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Müns­ter, 17. Dezem­ber 2021

Guten Tag,

im Früh­jahr hat­te ich über die krea­ti­ve Mehr­heits­fin­dung im Rat geschrie­ben. Kurz vor­her war Mathi­as Kers­t­ing aus der SPD aus- und in die CDU ein­ge­tre­ten, hat­te sein Man­dat mit- und dem grün-rot-vio­let­ten Rats­bünd­nis sei­ne Mehr­heit weg­ge­nom­men. Seit­dem kann die Koali­ti­on Anträ­ge nur noch durch­set­zen, wenn sie Mitstreiter:innen findet.

In vie­len Fäl­len ist das die Inter­na­tio­na­le Fraktion/Die Partei/ÖDP, die nun mit spür­bar brei­te­rer Brust auf­tritt. Und die neu­en Macht­ver­hält­nis­se besche­ren uns die nächs­te Fol­ge der Geschich­te: die krea­ti­ve Namensfindung.

Wer ist hier eigentlich links?

In unse­ren Tex­ten heißt die Rat­haus­ko­ali­ti­on ja meis­tens recht nüch­tern: Rat­haus­ko­ali­ti­on. Oder auch Rats­bünd­nis. CDU-Frak­ti­ons­chef Ste­fan Weber schimpft Grü­ne, SPD und Volt schon län­ger lie­be­voll „das Links­bünd­nis“, „die Links­par­tei­en“ oder schlicht „die Lin­ken“, so auch in der Rats­sit­zung am Mitt­woch. Ulrich Tho­den von der ech­ten Lin­ken fand das offen­bar ganz unter­halt­sam und wies Weber dar­auf hin, es sei „nicht alles links, was nicht CDU ist“.

Franz Pohl­mann von der Inter­na­tio­na­len Fraktion/Die Partei/ÖDP sprach von einer „kom­for­ta­blen öko­so­zia­len Mehr­heit“ und einem kla­ren Votum der Münsteraner:innen für eine „öko­so­zia­le Rich­tung“. Bei­des schließt natür­lich sei­ne Frak­ti­on ein, und das heißt so viel wie: Ohne uns geht es hier nicht mehr.

Das Bünd­nis führt sich selbst unter zwei Namen. Syl­via Rie­ten­berg und Tim Pasch von Volt spra­chen vom „pro­gres­si­ven Bünd­nis“, was ein biss­chen an die Eigen­be­zeich­nung „Fort­schritts­ko­ali­ti­on“ der Bun­desam­pel erin­nert. Bei der SPD und wie­der bei Volt tauch­te der Begriff „Müns­ter-Koali­ti­on“ auf.

Sieben Reden, fünfmal Kritik an Markus Lewe

Jörg Ber­ens von der FDP blieb in sei­ner Rede zum Haus­halt beim neu­tral-küh­len „das Bünd­nis“. Dafür beschrieb er das inof­fi­zi­el­le Mot­to der Haus­halts­de­bat­te: mehr Ober­bür­ger­meis­ter. Mar­kus Lewe habe in sei­ner Haus­halts­re­de im Sep­tem­ber über die gro­ßen Zusam­men­hän­ge beim Kli­ma­schutz, urba­ne Quar­tie­re mit hoher Lebens­qua­li­tät und einen inter­na­tio­nal beach­te­ten Musik-Cam­pus gespro­chen, kön­ne aber nicht beant­wor­ten, wer das alles bezah­len sol­le. „Von einem wie­der­ge­wähl­ten Ober­bür­ger­meis­ter, den mei­ne Par­tei in der Stich­wahl unter­stützt hat, erwar­ten wir mehr. Müns­ter braucht weni­ger Städ­te­tags­prä­si­dent, Müns­ter braucht mehr Ober­bür­ger­meis­ter. Ihre Stim­me, Herr Ober­bür­ger­meis­ter, wird nicht einen Tag nach einer Rats­sit­zung auf Face­book gebraucht, Sie wird hier in den Sit­zun­gen des Rates gebraucht.“

Ber­ens spiel­te damit auf ein Video an, in dem Mar­kus Lewe einen Tag nach der Rats­sit­zung Ende Sep­tem­ber eine Ent­schei­dung des Rates kri­ti­siert (wir hat­ten hier dar­über geschrie­ben). Und etwas ähn­li­ches ist gera­de noch ein­mal pas­siert: Der Ober­bür­ger­meis­ter hat ein Schrei­ben der müns­ter­län­di­schen Land­rä­te mit unter­zeich­net, das die Ver­kehrs­po­li­tik der Rats­ko­ali­ti­on kri­ti­siert (RUMS-Brief von Diens­tag).

Das alles beschäf­tig­te nicht nur den FDP-Frak­ti­ons­chef, son­dern auch die links-öko­so­zi­al-pro­gres­si­ven Politiker:innen. „Wie kom­men Sie eigent­lich dazu, den Satz ‚Müns­ters Ver­kehrs­po­li­tik ist eng­stir­nig auf das Ziel fixiert, Auto­fah­rer aus der Innen­stadt zu ver­trei­ben‘ zu unter­schrei­ben?“, woll­te eine auf­ge­brach­te Syl­via Rie­ten­berg wis­sen. Lia Kirsch von der SPD sprach von einer „par­tei­po­li­ti­schen Kam­pa­gne und Panik­ma­che“ und dem „CDU-Mär­chen von der uner­reich­ba­ren Stadt Müns­ter“, Tim Pasch von „Pole­mik und Popu­lis­mus“. Und Ulrich Tho­den beschei­nig­te der Stadt eine „Füh­rungs­kri­se“: Der Ober­bür­ger­meis­ter wol­le Rats­be­schlüs­se offen­bar lie­ber öffent­lich­keits­wirk­sam kri­ti­sie­ren als umset­zen, wie das Video und der „Brand­brief“ gezeigt hätten.

Ein­zig CDU-Frak­ti­ons­chef Ste­fan Weber, na sowas, schloss sich der Kri­tik sei­ner Par­tei­kol­le­gen an und zitier­te in sei­ner Haus­halts­re­de aus dem Schrei­ben. Müns­ter müs­se bei der Ver­kehrs­po­li­tik Rück­sicht aufs Umland neh­men, das sei eine „Cha­rak­ter­fra­ge“.

Klare Prioritäten, Schutz für Bäume

Damit sind wir nun mit­ten­drin in dem, wor­über die Politiker:innen in den Haus­halts­re­den übli­cher­wei­se spre­chen: die eige­nen Schwer­punk­te und die Feh­ler, die die Gegen­sei­te aus ihrer Sicht macht. Bei der letz­ten Haus­halts­de­bat­te war das vor allem ein Schlag­ab­tausch zwi­schen Grü­nen und CDU. Und den gab es am Mitt­woch natür­lich auch. Hier die Posi­tio­nen im Schnelldurchlauf:

  • Ste­fan Weber von der CDU beklag­te, die Prio­ri­tä­ten „der Grü­nen und ihrer Gefolg­schaft“ (noch ein schö­ner neu­er Name) sei­en nicht ganz klar. Und wo doch, spal­te­ten sie die Stadt­ge­sell­schaft. Die CDU dage­gen habe kla­re Prio­ri­tä­ten gesetzt, und zwar die­se: Wohn­raum schaf­fen, moder­ne Mobi­li­tät für alle, Bil­dungs­ge­rech­tig­keit stär­ken, Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf vor­an­brin­gen, Nach­hal­tig­keit beim Kli­ma­schutz, Nach­hal­tig­keit bei den Finan­zen.
    Die Woh­nungs­po­li­tik der Koali­ti­on sei „ein ein­zi­ges Ver­sa­gen“, sag­te Weber und ver­wies auf das gekipp­te Bau­ge­biet in Hil­trup (RUMS-Brief vom 12. Novem­ber). In den Pas­sa­gen zur grün-rot-vio­let­ten Ver­kehrs­po­li­tik kam in der Rede sie­ben­mal das Wort „spal­ten“ vor.
  • Syl­via Rie­ten­berg von den Grü­nen sag­te, sie sei stolz dar­auf, dass das „pro­gres­si­ve Bünd­nis“ den Haus­halt „durch kla­re Prio­ri­tä­ten aktiv“ gestal­te. Zum Bei­spiel durch eine Baum­schutz­sat­zung. Die Stadt­ver­wal­tung bekommt dafür 2,5 neue Stel­len, und die­se Mitarbeiter:innen sol­len dafür sor­gen, dass weni­ger Bäu­me gefällt oder zumin­dest Ersatz­pflan­zen gesetzt wer­den. An dem Punkt gab es har­sche Kri­tik von CDU und FDP. Tat­säch­lich wirkt die­ses Vor­ha­ben, das immer­hin mit 95.000 Euro im Jahr 2022 und je 190.000 Euro in den Fol­ge­jah­ren zu Buche schlägt (sich aber durch Bear­bei­tungs­ge­büh­ren teil­wei­se refi­nan­zie­ren soll), ange­sichts von Coro­na, der Mobi­li­täts­wen­de und ande­ren Mam­mut­auf­ga­ben recht absei­tig. Wir schau­en uns das The­ma dem­nächst genau­er an, wenn die Poli­tik über einen Sat­zungs­ent­wurf berät.
    Rie­ten­berg nann­te noch zwei Schwer­punk­te des neu­en Haus­halts: Sozialarbeiter:innen für die Grund­schu­len (224.000 Euro pro Jahr) und zwei neue Fach­kräf­te bei der Stadt­ver­wal­tung, die sich um bes­se­re Bus­ver­bin­dun­gen ins Umland küm­mern sol­len (180.000 Euro pro Jahr).
  • Auch Lia Kirsch von der SPD rich­te­te einen Fokus auf die Schu­len, außer­dem auf Aus­ga­ben im sozia­len Bereich. Nach 6 Mil­lio­nen Euro in 2021 will die Koali­ti­on im kom­men­den Jahr 1,5 Mil­lio­nen Euro für iPads und ande­re digi­ta­le Aus­stat­tung der Schu­len in die Hand neh­men. 50.000 Euro gibt es für die Wei­ter­ent­wick­lung der Woh­nungs­lo­sen­hil­fe. Ins­ge­samt sei­en 500.000 Euro für sozia­le Belan­ge ein­ge­plant, dar­un­ter 100.000 Euro für die Bischof-Her­mann-Stif­tung, die unter ande­rem auch in der Woh­nungs­lo­sen­hil­fe aktiv ist, 50.000 Euro für einen AWO-Quar­tiers­treff in Berg Fidel, 64.000 Euro für die Arbeit des Netz­werks Mari­sha, das Pro­sti­tu­ier­te unter­stützt, und 80.000 Euro für den Ver­ein zur För­de­rung der Bewäh­rungs­hil­fe.
  • FDP-Frak­ti­ons­chef Jörg Ber­ens wie­der­hol­te den zuletzt oft gehör­ten Vor­wurf, die Koali­ti­on tue zu viel gegen Autos und zu wenig für den ÖPNV. Aus Sicht der FDP müs­se 2022 an der A 43 eine Mobil­sta­ti­on gebaut und test­wei­se eine Metro­bus­li­nie ein­ge­rich­tet wer­den. Meh­re­re Per­so­nal­stel­len für eine Baum­schutz­sat­zung dage­gen brau­che die Stadt jetzt sicher nicht. Und auf kei­nen Fall kön­ne sei­ne Frak­ti­on wei­te­res Bud­get für den Musik-Cam­pus bewil­li­gen, solan­ge Kos­ten und Betrei­ber­mo­dell nicht klar seien.
  • Auch Ulrich Tho­den von der Lin­ken brach­te Kri­tik an der Ver­kehrs­po­li­tik der Koali­ti­on an, die sei eher ein „Ver­kehrs­wend­chen“. Das Bünd­nis ver­fol­ge eine „Poli­tik der Dimi­nu­tive“: „Es reicht nicht, bes­ser zu sein als die CDU, die­se Lat­te liegt auch nicht beson­ders hoch.“ Tho­den for­der­te einen kos­ten­lo­sen ÖPNV, durch­gän­gi­ge Bus­spu­ren und mehr Bus­se. Auch beim FMO (dazu unten mehr) sei das Bünd­nis nicht mutig genug, da es den „kli­ma­schäd­li­chen Flug­be­trieb“ wei­ter mitfinanziere.
  • Franz Pohl­mann von der ÖDP woll­te mit sei­ner Rede offen­bar klar­stel­len, dass die Koali­ti­on nicht bedin­gungs­los mit den Stim­men sei­ner Frak­ti­on rech­nen kann. Er hol­te erst ein­mal zu einer sehr grund­sätz­li­chen Kri­tik am Kurs der gesam­ten moder­nen Gesell­schaft aus, von Kli­ma­schutz und Nach­hal­tig­keit wer­de nur gere­det, aber dann gehe die Par­ty wei­ter, obwohl man den Eis­berg schon gerammt habe. In Müns­ter sieht es da laut Pohl­mann auch nicht bes­ser aus, vor allem die fort­schrei­ten­de Flä­chen­ver­sie­ge­lung in der wach­sen­den Stadt sei ein Rie­sen­pro­blem. Das Rats­bünd­nis tue gegen all die­se Kri­sen zu wenig. Da die öko­so­zia­le Rich­tung stim­me, wer­de die Inter­na­tio­na­le Frak­ti­on dem Haus­halt zustim­men, hof­fe aber im nächs­ten Jahr auf mehr.
  • Tim Pasch von Volt nutz­te viel Rede­zeit für Grund­sätz­li­ches, etwa zur Ver­kehrs­po­li­tik, dem Ver­hält­nis der Koali­ti­on zur CDU und der zuneh­mend gereiz­ten Stim­mung. Und er kün­dig­te an, dass die Koali­ti­on Geld für eine:n Manager:in für die kli­ma­neu­tra­le Stadt­ver­wal­tung bereit­stellt (dazu gleich mehr).

Haushalt: jetzt noch fokussierter

Die Inter­na­tio­na­le Fraktion/Die Partei/ÖDP stimm­te zusam­men mit der Rats­ko­ali­ti­on für den Haus­halt. Und dar­an schloss auch gleich ein Aus­blick auf die nächs­ten Haus­halts­pla­nun­gen und -bera­tun­gen an: FDP, Koali­ti­on und Inter­na­tio­na­le Frak­ti­on wol­len das Zah­len­werk im nächs­ten Jahr sys­te­ma­tisch durch­käm­men und fokus­sie­ren. Dafür wol­len die Par­tei­en sozu­sa­gen vom Ende her den­ken und Zie­le fest­le­gen, die dann auf kon­kre­te Vor­ha­ben her­un­ter­ge­bro­chen wer­den, um in die­sen Berei­chen bes­ser vor­an­zu­kom­men als bisher. 

Und das dürf­te span­nend wer­den, denn viel Spiel­raum bie­ten die Stadt­fi­nan­zen zur­zeit ja nicht. Aber die Idee schließt an ein Vor­ha­ben der Käm­me­rin an, die Bud­gets für die Dezer­na­te in der Stadt­ver­wal­tung zu deckeln (hier ist das aus­führ­lich erklärt). Und die Koali­ti­on brach­te am Mitt­woch auch noch einen wei­te­ren Antrag auf den Weg, der in die­sel­be Rich­tung geht: Ab 2023 sol­len nur noch Inves­ti­ti­ons­pro­jek­te in den Haus­halt auf­ge­nom­men wer­den, wenn sich die Kos­ten schon rea­lis­tisch ein­schät­zen las­sen, zum Bei­spiel nach einem Archi­tek­tur­wett­be­werb. Vor­her dür­fen nur die rei­nen Pla­nungs­kos­ten ein­ge­preist wer­den. All das kann am Ende trotz­dem rei­ne Kos­me­tik blei­ben. Oder aber das Bünd­nis macht ernst mit sei­nen Prio­ri­tä­ten und streicht oder ver­schiebt dafür ande­re Pro­jek­te. In letz­te­rem Fall müs­sen wir uns zumin­dest nicht vor lang­wei­li­gen Rats­sit­zun­gen fürchten.

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In aller Kürze

Hier geht es wei­ter mit noch mehr Ent­schei­dun­gen und Schnip­seln aus dem Rat. Wegen der Coro­na­si­tua­ti­on hat­ten sich die Politiker:innen vor­ab dar­auf geei­nigt, nur drei The­men aus­führ­li­cher zu debat­tie­ren. Über die übri­gen Tages­ord­nungs­punk­te stimm­ten sie – von weni­gen Wort­mel­dun­gen abge­se­hen – zügig ab.

+++ Debat­ten-The­ma 1: Der FMO. Das ist schnell erzählt, es läuft coro­nabe­dingt wei­ter­hin nicht so gut und die Stadt­wer­ke als Gesell­schaf­te­rin schie­ßen für 2022 des­halb noch ein­mal Geld nach, knapp 3,6 Mil­lio­nen Euro. Ins­ge­samt unter­stüt­zen die Gesellschafter:innen (neben Müns­ter sind das im Wesent­li­chen die umlie­gen­den Krei­se und die Stadt Osna­brück) den Flug­ha­fen mit 10 Mil­lio­nen Euro, genau wie im lau­fen­den Jahr. Über die Zuschüs­se und die Zukunft des FMO hat­te der Rat schon Anfang des Jah­res gestrit­ten. Die Koali­ti­on hat­te damals durch­ge­setzt, dass Müns­ter nach 2023 den FMO nicht mehr finan­zi­ell unter­stüt­zen soll. Dar­an erin­ner­te Grü­nen-Rats­herr Albert Wen­zel am Mitt­woch noch ein­mal mit einer Pro­to­koll­no­tiz, bevor auch sei­ne Frak­ti­on grü­nes Licht für die Coro­na­hil­fe gab.

+++ Debat­ten-The­ma 2: Das neue Preu­ßen-Sta­di­on. Wie erwar­tet hat der Rat beschlos­sen, dass die Stadt­wer­ke Pla­nung und Bau des Sta­di­ons sowie einer Mobil­sta­ti­on ver­ant­wor­ten wird. Der FDP-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Jörg Ber­ens trug vor der Abstim­mung (bei der sich die FDP ent­hielt) aller­dings Beden­ken vor. Man sol­le die Stadt­wer­ke nicht über­for­dern. Denn die hät­ten mit der Digi­ta­li­sie­rung, der Kli­ma­neu­tra­li­tät, dem Bau des Stadt­hau­ses IV und des Süd­ba­des schließ­lich schon gro­ße Zukunfts­auf­ga­ben vor der Brust. Ste­fan Weber von der CDU wuss­te zu beru­hi­gen. Die­se Sor­gen habe er selbst auch gehabt. Aber Geschäfts­füh­rer Frank Gäf­gen habe ihm ver­si­chert, die Stadt­wer­ke wür­den das packen, es sei genug Kom­pe­tenz an Bord. Bei aller Zuver­sicht ist noch offen, wer das Sta­di­on spä­ter betrei­ben und was das kos­ten wird. Im Lau­fe des nächs­ten Halb­jah­res soll die Ver­wal­tung der Poli­tik einen Vor­schlag unterbreiten.

+++ Wie das Sta­di­on aus­se­hen könn­te, zeigt eine neue Mach­bar­keits­stu­die, die das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­amt am Don­ners­tag ver­öf­fent­licht hat. Die Plä­ne ver­mit­teln den Ein­druck, der Spiel­be­trieb könn­te heu­te Abend schon los­ge­hen, aber das täuscht. Vie­les dar­an kann sich noch ver­än­dern. Im Unter­schied zur ers­ten Stu­die gibt es nun nur noch eine Vari­an­te. Es wird also alles schon etwas kon­kre­ter. Ins­ge­samt soll das neue Sta­di­on 19.400 Zuschau­er fas­sen. Begin­nen wer­den die Arbei­ten den Plä­nen nach im nächs­ten Jahr. Dann baut der Ver­ein zunächst zwei neue Spiel­fel­der im Sport­park Berg Fidel. Das beschloss der Rat am Mitt­woch. Im nächs­ten Jahr beginnt auch der Abriss der West­tri­bü­ne, vor­aus­sicht­lich in der Spiel­pau­se im Som­mer. Fer­tig wird alles, falls nichts dazwi­schen kommt, im Som­mer 2027. Plan­än­de­run­gen sieht die Stu­die auch schon vor – falls die Preu­ßen vor­her in die 2. Bun­des­li­ga auf­stei­gen. Man soll von Vorn­her­ein ja nichts ausschließen. 

+++ Debat­ten-The­ma 3: Die Kon­zept­stu­die „Kli­ma­neu­tra­le Stadt­ver­wal­tung 2030“, die wir hier schon mal vor­ge­stellt hat­ten. Vor allem die Koalitionspolitiker:innen waren voll des Lobes für das Papier. Robin Kor­te von den Grü­nen sag­te, die Stu­die suche deutsch­land­weit ihres­glei­chen. Bei die­ser Suche wer­den wir die Stu­die dem­nächst ger­ne unter­stüt­zen, even­tu­el­le Fund­stü­cke tei­len wir natür­lich mit Ihnen. Heu­te schon ein­mal so viel: Der Rat hat die Stu­die und die dar­in skiz­zier­ten CO2-Ein­spar­maß­nah­men beschlos­sen. Und er hat Haus­halts­mit­tel für eine Fach­kraft bewil­ligt – 52.500 Euro sind für 2022 ein­ge­plant (die Per­son soll im Mai anfan­gen), für die Fol­ge­jah­re jeweils 90.000 Euro.

+++ Im Jahr 2023 ist es genau 375 Jah­re her, dass der West­fä­li­sche Frie­den geschlos­sen wur­de. Um die­sem Jubi­lä­um ange­mes­se­ne Fei­er­lich­kei­ten aus­zu­rich­ten, hat der Rat unter ande­rem 400.000 Euro aus dem Etat des Stadt­thea­ters und 237.500 Euro aus dem Wirt­schafts­plan von Müns­ter Mar­ke­ting frei­ge­ge­ben. Ins­ge­samt tau­chen in der Rech­nung Aus­ga­ben von knapp 1,3 Mil­lio­nen Euro auf, für 550.000 Euro wer­den aller­dings noch Sponsor:innen oder För­der­mit­tel gesucht. Das Fest­the­ma soll „Frie­den durch Dia­log“ hei­ßen und bei der Orga­ni­sa­ti­on soll unter ande­rem der Arbeits­kreis „1648 – Dia­lo­ge zum Frie­den“ helfen.

…alles für’n Arsch? Bestimmt nicht!

Wir hof­fen natür­lich nicht, dass es wie­der knapp wird, aber wenn Sie auf Num­mer sicher gehen wol­len, dann ergat­tern Sie doch noch schnell eine Rol­le von unse­rem exklu­si­ven Klo­pa­pier. Das bekom­men Sie neben vie­len ande­ren schö­nen Din­gen noch bis ein­schließ­lich 23. Dezem­ber an unse­rem Wei­h­­nachts­­markt-Stand auf dem X-MS-Markt am Har­se­win­kel­platz. Falls Ihnen unser Anti-Stres­s­­ball nicht gehol­fen haben soll­te und Sie den Kaf­fee vom gan­zen Weih­nachts­ge­wu­sel noch immer oder schon wie­der auf haben: Wir hät­ten da sonst auch noch eine hüb­sche Tas­se für Sie. Die könn­ten Sie sich dann gern auch bei unse­rem Mit­grün­der Marc-Ste­­fan And­res und unse­rem Redak­ti­ons­lei­ter Ralf Heimann abho­len. Die bei­den sind näm­lich am Advents­sonn­tag, 19. Dezem­ber um 17 Uhr wie­der an unse­rem Stand und wür­den sich freu­en, dort mit Ihnen ins Gespräch zu kom­men. Wir freu­en uns auf Ihren Besuch!

Corona-Update

Das Robert-Koch-Insti­tut mel­det für Müns­ter heu­te eine Wochen­in­zi­denz von 110,6 – letz­ten Frei­tag lag der Wert bei 139,1. Das sieht nach einem posi­ti­ven Trend aus. Aber es gibt auch einen nega­ti­ven, und der könn­te bald zum Pro­blem wer­den. Letz­te Woche hat­te die Stadt dar­über infor­miert, dass in Müns­ter sechs Infek­tio­nen mit der neu­en Omi­kron-Vari­an­te ent­deckt wur­den. Stand ges­tern waren 32 Fäl­le bekannt, wie die Stadt uns auf Anfra­ge mit­teil­te. Heu­te kam, wie­der­um auf Rück­fra­ge, ein Update: Inzwi­schen sind 56 Omi­kron-Infek­tio­nen bekannt. Tat­säch­lich sind es mit gro­ßer Sicher­heit deut­lich mehr Fäl­le, weil nicht alle Coro­na­in­fek­tio­nen über­haupt ent­deckt und auch nicht alle Pro­ben sequen­ziert, also auf Muta­tio­nen unter­sucht wer­den. Das bedeu­tet, dass die Vari­an­te schon dabei ist, sich in Müns­ter auszubreiten.

Wissenschaftler:innen sind wegen Omi­kron beun­ru­higt, weil die Vari­an­te sich offen­bar schnel­ler über­trägt als bis­he­ri­ge Vari­an­ten und Impf­stof­fe weni­ger wirk­sam sind. Drei Expert:innen haben die Poli­tik des­halb auf­ge­for­dert, sich vor­zu­be­rei­ten und nicht mehr zu lan­ge mit Gegen­maß­nah­men zu war­ten. Wie besorgt man bei der Stadt­ver­wal­tung ist, ist schwer zu sagen. In der täg­li­chen Coro­na-Pres­se­mel­dung wird Omi­kron nicht erwähnt. Viel­leicht möch­ten die Ver­ant­wort­li­chen bei der Stadt uns damit vor Weih­nach­ten auch nicht beun­ru­hi­gen. Das wäre lieb gemeint, aber nicht sehr sinnvoll.

Die übri­gen Zah­len aus Müns­ter: Ins­ge­samt gel­ten heu­te 779 Men­schen in der Stadt als infi­ziert. 36 Covid-Patient:innen wer­den in den Kran­ken­häu­sern behan­delt, 13 von ihnen auf der Inten­siv­sta­ti­on. Acht Men­schen wer­den beatmet.

Zum Schluss habe ich noch eine Lese­emp­feh­lung für Sie. Unser Mit­grün­der und Gesell­schaf­ter Chris­ti­an Hum­borg und Chris­ti­an Kat­zer von der Orga­ni­sa­ti­on Ärz­te ohne Gren­zen haben sich in die­sem Text mit der viel dis­ku­tier­ten Fra­ge beschäf­tigt, ob der Patent­schutz auf Impf­stof­fe aus­ge­setzt wer­den soll­te – gera­de mit Blick auf die Omikron-Variante.

Unbezahlte Werbung

Suchen Sie noch den per­fek­ten Weih­nachts­baum? Gute Chan­cen haben Sie beim Bio­land-Hof­gut Schul­ze-Busch­hoff in Han­dorf, das Ihnen viel­leicht unter dem Namen „Ökul­lus“ bekannt ist. Noch bis zum 23. Dezem­ber wer­den hier täg­lich von 10 bis 18 Uhr Nord­mann­tan­nen, Blau­fich­ten, Rot­fich­ten und Omori­ka-Fich­ten in Bio-Qua­li­tät ver­kauft. Die Weih­nachts­bäu­me stam­men zum Teil aus eige­nem Bio­land-Anbau, zum Teil kauft Fami­lie Schul­ze-Busch­hoff sie vom Bio­land-Gar­ten­bau­be­trieb Lüden­bach aus Engels­kir­chen zu. Infos zu den Vor­tei­len öko­lo­gi­scher Weih­nachts­baum­zucht fin­den Sie auf der Home­page des Betriebs. Es gibt klei­ne und gro­ße Bäu­me, mit oder ohne Bal­len, also ist bestimmt auch Ihr Lieb­lings­baum dabei. Am Sams­tag wer­den dazu noch Waf­feln und Kaf­fee gegen eine Spen­de für das Lebens­haus Han­dorf verkauft.

RUMS stellt vor: Ehrenamt in Münster

Am Mon­tag bricht die letz­te Weih­nachts­markt­wo­che an. Die möch­ten wir dazu nut­zen, Ihnen in unse­rer Hüt­te auf dem X-MS-Markt am Har­se­win­kel­platz noch drei wei­te­re ehren­amt­li­che Orga­ni­sa­tio­nen aus Müns­ter vor­zu­stel­len, und zwar mon­tags bis mitt­wochs jeweils um 17 Uhr. Die Gesprä­che dau­ern unge­fähr eine hal­be Stun­de, wer­den wie gewohnt von RUMS-Redak­­teu­rin­­nen mode­riert und spä­ter auch veröffentlicht.
Hier fin­den Sie unse­re Hütte:
Und hier das Pro­gramm der drit­ten Woche:
  • Mon­tag, 20. Dezem­ber: Weis­ser Ring e. V., Außen­stel­le Müns­ter (Sig­rid Pehle)
  • Diens­tag, 21. Dezem­ber: Bünd­nis „Kei­nen Meter den Nazis“ (Cars­ten Peters)
  • Mitt­woch, 22. Dezem­ber: Hos­piz Lebens­haus Müns­ter gGmbH (Hel­ga Albers-Hei­­ser & Franz-Josef Dröge)
Mehr Infos zum Weih­nachts­markt fin­den Sie hier.
WICHTIG: Auf dem X-MS-Markt gilt 2G, den­ken Sie also an Ihren Impf- oder Gene­­se­­nen-Nach­­weis und brin­gen Sie auf jeden Fall auch eine Mas­ke mit.

Drinnen und Draußen

In der Ver­an­stal­tungs­ka­len­der hat heu­te Eva Streh­l­ke geschaut. Das hier sind ihre Empfehlungen. 

+++ Der Ver­ein Debat­te lädt am Mon­tag zu einer Onlin­ever­an­stal­tung zum Koali­ti­ons­ver­trag ein. Mit der Ampel­ko­ali­ti­on fängt eine neue Ära für Deutsch­land an. Oder? Bei drei betei­lig­ten Par­tei­en wur­den in den Ver­hand­lun­gen natür­lich auch vie­le Kom­pro­mis­se gemacht. Was kön­nen wir vom Ergeb­nis jetzt also erwar­ten? Kommt jetzt der gro­ße Umschwung oder bleibt doch alles beim Alten? Dar­über spre­chen am Mon­tag unter ande­rem Maria Klein-Schmeink und Jan-Nic­las Gesen­hues, die bei­de für die Grü­nen im Bun­des­tag sit­zen, Fabi­an Schulz von der SPD, Paa­vo Czwik­la als Ver­tre­ter der FDP und Kars­ten Schmitz von der Initia­ti­ve Fri­days for Future. Es soll vor allem um den Kli­ma­schutz und Gesell­schafts­po­li­tik gehen (§219a, Can­na­bis). Anmel­den kön­nen Sie sich über ein Kon­takt­for­mu­lar oder per E-Mail. Dann bekom­men Sie die Zugangs­in­for­ma­tio­nen zuge­schickt. Wenn Sie vor­ab noch­mal in den Koali­ti­ons­ver­trag rein­schau­en möch­ten: Den fin­den Sie hier.

+++ Letz­te Gele­gen­heit für einen Abend im Klei­nen Büh­nen­bo­den in die­sem Jahr. Am Sonn­tag zeigt das Kam­mer­thea­ter mit „Josef und Maria“ um 18 Uhr ein Weih­nachts­mär­chen für Erwach­se­ne von Peter Tur­ri­ni. Josef und Maria sind hier zwei von der moder­nen Gesell­schaft Abge­häng­te – zwei, die an Weih­nach­ten nie­man­den haben und so zuein­an­der fin­den. Das Stück mit Johan­na Albrecht-Wan­delt und Johan­nes „Tön­ne“ Drees bie­tet also eine gehö­ri­ge Por­ti­on Gesell­schafts­kri­tik. Trau­rig nach Hau­se gehen müs­sen Sie am Ende aber nicht, denn Tur­ri­ni zeigt Gna­de mit sei­nen Protagonist:innen und lässt sie gemein­sam und inein­an­der schließ­lich doch noch Trost und Mit­mensch­lich­keit fin­den. Tickets gibt es noch online, beim Klei­nen Büh­nen­bo­den gilt 2G+. Das heißt, Sie müs­sen ein Impf­zer­ti­fi­kat oder einen Gene­se­nen­nach­weis, Ihren Per­so­nal­aus­weis und einen maxi­mal 24 Stun­den alten, zer­ti­fi­ziert nega­ti­ven Anti­gen-Schnell­test vor­le­gen. Außer­dem gilt bis zum Platz die Maskenpflicht.

Am Diens­tag schreibt Ihnen Ralf Heimann wie­der. Ich wün­sche Ihnen ein schö­nes Wochen­en­de. Pas­sen Sie auf sich auf.

Herz­li­che Grüße

Con­stan­ze Busch

Mit­ar­beit: Ralf Heimann, Eva Strehlke

PS

Vor einem Jahr haben wir den Netz­wen­de-Award gewon­nen. Eine Aus­zeich­nung, die nach­hal­ti­ge digi­ta­le Pro­jek­te prä­miert. In die­sem Jahr saß unser Grün­der Marc-Ste­fan And­res in der Jury und hat mit­ent­schie­den. Gewon­nen hat das Pro­jekt „Amal Ber­lin!“, das geflüch­te­ten Journalist:innen hilft, neu zu begin­nen und ande­re Geflüch­te­te auf der Web­site des Pro­jekts und auf den Social-Media-Kanä­len zu infor­mie­ren. Wir gra­tu­lie­ren ganz herzlich! 

PPS

Und noch ein Glück­wunsch. Dani­el Drep­per, Kat­rin Lang­hans, Julia­ne Löff­ler und Mar­cus Engert aus dem Inves­ti­ga­tiv-Team des Ippen-Ver­lags sind zu den Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten des Jah­res gewählt wor­den. Aus­ge­zeich­net wur­den sie vor allem für ihre Recher­che über den dama­li­gen „Bild“-Chefredakteur Juli­an Rei­chelt, die zu des­sen Raus­wurf führ­te. Dani­el Drep­per, der das Inves­ti­ga­tiv-Team lei­tet, kommt aus Dren­stein­furt. Kat­rin Lang­hans hat frü­her für die Müns­ter­sche Zei­tung gear­bei­tet. Bei­de sind RUMS eng ver­bun­den und im Bei­rat des Ver­eins „Rund um Müns­ter“, des­sen Vor­sit­zen­der unser Grün­der Chris­ti­an Hum­borg ist. Herz­li­chen Glück­wunsch an das gan­ze Team!