Post von Leser:innen

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von Ralf Heimann

Peter Wolter vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) schreibt zur Diskussion über die autoarme Innenstadt:

Es ist schon traurig zu lesen, wie die WN gegen eine autoarme Innenstadt zu Felde zieht. Von autofrei habe ich im Wahlkampf von den Grünen nichts gehört. Es wurde immer betont, dass es für Anwohner, Gewerbetreibende, Lieferanten und Menschen mit Handicap Parkmöglichkeiten geben muss. 

Selbst OB Markus Lewe sprach immer von einer autoarmen Innenstadt. Die Wähler der Innenstadt haben zudem mit ihrem Abstimmungsverhalten dieses Anliegen deutlich unterstützt (36,96 % GRÜNE, 25,26 % CDU, 15,9 % SPD). Sollen die Grünen jetzt gegenüber ihren Wählern Wortbruch begehen?

Die ganze Diskussion erinnert gut an die Zeit der ersten Fußgängerzonen ohne Autos. Zeter und Mordio wurde geschrien, das Abendland und mit ihm die Kaufmannschaft ginge unter. Heute möchte jeder dieser einstigen Gegner genau dort in den 1A-Lagen der Stadt sein Geschäft betreiben. Genau so wird es mit der autoarmen Innenstadt kommen, die Städte die Zeichen der Zeit endlich erkannt haben, werden die Nase vorn und den flanierenden Kunden auf ihrer Seite haben.

Eine Frau, deren Namen wir kennen, die aber lieber anonym bleiben möchte, schreibt uns zu unserer Kritik am Evangelischen Krankenhaus. Dort hatte es einen Corona-Ausbruch gegeben, über den das Krankenhaus aber von sich aus nicht informiert hatte:

Liebes Team von RUMS, lieber Herr Heimann, ich werde zu zwei Briefen Stellung nehmen, die in den vergangenen Wochen erschienen sind. Konkret geht es um die Berichterstattung über die Lage der Krankenhäuser in der Corona-Pandemie und insbesondere um den Brief vom 12. Januar, in dem die Kommunikation (beziehungsweise gerade die Nicht-Kommunikation) des Evangelischen Krankenhauses (EVK) mit den Medien kritisiert wird.

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich es gut finde, dass die Medien kritisch – und gegebenenfalls auch provokativ – über bestimmte gesellschaftsrelevante Themen berichten. In Bezug auf die Corona-Pandemie trägt die Art und Weise der Berichterstattung sicherlich entscheidend dazu bei, dass die Bevölkerung das Virus ernst nimmt. In Bezug auf das Bild, welches vom EVK entsteht, wenn man die Briefe vom 5. Januar und 12. Januar liest, juckt es mich allerdings in den Fingern, ein paar Aspekte aufzugreifen, ohne dass dabei der Eindruck entsteht, es gehe um eine Entschuldigung oder Rechtfertigung. 

Denn ich bin überzeugt davon, dass das Evangelische Krankenhaus – und übrigens jedes Krankenhaus in der Pandemie – sehr gute Arbeit leistet und jeder nach seinen Möglichkeiten das Beste gibt, um die aktuellen Belastungen zu bewältigen und letztendlich Patienten mit und ohne COVID 19 durch diese besondere Zeit zu helfen. Das mag in jedem Krankenhaus mit anderen Mitteln und unter unterschiedlichen Voraussetzungen geschehen, dazu sind die (glücklicherweise zahlreichen) Kliniken in Münster zu unterschiedlich in Größe, Infrastruktur und Patientenkollektiv.

Ich sollte an dieser Stelle vielleicht noch sagen, dass ich seit über sechs Jahren selbst im EVK arbeite und mit dem EVK sowohl als Arbeitgeber als auch als Teil der medizinischen Versorgung in Münster sehr zufrieden bin.

Ich bin über Dritte auf Ihre Berichte aufmerksam geworden und nach dem Lesen fiel es mir schwer, die „Anschuldigungen“ nicht persönlich zu nehmen (obwohl ja weniger die eigentliche Arbeit des EVK, sondern eher die Kommunikationspolitik kritisiert wurde). Die folgenden Worte geben meine persönliche Sichtweise wieder. Ich habe das Schreiben nicht mit meinem Arbeitgeber abgesprochen und die geschilderten Aspekte sind vielmehr subjektiv geprägte Hintergrundinformationen als offiziell bestätigte Fakten.

Mir geht es primär darum, mein persönliches Gefühl und meine Gedanken beim Lesen Ihrer Berichte auszudrücken. Mein Schreiben soll und kann eine offizielle Stellungnahme des EVK nicht ersetzen. Nun zu meinem primären Anliegen.

Die späte Stellungnahme des EVK mag den Eindruck erwecken, es sollten bestimmte Tatsachen verheimlicht werden. Ich glaube, einer der Gründe dafür, dass das Erhalten von Informationen wie Sie schreiben “mit einigem Aufwand” verbunden war, lag in den gestiegenen Anforderungen in Folge der Corona-Pandemie.

Zum einen hat die Arbeitsbelastung zugenommen; die Arbeit ist jedoch vor allem „anders“ geworden. Auch nach mehreren Monaten unter Corona-Bedingungen sind immer wieder Anpassungen von Abläufen und Routinen erforderlich, so dass jeder Arbeitsbereich im Krankenhaus aktuell stark ausgelastet ist. Hinzu kommt, dass – quasi als zweites „Großprojekt“ neben der Pandemie – aktuell der Trägerwechsel vom Valeo-Kliniken-Verbund zur Alexianer GmbH vollzogen wird.

Solche Veränderungen führen in der Übergabezeit ja manchmal dazu, dass sich der eine nicht mehr zuständig fühlt und der andere noch nicht. Zudem haben wir als kleines Krankenhaus eben keine eigene Presseabteilung.

Die Anfrage von RUMS erreichte uns somit zu einem schlechten Zeitpunkt.

Es ist verständlich, dass die Bevölkerung in Münster sich Sorgen macht über die qualitative und quantitative medizinische Versorgung in der Stadt. Nach dem Artikel in den Westfälischen Nachrichten wurde die Angst vor einer Infektion im Krankenhaus sowohl bei den Patienten offensichtlicher als auch in den Telefonaten mit Angehörigen präsenter.

Die Bürger wollen informiert werden und haben auch ein Recht auf Information. Und dazu braucht es eben neben dem, der die Informationen erfragt (Presse) auch den, der sie heraus gibt. Das EVK hat darauf verzichtet, von sich aus einen Bericht über die Situation im Krankenhaus (unter anderem das “Ausbruchsgeschehen”) zu verfassen. Ihre Anfrage wurde zudem nicht zeitnah beantwortet. Das tut mir leid (obwohl ich mich ja eigentlich nicht entschuldigen wollte).

Die Art und Weise, wie sie über das vermeintliche Verheimlichen von Informationen durch das EVK berichten und dieses kommentieren lässt das Krankenhaus jedoch als nahezu „lächerlich“ dastehen.

Der ein oder andere kann dadurch schnell den Eindruck erhalten, dass das EVK im Thema Öffentlichkeitsarbeit und auch in der Patientenversorgung (der primären Aufgabe eines Krankenhauses) den aktuellen Anforderungen nicht gewachsen ist. Ich hatte persönlich nicht den Eindruck, dass das nahezu zeitgleiche Auftreten mehrerer Infektionen von Patienten und Mitarbeitern – welches durchaus auch innerhalb des EVK als „Ausbruch“ eingeordnet wurde – verheimlicht werden sollte.

Im Kontakt mit anderen Krankenhäusern in Münster und Umgebung wird deutlich, dass alle mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Dass die Krise nun auch das EVK trifft ist insofern besonders „schade“, weil durch den Schwerpunkt der Geriatrie im EVK der Großteil der Patienten in Folge von Alter und Begleiterkrankungen zur Risikoklasse gehört. Es war lange Zeit gelungen, dass EVK nahezu Corona-frei zu halten (bis zur zweiten Welle hatten wir insgesamt 2 positiv getestete Patienten).

Das Hygienekonzept, welches stetig an die aktuellen Entwicklungen und die neuen Erkenntnisse angepasst wurde und welches von allen Mitarbeitern viel Flexibilität erforderte, funktionierte. Ermöglicht wurde dies auch durch eine gute Zusammenarbeit mit den anderen Krankenhäusern sowie dem Rettungsdienst und durch ganz viel Akzeptanz bei den Patienten und ihren Angehörigen. Im EVK wurde immer offen kommuniziert, dass es schwer wird, wenn wir das Virus einmal „im Haus“ haben.

Aus den Medien ist bekannt, wie schnell sich das Virus bei alten Menschen in Pflegeeinrichtungen verbreitet. Das mussten wir im EVK jetzt selbst erleben. Das Virus ist leider verdammt schnell und verdammt ansteckend, so dass man den Eindruck erhalten kann, mit allen Maßnahmen immer einen Schritt zu spät zu sein. Von dem anfänglichen Mutmach-Spruch „Wir müssen da jetzt mal 1-2 Wochen durch“ mussten wir uns alle schnell verabschieden. Seit dem Anfang der Pandemie – schon bevor im EVK Corona-Patienten betreut wurden – wird der Arbeitsalltag von einer gewissen Anspannung begleitet. Um da nicht die Schwelle der Frustrationstoleranz zu überschreiten, benötigt man einen guten Zusammenhalt unter den Kollegen und die Gewissheit, dass alle gemeinsam an dem Ziel arbeiten, dieses Virus nach und nach in den Hintergrund zu drängen. Anschuldigungen von den Medien sind da – auch wenn sie nicht als solche gemeint sind – wenig hilfreich beziehungsweise eher kontraproduktiv.

Nun noch ein paar Hinweise zu den Fragen, die sie den Krankenhäusern gestellt haben. Um die „Lage in den Krankenhäusern“ realistisch abzubilden, sind einige der Fragen aus meiner Sicht nicht günstig gewählt.

Das Interesse an der Zahl der infizierten Patienten und Mitarbeiter ist nachvollziehbar. Allerdings helfen die bloßen Zahlen kaum weiter. Um die Zahlen einordnen zu können, benötigt man zum Beispiel die Hintergrundinformation, dass der Rettungsdienst die Patienten „vorselektiert“ und unter den Münsteraner Häusern Konsens herrscht, dass die Raphaelsklinik und das EVK primär nicht mit Patienten, bei denen der Verdacht auf eine Corona-Infektion besteht, angefahren werden sollen.

Leider mussten wir lernen, dass die Corona-Erkrankung sich gerade bei Älteren so atypisch zeigen kann, dass es kaum möglich ist, die Verdachtsfälle eindeutig zu identifizieren. In Bezug auf die Infizierten unter den Mitarbeitern wäre es sicherlich interessanter, ob diese sich als Mitarbeiter in der unmittelbaren Patientenversorgung oder im privaten Umfeld angesteckt haben, als die reine Anzahl zu erfahren.

Sie stellen die Frage nach der Schwere der Erkrankung der einzelnen Mitarbeiter. Diese dürfte dem Arbeitgeber zumindest offiziell kaum bekannt sein und die Differenzierung zwischen leichten und schweren Verläufen ist objektiv sicherlich schwierig. Aus persönlicher Erfahrung mit erkrankten Kollegen und aus der Beobachtung bei Patienten kann ich nur bestätigen, was bisher bekannt ist: der Verlauf und die Symptome sind sehr unterschiedlich und kaum vorhersagbar; neben der scheinbar fast willkürlichen „Auswahl“ des Virus, wen es befällt und wen es verschont macht die Variabilität des Verlaufs Corona so unberechenbar.

Die Sorge um die Patienten wird von der omnipräsenten Sorge um die eigentlich jungen, robusten und sportlichen Kollegen begleitet, die dann doch wochenlang ans Bett gefesselt sind. Glücklicherweise – und das ist eine der durchaus existenten positiven Erkenntnisse der vergangenen Wochen – gibt es auch unter den Hochbetagten milde, ja nahezu asymptomatische Verläufe (ist eben unberechenbar dieses Virus).

Sie fragen nach den freien Intensivbetten. Dies ist ja die einzige Frage, die das EVK letztendlich doch beantwortet hat und interessanterweise sagt dies gerade für das EVK nichts über die Corona-Lage im Krankenhaus aus.

Die Zahl der Intensivbetten lässt nur einen Rückschluss auf die verfügbaren Ressourcen zu, wenn man die Gesamtzahl der Betten auf der Intensivstation berücksichtigt. Ein Intensivbett klingt wenig, es gibt jedoch im EVK in der Summe nur zehn Intensivplätze. Und bislang wurde auch noch kein Patient mit COVID-19 auf unserer Intensivstation behandelt. (*)

Am interessantesten für die Einordnung der „Lage in den Krankenhäusern“ finde ich eigentlich Ihre Frage nach den Einschränkungen für die anderen Patienten. Dies würde das aktuelle Leben und Arbeiten mit Corona im Krankenhaus eher abbilden als bloße Zahlen. Zur Verteidigung des EVK (auch wenn ich mich ja eigentlich nicht rechtfertigen wollte) muss ich sagen, dass diese Frage von keinem der Krankenhäuser beantwortet wurde.

Letztendlich bleibt die Ermunterung an Sie, weiter zu berichten und gerne auch kritisch zu berichten. Ich wünsche mir jedoch eine etwas weniger „bloßstellende“ Herangehensweise. Das Thema Corona ist sicherlich ein sehr sensibles, weil wir alle in irgendeiner Art und Weise betroffen sind. Und es hilft keinem, wenn man die an den Pranger stellt, die aktuell – und vermutlich auch noch in den nächsten Monaten – dringend gebraucht werden.

(*) An dieser Stelle eine kleine Anmerkung zur generellen Berichterstattung der Medien. Die intensivstationäre Behandlung ist sicherlich wichtig, aus meiner Sicht jedoch etwas “überrepräsentiert”. Kaum einer schreibt zum Beispiel über die palliativmedizinische Versorgung der Patienten; ob im ambulanten Bereich, im Seniorenheim oder im Krankenhaus.

Frank Reinecker kritisiert das Krisenmanagement in der Corona-Zeit:

Soziale Kontakte gehören wie Essen und Trinken und Schlaf zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Das bedeutet, wenn man ihm diese nimmt, wird er sich diese zwangsläufig wiederbeschaffen. Einem Menschen eines seiner Grundbedürfnisse oder gar noch seiner wirtschaftlichen Existenzgrundlage zu berauben, ist also definitiv der falsche Weg.

Lieber sollte man darüber nachdenken wie man mit technischen Mitteln und wissenschaftlicher Erkenntnis ein Konzept aufstellen kann um dieses zu vermeiden. Das würde dazu führen, dass soziale Kontakte nicht im Verborgenen stattfinden würden sondern in einem kontrollierbaren öffentlichen Raum.

Des Weiteren führt die momentan betriebene Corona Politik zu einer Wettbewerbsverzerrung. Während die einen um ihre wirtschaftliche Existenz bangen müssen, profitieren Onlineriesen. Und auch Kapitalerträge und Zinserträge sind die Gewinner der Krise.

Der Corona-Virus gehört zu den Erkältungsviren und unterliegt als Virus ständigen Mutationen. Man kann die Impfstoffe dank neuer m RNA-Technik zwar jedes Jahr neu anpassen, aber genauso wie sich eine Impfung bei Erkältungs- und Grippeviren verhält, kann man auch den Corona-Virus nicht ausrotten.

Wir werden also mit dem Corona-Virus leben müssen. Und zwar wird es gemäß seiner Natur im Winter stabiler sein als im Sommer. Die einzige Idee, die die Bundesregierung bisher hat, um ein Leben mit dem Virus zu gewährleisten ist der Lockdown im Winter.

Besser wäre es, alle öffentlichen Räume einschließlich Restaurants, Theater et cetera mit Lüftungsanlagen auszustatten und dort wo es nicht möglich ist, zum Beispiel in Kirchen, Schnelltests zur Verfügung zu stellen, für jeden kostenlose hocheffiziente Filtermasken bereitzustellen und diese als einzig zulässige Masken zu gestatten, zusätzliches Personal einzustellen, um eine Händedesinfektion und das Einhalten der Abstandsregelungen beim Betreten und Verweilen in öffentlichen Räumen zu überwachen, und überall, wo es nötig, ist Plexiglasscheiben als Trennwände aufzustellen. Das müsste kostenlos vom Staat zur Verfügung gestellt werden.

Die Kosten dafür wären für unser Wirtschaftssystem geringer als die Verluste, die es momentan einfährt. Zudem würde es die Wirtschaft ein Stück weit wieder ankurbeln.

Zudem ist es dringend notwendig, die Solidarität, die die Bundesregierung von jedem einfordert, auch von allen zu verlangen. Das bedeutet, dass Sparten, die durch die Corona-Politik als Gewinner dastehen, ihre Mehreinnahmen hergeben müssen, um Verluste auf anderer Seite auszugleichen.

Jedoch ist es fraglich, ob die Regierung überhaupt über die Kompetenz verfügt, so ein Konzept in die Tat umzusetzen, hatte sie doch ein Jahr lang Zeit, sich auf steigende Infektionszahlen im Winter vorzubereiten.

Offensichtlich mangelt es der Regierung an dem Vermögen, eine Struktur aufzubauen, um bereitgestellfe Gelder zur richtigen Zeit im benötigten Umfang an die benötigte Stelle zu führen.

Manchmal scheitert ihr Vorhaben, das zu bewerkstelligen schon an ungenügender Vorüberlegung. Stichwort Novemberhilfen.

Man kann nur hoffen, dass die Bundesregierung ihre Ärmel hochkrempelt, ein paar Kniebeugen macht, ordentlich durchlüftet und ihrer Pflicht nachkommt.

Die Kosten für Material, Herstellung, Verwaltung und anderen indirekten Kosten für einen Corona-Schnelltest belaufen sich auf drei Dollar, welche hauptsächlich aus öffentlichen Geldern finanziert wurde.

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