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Post von Leser:innen
von Constanze BuschChristian Ladleif hat uns zur Berichterstattung über die Münster Zukünfte (RUMS-Briefe vom 14. September und vom 1. Oktober) geschrieben:
Der Klimawandel ist eine unumstößliche wissenschaftlich belegte Tatsache (s. auch Vergabe des Nobelpreises an den deutschen Klimaforscher Klaus Hasselmann). Wir leben aber in der Summe immer noch exakt nach der gleichen Logik, die uns in diese Situation gebracht hat. Es braucht mutige Menschen, die diese Erkenntnisse nicht verdrängen und wissen, dass nur noch wenig Zeit bleibt, wenigstens die schlimmsten Folgen der Erderhitzung zu verhindern. Dieser Mut fehlt der Vorlage aus dem Hause Denstorff zur Stadtentwicklung MünsterZukünfte 20 30 50. Vielmehr setzt sie auf alte Denkmuster, die dem Wachstum verpflichtet sind und dabei das Klima und seine Folgeschäden außer Acht lassen.
Bei dem nun von der Verwaltung der Stadt Münster vorgelegten Stadtentwicklungskonzept “Zukünfte 20|30|50” bleibt die Frage offen, wie wir in Münster mit dem Klimawandel umgehen sollen, geschweige denn ihn noch verhindern können. Das vorgelegte Konzept ist eine Bankrott-Erklärung der Stadtverwaltung und ist in keiner Weise mit der im August 2020 vom Rat der Stadt Münster beschlossenen Klimaneutralität der Kommune bis 2030 vereinbar.
Unbeantwortet in dem neuen Stadtentwicklungskonzept bleiben die Fragen: “Wie gehen wir mit einer mindestens 3°C heißeren Stadt um? Wie gehen wir mit Stürmen um? Und wie gehen wir mit starken Niederschlägen/Überschwemmungen um? Was tun wir gegen das Kollabieren der Ökosysteme und welchen Teil können wir dazu beitragen, dass die Erderwärmung zumindest von unserer Seite her nicht weiter angeschoben wird? Und was machen wir, um den dominoartigen, kaskadenartigen Biodiversitätsverlust aufzuhalten?”
Stattdessen arbeitet das vorgelegte ISEK mit einer völlig anderen Zielvorgabe, nämlich einer Bevölkerungszahl von 500.000 Einwohner/innen bis 2050. Es bleibt unklar, wo diese Menschen alle leben sollen, welche Flächen für den Naturschutz bestehen bleiben, welche für Sport und Freizeit gebraucht werden, welche für Wohnraum. Ansätze, die bestehende Münsteraner Initiativen zur Stadtentwicklung beitragen wollten, dass diverse, altersgemischte Bevölkerungsgruppen Wohnraum gemeinsam bewohnen, blieben unberücksichtigt. Stattdessen wird das Bild einer Metropole entworfen und als erstrebenswert postuliert, mit einer großen Zahl gutverdienender Menschen, die es sich leisten können, großräumig zu wohnen und dafür die Versiegelung weiterer Flächen auf dem Stadtgebiet in Kauf nehmen.
Ich schlage stattdessen vor, dass wir MünsteranerInnen unter großer Beteiligung mittels BürgerInnenräte und Arbeitsgruppen uns lieber auf die gemeinsame Gestaltung der Stadt Münster konzentrieren.
- Wir müssen dazu in Politik, Verwaltung und Bürger*innenschaft dringend eine gemeinsame und tragfähige Definition von “Klimaneutraltität” aushandeln, klären und kommunizieren.
- Wir brauchen ganz schnell einen umfassenden Plan zum Stopp des Artensterbens in der näheren Umgebung.
- Wir benötigen dringend einen Überblick, welche Flächen in der Stadt an welche Nutzer*innen verteilt werden und wie wir in der gesamten Stadt Klimaschutz und Klimaanpassung umsetzen.
- Wir brauchen ein Mobilitätskonzept, das die Spitzenwerte der Emissionen in diesem Sektor wirksam dauerhaft absenken kann.
- Und wir benötigen ein schnelles Vorgehen, wie wir unseren Energiebedarf aus eigenen Mitteln decken.
Münster braucht ein Stadtentwicklungskonzept, das zu diesen Fragen Stellung bezieht. Auf dieser Basis können wir in Zukunft dann auch Fördermittel akquirieren, die die Stadt überlebenswert machen.
Der Klimaschutz sollte als Oberthema und Klammer für alle weiteren Konzepte und Entwicklungen zu begreifen sein. Er stellt somit die unhintergehbare Basis für alle weiteren politischen und verwaltungsseitigen Entscheidungen dar. Alle unterschiedlichen Konzepte (auch aus den unterschiedlichen Dezernaten) müssen immer durch die “Brille” der überlebensnotwendigen Klimaneutralität 2030 betrachtet werden. Unsere Stadt kann es sich nicht länger leisten, Ressourcen und Arbeit in die Entwicklung unterschiedlicher Konzepte zu verschwenden, die sich zum Teil diametral widersprechen und nicht der Klimaneutralität 2030 verpflichtet sind.