Gasometer: Hat das Kollektiv noch eine Chance? | Liebling, ich habe den Musik-Campus geschrumpft | Unbezahlte Werbung: Bethlehem Cravings

Müns­ter, 3. Novem­ber 2023

Guten Tag,

auf dem Sie­ger­ent­wurf des Gaso­me­ter-Wett­be­werbs steht in rot leuch­ten­den Buch­sta­ben der Schrift­zug „Gazo Street Food Fes­ti­val“. Aber das war so nicht abge­spro­chen. Sie hät­ten dem Inves­tor gleich nach der Ver­öf­fent­li­chung einen Brief geschrie­ben, damit der das Wort da her­aus­nimmt, sagt Erik Biem­ba­cher vom Ver­ein Sozi­al­pa­last, der den Gaso­me­ter von den Stadt­wer­ken gemie­tet hat. 

Das Wort „Gazo“ ist der Name des Kol­lek­tivs, das den Turm gern wei­ter­hin nut­zen wür­de, aller­dings – und das ist das Pro­blem – nicht als Untermieter. 

Die Stadt­wer­ke haben einen Inves­tor gefun­den, der das Kol­lek­tiv irgend­wie mit ein­bau­en wür­de (RUMS-Brief). Doch Erik Biem­ba­cher sagt: „Für uns ist der Ort nur als nicht kom­mer­zi­el­ler Kunst- und Kul­tur­ort denk­bar.“ Das Kol­lek­tiv Gazo ist ein anti­ka­pi­ta­lis­ti­sches Pro­jekt. Da wäre es schlecht, wenn es gleich­zei­tig Teil eines kapi­ta­lis­ti­schen Pro­jekts sein müss­te. Der Ent­wurf ver­mit­telt den fal­schen Ein­druck, dass man sich längst einig wäre. Das ist nicht so. 

Das Kol­lek­tiv hät­te gern das gan­ze Are­al, aber im Moment sieht es eher so aus, als wenn es am Ende ganz leer aus­ge­hen könnte. 

Mit dem Inves­tor hat die Grup­pe sich inzwi­schen getrof­fen. Es sei aber rela­tiv schnell klar gewe­sen, dass man sich nicht einig wer­den wür­de, sagt Erik Biembacher. 

In der Pres­se­mit­tei­lung der Ber­li­ner Gesell­schaft UTB aus der ver­gan­ge­nen Woche klang es, als gehe es bei dem Geschäft nur noch um For­ma­li­tä­ten. Man wol­le den Kauf­ver­trag bald den zustän­di­gen Gre­mi­en vor­le­gen und ihn mög­lichst in die­sem Jahr noch beur­kun­den las­sen, hieß es.

Wahr­schein­lich wird es so sein. Heu­te Nach­mit­tag ist der Stadt­wer­ke-Auf­sichts­rat zusam­men­ge­kom­men. Ob es in der nicht-öffent­li­chen Sit­zung auch um den Gaso­me­ter-Ver­kauf ging, ver­rät Stadt­wer­ke-Spre­cher Flo­ri­an Adler nicht. Aber wenn alles bis zum Jah­res­en­de fer­tig sein soll, ist das schon sehr wahrscheinlich.

Es muss jetzt schnell gehen. Am Mon­tag stellt die Gesell­schaft UTB ihre Plä­ne öffent­lich vor. Und sobald der Kauf­ver­trag unter­schrie­ben ist, sind das Kol­lek­tiv Gazo und der Ver­ein Sozi­al­pa­last raus. Auch der Rat kann dann nichts mehr ändern, jeden­falls nicht am Verkauf. 

Spä­ter wür­de sich schon eine Mög­lich­keit erge­ben, das Pro­jekt noch aus­zu­brem­sen. Damit die Gesell­schaft das Gelän­de bebau­en kann, muss die Stadt den Bebau­ungs­plan ändern. Hier könn­te der Rat sagen: Machen wir aber nicht. Dann könn­te der Inves­tor den Kauf rück­gän­gig machen, das Kol­lek­tiv wäre wie­der im Rennen. 

Es ist unwahr­schein­lich, dass das pas­sie­ren wird. Grü­nen-Frak­ti­ons­chef Chris­toph Kat­tent­idt sagt, bis­lang lie­ge ein Kon­zept vor. Das sei das aus Berlin.

Das Kol­lek­tiv und der Ver­ein haben zwar Ideen, auch recht kon­kre­te. Sie den­ken zum Bei­spiel an ein För­der­pro­gramm des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len, über das die Grup­pe laut Erik Biem­ba­cher im ers­ten Jahr 50.000 Euro bekom­men könn­te, um ein Kon­zept zu ent­wi­ckeln. Aber soll­te es so ein Kon­zept nicht längst geben?

Kol­lek­tiv und Ver­ein hat­ten schon mehr­fach um Auf­schub gebe­ten, sie woll­ten Plä­ne ent­wi­ckeln. Im Dezem­ber 2021 hieß es, wenn man noch ein Jahr Zeit bekom­me, dann müs­se danach ein hand­fes­tes Kon­zept vor­lie­gen, das wis­se man. Das ist fast zwei Jah­re her. 

Mit dem För­der­pro­gramm gäbe es laut Erik Biem­ba­cher die Mög­lich­keit, den Gaso­me­ter in drei Jah­ren für eine hal­be Mil­li­on Euro aus­zu­bau­en. Doch es ist nicht klar, wel­che Chan­cen das Pro­jekt auf die­se För­de­rung hät­te. Es kann sein, dass es für die­se Idee zu spät ist. 

Das Kol­lek­tiv möch­te das Gelän­de als öffent­li­chen Ort ret­ten. Die Stadt­wer­ke haben die­se Erzäh­lung in ihrer Kom­mu­ni­ka­ti­on umge­dreht. Stadt­wer­ke-Geschäfts­füh­rer Frank Gäf­gen lässt sich in der UTB-Pres­se­mit­tei­lung mit der Aus­sa­ge zitie­ren, man kön­ne das Gelän­de der Öffent­lich­keit zurück­ge­ben – jetzt, wo man es nicht mehr brau­che, um Gas zu speichern. 

Die Inter­na­tio­na­le Frak­ti­on hat den Ein­druck, dass es hier vor allem um eine sehr klei­ne Öffent­lich­keit geht, vor allem um eine sehr zah­lungs­kräf­ti­ge. Das schreibt die Frak­ti­on in einer Pres­se­mit­tei­lung mit dem Titel: „Gen­tri­fi­zie­rung am Gaso­me­ter erfolg­reich!“ Sie for­dert ein Mora­to­ri­um. Das will die Frak­ti­on in der Rats­sit­zung am nächs­ten Mitt­woch bean­tra­gen. Die ande­ren Par­tei­en wer­den das rela­tiv sicher ableh­nen, aber rela­tiv sicher wer­den sie bei der Gele­gen­heit noch ein­mal über den Gaso­me­ter-Ver­kauf reden. (rhe)

Kor­rek­tur­hin­weis:

Ursprüng­lich stand im Text, der Name „Gazo“ sei nicht geschützt. Das stimm­te nicht. Dadurch, dass das Kol­lek­tiv den Namen seit 2021 nach­weis­lich nutzt, ergibt sich ein Anspruch auf den Namen. 

Kurz und Klein 

+++ Pan­nen-Bin­go: Müns­ters Slap­stick-Ther­me (ali­as Hal­len­bad Ost) bleibt erwar­tungs­ge­mäß vor­erst geschlos­sen – wenn bis heu­te Nach­mit­tag auch noch nicht ganz klar war, wor­an es dies­mal schei­tern wür­de. Das hat die Stadt Müns­ter laut ihrer Pres­se­mel­dung selbst erst heu­te erfah­ren. Bei der letz­ten Abnah­me durch eine Fach­fir­ma habe man einen Legio­nel­len­be­fall in der Dusche fest­ge­stellt, heißt es. Legio­nel­len also, wie schön. Das klingt doch viel bes­ser als zum Bei­spiel Per­so­nal­aus­fäl­le oder Lie­fer­ver­zö­ge­run­gen von Ersatz­tei­len. Und bei der Gele­gen­heit schon mal ein klei­ner Jah­res­rück­blick: Am 10. März 2023 mel­det die Stadt, dass die Öff­nung der Sole sich wegen eines tech­ni­schen Defekts ver­zö­gert. Am 1. Juni heißt es: Vor Som­mer­pau­se öff­net die Sole auf­grund eines tech­ni­schen Defekts auf kei­nen Fall. Am 19. Okto­ber schreibt die Stadt, das Hal­len­bad Ost öff­ne am 22. Okto­ber, ab Mit­te Novem­ber sei dann auch die Sole wie­der betriebs­be­reit. Einen Tag spä­ter schiebt die Stadt noch eine Mel­dung hin­ter­her: Wird doch nichts mit der Öff­nung. Grund: krank­heits­be­ding­te Aus­fäl­le. Und heu­te dann: „Ein neu­er Ter­min für die Öff­nung des Ost­ba­des kann zum jet­zi­gen Zeit­punkt noch nicht genannt wer­den.“ Unse­re Pro­gno­se: Spä­tes­tens am 31. Febru­ar sind die Türen wie­der offen. (rhe)

+++ Abfall­wirt­schafts­be­trie­be vs. Herbst – ein Zwi­schen­stand: An der Domagk­stra­ße, an den Pro­me­na­den­auf- und Abfahr­ten und an vie­len ande­ren Stel­len ist der Herbst deut­lich in Füh­rung gegan­gen. RUMS-Lese­rin Ste­fa­nie Ernst schreibt, dort lie­ge alles voll mit glit­schi­gem Laub – und wo Laub liegt, da lie­gen irgend­wann oft auch Men­schen neben ihren umge­fal­le­nen Fahr­rä­dern. Aber was machen die Abfall­wirt­schafts­be­trie­be? Den Geg­ner erst mal kom­men las­sen? Spre­che­rin Manue­la Feld­kamp schreibt, weil ja gera­de sehr viel Laub her­un­ter­kom­me, lie­ßen sich Laub­an­samm­lun­gen nicht immer ver­mei­den. Anders gesagt: Die frü­he Füh­rung sei nor­mal. Aller­dings sei­en die Abfall­wirt­schafts­be­trieb mit 75 Offen­siv­kräf­ten im Ein­satz, der Aus­gleich also wohl nur eine Fra­ge der Zeit. Hel­fen könn­ten bezie­hungs­wei­se müss­ten aller­dings auch Men­schen mit einem Geh­weg vor dem Haus. Hier ist das Stich­wort: Anlie­ger­pflich­ten. Und damit geben wir zurück ins Funk­haus. (rhe)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

Musik-Campus mit Wenn und Aber

Ges­tern haben das Rats­bünd­nis aus Grü­nen, SPD und Volt sowie die FDP zu einem gemein­sa­men Pres­se­ge­spräch ein­ge­la­den. Anlass war der Musik-Cam­pus, den die Stadt und die Uni an der Hit­torf­stra­ße bau­en wol­len. Und wie immer, wenn es um den Musik-Cam­pus geht, stand die Fra­ge nach dem Geld im Mittelpunkt.

Wie sieht’s denn finan­zi­ell gera­de aus? Bis­her sind für die Kon­zert­hal­le, den soge­nann­ten Kul­tur­bau, 49 Mil­lio­nen Euro bei­sam­men. 20 Mil­lio­nen gibt die Uni, 20 Mil­lio­nen gibt der Bund, 9 Mil­lio­nen spen­den Leu­te aus der Stadt. Fehlt unterm Strich knapp die Hälf­te. In dem Ände­rungs­an­trag, den die Koali­ti­ons­par­tei­en und die FDP ges­tern vor­ge­stellt haben, ist die Rede von einer Finanz­lü­cke in Höhe von 36 Mil­lio­nen Euro.

Jörg Ber­ens, Frak­ti­ons­spre­cher der FDP im Rat, beton­te bei der Kon­fe­renz ges­tern, der Ände­rungs­an­trag sei „kei­ne Absa­ge durch die Hin­ter­tür“. Über­fliegt man den Antrag der vier Par­tei­en, fin­det sich den­noch eine Hin­ter­tür, die immer­hin einen schma­len Spalt breit offen­steht. Dort heißt es, die Ver­wal­tung müs­se einen Plan B für die städ­ti­schen Betei­lig­ten am Musik-Cam­pus erar­bei­ten, soll­ten sich im wei­te­ren Pro­jekt­ver­lauf „unüber­wind­ba­re Schwie­rig­kei­ten abzeichnen“.

Sind die 49 Millionen sicher?

Und hier wären wir wie­der beim Geld. Der Zuschuss vom Bund ist näm­lich an Bedin­gun­gen geknüpft. Der Bund bezu­schusst die ver­spro­che­nen 20 Mil­lio­nen Euro nur, wenn der Musik-Cam­pus auch bun­des­weit bedeut­sam ist. Für Müns­ter mag der Musik-Cam­pus ein glanz­vol­les Kul­tur­pro­jekt sein, aber auch für den Bund? 

Bei Tages­licht betrach­tet sieht der Musik-Cam­pus ja so aus: Das Sin­fo­nie­or­ches­ter, die städ­ti­sche Musik­schu­le, die freie Sze­ne und die Musik­hoch­schu­le bekom­men ein gemein­sa­mes Gelän­de, auf dem drei Gebäu­de errich­tet wer­den. Ist das ein Pro­jekt, für das man sich in Ber­lin, Leip­zig oder Mün­chen inter­es­siert? Oder zumin­dest im Feuilleton?

Dann sind da noch die Spen­den. Der Ober­bür­ger­meis­ter hat­te in die­ser Mit­tei­lung ver­kün­det, es sei­en 10 Mil­lio­nen Euro für den Musik-Cam­pus aus der Stadt zusam­men­ge­kom­men. Nun ist die Rede von 9 Mil­lio­nen. Der Unter­schied mag bei einem ohne­hin kost­spie­li­gen Bau­vor­ha­ben ein Kle­cker­be­trag sein, aber: Weiß man eigent­lich, wie ver­bind­lich die Spen­den­zu­sa­gen sind?

Sicher ist in Sachen Finan­zie­rung eines: Die Stadt wird sich an der Errich­tung des Kul­tur­baus finan­zi­ell nicht betei­li­gen. Sie muss aller­dings die jähr­li­chen Fol­ge­kos­ten stemmen.

Im Ände­rungs­an­trag fin­det sich dazu aber ein inter­es­san­ter Pas­sus: „Die Ver­wal­tung wird beauf­tragt zu klä­ren, wie die Fol­ge­kos­ten ange­sichts der dro­hen­den Haus­halts­si­che­rung im Haus­halt abge­bil­det wer­den kön­nen.“ Im Umkehr­schluss bedeu­tet das: Wenn die Kos­ten für den Musik-Cam­pus explo­die­ren oder ande­re städ­ti­sche Auf­ga­ben wie den Schul­bau gefähr­den, dann war’s das.

Prioritäten setzen: Musikschule, Sinfonieorchester, freie Szene

Die Finanz­lü­cke scheint im Rat für Unmut und Unsi­cher­heit zu sor­gen. Jörg Ber­ens von der FDP sag­te ges­tern, die Mehr­heit für den Musik-Cam­pus sei bereits geschrumpft. Also trotz­dem wei­ter­ma­chen oder abbla­sen? Wie soll’s denn jetzt weitergehen?

Laut Antrag sol­len die Bau­pro­jek­te von­ein­an­der ent­kop­pelt wer­den. Vor­ge­se­hen war, dass der Bau- und Lie­gen­schafts­be­trieb des Lan­des den kom­plet­ten Bau über­nimmt. Jetzt soll der Betrieb nur die Musik­hoch­schu­le für die Uni bau­en. Die Stadt soll den zwei­ten Part für das Sin­fo­nie­or­ches­ter, die städ­ti­sche Musik­schu­le und die freie Sze­ne errich­ten. Und der Kul­tur­bau, in dem ein Kon­zert­saal ent­ste­hen soll, wird eine neue GmbH über­neh­men, die erst noch gegrün­det wer­den muss. Die Fol­ge durch die­ses Kon­strukt könn­te sein, dass die ein­zel­nen Bestand­tei­le des Musik-Cam­pus zu unter­schied­li­chen Zeit­punk­ten fer­tig werden.

Das ist sogar recht wahr­schein­lich, denn Grü­ne, SPD, Volt und FDP wol­len mit dem Ände­rungs­an­trag Tem­po machen für die städ­ti­schen Akteur:innen. Dort sei­en die Platz­pro­ble­me akut. Fest steht aber auch: Aus Kos­ten­grün­den wird der Cam­pus klei­ner. Genau genom­men soll er um 3.000 Qua­drat­me­ter schrump­fen, vor allem auf Kos­ten der Musikschule.

Ansporn oder Ultimatum?

Kür­zen wir alles ab. Das Rats­bünd­nis und die FDP gehen den Weg in Rich­tung Musik-Cam­pus zwar wei­ter. Dass sie von dem Pro­jekt über­zeugt sind, davon war ges­tern aller­dings nichts zu spü­ren. Chris­toph Kat­tent­idt, Spre­cher der grü­nen Rats­frak­ti­on, sag­te, man wol­le das Ver­fah­ren wei­ter vor­an­brin­gen „unab­hän­gig davon, ob und wann ein Kul­tur­bau des Ober­bür­ger­meis­ters Lewe tat­säch­lich rea­li­siert wird – oben eben nicht“.

Lia Kirsch, Vor­sit­zen­de der SPD-Rats­frak­ti­on, hat­te es etwas diplo­ma­ti­scher for­mu­liert. Sie sprach davon, der Ände­rungs­an­trag sei ein „Ansporn“ für Lewe und die Uni, das feh­len­de Geld noch irgend­wo­her zusam­men­zu­be­kom­men. Man könn­te in die­sem Ansporn aber auch ein Ulti­ma­tum sehen: ohne das nöti­ge Geld kei­nen Musik-Cam­pus. (sfo)

Der Rürup 

 

 

 

Die erste Coronawelle nach der Pandemie

Wo auch immer Sie gera­de hin­hö­ren: Alles schnupft, schnieft und hus­tet. Laut neu­es­tem Wochen­be­richt des Robert-Koch-Insti­tuts ist dafür das Coro­na­vi­rus haupt­ver­ant­wort­lich. Covid-19 mache gera­de fast ein Vier­tel aller Atem­wegs­er­kran­kun­gen aus, schreibt das Insti­tut im Bericht.

Das ist bemer­kens­wert, denn bis­her waren es vor allem Rhi­no­vi­ren, die am häu­figs­ten Erkäl­tungs­sym­pto­me aus­ge­löst haben. Sie sind nach wie vor weit ver­brei­tet. So wird momen­tan laut Wochen­be­richt jede fünf­te Erkäl­tung von einem Rhi­no­vi­rus ausgelöst.

In Müns­ter ist die Sie­ben-Tage-Inzi­denz momen­tan noch ver­gleichs­wei­se nied­rig. Sie liegt bei 15 posi­ti­ven PCR-Tests pro 100.000 Einwohner:innen in der ver­gan­ge­nen Woche. Die meis­ten Coro­na­fäl­le wur­den ges­tern im rhein­land-pfäl­zi­schen Neu­stadt an der Wein­stra­ße regis­triert. Dort liegt die Inzi­denz bei 73 posi­ti­ven Tests pro 100.000 Einwohner:innen in den ver­gan­ge­nen sie­ben Tagen.

Die Dunkelziffer durchleuchten

Das sind die offi­zi­el­len Anga­ben. In Wahr­heit dürf­ten jedoch viel mehr Men­schen an Covid-19 erkrankt sein. Ein Leser hat­te uns dar­auf auf­merk­sam gemacht, dass womög­lich etli­che Neu­in­fek­tio­nen unter dem Radar blei­ben. Schät­zun­gen gehen davon aus, dass die Gesamt­zahl aller Infek­tio­nen 100-mal so hoch lie­gen dürf­te als die Wochen­in­zi­denz. Genau­es wis­sen wir aber nicht.

Die Dun­kel­zif­fer durch­leuch­ten soll ein Abwas­ser­mo­ni­to­ring, über das die West­fä­li­schen Nach­rich­ten ver­gan­ge­ne Woche berich­tet. Im Klär­werk soll das Abwas­ser auf Coro­na­vi­ren unter­sucht wer­den, um so mehr Klar­heit in Sachen Infek­ti­ons­ge­sche­hen zu schaffen.

Wir haben nach­ge­fragt, ab wann es so weit ist. Das Lan­des­zen­trum Gesund­heit, das das Moni­to­ring lei­tet, konn­te uns die­se Fra­ge aber nicht beant­wor­ten. Zwi­schen der Stadt, dem Robert-Koch-Insti­tut und dem Umwelt­bun­des­amt muss erst noch ein Ver­trag geschlos­sen wer­den. Sobald alle drei Par­tei­en unter­zeich­net haben, kann das Abwas­ser­mo­ni­to­ring star­ten, sagt uns ein Sprecher.

Material verbrannt

Hört sich alles sehr dra­ma­tisch an. Zum Lage­bild gehört aber die­se gute Nach­richt: Im Moment lie­gen kei­ne Coronapatient:innen in Müns­ters Kran­ken­häu­sern. Im Wochen­be­richt weist das Robert-Koch-Insti­tut dar­auf hin, dass älte­re Men­schen wei­ter­hin ein erhöh­tes Risi­ko für einen schwe­ren Covid-19-Ver­lauf haben. Offen­bar scheint die Bevöl­ke­rung inzwi­schen eine Grund­im­mu­ni­tät auf­ge­baut zu haben. Den­noch scheint es vor­schnell zu behaup­ten, dass Coro­na ein Virus ist, das all­mäh­lich sei­nen Schre­cken verliert.

Vor­sicht ist also wei­ter­hin gebo­ten, aber zum Glück haben wir alle aus den Hoch­zei­ten der Pan­de­mie ja noch die AHA-Regeln im Kopf. Wie sieht’s sonst so aus mit der Vor­be­rei­tung? War da nicht was im Frühjahr?

Vor ein paar Mona­ten muss­ten die Uni­kli­ni­ken in Nord­rhein-West­fa­len Schutz­aus­rüs­tung spen­den oder ver­nich­ten. Allein bei der Uni­kli­nik Müns­ter ging es damals um 370.000 übrig­ge­blie­be­ne Mas­ken (RUMS-Brief). Dar­aus haben wir doch bestimmt gelernt, oder? Schau­en wir doch mal nach, was „der Spie­gel“ ges­tern geschrie­ben hat: Das Land NRW muss Mas­ken, Visie­re, Hand­schu­he, Kit­tel und Anzü­ge im Wert von 33,3 Mil­lio­nen Euro ver­bren­nen las­sen und will auch erst­mal kei­ne neue Schutz­aus­rüs­tung anschaffen.

Punkt. Kei­ne Poin­te. (sfo)

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Klima-Update

+++ Müns­ter ist mal wie­der Spit­zen­rei­ter, froh­lockt das Pres­se­amt die­se Woche. Wor­in dies­mal? Zwi­schen Janu­ar und Sep­tem­ber wur­den nir­gend­wo sonst so vie­le pri­va­te Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen instal­liert wie in Müns­ter. Zur Ver­gleichs­zwe­cken hat die Bun­des­netz­agen­tur, die flei­ßig nach­ge­zählt hat, sogar eine Kenn­zahl ent­wi­ckelt, die uns aus der Coro­na­pan­de­mie noch bekannt sein dürf­te: So liegt die Müns­te­ra­ner Pho­to­vol­ta­ik-Inzi­denz bei 513 Anla­gen pro 100.000 Einwohner:innen in den ver­gan­ge­nen neun Mona­ten. Dicht auf den Ver­sen sind Bie­le­feld mit einer PV-Inzi­denz von 469 und Mön­chen­glad­bach mit 439 Anla­gen pro 100.000 Einwohner:innen. Wenn Sie jetzt spon­tan Lust haben, an die­sem Erfolg wei­ter mit­zu­wir­ken, kön­nen Sie sich bei der Ver­brau­cher­zen­tra­le oder der städ­ti­schen „Sprech­stun­de Kli­ma­an­pas­sung“ mel­den. Die bera­ten zu pri­va­ten Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen. Wenn Sie mal che­cken wol­len, ob Ihr Dach über­haupt in Fra­ge kommt, schau­en Sie mal ins Solar­ka­tas­ter. Spoi­ler: Vie­le Aus­re­den gibt es nicht. Und sowie­so: Bis zum Ziel der Kli­ma­neu­tra­li­tät bis 2030 feh­len noch 96 Pro­zent der ange­peil­ten Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen. (sfo)

+++ Okay, genug der Schul­ter­klop­fe­rei. Das „Dezer­nat Zukunft“, ein Insti­tut, das sich mit Finanz­po­li­tik beschäf­tigt, hat kürz­lich eine inter­ak­ti­ve Kar­te online gestellt, die pri­va­te Inves­ti­tio­nen ab 100 Mil­lio­nen Euro in eine kli­ma­neu­tra­le Wirt­schaft auf­zeigt. Wenn Sie den Link öff­nen, sehen Sie es sofort: Da besteht noch tüch­ti­ger Nach­hol­be­darf – und Müns­ter ist auch nicht dabei. Sie glau­ben, da fehlt doch ein Rie­sen­in­vest­ment? Dann mel­den Sie sich hier. (sfo)

+++ Das Bis­tum Müns­ter hat in 19 Kir­chen Sen­so­ren instal­liert, die das Kli­ma inner­halb der Kir­chen über­wa­chen sol­len – in Müns­ter in der alten Cle­mens­kir­che und in der Mari­en­kir­che. Die Tech­nik misst über zwei Jah­re hin­weg kon­ti­nu­ier­lich Tem­pe­ra­tur und Luft­feuch­tig­keit, um das Kli­ma inner­halb der Kir­chen zu über­wa­chen und zu opti­mie­ren. Das „Klimamonitoring“-Projekt, unter­stützt von Exper­ten der TU Dort­mund und der Hoch­schu­le Rhein Waal, soll dabei hel­fen, lang­fris­tig Schä­den an Gebäu­den und Kul­tur­gü­tern zu ver­hin­dern. Wenn das gelingt, müs­sen die Kir­chen sel­te­ner saniert wer­den, und das wie­der­um spart Geld. (rhe)

Ein-Satz-Zentrale

+++ An der Stra­ße „Auf der Horst“ hat man etwas im Boden gefun­den, was nach einem Blind­gän­ger aus­sieht und was am Mitt­woch besei­tigt wird. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Bau­ar­bei­ten am Hohen­zol­lern­ring ver­län­gern sich vor­aus­sicht­lich bis April. (Stadt­net­ze Müns­ter)

+++ Stadt­wer­ke und Tele­kom berei­ten in den Stadt­vier­teln Schlacht­hof, Mau­ritz-Mit­te-Süd, dem Kreuz­vier­tel und in St. Mau­ritz den Glas­fa­ser­aus­bau vor. (Stadt­wer­ke)

+++ Von April bis Okto­ber 2023 sind 841.000 Passagier:innen vom Flug­ha­fen Müns­ter-Osna­brück abge­ho­ben – mehr als vor der Pan­de­mie. (Alles Müns­ter)

+++ Der städ­ti­sche Ord­nungs­dienst soll acht neue Voll­zeit­stel­len bekom­men, weil am Bahn­hof viel zu tun ist. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Poli­zei­prä­si­den­tin und die Stadt haben daher ihre For­de­rung bekräf­tigt, im Bahn­hofs­vier­tel eine eige­ne Wache ein­zu­rich­ten. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Der Umwelt­aus­schuss hat Beden­ken, ob die Baum­fäl­lun­gen am Kanal legal waren, da der Plan­fest­stel­lungs­be­schluss schon 2007 erstellt wur­de. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Etwa 75 Beschäf­tig­te der Uni­ver­si­tät Müns­ter haben für bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen im öffent­li­chen Dienst demons­triert. (Müns­ter­sche Volks­zei­tung)

+++ Um die sech­zig Fahr­gäs­te wur­den am Mitt­woch aus einem Zug eva­ku­iert, weil die Bahn ein Auto gerammt und mit­ge­schleift hat­te. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Arbeits­lo­sig­keit in Müns­ter ist momen­tan nied­ri­ger als im Bun­des­durch­schnitt. (Bericht des Job­cen­ters)

+++ Ein Minia­tur­nach­bau des besetz­ten Hau­ses an der Frau­en­stra­ße 42 aus Lego­stei­nen kann man ab jetzt im Schau­fens­ter des Stadt­mu­se­ums sehen. (Stadt Müns­ter)

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Drinnen und Draußen

Was alles in den kom­men­den Tagen in der Stadt los ist, hat heu­te Fabi­an Cohrs für Sie zusam­men­ge­stellt. Hier kom­men sei­ne Empfehlungen:

+++ Zuge­ge­ben: So rich­tig kalt ist es in Müns­ter noch nicht. Das Café „Teil­chen und Beschleu­ni­ger“ an der Wol­be­cker Stra­ße hat vor­ges­tern aber trotz­dem schon mal die Glüh­weins­ai­son ein­ge­läu­tet. Dort bekom­men Sie außer­dem noch einen Zet­tel mit Rät­seln, die Sie unter­wegs beim Spa­zie­ren lösen kön­nen. Ziel des „Glüh­wein­walks“ ist die Piz­ze­ria „Zum zwei­schnei­di­gen Pferd“, wo Sie Nach­schub besor­gen können.

+++ Heu­te Abend noch nichts vor? Im Pla­ne­ta­ri­um wird der welt­be­rühm­te Klas­si­ker Fran­ken­stein auf­ge­führt und zwar als Live-Hör­spiel. Fünf Schauspieler:innen und Synchronsprecher:innen wer­den dabei unter­stützt von Live­mu­sik und pas­sen­den Effek­ten. Tickets erhal­ten Sie noch hier, los geht es um 19:30 Uhr.

+++ Mor­gen Abend wird auch noch ein ande­rer Klas­si­ker auf­ge­führt, dann ist Kaf­kas „Ver­wand­lung“ im Wolf­gang-Bor­chert-Thea­ter an der Rei­he. Das Stück han­delt von Gre­gor Samsa, der eines Tages als Käfer erwach­te. Beginn ist um 20 Uhr. Es gibt noch ein paar Rest­ti­ckets.

+++ In der Aula des Han­sa-Berufs­kol­legs tritt mor­gen Abend der Chor „Sturm und Klang“ auf. Die Grup­pe singt dabei über­wie­gend Pop­songs und über­wie­gend a cap­pel­la. Der Titel des Pro­gramms lau­tet: „Irgend­wo zwi­schen Him­mel und Höl­le“. Kar­ten erhal­ten Sie hier, los geht es um 19:30 Uhr.

+++ In eine ganz ande­re musi­ka­li­sche Rich­tung geht es am Sams­tag in der Sputnik­hal­le: Dort tritt die Punk­band „100 Kilo Herz“ aus Leip­zig mit dem Pro­gramm des aktu­el­len Albums „Zurück nach Hau­se“ auf. Tickets bekom­men Sie ab 28 Euro im Vor­ver­kauf. Kon­zert­be­ginn ist um 19 Uhr.

+++ „Das Ver­mächt­nis“ von Matthew Lopez gilt als eines der wich­tigs­ten US-ame­ri­ka­ni­schen Thea­ter­stü­cke des Jahr­hun­derts. Dar­in geht es um Eric, Toby und die Fra­ge, was es Jahr­zehn­te nach dem Höhe­punkt der Aids-Pan­de­mie und zu Hoch­zei­ten des Popu­lis­mus bedeu­tet, ein schwu­ler Mann zu sein. Im ver­gan­ge­nen Jahr hat­te das Thea­ter Müns­ter schon ein­mal „Das Ver­mächt­nis“ auf­ge­führt, jetzt ist es wie­der so weit. Das Thea­ter­stück dau­ert sechs Stun­den und wird in zwei Tei­len mit Pau­se auf­ge­führt. Kar­ten für Sonn­tag bekom­men Sie hier.

Am Diens­tag schreibt Ihnen Sebas­ti­an Fob­be. Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Wochen­en­de. Pas­sen Sie auf sich auf.

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Sebas­ti­an Fob­be (sfo), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Fabi­an Cohrs (fco),
Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann


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PS

Der Rab­bi­ner-Anwär­ter Levi Isra­el Uffer­fil­ge, der die Auf­ga­be spä­ter in Müns­ters jüdi­scher Gemein­de über­neh­men soll, hat im Deutsch­land­funk über Anti­se­mi­tis­mus im All­tag gespro­chen. Er sagt unter ande­rem: „Anti­se­mi­tis­mus begeg­net mir über­all. Er ist fes­ter Bestand­teil mei­nes All­tags.“ Aber die Fra­ge, wer der schlimms­te Anti­se­mit sei, füh­re in die Irre. Sehr hörenswert.