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Wer hilft Jugendlichen ohne Job? | Alte Häuser sanieren – ein Nachbarschaftsprojekt? | Story of Mine
Münster, 15. September 2023
Guten Tag,
nach zwei Ausnahmejahren möchte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) zurück zur Schuldenbremse. Alle Ministerien sollen sparen. So werden etwa die Bundeszuschüsse zur Renten- und Pflegekasse gekürzt, das Entwicklungsministerium bekommt weniger Geld für humanitäre Hilfe und auch bei Radwegen, Digitalisierung und Beratungsstellen für Geflüchtete wird der Rotstift angesetzt.
Auch der Sozialetat soll schrumpfen. Insgesamt muss Bundesarbeitsminister Hubertus Heil von der SPD 900 Millionen Euro zusammenstreichen. Sein Haus hat den größten Posten im Bundeshaushalt. Gleichzeitig aber auch einen der wirkmächtigsten. Denn jeder Euro mehr oder weniger für Soziales hat direkte Folgen für das Leben von Millionen Menschen in Deutschland.
Das zeigt auch ein Beispiel aus Münster. Gegen einen Punkt auf der Kürzungsliste formiert sich nämlich gerade Widerstand: Um Kosten zu streichen, möchte die Bundesregierung die Arbeitsvermittlung von Arbeitssuchenden unter 25 umstrukturieren. Das gefährde aber das Hilfesystem in Münster, fürchtet die Lokalpolitik.
Der Plan der Bundesregierung sieht so aus: Jugendliche Arbeitssuchende sollen künftig nicht mehr vom Jobcenter, sondern von der Bundesagentur für Arbeit beraten werden. Das hört sich nach einem technischen Detail an, ist es aber nicht.
Denn bislang ist das Jobcenter für alle Arbeitssuchenden zuständig, unabhängig vom Alter. Die Arbeitsvermittlung des Jobcenters wird aus Steuern finanziert. Muss sich die Arbeitsagentur um die unter 25-Jährigen kümmern, würde die Arbeitslosenversicherung die Leistungen bezahlen. Hier geht es dann um Sozialbeiträge. Außerdem hätten die Jugendlichen ohne Job dann zwei Anlaufstellen. Denn einige Leistungen bekämen sie weiterhin vom Jobcenter.
Die Personalräte des Jobcenters halten von diesem „rein haushaltspolitisch motivierten Taschenspielertrick“ nichts. Sie sagten im Handelsblatt, die Pläne der Bundesregierung ergäben mit Blick auf den Arbeitsmarkt keinen Sinn. Die Jobcenter hätten Erfahrungen mit der Begleitung von Jugendlichen ohne Job, die die Arbeitsagenturen nicht hätten. Oft fänden junge Leute keine Arbeit, weil psychische Probleme, Suchterkrankungen oder Schwierigkeiten mit den Eltern sie hinderten.
Wie das in Münster konkret aussieht, steht in einer Resolution, über die der Rat am Mittwoch entscheiden wird. Auf den Weg gebracht hat das Papier die CDU, inzwischen hat sich auch das Bündnis aus Grünen, SPD und Volt sowie die Internationale Fraktion dem Vorstoß angeschlossen.
In dem Text heißt es, die Jobcenter seien hier mit den freien Trägern in der Sozialhilfe vernetzt, etwa mit der Schuldner- und Suchtberatung oder mit dem Streetwork. Dadurch könnte Jugendlichen ohne Job ganzheitlich geholfen werden, zum Beispiel mit speziellen Coachings oder mit aufsuchender Arbeit.
Dieses Hilfesystem bräche aber weg, wenn die Kompetenz vom Jobcenter zur Bundesagentur für Arbeit verlagert wird. Die Parteien fürchten, dass dadurch nicht nur mehr kostspielige Bürokratie entsteht, sondern dass die Jugendlichen auch zwischen den Zuständigkeiten zerrieben werden. Betroffen wären in Münster laut Papier über 2.500 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren.
Mit der Resolution möchte der Rat an die Bundesregierung appellieren. Sie soll das alte Fördersystem für arbeitssuchende Menschen unter 25 beibehalten. Die nordrhein-westfälischen Bundesabgeordneten werden dazu aufgerufen, sich gegen die Kürzungspläne zu stellen.
Mit der Kritik an den Plänen ist der Stadtrat von Münster übrigens nicht alleine. Der Essener Stadtdirektor möchte mit einem Aktionstag gegen den „Taschenspielertrick“ protestieren. Der Sozialausschuss in Wiesbaden hat kürzlich beschlossen, dass das Jobcenter die Jugendlichen bei der Arbeitssuche einfach weiter betreuen soll. Auch NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann hat sich mit einem offenen Brief zu Wort gemeldet. Auch er plädiert darin, dass das Hilfesystem in einer Hand bleiben soll. (sfo)
+++ Zur Westfälischen Friedenskonferenz heute haben Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Kyjiws Bürgermeister Witalij Klytschko Münster besucht, wie Sie vielleicht schon im Radio, Fernsehen oder Internet gesehen haben. Man kommt ja heute kaum daran vorbei. Daher haben wir unsere Zeit genutzt, um uns mit anderen Themen zu beschäftigen (siehe unten). Falls Sie sich fragen: Westfälische Friedenskonferenz? Was war das denn noch mal? 350 Gäste aus Politik und Wirtschaft haben heute über die Krisen in der Welt gesprochen, vor allem über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Der WDR fasst hier das Wichtigste zusammen und zeigt ein 40 Sekunden langes Video. Die Westfälischen Nachrichten haben den Tag mit einem Liveblog begleitet, wie auch das Onlinemagazin „Alles Münster“. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung interessiert sich eher für die inhaltlichen Neuigkeiten als für das Drumherum. Und zwar: Pistorius kündigt Entscheidung über Waffenlieferungen an. Dann noch eine nette Randnotiz: Die Stadt zeigt hier in einem Bild unter anderem das Herzchen, das Witalij Klytschko ins Goldene Buch der Stadt geschrieben hat. (rhe)
+++ Die kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe hat vor Kurzem mitgeteilt, dass ein neuer Coronaimpfstoff an die Arztpraxen ausgeliefert wird, der an die momentan zirkulierende Virusvariante angepasst ist. Die ständige Impfkommission hat noch keine Empfehlung für das neue Präparat von Biontech-Pfizer ausgesprochen. Nach wie vor gilt, dass Menschen ab 18 Jahren zu einer Grundimmunisierung aus drei Antigenkontakten (also Impfung oder Infektion) geraten wird. Risikogruppen (Menschen ab 60 Jahren, Vorerkrankte, Personen in Pflegeeinrichtungen) wird eine Auffrischungsimpfung empfohlen. Die FAZ meldet, dass der Hersteller Moderna einen Kombi-Impfstoff entwickelt, der gegen Covid-19 und die Grippe schützen soll. Dieses Präparat wird wohl erst 2025 fertig sein. In Münster liegt die Inzidenz zurzeit bei 10 PCR-Test-bestätigten Coronafällen pro 100.000 Einwohner:innen in den vergangenen sieben Tagen. (sfo)
+++ Nach der Sommerpause tagt am Mittwoch wieder der Rat. Das Highlight, wenn man das so nennen kann, sind wahrscheinlich die Reden vom Oberbürgermeister und der Kämmerin, mit denen sie den Haushaltsentwurf für das kommende Jahr erklären und kommentieren. Der kommt am Mittwoch auf den Tisch. Auf der Tagesordnung stehen genau 50 Punkte, das ist so mittel viel. Wenn Sie den RUMS-Brief gelesen haben, wird Ihnen vieles bekannt vorkommen. Unter anderem geht es um den Regionalplan fürs Münsterland (RUMS-Brief) und einen Grundsatzbeschluss zur Zukunft des Gefängnisses an der Gartenstraße (RUMS-Brief). (rhe)
Korrekturhinweis:
In der ersten Meldung hatten wir geschrieben, Boris Pistorius sei Bundesinnenminister. Das stimmte nicht. Er war zwar vorher Innenminister in Niedersachen, aber inzwischen ist er Verteidigungsminister. Wir haben das korrigiert.
Hier finden Sie alle unsere Cartoons. Sollte Ihnen ein Cartoon besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Alte Häuser sanieren – ein Nachbarschaftsprojekt?
Münster will die Stadt nicht Haus für Haus, sondern Quartier für Quartier energetisch sanieren. Svenja Stühmeier hat recherchiert, wie das funktionieren soll.
Stellen Sie sich ein Einfamilienhaus vor. Und jetzt noch Photovoltaikanlagen auf dem Dach. Die Konsequenz: eine bessere Ökobilanz. Und sie wird noch besser, wenn Sie ins imaginäre Haus noch einen Batteriespeicher einbauen. Klingt doch ganz nach dem Eigenheim von morgen, oder?
Peter Vennemann würde dazu wahrscheinlich sowas sagen wie: „Nicht schlecht. Aber jetzt stellen Sie sich noch die andere Straßenseite vor, auf der es recht viele Wohnungen gibt.“ Er ist Professor für den Fachbereich Energie an der Fachhochschule Münster und beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Frage, wie Gebäude möglichst ressourcenarm mit Energie versorgt werden können.
Seine Erkenntnis: In vielen Fällen ist es sehr sinnvoll, nicht nur einzelne Gebäude anzuschauen, sondern gleich eine Nachbarschaft. Um dort Energiegesellschaften zu bilden, wie Vennemann sie nennt.
Der Wohnkomplex gegenüber von Ihrem vorgestellten Haus benötigt ja auch Strom. Dann wäre es deutlich effizienter, den gerade nicht benötigten Strom vom Hausdach direkt für Ihre Nachbar:innen zur Verfügung zu stellen, statt ihn zu speichern in einer Batterie, die warm wird und auch erst einmal hergestellt werden muss.
Das ist ein Beispiel für Synergieeffekte, die die Stadt Münster zukünftig mitdenken will, wenn Gebäude renoviert werden. Sie nennt ihren Plan „energetische Stadtsanierung“ (einen schnellen Einstieg bietet das Erklärvideo des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung).
Die Idee steht schon in der Konzeptstudie Klimaneutralität 2030. Dass Münster eigentlich viel mehr Altbestand sanieren müsste, ist darin ebenfalls deutlich geworden. Zum Studienzeitpunkt wurde ein Neunzigstel der eigentlich notwendigen Fläche pro Jahr saniert. Nun schlägt die Verwaltung vor, eine Förderung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu beantragen und das Ganze zu beschleunigen.
Sie sieht darin eine Möglichkeit, viel CO2 zu sparen und langfristig zu vermeiden. Denn gerade ist allein der Wärmebereich für 40 Prozent der CO2-Emissionen von Gebäuden in der Stadt verantwortlich. Außerdem würden Sanierungsarbeiten auf Quartiersebene Personalmangel vorbeugen. Peter Vennemann erklärt, dass moderne Technologien nicht mehr in strikt getrennten Sektoren und nur in eine Richtung gedacht werden müssen. Strom treibt zum Beispiel neben dem Küchenmixer auch den Verkehr an und heizt mit einer Wärmepumpe Wohnungen. Und wenn Leute den auf ihrem Dach erzeugten Strom gerade nicht brauchen, speisen sie ihn wieder ein. Auch die Begleitforschung zum KfW-Programm stellt fest: Die Stadtsanierung wird mit den Jahren immer breiter gedacht.
Sie sehen also: Sanierung bezieht sich so nicht nur auf ein einzelnes Haus, sondern auch aufs Drumherum. Und das sind nicht nur andere Gebäude, sondern etwa Verkehr und die Frage, ab wann es sich lohnt, die Straße aufzureißen. Wenn Sie sich jetzt denken: „Puh, ganz schön komplex“, dann haben Sie laut Peter Vennemann den richtigen Riecher.
Münster plant drei Modellquartiere
Ausprobieren will die Stadt das mit drei Modellquartieren. Dafür schlägt sie Gelmer, Gremmendorf West und Kinderhaus West vor. Gründe dafür stehen zum Beispiel im Ergebnisbericht eines Workshops, der im Rahmen der Auswahl stattgefunden hat.
Kinderhaus West bietet sich demnach an, weil es dort sowohl Einfamilien- als auch Reihenhäuser und Wohnkomplexe gibt, weil viele Gebäude großen Immobilieneigentümer:innen gehören und weil es bereits vernetzte Akteur:innen im Stadtteil gibt. Außerdem hätten viele Menschen dort genug Geld, um ihre Immobilien auf diese Weise zu sanieren. Für Gremmendorf West spricht, dass dort gerade beim Bauen recht viel in Bewegung ist und die Quartierssanierung gut anknüpfen könnte. Und in Gelmer ist laut Bericht bisher wenig passiert in Sachen Stadtentwicklung. Dort wären konkrete Handlungsfelder zum Beispiel die bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und die Sanierung öffentlicher Gebäude.
Das soll aber eher ein erster Zugang sein. „Wir haben uns an den Stadtteilen orientiert, weil es sie gibt“, sagt Thomas Möller, Leiter der Stabsstelle Klima. Im Prozess sei es dann wichtig, konkret zu schauen, wo die Sanierung räumlich sinnvoll ist. Sprich: Wo Synergien sinnvoll entstehen können, Sie erinnern sich an das Haus und die Wohnungen gegenüber. Das könnte genauso gut das Industriegebiet nebenan sein, das besonders viel Abwärme produziert. Also: Die vorgeschlagenen Grenzen werden nicht zwingend dem KfW-Quartier entsprechen.
Sowas wird dann im Konzept zur Umsetzung erarbeitet. Etwa drei Viertel der Kosten dafür übernimmt die KfW, genauso für die anschließende Begleitung. Die Verwaltung geht davon aus, dass für die Jahre 2024 bis 2026 insgesamt etwa eine Million Euro anfallen.
Ein wichtiger Punkt in dieser Begleitung wird sein, die Menschen vor Ort einzubeziehen und sie bestenfalls von den Sanierungsarbeiten zu überzeugen. Denn: Am Ende sind sie es, die die Baustelle vor der Tür oder sogar im Haus haben und die Umbauarbeiten an ihren Immobilien bezahlen müssen.
Wie die Stadt das erreichen will, beantwortet sie nicht so richtig auf unsere Anfrage. Sie verweist auf Förderprogramme, die es bereits gibt und die Eigentümer:innen in Anspruch nehmen können. Das KfW-Förderprogramm solle dabei helfen, Angebote vor Ort anzupassen und neue Hilfsmöglichkeiten zu finden.
Der Haken: Viele müssen mitmachen
Peter Vennemann hat solche Prozesse schon in ein paar Quartieren begleitet. Und die Tatsache, dass Akteur:innen vor Ort mitmachen müssen, nennt er einen „Nachteil der kooperativen Lösungen“. Praktisch sei wiederum, wenn in einem Quartier viele Immobilien demselben Träger oder Unternehmen gehören. Wie in Berg Fidel zum Beispiel: Der Stadtteil sei laut Thomas Möller hoch im Kurs gewesen, denn viele Wohnungen dort gehören der LEG. Da das Unternehmen laut Möller allerdings verkündet hat, erst einmal keine Sanierungsarbeiten vornehmen zu wollen, habe man sich doch gegen Berg Fidel entschieden.
Manchmal kommt bei Prüfungen von Peter Vennemann heraus, dass die individuelle Lösung nur wenig teurer oder sogar günstiger als die kooperative ist. Dann wird die Quartierssanierung von seinem Team nicht in Betracht gezogen. Aber meistens ist es eben nicht so. Gerade arbeiten sie zum Beispiel im Bahnhofsviertel in Horstmar. Dort seien etwa zwei Drittel der Haushalte im Viertel zu einer Informationsveranstaltung gekommen. Viele hätten im Anschluss auch ihre Daten zur Verfügung gestellt, um eine möglichst genaue Analyse des Quartiers zu ermöglichen. Seine Einschätzung: „Transparenz ist super wichtig, um Menschen mitzunehmen.“
Denn oft sei zwar Geld für einen Umbau vorhanden. Die Leute wüssten nur nicht, was so eine Sanierung bringen könnte. Meistens: wirtschaftliche Ersparnis. Um das herauszufinden und darzustellen, nutzen er und sein Team zum Beispiel eine Quartiersmodellierung. Damit kann man sehr genau auf das Quartier zugeschnitten ausrechnen, welche Technologien und Umbaumaßnahmen wie viele Emissionen sparen und wie viel das kosten wird.
Vennemann: Ein Drittel weniger Emissionen kosten weniger als Status quo
Im Schnitt kommt da raus: Die auf längere Sicht günstigste Variante verbraucht schon ein Drittel weniger Emissionen als der aktuelle Stand. Und wenn man dann noch ein bisschen Geld draufpackt, kann man nochmal ein Viertel, manchmal sogar ein Drittel der Emissionen einsparen.
Das klingt doch ganz gut. Jetzt muss das nur noch ein Großteil der Menschen erfahren, die in den Regionen mit hohem Ressourcenverbrauch leben. Die müssen dann Handwerker:innen beauftragen und die wiederum all die Immobilien sanieren. Peter Vennemann sagt: „Wir hätten damit eigentlich in den Neunzigern anfangen müssen.“ Seit 2011 gibt es das KfW-Programm. Thomas Möller, Leiter der Stabsstelle Klima, hat es wohl auch schon lange auf dem Schirm. Im Klimabeirat sagt er: „Ich habe letztes Jahr sehr darauf gedrängt, das auch in Anspruch zu nehmen. Jetzt müssen wir mit der Zeitschiene leben.“
Für die Sanierung der drei Modellquartiere steht in der Verwaltungsvorlage der schwammige Zeitraum von ein bis sechs Jahren. Je nach Struktur der Quartiere dauert der Prozess laut KfW-Begleitstudie unterschiedlich lang. Besonders langwierig gestalte er sich zum Beispiel in Quartieren mit vielen Eigentümer:innen. Da kann es schon einmal fünf Jahre dauern, bis die Informationen an möglichst viele herangetragen wurden. Und dann müssen sie ja auch noch anfangen mit den Arbeiten.
Die Hoffnung: Die ausgewählten Quartiere in Gelmer, Kinderhaus West und Gremmendorf West können nach dem Pilotversuch als Schablone für andere in Münster genutzt werden, sodass die Umrüstung dann etwas schneller geht. Peter Vennemann und seinem Team ist es bisher noch nicht gelungen, so eine Blaupause zu erstellen. Jedes Quartier habe seine sehr individuellen Voraussetzungen.
In Karlsruhe hat man aber vielleicht schon eine Routine etabliert: Dort wurden bereits neun Quartiere ausgewiesen. Der Stadtrat hat nun beschlossen, jährlich drei weitere hinzuzufügen. (sst)
Sie bekommen was zu hören …
RUMS-Mitgründer Marc-Stefan Andres und RUMS-Redakteurin Svenja Stühmeier sprechen im Zukunftslust-Podcast mit Katrin Liebert und Christina Schlottbom darüber, wie das mit RUMS eigentlich alles so funktioniert. Darin erfahren Sie unter anderem, wie die Redaktion Themen für Sie recherchiert, was RUMS anders macht als andere Medien – und warum es RUMS überhaupt gibt. Hören Sie doch einfach mal rein.
+++ In Münster und an 250 Orten in ganz Deutschland sind heute Menschen auf die Straße gegangen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Und falls Sie sich noch mal in Erinnerung rufen möchten, worum es dabei unter anderem geht: Diese interaktive Karte zeigt, wohin sich deutsche Städte, auch Münster, klimatisch verschoben haben und weiter verschieben werden. Bis 2060 wird in Münster laut der Karte ein Klima herrschen wie heute mitten in Frankreich, bis 2100 verschiebt es sich laut der Darstellung noch etwas weiter nach Süden. (rhe)
+++ Die Stabilität und Widerstandsfähigkeit des Ökosystems Erde ist nach einer neuen Studie im Fachblatt „Science Advances“ bereits stark beeinträchtig. Sechs von neun sogenannten „planetare Grenzen“ seien überschritten, meldet die Tagesschau. Eine 28-köpfige Forschungsgruppe hatte diese Belastungsgrenzen vor 14 Jahren festgelegt. Das Autorenteam nennt seine Arbeit laut dem Bericht einen „Weckruf an die Menschheit“. Die Menschheit hat gerade dösend auf dem Nachttisch das Handy ertastet und sucht jetzt die Schlummertaste. (rhe)
+++ In Schweden steht die Klima-Aktivistin Greta Thunberg wieder einmal vor Gericht, weil sie an einer illegalen Demonstration teilgenommen hatte, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Sie hat schon zugegeben, dass sie dabei war, stritt aber ab, dass es sich um eine Straftat handle. (rhe)+++ Die Uni Münster lädt Jugendliche ab der zehnten Klasse ein, beim Workshop „Die Mathematik des Klimas“ mit Klimamodellen zu experimentieren und Einblicke in die aktuelle Forschung zu bekommen. Der nächste Workshop ist am 27. September, aber es gibt auch danach noch zwei weitere Termine. Alles Weitere hier. (rhe)
+++ Der Werseradweg ist bis Montag wegen des Regens in dieser Woche zwischen dem Angelmodder Weg und Nobis Krug teilweise gesperrt. (Stadt Münster)
+++ Weil Menschen Akkus für Smartphones, Computer oder E-Bikes in die Mülltonne werfen, kommt es immer wieder zu Bränden in Müllwagen oder Müllverbrennungsanlagen – zuletzt Anfang des Jahres in Coerde. (WDR Lokalzeit Münster)
+++ Weil Personal fehlt, kann es sein, dass die Müllabfuhr später kommt. (Stadt Münster)
+++ Die Polizei hat an der Hafenstraße ein illegales Casino stillgelegt, das laut Pressemitteilung mit einem Automaten und, warum auch nicht, einem kleinen Friseursalon ausgestattet war. (Polizei Münster)
+++ Um Platz zu schaffen, sollen gefundene Schrottfahrräder nicht mehr sechs, sondern nur noch drei Monate an der Fahrradfundstation am Industrieweg aufbewahrt werden. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Rathauskoalition will dichter und höher bauen, um Wohnraum zu schaffen, aber dafür in Coerde, Wolbeck, Mecklenbeck und am Zoo kleinere Siedlungsflächen bauen, als zunächst vorgesehen war. (Antenne Münster)
+++ CDU-Fraktionschef Stefan Weber kritisiert die Wohnungsbau-Politik des Ratsbündnisses, freut sich aber, dass in einem Gebiet in Amelsbüren jetzt doch Wohnungen gebaut werden sollen. (CDU Münster, nicht online)
+++ Die CDU sieht in der Regionalplanung die Themen Wohnen, Gewerbe, Schutz von Natur und Landschaft und erneuerbare Energien im Mittelpunkt und sorgt sich darum, dass viele Familien ins Umland abwandern. (CDU Münster)
+++ Der Umbau der Kanalpromenade ist abgeschlossen. (Stadt Münster)
+++ Auto-Zulassungen sind wieder online möglich. (Stadt Münster)
+++ Die Grundschule Wolbeck hat den „Schulbaupreis NRW 2023“ der Architektenkammer NRW gewonnen, weil sie laut Jury „gleichermaßen Orientierungspunkt und Stadtteiltreff“ sei, also „ein integrativer Bestandteil des Quartiers“. (Stadt Münster)
+++ Nach wenigen Monaten im Amt übergibt Christiane Roth die Geschäftsführung des Handelsverbands überraschend an Tobias Buller-Langhorst. (Westfälische Nachrichten)
+++ Während des Verkehrsversuchs an der Friedrich-Ebert-Straße (zusätzliche Busspur) soll Technik es möglich machen, dass Autos zu bestimmten Zeiten weiterhin am Straßenrand parken können. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Ernte wurde in diesem Jahr immer wieder durch Regenfälle unterbrochen, ließ sich aber am Ende doch noch retten. (WDR)
+++ Ein Leitfaden für neue Studierende soll verhindern, dass es, wie in den vergangenen Jahren, Probleme wegen Lärm und Müll gibt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Jürgen Aigner ist nun neuer USC-Präsident und löst Martin Gesigora ab, der nach fünf Jahren im Amt zurückgetreten ist. (Alles Münster)
+++ Ein 79-jähriger Rentner aus Münster fährt mit dem Rad für einen Lieferdienst Essen aus. (WDR Münster)
+++ Der Erweiterungsbau der Kreuzschule ist jetzt auch offiziell fertig. (Stadt Münster)
Vom 22. September bis 1. Oktober findet im Schloßtheater das 20. Filmfestival Münster statt. Es bietet ein handverlesenes Programm aus kurzen und langen Filmen, vielfältigen Begegnungen und Gesprächsrunden mit Filmschaffenden. Sie sind herzlich eingeladen.
Unbezahlte Werbung
Vor fünf Jahren hat Lisa Marie Weidling aus Münster das Modelabel „Story of Mine“ gegründet. Der Onlineshop bietet zeitlos designte Damenmode an, die fair und ökologisch hergestellt worden ist: Pullover, Hosen, Strickjacken und auch einige schicke Accessoires. Jetzt hat „Story of Mine“ für begrenzte Zeit auch ein eigenes kleines Geschäft in der Innenstadt. Zwischen Galeria und Karstadt hat vor Kurzem der Pop-Up-Store eröffnet, in dem Sie von montags bis freitags zwischen 10 und 19 Uhr ein bisschen stöbern können.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne einfach über den Link.
Was ist die kommenden Tage alles in Münster los? Fabian Cohrs hat sich umgeschaut und kann Ihnen diese Veranstaltungen empfehlen:
+++ Heute und morgen findet das B-Side-Festival statt. Rund um den Hawerkamp spielen bis in die Abendstunden Musiker:innen und Bands, außerdem gibt es Workshops, Aufführungen, Lesungen und Ausstellungen zu verschiedenen Themen. Hier können Sie einen Blick in das Programm werfen. Alle Veranstaltungen sind kostenlos. Kleiner Geheimtipp von uns: Morgen treten um 14 Uhr „Crumbs on Carpet“ im Außenbereich der Sputnikhalle auf. An der Gitarre steht unser Ex-Social-Media-Beauftragter Felix Bullermann.
+++ Morgen jährt sich der Tod der kurdischen Iranerin Jina Mahsa Amini zum ersten Mal. Sie ist von der sogenannten „Sittenpolizei“ des iranischen Regimes getötet worden, woraufhin sich eine landesweite Protestwelle entwickelte. Das Cinema zeigt anlässlich des ersten Todestages von Jina Mahsa Amini zwei Filme über die Frauenfeindlichkeit im Iran: „Sieben Minuten und 31 Sekunden“ sowie „Sieben Winter in Teheran“. Im Anschluss an die Filme können Sie mit den Regisseurinnen sprechen. Weitere Informationen gibt es hier.
+++ Morgen findet das letzte Mal für dieses Jahr der Flohmarkt auf der Promenade statt. Zu kaufen gibt’s wie immer allerlei Krimskrams, Kinderartikel und auch was zum Essen. Los geht’s um 8 Uhr.
+++ Krankheitsbedingt musste das Stadttheater die Premiere von „Give Peace a Chance – Wallenstein“ verschieben. Am Samstag wird das Stück, das auf Schillers „Wallenstein“ basiert, jetzt zum ersten Mal aufgeführt. Es geht um Krieg, Frieden und die Menschen, die Kriege führen (wollen) oder in ihnen kämpfen (müssen). Einige Karten gibt es noch hier. Beginn ist um 19:30 Uhr.
Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Fabian Cohrs (fco), Jan Große Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Svenja Stühmeier (sst)
Lektorat: Antonia Strotmann
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PS
Was ist eigentlich gerade in den Niederlanden los? Im Juli zerbrach die Regierung an internen Streitigkeiten, im November wird gewählt. Und jetzt bringt ein aufmüpfiger Politiker aus Münsters Partnerstadt Enschede die Machtverhältnisse in Den Haag durcheinander. Merken Sie sich schon mal den Namen Pieter Omtzigt. Der ehemalige Christdemokrat hat Ende 2020 schon einmal die Regierung gestürzt und das, obwohl er selbst für eine Koalitionspartei im Parlament saß. Jetzt hat er eine eigene Partei gegründet, die nach aktuellen Umfragen aus dem Stand heraus die stärkste Kraft werden könnte. Ob Enschede bald den Ministerpräsidenten stellt, lässt sich mehrere Wochen vor den Neuwahlen zwar noch nicht sagen. Was sich aber jetzt schon andeutet: Der Herbst wird in unserem Nachbarland spannend. Wenn Sie sich vorab einlesen wollen, kann ich Ihnen diesen Text empfehlen. Der Europakorrespondent Thomas Kirchner erklärt in der Süddeutschen Zeitung sehr schön, was es mit dem Phänomen Omtzigt auf sich hat.
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