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Grafik mit dem Titel "Deine Stimme, Deine Themen", auf der ein Megafon, eine Wahlurne und ein Notizzettel zu sehen sind, auf dem etwas notiert wird

Kommunalwahl 2025: Kandidat:innen antworten auf Ihre Fragen

Wir haben die Fragen, die Ihnen zur Kommunalwahl in Münster am wichtigsten sind, den OB-Kandidat:innen gestellt. Die Antworten in der Übersicht.

von Anna Niere

Im Mai und Juni haben wir in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „Correctiv.Lokal“ eine Umfrage gemacht (RUMS-Brief). Wir wollten wissen, welche Themen Ihnen in Münster besonders wichtig sind und worüber die Parteien sprechen sollen.

Kurz gesagt, besonders wichtig sind Ihnen bezahlbarer Wohnraum und Klimaschutz. Aber auch die Verkehrswende und soziale Gerechtigkeit haben sich besonders viele gewünscht. Alle Ergebnisse finden Sie hier.

Aus den insgesamt 400 Einsendungen haben wir fünf Fragen formuliert, die die Herzensthemen der Teilnehmer:innen am besten widerspiegeln. Diese Fragen haben wir den acht Oberbürgermeister:innen-Kandidat:innen gestellt.

Als kurze Erinnerung, das sind die Kandidat:innen für das Oberbürgermeister:innenamt:

  • Georg Lunemann (CDU)
  • Tilman Fuchs (Grüne)
  • Stephan Brinktrine (SPD)
  • Katja Martinewski (Die Linke)
  • Georgios Tsakalidis (Internationale Liste)
  • Franz Pohlmann (ÖDP)
  • Maren Berkenheide (Volt)
  • Roland Scholle (Die Partei)

Und das sind ihre Antworten.

Viele Menschen wünschen sich Tempo 30, weniger Autos und mehr Aufenthaltsqualität in ihrem Viertel. Wie weit sind Sie bereit, dafür den Autoverkehr einzuschränken?

Georg Lunemann (CDU): Fast alle sind im Alltag mal Fußgänger, mal Radfahrer, mal Autofahrer, mal Busfahrer, mal Bahnfahrer. Beschränkungswünsche muss man sorgfältig prüfen. In Wohnstraßen ist Tempo 30 längst Realität. Wir wollen statt Verboten besser angebotsorientiert nachhaltige Mobilität fördern.

Tilman Fuchs (Grüne): Eine nachhaltige Verkehrswende erfordert die Begrenzung des Autoverkehrs. Weniger Autos bedeuten mehr Platz und Sicherheit. Dafür brauchen wir Tempo 30, sichere Wege und gute Alternativen: verlässlichen ÖPNV, gute Radwege und kurze Wege im Alltag.

Stephan Brinktrine (SPD): Ich will die Verkehrswende in Münster sozial gerecht vorantreiben und den öffentlichen Nahverkehr sowie Rad- und Fußverkehr stärken. Dafür bin ich bereit, Autoverkehr dort einzuschränken, wo es die Aufenthaltsqualität und Sicherheit verbessert, und Tempo 30 in Wohnvierteln auszubauen.

Katja Martinewski (Die Linke): Ich setze mich für eine autofreie Innenstadt und Tempo 30 in Wohnvierteln ein. Weniger Autos bedeuten weniger Lärm und bessere Luft. Eine Neuaufteilung des Verkehrsraums mit breiten Radwegen, mehr Abbiegespuren und einer „Stadt der kurzen Wege“ wird die Lebensqualität steigern.

Georgios Tsakalidis (Internationale Liste): Ich würde Tempo 30 konsequent umsetzen. Besonders in dicht besiedelten Vierteln, um hier die Lebensqualität gezielt zu verbessern. Übrigens schon heute fließt der Verkehr in der City durchschnittlich mit kaum über 30 Stundenkilometern.

Franz Pohlmann (ÖDP): Tempo 30 flächendeckend – Neuaufteilung des begrenzten Verkehrsraumes. Das Auto als Fortbewegungsmittel ist eine geniale Erfindung, aber es muss raus aus den Emotionen. Stadt zum Leben, statt für Autos. Konsequente Ahndung falschen Parkens.

Maren Berkenheide (Volt): Es braucht Mut zur Veränderung – wir haben ihn. Wir setzen auf innovative Konzepte wie Superblocks nach dem Vorbild Barcelonas. Straßen gestalten wir neu, mit Vorrang für Fuß- und Radverkehr. Autoparkplätze verlagern wir an den Stadtrand oder in Quartiersgaragen – für mehr Raum.

Roland Scholle (Die Partei): Das Problem sind nicht die Autos, sondern die Erdrotation. Sie verursacht Lärm und unnötigen Fahrtwind. Ich fordere ein Tempolimit für den Planeten! Das ist mein Beitrag für mehr Aufenthaltsqualität im Sonnensystem.

Wie wollen Sie sicherstellen, dass Münster sein Klimaziel erreicht?

Georg Lunemann (CDU): Stadtbegrünung, Luftqualität verbessern, Wasser speichern. Stadtplanung anpassen. Flächen entsiegeln. Frühwarnsysteme und Katastrophenschutz für Extremwetterereignisse. Energetische Sanierung und schonende Neubauten. Windkraft fördern durch finanzielle Bürgerbeteiligung. Erdwärme-Einsatz.

Tilman Fuchs (Grüne): Münster soll schnell und sozial gerecht klimaneutral werden. Dafür setzen wir auf mehr Solaranlagen, die Sanierung von Gebäuden und weniger CO₂ im Verkehr. Wir beginnen bei der Stadt und nehmen alle mit. Denn Klimaschutz geht nur gemeinsam, und wenn wir niemanden zurücklassen.

Stephan Brinktrine (SPD): Wir wollen Klimaschutz sozialverträglich umsetzen, indem wir Verkehr, Bauen und Energieversorgung klimafreundlich gestalten. Dazu gehören mehr ÖPNV, energieeffiziente Gebäude und die Förderung von Solarenergie. Münster soll Vorbild für sozialverträglichen Klima- und Naturschutz werden.

Katja Martinewski (Die Linke): Münster kann den gesetzten Klimazielen überhaupt nur näherkommen, wenn wir erneuerbare Energie, kostenlose Busse mit besserer Taktung, Altbausanierungen unterstützt durch Förderungen, mehr Grünflächen durch Mehrfamilienhäuser und das Renaturieren von Gewässern priorisieren.

Georgios Tsakalidis (Internationale Liste): Durch konsequente Anwendung von modernen regenerativen Energien, beispielsweise Photovoltaik, entlang von „Bahn- und Bahn“. Jede Schule ein kleines Kraftwerk. Und mit einer echten Beteiligung der Einwohnenden; nur mit den Menschen zusammen, kann eine Klima-Neutralität erreicht werden.

Franz Pohlmann (ÖDP): Münster ist ein abstrakter Begriff. Die Menschen, die hier leben, müssen die Klimaziele erreichen. Jede:r Einzelne. Mein Beitrag kann nur Aufklärung und Bewusstseinsschärfung für die Folgen des Nicht-Handelns sein. Als OB kann ich nur direkt für eine klimaneutrale Verwaltung sorgen.

Maren Berkenheide (Volt): Unsere Stadt leidet unter Hitze, versiegelten Flächen und Artenverlust. Mit Stadtgrün, Aufforstung, Kreislaufwirtschaft und der Förderung von PV-Anlagen schützen wir Böden, Artenvielfalt und Klima. Für mehr Grün, mehr Solar – für ein Münster, das ökologisch stark in die Zukunft geht.

Roland Scholle (Die Partei): Im Bereich Klima werde ich bestimmt, demnächst, in naher Zukunft, bald, vielleicht, irgendwann zukunftsweisende Projekte auf den Weg bringen.

Was wollen Sie in Ihrer Amtszeit konkret tun, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Münster zu stärken – über symbolische Aktionen hinaus?

Georg Lunemann (CDU): Münster muss eine soziale und kulturelle Stadt sein. Die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements hat zentrale Bedeutung für den sozialen Zusammenhalt. Und ich will Oberbürgermeister für alle sein, die in Münster leben.

Tilman Fuchs (Grüne): Zusammenhalt entsteht im Alltag – da, wo Menschen sich begegnen. Deshalb werde ich mehr leicht erreichbare, wohnortnahe und nicht-kommerzielle Dritte Orte schaffen. Sie dienen der Begegnung zwischen Alt und Jung sowie der Entschleunigung im hektischen Alltag.

Stephan Brinktrine (SPD): Wir werden Familien entlasten, bezahlbaren Wohnraum schaffen und soziale Teilhabe für alle ermöglichen. Dazu gehören kostenlose Schulessen, stabile Kita-Gebühren und gezielte Unterstützung von Menschen in schwierigen Lebenslagen. So stärken wir den sozialen Zusammenhalt im Alltag.

Katja Martinewski (Die Linke): Gesellschaftlicher Zusammenhalt braucht die aktive Gestaltung von Gemeinschaft. Initiativen, wie z.B. Bergfidel solidarisch werde ich stark unterstützen und den Ausbau hauptamtlicher Stellen z.B. in der Sozialarbeit priorisieren.

Georgios Tsakalidis (Internationale Liste): Ich würde Räume für offene Begegnungen und Austausch schaffen und zwar niederschwellig, so dass alle mitmachen. Diese Begegnungen werden von Einwohnenden und Verwaltung generationsübergreifend, interkulturell und thematisch divers, mehrmals angeboten.

Franz Pohlmann (ÖDP): Ich würde Kampagnen gegen die Individualisierung in der Stadtgesellschaft initiieren. Zusammenhalt gibt es nur bei einem respektvollen und wertschätzenden Miteinander. Uns allen muss klar werden, dass Zukunft nur gelingen kann, wenn das individuelle Handeln sich am Gemeinwohl orientiert.

Maren Berkenheide (Volt): Wer mitentscheiden kann, fühlt sich gehört. Wir schaffen echte Teilhabe: mit Antrags- und Stimmrecht für Jugend- und Seniorenvertretung in Ausschüssen, einem starken Frauenrat und mehr Beteiligung vor Ort. So wächst Vertrauen – und eine demokratische Stadtgesellschaft.

Roland Scholle (Die Partei): In geregelten Abständen die Wasserzufuhr in Straßenzügen einstellen, um die Nachbarschaftshilfe wieder zu stärken. Handyverbotszonen errichten, um die verbale Kommunikation untereinander wieder zu verbessern. Und natürlich Projekte, wie: mehr Wiesen für Gesellschaftsspiele.

Wie wollen Sie bezahlbaren Wohnraum schaffen?

Georg Lunemann (CDU): Baurechte schaffen. Keine Sonderbaustandards wie in Münster, die Bautätigkeit verhindern mit der Folge, dass vor allem junge Familien ins Umland ziehen und als Berufspendler zurückkommen, was Verkehr und Klima weiter belastet. Städtische Grundstücke auch auf Erbpacht-Basis vergeben.

Tilman Fuchs (Grüne): Um steigende Mieten zu stoppen, setzen wir auf städtischen Wohnungsbau, starke Genossenschaften und das kommunale Vorkaufsrecht. Gefragt ist eine aktive Wohnungspolitik, die das Gemeinwohl über den Profit stellt. Dafür braucht es mutige Projekte und politischen Gestaltungswillen.

Stephan Brinktrine (SPD): Wir schaffen mehr bezahlbaren Wohnraum, indem wir Bauland bereitstellen, Nachverdichtung ermöglichen und Werkswohnungen fördern. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft wird gestärkt, um gezielt bezahlbare Wohnungen zu bauen. Vorrang für Wohnen ist für uns das zentrale Ziel.

Katja Martinewski (Die Linke): Durch mehr sozialen Wohnungsbau, mindestens 60 Prozent geförderter Wohnraum bei Neubau, Unterstützung genossenschaftlicher Projekte durch gute Konditionen, genutztes Vorkaufsrecht statt Investor:innen und die Wiederbelebung von Leerstand sichern wir bezahlbares Wohnen auch in Münster.

Georgios Tsakalidis (Internationale Liste): Die Frage des bezahlbaren Wohnraums ist eine politische. Ich werde als erstes die W+S beauftragen, mehr Sozialwohnungen zu bauen. Gleichzeitig werde ich eine Kampagne starten und alle Eigentümer:innen, die eine oder zwei Etagen aufsatteln können, dafür zu gewinnen, dies zu tun.

Franz Pohlmann (ÖDP): Es gibt ausreichend Wohnraum. Es gibt nicht genug bezahlbare Wohnungen. Weg vom Anspruchsdenken, hin zum Gemeinwohl: Mehr sozialer Wohnungsbau, Nachverdichtung, Programme zur Neuaufteilung von Wohnraum, gemeinschaftliches Wohnen.

Maren Berkenheide (Volt): Wohnen darf kein Luxus sein. Wir fordern eine ambitionierte Neuauflage des Handlungskonzepts Wohnen mit tausenden neuen Wohnungen, davon hunderten als Sozialwohnungen. Durch aktive Baulandsicherung, Miettransparenz und faire Vergabe sichern wir bezahlbaren Wohnraum für alle.

Roland Scholle (Die Partei): Hässlicherer Wohnraum, niedrigere Mieten! Durch unästhetisch gestalteten Wohnraum werden die Gesamtkosten für die Wohnungen stark sinken. Außerdem wird Münster zukünftig unterirdisch. Durch den Ausbau der Stadt im unterirdischen Bereich, werden die Kosten für Wohnraum erschwinglich sein.

Viele Menschen wünschen sich eine einfachere Verwaltung und weniger Bürokratie. Wo sehen Sie in Münster das größte Potenzial – und wie wollen Sie das konkret angehen?

Georg Lunemann (CDU): Durch motivierte und leistungsstarke städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Digitalisierung der städtischen Dienstleistungen für besseren Bürgerservice.

Tilman Fuchs (Grüne): In Münster steckt großes Potenzial in der Digitalisierung der Verwaltung. Wir wollen Leistungen bündeln, klare Zuständigkeiten schaffen und digitale Angebote ausbauen – ergänzt durch einheitliche Ansprechpersonen und persönliche Beratung für alle, die Unterstützung brauchen.

Stephan Brinktrine (SPD): Das größte Potenzial liegt in der Digitalisierung von Anträgen und Verfahren, damit Bürger:innen und Unternehmen schneller und einfacher ihre Anliegen erledigen können. Wir wollen das „Once-Only-Prinzip“ einführen, Prozesse automatisieren und medienbruchfreie Abläufe schaffen.

Katja Martinewski (Die Linke): Ich werde eine barrierefreiere Verwaltung, vom Formular über die Webseite bis zum Gebäude gestalten und eine Ombudsstelle einrichten, die bei Verwaltungsproblemen hilft. Wer Hilfe beim Ausfüllen braucht, wird Unterstützung durch eine gestärkte unabhängige Sozialberatung erhalten.

Georgios Tsakalidis (Internationale Liste): Es gibt zwei Linien, die ich verfolge: flache Hierarchien, so dass Front-Mitarbeitende entscheiden, und nicht noch auf 2 Autogramme warten müssen. Zweitens Flexibilisierung durch neue Einstellungspraxis. Mehr Freundlichkeit, mehr Sprachen, mehr Erfahrung, mehr Inklusion.

Franz Pohlmann (ÖDP): Potenzial ist reichlich vorhanden, einfachere Verwaltung und weniger Bürokratie liegen aber nicht in städtischer Verantwortung, sondern beim Gesetzgeber. Ein barrierefreier, digitaler Zugriff auf alle städtischen Dienstleistungen muss das Ziel sein.

Maren Berkenheide (Volt): Das größte Potenzial liegt in der intelligenten Vernetzung der Verwaltung. Wir schaffen eine zentrale Datenplattform, bauen das Open-Data-Portal aus und digitalisieren Abläufe – für weniger Bürokratie, bessere Entscheidungen und mehr Anwenderfreundlichkeit.

Roland Scholle (Die Partei): Lange Antragswege verbieten! Sanierungen verbieten! Anträge in Papierform verbieten!

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