Verkehrspolitik, nächste Runde | Ein Anruf bei Kolja Steinrötter | Bücher aus Münster

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

wir machen da weiter, wo wir am Freitag aufgehört haben, und darum ging es ja auch am Sonntag in der Kolumne von Ruprecht Polenz, um Verkehrspolitik.

Was bisher geschah: Die Rathaus-Koalition aus SPD, Grünen und Volt hat in der vergangenen Woche der Stadtverwaltung den Auftrag gegeben, mal zu schauen, ob es nicht möglich ist, die Durchfahrt am Bült für Autos probeweise drei Monate lang zu sperren. Seitdem läuft eine, nennen wir es mal Debatte, darüber, ob das eine gute oder schlechte Idee ist.

Ruprecht Polenz hat diesen Plan am Sonntag in seiner Kolumne kritisiert, weil er seiner Meinung nach übers Knie gebrochen ist. Falls Sie den Text nicht gelesen haben, seine Argumentation im groben Umriss:

Noch gibt es zu wenige Alternativen für den Autoverkehr. Wenn man die Autos aus der Stadt verbannt, bevor wir andere Möglichkeiten haben, ins Zentrum zu kommen, suchen die Menschen sich neue Einkaufsziele. Das wird den Handel treffen.

Es gab viel Reaktionen. Und weil Sie den Tag gestern hoffentlich in der Herbstsonne verbracht haben, hier fünf interessante Punkte dazu:

1.

Philipp Moser nennt in den Kommentaren den negativen Effekt auf den Einzelhandel ein „Scheinargument“ und Freiburg als Beispiel für eine Stadt, die mit ihrer seit den 1970er-Jahren autofreien Altstadt sehr gut gefahren ist. Die Atmosphäre in der Stadt scheint sich tatsächlich gut entwickelt zu haben. In einer Rangliste der weltweit beliebtesten Reiseziele des Reiseführers Lonely Planet steht Freiburg auf einem schmeichelhaften dritten Platz. Auch das führt Moser an. Fairerweise muss man sagen: Solche Rankings kommen ziemlich beliebig zustande, der Einfluss des Faktors autofreie Innenstadt auf das Ergebnis ist nicht bekannt. Und verlässliche Daten dazu, welchen Effekt die Tatsache auf den Handel hatte, dass keine Autos mehr in der Innenstadt fahren, kennen wir ebenfalls nicht.

2.

Joachim Bick vom Bündnis Fahrradstadt.ms weist auf einen interessanten Punkt hin. Der Zweckverband Mobilität Münsterland, der unter anderem den öffentlichen Personennahverkehr im Münsterland organisiert, hat einen Antrag der CDU angenommen, in dem der Verband die Stadt Münster auffordert, erst Alternativen zu schaffen, bevor man die Autos aus der Stadt dränge. Bick schreibt: „Warum sollte ein ÖPNV-Verband sich gegen Einschränkungen für den Autoverkehr richten, wo das doch zunächst mal im Vergleich ÖPNV-Angebote besser stehen lässt? Wow, das hat ein Geschmäckle.“

3.

Dann hat uns noch jemand von den Grünen geschrieben – eine Person, die nicht mit Namen genannt werden möchte. Die Zahlen, die Ruprecht Polenz nenne, seien tendenziell richtig, heißt es in der E-Mail. „Um Pendlern nach Münster in notwendigem Umfang zumutbare Alternativen zu bieten, fehlt es an erster Stelle an Infrastruktur.“ Die Bahnen und Gleise seien schon jetzt an der Belastungsgrenze. Die geplante S-Bahn habe ebenfalls zu wenige Kapazitäten. Das alles zu planen und zu finanzieren, werde Jahrzehnte dauern. „Entsprechende Beschlüsse gibt es nicht (beziehungsweise nur ansatzweise), und ich vermag dazu keine öffentliche Debatte zu erkennen. Insofern begrüße ich auch den Beitrag von Herrn Polenz“, schreibt die Person.

4.

Jule Heinz-Fischer, die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, reagiert in einer E-Mail auf die Kritik der FDP an der geplanten Bült-Sperrung. FDP-Fraktionschef Jörg Berens hatte kritisiert, ihm fehlten konkrete Ideen, zum Beispiel für Busspuren, den Bau von Mobilitätsstationen, und es fehle Geld, um mehr Busse auf die Straße zu bringen. Jule Heinz-Fischer antwortet, man habe eine Busspur auf der Weseler Straße beantragt, sogar schon zwei Mal in diesem Jahr. Es gebe auch weitere Anträge für weitere Busspuren auf den Ausfallstraßen. Man habe ganz konkrete Planungen für den Ausbau der Park-and-Ride-Station an der Nieberdingstraße zur „smarten Mobilitätsstation“. Auch die Mobilitätsstation an der Bremer Straße sei ein konkretes Projekt. Geld für Mobilitätsstationen habe man schon in den letzten Haushalt eingestellt. Mit weiteren Standortvorschlägen wolle man auf das Standortkonzept warten, an dem die Verwaltung arbeite. Klar sei aber, dass an den Bahnhöfen mehr passieren müsse, zum Beispiel mehr Radstellplätze am Zentrum Nord und in Roxel.

5.

Stadtteilauto-Gründer Robert Ammann erinnert in einem Kommentar unter der Kolumne von Ruprecht Polenz an die Verkehrspolitik des rot-grünen Rathausbündnisses zwischen 1994 bis 1999. In dieser Zeit seien nicht nur die Verkehrsprobleme ernsthaft angegangen worden – mit dem Bau der Radstation, dem ÖPNV-Pass, Tempo 50 auf der Weseler Straße und der ersten autofreien Siedlung –, in dieser Zeit habe man auch Mobilitätsstationen an Bahnhaltepunkten und Ausfallstraßen eingerichtet (das Projekt Münster.mobil), Vorhaben, die über das klassische Park-and-Ride hinausgegangen seien. Nach 1999 sei das alles praktisch eingestellt worden.

Und sehr schön: Die Westfälischen Nachrichten zitieren in ihrer Ausgabe vom Samstag aus sechs E-Mails, die in ihrer Redaktion ankamen, vier ablehnende, zwei zustimmende. Peter Wolter vom Fahrradverband ADFC schreibt: „Alle schwärmen im Urlaub von den autofreien Innenstädten in Italien und den Niederlanden, aber zu Hause zerredet man alle guten Ansätze im Keim. Thomas Janssen schreibt: „Die Sinnlosigkeit so einer Aktion bedarf keiner Diskussion. Ich hoffe, dass von derartigen Überlegungen niemand im Ausland erfährt.“

Wenn Sie mitdiskutieren wollen, schreiben Sie einen Kommentar unter die Kolumne von Ruprecht Polenz oder schicken Sie uns eine E-Mail.

Interview mit Kolja Steinrötter

„Wir brauchen jetzt Widerstand, lauten Widerstand“

Kolja Steinrötter ist Galerist und Fußballtrainer. In seiner Galerie FB69 am Germania Campus hängen nur Werke von Künstlerinnen, und in seinem Team spielen nur Frauen. Kolja Steinrötter hat einen Einblick in zwei Sphären, die sehr unterschiedlich sind, aber doch Gemeinsamkeiten haben – leider nicht nur gute. Ein Anruf in der Galerie.

Herr Steinrötter, Sie haben in einem Gespräch mit dem Magazin Brandeins den Satz gesagt: „Der Kunst- und der Fußballbetrieb haben einiges gemeinsam: Beide benachteiligen nicht nur an bestimmten Stellen, sondern strukturell Frauen und Mädchen.“ Was meinen Sie damit?

Das hat natürlich in beiden Fällen mit unserer Gesellschaft zu tun. Aber meine Beobachtung ist: Im Fußball ist die Benachteiligung offensichtlicher als im Kunstbetrieb. Das liegt auch daran, dass die Strukturen in der Kunst nicht so leicht zu durchschauen sind. In beiden Fällen haben aber Männer Strukturen geschaffen, in die Frauen nicht so leicht hineinfinden.

In der Kunst lässt sich ja auf den ersten Blick gar nicht sagen, ob ein Bild von einem Mann oder einer Frau gemalt wurde.

Genau. Es ist undurchsichtig. Ich würde sogar sagen: Die meisten Menschen verstehen nicht im Ansatz, was auf dem Kunstmarkt passiert. Wie entstehen Preise? Was ist erfolgreich? Das lässt sich schwer durchblicken. Die Benachteiligung entsteht dadurch, dass Galerien, Auktionshäuser oder Menschen, die Kunst sammeln, die Kunst von Frauen schlechter bewerten.

Warum passiert das?

Das ist eigentlich kein Problem des Kunstmarkts, sondern ein gesellschaftliches. Es gibt Versuche, in denen man unterschiedlichen Menschen identische Bilder gezeigt hat – einmal stand der Name einer Frau unter dem Bild, einmal der eines Mannes. Wenn es das Werk eines Mannes war, hielten die Menschen das Bild plötzlich für wertvoller, auch wenn die befragten Personen anonym blieben.

Wie erklären Sie sich das?

Mir hat mal ein durchaus bekannter Galerist gesagt: Ich stelle ungern weibliche Kunst aus, meine Sammler kaufen nichts von Frauen. Da gehe es dann um Fragen wie: Was, wenn die Künstlerin schwanger wird? Und wenn ein Galerist in so einer Situation dem Sammler gegenüber keine passende Antwort findet, dann zeigt das schon ganz gut die Dimension des Problems.

Warum spielt es eine Rolle, ob eine Künstlerin schwanger wird?

Das spielt natürlich eigentlich keine Rolle. Aber da kommen wir zu den Besonderheiten des Kunstmarkts. Der Markt ist in Deutschland sehr elitär. Da geht es um die Frage, was heute von Bedeutung ist, und was in hundert Jahren von Bedeutung sein wird. Das alles spielt sich in Kunsthallen oder Museen für zeitgenössische Kunst ab. Die Zahl der Personen ist überschaubar. Dort oben ist die Luft sehr dünn. In diesem Kunstbetrieb musst du als Künstlerin oder Künstler eine Galerie haben. In den Galerien sind zu 80 Prozent Männer vertreten. Das hat sich in den vergangenen 20 Jahren auch nicht verändert. Viele der handelnden Personen sind ebenfalls Männer, und die sind der Meinung: Mit Männern lässt es sich besser zusammenarbeiten. Und da stört eine Schwangerschaft diese Leute eben. Die setzen sich auch nicht damit auseinander, dass das Argument völlig idiotisch ist. Das ist so verankert.

Sie haben sich entschieden, das anders zu machen. In Ihrer Galerie hängt nur weibliche Kunst.

Man muss keine Frau sein, um bei mir auszustellen. Aber es ist irgendwann so gekommen. Ich habe mir das nicht überlegt, es ist passiert. Hinterfragt habe ich das erst, als ich gemerkt habe, dass ich nur noch Künstlerinnen präsentiere. Da habe ich angefangen, darüber nachzudenken, warum das so ist.

Und wie war die Antwort?

Meine Erklärung ist, dass es tatsächlich damit zu tun hat, dass Frauen schwerer in diesen Kunstbetrieb hineinfinden, diese Kommerzialisierung also ohne sie stattfindet. Und das wirkt sich positiv auf ihre Kunst aus. Ich habe das Gefühl, viele Frauen denken nicht so sehr darüber nach, was die Leute haben wollen – und am Ende kommt dabei bessere Kunst heraus.

Woran erkennen Sie das?

Bei den Studentinnen der Kunstakademie habe ich zum Beispiel oft das Gefühl, sie haben sehr früh so eine Sicherheit, sie kümmern sich einfach um ihre Arbeit, wissen ganz genau, was sie da machen und sind sehr kompromisslos. Oft ist das allerdings verbunden mit einer großen Unsicherheit, wenn es darum geht, diese Arbeiten zu zeigen. Manchmal habe ich das Gefühl, es ist sogar ein bisschen Desinteresse.

Bei den Männern ist das anders?

Ja, tatsächlich. Wenn Männer früher zu mir kamen, dann ging das oft so: „Schau mal hier, was ich da gemacht habe, und wenn dir das nicht gefällt, dann hab ich hier auch noch dies und das. Über Preise können wir reden.” Und von den Künstlerinnen, die im Moment bei mir sind, ist keine einzige zu mir gekommen. Die habe ich alle selbst gesucht, einige musste ich sogar überreden.

Sehen Sie da Parallelen zum Sport?

Wenn man auf das professionelle Geschäft schaut, geht es natürlich in beiden Fällen um Geld, um Investments. Im Kunstbetrieb steckt seit 20 oder 30 Jahren unheimlich viel Geld, die Leute versuchen zu spekulieren. Das hat das Geschäft ganz schön versaut. Und wenn Geld eine Rolle spielt, dann wird das Problem mit der Gleichberechtigung nicht kleiner, sondern eher größer.

Im Fußball ist das Geschäft nach Geschlechtern getrennt. In der Kunst nicht. Was glauben Sie, brauchen wir eine Quote?

Ich befürworte die Quote sehr. Aber ich glaube, in der Kunst bräuchte man etwas anderes, eine Diskussion über Qualität. Die gibt es bislang so nicht.

Warum ist das wichtig?

Wenn wir zu einer objektiven Beurteilung kommen, dann spielt auch das Geschlecht des Menschen keine Rolle mehr, der hinter dem Werk steht.

Und wie kann das gelingen?

Die Kunst müsste aus ihrem Elfenbeinturm heraus. In der Kunst haben wir ja dieses Elitäre, dass die Reichen, Schönen, die Unternehmerehepaare der Stadt sich einmal im Monat um einen Bretterstapel versammeln. Die haben zwar größtenteils keine Ahnung, können sich aber als Kunstfachleute beweihräuchern lassen, während normale Menschen draußen am Fenster vorbeigehen und denken: Was ist das denn eigentlich für ein Schwachsinn? Unsere Tochter, die malt so schöne Farbbilder, das ist doch viel bessere Kunst.

Aber ist es nicht erst mal gut, wenn Menschen sich für Kunst interessieren und auch selbst versuchen, sich künstlich zu betätigen?

Natürlich. Ich finde es gut, wenn Leute malen und bildhauen. Aber man muss die Dinge als das benennen, was sie sind. Es ist ein Riesenunterschied, ob Menschen das für sich machen, oder ob sie denken: Das ist genauso gut wie das, was in den Galerien hängt oder im Kunstverein.

Warum ist dieser Unterschied von Bedeutung?

Sobald ich das mache, stelle ich mich einer inhaltlichen und kunstkritischen Diskussion. Dann muss ich ertragen können, dass man sagt: Sorry, aber das hat leider keine Qualität. Das ist Dekoration.

Muss man das wirklich?

Ja. Der Kunstbegriff wird da sehr weit ausgelegt, und das führt zu vielen Missverständnissen. Da konkurrieren Dinge miteinander, die nichts miteinander zu tun haben. Aber in den Augen vieler ist das eben das Gleiche, weil diese Diskussion um Qualität nicht stattfindet. Mein Beruf ist das objektive, qualitative Beurteilen von Gegenwartskunst. Das ist immer ein bisschen spekulativ, und das ist superschwer. Aber es geht. Nur in der Allgemeinheit ist eher verankert: Das ist Geschmackssache. Und wenn sich das ein bisschen verändert, dann ändern sich auch die Strukturen.

Vielleicht ist es ein falscher Eindruck, aber in der Literatur scheint das Problem nicht so ausgeprägt zu sein.

Das ist relativ schwer zu vergleichen. Ich glaube, wir würden uns hier nicht darüber unterhalten, ob der Dreigroschen-Roman vom Bahnhofskiosk die gleiche literarische Qualität hat wie ein Buch von Vladimir Nabokov. In der bildenden Kunst ist das anders. Vertrauensbildende Größen gibt es für Laien in der Gegenwartskunst nicht. Man kennt den Künstler oder die Künstlerin nicht, den Menschen, dem die Galerie gehört, oft auch nicht, und es gibt keine Querverweise. Und wir reden natürlich über viel Geld, mit dem spekuliert wird. Seitdem Gegenwartskunst zum Spekulationsobjekt geworden ist, ist es relativ leicht, da Schabernack zu treiben. Wenn man nicht weiß, wie man die Qualität einer Künstlerin oder eines Künstlers durch Querverweise ein bisschen überprüfen kann, dann ist die Beurteilung schwer.

Erklären Sie doch mal, wie das geht.

Man kann schauen, in welchen anderen Galerien jemand seine Kunst noch ausstellt, mit welchen anderen Menschen aus der Kunstszene, und in welchen Museen die Bilder hängen. Dass man da suchen kann, wissen viele gar nicht. Und schnell bleibt dann nur noch eine vertrauensbildende Größe, das ist der Preis. Man macht ein Bild also besonders teuer, und die Leute denken: Oh, das ist besonders viel wert, das muss wohl sehr gut sein. Ich kann zur Kunstakademie gehen, mir ein schönes Farbfeld-Bildchen besorgen und da 50.000 Euro dranschreiben.

Steht das denn im Weg? Oder wäre das nicht auch eine Chance, Ungleichbehandlung zu beseitigen?

Diese Diskussion wird natürlich geführt. Aber ich glaube, die Qualitätsdebatte ist sinnvoller. Wenn man in die USA schaut, sieht man zum Beispiel, dass es s dort ganz anders ist. Da ist der Kunstmarkt sehr viel näher an den Leuten. Er ist sehr viel jünger, es gibt sehr viel mehr Leute, die Kunst kaufen, die Kunst sammeln, die daran Spaß haben. Und weil es wirklich so viel mehr sind, Hunderttausende mehr, beschäftigen sich auch mehr Menschen mit der Qualität. Ich habe das Gefühl, das Ungleichgewicht ist dort auch nicht so groß wie hier. Ich kenne sehr viele amerikanische Künstlerinnen, die sehr erfolgreich sind, und ich habe nicht das Gefühl, dass sie dort in der Minderheit sind.

Können Sie den Unterschied zu Deutschland noch etwas genauer erklären?

Es fängt schon damit an, dass die Menschen hier Schwellenangst haben, in eine Galerie zu gehen. Das gibt es in Deutschland, aber sonst nirgendwo.

Was noch?

In Deutschland ist es einfach sehr schwer, von Kunst zu leben. Es ist praktisch unmöglich. Es sei denn, man hat einen Nebenjob. Gleichzeitig verlangen die Akademien von einem, dass man sich der Sache mit Haut und Haaren verschreibt. Und wenn Sie denen sagen, ich studiere auf Lehramt, werden Sie in der Akademie schief angesehen, weil die Leute denken: Dann ist es keine echte Künstlerin oder kein echter Künstler.

Im professionellen Fußball ist es etwas anders. Da können viele Frauen von ihrem Beruf leben, aber das Durchschnittsgehalt in der Bundesliga lag vor drei Jahren bei knapp 40.000 Euro im Jahr, bei den Männern sind es im Schnitt 30.000 Euro im Monat. Wie könnte sich das jemals auch nur halbwegs annähern?

Frauenfußball muss einfach sichtbarer werden. Medien müssen viel mehr berichten. Die Jungs wollen spielen wie Messi, und so etwas brauchen die Mädels auch – Vorbilder, Sichtbarkeit. Dann sehen auch mehr Mädchen: Das kann ich auch machen. Aber das dauert halt. Das muss man sich immer klarmachen, wenn man über Ungleichheiten spricht, die über hundert Jahre gewachsen sind. Das ist ja alles nicht vom Himmel gefallen.

Das Argument ist oft: Es gibt eben keine so große Nachfrage.

Das ist besonders absurd. Die Fifa, die UEFA oder der DFB richten sich doch nicht nach der Nachfrage. Die kreieren Angebote. Niemand hat nach der Champions League geschrien. Niemand braucht alle zwei Monate den neuen Ronaldo-Schuh in einer anderen Farbe. Oder dass Schalke oder Dortmund jede Saison drei verschiedene neue Trikots rausbringen, braucht das wirklich ein Fan? Dieses Angebot wird immer wieder hergestellt. Und dann generieren sie die Nachfrage. Probieren Sie mal ein Trikot von Marta zu kaufen. Die ist sechs Mal Weltfußballerin geworden. Das gibt es nirgendwo.

Was glauben Sie, wie könnte man das ändern?

Wenn über Geld im Fußball geredet wird, dann muss man sich klarmachen, dass Merchandising der größte Umsatzfaktor ist. Da muss man ansetzen. Aber dann wird immer gesagt: Die Männer verdienen ja so viel, bei den Frauen wird gar kein Geld umgesetzt. Das ist doch Wahnsinn, dass man den Frauen dann im gleichen Atemzug vorwirft, da wird ja kein Geld verdient. Es wird nicht mal probiert. Und das ist der Riesenunterschied. Der DFB macht ein Imagevideo, dass sie für Gleichberechtigung sind, für Toleranz und natürlich auch gegen Rassismus. Das wird dann überall geteilt, und alle sagen: Toll, der DFB positioniert sich. Und dann wird das nächste Länderspiel geplant, in irgendeinem Dorfstadion, am Mittwoch um 15:30 Uhr. Dann heißt es: Wir haben es probiert, aber Frauenfußball interessiert halt niemanden.

Liegt es vielleicht auch ein bisschen an der Sportart? Im Tennis scheint das Geschlecht keine ganz so große Rolle zu spielen. Boris Becker und Steffi Graf waren zu ihrer großen Zeit in etwa ähnlich populär.

Das stimmt. Ich kann mir vorstellen, dass da eher Machtfragen den Ausschlag geben als die Sportart. Es gibt wahrscheinlich kaum andere Organisationen, die so reich und mächtig sind wie die Fußballverbände. Und wie ich schon sagte: Je wichtiger das Geld, desto größer das Problem mit der Ungleichheit. Im Fußball kommen die Verlustängste hinzu, denn wenn der Frauensport mehr Aufmerksamkeit bekommt, muss der Männersport unter Umständen etwas abgeben.

Das klingt etwas resigniert.

Nein, man muss nur woanders ansetzen, auf der lokalen Vereinsebene, im Dorf- oder Viertelverein. Dort müssen die Angebote sichtbarer werden. Aber das bedeutet, die Frauen müssen dort auch ähnliche Bedingungen haben.

Sie trainieren seit zehn Jahren Frauen-Mannschaften wie Blauweiß Aasee. Beschreiben Sie doch mal die Bedingungen.

In unserem Verein ist das glücklicherweise alles etwas anders. Blauweiß Aasee ist aus den alternativen Strukturen der Siebziger entstanden. Deswegen habe ich uns immer als gleichberechtigt mit der Herrenmannschaft empfunden. Das war von Anfang an so – bei den Trainingszeiten, den Bedingungen und bei der Ausstattung. Ein Vorteil ist sicher auch, dass im Verein Fußball nicht über allem steht, sondern andere Sportarten gleichberechtigt sind.

Wissen Sie, wie die Bedingungen in anderen Vereinen sind?

Oft ist die Erste Herrenmannschaft das Aushängeschild. Da gibt der Verein das ganze Geld und die ganze Energie rein, und alle anderen Teams müssen sich mit den Resten abgeben.

Ließe sich das nicht relativ leicht ändern?

Ich würde mich freuen, wenn das so wäre. Wir versuchen, anderen Spielerinnen in anderen Vereinen Mut zu machen, etwas zu ändern. Unser Slogan ist #Equalplay. Aber da etwas aufzubrechen, ist sehr, sehr schwer.

Weil die Vereine das nicht wollen?

Das ist etwas komplizierter, da muss ich ein bisschen ausholen. #Equalplay bedeutet: Wenn ein Mädchen oder eine Frau in einen Fußballverein geht, dann soll ihr die gleiche Qualität zur Verfügung stehen wie bei den Männern, zum Beispiel beim Training und bei der Ausrüstung. Und dann wird’s schon problematisch, denn da müssen wir über Aufwandsentschädigungen im Ehrenamt reden. Das ist im Amateurfußball ein Tabuthema. Kaum ein Trainer oder eine Trainerin einer Kreisliga-A- oder Bezirksliga-Mannschaft wird einem sagen, was er oder sie im Monat an Aufwandsentschädigung bekommt, weil das oft deutlich mehr ist als erlaubt. Es gibt ja Grenzen, was die Vergütung von Ehrenamt betrifft.

Wie sind denn die Größenordnungen?

Man kann davon ausgehen, dass man als Trainer einer Herrenmannschaft das Drei- bis Vierfache von dem bekommt, was ein Trainer oder eine Trainerin einer Frauenmannschaft verdient. Und das ist ein Problem, denn das führt dazu, dass es eben kein Equalplay gibt. Das zementiert die Strukturen und die Ungleichheit immer mehr, selbst bei uns im Verein war es am Anfang so, dass der Fußballvorstand gesagt hat: Ja, wir kennen das Problem. Aber was sollen wir machen? Machen ja alle so. Wenn wir das nicht machen, kriegen wir niemanden. An der Stelle muss man sich aber vielleicht fragen, ob das richtig ist, was alle machen.

Und wie kommt man aus der Situation heraus?

Eigentlich müssten immer mehr Vereine sagen: Nee. Wir ziehen das glatt. Und wenn ihr dann bei uns nicht trainieren wollt, dann trainiert halt woanders.

Passiert so etwas?

Kaum. Es ist ein Kulturproblem. Heute bekommen schon Spieler in der Kreis- oder der Bezirksliga Handgeld, was im Grunde lächerlich ist. Man hat irgendwelche Sponsor:innen, die wollen, dass ihr Verein auch mal etwas reißt. Und dann gibt’s 50 Euro Torprämie oder jeden Monat 200 Euro zugesteckt – im untersten Amateursport, wo ja nun wirklich kein Geld verdient wird. Man schaut es sich bei den Großen ab, in der Bundesliga. Und auch hier versaut das Geld faire Strukturen.

Sie machen das jetzt seit zehn Jahren. Sehen Sie denn ein paar Fortschritte?

Wenn es um Sensibilisierung für Diskriminierung, Inklusion und Integration geht, ist sicher einiges passiert in zehn Jahren. Aber wenn es um etwas Konkretes geht, um die Verteilung von Geld zum Beispiel oder Zeit, dann finden das zwar oft alle weiterhin toll, aber am Ende geht es dann irgendwie doch nicht. Und da muss jetzt der nächste Schritt kommen.

Wie sieht dieser Schritt aus?

Wir brauchen jetzt Widerstand, lauten Widerstand. Man muss sich mit den Strukturen beschäftigen, in denen die Leute sitzen, die wollen, dass alles so bleibt. Vielleicht muss man im eigenen Verein auch mal einen Putsch wagen. Vielleicht muss man auch mal den Vorstand ablösen. Und man muss sich fragen: Wenn meine Bezirksliga-Herrenmannschaft so viel Geld verschluckt, dass ich die Frauen nicht gleichwertig bezahlen oder ausrüsten kann, kann ich mir die Bezirksliga-Mannschaft dann überhaupt leisten? Ich glaube, die Antwort ist in vielen Vereinen: nein. Die Antwort kann jedenfalls nicht sein: Dann schicke ich die Frauen nach Hause oder lasse sie unter schlechteren Bedingungen trainieren.

Sind Sie manchmal verzweifelt, wenn Sie sich die Situation so anschauen?

Nein, verzweifelt bin nicht. Ich habe mit den Jahren bemerkt, dass die Strukturen das Problem sind. Und das sind Strukturen, die man in Unternehmen heute so gar nicht mehr findet. Auch beim DFB, das erinnert einen manchmal an die 50er-Jahre. Entsprechend unbeweglich ist das. Aber man kann natürlich etwas verändern, von innen heraus. Man darf sich nur nicht abwimmeln lassen. Es steht im Grundgesetz, und man kann sich darüber streiten, wie ernst man das nehmen will. Und wenn man es ernst nimmt, muss man irgendwann auch mal die Frage stellen: Wollt ihr wirklich Gleichberechtigung?

Kolja Steinrötter ist 1974 in Münster geboren. Er hat Soziologie, Politik und Philosophie studiert. Seit 2008 betreibt er die Galerie FB69, inzwischen am Dorpatweg 10 (Germania Campus). Seit zehn Jahren trainiert er das erste Frauenfußballteam von Blauweiß Aasee. Er lebt zusammen mit seiner Lebensgefährtin Jessi und den Hunden Greta und Karla in Münster.

In aller Kürze

+++ Hello again! Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe soll wieder Präsident des Deutschen Städtetags werden, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung heute. Von Januar 2018 bis Juni 2019 hatte er das Amt schon einmal.

+++ Die Flotte der Leihgefährte in Münster wird größer. Der E-Scooter-Anbieter Tier stellt ab sofort zu seinen Rollern auch noch 300 Pedelecs zum Ausleihen in die Stadt. Das münstersche Unternehmen Tretty baut sein Geschäft ebenfalls aus. Zu den Tretrollern und Fahrrädern, die Tretty schon anbietet, sind jetzt noch Lastenräder dazugekommen. Und wenn Sie gleich losfahren wollen, zwei Lastenräder stehen vor dem Rewe-Supermarkt am Hansaring.

+++ Die SPD Münster hat eine neue Spitze, und zwar eine Doppelspitze. Lena-Rose Beste und Fabian Schulz haben die Parteiführung von Robert von Olberg übernommen, der nach sieben Jahren nicht mehr angetreten war. Und hier noch schnell die Namen der stellvertretenden Vorsitzenden: Tanja Andor, Nina Gaedike, Matthias Glomb, und Bibiane Benadio.

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RUMS soll wachsen!

Damit wir unser Angebot so wie bisher fortsetzen und am besten weiter ausbauen können, muss unsere Community größer werden. Die erste Etappe haben wir am 4. Juni 2021 mit Ihrer Hilfe schon erreicht, nachdem wir Sie im März das erste Mal um Ihre Unterstützung gebeten hatten. Für die ersten 1.750 Abonnent:innen schenken wir dem Jugendzentrum Black Bull in Münster-Amelsbüren jetzt einen ganztägigen Medienkompetenz-Workshop.

Bei den nächsten Meilensteinen (2.000, 2.250, 2.500) werden wir als Dankeschön weitere Workshops veranstalten. Genaueres dazu lesen Sie hier. Sie können uns dafür auch gern Organisationen vorschlagen, die Ihnen am Herzen liegen. Schreiben Sie uns dazu einfach an diese Adresse. Wie sich unsere Aktion entwickelt, teilen wir Ihnen ab jetzt regelmäßig in unserem Brief mit. Sobald Corona es zulässt und wir die ersten Workshops umsetzen können, werden wir diese auch dokumentieren.

Empfehlen Sie uns also fleißig weiter! Wenn jede und jeder von Ihnen nur drei Verwandte, Bekannte und Freund:innen anschreibt und für RUMS wirbt, können wir gemeinsam wachsen.
Immer, wenn Sie einen Brief besonders interessant finden, leiten Sie ihn gerne weiter. Wenn Sie dann noch dazuschreiben, dass die Empfänger:innen uns einfach abonnieren sollen, freuen wir uns umso mehr.
Das Ganze haben wir noch einfacher für Sie gemacht: Sie können unsere Briefe per E-Mail oder Whatsapp teilen – beim Klick auf den entsprechenden Button unten öffnet sich in der jeweiligen App ein Fenster, in dem Sie einen Textvorschlag von uns finden, den Sie natürlich frei verändern können. Ebenso können Sie unsere E-Mails natürlich auch bei Facebook oder Twitter teilen.
Korrekturen und Ergänzungen

In der Kolumne von Ruprecht Polenz am Wochenende haben wir ein Wort geändert. Und jetzt werden Sie fragen: Ein Wort, ja bitte, aber warum dann hier eine Meldung? Weil es darum geht, ob wegen dieses Wortes über tausend Parkplätze wegfallen. Ein Leser hatte kritisiert, dass Ruprecht Polenz geschrieben habe, das Rathausbündnis wolle 1.500 Parkplätze streichen. Das stand aber nicht in der Kolumne. Dort schrieb er, 1.500 Parkplätze sollten entweder wegfallen oder „von den Zufahrten über Münzstraße und Mauritzstraße abgeschnitten werden“. Und das bedeute ja, so die Kritik, wenn die Zufahrten von beiden Seiten wegfielen, dann seien die Parkhäuser nicht mehr zu erreichen. Um dieses Missverständnis auszuschließen, steht jetzt im Text, dass es um die Zufahrten über „Münzstraße beziehungsweise Mauritzstraße“ geht.

Post von Leser:innen

Wir haben wieder Post bekommen, und zwar ausschließlich zur Kolumne von Ruprecht Polenz.

Münsters früherer Zoodirektor Jörg Adler sieht „interessante Fakten“ und stimmt vor allem zwei Sätzen zu: „Die Bedeutung des Autos nimmt ab. Die Lebensqualität nimmt zu.“ Aber er kritisiert auch ein paar „Glaubenssätze, die schlüssig klingen“. Am Ende gibt’s auch noch ein Lob für RUMS. Das freut uns natürlich.

Angelika van der Kooi und Jörg Floß sind nicht einverstanden mit dem, was Ruprecht Polenz schreibt. Sie mahnen: „Mit Gedanken und Rezepten von vorgestern werden wir die gegenwärtigen Aufgaben für das Leben in der Zukunft nicht lösen.“

Patrik Werner vom Verkehrsclub Deutschland kritisiert, dass Ruprecht Polenz als CDU-Mitglied nun Dinge fordere, die seine Partei jahrelang verhindert habe. Werner schreibt: „Wer hat nichts dafür getan, den öffentlichen Nahverkehr vom ‚Windows 98-Status‘ auf ‚Windows 10‘ zu bringen? Die Antwort hat drei Buchstaben, Herr Polenz, und lautet CDU.“

Die vollständigen Beiträge finden Sie hier.

Corona-Update

Die seit zwei Wochen steigende Inzidenz-Kurve für Deutschland hat übers Wochenende eine leichte Delle bekommen. Das Robert-Koch-Institut meldete heute Morgen eine bundesweite Wocheninzidenz von 153,7 (Neuinfektionen pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche) – nach einem Wert von 154,8 am Montag. Es kann allerdings sein, dass dieser Effekt in Wirklichkeit nicht existiert, sondern sich nur in der Statistik zeigt, weil die über das Wochenende weniger Meldungen eingegangen sind. Ein anderer Wert, der noch ganz interessant ist: 55 Millionen Menschen in Deutschland sind vollständig geimpft. Das geht ebenfalls aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts hervor.

In den Schulen gilt ab heute keine Maskenpflicht mehr. Darüber berichtet unter anderem der WDR. Regelmäßige Testungen wird es bis Weihnachten aber weiterhin geben.

Zu den Zahlen für Münster: Die Wocheninzidenz hat sich heute bei 88,8 eingependelt. Das meldet die Stadt. In Münster hat sich übers Wochenende einiges getan, und wenn auch hier weniger Infektionen gemeldet worden sind als unter der Woche, könnte der tatsächliche Wert noch etwas höher sein. Am Freitag lag er bei 78,1. Und weil die Pandemie im Moment wieder ordentlich in Fahrt gekommen ist, hat das Amt für Kommunikation dem Leiter des Gesundheitsamts einige Fragen gestellt, die sich zurzeit viele stellen. Die Antworten finden Sie hier.

Unbezahlte Werbung

In sieben Wochen ist Weihnachten. Sie wissen das natürlich. Und wahrscheinlich haben Sie längst alle Geschenke zusammen. Falls nicht, hätte ich noch zwei Geschenktipps und eine Adventskalender-Empfehlung aus Münster. Der Adventskalender („Wichtelige Weihnachten“) besteht aus 24 Klappkarten, auf denen Anne Rummenie die Weihnachtsgeschichte erzählt, auf jeder Karte steht ein kleiner Teil. Der Geschenktipp ist ein Krimiführer für Münster von Michael Bührke. Das 296 Seiten dicke Buch ist in der vergangenen Woche erschienen, also noch ganz frisch. Michael Bührke, Pressesprecher bei den Alexianer-Kliniken und Redakteur des Magazins Alles Münster, hat für sein Buch die Dreharbeiten vom Münster-Tatort und dem Wilsberg besucht. Er hat Interviews geführt, er erklärt Hintergründe. Und so ist es am Ende eine Mischung aus Krimi- und Stadtführer geworden. Das dritte Buch eine Biografie. Alexander Heflik, Sportchef der Westfälischen Nachrichten, hat Erwin Kostedde porträtiert, Deutschlands ersten schwarzen Fußballnationalspieler. Das Buch war nominiert bei der Wahl zum Fußballbuch des Jahres.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Johanne Burkhardt hat sich heute für uns den Veranstaltungskalender angesehen. Das hier sind ihre Empfehlungen.

+++ Am Donnerstag startet das jährliche Filmfestival „Queerstreifen“ im Cinema. Unter dem Motto „Familie“ werden vier internationale Filme gezeigt, die das Verhältnis von queeren Menschen zu ihren biologischen Familien ergründen. In der zweiten Rubrik zeigt das Festival Filme, die von queeren Beziehungen in der Geschichte erzählen. Dazu gehört auch das vielgepriesene viktorianische Liebesdrama Ammonite mit Kate Winslet, das am Donnerstag in Deutschland Premiere hat. Das ganze Programm finden Sie hier.

+++ Unser Gastautor Joshua Kocher hat für seinen RUMS-Beitrag über Tierversuche an der Uni Münster mit dem Leiter der Koordinierungskommission für tierexperimentelle Forschung der WWU, Stefan Schlatt, über einen ethischen Umgang mit Versuchstieren gesprochen. Am Donnerstagabend um 18 Uhr können Sie das selbst auch tun. Bei der öffentlichen Ringvorlesung der Uni Münster sprechen Stefan Schlatt und Katja Siegeler über Tierversuche und Tierhaltung an der WWU. Der Vortrag kommt aus der Reihe „Tierschutz – Tierwohl – Tierethik“. Das gesamte Programm finden Sie hier.

+++ „Wie wird aus einer Lüge für viele Menschen die Wahrheit?“, das fragt die Bundeszentrale für politische Bildung in ihrem Podcast Netz aus Lügen“. In sieben Folgen geht der Podcast Fehlinformationen auf den Grund: wo Sie herkommen und was Sie für eine Demokratie bedeuten. Bisher sind drei Folgen erschienen. Die aktuelle Folge ist eine Reise in die Vergangenheit des sowjetischen Geheimdienstes KGB, über deren „aktiven Maßnahmen“ und wie diese die heutigen russischen Desinformationskampagnen beeinflusst haben.

Und eine Empfehlung hätte ich auch noch:

+++ Morgen Abend liest Stefanie Sargnagel in der Pension Schmidt beim Münsterland-Festival aus ihrem Buch „Dicht“, das es in Österreich auf Platz zwei der Bestsellerliste geschafft hat. Stefanie Sargnagel hat einen ganz wunderbaren abseitigen Humor. Wenn Sie sich das gar nicht vorstellen können, schauen Sie doch mal auf ihre Instagram-Seite. Und wenn Sie zu morgen noch eine Karte bekommen können, mein Tipp wäre: Gehen Sie hin.

Am Freitag schreibt Ihnen Ann-Marlen Hoolt. Haben Sie bis dahin eine gute Woche.

Herzliche Grüße

Ralf Heimann

Mitarbeit Johanne Burkhardt

PS

Heute zum Abschluss mal eine Korrektur, allerdings zu einem Text, den wir selbst gar nicht geschrieben haben, nämlich die Nadann-Kolumne Presseausweis. Die Themen sind in dieser Woche der „Ausnahmefußballer“ Joshua Kimmich, der „abwechselnd vom Zeitgeist gehetzte und den Zeitgeist hetzende SPD-Experte“ Karl Lauterbach und das Impfen. Sie sehen schon, in welche Richtung das geht. Arno Tilsner schreibt, „1.000 Redaktionsstuben“ hätten Kimmich ein „glasklares Argument“ aus der Hand geschlagen, nämlich dass es noch keine Langzeitstudien gebe. Und okay, dem Medizin-Professor Lauterbach glaubt Tilsner nicht. Aber es gibt ja auch noch den Biochemie-Professor und Chef des Paul-Ehrlich-Instituts Klaus Cichutek, der sagt: „Langzeit-Nebenwirkungen, die erst nach Jahren auftreten, sind bei Impfstoffen generell nicht bekannt.“ Die Ärztin Natalie Grams-Nobmann erklärt immer wieder, warum das so ist. Das macht sie zum Beispiel hier: „Die Impfstoffbestandteile werden im Körper recht schnell abgebaut & sind dann nicht mehr vorhanden, d.h. sie können auch nicht irgendwann später noch eine Reaktion im Körper hervorrufen.“ Was aber tatsächlich möglich wäre: sehr seltene Nebenwirkungen. Bis es Erkenntnisse darüber gibt, vergeht normalerweise einige Zeit. In diesem Fall werden aber Millionen von Impfungen in etwa gleichzeitig verabreicht. So hat man auch schon einige Nebenwirkungen entdeckt, etwa Herzmuskelentzündungen, Thrombosen. Und daher kann man davon ausgehen, dass Nebenwirkungen, die jetzt noch nicht aufgetreten sind, wirklich sehr selten sind – seltener als Langzeitfolgen von Covid-19. Am Ende von Tilsners Kolumne gibt’s dann noch einen Seitenhieb für die „Deutschen Mainstream-Medien“ (woher kennen wir das noch mal?), die so ein Geschwurbel glücklicherweise nicht verbreiten. Korrigieren konnten wir den Fehler leider nicht.

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