Kita-Navigator verliert Orientierung | Waffen in Münster: eine Erkundungsreise | Unbezahlte Werbung: Happy Tea Bar

Müns­ter, 14. Febru­ar 2023

Guten Tag,

die Stadt Müns­ter hat am Sonn­tag­nach­mit­tag um 16 Uhr eine Pres­se­mit­tei­lung ver­öf­fent­licht. Am Wochen­en­de. Das war unge­wöhn­lich. Der Inhalt der Mit­tei­lung ließ erah­nen, war­um es so schnell gehen muss­te. Der Kita-Navi­ga­tor, die Soft­ware, die in Müns­ter die Ver­ga­be von Kita-Plät­zen regelt, hat­te die Ori­en­tie­rung ver­lo­ren. Er hat­te Geschwis­ter­kin­der an unter­schied­li­che Kitas ver­mit­telt oder nur einem Zwil­ling einen Platz zuge­sagt. Die Stadt hat­te der Soft­ware danach den Ste­cker gezo­gen. Was das nun bedeu­tet, wird erst lang­sam klar. 

Stadt­di­rek­tor Tho­mas Paal tin­gel­te am Mon­tag­abend durch die Frak­tio­nen und sprach dabei zer­knirscht von einem „Desas­ter“. Nach Paals Schil­de­run­gen kam es zu dem Feh­ler, weil die Soft­ware jetzt etwas mehr kann als frü­her, aber das, was sie frü­her konn­te, nicht mehr so rich­tig gut macht. Unge­fähr so jeden­falls habe er das erklärt, erzähl­te jemand, der dabei war . Die SPD-Frak­ti­on schrieb hin­ter­her in einer Pres­se­mit­tei­lung, so rich­tig habe man noch immer nicht ver­stan­den, wor­an es lag. Paal habe auch nicht erklä­ren kön­nen, wann das Pro­blem beho­ben sein werde.

Die Stadt hat sich seit Sonn­tag nicht mehr zu der Sache gemel­det. Das kri­ti­sie­ren SPD und auch die Grü­nen. Tenor: Trans­pa­renz sieht anders aus.

Das vor­läu­fi­ge Ergeb­nis ist mit dem Wort unglück­lich noch recht wohl­wol­lend beschrie­ben. Glück haben Eltern, die ihren Kita-Ver­trag schon unter­schrie­ben haben. Sie behal­ten laut Paal ihren Platz. Eltern, die bis­lang ledig­lich eine Zusa­ge bekom­men haben, müs­sen dage­gen wie­der hof­fen. Im schlech­tes­ten Fall muss die Stadt die kom­plet­te Ver­ga­be wiederholen. 

Das wäre die nächs­te Pan­ne in einer gan­zen Rei­he von Wid­rig­kei­ten. Erst vor andert­halb Wochen war her­aus­ge­kom­men, dass die Stadt über 350 Kita-Plät­ze nicht ver­ge­ben kann, weil Per­so­nal fehlt. Die West­fä­li­schen Nach­rich­ten zitier­ten Jugend­amts­lei­te­rin Sabi­ne Trockel mit dem Satz: „Wir wer­den zum Som­mer nicht allen Kin­dern einen Platz anbie­ten können.“ 

Doch so ein­fach ist das nicht. Wenn die Kin­der ein Jahr alt sind, ist die Stadt dazu ver­pflich­tet, ihnen einen Platz anzu­bie­ten. Dann haben die Eltern einen Rechts­an­spruch. Sie kön­nen einen Platz ein­kla­gen. Führt auch das nicht zum Erfolg, kön­nen sie Scha­den­er­satz fordern.

Land startet Sofortprogramm

Am Ende kann es sogar sein, dass die Fol­gen des Kita-Navi­ga­tor-Blind­flugs auch die Kin­der betref­fen wer­den, die längst einen Kita-Platz haben. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Mann­heim hat im Dezem­ber ent­schie­den, dass Kitas bei feh­len­den Kapa­zi­tä­ten vor­über­ge­hend mehr Kin­der betreu­en müs­sen als vor­ge­se­hen. Und das müss­ten dann wie­der­um die Men­schen aus­ba­den, die dort arbeiten. 

Eini­ge von ihnen haben heu­te an Warn­streiks teil­ge­nom­men. Vier städ­ti­sche Kitas blie­ben des­we­gen geschlos­sen, mel­det die Stadt. Die Gewerk­schaft Ver­di for­dert für die Beschäf­tig­ten mehr Geld. Allein dadurch wür­de sich das Pro­blem aller­dings nicht lösen. 

NRW-Fami­li­en­mi­nis­te­rin Jose­fi­ne Paul hat vor weni­gen Tagen ein Sofort­pro­gramm ange­kün­digt, um die offe­nen Stel­len in Kitas zu beset­zen. Laut Ber­tels­mann sind das im gan­zen Land etwa 24.000. Im Som­mer will die Lan­des­re­gie­rung 900 zusätz­li­che Lehr­stel­len schaf­fen, mehr für die Jobs wer­ben und Stu­die­ren­den die Kin­der­be­treu­ung schmack­haft machen. Aber so schnell wird auch das nicht gehen. 

Mit Fach­kräf­ten, die aus dem Aus­land kom­men sol­len, ist es ganz ähn­lich. Das Rat­haus­bünd­nis hat im Novem­ber 2021 ein Modell­pro­jekt gestar­tet, mit dem man Men­schen aus Spa­ni­en dazu bewe­gen möch­te, in Müns­ter in Kitas zu arbei­ten. Aber bewer­ben kön­nen die spa­ni­schen Fach­kräf­te sich erst ab März. Kom­men sol­len sie dann im Novem­ber. Auch sie wer­den nicht alle Lücken schließen.

Wie die Stadt Müns­ter sich bis dahin über Was­ser hält, ist noch nicht ganz klar. Leon Herbst­mann, der jugend­po­li­ti­sche Spre­cher der Grü­nen-Frak­ti­on, wür­de sich erst ein­mal wün­schen, dass die Stadt die Eltern bes­ser infor­miert und Kon­takt­mög­lich­kei­ten zum Jugend­amt her­stellt. SPD-Frak­ti­ons­chefin Lia Kirsch hät­te gern ein Kon­zept für eine Not­be­treu­ung. Aber um zu wis­sen, wel­che Kin­der betreut wer­den müs­sen, müss­te zunächst die Ver­ga­be rich­tig funktionieren. 

Wie das gelin­gen kann, wird Tho­mas Paal mor­gen Abend viel­leicht erklä­ren. Dann tagt der Rat. Die Lin­ke hat zum Kita-Schla­mas­sel eine aktu­el­le Stun­de bean­tragt. (rhe)

Heute lesen Sie im RUMS-Brief:

  • Frie­dens­ket­te: Stadt bekennt sich vorsichtig
  • Gesamt­schu­le Roxel: War­um die Stadt klagt
  • Lärm­kar­te: Stra­ßen­ver­kehr am lautesten
  • Schul­an­mel­dun­gen: Rats­gym­na­si­um am beliebtesten
  • Waf­fen in Müns­ter: Eine Erkundungsreise
  • Kli­ma-Update: Mehr Platz für Solar-Anlagen
  • Ein-Satz-Zen­tra­le: Stadt geneh­migt über über 1.100 Photovoltaik-Module
  • Unbe­zahl­te Wer­bung: Hap­py Tea Bar
  • Drin­nen und Drau­ßen: Lite­ra­tur­ge­spräch mit Til­man Röhrig

Kurz und Klein

+++ Müns­ters Ober­bür­ger­meis­ter hat sich in die­ser Woche dann doch vor­sich­tig zur Men­schen­ket­te bekannt, die am 24. Febru­ar die Rat­häu­ser von Müns­ter und Osna­brück mit­ein­an­der ver­bin­den soll. Im vier­ten Absatz einer Pres­se­mit­tei­lung zum bevor­ste­hen­den Jah­res­tag des rus­si­schen Angriffs auf die Ukrai­ne erwähnt Mar­kus Lewe die „Frie­dens­ket­te“ als eine von meh­re­ren Ver­an­stal­tun­gen. Er begrü­ße „die­ses viel­fäl­ti­ge Enga­ge­ment der müns­ter­schen Zivil- und Stadt­ge­sell­schaft für den Frie­den aus­drück­lich“, und er ermu­ti­ge die Men­schen, „sich zahl­reich an den Aktio­nen zu betei­li­gen“. Damit ver­mei­det er es geschickt, sich ein­deu­tig zur Men­schen­ket­te zu äußern. Er macht also das, was Heri­bert Prantl am Wochen­en­de in einem Kom­men­tar für die Süd­deut­sche Zei­tung an den poli­ti­schen Stel­lung­nah­men kri­ti­siert hat. „In ihren Erklä­run­gen eiern die Par­tei­en in Müns­ter her­um, wohl aus Angst davor, dass schon das Wort Frie­de als Distan­zie­rung von der Ukrai­ne ver­stan­den wer­den könn­te“, schreibt Prantl. Dabei sei­en das Wort Frie­den und der Auf­ruf zu Ver­hand­lun­gen „kei­ne Distan­zie­rung von der Ukrai­ne, son­dern einen Distan­zie­rung vom Krieg“. Die Frie­dens­in­itia­ti­ven aus Osna­brück haben unter­des­sen ange­kün­digt, die Frie­dens­ket­te am 24. Febru­ar um 16 Uhr mit John Len­nons Lied „Give Peace a Chan­ce“ zu been­den. Anmel­den kön­nen Sie sich hier. (rhe)

+++ Nach­dem die Stadt Müns­ter ange­kün­digt hat, gegen das Nein der Bezirks­re­gie­rung zur Gesamt­schu­le in Roxel zu kla­gen, haben wir uns noch ein­mal den meter­lan­gen Text ange­se­hen, mit dem die Stadt ihre Kla­ge begrün­det. Im Kern geht es um die Fra­ge, ob die Bezirks­re­gie­rung sich bei ihrer Ein­schät­zung auf eine ande­re Bevöl­ke­rungs­pro­gno­se stüt­zen durf­te, als die Stadt Müns­ter es getan hat. Die von der Stadt beauf­trag­te Kanz­lei Meis­ter­ernst Düsing Man­stet­ten ist sich ziem­lich sicher, dass die Bezirks­re­gie­rung das nicht durf­te. Dadurch wer­de Müns­ters Recht auf eine eige­ne Schul­ent­wick­lungs­pla­nung ver­letzt, schreibt Stadt­di­rek­tor Tho­mas Paal in dem Papier, über das der Rat mor­gen Abend ent­schei­det. Die Stadt hat­te mit einer Bevöl­ke­rungs­pro­gno­se belegt, dass eine Gesamt­schu­le in Roxel die Exis­tenz der benach­bar­ten Anne-Frank-Gesamt­schu­le in Havix­beck nicht gefähr­den wür­de. Die Bezirks­re­gie­rung hat­te die tat­säch­li­chen Gebur­ten­zah­len zugrun­de gelegt, eins und eins zusam­men­ge­zählt und war so zu einem ande­ren Ergeb­nis gekom­men. Nach den Berech­nun­gen der Bezirks­re­gie­rung bleibt die Zahl der Kin­der, die in Müns­ters Wes­ten leben, etwa kon­stant; die Stadt Müns­ter geht von stei­gen­den Zah­len aus. Nach­dem mor­gen Abend der Rat über die Fra­ge ent­schie­den haben wird, ob die Stadt Müns­ter kla­gen wird (nahe­zu sicher: Ja), ent­schei­det dann irgend­wann in aller Ruhe das Ver­wal­tungs­ge­richt. (rhe)

+++ Die Lärm­kar­tie­rung der Stadt Müns­ter zeigt: Immer noch ist der Stra­ßen­ver­kehr die Haupt­lärm­quel­le. Tags­über erreicht der durch die Stra­ße erzeug­ten Lärm im Schnitt an vie­len Orten über 65 Dezi­bel. Das ist die Gren­ze, die laut Umwelt­bun­des­amt nicht über­schrit­ten wer­den soll­te, um die Gesund­heit zu schüt­zen. Herz-Kreis­lauf-Pro­ble­me und Blut­hoch­druck gehö­ren zum Bei­spiel zu den Lang­zeit­fol­gen, die ein­tre­ten kön­nen, wenn ein Mensch dau­er­haft Lärm aus­ge­setzt ist. Um dem ent­ge­gen­zu­wir­ken, gibt es Plä­ne, wie die Stadt Müns­ter lei­ser wer­den kann. Beson­ders wir­kungs­voll waren bis­her lärm­min­dern­de Fahr­bahn­be­lä­ge und Geschwin­dig­keits­re­du­zie­run­gen. (sst)

+++ Die Nach­fra­ge nach Gym­na­si­en und Real­schu­len in Müns­ter ist gestie­gen. Beson­ders beliebt ist das Rats­gym­na­si­um. Ins­ge­samt mel­det die Stadt nach Ende der Frist 2.701 Anmel­dun­gen für die wei­ter­füh­ren­den Schu­len. Aller­dings rei­chen die Plät­ze nicht an allen Schu­len aus. Die bei­den städ­ti­schen Gesamt­schu­len muss­ten 251 Absa­gen ver­schi­cken. Auch an drei Real­schu­len gab es mehr Anmel­dun­gen als Plät­ze: an der Erich-Klau­se­ner-Schu­le, der Geschwis­ter-Scholl-Real­schu­le und der Real­schu­le Wol­beck. Das Inter­es­se an den Haupt­schu­len ging wei­ter zurück. (rhe)

+++ Für den Fall, dass Sie es über­le­sen haben: Mor­gen Abend tagt der Rat. Ein Vögel­chen hat uns gezwit­schert, es wer­de „die kür­zes­te Rats­sit­zung des Jah­res“. Das bedeu­tet: Wahr­schein­lich ver­quatscht man sich dann doch bei irgend­ei­nem Tages­ord­nungs­punkt, und am Ende ist es wie­der halb zehn. Eine lan­ge Debat­te wird es sehr wahr­schein­lich über die Park­ge­büh­ren geben. Die aktu­el­le Stun­de zur Kita-Mise­re dau­ert ver­mut­lich eine Stun­de. Es ste­hen 34 Punk­te auf der Tages­ord­nung. Falls Sie sich für die Stra­ßen­um­be­nen­nun­gen inter­es­sie­ren: Die reicht der Rat mor­gen direkt an den Haupt­aus­schuss wei­ter. Und wenn Ihnen der Weg ins Rat­haus zu weit ist, den Live­stream zur Rats­sit­zung fin­den Sie mor­gen ab 16.15 Uhr hier. (rhe)

Waffen in Münster: Löchrige Statistiken, Schweigen, Junggesellenabschiede

Wenn wir hier im RUMS-Brief grö­ße­re Recher­chen ver­öf­fent­li­chen, gibt es oft einen aktu­el­len Anlass dafür. Das ist heu­te zum Glück nicht der Fall, denn es geht um Waffen.

Aktu­ell ist das The­ma trotz­dem eigent­lich immer. Es kocht in der öffent­li­chen Debat­te meis­tens dann hoch, wenn etwas pas­siert ist. Zuletzt vor ein paar Wochen, nach­dem in der Sil­ves­ter­nacht in Ber­lin Poli­zei und Feu­er­wehr mit Schreck­schuss­pis­to­len ange­grif­fen wor­den waren. Und im Dezem­ber, nach­dem die Poli­zei bei einer Raz­zia mehr als 100 schar­fe Waf­fen bei Reichsbürger:innen gefun­den hatte.

Dazu kommt ein Trend, in ganz Deutsch­land, in Nord­rhein-West­fa­len und auch in Müns­ter: Immer mehr Men­schen im Land haben einen Klei­nen Waf­fen­schein. Aus die­ser Tat­sa­che wird in der Bericht­erstat­tung oft die Schlag­zei­le „Immer mehr Men­schen bewaff­nen sich“, „Die Deut­schen bewaff­nen sich“, oder noch rei­ße­ri­scher: „Bür­ger rüs­ten mas­siv auf“.

Aber stimmt das? Um wel­che Waf­fen geht es eigent­lich? Und wer besitzt sie? Con­stan­ze Busch hat die Situa­ti­on in Müns­ter recher­chiert. Dabei hat sie zwei Din­ge fest­ge­stellt: Vie­le Medi­en­be­rich­te nen­nen irre­füh­ren­de Zah­len. Und auf erstaun­lich vie­le Fra­gen gibt es kei­ne oder wider­sprüch­li­che Antworten.

Mehr Unsicherheit, mehr Anträge

Zum Ver­ständ­nis erst ein­mal eine kur­ze Waffenschein-Kunde:

  • Die Waf­fen­be­sitz­kar­te: Wer Geweh­re oder Pis­to­len mit schar­fer Muni­ti­on besit­zen will, braucht eine Waf­fen­be­sitz­kar­te. Antragsteller:innen bekom­men sie, wenn sie min­des­tens 18 Jah­re alt und „waf­fen­recht­lich zuver­läs­sig“ sind – sie dür­fen also zum Bei­spiel nicht wegen einer Straf­tat ver­ur­teilt wor­den sein. Dar­über hin­aus müs­sen sie die „erfor­der­li­che Sach­kun­de“ mit­brin­gen, was sie etwa mit einer Jäger­prü­fung nach­wei­sen kön­nen. Und sie müs­sen ein „waf­fen­recht­li­ches Bedürf­nis“ nach­wei­sen, das heißt: Jäger:in oder Sportschütz:in sein, Waf­fen sam­meln oder wel­che geerbt haben. Laut Poli­zei hat­ten ver­gan­ge­nes Jahr 2.666 Per­so­nen in Müns­ter eine Waffenbesitzkarte.
  • Der Waf­fen­schein: Den Waf­fen­schein bekom­men Per­so­nen, die glaub­haft ver­mit­teln kön­nen, dass sie „mehr als die All­ge­mein­heit durch Angrif­fe auf ihr Leben oder Leib gefähr­det sind“ und im Ernst­fall in der Lage wären, sich tat­säch­lich mit einer Waf­fe ver­tei­di­gen zu kön­nen. Dazu kom­men die­sel­ben Anfor­de­run­gen wie für die Waf­fen­be­sitz­kar­te. Waf­fen­schei­ne wer­den vor allem an Mitarbeiter:innen von Bewa­chungs­un­ter­neh­men aus­ge­ge­ben, kaum an Pri­vat­per­so­nen, und sie sind auf drei Jah­re befris­tet. In Müns­ter haben laut Poli­zei weni­ger als zehn Men­schen einen sol­chen Schein. Mehr Infos nennt sie dazu wegen der gerin­gen Anzahl nicht, denn es sol­len kei­ne Rück­schlüs­se auf die kon­kre­ten Per­so­nen mög­lich sein.
  • Der Klei­ne Waf­fen­schein: Mit ihm dür­fen Men­schen Schreck­schuss­pis­to­len in der Öffent­lich­keit tra­gen – ver­deckt. Ein­set­zen dür­fen sie sie nur in Not­fäl­len. Sol­che Waf­fen ver­schie­ßen kei­ne Pro­jek­ti­le, son­dern aus­schließ­lich Platz-, Reiz­gas- oder Leucht­pa­tro­nen, was aber auch extrem gefähr­lich sein kann. Die Vor­aus­set­zun­gen für den Klei­nen Schein sind die­sel­ben wie für den Waf­fen­schein, Antragsteller:innen müs­sen aber weder Sach­kun­de noch waf­fen­recht­li­ches Bedürf­nis nachweisen.

Die­ser Über­blick zeigt schon: Die Vor­aus­set­zun­gen für den Klei­nen Waf­fen­schein sind ver­gleichs­wei­se leicht zu erfül­len. Außer­dem wird die­ser Schein unbe­fris­tet aus­ge­stellt. Wer ihn ein­mal hat, behält ihn in der Regel, solan­ge er oder sie nicht straf­fäl­lig wird und den Schein des­halb ent­zo­gen bekommt. Dass die Gesamt­zahl hier jedes Jahr einen neu­en Höchst­stand erreicht, ist also erst ein­mal nicht über­ra­schend, son­dern Mathematik.

Aller­dings gab es in den ver­gan­ge­nen Jah­ren eini­ge sehr gro­ße Sprün­ge in den Sta­tis­ti­ken. Von 2015 auf 2016 stieg die Zahl der Klei­nen Waf­fen­schei­ne in Müns­ter um fast die Hälf­te; laut Poli­zei waren es 2016 dann rund 900 Berech­ti­gun­gen. In ande­ren Städ­ten und Krei­sen fiel der Anstieg noch kras­ser aus, teil­wei­se ver­dop­pel­te sich die Zahl damals sogar. 

Als Grund für die­se Sprün­ge ver­mu­tet die Poli­zei unter ande­rem die Sil­ves­ter­nacht 2015/16 in Köln, auch von Ver­un­si­che­rung durch damals gestie­ge­ne Ein­bruchs­zah­len und einer „dif­fu­sen Angst vor Ter­ror­an­schlä­gen“ ist die Rede. Das sind aber tat­säch­lich nur Ver­mu­tun­gen. Bis­her ist nicht sys­te­ma­tisch erforscht, war­um Men­schen sich Waf­fen und Klei­ne Waf­fen­schei­ne zulegen.

Inzwi­schen haben in Müns­ter laut Poli­zei schon fast 1.500 Men­schen den Klei­nen Waf­fen­schein. Hier gab es auch in den letz­ten bei­den Jah­ren Aus­rei­ßer nach oben; die Zah­len stie­gen um gut 11 Pro­zent in 2020 und gut 16 Pro­zent in 2021. Das ist deut­lich mehr als in den Jah­ren zuvor und auch mehr als in allen ande­ren Städ­ten und Krei­sen im sel­ben Zeit­raum. Der Grund dafür ist unklar. Den­noch ist Müns­ter immer noch das Schluss­licht im Bun­des­land: Im Ver­hält­nis zur Ein­woh­ner­zahl gibt es hier nach wie vor die wenigs­ten Klei­nen Waffenscheine.

Die Zahl der Schreckschusspistolen: unbekannt

Und nun kommt das ers­te Loch in der Sta­tis­tik. Besit­zen darf sol­che Waf­fen näm­lich jeder, jeden­falls bis­her. Man kann sie ein­fach so im Laden kau­fen oder im Inter­net bestel­len; danach darf man sie zu Hau­se auf­be­wah­ren oder auch im eige­nen Gar­ten her­um­tra­gen. Nur wer mit der Waf­fe (legal) die eige­nen vier Wän­de oder das eige­ne Grund­stück ver­las­sen möch­te, braucht seit 2003 den Klei­nen Waffenschein.

Die Zahl der Klei­nen Waf­fen­schei­ne sagt also nicht direkt etwas über die Zahl der Schreck­schuss­waf­fen aus. Man kann zwar davon aus­ge­hen, dass Besit­zer die­ses Scheins auch eine Waf­fe besit­zen – sonst wäre die Erlaub­nis, eine Waf­fe zu tra­gen, ja recht witz­los. Aber die Men­schen könn­ten die­se Waf­fen auch schon lan­ge in der Schub­la­de haben, bevor sie den Schein bean­tra­gen. Wirk­lich neu ist dann nur, dass sie die Schreck­schuss­waf­fe dann auch ganz legal unter­wegs bei sich haben dür­fen. Das kann für ande­re gefähr­lich wer­den, aber auch für die Träger:innen selbst, denn im Zwei­fels­fall ist auch für die Poli­zei der Unter­schied zur schar­fen Waf­fe nicht auf den ers­ten Blick zu erken­nen. Zah­len zu Selbst- oder Fremd­ver­let­zun­gen mit Schreck­schuss­waf­fen gibt es laut Poli­zei Müns­ter nicht.

Gleich­zei­tig könn­ten sich auch viel mehr Men­schen bewaff­nen als nur die, die den Klei­nen Waf­fen­schein bean­tra­gen. Man kann die Waf­fen ja ein­fach kau­fen. Deutsch­land­weit wird die Zahl der Schreck­schuss- und Gas­waf­fen laut Gewerk­schaft der Poli­zei auf 15 Mil­lio­nen geschätzt – das wür­de bedeu­ten, dass im Schnitt etwas mehr als jeder fünf­te Mensch im Land eine besitzt.

Werden mehr Waffen verkauft? Das kann und will niemand beantworten

Wur­den in den letz­ten Jah­ren denn in der Regi­on mehr frei erhält­li­che Waf­fen ver­kauft? Das könn­ten Waf­fen­händ­ler wis­sen. Doch die Händ­ler und Büch­sen­ma­cher in Müns­ter möch­ten kei­ne Fra­gen beant­wor­ten. Sie hät­ten schlech­te Erfah­run­gen mit der Pres­se gemacht, sagen sie und ver­wei­sen für Fra­gen an ihren Bun­des­ver­band, den Ver­band Deut­scher Büch­sen­ma­cher und Waf­fen­fach­händ­ler.

Der Geschäfts­füh­rer dort schickt uns zwar eine Ant­wort, kann die erfrag­ten Zah­len aber auch nicht nen­nen. Es gebe kei­ne Sta­tis­tik über die Ver­käu­fe von erlaub­nis­frei­en Waf­fen, schreibt er. Es gebe nur sehr weni­ge Her­stel­ler und Impor­teu­re von Schreck­schuss-, Reiz­stoff- und Signal­waf­fen (kurz SRS-Waf­fen). Ver­kaufs­zah­len pro Jahr könn­ten Rück­schlüs­se auf die ein­zel­nen Fir­men ermög­li­chen, und das lie­ge nicht in deren Inter­es­se. „Jedoch haben wir veri­fi­ziert, dass seit 1972 ins­ge­samt 43 Mio. SRS-Waf­fen an rund 16 Mio. Men­schen ver­kauft wur­den“, steht wei­ter in der E-Mail; die­se Zah­len bezie­hen sich auf ganz Deutschland.

Wenn es nach Nan­cy Fae­ser geht, wird die Lage bei die­sen Waf­fen in Zukunft etwas über­sicht­li­cher. Die Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin berei­tet eine Ver­schär­fung des Waf­fen­ge­set­zes vor. Sie möch­te unter ande­rem, dass Men­schen in Zukunft eine Erlaub­nis brau­chen, um Schreck­schuss­waf­fen zu kau­fen. Arm­brüs­te sol­len nur noch Inhaber:innen des Klei­nen Waf­fen­scheins besit­zen dür­fen; bis­her kann man sie ohne Ein­schrän­kung kau­fen und auch tra­gen. Den Besitz bestimm­ter halb­au­to­ma­ti­scher Waf­fen, die Men­schen mit Waf­fen­be­sitz­kar­te Stand jetzt kau­fen kön­nen, will Nan­cy Fae­ser ganz ver­bie­ten. Ob die Abge­ord­ne­ten der Koali­ti­on das Gesetz tat­säch­lich beschlie­ßen wer­den, ist aber noch unklar, denn die FDP ist strikt dagegen.

Knapp 13.000 scharfe Waffen – plus Dunkelziffer

Wäh­rend wir den Streit abwar­ten, schau­en wir noch auf die Waf­fen, die man nur mit Erlaub­nis bekommt. Und damit auf Zah­len, die erstaun­li­cher­wei­se eher sel­ten in Bei­trä­gen zum The­ma auf­tau­chen. Oben stand es schon: Mehr als 2.600 Schütz:innen, Jäger:innen und Erb:innen in Müns­ter haben eine Waf­fen­be­sitz­kar­te, dür­fen also legal eine oder meh­re­re schar­fe Waf­fen besit­zen. Tat­säch­lich haben sie eher meh­re­re; im Schnitt besitzt jede die­ser Per­so­nen knapp fünf Pis­to­len oder Geweh­re – ins­ge­samt sind laut Poli­zei 12.970 erlaub­nis­pflich­ti­ge Schuss­waf­fen in Müns­ter registriert.

Ob und wie stark sich die Anzahl der schar­fen Waf­fen und der Waf­fen­be­sitz­kar­ten in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ver­än­dert hat, hat die Poli­zei uns noch nicht mit­ge­teilt. Wenn wir die Zah­len bekom­men, rei­chen wir sie nach.

Wie vie­le schar­fe Waf­fen tat­säch­lich in müns­ter­schen Häu­sern und Woh­nun­gen lagern, ist aber unbe­kannt. Denn zu den ange­mel­de­ten kom­men ja noch die ille­ga­len, und deren Zahl lässt sich nur schät­zen. Die­se Schät­zun­gen rei­chen von 35 Mil­lio­nen ille­ga­len Waf­fen in der gan­zen EU bis zu 20 Mil­lio­nen allein in Deutsch­land – die Dun­kel­zif­fer bleibt dunkel.

Wie häu­fig bei Ver­bre­chen Schuss­waf­fen auf­tau­chen, also als Dro­hung ein­ge­setzt oder tat­säch­lich abge­feu­ert wer­den, erfasst die Poli­zei in Müns­ter seit 2019 in ihrer Kri­mi­nal­sta­tis­tik. 2019 wur­den 23 Ein­sät­ze mit Waf­fen ver­merkt, in 2020 waren es 12 und 2021 24 Ein­sät­ze. Die Sta­tis­tik für das Jahr 2022 wird erst Ende Febru­ar ver­öf­fent­licht, man erwar­te aber „ten­den­zi­ell etwas höhe­re Zah­len als 2021“, schreibt der Spre­cher der Poli­zei Müns­ter. Wie oft wirk­lich geschos­sen und wie oft nur gedroht wur­de, hat er in sei­ner Ant­wort an uns nicht auf­ge­schlüs­selt. NRW-weit hält sich das laut die­ser Sta­tis­tik etwa die Waa­ge: Bei 1.371 Straf­ta­ten wur­de mit einer Waf­fe gedroht, bei 1.194 Taten wur­de geschossen.

An die­ser Stel­le taucht in der Recher­che ein wei­te­res Fra­ge­zei­chen auf. Das Bun­des­kri­mi­nal­amt ver­öf­fent­licht Zah­len zu Straf­ta­ten mit Schuss­waf­fen­ge­brauch auch schon aus frü­he­ren Jah­ren, hier ab 2017. Wie das mög­lich ist, wenn die ent­spre­chen­den Zah­len lokal erst seit 2019 vor­lie­gen, konn­ten wir bis­her nicht klä­ren. Falls wir es noch her­aus­fin­den, rei­chen wir die Info nach. Sol­che Fra­ge­zei­chen sind bei dem The­ma aller­dings nicht sel­ten, wie sich zum Bei­spiel bei die­ser auf­wän­di­gen Recher­che gezeigt hat.

„Wie samstagsabends auf der Bowlingbahn“

Zum Schluss noch ein­mal zurück zu den Schreck­schuss­waf­fen. Wenn immer mehr Men­schen sie tra­gen wol­len – gibt es dann auch ein grö­ße­res Inter­es­se an Schieß­trai­nings oder Sport­schie­ßen? Die­se Fra­ge hät­ten wir ger­ne dem Stadt­schüt­zen­ver­band gestellt, aber wir haben auf unse­re Anfra­ge kei­ne Ant­wort bekommen.

Wer trai­nie­ren möch­te, kann das aber nicht nur bei den Schüt­zen tun, son­dern auch in ande­ren Schießanlagen.

Ein Anruf bei Hans-Gün­ter Win­ke­l­er. Er betreibt seit 2015 zusam­men mit sei­ner Frau eine Schieß­an­la­ge in Wal­len­horst, die auch vie­le Men­schen aus Müns­ter besu­chen. Wer sind die Besucher:innen? Das ist ganz gemischt, sagt Hans-Gün­ter Win­ke­l­er. Es kom­men Jäger:innen zum Trai­nie­ren, im Schieß­ki­no kann man zum Bei­spiel aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven auf vir­tu­el­le Wild­schwei­ne schie­ßen. Es kom­men auch Sport­schüt­zen, die ihrem Hob­by nach­ge­hen. Mitarbeiter:innen bestimm­ter Behör­den, die trai­nie­ren müs­sen, aber kei­nen eige­nen Schieß­stand haben.

Und es gibt das Frei­zeit­an­ge­bot: Jeder, der möch­te, kann Zeit im Schieß­stand buchen und aus­pro­bie­ren, mit schar­fen Waf­fen zu schie­ßen. Die Ange­bo­te gibt es zum Bei­spiel beim Por­tal Jochen Schwei­zer oder direkt bei den Win­kel­ers. Gebucht wer­den sie von Pär­chen, Freun­des­krei­sen oder für Jung­ge­sel­len­ab­schie­de, von Men­schen aller Geschlech­ter und in jedem Alter, „das ist wie sams­tags­abends auf der Bow­ling­bahn“. Für die Frei­zeit­gäs­te sei es meis­tens der ers­te Kon­takt mit einer Waf­fe. Um Leih­waf­fen zu bekom­men, müs­sen sie min­des­tens 18 Jah­re alt sein. Jeder muss Schutz­bril­le und Gehör­schutz tra­gen, und am Anfang gibt es eine Ein­wei­sung. Mehr Vor­ga­ben gebe es nicht, sonst zäh­le der per­sön­li­che Ein­druck, sagt Winkeler.

Ob das Inter­es­se am Schie­ßen zuge­nom­men hat, kann er nicht sagen, sei­ne Anla­ge sei seit 2015 ohne­hin immer aus­ge­bucht. Zum Schluss äußert er noch eine Ver­mu­tung: Die Men­schen, die sich jetzt Schreck­schuss­waf­fen besor­gen, sei­en eher nicht unter sei­nen Kund:innen. Wer Tipps für den tak­ti­schen Umgang mit Waf­fen wol­le, sei bei ihm ohne­hin falsch. „Bei uns geht es wirk­lich um den Spaß, nicht dar­um, den Waf­fen­ge­brauch zu üben.“ (cbu)

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Korrekturen

Im RUMS-Brief am Frei­tag haben wir in unse­rem Text über den Kanal­aus­bau etwas durch­ein­an­der­ge­bracht. Wir schrei­ben „Was­ser- und Schiff­fahrts­ver­band Rhei­ne (WSV)”. Den gibt es aller­dings nicht. Im Zusam­men­hang mit dem Dort­mund-Ems-Kanal steht „WSV” für die Was­ser­stra­ßen- und Schiff­fahrts­ver­wal­tung des Bun­des. Und jetzt wird es noch etwas kom­pli­zier­ter: Vere­na Wen­ning und ihre Kol­le­gin­nen, um die es am Frei­tag ging, arbei­ten für Was­ser­stra­ßen- und Schiff­fahrts­amt West­deut­sche Kanä­le am Stand­ort Rhei­ne. Wer das abkür­zen will, schreibt „WSA WdK” – oder viel­leicht doch bes­ser: die zustän­di­ge Behör­de. (sst)

Klima-Update

+++ Solar­an­la­gen brau­chen Platz. Neben Müns­ters Auto­bah­nen und Zug­stre­cken gäbe es den auch. In Zukunft soll es ein­fa­cher wer­den, die­se frei­en Flä­chen zu nut­zen. Das steht in einem Erlass des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len von Ende Dezem­ber. In Müns­ter wären das zum Bei­spiel 2.000 Hekt­ar, die sich neben Auto­bah­nen und Zug­stre­cken befin­den. Zumin­dest theo­re­tisch. Prak­tisch wird der Ent­schluss wohl erst ein­mal acht Pro­jek­te auf 66 Hekt­ar beeinflussen.

+++ Und weil wir gera­de beim The­ma sind: Das Bau­en von Bio­gas­an­la­gen und die Nut­zung von Agri-Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen wird durch den Lan­des­er­lass auch leich­ter. Mit die­sen Anla­gen kann man Land­wirt­schaft betrei­ben und gleich­zei­tig Solar­strom pro­du­zie­ren. Ein prak­ti­sches Kon­zept, aller­dings auch teu­er. Finan­zi­el­le För­de­rung ver­spricht auf Bun­des­ebe­ne das Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Gesetz. Aber es gebe immer noch zu vie­le Hür­den, vor allem für klei­ne­re Betrie­be in der Land­wirt­schaft, heißt es in einem Posi­ti­ons­pa­pier. (sst/fkr)

+++ Das EU-Par­la­ment hat heu­te dafür gestimmt, dass ab 2035 nur noch emis­si­ons­freie Autos ver­kauft wer­den dür­fen. Aller­dings: Alle Autos, die davor gekauft wer­den, dür­fen auch im Jahr 2035 Emis­sio­nen ver­bren­nen. Und LKW sind davon zunächst aus­ge­nom­men. Da ist Müns­ter schon wei­ter, oder? Könn­te man mei­nen, denn immer­hin will die Stadt bereits bis 2030 kli­ma­neu­tral wer­den. Aber das Ziel klam­mert den Ver­kehrs­sek­tor aus. Ralf Heimann hat im Novem­ber dar­über geschrie­ben. (fkr)

+++ Lüt­zer­ath ist geräumt wor­den, und auch wenn kaum noch dar­über berich­tet wird: Der Pro­test geht wei­ter. Die Müns­te­ra­ner Grup­pe „Lüt­zer­ath bleibt” ruft zum Bei­spiel am Don­ners­tag um 16 Uhr zu einer Fahr­rad­de­mo auf. Außer­dem lädt sie zu einem Mut­mach-Abend am 24. Febru­ar um 17 Uhr in die B-Side am Hawerk­amp ein. (fkr)

RUMS-Leser:innen-Umfrage: Sagen Sie uns, was Sie denken!

Im ver­gan­ge­nen Jahr haben wir den RUMS-Brief ver­än­dert. Wir haben neue Rubri­ken und For­ma­te ein­ge­führt, um Ihnen einen bes­se­ren Über­blick über das geben zu kön­nen, was in Müns­ter pas­siert. Wir wüss­ten ger­ne, wie zufrie­den Sie damit sind. Des­halb wür­den wir uns freu­en, wenn Sie uns eini­ge Fra­gen beant­wor­ten. Davon pro­fi­tie­ren Sie auch selbst, denn wenn wir fest­stel­len, dass vie­len von Ihnen etwas nicht gefällt, ändern wir das.

Uns inter­es­siert zum Bei­spiel, wel­che The­men Sie sich wün­schen – und was Ihnen in unse­ren Brie­fen fehlt. Außer­dem über­le­gen wir, ein neu­es Abo-Modell ein­zu­füh­ren. Wäre das inter­es­sant für Sie? Was für ein Abo wün­schen Sie sich? Und wenn Sie mögen, erzäh­len Sie uns gern etwas über sich selbst und Ihre RUMS-Geschich­­te. Auch das hilft uns, den Brief wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Ihre Ant­wor­ten blei­ben natür­lich anonym. Wir freu­en uns, wenn Sie teil­neh­men. Hier geht’s zu unse­rer Umfra­ge.

Ein-Satz-Zentrale

+++ Heu­te haben nicht nur die Beschäf­tig­ten in Kitas gestreikt, son­dern unter ande­rem auch die der Abfall­wirt­schafts­be­trie­be, der Stadt­ver­wal­tung und der Spar­kas­se. (Anten­ne Müns­ter und Stadt Müns­ter)

+++ Wegen der Streiks sind die Sperr­gut- und Grün­gut­ab­fuhr aus­ge­fal­len und die Ent­sor­gungs­hö­fe sowie das Hal­len­bad Ost geschlos­sen geblie­ben. (Stadt Müns­ter und Stadt Müns­ter)

+++ Die Poli­zei hat bei einer Haus­durch­su­chung eine mög­li­che Spreng­vor­rich­tung (was auch immer das ist) in einem Kühl­schrank gefun­den und sie dar­auf­hin, nun ja, gesprengt. (Poli­zei Müns­ter, hier und hier)

+++ Anders als die Staats­an­walt­schaft Müns­ter sieht Moritz Pras­se, Sozi­al­päd­ago­ge in der LSBTI*-Beratungsstelle „Track“, in der Tat­sa­che, dass der Täter vor sei­ner töd­li­chen Atta­cke auf Mal­te C. sei­ne Opfer mas­siv belei­digt habe, ein Indiz für den que­er-feind­li­chen Cha­rak­ter der Tat. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Stadt Müns­ter hat über 1.100 Pho­to­vol­ta­ik-Modu­le in der Alt­stadt geneh­migt oder als zulas­sungs­fä­hig in Aus­sicht gestellt. (Die Grü­nen)

+++ Die Stadt­wer­ke wol­len ab dem 3. April das 49-Euro-Ticket ver­kau­fen – digi­tal oder per Chip­kar­te. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Der Wochen­markt-Stand „Saft­la­den“ muss den Markt ver­las­sen, weil der desi­gnier­te Nach­fol­ger sich nicht so bewor­ben hat, wie die Stadt sich das vor­stellt. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Ein ehe­ma­li­ger Pfar­rer hat in einer Mes­se in Rhe­de sexu­el­le Über­grif­fe gestan­den, die mehr als 30 Jah­re zurück­lie­gen und von denen das Bis­tum Müns­ter seit Mit­te der 1990er Jah­re gewusst haben soll. (Kir­che und Leben, Bis­tum Müns­ter)

+++ Den Sport­ver­ei­nen in Müns­ter ist es wäh­rend der Pan­de­mie gelun­gen, ihre Mit­glie­der­zah­len trotz Aus­trit­ten und weni­gen Neu­mit­glie­dern zu stei­gern, indem sie umstruk­tu­riert und Online-Trai­nings ange­bo­ten haben. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Die Stadt Müns­ter plant, im Jubi­lä­ums­jahr des West­fä­li­schen Frie­dens Infor­ma­ti­ons­ste­len auf­zu­stel­len, die ein kri­ti­sches Geden­ken an Krie­ger­denk­mä­ler anre­gen und ein­sei­ti­ge Hel­den­ver­eh­rung ver­mei­den sol­len. (Stadt Müns­ter)

+++ Das Innen­mi­nis­te­ri­um in Nord­rhein-West­fa­len will mehr als 10.000 Poli­zis­ten schu­len, um Kli­ma­ak­ti­vis­ten, die sich mit Kleb­stoff an den Asphalt geklebt haben, effek­ti­ver von der Stra­ße zu ent­fer­nen. (Spie­gel)

+++ Die geplan­te Pro­test­ak­ti­on der Kli­ma­ak­ti­vis­ten „Letz­te Gene­ra­ti­on“ in Müns­ter, bei der sie sich an Ver­kehrs­we­ge mit Sekun­den­kle­ber fest­kle­ben woll­ten, wur­de abge­sagt, soll aber nächs­ten Diens­tag statt­fin­den. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

Unbezahlte Werbung

Befin­det man sich in der „Hap­py Tea Bar” oder mit­ten in einem Bild­band? So ganz sicher kann man sich da nicht sein. Aber auf jeden Fall gibt es ver­schie­de­ne per­si­sche Tee-Sor­ten, die vor Ort zube­rei­tet wer­den, und dazu frisch geba­cke­ne Waf­feln. Wer Lust auf Shop­ping hat, kann sich im klei­nen Laden mit Tas­sen, Tees, Unter­set­zern und Kek­sen für zu Hau­se oder das nächs­te Geburts­tags­ge­schenk eindecken.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen 

Heu­te hat Lara Gelb­hardt für Sie in die Ter­min­ka­len­der geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:

+++ Für ganz Spon­ta­ne fin­det heu­te Abend die „super spon­ta­ne Müns­ter Dings-Valen­tins-Sin­gle-Par­ty” statt. Los geht es um 20 Uhr im Puls am alten Güter­bahn­hof. Ein Teil des Ein­tritts­prei­ses von 5 Euro geht an Erd­be­ben­op­fer in Syri­en und der Türkei. 

+++ Kunst der klas­si­schen Moder­ne: Bis zum 7. Mai kön­nen Sie rund 90 Gemäl­de, Gra­fi­ken, Zeich­nun­gen und Skulp­tu­ren in der Aus­stel­lung „A Collector’s Choice” im Kunst­mu­se­um Pablo Picas­so bestau­nen. Aus einer inter­na­tio­na­len Pri­vat­samm­lung wer­den Künst­ler wie Miró, Schlem­mer, Kirch­ner und Picas­so. aus­ge­stellt. Kar­ten gibt es für 12 Euro, ermä­ßigt kos­ten sie 10.

+++ Bis zum 7. Mai sind rund 90 Gemäl­de, Gra­fi­ken, Zeich­nun­gen und Skulp­tu­ren in der Aus­stel­lung „A Collector’s Choice” im Picas­so-Muse­um zu sehen. Aus einer inter­na­tio­na­len Pri­vat­samm­lung wer­den Künst­ler wie Miró, Schlem­mer, Kirch­ner und Picas­so gezeigt. Die Ein­tritts­kar­ten kos­ten 12 Euro, ermä­ßigt 10 Euro.

+++ Am Mitt­woch fin­det im LWL-Muse­um ein Lite­ra­tur­ge­spräch mit dem Autor Til­man Röh­rig zu sei­nem neu­en Roman statt. „Der Maler und das rei­ne Blau des Him­mels” erzählt vom Leben des expres­sio­nis­ti­schen Malers Franz Marc. Die Ver­an­stal­tung beginnt um 19.30 Uhr im Audi­to­ri­um des LWL-Muse­ums. Kar­ten gibt es ab 5 Euro.

+++ Mor­gen ist im „Hot Jazz Club” Semes­ter­kon­zert der Musik­hoch­schu­le Müns­ter. Ab 20 Uhr zu sehen: Com­bos und Solo-Pro­jek­te aus, Rich­tung: Pop. Der Ein­tritt ist frei.

+++ Der Foto­graf Lutz Jäkel hat Syri­en bereist, als dort noch kein Krieg herrsch­te. Mor­gen um 19.30 Uhr berich­tet er im Kul­tur­bahn­hof Hil­trup zusam­men mit ande­ren, unter ande­rem aus Syri­en, über das Land. Kar­ten gibt es für 18 Euro hier – und an der Abend­kas­se für 20 Euro.

Am Frei­tag schrei­be ich Ihnen schon wie­der. Kom­men Sie gut durch die Woche. 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch (cbu), Sven­ja Stüh­mei­er (sst), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Lara Gelb­hardt (lge), Frie­da Kru­ken­kamp (fkr)

Lek­to­rat: Mela­nie Kelter

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PS

Falls Sie es aus irgend­ei­nem Grund noch nicht gese­hen haben: Es ist Valen­tins­tag. Bei sol­chen Gele­gen­hei­ten erklärt man ja immer ganz gern, war­um es so einen Mot­to-Tag gibt. In die­sem Fall ist das aller­dings nicht ganz so ein­fach. Gefühlt geht der Tag auf den Schutz­hei­li­gen der Schnitt­blu­men­in­dus­trie zurück, mut­maß­lich Valen­tin. In Wirk­lich­keit scheint die römi­sche Göt­tin Juno etwas mit der Sache zu tun zu haben. Fra­gen Sie bit­te nicht, wofür sie zustän­dig war — wahr­schein­lich für das schlech­te Gewis­sen. Der Brauch ist jeden­falls nach wie vor der­sel­be: Män­ner, die genau zwölf Mona­te lang kei­nen Blu­men­la­den von innen gese­hen haben, machen am 14. Febru­ar ein­mal auf gro­ßen Char­meur. Harald Juhn­ke soll ja mal gesagt haben: „Ich has­se Sil­ves­ter. Da sau­fen auch die Ama­teu­re.“ Und ein biss­chen so ist es mit dem Valen­tins­tag und den Blu­men. Kau­fen Sie lie­ber mor­gen wel­che, und ach­ten Sie am bes­ten dar­auf, dass sie nicht aus Afri­ka oder Latein­ame­ri­ka kom­men. Dann haben Sie näm­lich ganz umsonst das Auto ste­hen las­sen, um zum Blu­men­ge­schäft zu lau­fen. Oder noch bes­ser: War­ten Sie, bis es wie­der warm ist, und dann pflü­cken Sie einen fri­schen Strauß auf der Wie­se. (rhe)