Die weitgehend böllerfreie Innenstadt kommt | Karstadt und Kaufhof: Was passiert, wenn einer geht? | Bienenhonig vom Borromaeum

Müns­ter, 6. Janu­ar 2023

Guten Tag,

auch ich wün­sche Ihnen ein fro­hes neu­es Jahr und alles Gute für 2023.

Ges­tern ist die ers­te RUMS-Pro­phe­zei­ung des Jah­res ein­ge­tre­ten: Müns­ter bekommt eine weit­ge­hend böl­ler­freie Innen­stadt. Die Nacht des 31. Dezem­ber 2023 soll ruhi­ger wer­den als der ver­gan­ge­ne Sil­ves­ter­abend. Dazu möch­te die Stadt Ver­bots­zo­nen für Feu­er­werk in der Alt­stadt ein­rich­ten. Am Dom­platz, am Prin­zi­pal­markt und in den angren­zen­den Stra­ßen wird das Geböl­ler und Geknal­le kom­plett ver­bo­ten sein.

Die Stadt begrün­det das Ver­bot in der dazu­ge­hö­ri­gen Pres­se­mit­tei­lung damit, dass das „Stör- und Unfall­po­ten­ti­al“ wie­der das Vor-Coro­na-Niveau erreicht habe. Außer­dem brau­che es mehr „Auf­klä­rung über die Gefah­ren von Pyro­tech­nik, ins­be­son­de­re in Ver­bin­dung mit erhöh­tem Alkoholkonsum“.

Das hört sich doch alles ganz ver­nünf­tig an: Sil­ves­ter­ra­ke­ten sind sehr laut und kön­nen eine Gefahr für Men­schen und Tie­re sein, und sie ver­schmut­zen die Innen­stadt. Des­halb ver­bie­ten wir die Rake­ten. Und noch nicht jede:r hat ver­stan­den, dass es eine wirk­lich dum­me Idee ist, besof­fen ein rie­si­ges Feu­er­werk abzu­fa­ckeln oder Böl­ler auf frem­de Leu­te zu wer­fen. Des­halb erklä­ren wir es allen noch mal.

Bit­te ver­ste­hen Sie mich nicht falsch. Ich per­sön­lich hege kei­ner­lei Sym­pa­thien für das Män­ner­ver­gnü­gen, in der Sil­ves­ter­nacht feu­er­werks­mä­ßig so rich­tig die Sau raus zu las­sen. Ein Böl­ler­ver­bot ist trotz­dem eine weit­rei­chen­de Maß­nah­me – aber ist sie auch ver­hält­nis­mä­ßig? Hal­ten sich die Leu­te über­haupt dar­an? Wenn wir mal kurz über die Gren­ze in die Nie­der­lan­de schau­en, wo am 31. Dezem­ber vie­ler­orts das Böl­lern unter­sagt war, sehen wir: Das Ver­bot hat dort nie­man­den so rich­tig inter­es­siert.

Wie wir am Diens­tag berich­tet haben, war es an Sil­ves­ter in Müns­ter recht ruhig. Die Poli­zei, die Feu­er­wehr und der Ret­tungs­dienst muss­ten zwar immer mal wie­der aus­rü­cken, aber für Sil­ves­ter­ver­hält­nis­se nicht beson­ders oft. Auch die Stadt räumt in der Pres­se­mel­dung ein, dass es hier nicht zu Aus­schrei­tun­gen kam, anders als in ande­ren Groß­städ­ten. Eini­ge haben sich den­noch kom­plett dane­ben­be­nom­men: Am Dom­platz und in der Umge­bung flo­gen vie­le Böl­ler gezielt auf fei­ern­de Menschen.

Aus­ba­den muss­ten das die Not­auf­nah­men. Die Uni­kli­nik teil­te uns am Diens­tag mit, dass es dort unge­wöhn­lich voll gewe­sen sei und die Ärzt:innen beson­ders vie­le Ver­let­zun­gen im Gesicht und am Auge behan­deln muss­ten. Drei Patient:innen haben ihre Seh­kraft in der Sil­ves­ter­nacht verloren.

Ob ein Böl­ler­ver­bot als Maß­nah­me taugt, dar­über herrscht unter den Mediziner:innen an der Uni­kli­nik kei­ne Einig­keit. Sebas­ti­an Dries von der Augen­kli­nik fin­det die Idee nicht schlecht. Die Augen­ver­let­zun­gen sorg­ten nicht nur an Sil­ves­ter für vie­le Auf­nah­men, son­dern müss­ten auch im Nach­gang wei­ter­be­han­delt werden.

Der Lei­ter der Unfall­chir­ur­gie, Micha­el Rasch­ke, hält dage­gen gene­rell wenig von Ver­bo­ten, sagt aber, die Böl­le­rei bean­spru­che die knap­pen Res­sour­cen im Gesund­heits­we­sen stark. Das belas­te letzt­lich die Solidargemeinschaft.

Beim Jah­res­wech­sel von 2021 auf 2022 hat­ten die Not­auf­nah­men an der Uni­kli­nik jeden­falls deut­lich weni­ger zu tun. In der Augen­kli­nik wur­den zwei schwe­re Wun­den behan­delt, die Unfall­chir­ur­gie muss­te kei­ne Not­ope­ra­tio­nen wegen Spreng­ver­let­zun­gen durchführen.

Kurz­um: Die weit­ge­hend böl­ler­freie Innen­stadt mag für die einen ein Ver­bot bedeu­ten – für die ande­ren ist sie aber Schutz und Ent­las­tung. Die Wider­stän­de gegen das Böl­ler­ver­bot dürf­ten sich in Gren­zen hal­ten. Laut einer aktu­el­len Umfra­ge befür­wor­ten fast zwei Drit­tel der Deut­schen ein sol­ches Ver­bot. Und es muss ja nicht direkt alles schep­pern, bevor sich poli­tisch etwas ändert.

Ob in die­sem Jahr ein zen­tra­les Feu­er­werk in Müns­ter statt­fin­det, kann die Stadt noch nicht sagen. Macht aber auch nichts. Bis eine Lösung gefun­den ist, blei­ben ja noch 359 Tage. (sfo)

Kurz und Klein

+++ Sie sind auf You­tube, Anti-Coro­na-Demons­tra­tio­nen und im Raum Müns­ter ver­tre­ten: Per­so­nen, die der Reichs­bür­ger­sze­ne zuge­rech­net wer­den. Rund 450 Men­schen aus dem Regie­rungs­be­zirk Müns­ter gehö­ren laut nord­rhein-west­fä­li­schem Ver­fas­sungs­schutz der Grup­pie­rung an. In ganz NRW gibt es zur­zeit etwa 3.400 Reichsbürger:innen. Ihr Auf­tre­ten ist ein flä­chen­de­cken­des Phä­no­men, aller­dings ist die Sze­ne hete­ro­gen. An eini­gen Orten gibt es gut orga­ni­sier­te Grup­pen, andern­orts sind Ein­zel­per­so­nen nur online aktiv. Der Ver­fas­sungs­schutz bewer­tet die Reichsbürger:innen und Selbstverwalter:innen „als Bestre­bung mit erheb­li­chem Gefah­ren­po­ten­zi­al“, die sich womög­lich wei­ter radi­ka­li­sie­ren könn­te. Tei­le der rechts­ra­di­ka­len Sze­ne und der Reichs­bür­ger­sze­ne sähen sich im Wider­stand und mach­ten des­halb auch vor schwe­ren Gewalt­ta­ten kei­nen Halt. (sst)

+++ Geschie­den? Les­bisch? Oder gar unver­hei­ra­tet zusam­men­le­bend? Alles kein Pro­blem mehr für Mit­ar­bei­ten­de der katho­li­schen Kir­che und ihrer Cari­tas. Seit dem 1. Janu­ar 2023 gel­ten die Ände­run­gen in der kirch­li­chen Grund­ord­nung auch im Bis­tum Müns­ter. Sie ist Rechts­quel­le des Kir­chen­ar­beits­rechts. Eine Ver­än­de­rung ist, dass die pri­va­te Lebens­ge­stal­tung nun als Pri­vat­sa­che gilt und kei­nen recht­li­chen Bewer­tun­gen mehr unter­liegt. Wobei das Bis­tum in Müns­ter das nach eige­nen Anga­ben schon in den ver­gan­ge­nen Jah­ren so prak­ti­ziert hat, zumin­dest bei den Men­schen, die nicht in der Seel­sor­ge arbei­ten. Ein wei­te­rer Punkt ist der soge­nann­te insti­tu­tio­nen­ori­en­tier­te Ansatz. Das bedeu­tet, dass ein­zel­ne Mit­ar­bei­ten­de nicht mehr mit ihrer per­sön­li­chen Lebens­ge­stal­tung dafür ver­ant­wort­lich sind, den christ­li­chen Cha­rak­ter einer Ein­rich­tung her­vor­zu­he­ben. Bischof Felix Genn sieht das alles posi­tiv: „Die Kir­che muss ein angst­frei­er Raum sein, auch und gera­de für die Mit­ar­bei­ten­den. Die Reform des kirch­li­chen Arbeits­rechts ist dazu ein wich­ti­ger Schritt.“ Pries­ter und Dia­ko­ne sind auf­grund ihres Weih­amts von den Ände­run­gen aus­ge­nom­men. Kri­tik üben die Initia­ti­ve „#OutIn­Church“ und das Katho­li­sche „LSBT+Komitee“ unter ande­rem dar­an, dass die Ände­rung nicht ein­deu­tig auf alle geschlecht­li­chen Iden­ti­tä­ten ein­geht. (sst)

+++ 8.138 Arbeits­lo­se waren im Dezem­ber bei der Agen­tur für Arbeit in Müns­ter regis­triert. Gemel­det waren außer­dem 3.169 offe­ne Stel­len­an­ge­bo­te. Die pas­sen­de Ver­mitt­lung ist aller­dings schwie­rig: 83 Pro­zent der Ange­bo­te rich­ten sich an Men­schen mit abge­schlos­se­ner Berufs- oder Hoch­schul­aus­bil­dung. 4.667 der arbeits­los gemel­de­ten Per­so­nen sind hin­ge­gen Gering­qua­li­fi­zier­te. Das ent­spricht einem Anteil von knapp 60 Pro­zent. Die meis­ten unbe­setz­ten Stel­len befin­den sich mit 468 im Bereich Han­del, auch Ein­rich­tun­gen im Bereich Gesund­heit und Sozi­al­we­sen suchen mit 410 offe­nen Stel­len vie­le Arbeits­kräf­te. In bei­den Berei­chen sind es laut Agen­tur für Arbeit ins­be­son­de­re Fach­kräf­te, die feh­len – genau­so im Bereich der Pro­duk­ti­ons- und Fer­ti­gungs­be­ru­fe. Dazu zäh­len zum Bei­spiel Jobs in der Holz­ver­ar­bei­tung oder Ener­gie­tech­nik. Im Ver­gleich zum Vor­jah­res­mo­nat ist die Anzahl der Arbeits­lo­sen um 591 gestie­gen. Das liegt laut Agen­tur für Arbeit dar­an, dass Men­schen aus der Ukrai­ne nach Müns­ter geflo­hen sind und nun einen Job suchen. (sst)

+++ Die Impf­pflicht für Beschäf­tig­te in der Pfle­ge und im Gesund­heits­we­sen hat in Müns­ter in kei­nem Fall dazu geführt, dass Men­schen nicht mehr arbei­ten durf­ten, weil sie sich nicht gegen Coro­na imp­fen las­sen woll­ten. Aber sie hat viel Arbeit ver­ur­sacht. Das ist das Ergeb­nis eines Berichts des Gesund­heits­amts, den die Stadt in die­ser Woche ver­öf­fent­licht hat. Von ins­ge­samt 799 Mel­dun­gen hät­ten sich 616 Fäl­le sofort erle­digt, in knapp 400 davon, weil die Men­schen doch noch einen Impf­nach­wei­se vor­leg­ten, so steht es in dem Papier. In den 183 Fäl­len, die man wei­ter­ver­folg­te, prüf­te die Stadt zumin­dest, ob ein Berufs­ver­bot nötig ist. In 45 Fäl­len hal­fen die Per­so­nen, um die es ging, so wenig mit, dass die Stadt das als Ord­nungs­wid­rig­keit ein­stuf­te und ein Ver­fah­ren ein­lei­te­te. Am Ende stan­den 17 Buß­gel­der. Zeit­wei­se sei­en vier Men­schen zusätz­lich im Gesund­heits­amt mit der Auf­ga­be beschäf­tigt gewe­sen. Immer­hin: Die Kos­ten über­nimmt das Land. Und noch eine wei­te­re gute Nach­richt: Zum Ende des Jah­res ist die Rege­lung aus­ge­lau­fen. (rhe)

+++ Eine der schlech­tes­ten Bilan­zen der ver­gan­ge­nen Jah­re ist ver­mut­lich die der Sucht­be­ra­tung an den Job­cen­ter-Stand­or­ten. In 47 Sprech­stun­den mel­de­ten sich zwei Men­schen, schreibt die Stadt in einem Ver­wal­tungs­pa­pier. In Zukunft soll es die Bera­tung nicht mehr geben, jeden­falls nicht in der bis­he­ri­gen Form. CDU und Grü­ne hat­ten das Ange­bot vor vier Jah­ren ein­ge­führt, um es leich­ter zugäng­lich zu machen. Doch so rich­tig eta­bliert hat es sich nie. In 147 Sprech­stun­den erreich­te die Bera­tungs­stel­le ledig­lich 13 Men­schen direkt, 20 indi­rekt über eine Fall­be­ra­tung des Job­cen­ters. In dem Bericht heißt es: „Die­se Zah­len zei­gen, dass Kos­ten und Nut­zen in kei­nem Ver­hält­nis zuein­an­der ste­hen.“ Eine Ver­mu­tung ist, dass Men­schen ihre Sucht­pro­ble­me ungern beim Job­cen­ter offen­ba­ren, weil sie Angst haben, Pro­ble­me im Job oder bei der Suche nach Arbeit zu bekom­men. Bera­tung fin­den sie in Müns­ter auch wei­ter­hin, nur eben nicht mehr beim Job­cen­ter, son­dern direkt in den Bera­tungs­stel­len vom Cari­tas­ver­band und der Dia­ko­nie. (rhe)

+++ Der Ver­fas­sungs­ge­richts­hof in Müns­ter muss prü­fen, ob das nord­rhein-west­fä­li­sche Ver­samm­lungs­ge­setz im Ein­klang mit dem Grund­ge­setz steht. Laut einer Ver­fas­sungs­be­schwer­de, die Mit­glie­der der Gesell­schaft für Frei­heit (GFF) und des Bünd­nis­ses „Ver­samm­lungs­ge­setz NRW stop­pen“ ein­ge­reicht haben, ver­letzt das bun­des­weit ein­ma­li­ge Ver­samm­lungs­ver­bot auf Auto­bah­nen das Grund­recht auf Ver­samm­lungs­frei­heit. Auto­bah­nen sei­en bes­ser geschützt als der Land­tag oder NS-Gedenk­stät­ten, heißt es in einer Pres­se­mit­tei­lung der GFF. Die GFF schreibt uns auf Nach­fra­ge, dass zudem ein Eil­an­trag ein­ge­reicht wur­de, der eini­ge Nor­men bis zur end­gül­ti­gen Ent­schei­dung außer Kraft set­zen soll. Laut Jörg San­der, Pres­se­spre­cher des Ver­fas­sungs­ge­richts­hofs NRW, las­se sich noch nicht sagen, wann es zu einer Ent­schei­dung kommt. Soll­ten die Beschwerdeführer:innen in Müns­ter kei­nen Erfolg haben, sei der Rechts­weg laut GFF erschöpft. Da die Jah­res­frist für Ver­fas­sungs­be­schwer­den gegen Geset­ze dann ver­stri­chen ist, kön­nen Betrof­fe­ne nur in Ein­zel­fäl­len gegen Poli­zei­maß­nah­men kla­gen. Die Beschwerdeführer:innen könn­ten die Ent­schei­dung des Ver­fas­sungs­ge­richt­hofs NRW nur dann vor dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt anfech­ten, wenn sie gegen das Bun­des­ver­fas­sungs­recht ver­sto­ßen wür­de, sagt Jörg San­der. (ast)


Der Rürup 


Karstadt und Kaufhof: Was passiert, wenn einer geht?

Osna­brück im Okto­ber 2020. Ein Klotz steht an der Kreu­zung der Wit­te­kind- und der Möser­stra­ße. Wer an dem Gebäu­de vor­bei­läuft, kann durch die Schau­fens­ter­front ins Erd­ge­schoss schau­en, die fens­ter­lo­sen Stock­wer­ke dar­über sind von qua­dra­ti­schen Kacheln mit futu­ris­ti­schem Mus­ter umman­telt. Die Fas­sa­de war vor vie­len Jah­ren bestimmt ein­mal strah­lend weiß, mitt­ler­wei­le hat der Beton­block einen trü­ben Graustich.

Es wirkt trist, wie die­ser Kas­ten am Rand der Osna­brü­cker Innen­stadt her­um­steht, und so ist auch die Stim­mung im Gebäu­de selbst. Dar­über täu­schen auch die bun­ten Pla­ka­te nicht hin­weg, die Rabat­te von 50, 60 oder sogar 70 Pro­zent ver­spre­chen. Schluss­ver­kauf, alles muss raus. Noch bewohnt die Waren­haus­ket­te Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof den ver­grau­ten Kas­ten in Osna­brück, aber bald nicht mehr.

Denn der Kon­zern ist ein Sanie­rungs­fall. Schon vor der Jahr­tau­send­wen­de beginnt die Mise­re. Miss­ma­nage­ment und der Kon­kur­renz­kampf mit dem Online­han­del machen der Kauf­haus­ket­te zu schaf­fen. 2018 fusio­niert Eigen­tü­mer René Ben­ko, ein mil­li­ar­den­schwe­rer Immo­bi­li­en­mo­gul aus Öster­reich, Gale­ria Kauf­hof und Kar­stadt. Doch statt die Tra­di­ti­ons­kauf­häu­ser zu sanie­ren, lässt Ben­ko im Juli 2020 die Dau­er­kri­se gip­feln: Der neu geschaf­fe­ne Kon­zern mit dem sper­ri­gen Namen Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof muss zum ers­ten Mal Insol­venz anmel­den. Das Ver­fah­ren endet zwei Mona­te später.

Mit der Plei­te steht auch das Schick­sal des Stand­or­tes in Osna­brück fest: Die Filia­le schließt am 14. Okto­ber. Bis dahin wer­den die letz­ten Rest­pos­ten noch schnell ver­ramscht, Kla­mot­ten, Haus­halts­wa­ren, Unter­hal­tungs­elek­tro­nik. Auch Erin­ne­rungs­stü­cke aus dem Bau wie Decken­lam­pen, Uri­na­le oder Roll­trep­pen kann die Gale­ria-Kund­schaft mit nach Hau­se nehmen.

Kommt der Leerstand nach Münster?

Seit der Schlie­ßung sind mehr als zwei Jah­re ver­gan­gen und genau­so lan­ge steht der Bau in Osna­brück leer. Wenn es schlecht läuft, könn­te es in Müns­ter bald ähn­lich aus­se­hen. Der Gale­ria-Kon­zern hat Ende Okto­ber 2022 Insol­venz ange­mel­det, wie­der ein­mal. Schuld sind dies­mal die gestie­ge­nen Ener­gie­kos­ten und die feh­len­de Kund­schaft in den Innen­städ­ten. Nach dem ers­ten Ver­fah­ren muss­ten 47 Filia­len in Deutsch­land dicht­ma­chen, damals blieb Müns­ter von der Schlie­ßungs­wel­le verschont.

Noch. Denn wie vie­le der 131 übrig­ge­blie­ben Filia­len jetzt auf dem Spiel ste­hen, ist unge­wiss. Die Chef­eta­ge von Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof will nach offi­zi­el­len Kon­zern­an­ga­ben ein Drit­tel der Filia­len in Deutsch­land schlie­ßen. Glaubt man dem Betriebs­rat, dürf­te es weit mehr Kauf­häu­ser tref­fen: In einer inter­nen Lis­te sei die Rede von 90 Filia­len, denen das Aus drohe.

So oder so: Dem­nächst wird eine erneu­te Leer­stands­wel­le durch die Innen­städ­te rol­len – und bald könn­te es Müns­ter tref­fen. Allein schon, weil die Stadt ein Dop­pel­stand­ort ist, an dem die Filia­len von Gale­ria Kauf­hof und Kar­stadt zu Fuß kei­ne fünf Minu­ten von­ein­an­der ent­fernt lie­gen. Lohnt es da, zwei fast iden­ti­sche Waren­häu­ser weiterzubetreiben?

Und dann ist da noch ein gene­rel­les Pro­blem: „In grö­ße­ren Städ­ten hat das Kon­zept Kauf­haus über­lebt“, sagt Ste­fan Mül­ler-Schlei­pen, Geschäfts­füh­rer der Initia­ti­ve Die Stadt­ret­ter. In länd­li­chen Gegen­den sei Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof noch so etwas wie ein Voll­ver­sor­ger. Nicht so in den Städ­ten, dort gehe die Ära der Waren­häu­ser all­mäh­lich vor­bei, sagt er.

Die Leerstandswelle brechen

Das Ende der Kauf­häu­ser ist dabei nicht allein ein Pro­blem für Kon­zer­ne wie Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof, son­dern für die gesam­te Innen­stadt. Schließt ein Kauf­haus, könn­te das Plei­ten von benach­bar­ten Geschäf­ten nach sich zie­hen, denn mit dem lee­ren Waren­haus bricht in vie­len Innen­städ­ten die Kund­schaft weg. Beob­ach­ten kann man den um sich grei­fen­den Leer­stand in Bot­trop: Seit vor sechs Jah­ren dort eine Kar­stadt-Filia­le zuge­macht hat, ver­ödet die Fuß­gän­ger­zo­ne, die gro­ßen Ket­ten zie­hen ein­fach weg. „In Bot­trop kann man eine Stadt ohne Dou­glas, Christ und bald auch H&M besich­ti­gen“, läs­tert der Lokal­b­log Ruhr­ba­ro­ne.

Die­se Leer­stands­wel­len zu durch­bre­chen, sei die größ­te Auf­ga­be, die in Zukunft auf die Innen­städ­te zukom­me, sagt Mül­ler-Schlei­pen. Aus die­sem Grund hät­ten sich die Stadt­ret­ter zu Beginn der Coro­na­kri­se 2020 gegrün­det. Sie wol­len Kon­zep­te erar­bei­ten, die den Domi­no-Effekt nach einer Kauf­haus­schlie­ßung abwen­den und die Innen­städ­te am Leben hal­ten. „Denn das Pro­blem ist: Die Städ­te erar­bei­ten oft Insel­lö­sun­gen“, sagt Mül­ler-Schlei­pen. Sie schau­ten sich viel zu sel­ten an, wie ande­re Städ­te auf den Leer­stand reagie­ren. Des­halb wie­der­ho­len sich eini­ge Feh­ler unbewusst.

Was soll­te Müns­ter also am bes­ten tun, soll­te Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof hier eine oder bei­de Filia­len schlie­ßen? Ste­fan Mül­ler-Schlei­pen sagt, das Pro­blem fan­ge schon viel frü­her an. Nur sehr weni­ge Städ­te und Gemein­den in Deutsch­land berei­te­ten sich auf Leer­stand vor. Kaum eine Kom­mu­ne habe dazu Kon­zep­te in der Schub­la­de lie­gen. „Im Ide­al­fall zieht am Tag nach der Schlie­ßung sofort eine Über­gangs­lö­sung in das Kauf­haus ein“, sagt Mül­ler-Schlei­pen. Erfah­rungs­ge­mäß stün­den Waren­häu­ser zwei, drei oder mehr Jah­re leer. Sie­he Osnabrück.

Zwischennutzungen gesucht

Aber wie sähe so eine Brü­cken­lö­sung aus? Die Stadt­ret­ter haben dazu ver­schie­de­ne Kon­zep­te ent­wi­ckelt, zum Bei­spiel ein Haus des Hand­werks. Dort könn­ten sich Betrie­be prä­sen­tie­ren, zei­gen, wie sie ihre Pro­duk­te anfer­ti­gen oder über Aus­bil­dungs­mög­lich­kei­ten informieren.

Ein ande­res Über­gangs­kon­zept für ein lee­res Waren­haus wäre ein kom­mu­na­les Sport­zen­trum, sagt Mül­ler-Schlei­pen. Dar­in könn­ten bei­spiels­wei­se ein pro­vi­so­ri­sches Fit­ness­stu­dio ent­ste­hen oder eine Bould­er­wand auf­ge­stellt wer­den. Das Gan­ze könn­te in Zusam­men­ar­beit mit einem Sport­ar­ti­kel­her­stel­ler gesche­hen, der sei­ne Pro­duk­te zum Aus­pro­bie­ren und Ver­kau­fen anbie­tet. Etwas Ähn­li­ches gibt es in São Pau­lo.

Die Stadt Osna­brück hat kein Über­gangs­kon­zept umge­setzt. Immer­hin ist aber inzwi­schen klar, wie es mit dem ehe­ma­li­gen Kauf­hof wei­ter­ge­hen soll. Ing­mar Bojes, Geschäfts­füh­rer der Wirt­schafts­för­de­rung Osna­brück, sagt, die Stadt habe für den Leer­stand einen Pro­jekt­ent­wick­ler gewin­nen kön­nen, der das Ex-Waren­haus wie­der­be­le­ben will.

Das Osna­brü­cker Ding, so der Name des Pro­jekts, soll 2024 fer­tig sein und ver­schie­de­ne Ange­bo­te beinhal­ten: Cafés und Geschäf­te im Erd­ge­schoss, Büro- und Pra­xis­flä­chen in der drit­ten Eta­ge sowie eine Mobi­li­täts­sta­ti­on und Lager­räu­me im Unter­ge­schoss. Dazwi­schen sei Platz für Events, E-Sports und Co-Working-Spaces, sagt Bojes. Die Uni Osna­brück wird auch an dem Pro­jekt betei­ligt: Die Fach­be­rei­che für Kunst und Tex­ti­les Gestal­ten wer­den ab dem nächs­ten Jahr ihre Stu­die­ren­den im Osna­brü­cker Ding unterrichten.

Traut man den Bil­dern auf der Web­site, soll außer­dem die Fas­sa­de des eins­ti­gen Kauf­hofs auf­ge­hübscht wer­den. Die gräu­li­chen Kacheln kom­men auf den Müll und der Beton­klotz bekommt end­lich Fens­ter in den obe­ren Etagen.

Ein gemixtes Kaufhaus

Das Osna­brü­cker Ding zeigt sehr schön, in wel­che Rich­tung sich die Kauf­häu­ser in den Innen­städ­ten wei­ter­ent­wi­ckeln wer­den. Ste­fan Mül­ler-Schlei­pen von den Stadt­ret­tern sagt, sol­che Misch­kon­zep­te wer­den sich als Dau­er­lö­sung durch­set­zen, wenn sich kein Inves­tor fin­det, der die Gale­ria-Filia­len ander­wei­tig wei­ter­be­trei­ben will.

„Dabei hat es sich bewährt, wenn die Stadt einen kom­mu­na­len Auf­hän­ger setzt“, sagt Mül­ler-Schlei­pen. „Zum Bei­spiel mit einer städ­ti­schen Büh­ne oder einer Stadt­bü­che­rei, die im Kauf­haus inte­griert wird.“ Die Stadt Lübeck ist einen Schritt wei­ter­ge­gan­gen: Sie hat eine leer­ste­hen­de Kar­stadt-Sport-Immo­bi­lie gleich gekauft, um dar­in ab die­sem Jahr neben ein paar Geschäf­ten auch ein städ­ti­sches Kul­tur- und Bil­dungs­zen­trum ein­zu­rich­ten. Dar­in sind auch Klas­sen­räu­me für die Lübe­cker Innen­stadt-Gym­na­si­en vorgesehen.

Aber was könn­te Müns­ter mit einem lee­ren Kauf­haus machen? Ste­fan Mül­ler-Schlei­pen hät­te eine Idee: eine Fahr­rad­sta­ti­on. Men­schen, die in die Innen­stadt radeln, könn­ten dort ihre Lee­zen par­ken oder E-Bikes auf­la­den und repa­rie­ren las­sen. Mög­lich wäre es auch, ein Logis­tik­zen­trum für Fahr­rad­ku­rier­diens­te ein­zu­rich­ten, die Ware per Las­ten­rad aus­lie­fern, sagt Mül­ler-Schlei­pen. Oder man könn­te ganz ein­fach ein paar Lager­räu­me für angren­zen­de Geschäf­te einrichten.

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Wohnen im Warenhaus

Man­che Misch­kon­zep­te beinhal­ten auch Wohn­raum in den ehe­ma­li­gen Waren­häu­sern. Die Stadt Lünen hat bei­spiels­wei­se die Gewer­be­flä­che eines lee­ren Her­tie-Kauf­hau­ses im gro­ßen Stil in Woh­nun­gen umge­wan­delt. Wäre das eine Lösung für den hei­ßen Immo­bi­li­en­markt in Münster?

Ste­fan Mül­ler-Schlei­pen fin­det sol­che Umwid­mun­gen prin­zi­pi­ell gut. „Vor allem Senio­ren­woh­nun­gen bie­ten sich an, denn Älte­re gehen oft ger­ne in der Innen­stadt ein­kau­fen oder enga­gie­ren sich fürs Quar­tier“, sagt er. Die Fra­ge ist aller­dings, ob sich die Umnut­zun­gen mit dem kom­mu­na­len Bau­recht ver­ein­ba­ren lassen.

Und: „Nicht jede Kauf­haus-Immo­bi­lie ist zum Woh­nen geeig­net“, sagt Mül­ler-Schlei­pen. Die Gebäu­de sei­en oft sehr alt und müss­ten des­halb erst­mal ener­ge­tisch saniert wer­den – ein teu­rer Umbau. Dazu kommt, die Stadt ver­lö­re mit der Umwid­mung von Gewer­be in Wohn­raum Ein­nah­men aus der Gewer­be­steu­er. Und über­haupt: Ent­steht in der Innen­stadt bezahl­ba­rer Wohn­raum? Ins­ge­samt also eine eher auf­wen­di­ge Lösung.

Alles in den Blick nehmen

Ein noch auf­wen­di­ge­res Pro­jekt hat die Hei­mat­stadt von Ste­fan Mül­ler-Schlei­pen, das hes­si­sche Hanau, auf den Weg gebracht. 2010 mach­te ein Kar­stadt in der City zu. „Das war die Initi­al­zün­dung für einen groß­an­ge­leg­ten Umbau der Innen­stadt“, sagt er.

Nicht jede Stadt müs­se die­ses Kon­zept aus Hanau nach­ah­men, aber es deu­tet auf einen wich­ti­gen Aspekt hin: Mül­ler-Schlei­pen sagt, vie­le Kom­mu­nen begin­gen den Feh­ler, den Leer­stadt iso­liert vom Quar­tier zu betrach­ten. Bes­ser sei es, die gesam­te Innen­stadt auf der Suche nach Lösun­gen in den Blick zu neh­men, argu­men­tiert er. Hier­für könn­ten die Kom­mu­nen eine:n eigene:n Innenstadtmanager:in einstellen.

Der Vor­teil die­ses Pos­tens: Diese:r Manager:in kann eine Stra­te­gie für die Innen­stadt ent­wi­ckeln und als Ansprech­per­son für Poli­tik, Ver­wal­tung und Stadt­ge­sell­schaft fun­gie­ren. „Dabei erwei­sen sich auch Bür­ger­be­tei­li­gun­gen als sinn­voll“, sagt Mül­ler-Schlei­pen. Die Anwoh­nen­den vor Ort wüss­ten am bes­ten Bescheid, wie es mit ihrer Stadt wei­ter­ge­hen soll.

Die Stadt will beide Filialen behalten

Was mit den zwei Kauf­häu­sern in Müns­ter pas­sie­ren wird, ist wei­ter­hin offen. Die Pres­se­stel­le von Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof hat unse­re Anfra­ge bis­lang nicht beant­wor­tet. Und obwohl momen­tan noch alles recht spe­ku­la­tiv ist, gibt es ein paar Anzei­chen, die Schlüs­se auf die Zukunft des Stand­orts Müns­ter zulassen.

Eine Rol­le wird dabei die LVM-Ver­si­che­rung spie­len, denn ihr gehört die Kar­stadt-Immo­bi­lie in Müns­ter. Spre­cher Dani­el Meye­ring schreibt uns auf Anfra­ge, die LVM sei zu Gesprä­chen mit dem Gale­ria-Kon­zern bereit. Die Ver­si­che­rung füh­re das Miet­ver­hält­nis ger­ne fort, wenn Gale­ria an der Filia­le an der Salz­stra­ße festhält.

Bei der Filia­le an der Lud­ge­rist­ra­ße ist die Sache etwas kom­pli­zier­ter. Das Gebäu­de mit dem Logo von Gale­ria Kauf­hof steht auf einem Grund­stück, das zum Teil der Stadt Müns­ter gehört. Das Pres­se­amt schreibt uns, die Stadt wol­le am liebs­ten bei­de Filia­len behal­ten, weil dort zahl­rei­che Men­schen arbei­ten und bei­de Waren­häu­ser zur „Attrak­ti­vi­tät der Müns­te­ra­ner Innen­stadt“ beitragen.

Das Handelsblatt entwarnt – ein bisschen zumindest

Aktiv beein­flus­sen kann sie die­se Ent­schei­dung aber nicht. Das Gale­ria Kauf­hof-Gebäu­de gehört näm­lich nicht der Stadt, son­dern der Signa-Hol­ding. Der Chef des Immo­bi­li­en­kon­zerns ist eben­falls René Ben­ko. Mie­ter und Ver­mie­ter gehö­ren auf dem städ­ti­schen Grund­stück also zur sel­ben Unter­neh­mens­grup­pe. Die West­fä­li­schen Nach­rich­ten berich­ten, Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe ste­he mit Signa in Kon­takt, um über die Immo­bi­lie zu ver­han­deln. Über die Gesprä­che gab uns das Pres­se­amt kei­ne Auskunft.

Laut Han­dels­blatt ste­hen die Chan­cen aller­dings sehr gut, dass Gale­ria Kauf­hof der Lud­ge­rist­ra­ße erhal­ten bleibt. Signa habe bis­her nichts Gegen­tei­li­ges bekannt gemacht. Die Hol­ding habe mit etli­chen Kauf­häu­sern immer irgend­et­was ange­stellt: sie ent­we­der ver­kauft oder für einen ande­ren Zweck genutzt. Da aber auf den Stand­ort an der Lud­ge­rist­ra­ße weder das eine noch das ande­re zutrifft, blei­be die­se Filia­le sehr wahr­schein­lich offen, schluss­fol­gert das Handelsblatt.

Das alles sind aber nur Spe­ku­la­tio­nen. Es könn­te sein, dass eine der bei­den Filia­len schließt – es könn­te aber auch sein, dass es bei­de trifft oder alles so bleibt, wie es ist. Ende des Monats wis­sen wir sehr wahr­schein­lich mehr. Dann will Gale­ria Kar­stadt Kauf­hof bekannt geben, wie es mit den Kauf­häu­sern in Deutsch­land wei­ter­geht. (sfo)


Jugendportal Kanello.net: Workshop gemeinsam mit RUMS

RUMS gibt am 12. Janu­ar gemein­sam mit dem Jugend­por­tal Kanello.net aus Müns­ter einen Work­shop für Jugend­li­che. Bei Kanello.net schreibt eine Jugend­re­dak­ti­on über The­men, die Jugend­li­che in Müns­ter bewegen.

Wie wird man Redakteur:in? Was bedeu­tet Medi­en­kom­pe­tenz in der heu­ti­gen Medi­en­land­schaft? Wel­che seriö­sen Ver­lags­häu­ser exis­tie­ren in Deutsch­land? Was macht eine gute Mel­dung aus? Wie gelan­ge ich vom Inter­view zum fer­ti­gen Arti­kel? Unse­re erfah­re­nen Journalist:innen von RUMS geben Ant­wor­ten auf all die­se Fra­gen. Für ein pro­duk­ti­ves Arbeits­kli­ma ist die Teilnehmer:innenzahl begrenzt. Es sind noch Plät­ze frei. Viel­leicht gibt es Jugend­li­che in ihrem Umfeld, die die­ser Work­shop inter­es­sie­ren könn­te. Lei­ten Sie die Aus­schrei­bung ger­ne wei­ter. Im letz­ten RUMS-Brief war der Link feh­ler­haft, die­sen Feh­ler haben wir kor­ri­giert: Anmel­dun­gen nimmt Kanello.net unter info@kanello.net entgegen.

Kanel­lo braucht auch über den Work­shop hin­aus für die Jugend­re­dak­ti­on Ver­stär­kung. Das Maga­zin sucht Jugend­li­che, die ers­te Erfah­run­gen im Jour­na­lis­mus machen möch­ten - Erfah­run­gen als Redakteur:in sind nicht erfor­der­lich. Die ange­hen­den Journalist:innen ler­nen in regel­mä­ßig statt­fin­den­den Work­shops Tech­ni­ken des Schrei­bens, Foto­gra­fie für Repor­ta­gen und – wie Anfang Janu­ar mit RUMS – Inter­view­füh­rung ken­nen und kön­nen die­ses Wis­sen prak­tisch anwen­den. Für jeden ver­öf­fent­lich­ten Bei­trag gibt es sogar eine finan­zi­el­le Ent­schä­di­gung. Geben Sie auch die­se Info wei­ter, wenn Sie Jugend­li­che ken­nen, die Inter­es­se dar­an haben, in den Jour­na­lis­mus hin­ein­zu­schnup­pern. Alle Fra­gen zur Arbeit von Kanello.net kön­nen eben­falls unter der oben genann­ten E-Mail­­adres­­se erfragt werden.

Corona-Update

+++ Seit Coro­na ist klar: Wer krank ist, geht nicht zur Arbeit. Oder? Nicht ganz. Laut einer Stu­die der Tech­ni­ker Kran­ken­kas­se gehen ein Vier­tel der Befrag­ten arbei­ten, obwohl sie sich krank füh­len. Ins­be­son­de­re Men­schen im Home­of­fice arbei­ten krank. 12 Pro­zent von ihnen sogar krank­ge­schrie­ben, 30 Pro­zent neh­men regel­mä­ßig Medi­ka­men­te, damit sie arbei­ten kön­nen. (sst)

+++ Die neue Omi­kron-Sub­va­ri­an­te namens XBB.1.5 brei­tet sich in den USA aus. Sie sei laut Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on zwar „die anste­ckends­te Sub­va­ri­an­te, die bis­lang ent­deckt wur­de“, Anzei­chen dafür, dass sie für schwe­re­re Ver­läu­fe als ande­re Vari­an­ten sorgt, gebe es bis­her jedoch nicht. Im Nord­os­ten der USA stei­gen die Kran­ken­haus­ein­wei­sun­gen, berich­tet die Tages­schau. (sst)

+++ 2022 haben 3,2 Mil­lio­nen Mal Bür­ger­tests in Müns­ter statt­ge­fun­den. Im Jah­res­durch­schnitt waren 4,5 Pro­zent davon posi­tiv, im Som­mer aller­dings haben 12 Pro­zent der Getes­te­ten im Anschluss ein posi­ti­ves Test­ergeb­nis erhal­ten. Aktu­ell gibt es etwa 60 offi­zi­el­le Bür­ger­test­stel­len, vor­aus­sicht­lich noch bis zum 28. Febru­ar 2023. Das teil­te die Stadt Müns­ter mit. (sst)

+++ Zum Schluss wie immer der Blick aufs Pan­de­mie­ge­sche­hen in Müns­ter: Die Stadt mel­det 129 Coro­na-Neu­in­fek­tio­nen, die seit ges­tern per PCR-Test bestä­tigt wor­den sind. Ins­ge­samt ver­zeich­net Müns­ter momen­tan 1.241 offi­zi­ell infi­zier­te Per­so­nen. Die Sie­ben-Tage-Inzi­denz (posi­ti­ve PCR-Tests pro 100.000 Men­schen inner­halb einer Woche) liegt laut Robert-Koch-Insti­tut bei 213. Laut Inten­siv­re­gis­ter lie­gen in Müns­ter zehn Men­schen mit Covid-19 auf der Inten­siv­sta­ti­on. Davon wer­den sechs inva­siv beatmet. Seit Diens­tag sind außer­dem zwei wei­te­re Todes­fäl­le im Zusam­men­hang mit Covid-19 bekannt gewor­den. Damit erhöht sich die Zahl der Coro­na­to­ten in Müns­ter auf 255. (sst)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Der Ver­ein Sozi­al­pa­last und das Kol­lek­tiv „Gazo­me­ter“ haben das Gaso­me­ter-Gelän­de geräumt und den Stadt­wer­ken die Schlüs­sel über­ge­ben. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Bis zum Ende des Jah­res hat die Bezirks­re­gie­rung es nicht geschafft, die Fra­ge zu beant­wor­ten, ob Müns­ter in Roxel eine Gesamt­schu­le eröff­nen darf, aber bis Ende Janu­ar soll es was wer­den. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Der Stu­die­ren­den­aus­schuss Asta will das Semes­ter­ti­cket neu ver­han­deln, weil es gegen­über einem 49-Euro-Ticket kei­ne gro­ßen Vor­tei­le mehr hät­te. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Ein neu­es Netz­werk will sich mit dem Pro­blem beschäf­ti­gen, dass Medi­zin meis­tens auf Män­ner zuge­schnit­ten ist. (Uni Müns­ter)

+++ Müns­ter hat zu wenig Sternsinger:innen. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Weil Per­so­nal krank ist und es auch noch Pro­ble­me mit den Geld­au­to­ma­ten gibt, bleibt die Post­bank am Dom­platz am Sams­tag geschlos­sen. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Ein 60-jäh­ri­ger Arzt aus Müns­ter ist vom Amts­ge­richt Bad Iburg zu vier Mona­ten Haft auf Bewäh­rung und einer Geld­stra­fe von 3.000 Euro ver­ur­teilt wor­den, weil er sich auf sei­nem Dienst­rech­ner Vide­os von Kin­des­miss­brauch ange­se­hen hat, hofft aber in der nächs­ten Instanz auf ein ande­res Urteil. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Nach­dem die erst im vor­letz­ten Som­mer eröff­ne­te Bar Ita­lia an der Ham­mer Stra­ße schon wie­der Geschich­te ist, zieht dort nun eine neue Bar ein, eine sizi­lia­ni­sche. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Seit die­ser Woche lau­fen die Anmel­dun­gen an den wei­ter­füh­ren­den Schu­len in Müns­ter. (Stadt Müns­ter)

+++ Das Bünd­nis „Kei­nen Meter den Nazis“ hat für den 20. Janu­ar zu Pro­tes­ten auf dem Prin­zi­pal­markt auf­ge­ru­fen, denn dann ist beim Neu­jahrs­emp­fang der AfD im Rat­haus der Faschist Björn Höcke zu Gast. (Alles Müns­ter)


Unbezahlte Werbung

Was ver­bin­den Sie mit Honig? Blü­hen­de Wie­sen? Duf­ten­de Wäl­der? Sum­men­de Bie­nen? Auch mit­ten in Müns­ter, ver­steckt auf dem Dach des Bor­ro­maeums am Dom­platz, fin­den sich Bie­nen­völ­ker. Der Bio­lo­gie­stu­dent Leo­nard Trau küm­mert sich um sie, und er ver­kauft den Honig die­ser Bie­nen. Wenn Sie Inter­es­se haben, errei­chen Sie Leo­nard Trau unter 0152 54261231 oder per E-Mail. Abho­len kön­nen Sie den Honig dann im Kuh­vier­tel. Wir ver­spre­chen Ihnen: Es lohnt sich!

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Heu­te hat Eva Streh­l­ke für Sie in den Kalen­der geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:

+++ Ganz kurz­fris­tig: In der Hafen­kä­se­rei gibt es heu­te ein Käse­fon­due. Um 19 Uhr geht es los. Sie kön­nen ganz spon­tan kom­men. Erwach­se­ne zah­len an der Abend­kas­se 27,80 Euro.

+++ Heu­te beginnt im Stadt­thea­ter das Jazz-Fes­ti­val. An drei Tagen sind 80 Musiker:innen aus 16 Län­dern zu Gast. 17 Kon­zer­te ste­hen auf dem Pro­gramm. Der Vor­ver­kauf läuft schon län­ger. Tickets bekom­men Sie aber auch kurz­fris­tig, für die meis­ten Kon­zer­te gibt es hier noch Rest­kar­ten.

+++ Die dst-Kunst­ga­le­rie an der Hafen­stra­ße 21 blickt in einer Grup­pen­aus­stel­lung zurück auf das ver­gan­ge­ne Aus­stel­lungs­jahr, gleich­zei­tig gibt sie einen Vor­ge­schmack auf das, was kommt. Die Aus­stel­lung heißt Same same – but dif­fe­rent. Zu sehen ist sie noch bis zum 28. Janu­ar, jeweils mitt­wochs bis sams­tags von 12 bis 18 Uhr.

+++ Kniff­li­ge Fami­li­en­si­tua­tio­nen haben vie­le schon wäh­rend der Fei­er­ta­ge erlebt. Das Bou­le­vard­thea­ter Müns­ter in der Königs­pas­sa­ge zeigt das pas­sen­de Stück: In „Schwie­ger­mut­ter und ande­re Bos­hei­ten“ geht es wahr­schein­lich (oder hof­fent­lich) sogar wesent­lich wil­der zu. Mor­gen gibt es zwei Vor­stel­lun­gen, um 17 und um 20 Uhr, wei­te­re Zei­ten fin­den Sie im Spiel­plan. Tickets bekom­men Sie per Mail oder tele­fo­nisch unter 0251 54564. 

Die­ser Tipp kommt von mir:

+++ Sie haben es bestimmt mit­be­kom­men: Der Ener­gie­kon­zern RWE lässt gera­de Lüt­zer­ath abbag­gern, weil das Dorf auf einem Feld mit Braun­koh­le sitzt. Sicher ist nicht, ob die­se Koh­le über­haupt für die Strom­ver­sor­gung in Deutsch­land gebraucht wird. Der Kli­ma­ent­scheid Müns­ter orga­ni­siert am Sonn­tag eine An- und Abrei­se nach Lüt­zer­ath, um dort am letz­ten Dorf­spa­zier­gang teil­zu­neh­men. Los geht’s um 7:15 Uhr am Haupt­bahn­hof. Ab dem 10. Janu­ar soll Lüt­zer­ath mut­maß­lich geräumt wer­den. Par­al­lel dazu fin­det eine Fahr­rad­de­mo durch Müns­ter statt, an der Sie ab 16 Uhr teil­neh­men kön­nen, wenn Sie Ihre Soli­da­ri­tät mit dem Dorf bekun­den wol­len. Treff­punkt ist der Platz an der Stubengasse.

Und zum Schluss noch zwei Emp­feh­lun­gen von Ralf Heimann: 

+++ Mor­gen Abend fei­ert im Pum­pen­haus die zwei­te Fol­ge des Live-Hör­spiels „Com­man­der Duck­worth“ Pre­mie­re. Titel: „Das Casi­no am pla­ne­ta­ren Sturz“. 20 Uhr geht’s los. Danach ist Dis­ko. Tickets gibt es hier.

+++ Und zum Vor­mer­ken: Das Gleis 22 hat ein Par­ty­for­mat für Men­schen über 60 aus Ham­burg impor­tiert: die Fal­ten­rock-Par­ty. Zwei Ter­mi­ne ste­hen schon fest: der 21. Janu­ar (Schwer­punkt Rock) und der 4. März (Schwer­punkt Pop). Wer unter 60 ist, kommt nur in Beglei­tung einer Per­son rein, die ihren 60. Geburts­tag schon hin­ter sich hat. Los geht’s jeweils um 18 Uhr. Ein­tritt: 8 Euro, ermä­ßigt 4 Euro. Ein Fal­ten­rock ist, soweit wir das wis­sen, ledig­lich optional.

Am Diens­tag bekom­men Sie Post von Ralf Heimann. Genie­ßen Sie das ers­te Wochen­en­de des Jahres.

Herz­li­che Grü­ße
Sebas­ti­an Fobbe

Mit­ar­beit: Jan Gro­ße Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Eva Streh­l­ke (est), Anto­nia Strot­mann (ast), Sven­ja Stüh­mei­er (sst)
Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann

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PS

Haben Sie auch manch­mal das Gefühl, Ihre Kolleg:innen arbei­ten viel weni­ger als Sie? So muss es wohl eini­gen Ange­stell­ten der Stadt Müns­ter gehen. Sie mel­den offen­bar emsig ihre Kolleg:innen aus dem Ord­nungs­amt, weil die ihrer Mei­nung nach zu wenig gegen die Autos auf den Geh- und Rad­we­gen in Müns­ter unter­neh­men. Die­ser Ein­druck ent­steht jeden­falls, wenn man sich eine Lis­te ansieht, die das Por­tal Weg.li bei Twit­ter ver­öf­fent­licht hat. Über den Dienst kann man dem Ord­nungs­amt mit­tei­len, wo Men­schen falsch par­ken. Die Lis­te zeigt, dass unge­wöhn­lich vie­le Beschwer­den aus Müns­ter von E-Mail-Adres­sen mit der Endung „@stadt-muenster.de“ ein­tru­deln. Wir fra­gen uns jetzt: Ist das eine lie­be­vol­le Arbeits­be­schaf­fungs­maß­nah­me unter Kolleg:innen – oder ist es ein Hil­fe­ruf aus dem Ordnungsamt?