­stun­de wird kom­men­den Diens­tag, den 29. Novem­ber im Alten Back­haus in der Coer­de­stra­ße 36a, sowie am 5. Dezem­ber im Begeg­nungs­zen­trum „Coer­de mit­ten­drin“ in der Königs­ber­ger Stra­ße 8 jeweils von 15 bis 19 Uhr ange­bo­ten. Anlie­gen kön­nen auch per E-mail geäu­ßert wer­den. (vpe)

+++ Das seit Jah­ren geschlos­se­ne Geo­mu­se­um der Uni Müns­ter öff­net doch nicht mehr in die­sem Jahr neu, son­dern erst Anfang des nächs­ten Jah­res und zunächst nur in einem Test­lauf für aus­ge­wähl­te Grup­pen. Der Grund für die Ver­zö­ge­rung: Lie­fer­eng­päs­se und Ter­min­pro­ble­me bei Bau­fir­men. Das pro­mi­nen­tes­te Aus­stel­lungs­stück, das Ahle­ner Mam­mut, steht schon seit Juli wie­der in der Pfer­de­gas­se. Es ist unge­fähr 41.000 Jah­re alt, da kommt’s auf die paar Wochen bis zur Eröff­nung jetzt auch nicht mehr an. (rhe)

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Missbrauchsfälle: Wie die Kirche mit der Aufarbeitung vorankommt

Fünf Mona­te nach Ver­öf­fent­li­chung der Miss­brauchs­stu­die und einer ers­ten Stel­lung­nah­me hat Bischof Felix Genn letz­te Woche eine Pres­se­mit­tei­lung zum Stand der Auf­ar­bei­tung ver­schickt. Anders als im Juni gab es kei­ne Pres­se­kon­fe­renz mit dem Bischof, denn der war zu dem Zeit­punkt in Rom. Die bischöf­li­che Pres­se­stel­le ver­schick­te die Stel­lung­nah­me des­halb per E-Mail. Wie letz­ten Frei­tag ange­kün­digt, schau­en wir heu­te in das Papier. Aber nicht nur. Denn min­des­tens so inter­es­sant wie das, was in der Stel­lung­nah­me steht, ist das, was nicht drin­steht. Und dar­um geht es heu­te vor allem.

Des­halb schnell die wich­tigs­ten Punk­te aus Felix Gen­ns Mit­tei­lung im Überblick:

  • Der Bischof hat dem frü­he­ren Erz­bi­schof von Ham­burg, Wer­ner This­sen, zum 4. Novem­ber 2022 den Titel als Ehren­dom­ka­pi­tu­lar am St.-Paulus-Dom ent­zo­gen. This­sen habe „in sei­ner Zeit als Gene­ral­vi­kar und Weih­bi­schof im Bis­tum Müns­ter schwe­re Feh­ler im Umgang mit sexu­el­lem Miss­brauch gemacht“, schreibt das Bistum.
  • Ein soge­nann­ter Fall­ma­na­ger soll ab Janu­ar regel­mä­ßig über­prü­fen, ob Beschul­dig­te und Täter sich an Auf­la­gen aus bischöf­li­chen Dekre­ten hal­ten; laut der Miss­brauchs­stu­die wur­de das in der Ver­gan­gen­heit zu sel­ten kon­trol­liert. Das Bis­tum wird damit Karl Ren­der beauf­tra­gen, der jetzt noch Seel­sor­ge-Per­so­nal­de­zer­nent ist und Ende des Jah­res in den Ruhe­stand geht.
  • Nach der Ver­öf­fent­li­chung der Stu­die wur­den zwei Fäl­le bekannt, in denen Pries­ter sich in der Ver­gan­gen­heit unan­ge­mes­sen gegen­über Per­so­nen ver­hal­ten haben, für die sie Seel­sor­ger waren. Mit die­sem „unan­ge­mes­se­nen Ver­hal­ten“ sind sexu­el­le Über­grif­fe oder Grenz­ver­let­zun­gen gemeint, die „unter­halb der Schwel­le der Straf­bar­keit“ lie­gen, so for­mu­liert es ein Papier der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz. In Gen­ns Stel­lung­nah­me heißt es, er habe „Maß­nah­men gegen die beschul­dig­ten Pries­ter ergrif­fen“. Ich habe nach­ge­fragt, was das bedeu­tet: Die Pries­ter wur­den bis zur Klä­rung vom Dienst sus­pen­diert, schreibt mir der Inter­ven­ti­ons­be­auf­trag­te Peter Frings, der mei­ne Fra­gen ans Bis­tum beant­wor­tet hat.
  • Die Zusam­men­set­zung und die Arbeits­wei­se der Per­so­nal­kon­fe­renz wer­den über­prüft. Der Bischof hat­te das im Juni schon ange­kün­digt. Bis­her ist die Per­so­nal­kon­fe­renz aus­schließ­lich mit Pries­tern – also Män­nern – besetzt. Das soll sich ändern. Laut Genn sol­len an die­sen Ver­än­de­run­gen die Seelsorger:innen und die Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tung betei­ligt werden.
  • Auch die Cari­tas bemüht sich laut Felix Gen­ns State­ment nun stär­ker um eine Auf­ar­bei­tung der Miss­brauchs­fäl­le in ihrem Ver­ant­wor­tungs­be­reich. Der Inter­ven­ti­ons­be­auf­trag­te Peter Frings schreibt mir auf Nach­fra­ge, er habe im August mit den Ver­ant­wort­li­chen bei der Cari­tas über das The­ma gespro­chen, und ver­weist auf die­se Inter­net­sei­te des Verbands.

Das Problem mit den Orden

Die Cari­tas ist eine schö­ne Über­lei­tung zu einem Punkt, der nicht in der Stel­lung­nah­me steht. Bischof Genn hat­te im Juni gesagt: „Der Blick soll­te sys­te­ma­tisch auch auf sexu­el­len Miss­brauch in Ordens­ge­mein­schaf­ten, Inter­na­ten und ande­ren kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen im Bis­tum Müns­ter gerich­tet wer­den.“ Und er kün­dig­te an, „Gesprä­che mit den jeweils Ver­ant­wort­li­chen zu suchen“.

Zur Erklä­rung: Bischö­fe sind Ordens­ge­mein­schaf­ten in aller Regel nicht wei­sungs­be­fugt, die Orden ver­wal­ten sich selbst und sind daher auch selbst für die Auf­klä­rung von Miss­brauchsta­ten ver­ant­wort­lich. Wie vie­le sol­cher Fäl­le es gab, ist unklar. Eine wis­sen­schaft­li­che Stu­die dazu gibt es bis­her nicht, nur eine Umfra­ge unter den 392 Gemein­schaf­ten in Deutsch­land, an der sich aber nur drei von vier Orden betei­lig­ten und die von Betrof­fe­nen stark kri­ti­siert wur­de. Laut der Erhe­bung haben sich bei den Orden mehr als 1.400 mut­maß­li­che Betrof­fe­ne gemel­det, die ins­ge­samt 654 Ordens­mit­glie­der beschul­digt haben. Die Vor­sit­zen­de der Deut­schen Ordens­obern­kon­fe­renz, die die Umfra­ge durch­ge­führt hat­te, spricht von einer hohen Dunkelziffer. 

Eini­ge Orden haben inzwi­schen zumin­dest ange­fan­gen, sich mit dem The­ma zu beschäf­ti­gen. Ande­re ver­wei­gern eine Auf­ar­bei­tung, sag­te der neue Miss­brauchs­be­auf­trag­te der katho­li­schen Kir­che, Hel­mut Die­ser, bei sei­ner Amts­ein­füh­rung im Sep­tem­ber. „Er appel­lier­te an sie, sich zu betei­li­gen“, schreibt die Tages­schau.

Das könn­te auch der Bischof von Müns­ter tun. Laut Peter Frings hat es sol­che Gesprä­che mit Ordens­ver­ant­wort­li­chen bis­her nicht gegeben.

Unterschiedliche Erwartungen: Das Bistum und die Betroffenen

Eine zen­tra­le Fra­ge beim The­ma Auf­ar­bei­tung ist: Wie gehen die Ver­ant­wort­li­chen mit Betrof­fe­nen um? Füh­len sich die Men­schen, die sexua­li­sier­te Gewalt erfah­ren haben, gehört, respek­tiert und gut behan­delt? Und wel­che Erwar­tun­gen haben sie eigent­lich an die Kir­che und den Aufarbeitungsprozess?

Dar­über habe ich mit Sara Wie­se gespro­chen, die sich in der Betrof­fe­nen­in­itia­ti­ve im Bis­tum Müns­ter enga­giert. Und mit Anto­ni­us Kock, der die Selbst­hil­fe­grup­pe Müns­ter für Betrof­fe­ne von sexua­li­sier­ter Gewalt im kirch­li­chen Rah­men gegrün­det hat. Ihre Berich­te und Ant­wor­ten auf mei­ne Fra­gen bele­gen etwas, das sie mir bei­de gesagt haben: Die Erfah­run­gen und die Erwar­tun­gen der Betrof­fe­nen sind sehr indi­vi­du­ell und unterschiedlich.

Zu den Tref­fen der Selbst­hil­fe­grup­pe Müns­ter kom­men meis­tens knapp zehn Per­so­nen, die sich aus­tau­schen; ins­ge­samt waren etwa 20 Men­schen schon mal dabei. „Allein das Reden hilft. Auch wenn man noch gar nicht geord­net erzäh­len kann, was pas­siert ist, son­dern das Unsäg­li­che über­haupt her­aus­las­sen kann, das ent­las­tet schon“, so beschreibt es Anto­ni­us Kock. „Die Miss­brauchs­er­fah­run­gen und deren Umstän­de sind bei den Betrof­fe­nen sehr unter­schied­lich, jeder hat sei­ne eige­ne Geschich­te. Und jeder Mensch reagiert anders. Man­che haben oft schwers­ten Miss­brauch erlebt und kön­nen davon erzäh­len. Bei ande­ren waren es ein paar Berüh­run­gen, und sie kön­nen den­noch nicht dar­über spre­chen.“ Ähn­lich sei es mit den Vor­stel­lun­gen zum Umgang mit Kir­chen­ver­tre­tern: „Man­che möch­ten gar nicht mehr mit den Bischö­fen spre­chen. Ande­re möch­ten auf kei­nen Fall den Gesprächs­fa­den ver­lie­ren, weil sie glau­ben, dass sie durch Gesprä­che inner­halb der Kir­che etwas bewe­gen können.“

Sara Wie­se gehört zu denen, die mit der Kir­che in Kon­takt blei­ben wol­len, auch wenn sie vie­les kri­tisch sieht. „Die Kir­che hat noch ihre Macht­kri­te­ri­en und ihre Herr­schafts­be­rei­che wie im Mit­tel­al­ter. Das hat es mög­lich gemacht, dass sexua­li­sier­te Gewalt in dem Aus­maß gesche­hen konn­te“, sagt sie. Doch das sei­en grund­sätz­li­che gesell­schaft­li­che Struk­tu­ren, die in der Kir­che zwar beson­ders stark sei­en, aber auch anders­wo exis­tier­ten. „Ich kann mich ja nicht von allen Män­nern fern­hal­ten oder aus der Gesell­schaft aus­klin­ken. Und so sehe ich es auch bei der Kir­che: Ich kann nur etwas beein­flus­sen, wenn ich dabei­blei­be und mitgestalte.“

Anto­ni­us Kock sagt: „Eine Auf­ar­bei­tung inner­halb des Sys­tems Kir­che ist nicht mög­lich. Die Kir­che tut sich zwar nicht schwer damit, Bera­ter von außen zuzu­las­sen. Aber damit, die Deu­tungs­ho­heit abzu­ge­ben.“ Ein Bei­spiel dafür ist aus sei­ner Sicht der Umgang des Bis­tums mit der Betroffenenvertretung.

Konflikte um die (Selbst-)Organisation der Betroffenen

Ob und wie eng die Betrof­fe­nen mit dem Bis­tum zusam­men­ar­bei­ten, wie sie sich orga­ni­sie­ren und wer über­haupt in wel­cher Grup­pe dabei ist: Die­se Fra­gen sor­gen seit zwei Jah­ren für Kon­flik­te zwi­schen dem Bis­tum und eini­gen Betrof­fe­nen. Mit eini­gen, aber eben nicht mit allen – es ist kompliziert.

Um zu ver­ste­hen, wo es aus Sicht man­cher Betrof­fe­ner hakt, schaut man am bes­ten zusam­men mit Anto­ni­us Kock zwei Jah­re zurück. Im Herbst 2020 gab es ein ers­tes Tref­fen zwi­schen Bischof Felix Genn, wei­te­ren Ver­tre­tern des Bis­tums, Anto­ni­us Kock und Mar­tin Schmitz von der Selbst­hil­fe­grup­pe in Rhe­de, die sozu­sa­gen eine Schwes­ter­or­ga­ni­sa­ti­on der Selbst­hil­fe­grup­pe Müns­ter ist. Kock und Schmitz woll­ten, dass alle Betrof­fe­nen zu einem ers­ten Tref­fen ein­ge­la­den wer­den. Da das Bis­tum die Kon­takt­da­ten nicht her­aus­ge­ben darf, soll­te es einen Brief der bei­den Selbst­hil­fe­grup­pen-Spre­cher ver­schi­cken, um alle bekann­ten Betrof­fe­nen mit­ein­an­der zu ver­net­zen. Bei dem ers­ten Tref­fen soll­ten die Betrof­fe­nen dann Vertreter:innen wäh­len, die dem Bis­tum gegen­über für sie spre­chen kön­nen. Ein ganz ande­res Ver­fah­ren als in ande­ren Bis­tü­mern, wo Betrof­fe­nen­bei­rä­te durch das Bis­tum ein­be­ru­fen wur­den, was vie­le als Instru­men­ta­li­sie­rung und Macht­ges­te kritisierten.

Bischof Felix Genn sag­te das für Müns­ter geplan­te Vor­ge­hen zu, so berich­tet es Anto­ni­us Kock. „Drei Wochen spä­ter beka­men Mar­tin Schmitz und ich einen Brief von Peter Frings. Dar­in stand, das Bis­tum wol­le nun doch nicht alle Betrof­fe­nen anschrei­ben. Denn dar­un­ter sei­en eini­ge, die gar kei­ne Post vom Bis­tum mehr bekom­men woll­ten. Statt­des­sen woll­te das Bis­tum mit einem öffent­li­chen Auf­ruf die­je­ni­gen ein­la­den, die gern mit ihm zusam­men­ar­bei­ten woll­ten. Aus die­sem Kreis soll­ten dann die Vertreter:innen der Betrof­fe­nen gewählt wer­den.“ Für Anto­ni­us Kock zeig­te das: Das Bis­tum will kei­ne unab­hän­gi­ge Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on der Betrof­fe­nen zulas­sen, son­dern die Grup­pe steu­ern, sodass nur für die Kir­che „geneh­me“ Per­so­nen zur Wahl ste­hen würden.

Die Selbst­hil­fe­grup­pen been­de­ten erst ein­mal die Zusam­men­ar­beit mit dem Bis­tum, nah­men sie im Jahr 2021 im Rah­men einer Vor­be­rei­tungs­grup­pe für die Betrof­fe­nen­be­tei­li­gung aber wie­der auf (ich kür­ze hier etwas ab, ver­lin­ke Ihnen aber die­ses Inter­view dazu). Das Bis­tum lud per Brief alle Betrof­fe­nen zu einem Ver­net­zungs­tref­fen ein und ver­öf­fent­lich­te eine Pres­se­mit­tei­lung mit die­sem Auf­ruf. Dar­in ver­link­te es aller­dings nicht die Web­site, die Anto­ni­us Kock für die Betrof­fe­nen­be­tei­li­gung auf­ge­setzt hat­te, son­dern eine bis­tums­ei­ge­ne – die nächs­te Aus­ein­an­der­set­zung folgte.

„Ich habe mich benutzt gefühlt“

Wenig spä­ter bekam Anto­ni­us Kock wie­der eine Nach­richt von Peter Frings: Ziel­grup­pe des Betrof­fen­en­tref­fens sei­en Per­so­nen, deren Täter zum Bis­tum gehö­ren. Kock war vom Mit­glied eines Ordens miss­braucht wor­den, für die Auf­ar­bei­tung die­ser Tat sei das Bis­tum nicht zustän­dig. Des­halb wäre er „an so einer Betrof­fe­nen­be­tei­li­gung nicht betei­ligt“, so steht es in der E-Mail, die Anto­ni­us Kock mir in Aus­zü­gen wei­ter­ge­lei­tet hat.

„Ich hät­te ger­ne von Anfang an gewusst, dass ich an den Tref­fen nicht teil­neh­men darf. Peter Frings wuss­te schließ­lich, dass mein Täter einem Orden ange­hör­te, und hät­te mir das sagen kön­nen. Ich hät­te ver­mut­lich trotz­dem mit­ge­hol­fen, das Tref­fen vor­zu­be­rei­ten und die Men­schen ein­zu­la­den. So habe ich mich benutzt gefühlt“, sagt Kock.

Ich habe das Bis­tum nach einer Stel­lung­nah­me zu der Kri­tik gefragt, es habe anfangs nicht alle Betrof­fe­nen anschrei­ben und spä­ter Ordens­be­trof­fe­ne aus­schlie­ßen wol­len. Peter Frings schreibt mir dazu nur: „Die­se Aus­sa­ge wird immer wie­der getä­tigt, ist aber nicht korrekt.“

Inzwi­schen ist Anto­ni­us Kock doch zum nächs­ten Tref­fen der Initia­ti­ve ein­ge­la­den. Er soll dort nach eige­ner Aus­sa­ge aber nur für sich selbst spre­chen dür­fen, nicht für ande­re Betrof­fe­ne der Selbst­hil­fe­grup­pe Münster.

Morddrohungen wegen der Zusammenarbeit mit dem Bistum

Fragt man Sara Wie­se nach der Ent­ste­hung und der Arbeit der Betrof­fe­nen­in­itia­ti­ve, fällt die Ant­wort kür­zer aus. „Die Inter­ven­ti­ons­stel­le des Bis­tums hat uns mit­ein­an­der in Kon­takt gebracht, damit wir uns 2020 über­haupt zum ers­ten Mal tref­fen und ken­nen­ler­nen konn­ten. Die Idee war, Betrof­fe­ne zu ver­net­zen, die Input geben oder sich enga­gie­ren möch­ten. Kon­kre­te­re Erwar­tun­gen gab es damals noch gar nicht. Ich habe es nicht so emp­fun­den, dass das Bis­tum da zu stark gesteu­ert oder ein­ge­grif­fen hat“, sagt sie. 

Die Tref­fen sei­en offen: „Alle Betrof­fe­nen der sexua­li­sier­ten Gewalt im Ver­ant­wor­tungs­be­reich des Bis­tum Müns­ter, die es möch­ten, kön­nen dort­hin kom­men, egal ob sie sich unse­rer Initia­ti­ve oder einer Selbst­hil­fe­grup­pe ver­bun­den füh­len.“ 60 Men­schen hät­ten am letz­ten Tref­fen teil­ge­nom­men, ins­ge­samt habe die Initia­ti­ve Kon­takt zu 100 Betroffenen.

Sara Wie­se enga­giert sich nicht nur in der Betrof­fe­nen­in­itia­ti­ve, son­dern auch in der Kom­mis­si­on, die in Zukunft unab­hän­gig vom Bis­tum die Auf­ar­bei­tung vor­an­brin­gen soll. Die­ser Kom­mis­si­on wer­den vor­aus­sicht­lich unter ande­rem Tho­mas Groß­böl­ting, der Lei­ter der Miss­brauchs­stu­die, und der Kir­chen­recht­ler Tho­mas Schül­ler ange­hö­ren (mehr dazu hier). Sara Wie­se und Bern­hard Theil­mann, der eben­falls als Betrof­fe­ner dabei ist, ver­ste­hen sich nach eige­ner Aus­sa­ge aber als „Platz­hal­ter“, bis sich „alle inter­es­sier­ten Betrof­fe­nen“ zu der Beset­zung äußern konnten.

Dass ihr Enga­ge­ment nicht allen gefällt, habe sie inzwi­schen mehr­fach auf sehr hef­ti­ge Wei­se erlebt, sagt Sara Wie­se. „Aus den Rei­hen der Betrof­fe­nen habe ich schon alles erfah­ren – von Zustim­mung bis hin zu Mord­dro­hun­gen, weil ich mit dem Bis­tum zusammenarbeite.“

Das Problem mit dem Geld

Kon­tro­ver­sen zwi­schen der Kir­che und Betrof­fe­nen gibt es auch dann immer wie­der, wenn es um das The­ma Geld geht. Vor gut zwei Wochen berich­te­te der WDR, dass das Bis­tum Müns­ter bis­her rund 4,3 Mil­lio­nen Euro an knapp 200 Miss­brauchs­be­trof­fe­ne gezahlt hat. Wer war­um wie viel Geld bekommt, sei aber nicht trans­pa­rent, kri­ti­siert Mar­tin Schmitz von der Selbst­hil­fe­grup­pe Rhe­de in dem WDR-Bei­trag. Zur Erklä­rung: Die Unab­hän­gi­ge Kom­mis­si­on für Aner­ken­nungs­leis­tun­gen legt die Höhe der Zah­lun­gen fest und ori­en­tiert sich laut der Vor­sit­zen­den „am obe­ren Rah­men der durch staat­li­che Gerich­te in ver­gleich­ba­ren Fäl­len zuer­kann­ten Schmerzensgelder“.

Bei einem Gesprächs­abend zum sexu­el­len Miss­brauch, zu dem die Pfar­rei Lieb­frau­en-Über­was­ser am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag ein­ge­la­den hat­te, waren die Zah­lun­gen eines der Haupt­the­men. Inter­ven­ti­ons­be­auf­trag­ter Peter Frings sag­te auf Nach­fra­ge, die Anträ­ge wür­den inzwi­schen inner­halb von vier Mona­ten bear­bei­tet. Ein Betrof­fe­ner sag­te, er war­te schon seit drei Jah­ren, und hielt einen dicken Sta­pel Papie­re hoch – das sei­en die Unter­la­gen und die Kor­re­spon­denz dazu.

Was hier – wie im oben ver­link­ten WDR-Bei­trag – deut­lich wur­de: Es geht für vie­le Men­schen, die Miss­brauch erfah­ren haben, nicht in ers­ter Linie um das Geld. Die Sum­men und das Antrags­ver­fah­ren sind für sie Zei­chen man­geln­der Wert­schät­zung und feh­len­den Respekts der Kir­che. Man wer­de als Ärger­nis wahr­ge­nom­men, sag­te ein Betrof­fe­ner beim Gesprächs­abend, von der katho­li­schen Kir­che, die doch eigent­lich für Für­sor­ge stehe.

Eine Frau, die nach eige­ner Aus­sa­ge selbst kei­nen Miss­brauch erlebt hat, sag­te, durch die Stu­die sei­en doch 610 Miss­brauchs­op­fer im Bis­tum Müns­ter bekannt. „War­um ent­schä­digt die Kir­che die nicht groß­her­zig? Wer maßt sich an, das Leid zu bewer­ten? So eine Kir­che will ich nicht.“

Auch Peter Frings zeig­te sich bei dem Gesprächs­abend sehr unzu­frie­den mit dem aktu­el­len Antrags­sys­tem, es sei zu kom­pli­ziert. Dass das Bis­tum Müns­ter aus die­sem Ver­fah­ren aus­steigt und – wie vor­ge­schla­gen – auf eige­ne Ver­ant­wor­tung groß­zü­gig und unbü­ro­kra­tisch Aner­ken­nungs­zah­lun­gen leis­tet, ist für ihn aber nicht denk­bar. „Es ist (…) ein Sys­tem, was für alle Bis­tü­mer in Deutsch­land bin­dend ist und dazu bei­trägt, dass wenigs­tens nach ein­heit­li­chen Maß­stä­ben vor­ge­gan­gen wird. Wür­de das Bis­tum Müns­ter da ‚aus­stei­gen‘, müss­ten wir eine pas­sen­de Ant­wort haben, wie es denn hier im Bis­tum wei­ter­ge­hen soll? Soll es wei­ter­hin finan­zi­el­le Leis­tun­gen geben? Wie hoch sol­len die sein? Nach wel­chen Kri­te­ri­en wer­den die fest­ge­setzt?“, schreibt er mir auf Nach­fra­ge. Auf die­se Fra­gen habe das Bis­tum kurz­fris­tig kei­ne Antworten.

Und der Staat?

Wir hat­ten es am ver­gan­ge­nen Frei­tag schon kurz ange­ris­sen: Bischof Genn hat in sei­ner Pres­se­mit­tei­lung noch ein­mal ange­regt, „den Staat künf­tig stär­ker zu betei­li­gen und bei der Auf­ar­bei­tung mit in die Pflicht zu neh­men.“ So ähn­lich hat­te er es schon im Juni in einer Stel­lung­nah­me zum Gut­ach­ten formuliert.

Bis­her gibt es kei­ne gesetz­li­che Rege­lung für die Auf­ar­bei­tung, nur Emp­feh­lun­gen. Ges­tern hat die SPD im nord­rhein-west­fä­li­schen Land­tag aber einen Antrag zum The­ma ein­ge­bracht. Die Frak­ti­on ver­langt unter ande­rem, dass das Land eine unab­hän­gi­ge Kom­mis­si­on zur Auf­ar­bei­tung ein­rich­tet, eine Stel­le für eine:n unabhängige:n Beauftragte:n für die Belan­ge von Kin­der­schutz und Kin­der­rech­ten schafft und die Erfor­schung des Dun­kel­felds vor­an­bringt. Außer­dem sol­le die Lan­des­re­gie­rung eine Initia­ti­ve in den Bun­des­rat ein­brin­gen mit dem Ziel, gesetz­li­che Rege­lun­gen für die Auf­ar­bei­tung zu schaffen.

Die Debat­te zu den For­de­run­gen kön­nen Sie sich hier ab Minu­te 43 anschau­en oder zusam­men­ge­fasst beim WDR nach­le­sen. Abge­stimmt hat der Land­tag über den Antrag noch nicht, die Vor­schlä­ge der SPD wer­den dem­nächst erst ein­mal in ver­schie­de­nen Aus­schüs­sen bespro­chen. (cbu)

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Corona-Update

+++ Seit ges­tern mel­det die Stadt 111 PCR-getes­te­te Neu­in­fek­tio­nen. Ins­ge­samt sind nach­weis­lich 1.078 Men­schen in Müns­ter infi­ziert. Die Wochen­in­zi­denz pro 100.000 Men­schen liegt laut Robert-Koch-Insti­tut bei 205. Auf der Inten­siv­sta­ti­on lie­gen vier Patient:innen mit Coro­na­in­fek­ti­on, mel­det das Inten­siv­re­gis­ter. Zwei Men­schen wer­den beatmet. (vpe)

+++ Auch zu den Affen­po­cken gibt es Neu­ig­kei­ten: Der Impf­stoff gegen Affen­po­cken war im Som­mer knapp gewor­den, jetzt gibt es wie­der aus­rei­chend Dosen für Zweit­imp­fun­gen. Das mel­det die Stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on. Bereits ein­fach Geimpf­te soll­ten sich für den dau­er­haf­ten Impf­schutz unbe­dingt ein zwei­tes Mal imp­fen las­sen. Die Impf­emp­feh­lung der Stän­di­gen Impf­kom­mis­si­on rich­tet sich vor allem an Män­ner, die gleich­ge­schlecht­li­che sexu­el­le Kon­tak­te mit wech­seln­den Part­nern haben. In Müns­ter sind momen­tan zwölf Fäl­le bekannt. (vpe)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Mög­li­cher­wei­se ist schon wie­der ein Blind­gän­ger gefun­den wor­den, dies­mal am Hafer­land­weg. (Stadt Müns­ter)

+++ Das Land­ge­richt Müns­ter muss im Miss­brauchs­kom­plex noch ein­mal neu dar­über ent­schei­den, wie lan­ge die Mut­ter des Haupt­op­fers ins Gefäng­nis muss. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Weil die Geflü­gel­pest unter Kon­trol­le ist, gilt ab Sams­tag kei­ne Stall­pflicht mehr. (Stadt Müns­ter)

+++ Wegen des Fach­kräf­te­man­gels denkt das Deut­sche Rote Kreuz dar­über nach, nun doch nicht Trä­ger von zwei neu­en Kitas in Angel­mod­de und Coer­de zu wer­den. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Lei­te­rin der Stadt­bü­che­rei hat zum Jah­res­en­de gekün­digt. (Müns­ter­sche Volks­zei­tung)

+++ Die Woh­nungs­lo­sen­hil­fe bit­tet um Hin­wei­se, wenn Men­schen sehen, dass Woh­nungs­lo­se drau­ßen schla­fen, was bei der Käl­te zur­zeit lebens­ge­fähr­lich ist. (Stadt Müns­ter)

+++ Das Käl­te­mo­bil der Johan­ni­ter-Unfall-Hil­fe gibt Sup­pe und Kaf­fee an Men­schen aus, die auf der Stra­ße leben. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Die Jura-Pro­fes­so­rin Susan­ne Benöhr-Laqueur hat die Iden­ti­tät eines Nazi-Ver­bre­chers auf­ge­deckt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Poli­zei Müns­ter und die Holo­caust-Gedenk­stät­te Yad Vas­hem in Jeru­sa­lem wol­len gegen Anti­se­mi­tis­mus zusam­men­ar­bei­ten. (Poli­zei Müns­ter)

+++ Der aus Müns­ter stam­men­de Stu­dent Bengt Kun­kel woll­te in Katar mit einer Regen­bo­gen­arm­bin­de ein Zei­chen set­zen und bekam kei­ne gel­be Kar­te, muss­te die Bin­de aber abge­ben. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Im Pod­cast „Minds­hift Ms“ spricht Ver­an­stal­ter Wolf­gang Nie­tan über den ers­ten nach­hal­ti­gen Weih­nachts­markt in Müns­ter am Har­se­win­kel­platz. (Wirt­schafts­för­de­rung Müns­ter)

Unbezahlte Werbung

Der klei­ne Laden City Mack am Bült 20 sieht auf den ers­ten Blick aus wie ein gewöhn­li­cher chi­ne­si­scher Imbiss, auf den zwei­ten auch, aber wenn man nach der chi­ne­si­schen Kar­te fragt, dann eröff­net sich eine Aus­wahl, die es in Müns­ter sonst nir­gend­wo gibt. Die­ser klei­ne Imbiss ist auf den drit­ten Blick ein ganz aus­ge­zeich­ne­tes Restau­rant, das ein­zi­ge in Müns­ter, das eine authen­ti­sche chi­ne­si­sche Sichu­an-Küche anbie­tet, klei­ne Spei­sen, oft ein­ge­legt, zum Bei­spiel Knob­lauch oder Tofu, in Strei­fen geschnit­te­ne Schwei­neoh­ren als Salat. In Chi­na nennt man die­se Spei­sen Dim Sum, spe­zi­ell in der Sichu­an-Küche hei­ßen sie Xiao chi. Die Prei­se auf der chi­ne­si­schen Kar­te sind natür­lich ande­re als die im Imbiss. Ein Gericht kos­tet zwi­schen 10 und 20 Euro, die klei­nen Spei­sen etwa 6 Euro, zwei oder drei genü­gen. Sie kön­nen im „City Mack“ auch bestel­len, aber dann bekom­men Sie Gerich­te „nach chi­ne­si­scher Art“, also für euro­päi­sche Geschmacks­ner­ven. Das ist sicher auch in Ord­nung, aber nicht ganz so beson­ders. (rhe)

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Eva Streh­l­ke hat heu­te wie­der die schöns­ten Ideen für die nächs­ten Tage für Sie gesammelt.

+++ Beim Fes­ti­val Güter­bahn­hof vs. Rest der Welt kön­nen Sie in den Pro­be­räu­men des Müns­te­ra­ner Kult­la­dens Rare Gui­tar Musik hören. Los geht’s heu­te ab 20 Uhr für 12 Euro und mor­gen ab 19 Uhr für 15 Euro, Ein­lass ist jeweils eine hal­be Stun­de früher.

+++ Die­se Woche haben in Müns­ter die Weih­nachts­märk­te eröff­net. An den Advents­wo­chen­en­den kön­nen Sie auch im Frei­licht­mu­se­um Müh­len­hof bum­meln. Am Sams­tag ist ab 14 Uhr, sonn­tags von 12 bis 19 Uhr geöff­net. Die übli­chen Ein­tritts­prei­se kön­nen Sie hier nachschauen.

+++ Am Sams­tag lädt die Ate­lier-Gemein­schaft Aar­tal zwi­schen Gre­ven und Spra­kel zu einer Besich­ti­gung ihrer Ate­lier­räu­me ein. Um 18 Uhr wird das Kon­zept des Hau­ses Aldru­per Brink 30 im neu eröff­ne­ten Café vorgestellt.

+++ Ken­nen Sie noch die Lila Eule? 1969 öff­ne­te die Dis­ko­thek an der König­stra­ße zum ers­ten Mal, bis 2015 wur­de in den Räu­men getanzt, die im Lau­fe der Zeit die unter­schied­lichs­ten Namen tru­gen. Den Geist und die Musik der ech­ten 70er- und 80er-Jah­re-Eule bringt DJ F. Georg am Sams­tag ab 21 Uhr in die Club­schie­ne. Der Ein­tritt kos­tet 9 Euro.

+++ Für die WWU Bas­kets ist am Sams­tag wie­der Heim­spiel­zeit; ab 19:30 Uhr tre­ten sie in der Sport­hal­le Berg Fidel gegen die Uni Bas­kets aus Pader­born an. Kar­ten bekom­men Sie im Online­shop, Stu­die­ren­de der Uni Müns­ter kön­nen über ihr Kul­tur­se­mes­ter­ti­cket hier den Code für eine Frei­kar­te anfordern.

+++ Basie­rend auf der bekann­ten Buch­vor­la­ge von Jakob Mar­tin Strid erzählt das Ensem­ble des Thea­ters Müns­ter in einem schö­nen Fami­li­en­stück Die unglaub­li­che Geschich­te von der Rie­sen­bir­ne. Am Sonn­tag gibt es zwei Vor­stel­lun­gen, um 11 und um 14 Uhr. Tickets bekom­men Sie hier.

+++ Im Rah­men des Fes­ti­vals umPo­len zeigt das Thea­ter­kol­lek­tiv Pièrre.Vers am Sonn­tag im Pum­pen­haus das Stück Im Pro­cess, das sich mit dem Maj­da­nek-Pro­zess von 1975 beschäf­tigt. Hier gibt es noch ein paar Rest­kar­ten. Im Anschluss an die Auf­füh­rung fin­det noch ein Publi­kums­ge­spräch statt.

+++ Am Diens­tag ver­an­stal­tet Weit­blick Müns­ter einen Sci­ence Slam für den guten Zweck. Los geht’s um 20 Uhr im H1. Tickets für 5 Euro pro Stück kön­nen Sie hier kau­fen.

+++ Ken­nen Sie die nie­der­län­di­sche Sin­ter­klaas-Tra­di­ti­on? Sin­ter­klaas reist jedes Jahr im Novem­ber auf einem Dampf­schiff aus Spa­ni­en in die Nie­der­lan­de. Am 5. Dezem­ber bringt er den Kin­dern abends Lecke­rei­en und Geschen­ke. Dabei unter­stüt­zen ihn die Zwar­te Pie­ten, klei­ne Hel­fer­lein, die ein biss­chen aus­se­hen wie das Sarot­ti-Männ­chen. Vie­le Niederländer:innen malen bei den tra­di­tio­nel­len Sin­ter­klaas-Para­den auch ihre Gesich­ter schwarz an, um sich als Zwar­te Piet zu ver­klei­den; in eini­gen Städ­ten ist das soge­nann­te Black­fa­cing aber ver­bo­ten. Ist der Zwar­te Piet also noch zeit­ge­mäß? Das Haus der Nie­der­lan­de lädt für Mitt­woch ab 19 Uhr zu einer ras­sis­mus­kri­ti­schen Podi­ums­dis­kus­si­on zur Sin­ter­klaas-Tra­di­ti­on in die Biblio­thek im Haus der Nie­der­lan­den ein. Der Ein­tritt ist frei.

Am Diens­tag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Und bevor ich Ihnen ein schö­nes Wochen­en­de wün­sche, kommt aus­nahms­wei­se noch etwas in eige­ner Sache: Die­ser Brief ist bis auf Wei­te­res der letz­te, den Sie von mir bekom­men. Da ich beruf­lich einen neu­en Weg ein­schla­ge, wer­de ich mei­ne Arbeit bei RUMS stark redu­zie­ren und gebe die Redak­ti­ons­lei­tung ab. Sie wer­den aber in den Brie­fen mei­ner Kol­le­gen hin und wie­der noch Recher­chen von mir lesen.

Es hat mir viel Freu­de gemacht, Ihnen in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren zu schrei­ben und auch von Ihnen immer wie­der so viel zu lesen und zu hören.

Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Wochen­en­de und einen beson­ders schö­nen ers­ten Advent.

Herz­li­che Grü­ße
Con­stan­ze Busch

Mit­ar­beit: Jan Gro­ße Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Vik­to­ria Pehl­ke (vpe), Eva Streh­l­ke (est)
Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann

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PS

Die­ser Brief hat mit Frau­en begon­nen, kon­se­quen­ter­wei­se endet er des­halb auch mit einer: mit Mat­hil­de Fran­zis­ka Anne­ke. Heu­te ist ihr Todes­tag. Und aus die­sem Anlass ver­lin­ke ich Ihnen hier ein Por­trät, das Taz-Redak­teu­rin Wal­traud Schwab vor ein paar Jah­ren zu Anne­kes Geburts­tag geschrie­ben hat. Ich möch­te nicht viel dazu sagen, denn es steht alles in dem wun­der­ba­ren Text. Aber um Sie neu­gie­rig dar­auf zu machen, zitie­re ich eine Zwi­schen­über­schrift dar­aus, eine Meis­ter­leis­tung, wenn Sie mich fra­gen. Sie lau­tet: „Sie bekommt einen Sohn, lässt sich davon nicht stop­pen.“ (cbu)