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RUMS+1: Kurz vor dem Endspurt | Geplatzte Wasserstoff-Pläne | Babytür im Franziskushospital

Guten Tag,
das Wetter ist heute zwar nicht so schön wie die restliche Woche, aber dafür ist heute ein besonderer Tag. Gründonnerstag ist schließlich kein gewöhnlicher Vizefreitag, sondern führt uns direkt ins lange Wochenende. Weil auch wir über Ostern gerne frei machen wollen, lesen Sie den RUMS-Brief ausnahmsweise einen Tag früher als sonst.
Wir gönnen uns eine kurze Verschnaufpause, denn bald setzen wir mit der RUMS+1-Aktion zum Endspurt an. Seit Beginn der Aktion haben wir schon mehr als 400 Leser:innen dazugewonnen. Vielen Dank, das freut uns sehr!
Heute lesen Sie im Brief:
- SPD Münster: Schulze wirbt für Ja zum Koalitionsvertrag, Jusos für Nein
- Münsters Partnerstadt in der Ukraine: Schulen in Winnyzja bekommen Generatoren
- Kino I: Randale im Saal
- Kino II: Cinema zeigt Film über umstrittenes Thema
- Wirtschaft: Was die Verbände zur Kommunalwahl fordern
- 25 Jahre Babyklappe: So viele Kinder wurden in Münster abgegeben
- Wenn die Bürokratie schneller ist als die Energiewende: Die „Westfalen AG“ und der Wasserstoff
- Fundbüro: Mysteriöses Promenaden-Schild
- Klima-Update: Protest gegen „Westfalen AG“ und Solar-Tracker
- Ein-Satz-Zentrale: Zootier ausgebüxt
- Unbezahlte Werbung: Dönerkult
- Drinnen und Draußen: Balkanrock im Hot Jazz Club
Seit fünf Jahren machen wir Journalismus für Münster, weil uns die Stadt am Herzen liegt. Wir setzen Themen, die für Münster wichtig sind, recherchieren, bewerten, prüfen, und wenn wir Fehler machen, korrigieren wir sie in der nächsten Ausgabe.
Das alles machen wir, weil wir der Meinung sind: Demokratie vor Ort braucht einen starken Journalismus und eine vielfältige Medienlandschaft. Gerade in diesem Jahr, in dem wir in Münster einen neuen Stadtrat wählen, brauchen die Menschen in der Stadt hochwertige und verlässliche Informationen.
Daher haben wir eine Bitte an Sie: Erzählen Sie von RUMS. Leiten Sie Briefe weiter, die Ihnen besonders gefallen haben. Und Empfehlen Sie uns weiter. Damit helfen Sie uns, RUMS beständig zu machen.
Bis Ende des Monats können Sie noch bei RUMS+1 mitmachen. Dazu müssen Sie einfach einen persönlichen Link erstellen, damit Sie RUMS weiterempfehlen können. Wie das genau funktioniert, können Sie hier nachlesen oder sich hier anschauen.
Für jedes Abo, das über Ihren Link abgeschlossen wurde, bekommen Sie und die geworbene Person einen Kaffeegutschein – und Sie landen beide im Lostopf für weitere tolle Prämien. Wer vier oder mehr Abos weiterempfiehlt, darf uns weitere Wunschprämien nennen.
Bevor es jetzt aber weitergeht mit den Nachrichten und danach ins Osterwochenende, sage ich schon einmal: ganz lieben Dank, dass Sie uns so fleißig weiterempfehlen! (sfo)
+++ In den nächsten zwei Wochen können die SPD-Mitglieder über den Koalitionsvertrag mit der Union abstimmen – doch die Basis ist gespalten, auch in Münster. Svenja Schulze, SPD-Bundestagsabgeordnete und Bundesentwicklungsministerin, wirbt in einer Pressemitteilung für Zustimmung. Sie sieht im Koalitionsvertrag ein wichtiges Signal für das Land und die internationale Zusammenarbeit. Die SPD habe in schwierigen Zeiten hart verhandelt und wolle in Wirtschaft, Arbeitsplätze, Renten und Digitalisierung investieren. Münsters Jusos sehen das anders: Die SPD-Jugend sieht die sozialen Aspekte vernachlässigt und will den Koalitionsvertrag ablehnen. Der Chef der SPD Münster, Fabian Schulz, ist zwar auf Schulzes Seite, nur so richtig begeistert klingt er im Antenne Münster-Interview nicht. Er sagt, es gebe schlichtweg keine gute Alternative und alles, was auf eine Ablehnung des Koalitionsvertrags folgen würde, wäre nur schlechter. (ani)
+++ Winnyzja, die ukrainische Partnerstadt von Münster, leidet aufgrund des russischen Angriffskriegs immer wieder unter Stromausfällen. Besonders betroffen sind die Schulen, die den Unterricht oft nur eingeschränkt fortsetzen können. Um den Kindern in dieser schwierigen Lage eine stabile Lernumgebung zu bieten, hat sich die Stadt Winnyzja im Herbst 2024 an Münster gewandt – mit der Bitte um Unterstützung für Generatoren. Und die hat sie jetzt bekommen. Zwei Generatoren mit je 80 Kilowatt Leistung wurden laut der Stadtverwaltung nach Winnyzja geliefert und versorgen dort mittlerweile zwei Schulen mit Strom und Wärme. Dies ermöglicht den Schüler:innen, auch während der Stromausfälle weitgehend ungestört zu lernen. Trotzdem: 15 weitere Bildungseinrichtungen in Winnyzja benötigen ebenfalls Generatoren, um den Unterricht aufrechterhalten zu können. Deshalb haben die Rotary Clubs in Münster bereits angekündigt, weiter Spenden zu sammeln – damit noch mehr Schulen in Winnyzja versorgt werden können. (ani)
+++ Der „Minecraft“-Film, der momentan in den Kinos läuft, ist nicht nur in Deutschland, sondern auch international schon jetzt total erfolgreich. Doch er sorgt auch für Ärger. Schuld ist ein TikTok-Trend: Die Zuschauer:innen, meist Jugendliche, klatschen, schreien und werfen Popcorn während der Vorführungen. Dadurch stören sie den Kinobetrieb. In manchen Fällen musste sogar schon die Polizei gerufen werden, wie das Portal „kino.de“ berichtet. Ganz so schlimm ist es in Münster wohl noch nicht, aber der Trend ist im Cineplex am Hafen angekommen. In den sozialen Medien postete das Kino Fotos aus einem Saal, in dem „Minecraft“ gezeigt wurde: Überall liegt Popcorn, Müll und es kleben Soßen-Reste an den Sitzen – auch die Leinwand bekam etwas ab. In dem Post warnt das Kino vor Vandalismus und Sachbeschädigung und kündigt an, künftig strengere Saalkontrollen durchzuführen. Im Notfall soll auch die Polizei gerufen werden. Ganz neu ist der Trend allerdings nicht: 2023 randalierten aufgrund eines Tiktok-Trends schon einmal Jugendliche in Kinos, damals zum Film „Creed III“. (ani)
+++ Kino, Klappe, die Zweite: Ende Mai zeigt das Cinema den Film „Blinder Fleck“ von der Regisseurin Liz Wieskerstrauch. In dem Film geht es um rituelle Gewalt. So wird eine Sonderform der organisierten sexuellen Gewalt genannt, die ideologisch aufgeladen wird. In der Ankündigung zum Film heißt es auf der Website des Cinemas, den Tätern sei es möglich, mit „immer wiederkehrenden Trainings- und Foltermethoden oder gar kultischen Ritualen voller verdrehter Ideologien Kinder regelrecht [abzurichten], um bei Zwangsprostitution und Sexorgien auf Knopfdruck zu funktionieren“. Durch die ständige Folter würden die Betroffenen eine multiple Persönlichkeit mit etlichen Anteilen entwickeln, die die Täter per „Mind Control“ kontrollieren könnten. Kritiker:innen sehen in dieser Darstellung jedoch einen Verschwörungsmythos, der nie wissenschaftlich belegt wurde (hier, hier oder hier). War dem Kino nicht bewusst, wie umstritten rituelle Gewalt ist? Auf Anfrage schreibt das Cinema, ein Vertrieb, der das Programmkino häufig mit Arthouse-Filmen beliefert, habe den Film zur Aufführung vorgeschlagen. In Deutschland wird „Blinder Fleck“ nur in 20 bis 40 Kinos laufen. Das Cinema schreibt, der Film gehe kritisch mit dem Thema rituelle Gewalt um. Nach der Aufführung bestehe zudem die Möglichkeit, an einer Diskussion zum Inhalt teilzunehmen, weil das Cinema „den Film nicht unkommentiert zeigen“ möchte. „Wir wollen auf keinen Fall Räume für Verschwörungserzählungen öffnen, sondern einen Raum für differenzierte Diskussionen schaffen. Dabei ist Kritik an Verschwörungsideologien, dem Thema und dem Film selbst ebenfalls willkommen“, heißt es. (sfo)
+++ Noch bevor die ersten Parteien ihre Wahlprogramme beschlossen haben, hat die IHK Nordwestfalen heute zusammen mit acht weiteren Wirtschaftsverbänden ein Papier mit Forderungen zur Kommunalwahl im Herbst vorgestellt. Die Themen darin: Gewerbeflächen, bezahlbarer Wohnraum, die Innenstadt, Verkehr, Energie und Wärme, Finanzen, Verwaltung und Digitalisierung. Zum Klimaschutz findet sich in dem achtseitigen Papier kein gesonderter Punkt, einige Forderungen klingen aber in den anderen Bereichen an. IHK-Hauptgeschäftsführer Fritz Jaeckel sagte beim heutigen Pressegespräch, Münster brauche klare Führung. Der neue Oberbürgermeister (der in jedem Fall ein Mann sein wird) müsse Wirtschaft zur Chefsache machen. In den bisherigen Gesprächen der Wirtschaftsvertreter:innen (es saßen auch Frauen am Tisch) mit den Kandidaten hätte sich keiner den wirtschaftspolitischen Forderungen der Verbände versperrt. Nächste Woche schauen wir uns die Inhalte im RUMS-Brief ein bisschen genauer an. (sfo) – Transparenzhinweis: RUMS ist Mitglied der „Initiative Starke Innenstadt“ und der „Wirtschaftsinitiative Münster“. Beide Verbände haben an der Entstehung des Papiers mitgewirkt. RUMS hatte keinen Einfluss auf den Inhalt des Positionspapiers.

Als wir gelesen haben, dass vor gut 25 Jahren die erste Babyklappe in Deutschland eingerichtet wurde, haben wir uns gefragt: Gibt es eigentlich auch eine in Münster? Die Antwort: ja und nein. Seit Ende 2001 können Menschen ein Baby anonym in die Obhut des Sankt-Franziskus-Hospitals geben. Die Einrichtung dort heißt allerdings „Babytür“ und ist ein Raum, in dem die abgebende Person noch fünf Minuten Zeit für den Abschied hat, bis ein:e Mitarbeiter:in über eine Kamera hineinschauen kann. Seit der Eröffnung wurden 13 Babys ans Krankenhaus übergeben. Elf sind adoptiert worden – und zwei von ihnen wurden nach etwa vier Wochen an ihre leibliche Mutter zurück vermittelt. Was uns eine Sprecherin des Krankenhauses außerdem mitteilt: Das Angebot der anonymen Geburt werde viel häufiger genutzt als die Babytür. Die Mütter können dabei ohne Angaben von Daten sicher im Hospital gebären und nach der Geburt entscheiden, ob sie mit dem Baby nach Hause gehen oder es zur Adoption freigeben möchten. (sst)
(Quelle: Sankt-Franziskus-Hospital)
Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!
Wenn die Bürokratie schneller ist als die Energiewende
Die „Westfalen AG“ wollte mehr grünen Wasserstoff produzieren und plante über Jahre ein ehrgeiziges Projekt in Bayern. Dann kam alles anders. Die Pannenserie zeigt: Selbst die grünste Idee bleibt auf der Strecke, wenn es keine verlässlichen Rahmenbedingungen gibt.
Am Dienstag hat Ihnen Anna Niere einen RUMS-Brief über eine Umfrage zum Klimaschutz in Münster geschrieben. Die überwiegende Mehrheit der Menschen in der Stadt ist sich demnach einig: Klimaschutz ist notwendig. Aber nicht immer spiegelt sich die eigene Überzeugung auch im Verhalten wider. Einige Rahmenbedingungen machen es den Menschen schwer, ihr Verhalten nachhaltiger zu gestalten. Wo kein Bus fährt, ist das Auto eben noch das wichtigste Verkehrsmittel.
Das mag nach einer Ausrede klingen, ist aber ein großes Problem. Und das kennen wir nicht nur aus dem Alltag. Auch in der Wirtschaft spielen äußere Faktoren eine entscheidende Rolle für den Klimaschutz. Der Staat soll und muss Firmen schließlich einen Rahmen vorgeben, der ihnen die Grenzen ihres Handelns aufzeigt und gleichzeitig hilft, ihr fossiles Geschäftsmodell nachhaltiger zu gestalten.
Einen solchen Impuls hat der Bund schon 2020 auf den Weg gebracht. Das damals CDU-geführte Bundeswirtschaftsministerium brachte die nationale Wasserstoffstrategie ans Laufen, damit Forschung, Industrie und Politik gemeinsam eine Wasserstoffwirtschaft in Deutschland aufbauen.
Warum grüner Wasserstoff teuer ist
Wasserstoff gilt als Multitalent für die Energiewende. Das Gas kann schließlich eine ganze Menge, zum Beispiel Energie speichern und später wieder in Form von Wärme oder Strom abgeben, schwere Busse und Lkw zum Fahren bringen oder in der Industrie Kohle ersetzen (RUMS-Brief). Es liegen also viele Hoffnungen auf Wasserstoff, denn das Gas verspricht der Industrie eine klimaneutrale Zukunft.
Das Problem ist nur: Natürlicher Wasserstoff ist äußerst selten. Erst letztes Jahr wurde eine riesige Quelle zufällig in einem Bergwerk in Albanien entdeckt. Forscher:innen haben auch Vorkommen in den Alpen oder Pyrenäen gefunden. Aber solange noch kein Loch gebohrt wurde, müssen wir den Wasserstoff selbst herstellen.
Das geht in der Praxis mit sogenannten Elektrolyseuren. Diese Anlagen spalten Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff auf. Für die Elektrolyse ist Strom nötig. Wenn der aus Wind und Sonne entsteht, produzieren die Anlagen zum Schluss grünen (also: klimaneutralen) Wasserstoff, ohne klimaschädliches CO2 auszustoßen.
Nur hat das Ganze einen groben Schönheitsfehler: Grüner Wasserstoff ist wahnsinnig teuer, weil die Produktion jede Menge Ökostrom verbraucht. Die Ökonomin Claudia Kemfert nannte ihn deshalb einmal den „Champagner der Energiewende“. Solange er knapp und teuer ist, darf man also nicht verschwenderisch mit grünem Wasserstoff umgehen, sondern ihn wie Champagner nur zu besonderen Anlässen einsetzen, etwa in der Industrie oder als Treibstoff für schwere Fahrzeuge.
Aus Champagner soll Tafelwasser werden
Dieses Potenzial erkannte auch die „Westfalen AG“ aus Münster vor einigen Jahren. Schon seit 2016 betreibt „Westfalen“ eine Wasserstofftankstelle für Lkw in Amelsbüren. Dort fließt allerdings grauer Wasserstoff aus der Zapfsäule, der mit fossiler Energie gewonnen wird. Bisher ist die Tanke ein Zuschussgeschäft für „Westfalen“.
Vor zwei Jahren verkündete der Konzern im „Wirtschaftsspiegel“ der IHK Nordwestfalen, dass mehr Geld in den Umstieg auf Nachhaltigkeit fließen soll, genau genommen 500 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren. Ein großer Teil der Summe sollte für grünen Wasserstoff ausgegeben werden.
Mit dem Fünfjahresplan wollte „Westfalen“ das Henne-Ei-Problem lösen: Solange grüner Wasserstoff knapp ist, wird er nicht nachgefragt – doch wenn er nicht nachfragt wird, bleiben Investitionen für ein größeres Angebot aus. Spätestens ab diesem Jahr sollten Busse und Lkw mit grünem Wasserstoff angetrieben werden. 2030 würden die Kurse an der Zapfsäule fallen. Aus dem Champagner der Energiewende sollte also Tafelwasser werden.
Wie das Projekt kippte
Für diese Ziele plante „Westfalen“ ab Januar 2022 einen Elektrolyseur für grünen Wasserstoff im bayerischen Städtchen Weißenhorn bei Ulm. Vor Kurzem hat „Zeit online“ nachgefragt, wie es so mit der Planung läuft. In Weißenhorn passte ja alles: Es gibt einen Autobahnanschluss, ein örtliches Fernwärmenetz für die Abwärme, einen Industriebetrieb, der mit dem „Westfalen“-Wasserstoff Edelstahl veredeln wollte, und eine Müllverbrennungsanlage auf der anderen Straßenseite, die den Elektrolyseur mit Strom versorgt hätte, wenn kein Wind weht oder keine Sonne scheint.
Allein für diesen Elektrolyseur wollte „Westfalen“ 30 Millionen Euro investieren. Die Anlage sollte rund 1.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr produzieren und gewinnbringend laufen. Was aber dann passierte, liest sich wie eine Pannenserie, die kaum unglücklicher hätte laufen können und nebenbei zeigt, wie schnell Ambitionen verpuffen können, wenn sich die Rahmenbedingungen von heute auf morgen ändern.
Juli 2023. Das Bundesverkehrsministerium möchte das Projekt fördern. 8 der 30 Millionen Euro sagt der Bund zu. Noch sieht es danach aus, als würde alles gut gehen.
November 2023. Das Bundesverfassungsgericht fällt ein folgenschweres Urteil: Die ungenutzten Kredite, die Deutschland zur Bewältigung der Coronapandemie aufgenommen hat, dürfen nicht mehr für den Klima- und Transformationsfonds ausgegeben werden. Damit ändert sich die industriepolitische Großwetterlage, auch für Wasserstoffprojekte.
April 2024. Nach monatelanger Funkstille kommt die offizielle Absage vom Bund. Die Förderung ist gestrichen. „Westfalen“ hat zwischenzeitlich weitergeplant.
Wenige Tage später. Es gibt frisches Geld, diesmal vom Freistaat Bayern. Das Wirtschaftsministerium möchte den Elektrolyseur mit 5 Millionen Euro fördern. Der Haken: Die EU hat kurz zuvor strengere Kriterien für grünen Wasserstoff beschlossen. Für Strom aus der Müllverbrennungsanlage gibt es plötzlich kein Fördergeld mehr.
Juni 2024. Die Stadt Weißenhorn muss auf dem Gelände des Elektrolyseurs ein größeres Regenrückhaltebecken bauen, um der Hochwassergefahr Herr zu werden. „Westfalen“ muss umplanen.
August 2024. „Westfalen“ stoppt den Elektrolyseur in Weißenhorn. Das Projekt lässt sich nicht mehr schönrechnen. Die Planung hat bis dahin über eine halbe Million Euro gekostet.
Wasserstoff auf Eis gelegt
Wie geht es jetzt weiter? Aus der Pressestelle von „Westfalen“ erfahren wir, der Konzern habe wie viele andere Unternehmen seine Wasserstoffprojekte vorerst auf Eis gelegt. Obwohl die Zeichen zunächst gut aussahen, sei grüner Wasserstoff noch immer zu teuer und könne nicht konkurrieren. „Wir haben die Hoffnung, dass die angekündigte Aufstockung des Klima- und Transformationsfonds (KTF) um 100 Milliarden Euro die erhofften notwendigen Impulse bringt, um den Markt mit einem wettbewerbsfähigen Preis für grünen Wasserstoff anzureizen“, schreibt ein Sprecher.
Zudem hängt auch vieles von der neuen Bundesregierung ab. Eine wirtschaftspolitische Ankündigung ging bereits durch die Presse: Union und SPD wollen einen Industriestrompreis einführen. Energieintensive Unternehmen sollen dadurch einen günstigeren Stromtarif bekommen. Das könnte der Wasserstoffproduktion in Deutschland Rückenwind bringen.
Was bisher weniger öffentliche Aufmerksamkeit bekommen hat, ist ein ambitioniertes Ziel von Schwarz-Rot: „Deutschland soll eine führende Rolle in einer europäischen Wasserstoffinitiative einnehmen“, heißt es auf Seite 34 des Koalitionsvertrags. Gelingen soll das unter anderem mit weniger Bürokratie und mehr Forschung, einem Wasserstoffkernnetz für die Industriezentren, besseren Speichern und Energiepartnerschaften mit dem Ausland.
Neuer Elektrolyseur im Atomstromland Frankreich
Ganz umsonst war die Planung des Elektrolyseurs übrigens nicht. Kurz bevor „Westfalen“ in Weißenhorn alles abblasen musste, verkündete der Konzern im Juli 2024, er habe im Nordosten Frankreichs einen alternativen Standort gefunden. Dort soll Anfang nächsten Jahres ein Elektrolyseur in Betrieb genommen werden. Ohne staatliche Förderung, aber dafür mit günstigem Industriestrom aus dem Atomkraftwerk.
Aber: Ist dieser Wasserstoff auch „grün“? Kurz gesagt: Nein. Nach einer Studie der schleswig-holsteinischen FH Westküste kann Wasserstoff, der mit Atomstrom erzeugt wird, durchaus klimafreundlich sein. Aber er ist niemals „grün“ im Sinne des neuen EU-Rechts. In der Pressemitteilung zum französischen Elektrolyseur schreibt „Westfalen“ daher ganz diplomatisch, der Wasserstoff sei umweltfreundlich. (sfo)
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Fundbüro

Huch, was macht denn dieses Schild an der Promenade? Das dachte sich wohl RUMS-Leser Hendrik Kuhnert, als er uns dieses Foto geschickt hat. Vielleicht ist es ja Kunst im öffentlichen Raum, vielleicht ein Versehen, vielleicht auch nur ein oller Scherz, wer weiß. Wir haben bei der Stadt nachgefragt. Die Auflösung: Offensichtlich haben aber unbekannte Witzbolde das korrekte „Vorfahrt achten“-Schild gegen das auf den Kopf gedrehte Bahnübergangsschild ausgetauscht. Gestern wurde das falsche Schild abmontiert, bald kommt das richtige wieder an Ort und Stelle, schreibt uns die Stadt. Dieses Foto aber bleibt für die Ewigkeit. Haben auch Sie etwas Kurioses entdeckt? Schicken Sie uns ein Foto, am besten im Querformat, per E-Mail zu.
+++ Kommen wir noch mal kurz auf die „Westfalen AG“ zu sprechen: Mit pinken Westen und Parolen wie „Westfalen Gas tötet“ haben Klima-Aktivist:innen des „Widerstandskollektivs“ am Montag vor der Geschäftsstelle am Industrieweg protestiert, wie das Onlinemagazin „Alles Münster“ berichtete. Die unangemeldete Aktion sorgte für einen Polizeieinsatz und zog Strafanzeigen nach sich. Die Aktivist:innen sprühten ihre Sprüche mit pinker Sprühkreide an den Eingang der Firma. Das Kollektiv ist eine der Nachfolgeorganisationen der „Letzten Generation“ und will sich nach eigener Aussage künftig direkt gegen Konzerne richten, die sie als Treiber der Klimakrise sehen. Dem Unternehmen „Westfalen“ werfen sie Greenwashing vor, also sich klimafreundlicher darzustellen, als das Unternehmen in Wahrheit ist. „Westfalen“ selbst spricht von Klimaschutzengagement – und äußert demnach Unverständnis für Protestformen, die Sachbeschädigung nahelegen. (ani)
+++ Kennen Sie schon Solartracker? Das sind bewegliche Photovoltaikanlagen, die sich automatisch nach dem Sonnenstand ausrichten. Sie sollen rund 40 Prozent mehr Energieertrag als herkömmliche Solarmodule bringen. Zusätzlich sind die Solartracker mit Modulen ausgestattet, die auch das Licht nutzen, das von hinten oder seitlich auf die Panels trifft. Auf dem Parkplatz der Firma „Ratiodata“ in der Loddenheide drehen sich seit Kurzem vier solcher Solartracker mit der Sonne. Das Ziel ist simpel: möglichst viel Grünstrom für den Eigenbedarf generieren. Rund 12 Prozent des Strombedarfs der Firma am Standort in der Loddenheide soll dadurch gedeckt werden. In Zukunft sollen noch vier weitere Solartracker dazukommen. Die Module sind Teil des Klimastadt-Vertrags der Stadt Münster. (ani)

Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Die seit vorgestern vermisste 12-jährige gehörlose Münsteranerin ist wohlbehalten in der Nähe von Bochum gefunden worden. (Polizei Münster)
+++ Die ehemalige Uni-Sporthalle auf dem Leonardo-Campus wird künftig als Magazin der Universitäts- und Landesbibliothek genutzt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Finanzämter in Münster liegen mit einer Bearbeitungszeit von rund 44 Tagen unter dem 50-Tage-Landesdurchschnitt in NRW. (Antenne Münster)
+++ Trotz vorheriger Trockenheit gibt die Stadt grünes Licht für Osterfeuer, weil der Regen die Waldbrandgefahr gesenkt hat. (Antenne Münster)
+++ Ein vermisster 59-jähriger Münsteraner Angler wurde tot aus dem Dortmund-Ems-Kanal geborgen. (Polizei Münster)
+++ An der Uni gibt es jetzt eine „Arbeitsstelle für kritische, interdisziplinäre und interreligiöse Männlichkeitsforschung“, die die Rolle von Männern im Islam erforschen will. (Uni Münster)
+++ Als gestern vier Weißrüsselnasenbären in den Allwetterzoo gezogen sind, büxte ein Weibchen aus, konnte aber binnen weniger Minuten von den Tierpfleger:innen eingefangen und wieder ins Gehege gebracht werden. (WDR)
+++ Der Glatzer Weg wird ab dem 19. Mai zur „Schulstraße“ und werktags von 7:30 bis 8:15 Uhr für Autos gesperrt, um einen sicheren Schulweg zu gewähren. (Stadt Münster)
+++ Im neuen Südbad haben im ersten Betriebsjahr ungefähr 70.000 Besucher:innen ihre Bahnen gezogen. (Stadt Münster)
+++ Die CDU fordert einen verbindlichen Fahrplan für die Digitalisierung der Stadtverwaltung in Münster – mit klaren Zielen und konkreten Maßnahmen bis 2030. (CDU Münster)
Von einem Familienessen zum nächsten – sind wir mal ehrlich, bei wem sehen die Feiertage nicht so aus? Da haben vermutlich vermutlich die wenigsten noch Lust, sich am Tag danach Essen zu kochen. Ist es in solchen Fällen nicht angenehm, einfach mal einen schönen, fettigen Döner zu essen? Genau das können Sie bei „Dönerkult.de“ in Pluggendorf. Neben den klassischen Dönerbuden-Gerichten (als Kebap, auf dem Teller, im Lahmacun oder Dürüm) gibt es auf der Speisekarte noch Falafel, Pizza, Pide und Salate. Sie können sich ihr Gericht ganz einfach abholen oder liefern lassen. Samstags hat der Laden geschlossen, montags bis freitags ist ab 11:30 Uhr geöffnet und sonntags ab 16:30 Uhr.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Annalena Zernott hat sich angeschaut, was über die Feiertage so in Münster los ist und paar Ausflugstipps für Sie gesammelt:
+++ Karfreitag steht in Münster traditionell ganz im Zeichen des Struwen: Sollten Sie den süßen Hefepfannkuchen noch nie probiert haben, holen Sie das unbedingt nach. Wenn Sie die Struwen nicht selbst machen möchten, können Sie zum Beispiel im Mühlenhof Freilichtmuseum einen Platz reservieren, in der Pleistermühle bekommen Sie die Pfannkuchen ebenfalls (Reservierung unter 0251/136760 oder per E-Mail). Im Allwetterzoo werden Struwen im Zoo-Bistro verkauft. 2Da gibt’s die ist auch ohne Reservierung.
+++ Im Monolog „All das Schöne“ interpretiert der einzige Darsteller des Abends ein berührendes Stück rund um das Thema Depression und wie es einen Menschen ein Leben lang begleiten kann. Die Vorstellung findet am Karfreitag um 18 Uhr im Wolfgang-Borchert-Theater am Mittelhafen statt. Einen Trailer zum Stück finden Sie hier. Es gibt nur noch einige wenige Karten (hier).
+++ Das Balkan Rock Trio gastiert Samstagabend im Hot Jazz Club. Ab 19 Uhr können Sie sich anschauen, wie überraschend gut die Vertonung von Volksliedern vom Balkan und Progressive Rock klingt (überzeugen Sie sich selbst: hier). Karten bekommen Sie für 17 Euro an der Abendkasse, online vorab ist es etwas günstiger.
+++ Falls Sie beim Ostereinkauf die Hasen für die Familie vergessen haben sollten: Im Allwetterzoo werden am Ostersonntag im Zoo-Bistro Schokoladen-Hasen an alle Besucher:innen verteilt. Außerdem beginnt um 11 Uhr am Bärenhaus eine kostenlose Führung zum tagesaktuellen Thema: Eier. Weitere Hinweise finden Sie hier.
+++ Am Dienstag nach Ostern zeigt der Filmverein „Die Linse“ den Film „United in Anger“ im Cinema. Der 2002 veröffentlichte Dokumentarfilm zeichnet die Geschichte der Organisation „Act Up“ nach, die ab den 1980er Jahren dafür kämpfte, an HIV und AIDS erkrankten Menschen eine Stimme in der Mitte der Gesellschaft zu geben. Karten für 7 Euro können Sie online hier kaufen, los geht es um 18 Uhr.
Am Dienstag schreibe ich Ihnen wieder. Genießen Sie das lange Wochenende und haben Sie schöne Ostern.
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Anna Niere (ani), Jan Große Nobis (jgn), Svenja Stühmeier (sst), Annalena Zernott (aze) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Eine Party in Gievenbeck vergangenes Jahr. Wie etliche Male zuvor unterhalte ich mich über die Wohnungsnot in Münster. Jede:r hat dazu etwas zu sagen. Doch das, was mir eine junge Frau an diesem Abend erzählte, macht mich bis heute sprachlos. Sie war damals auf der Suche nach einer neuen Wohnung, weil sie nach dem Ende ihres Studiums das Wohnheim verlassen musste. Irgendwann erhielt sie eine Nachricht von einer anderen Frau, deren Vorname mit M beginnt. Die Eckdaten stimmten: schönes Zimmer, bezahlbare Miete, nette WG. Irgendwann uferte der Chat aus und M fragte: „Gehst du auch draußen pissen, wenn du betrunken bist?“ Heute weiß ich: Dahinter steckt eine Masche, die die Wohnungsnot junger Frauen schamlos ausnutzt. M ist nicht nur in Münster aktiv, sondern überall in Deutschland. M heißt manchmal Mara oder Magdalena, manchmal auch Larissa oder Debbie. Immer schaltet M Anzeigen von Wohnungen, die es in Wahrheit nicht gibt. Mit dem Ziel, an Videos zu gelangen, auf denen junge Frauen pinkeln. Die ganze Geschichte können Sie bei dem Reportageformat „Strg F“ auf Youtube nachsehen.
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