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- Brief von Anna Niere
Weniger Bürokratie, mehr Sport | Gewohnheit vs. Klimaschutz | Unbezahlte Werbung: Handorfer Obsthof

Guten Tag,
fairerweise muss ich gestehen, dass wir selten darüber berichten, was im Sportausschuss der Stadt so vor sich geht. Zuletzt schaffte es die Diskussion um die Vergabe von Kunstrasenplätzen in den RUMS-Brief.
Wie Sie sich wahrscheinlich schon denken, gibt es heute etwas Neues: Die Stadtverwaltung hat ihre Sportförderrichtlinie geändert. Neben Zuschüssen und gerechten Verteilungen geht es darin auch um einen Mähroboter. Hier kommt ein Überblick über das, was sich ändert:
#1 Rasenpflege soll tierschonend sein
Die Stadt fördert Sportgeräte – aber auch jene Geräte, die alles sauber halten sollen. Maximal die Hälfte der Kosten zahlt die Stadt. Mähroboter waren bislang tabu, weil sie Kleintiere gefährden können. Der Modellflugklub Münster bekommt jetzt trotzdem Geld für so ein Gerät – weil es Tiere erkennt und nur unter Aufsicht mäht.
#2 Trotz Antrag: Wer zu wenig Kinder und Jugendliche im Verein hat, wird nicht gefördert
Ein zentraler Fördergrundsatz bleibt bestehen: Jedes fünfte Vereinsmitglied muss minderjährig sein, um Zuschüsse zu erhalten. Der Antrag des Hiltruper Vereins „Rovers Bogenschützen“ wollte das ändern, weil der Verein unter der Schwelle liegt, aber das hatte keinen Erfolg.
#3 Mindestbeitrag ist nicht gleich Mindestbeitrag
Früher mussten geförderte Vereine einen einheitlichen Familienbeitrag erheben: 15,50 Euro im Monat. Jetzt wird unterschieden: Alleinerziehende zahlen 10,00 Euro, Familien mit zwei Elternteilen weiterhin 15,50 Euro.
#4 Weniger Bürokratie, mehr Tempo
Bislang mussten bei fast jeder Zuschussentscheidung die Bezirksvertretungen beteiligt werden. Das war aufwendig. Jetzt gilt das nur noch bei Bauprojekten.
Gelten soll die neue Richtlinie schon ab Mai. Vorausgesetzt: Der Rat stimmt bei der Sitzung am 21. Mai zu. (ani)
Heute im RUMS-Brief:
- Update 1: Die Fahrradbügel vor dem Stadthaus 1 sind wieder da. Alle Fahrradbügel?
- Update 2: Reaktionen auf die Himmelsleiter
- Münster-Barometer: OB-Kandidaten weitgehend unbekannt
- Gerichtsurteil zur Stadtbibliothek: Aufkleber sind okay
- Königsstraße: Alle happy mit weniger Autos
- Rüdiger Sagel: Doch keine eigene Partei
- Bistum: Neue Leiterin für die Abteilung Kirchenrecht
- Bürgerumfrage: Was hält uns vom Klimaschutz ab?
- Fundbüro: Preußen-Loge und KI-Messe
- Ein-Satz-Zentrale: Polizei fahndet nach Missbrauch am Hawerkamp
- Unbezahlte Werbung: Handorfer Obsthof
- Drinnen und Draußen: Schwarze deutsche Literatur
… mit den Fahrradbügel vor dem Stadthaus 1
Seit Anfang der vergangenen Woche stehen wieder die Fahrradbügel vor dem Stadthaus 1, die zum Weihnachtsmarkt 2017 abmontiert wurden (RUMS-Brief). Ursprünglich standen an dieser Stelle zehn Bügel, jetzt sind es nur noch halb so viel. Naja, ist nach fast acht Jahren abstellbügelloser Zeit auch egal. Zum Beweisfoto geht’s einmal hier entlang zu „Bluesky“. (sfo)
… mit der Himmelsleiter
Vor rund zwei Wochen hat Jürgen Lemke Ihnen einen Gastbeitrag über die Himmelsleiter geschrieben. Er findet das Kunstwerk der Österreicherin Billi Thanner übergriffig, weil es ein Skulptur-Projekt in den Wiedertäufer-Käfigen überstrahlt. Viele Leser:innen haben den Gastbeitrag kommentiert und Lemke größtenteils zugestimmt. Auch die Uni Münster und die Westfälischen Nachrichten haben im Münster-Barometer gefragt, wie die Menschen in der Stadt die Himmelsleiter finden. Ergebnis: Den meisten Befragten gefällt das Kunstwerk und sie würden sich über eine dauerhafte Installation an der Lamberti-Kirche freuen. (sfo)
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+++ Bleiben wir noch kurz beim Münster-Barometer: Ende vergangener Woche berichtete die Zeitung, dass jeweils rund zwei Drittel der Münsteraner:innen die Oberbürgermeisterkandidaten von CDU, Grünen und SPD nicht kennen. Offenbar aus dem Bauch heraus sagen trotzdem 41 Prozent, sie würden Tilman Fuchs ihre Stimme geben. So nach dem Motto: Kenn ich nicht, aber meine Güte, wird schon schief gehen. Tilman Fuchs ist, falls Ihnen der Name jetzt auf Anhieb nichts sagt, der Kandidat der Grünen (RUMS-Brief). Auf Platz 2 landet Georg Lunemann von der CDU. SPD-Kandidat Stephan Brinktrine liegt mit 15 Prozent Zustimmung hinten. Im Stadtrat verkleinert sich derweil der Abstand der CDU zu den Grünen deutlich. Nach der neuesten Umfrage liegt die CDU mit 33 Prozent nur noch drei Prozentpunkte vor den Grünen. Im Herbst 2024 stand die CDU noch bei 39 Prozent, die Grünen lagen bei 26 Prozent. Auch die kleineren Parteien legen im Münster-Barometer zu. (sfo)
+++ Die Stadtbücherei Münster geriet vergangenes Jahr in die Schlagzeilen, weil sie Sticker auf zwei Bücher klebte. Darauf war zu lesen: „Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.“ Gerade in rechten Medien war die Rede von Warnhinweisen und Zensur. Die Bücherei selbst spricht von Einordungshinweisen. Auch die Politik beschäftigte sich mit den Aufklebern. Nordrhein-Westfalens ehemalige Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) kritisierte das Vorgehen der Bibliothek als „Ausdruck einer bedenklichen Tendenz, die Mündigkeit der Bürger zu untergraben und öffentliche Einrichtungen zu Instrumenten moralischer Bevormundung umzufunktionieren.“ – Hui. Das Verwaltungsgericht Münster sieht die Sache anders. Heute urteilte das Gericht, die Einordnungshinweise seien zulässig: Die Bücherei dürfe Bücher in ihrer Ausleihe empfehlen – und genauso gut von ihnen abraten. Die Sache landete vor Gericht, weil sich ein Autor der betreffenden Bücher von den Stickern in seinen Grundrechten verletzt fühlte. In seinem Buch werden allerdings die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki sowie die Mondlandung geleugnet. Wenn historische Fakten negiert werden, sei es laut Verwaltungsgericht in Ordnung, wenn die Stadtbücherei das Buch als „umstritten“ labelt. Die beiden Bücher, um die es geht, heißen „Putin. Herr des Geschehens?“ von Jacques Baud und „2024: das andere Jahrbuch – verheimlicht, vertuscht, vergessen. Was 2023 nicht in der Zeitung stand“ von Gerhard Wisnewski. Die Bücher erschienen im Kopp-Verlag, der sich für kein Verschwörungsmärchen zu schade ist. (sfo)
+++ Vor gut einem Monat hat die Stadt LED-Tafeln an der Königsstraße aufgestellt. Sie sollen Autofahrende umleiten, sobald das Parkhaus voll ist (RUMS-Brief). Wie ist die Bilanz nach über vier Wochen? Sehr gut, berichten die Westfälischen Nachrichten. Die Leute, die in den Cafés essen, ärgern sich seitdem nicht mehr über Verkehrslärm und Abgase und auch die Gastronomie ist zufrieden. Diese Straßenumfrage wird auch von einer Studie unterstützt, die das deutsche Institut für Urbanistik Ende März vorgestellt hat. Das Institut hat dazu mehrere Verkehrsberuhigungsprojekte in deutschen Groß- und Mittelstädten untersucht und geschaut, welche Auswirkungen das Ganze für den Einzelhandel hat. Ergebnis: Die Leute gehen lieber shoppen, wenn sie ihre Einkäufe zu Fuß, auf dem Rad oder mit dem Bus erledigen können. Das Auto ist also nicht unbedingt die beste Einkaufstüte. (sfo)

Anonymer Briefkasten
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+++ Schon vorletztes Jahr kokettierte Rüdiger Sagel damit, wieder politisch aktiv zu werden. Der ehemalige Ratsherr hatte immer mal wieder Dutzende heimatlose Linke zusammengerommelt. Die Ideen: entweder eine eigene Partei oder Wahlliste gründen oder dem Bündnis Sahra Wagenknecht beitreten (RUMS-Brief). Vor Kurzem ist Rüdiger Sagel Mitglied der Europapartei Volt geworden. Am Telefon sagte er gestern, er habe seinen Aufnahmeantrag schon vergangenes Jahr an Heiligabend gestellt. Mittlerweile arbeitet er mit am Programm für die Kommunalwahl im Herbst. Sagel saß zunächst für die Grünen im Landtag und später für die Linke, die er auch jahrelang im Stadtrat Münster vertrat. Seine beiden Ex-Parteien verließ er jedes Mal mit einem Knall. Vor der Kommunalwahl 2020 scheiterte sein Versuch, mit einer eigenen Liste anzutreten. Bei Volt möchte Rüdiger Sagel sich für Sachbündnisse einsetzen und pragmatisch an Lösungen arbeiten. Und was wird aus dem ehemaligen Unterstützerkreis von Sagel? „Die machen das Ihre“, antwortete er gestern. Etliche hätten sich auch zurückgezogen. (sfo)
+++ Ab dem 1. Juli leitet die Juristin Sarah Röser die Abteilung Kirchenrecht im bischöflichen Generalvikariat Münster. Sie hat bis zuletzt als unabhängige Beauftragte für den Schutzprozess die Missbrauchsfälle im Bistum Osnabrück aufgeklärt und ihr Amt nach gut einem Jahr aufgegeben. Generell scheint dieser Job hart zu sein: Rösers Vorgängerin in Osnabrück gab nach drei Monaten auf, die beiden Pendants des Bistums Münster haben ebenfalls nach einem Jahr ihre Stellen aufgegeben (RUMS-Brief). (ani)
Was hält uns vom Klimaschutz ab?
Menschen in Münster finden Klimaschutz wichtig – sehr sogar. Doch im Alltag zeigt sich: Zwischen Ideal und Wirklichkeit klafft eine Lücke. Was steckt dahinter? Und wie kann die Stadt dabei besser helfen?
Wenn man die Ergebnisse der Bürgerumfrage 2023 der Stadt Münster liest, könnte man meinen, Münster sei auf dem besten Weg zur klimafreundlichen Stadt: Über 80 Prozent der Befragten halten die Klimakrise für eine ernsthafte Bedrohung, fast genauso viele sind überzeugt, dass dringend gehandelt werden muss – und dass die eigene Lebensweise dabei eine Rolle spielt. Nur an der Umsetzung scheitert es oft.
Rund 3.500 Bürger:innen haben vor zwei Jahren an dieser Bürgerumfrage teilgenommen. Das ist repräsentativ für Münster. Thema war der Umgang mit der Klimakrise und den Folgen, also Klimaschutz, Hitzebelastung, Mobilität und energetische Sanierung. Wenn die Mehrheit der Befragten zustimmt, dass die Klimakrise nur gestoppt werden kann, wenn wir unser Verhalten grundlegend verändern – warum fällt es uns also so schwer, das auch umzusetzen?
Klimabewusst, aber nicht klimafreundlich
Dazu ein Anruf bei Immanuel Stieß vom Frankfurter Institut für sozial-ökologische Forschung. Der Sozialwissenschaftler forscht seit Jahren zu nachhaltigem Alltagshandeln und klimabezogener Stadtentwicklung und beschäftigt sich mit der Diskrepanz zwischen Überzeugungen und Umsetzung.
Im Grunde ist das alles ja ganz simpel: „Wir Menschen sind Gewohnheitstiere“, sagt Stieß. „Uns fällt leichter, was wir schon kennen.“ Klimaschutz im Alltag bedeutet aber oft: Routinen überdenken und die Komfortzone verlassen.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Mobilität – auch ein zentraler Punkt in der Bürgerumfrage der Stadt. Zwar wünschen sich viele Münsteraner:innen bessere Bedingungen für den Rad- und Fußverkehr, fast zwei Drittel befürworten eine weitgehend autofreie Innenstadt. Aber wenn es konkret wird, setzen sich doch viele wieder ins Auto. Denn auf dem Weg zur Arbeit noch eben die Kinder in Schule oder Kita bringen – das würde mit dem Bus deutlich länger dauern und wäre auch recht umständlich. Pendler:innen handeln nicht unbedingt aus einer Gleichgültigkeit heraus, sondern oft aus rein praktischen Gründen, sagt Stieß. Wegeketten, fehlende Taktung der Busse, zu wenig Alternativen am Stadtrand: Viele fühlen sich gezwungen, sich gegen ihre Überzeugungen zu verhalten.
„Man kann viel wollen, aber wenn die Infrastruktur nicht mitspielt, geht es eben nicht“, sagt Stieß. Das gelte besonders in einer Stadt wie Münster, in der die Unterschiede zwischen Innenstadt und Randbezirken groß sind. Während im Zentrum vieles mit dem Rad erreichbar ist, mangelt es in den Außenbereichen oft an Alternativen zum Auto. Auch die Taktung der Busse wird geringer, je weiter man sich vom Stadtkern entfernt.
System statt Moral
Was also tun? Stieß plädiert für eine doppelte Strategie: Zum einen brauche es größere Investitionen in Radwege, Carsharing-Angebote und einen dichten öffentlichen Nahverkehr – vor allem auch in den Stadtrandgebieten. Zum anderen müsse man die sogenannte „Infrastruktur des Alltags“ neu denken. „Es geht nicht nur darum, wie ich von A nach B komme“, erklärt er. „Sondern auch darum, wo ich mein Rad sicher abstellen kann, ob ich beim Arbeitgeber duschen kann, wenn ich verschwitzt ankomme – oder wie ich den Einkauf erledige, wenn ich kein Auto habe.“
Solche Details entscheiden laut Stieß darüber, ob Klimaschutz alltagstauglich ist – oder ein theoretisches Ideal bleibt. Das ist der vielzitierte Systemfehler: Die Menschen sollen sich klimafreundlich verhalten, obwohl die Rahmenbedingungen ihnen genau das erschweren.
Die Psychologie des Heizens
Zweites Beispiel dafür ist der Energiesektor. In der Umfrage haben viele Befragte angegeben, dass sie Sanierungen grundsätzlich für sinnvoll halten. Zwei Drittel der befragten Eigentümer:innen haben den Umbau schon umgesetzt oder planen ihn.
Besonders ältere Menschen mit kleiner Rente oder Hausbesitzer:innen ohne Rücklagen sehen sich allerdings nicht in der Lage, in Dämmung oder eine neue Heizung zu investieren. Das ist nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein psychologisches Problem, denn Sanierungen sind langfristige Entscheidungen. „Wer unsicher ist, was in zehn Jahren mit Energiepreisen oder Förderungen passiert, zögert – und macht dann oft lieber gar nichts“, sagt Stieß. Hinzu kommt: Mieter:innen können über ihre Gebäude gar nicht entscheiden. Selbst wenn sie gerne eine Wärmepumpe hätten oder Solarstrom nutzen möchten – ohne Eigentümerschaft geht wenig bis gar nichts. Höchstens ein Balkonkraftwerk.
Hier braucht es laut Stieß gute Beratungsangebote. Und die hat die Stadt bereits in ihrem Standardprogramm. In regelmäßigen Abständen gibt es öffentliche Energieberatungsstunden. Auch Einzeltermine sind möglich. Das Problem: Rund 60 Prozent der Hauseigentümer:innen haben in der Bürgerumfrage angegeben, die Informationsangebote der Stadt nicht zu kennen.
Was zusätzlich helfen würde: die kommunale Wärmeplanung. Das Wärmeplanungsgesetz sieht vor, dass Städte mit mehr als 100.000 Einwohner:innen bis Mitte 2026 einen Wärmeplan erstellen – also auch Münster. Eigentlich wollte die Stadt damit auch schon im vergangenen Jahr fertig sein, jetzt soll der Wärmeplan Ende dieses Jahres stehen.
Der Vorteil des Wärmeplans wäre: Er soll zeigen, wie die Stadt bis 2045 klimaneutral heizen kann, also mit Fernwärme, Wärmepumpen oder anderen erneuerbaren Lösungen. Bürger:innen können dann sehen, welche Heiztechnik wo – also auch bei ihnen im Haus – künftig sinnvoll ist.
Ernährung als Klimafrage
Zurück zur Bürgerumfrage: Darin wurde auch die Zustimmung zu bestimmten politischen Maßnahmen abgefragt. Die Bürger:innen konnten dann gewichten, wie sinnvoll sie diese finden. Ein Vorschlag davon lautete: „Umstellung auf vegetarisches Essen in Schulen und Kitas“.
Die Meinungen gehen hier auseinander. Nicht nur in den Altersgruppen, sondern auch bei den Geschlechtern. Tatsächlich haben junge Frauen der Aussage am meisten zugestimmt. Dabei ist die Tendenz klar: In den vergangenen zehn Jahren haben die Menschen in Deutschland immer weniger Fleisch gegessen, sagt Stieß. Auch wenn 2024 wieder mehr Leute (interessanterweise viele junge) wieder auf den Fleischgeschmack gekommen sind. In Münster geben über die Hälfte der Befragten an, regelmäßig auf Fleisch zu verzichten. Und doch: Wenn es um die Gemeinschaftsverpflegung von Kindern geht, kommen auch noch Emotionen mit ins Spiel.
Für Stieß ist das nicht überraschend. „Ernährung hat eine hohe symbolische Bedeutung“, sagt er. „Was wir essen, ist Teil unserer Identität – und deshalb auch ein Konfliktfeld.“ Gleichzeitig sieht er gerade in Kitas und Schulen eine große Chance: „Hier kann man neue Gewohnheiten ausprobieren, Vielfalt zeigen und auch kulturelle und religiöse Unterschiede respektieren.“ Pflanzliche Ernährung sei eben auch eine einfache Form, niemanden auszuschließen.
Die Rolle der Stadt: Möglich machen statt vorschreiben
Was kann die Stadt also tun, um die Lücke zwischen Haltung und Handlung zu schließen? Die Bürgerumfrage zeigt: Der Wille ist da. Aber es fehlt oft an Zeit, Geld, Möglichkeiten – und Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Investitionen und Mühe sich lohnen, dass das System funktioniert.
Und so schlecht ist das in Münster gar nicht. Was Immanuel Stieß besonders lobt: Fahrrad-Mentalität und Infrastruktur, viel Grün, Stadtteilautos, Hitzeaktionsplan. Da sieht Stieß Münster schon als Vorreiter. Aus den Ergebnissen der Bürgerumfrage wird aber trotzdem deutlich: Es könnte vieles noch besser laufen.
Genau da muss die Stadtpolitik vielleicht noch ein bisschen mehr reinsetzen: durch verlässliche Infrastruktur, klare Kommunikation, niedrigschwellige Angebote – und ein Bewusstsein dafür, dass Klimaschutz kein moralisches Projekt ist, sondern eine Frage der Lebensqualität. Wer sicher, bequem und schnell mit dem Rad zur Arbeit kommt, wer gut beraten seine Heizung umrüstet, wer vegetarisches Essen in der Schule serviert bekommt – die oder der wird vielleicht gar nicht merken, dass gerade etwas fürs Klima getan wurde. (ani)
Fundbüro

Heute haben wir zwar nichts Kurioses im Fundbüro, dafür aber Einblicke unserer Leser, die die ersten Prämien durch das Anwerben neuer RUMS-Leser:innen abgesahnt haben: Vier Logenplätze beim Heimspiel von Preußen und Freikarten für das KI-Festival „data:unplugged“. Ein Foto mit dem Preußen-Maskottchen Fiffi durfte beim Besuch in der Loge selbstverständlich nicht fehlen. Sollte Ihnen in der Stadt noch etwas Ungewöhnliches auffallen, senden Sie uns doch ein Foto im Querformat an redaktion@rums.ms zu.
+++ Ab dieser und nächster Woche wird ganz schön viel umgebaut, unter anderem an der Wolbecker Straße, Am Max-Klemens-Kanal und im Kirschgarten in Handorf. (diese, diese und diese Pressemeldung der Stadt)
+++ Die Stadt hat ein Online-Portal eingerichtet, das die Suche nach einem ambulanten Pflegedienst erleichtern soll. (Stadt Münster)
+++ Die bisherige Grünen-Fraktionsvorsitzende Monika Pander ist nach ihrem Umzug aus der Bezirksvertretung-Ost ausgeschieden. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Stadt bietet jetzt Klimaanpassungs-Checks für Unternehmen an, Ziel: Firmen auf Klimarisiken vorbereiten, Energie sparen, mehr Klimaschutz im Unternehmensalltag. (Stadt Münster)
+++ Polizei I: Die Polizei Münster fahndet mit einem Phantombild nach einem Mann, der im Juli eine junge Frau am Hawerkamp sexuell missbraucht haben soll. (Polizei Münster)
+++ Polizei II: Die Polizei hat einen Jugendlichen festgenommen, der die Klostergärtnerei der Alexianer im September angezündet haben soll. (RUMS-Brief, WDR)
+++ Die Stadtwerke haben ein ernstes Wörtchen mit den Jugendlichen gesprochen, die wochenlang den Busverkehr in Angelmodde mit Laserpointern und E-Scootern gestört haben, das alles jetzt bereuen, sich entschuldigt haben und Besserung geloben, aber – jetzt kommt die Pointe – trotzdem fährt gerade kein Bus wegen einer Baustelle. (Westfälische Nachrichten)
+++ Ab September können junge Leute zwischen 18 und 25 einen Freiwilligendienst in der Stadtverwaltung von Münsters französischer Partnerstadt Orléans ableisten. (Stadt Münster)
+++ Beim Klimastreik von „Fridays for Future“ protestierten am Freitag nur rund 60 bis 110 Leute vor den Parteibüros von CDU und SPD. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die gebürtige Münsteranerin und ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat dem „Zeit Magazin“ ein langes Interview über ihren Abschied aus dem Bundestag nach über 30 Jahren aktiver Politik gegeben. („Zeit Magazin“)
Wenn Sie zu Ostern regionale Lebensmittel oder Mitbringsel suchen, schauen Sie doch mal in Handorf vorbei. Gleich neben dem Dehner-Gartencenter gibt es im Handorfer Obsthof eine große Auswahl an Obst, Gemüse, Kräutern und Salaten. Aber nicht nur das. Es werden auch Fleisch, Käse, Säfte, Seifen, Honige, Wein und Hochprozentiges angeboten. Die Erzeugnisse stammen überwiegend von Bauernhöfen aus der Nachbarschaft. (kan)
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Katja Angenent hat heute ein paar schöne Empfehlungen für Sie herausgesucht:
+++ Beim Polyphonie-Abend in der Studiobühne präsentieren am Mittwoch um 19 Uhr verschiedene Schwarze deutschsprachige Autor:innen ihre jeweiligen Werke. Angesichts ihrer vielseitigen und vielstimmigen Praxis geht es in der anschließenden Diskussion um die Frage, ob es eine Schwarze deutsche Literaturtradition gibt. Der Eintritt ist frei.
+++ Der Zwinger an der Promenade hat eine wechselvolle Geschichte. Bollwerk, Wehrturm, Rossmühle, Gefängnis, Atelier, Heim der Hitlerjugend, Hinrichtungsstätte der Gestapo, Mahnmal, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Die Historie des Bauwerks können Sie am Donnerstagabend beleuchten, also wörtlich: Ab 20 Uhr beginnt eine Taschenlampenführung. Die Teilnahme kostet 5 Euro.
+++ Im Krameramtshaus am alten Steinweg ist derzeit eine ungewöhnliche Ausstellung zum Thema Nachhaltigkeit zu sehen. Der Arbeitskreis „Tun Kunst 38“ präsentiert über 40 Werke mit unterschiedlichen Techniken wie Malerei, Collage und Druck, mal abstrakt, mal sehr konkret. Geöffnet ist die Ausstellung unter der Woche von 12 bis 18 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 16 Uhr.
Diese Woche kommt der nächste RUMS-Brief einen Tag früher als normal. Am Donnerstag schreibt Ihnen dann Sebastian Fobbe, danach verabschieden auch wir uns ins verlängerte Wochenende. Solange wünsche ich Ihnen eine schöne Woche!
Herzliche Grüße
Anna Niere
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn), Katja Angenent (kat) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Das Ferienloch hat anscheinend auch die Kolleg:innen vom Ordnungsamt getroffen. Die haben am Wochenende einen sehr ernsten Einsatz gehabt, bei dem sie eine Entenfamilie eskortierten. Die flauschige Großfamilie hatte sich in die Innenstadt verlaufen und wurde von den Beamten zum Wasser an der Engelenschanze begleitet. Auf dem Weg haben viele Schaulustige den besonderen Einsatz, der auch wirklich sehr putzig anzusehen war, festgehalten. Ein Video auf Tiktok hat sich mit mehr als eine Millionen Klicks schon zum Hit entwickelt. Eine Person kommentiert, für so einen Einsatz zahle sie gerne Steuergelder. Andere fragen, was die Enten denn angestellt hätten. Und wieder andere freuen sich: Ente gut, alles gut. (ani)
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