Post von Leser:innen

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von Fabian Schatz

Stefan Tigges hat uns zum RUMS-Brief von Ralf Heimann über den Wechsel von Mathias Kersting von der SPD zur CDU geschrieben. 

Danke für den gut recherchierten Bericht. Ein Aspekt fehlt allerdings: das völlige Fehlen von Kerstings Wertschätzung und Respekt gegenüber den Personen, die ihn als SPD-Mitglied gewählt haben, und – vermutlich noch schlimmer – gegenüber allen, die bisher mit ihm in der Kommunalpolitik zusammengearbeitet haben.

Und ich kann auch nicht glauben, dass niemand etwas Negatives über ihn gesagt hat. Falls das fehlt, schreibe ich das gerne hier hin. Mathias Kersting ist ein mieser Verräter, ein unberechenbarer Wendehals mit dem man keinesfalls zusammenarbeiten möchte. Denn ohne Vertrauen ist eine vernünftige Zusammenarbeit ja schließlich nicht möglich. Und dass er seine Meinungen plötzlich, ohne jede Vorankündigung und mit einem gemeinsamen Schreiben an ehemalige und zukünftige Kolleg:innen verkündet, zeigt einfach nur, dass ihm das notwendige Rüstzeug für ein normales Miteinander offensichtlich völlig fehlt.

Und alle, die bisher mit ihm Kommunalpolitik gemacht haben, werden sich das merken. Seine vermutlichen ehemaligen Freund:innen, aber auch seine Verwandten und alle. Ich kann nicht nachvollziehen, wie jemand so planlos seinen Ruf ruiniert. Und ebenfalls nicht, wie Arbeitgeber und auch die CDU so ein Verhalten dulden können beziehungsweise ihn willkommen heißen. Das wirft ein peinliches Bild auf die jeweiligen Institutionen.

Jochen Schweitzer schreibt zur RUMS-Kolumne von Michael Jung vom Sonntag: 

Zu dieser Kolumne von Michael Jung fühlt man sich als Coerder Bürger besonders angesprochen, insbesondere auch als Sprecher der „Initiative – ChaCK“, die sich für die Verringerung der gravierenden Kinder- und Bildungsarmut in Coerde engagiert.

Es ist sehr verdienstvoll, dass sich Michael Jung jetzt (endlich) auf so fundierte Weise mit der Bildungspolitik und der Schulstruktur in Münster auseinandersetzt und vieles in Erinnerung ruft, was sich schon seit den 1970er-Jahren immer stärker so negativ auswirkt: die Benachteiligung derjenigen Kinder, die nicht aufs Gymnasium gehen wollen oder können.

Die international einmalig frühe Auslese von Kindern schon nach dem vierten Schuljahr im Alter von zehn Jahren wirkt sich nicht nur sehr negativ auf die „Verlierer“ dieses Ausleseprozesses aus, sondern verhindert auch insgesamt ein höheres Bildungsniveau in Deutschland. Die PISA-Studien haben in zahlreichen weiteren vertiefenden Untersuchungen immer wieder den Zusammenhang von Armut und schlechten Bildungschancen in Deutschland nachgewiesen. In Münster liegt die Quote der Jugendlichen ohne Schulabschluss über dem Landesdurchschnitt, wie auch der Anteil der Abiturienten. Endlich kann nun die relativ junge Gesamtschule Mitte zeigen, dass sie zur Leistungsspitze in Deutschland zählt (auch im Vergleich zu den Gymnasien).

In kaum einer anderen Stadt in Deutschland ist die Schulstruktur so einseitig auf die Gymnasien orientiert. Das hat dann fatale Folgen für die unterste Schulform im gegliederten, selektiven Schulsystem, die Hauptschule, die von Wissenschaften seit Jahrzehnten als Restschule oder Problemschule bezeichnet wird. Dafür sind nicht die sehr engagierten Hauptschul-Pädagog:innen verantwortlich, sondern die Verantwortlichen für diese Schulpolitik im Land und in Münster. Die besonders belastenden Folgen für Coerde kann man am deutlichsten an der Hauptschule in Coerde aufzeigen. Sie ist die einzige weiterführende Schule in diesem wachsenden und besonders jungen Stadtteil (über 11.000 Einwohner:innen und einer Kinder- und Jugendquote von 44 Prozent – doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Stadt). Wegen des so eingeschränkten und belastenden Schulangebots gehen in Coerde mit 30,4 Prozent mehr sechs Mal so viele Kinder zur Hauptschule als im Durchschnitt in Münster (4,7 Prozent).

Die negativen desintegrierenden Auswirkungen wirken sich auf den ganzen Stadtteil aus, neben weiteren gravierende Benachteiligungen. Diese Probleme werden unter anderem in dem Stadtteil-Entwicklungskonzept für Coerde gut beschrieben, zum Beispiel „steigende Zahl der Schulverweigerer“. Dieses alles und noch mehr steht verstreut in weiteren Dokumenten der Stadt. Aber sie werden kaum grundlegend in Verwaltung und Politik thematisiert und erst recht nicht entschlossen genug verbessert. Damit setzt sich die Benachteiligung der Kinder in vielfältiger Form und mit allen Folgen in und für Coerde seit Generationen fort.

Statt Desintegration und Spaltung braucht es in Coerde eine integrierende Schulpolitik. Die erst junge Gesamtschule Mitte hat jüngst mit der Auszeichnung des Deutschen Schulpreises gezeigt, dass sie zur Leistungsspitze in Deutschland gehört, auch im Vergleich zu Gymnasien.

Nach wie vor bekommen mehrere Hundert Kinder im Münster keinen Platz an Gesamtschulen, während zahlreiche Plätze in Gymnasien nicht gewünscht und nicht besetzt werden.

Deshalb ist Michael Jung entschieden zuzustimmen: Es braucht nicht weiter nur gymnasial-orientiertes Stückwerk in der städtischen Schulpolitik, sondern eine neue integrierende (statt selektive) Schulstruktur und einen neuen zukunftsorientierten Schulentwicklungsplan. Dieser müsste von einer unabhängigen wissenschaftlichen Expertengruppe erstellt werden. Es wird endlich Zeit, dass sich die Verantwortlichen in der Kommunalpolitik und Verwaltung damit wirklich ernsthaft und grundlegend befassen, wie es Michael Jung fordert. Münster braucht endlich eine Schulpolitik, die sich an gerechten und fairen Chancen für alle Kinder orientiert und die diese ungerechte Bildungsarmut in Coerde abschafft.

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