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Musik-Campus: Einmal geschoben, immer geschoben? | Unbezahlte Werbung: Mittagstisch im Jib | RUMS 6 Monate lang für 1 Euro

Guten Tag,
der Musik-Campus steht am Mittwoch im Rat schon wieder nicht auf der Tagesordnung. Das hatte der Oberbürgermeister vor drei Wochen eigentlich angekündigt. Jetzt schreibt er in einem Brief an die Fraktionsspitzen: „Die offenbar deutlich unterschiedlichen Vorstellungen zur Relevanz und Ausrichtung des Projekts konnten bis zum heutigen Tage nicht vereint werden.“ Daher habe er den Punkt nicht auf die Tagesordnung gesetzt.
Das klingt, als hätte Lewe bis zuletzt alles probiert, um die Positionen doch noch zu vereinen. Bei „Antenne Münster“ sagte er am Tag nach der Ratssitzung im September, er wolle das Thema „mit allen Akteuren an einem Tisch besprechen“, damit im Oktober die Entscheidung fallen könne.
Fragt man in den Fraktionen, wie es nach jener Ratssitzung weiterging, hört man: So ein Gespräch hat nie stattgefunden. Es habe auch keine Einladung gegeben, es sei nicht mal der Versuch unternommen worden, einen Termin zu finden.
Nur Anrufe mit der Absicht, in letzter Minute alles doch noch zu klären, also das Ratsbündnis von dem Plan abzubringen, dem Land Nordrhein-Westfalen ein Ultimatum zu stellen und den Musik-Campus damit faktisch zu beerdigen.
„Das Projekt ist aus meiner Sicht zu wichtig, um es nicht mit einem hier gebotenen, überparteilichen Blick und in vollständiger Transparenz über die jeweilige Priorisierung innerhalb Ihrer Fraktionen zu diskutieren“, schreibt Lewe in seinem Brief etwas verklausuliert. Darin kann man den versteckten Vorwurf sehen, dass parteipolitische Interessen dem Projekt im Wege stehen und man doch bitte offen sagen möge, worum es eigentlich geht.
In etwa das ist die Kritik von Münsters CDU. Sie wirft vor allem den Grünen vor, den Musik-Campus gar nicht zu wollen und im Grunde nur einen Vorwand zu suchen, um das Projekt scheitern zu lassen, ohne selbst dafür verantwortlich zu sein.
Die CDU sagt: Private Spenden kommen nur, wenn die Stadt auch dahintersteht. Die Grünen, das übrige Bündnis aus SPD und Volt sowie die FDP verweisen auf die vielen offenen Fragen, vor allem die zur Finanzierung und zum Zeitplan.
Wenn die Universität nicht fest zusagen mag oder kann, bedeutet das: Es kann alles noch Jahre dauern. Und was ist dann mit der zugesagten Förderung aus Berlin, die eigentlich zu einem bestimmten Zeitpunkt abgerufen sein muss? Und kommt die Förderung auch, wenn man die Konzerthalle nicht baut? Aber Moment, wenn der Zeitdruck so groß ist, warum lässt der Oberbürgermeister sich dann so viel Zeit mit den Gesprächen?
Markus Lewe selbst sagt im Prinzip nur: Wir schaffen das!
Schaut man hier etwas genauer hin, wird deutlich, dass der Oberbürgermeister das eigentliche Problem in seinem Brief umdreht. Dieses Problem ist nämlich seine eigene Intransparenz. Er skizziert das große Ziel; den Weg dahin muss man sich hinzufantasieren.
Ein bisschen so ist es auch bei einem anderen großen Vorhaben, dem vom Rat fixierten Ziel, Münster bis 2030 klimaneutral zu machen.
Das klang fantastisch ambitioniert, da wollte man ganz vorne in der ersten Reihe stehen. Aber auch da gibt es nach knapp der Hälfte des Weges immer noch keinen Plan, der zeigt, wie man von hier jetzt zum Ziel kommt.
Stattdessen heißt es inzwischen, im Grunde sei das ja kein verbindliches Ziel gewesen, sondern nur eine Absicht. Ohne Bund und Land sei so ein Ziel ja ohnehin nicht zu erreichen. Also ungefähr so wie beim Musik-Campus. Nur dass Markus Lewe beim Klimaziel mittlerweile eingeräumt hat, dass das bis 2030 nichts wird. (rhe)

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Im RUMS-Brief am Dienstag schrieben wir, dass der Flughafen Münster/Osnabrück wieder Geld braucht und 14 Millionen Euro in vier Jahren von den Kommunen haben möchte, denen er gehört. Es fehlte die Information, dass es sich um ein Darlehn handelt. Wir haben sie ergänzt.
+++ Mathias Kersting ist als Vorsitzender der Wirtschaftsinitiative WIN im Amt bestätigt und Uta Deutschländer als Stellvertreterin gewählt worden. (WIN Pressemitteilung)
+++ Stadt und Polizei wollen enger zusammenarbeiten, um die Probleme rund um den Hauptbahnhof in den Griff zu bekommen. (Stadt Münster)
+++ Die Linke kritisiert die vorgeschlagene Streichung des „Deutschlandtickets Schule“, und dass Münster weiterhin keine Sozialvariante des Tickets anbiete und damit viele Menschen vom Nahverkehr ausschließe. (Linke)
+++ In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch sind in Gremmendorf sechs Autos aufgebrochen worden. (Polizei Münster)
+++ Die Stadt Münster senkt von Montag bis Freitag den Wasserstand des Aasees um 20 Zentimeter, um das Wehr an der Badestraße inspizieren zu können. (Stadt Münster)
+++ Der Schulausschuss hat am Dienstag den geplanten Ausbaustopp für Plätze in der offenen Ganztagsbetreuung an Münsters Grundschulen aufgehoben. (Grüne Pressemitteilung, Änderungsantrag)
+++ Der Belgier Jasper Philipsen hat am Donnerstag den „Münsterland Giro“ gewonnen, der Radprofi Simon Geschke sein Karriere-Ende bekannt gegeben. (Sportschau)
+++ Der Mann, der einen Familienvater auf dem Send erstochen hat, könnte in sein Geburtsland Kasachstan abgeschoben werden. (Westfälische Nachrichten)
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Mit dem „Jugendinformations- und -bildungszentrum“, kurz „Jib“, bietet das zuständige Amt der Stadt an der Hafenstraße eine Anlaufstelle für unterschiedliche Lebensbereiche von Kindern, Jugendlichen und Familien. Und weil gutes Essen eindeutig dazu gehört, gibt es immer mittwochs und donnerstags zwischen 12 und 14 Uhr einen wirklich leckeren veganen Mittagstisch in den Räumen des Gleis 22. Beim nächsten Mittagstisch am Mittwoch gibt es zum Beispiel Rote-Bete-Pasta mit Spinat, Donnerstag den Herbst-Klassiker schlechthin, die Kürbissuppe. Zu jedem Gericht gibt es einen Beilagensalat. Wenn Sie unter 27 Jahre alt sind, bezahlen Sie 4 Euro pro Gericht, Personen über 27 Jahre bezahlen 7 Euro. Dass nur Barzahlung möglich ist, gilt für alle. Auf der Instagram-Seite finden Sie den aktuellen Speiseplan. Was das „Jib“ sonst noch zu bieten hat, können Sie hier nachlesen.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Annalena Zernott in den Veranstaltungskalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Was meinen Sie: Kommt die Wurst in der Kunst zu kurz? Christoph M. Orth ist nicht nur Schauspieler (vielleicht kennen Sie ihn als Anwalt in „Edel und Starck“ oder als Gastdarsteller bei „Wilsberg“ und im „Tatort“), sondern auch ein Zeichner von Würsten. Ab Samstag stellt er zwei Wochen lang seine Bilder in der Galerie Nettels aus. Anschauen können Sie sich die Werke montags bis freitags von 10 bis 18:30 Uhr sowie samstags von 10 bis 16 Uhr. Bei der Eröffnung am Samstag ist der Künstler selbst von 17 bis 19 Uhr anwesend.
+++ Das Thema Frieden ist nicht zuletzt wegen des Hamas-Angriffs auf Israel und dem russischen Krieg gegen die Ukraine hochaktuell: Der Oktober ist in Münster auch der Monat des Gedenkens an den Westfälischen Frieden. Am Sonntagabend diskutieren um 19 Uhr Friedensaktivist:innen und Expert:innen zum Thema Atomwaffen und Abrüstung in der Aula der ESG. Hier können Sie Genaueres zum Programm nachlesen. Der Eintritt ist frei.
+++ Wir bleiben beim Thema: Am Montagabend findet ein kostenloses Konzert in der Friedenskapelle statt. Mitwirkende sind unter anderem die Kirchenmusikerin Jutta Bitsch und Pianist Benjamin Pfordt, verschiedene Chöre, Bläser:innen und weitere Münsteraner Musiker:innen. Eingelassen wird ab 19:30 Uhr, um 20 Uhr geht’s los. Falls Sie dabei sein wollen, müssen Sie sich beeilen. Nur noch heute können Sie sich per E-Mail bei der Stadt für das Konzert anmelden. Ausführliche Hinweise finden Sie hier.
+++ Zum letzten Mal vor den Herbstferien lädt die Uniklinik zum „Theater im Flur“ am Dienstagnachmittag ein. Um 15:30 Uhr wird das Märchen „Dodo und die Erbse“ gezeigt, das für Kinder ab vier Jahren geeignet ist. Ort der Veranstaltung ist Ebene 05 im Westturm des Krankenhauses. Der Eintritt ist frei.
+++ Am Samstag ziehen christliche Fundamentalist:innen durch die Stadt, um gegen das Recht auf Abtreibung zu demonstrieren. Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung organisiert einen Gegenprotest. Der beginnt um 13:30 Uhr am Hauptbahnhof, von dort aus geht es durch die Innenstadt. Um 15 Uhr findet am Prinzipalmarkt eine Kundgebung statt.
+++ Am Sonntag findet der „Kleiderwirbel“ statt. Dann wird aus der Mensa am Ring wieder ein Flohmarkt auf zwei Etagen. Von 12 bis 17 Uhr können Sie Second-Hand-Klamotten, Accessoires, Schmuck und anderen Trödel kaufen. Der Eintritt kostet 4 Euro.
+++ Und ganz kurzfristig: Beim „Pianeo Festival für Neoklassik“ spielen heute Abend Dobrawa Czocher und Marius Nitzbon in der Überwasserkirche. Nie gehört? Dobrawa Czocher schafft cineastische Klangwelten mit Cello und Loops (hier zu sehen), Marius Nitzbon kreiert atmosphärische Klanglandschaften mit Klavier und elektronischen Elementen (hier). Tickets gibt es für 22 Euro hier.
Und sonst?
Am Montag jährt sich der Angriff auf Israel. Seitdem ist das Leben für jüdische Menschen noch unsicherer geworden. Miriam Amro von der Reportageschule Reutlingen hat Sharon Fehr von der jüdischen Gemeinde angerufen, um mit ihm darüber zu sprechen.
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Am Dienstag schreibe ich Ihnen schon wieder. Haben Sie ein schönes Wochenende und erholen Sie sich gut.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Annalena Zernott (aze) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Vor 17 Jahren gab es in Münster ein mediales Erdbeben, jedenfalls wurde es damals so wahrgenommen. Lambert Lensing-Wolff, der Dortmunder Verleger der „Münsterschen Zeitung“, setzte eine ganze Lokalredaktion auf die Straße. Im Rückblick wohl vor allem, weil sie sehr teuer war. Ich selbst weiß das, weil ich in der alten Redaktion in dieser Zeit meine Ausbildung machte und in der neuen vor dem Erdbeben einen Vertrag unterschrieb, den ich so heute nicht mehr unterschreiben würde. Im Vorstellungsgespräch saß damals der Geschäftsführer Lutz Schumacher, den sie nach dem Erdbeben in Münster folgerichtig „Zumacher“ nannten. Kurz darauf verschwand er dann auch schon wieder aus der Stadt, schrieb eine lustige Buchreihe über Bahnreisen, ging in den Norden und später nach Ravensburg zum Schwäbischen Verlag, wo er heute, je nach Sichtweise, arbeitet oder sein Unwesen treibt. „Zeit Online“ berichtet in dieser Woche über ihn und sein Wirken, weil er seinen Blätterwald immer weiter nach rechts öffnet. Schumacher selbst beruft sich auf „die alte Verlagsweisheit, dass du möglichst viele Menschen erreichen musst“. Unsere frühere Kolumnistin Marina Weisband erklärt in ihrer aktuellen Kolumne im Deutschlandfunk, wohin so etwas führt. (rhe)