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Fuchs gewinnt Stichwahl. Und jetzt? | Unbezahlte Werbung: Alexianer-Produkte bei Galeria | RUMS 6 Monate für 1 Euro lesen!

Guten Tag,
dass Tilman Fuchs die Stichwahl gewinnen würde, lag schon am frühen Sonntagabend in der Luft. Der grüne Balken auf der Leinwand in der Bürgerhalle im Rathaus war ab der ersten Einblendung, je nach Perspektive, erfreulich oder erschreckend groß. Und als Tilman Fuchs gegen 18.50 Uhr zu Fuß an der Rosenstraße gesichtet wurde, in Jackett und weißen Sneakers, da begann vor dem Hotel Galactica, wo die Grünen ihre Wahlparty feierten, ein Jubel, der erst endete, als Fuchs drinnen das Mikrofon nahm und sagte: „Auch wenn es noch nicht endgültig ist, das lassen wir uns nicht mehr nehmen. Ich bin neuer OB!“ Sofort setzte wieder Jubel ein.
Fuchs rief: „Wir haben die Stadt von uns überzeugt, nicht nur in den letzten Wochen und Monaten, sondern in den letzten Jahren.“ Durch eine tolle Politik, wollte er sagen – sagte aber: „Durch eine tolle Musik.“ Er wiederholte es noch mal lächelnd und kopfschüttelnd, „tolle Musik“, sagte er, lachend über seinen Versprecher. Dabei kam das an Tilman Fuchs zum Vorschein, womit er im Wahlkampf viele Menschen für sich eingenommen hatte: das Nahbare, Leichte, die Fähigkeit, die Komik eines Moments zu erkennen und über sich selbst den Kopf zu schütteln.
Das, was auch Markus Lewe ausmacht, was Georg Lunemann, dem ernsten, zielstrebigen Anpacker und Umsetzer dagegen eher fehlt. Am Ende gaben nach einem themenarmen Wahlkampf in der Stichwahl 80.083 Menschen Tilman Fuchs ihre Stimme. Das war ein Statement. So viele Stimmen hat in Münster noch nie ein Oberbürgermeister bekommen. In 15 Wahlkreisen über 60 Prozent. Der erste Grüne an der Stadtspitze in Münsters Geschichte.
Ganz schön viele Superlative nach einem grünen Wahlkampf ohne Fehler, in dem die CDU immer nervöser wurde, offensiver und angriffslustiger – und Tilman Fuchs einfach nett und freundlich blieb.
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Am Montagmorgen, dem Tag nach der Wahl, stieg dann im Südpark ein anderer Tilman Fuchs von seinem froschgrünen Trekkingrad. Einer im eng geschnittenen Anzug, im weißen Hemd und dunklen Wildlederschuhen, der nun als Oberbürgermeister zu seiner ersten Pressekonferenz an den Ort zurückkehrte, an dem er am 1. April 1996 seinen ersten Job für die Stadt Münster angetreten hatte, als Praktikant.
Jetzt ging er auf dem Hof herum, schüttelte Hände, begrüßte jeden Einzelnen persönlich, nicht mehr wie ein Kandidat, sondern wie ein Gastgeber. Dann kurze Rede, ein Danke an alle, an die Wählerinnen und Wähler, an Markus Lewe, die Familie, kurzer Ausblick, der Plan für die nächsten Wochen, die Antrittsbesuche, der Haushalt. Alles, was jetzt kommt. Danach Fragen, Interviewwünsche, ein Rundgang auf dem Gelände für die Fotos. Ein Blick auf den Zeitplan. Nächster Termin in einer halben Stunde mit Markus Lewe in seinem Büro.
So eng getaktet wird es ab dem 1. November weitergehen. Dann beginnt offiziell die neue Amtszeit. Und dann kommen die Hindernisse und Schwierigkeiten, über die man in den vergangenen Monaten nur auf Bühnen gesprochen hatte. Im Wahlkampf drehte sich viel um die Verwaltung, die – so wurde es wahrgenommen – in den vergangenen fünf Jahren vieles ausgebremst hatte, was das Ratsbündnis gerne schneller umgesetzt hätte. Es hieß, Markus Lewe sei die meiste Zeit Städtetagspräsident, und wenn er in Münster sei, Stadtpräsident, weniger Verwaltungschef.
Das will Tilman Fuchs anders machen. Allein damit könnte man vermutlich eine Amtszeit verbringen, ohne Langeweile zu bekommen. Aber da sind ja auch noch die anderen Dinge, vor allem: das knappe Geld, das die Möglichkeit zu großen Veränderungen sehr beschränken wird.
Die städtischen Ämter sollen sparen – und besser werden. Um besser zu werden, bräuchte man mehr Menschen. Aber Fachkräfte sind schwer zu finden, vor allem Fachkräfte, die in einer an vielen Stellen verkrusteten Stadtverwaltung arbeiten möchten. Und: Die Verwaltung soll ja eher kleiner werden.
Viele Ziele stehen zueinander in einem Konflikt. Viele Probleme lassen sich nicht ganz grundlos schon länger nicht lösen. Bald wird man sehen, dass sich vieles auch unter grüner Führung nicht so schnell ändern lassen wird.
Gleichzeitig könnte durch das neue grüne Selbstbewusstsein im Rathaus die Erwartung entstehen, dass jetzt der große Hauruckeffekt kommt, nachdem lange nicht viel passiert ist: in der Verkehrspolitik, in der Klimapolitik, da, wo man die Veränderung in der Stadt auch als Einschränkung spüren wird.
Entscheidend ist dabei nicht mal die tatsächliche Veränderung. Egal, was Tilman Fuchs anstellen wird, Münster wird nicht vom Münsterland abgeschnitten werden, wie die CDU es befürchtet. Entscheidend ist die Erzählung, die sich verbreitet, auch im Münsterland, wo das Verständnis für grüne Politik ohnehin recht gering ist.
Wenn die Erzählung ist, der grünen Stadtspitze sei die Wirtschaft nicht wichtig oder das Klima wichtiger als die Menschen, die das Geld in die Stadt bringen, dann könnte sich das verselbstständigen. Dabei können schon Signale sehr wichtig sein.
Geht dagegen alles so weiter wie bisher, könnten Menschen enttäuscht sein, die „Wechsel“ gewählt haben. Auch das kann sich verselbstständigen.
Wie im Wahlkampf wird es nicht zuallererst um die großen Entscheidungen gehen, sondern um den Ton, das Feingefühl, die Atmosphäre, in der man über schwierige Themen spricht und sich auf Veränderungen oder Kompromisse einigt.
Tilman Fuchs kann über vieles nicht allein entscheiden, aber er kann festlegen, was wichtig ist, Signale geben und eine Atmosphäre herstellen, in der Dinge sich bewegen lassen. Er muss jetzt das Kunststück schaffen, das grüne Münster zu begeistern und das schwarze Münsterland nicht zu verprellen.
Am besten geht das wahrscheinlich mit Pragmatismus, Gelassenheit und der Leichtigkeit aus dem Wahlkampf, die im Gezerre von allen Seiten und dem Gewicht der Verantwortung schnell verschwinden kann. Im Moment ist sie noch da. Als am Montagmorgen bei der Pressekonferenz ein Journalist fragte, was Fuchs am Morgen zuallererst gemacht hat, überlegte Fuchs kurz, lächelte und sagte dann: „Einen Kaffee.“ (rhe)
Als wir am Freitag im RUMS-Brief über die Plakat-Unterstützungs-Aktion mehrerer Parteien für die Grünen schrieben, haben wir die ÖDP vergessen. Deshalb der Vollständigkeit halber noch einmal: Grüne, SPD, Volt und die ÖDP haben gemeinsame Sache beim Fuchs-Plakat-Bemalen gemacht. Wir haben das angepasst. (ani)
+++ Die Stadtverwaltung vermittelt dank Kooperation mit Vonovia und Vivawest mehr Wohnungen an Menschen in Wohnungsnot. (Stadt Münster)
+++ Das Software-Unternehmen Clockin hat zehn Millionen Euro von Investoren eingeworben, um seine Plattform für Personal- und Organisationsprozesse kleiner und mittlerer Unternehmen europaweit auszubauen. (Pressemitteilung, RUMS-Interview)
+++ Die Mülltonnen, die normalerweise am Freitag geleert werden, sind wegen des Feiertags erst Samstag dran. (Stadt Münster)
+++ Wegen des Münsterland-Giros werden von Donnerstag- bis Freitagabend Busse und Autos in der Innenstadt, in Nienberge, Roxel und im Kreuzviertel umgeleitet. (Stadtwerke Münster/Stadt Münster)
+++ Am Preußenstadion werden ab morgen rund 30 Bäume für eine neue Zufahrt gefällt. (Stadt Münster)
+++ Die Münster-Arkaden haben am Montag mit einer Riesentorte ihren 20. Geburtstag gefeiert. (Antenne Münster)
+++ Die beiden Münsteraner Verlage „Unrast“ und „Edition assemblage“ haben den Deutschen Verlagspreis gewonnen. (Staatsminister für Kultur und Medien)
+++ Ein 32-Jähriger aus Münster muss nach seinem Geständnis zu sexuellem Missbrauch auf Tiktok für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. (WDR)
+++ Die Chemikerin Line Muradi von der Uni hat den Förderpreis „For Women in Science“ erhalten. (Uni Münster)
+++ Das Kulturamt sucht bis Ende November Ideen für den Kulturrucksack 2026. (Stadt Münster)
+++ Die Anne-Frank-Gesamtschule im Münsterland hat als Finalistin bei der Schulpreis-Verleihung in Berlin heute 5.000 Euro bekommen. (Deutsches Schulportal)
Ab morgen können Sie mitten in der Innenstadt die Produkte aus den Alexianer-Werkstätten erwerben. Im Kaufhaus Galeria an der Ludgeristraße gibt es Schönes zum Essen, Trinken, Anziehen und Schreiben, zum Beispiel das Sortiment von Münsterliebe. Die Lebensmittel sind bio und regional zertifiziert, die Kleidung und Taschen aus Bio-Baumwolle hergestellt.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Katja Angenent für Sie in den Kalender geschaut und ein paar Empfehlungen gesammelt:
+++ Wenn Sie immer schon mal wissen wollten, woran die Wissenschaftler:innen in dieser Stadt eigentlich forschen, dann kommen Sie doch morgen um 17:30 Uhr ins SpecOps. Dort stellen Forschende im Rahmen von KneipenScience ihre Themen ohne Fachchinesisch vor. Anschließend darf gemeinsam diskutiert werden.
+++ Im Cinema läuft morgen um 19 Uhr der Film „Die Möllner Briefe“. Im Anschluss gibt es ein Publikumsgespräch mit Protagonist Ibrahim Arslan, der den rassistischen Brandanschlag in Mölln 1992 überlebte. Stefan Querl, Leiter der Villa ten Hompel, moderiert. Restkarten erhalten Sie hier.
+++ Am Donnerstag spielen Jersey Moon im Hot Jazz Club ab 21 Uhr Songs von Tom Waits. Karten für je 21 Euro bekommen Sie an dieser Stelle.
+++ Am Freitag ist nicht nur Tag der deutschen Einheit und damit Feiertag, sondern auch Tag der Moscheen. Der Christlich-Islamische Arbeitskreis lädt zur Feier des Tages um 15 Uhr in die Räume der Tariqa Burhaniya in der Bahnhofstraße 9 ein.
+++ Ebenfalls am Freitag ist das Radrennen Münsterland Giro. Wenn Sie gerne schnellen Radfahrer:innen beim Wettrennen zuschauen wollen, können Sie hier entlang der Strecke stehen.
+++ Falls Sie anstelle von Sport lieber Kultur am Feiertag genießen, haben wir auch noch was für Sie: Eine besondere Impro-Show können Sie am Freitag um 20:30 Uhr in der Studiobühne sehen. Das Peng!-Improtheater inszeniert mit der Hilfe des Publikums Geschichten, die jenseits von Schwarz und Weiß menschliche Zwischentöne erforschen und in denen es um Kompromisse und um Zweifel geht. Restkarten erhalten Sie hier.
Und sonst?
Die CDU hat die NRW-Kommunalwahl gewonnen, aber in Münster zwei Mal verloren. Wir haben mit dem Politikwissenschaftler Norbert Kersting über die Gründe gesprochen, über den Wahlkampf – und über die Fehler, die Tilman Fuchs jetzt machen kann.
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Da am Freitag Feiertag ist, kommt der nächste RUMS-Brief bereits am Donnerstag – dann schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Außerdem kommt morgen zusätzlich ein Beitrag. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Anna Niere (ani), Jan Große Nobis (jgn), Katja Angenent (kat) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Susanne Bauer
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PS
Wir interessieren uns ja für alles, was mit Lokalpresse zu tun hat – und sei es ein Newsletter. Der Streamingdienst Wow zeigt zurzeit ein Spin-off, also eine Serie, die aus einer anderen Serie hervorgegangen ist, in dem Fall die Serie „The Paper“, die aus dem Kosmos der Serie „The Office“ stammt. Es geht um den Überlebenskampf der kleinen Lokalzeitung „Toledo Truth Teller“ in Ohio und um den jungen Chefredakteur Ned Sampson (Domhnall Gleeson), der die Zeitung zusammen mit seinen Leuten retten will. Das Thema ist also, wenn man so will, der Kampf gegen das Verschwinden, bekannt auch als Leben. Auf der Seite des Streamingdienstes kann man sich einen Trailer ansehen, und falls Sie zehn Folgen an einem Stück durchsehen wollen: Sieben Tage lang ist der Streamingdienst gratis.