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Wie weiter mit dem Hochhaus in Coerde? | Unbezahlte Werbung: Ein Kinderbuch übers Krameramtshaus | RUMS 6 Monate für 1 Euro

Guten Tag,
das Drama um das Hochhaus an der Königsberger Straße in Coerde hat vergangenen Sommer viele Menschen in Münster bewegt. Nun hat die CDU einen Vorschlag gemacht, wie es mit dem Haus weitergehen könnte. Sie möchte der Stadt ein Vorkaufsrecht verschaffen, mit dem sie im Falle eines Verkaufs anderen Bietern gegenüber bevorzugt wird.
Kurze Rückblende auf den Juli 2024. Mitten in der Hitzeperiode musste die Stadt die 150 Bewohner:innen notversorgen, nachdem die Wasserversorgung ausgefallen war. Mit der Aktion wurde bekannt, unter welch miserablen Bedingungen die Menschen dort leben. Wochenlang sammelte sich Wasser im Keller, während in den Wohnungen der Schimmel die Wände hochkroch. Vor dem Haus stapelten sich Müllberge, drinnen fuhr der Aufzug nicht mehr.
Die Eigentümerin, die Immobiliengesellschaft d.i.i. aus Wiesbaden, kümmerte sich nicht um die Missstände. Der Investor war insolvent, konnte Rechnungen für den Hausmeister oder die Reparatur des Aufzugs nicht begleichen (RUMS-Brief).
Die Coerder Ratsfrau Jolanta Vogelberg (CDU) forderte schon im Januar, die Stadt solle das Haus kaufen, bis sich ein seriöser Eigentümer findet (RUMS-Brief). Jetzt hat die CDU-Fraktion einen entsprechenden Ratsantrag gestellt. Der besagt: Die Verwaltung soll eine Satzung nach dem Baugesetzbuch erarbeiten, damit sich die Stadt Vorkaufsrechte sichern kann.
Das geht aber nicht ohne Weiteres. Die Stadt muss klar definieren, wo die Satzung gelten soll (das wären nach dem CDU-Vorschlag die Königsberger Straße und Umgebung) und welche Ziele sie mit den Vorkaufsrechten verfolgt.
Vogelberg sagt, sie möchte verhindern, dass die Stadt nur zuschaut, wenn der Eigentümer des Hauses wechselt. Zuletzt habe die Stadt 2010 in Kinderhaus ihr Vorkaufsrecht ausgeübt. Danach habe die Firma „Sahle“ einen Gebäudekomplex gekauft, saniert und wieder bewohnbar gemacht. Wenn der Eigentümer des Coerde Wohnhauses jetzt verkaufen möchte (wonach es momentan aber laut Vogelberg nicht aussieht), sollte die Stadt laut Vogelberg ein Zugriffsrecht haben, um eine ähnliche Lösung wie in Kinderhaus auf den Weg zu bringen.
Rechtlich komplexe Angelegenheit
Nur: Ist das rechtlich so einfach möglich? In der Vergangenheit hatten viele Städte immer wieder Wohnhäuser in Satzungsgebieten gekauft, wenn sie befürchteten, dass die Käufer:innen nicht sorgsam damit umgehen. 2021 beendete das Bundesverwaltungsgericht jedoch diese Praxis. Das Gericht urteilte: Wenn es im Moment des Verkaufs so aussieht, dass das Haus satzungsgemäß genutzt wird, darf die Stadt kein Vorkaufsrecht ausüben – auch wenn sich der Käufer später nicht mehr ordentlich darum kümmert.
Der CDU geht es aber um etwas anderes: in Coerde „städtebauliche Missstände zu beheben und die Entwicklung sozial stabiler Wohnverhältnisse zu fördern“, sagt Jolanta Vogelberg in einer Pressemitteilung. Das Bundesbauministerium schreibt uns auf Anfrage, dass Vorkaufsrechte zu diesen Zwecken generell noch immer möglich sind. Zum konkreten Antrag der CDU kann das Ministerium allerdings nichts sagen.
Ob die Idee eine Mehrheit findet, zeigt sich nächste Woche im Rat. Dann steht der CDU-Antrag auf der Tagesordnung. Im Januar sagte Tilman Fuchs, der Oberbürgermeisterkandidat der Grünen, im WDR-Interview, er sehe es kritisch, wenn die Stadt ein marodes Haus kaufen und sanieren würde. Denn dann würde die Gemeinschaft finanziell für Schäden aufkommen, die ein Privatinvestor verursacht habe. (sfo)
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+++ Die Stadt Münster stellt an 60 Stellen in der Stadt 1.000-Liter-Wassertanks auf, mit denen die Bäume an den Straßen gegossen werden können, meldet das Kommunikationsamt. Dazu bringt sie an 600 Bäumen spezielle Wassersäcke an, die das Wasser direkt an die Bäume abgeben. Die Aktion gibt es schon länger, sie heißt „Münster schenkt aus“ und ist eine Reaktion darauf, dass es immer trockener wird. Der März war in Münster der trockenste seit 130 Jahren (RUMS-Brief). Und das war wohl erst der Anfang. Deutschland erlebt zurzeit eine beunruhigende Frühjahrsdürre mit extrem trockenen Böden, niedrigen Flusspegeln und erhöhter Waldbrandgefahr, berichtet der „Spiegel“. Der Deutsche Wetterdienst registrierte von Februar bis April die trockenste Periode seit Beginn der Messungen 1931. Prognosen zeigen: Der Sommer wird voraussichtlich überdurchschnittlich heiß, und es bleibt weiterhin trocken. Seit heute Mittag bittet die Bezirksregierung, aufgrund der Dürre möglichst wenig Wasser aus Bächen und Flüssen zu entnehmen, damit die Tier- und Pflanzenwelt intakt bleibt. (rhe)

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+++ Am Dienstag sind wir mit der Gastronomie an der Neubrückenstraße durcheinander gekommen. Im Titel des RUMS-Briefs wurde fälschlicherweise eine Unbezahlte Werbung für das Restaurant „LeibesLust“ angekündigt (hatten wir schon!). Im Text ging es aber um das „Wiener Bistro“, das direkt nebenan steht. Den Fehler haben wir korrigiert.
+++ In unserem Bericht über den „Sinn“-Kongress im RUMS-Brief am Freitag erwähnten wir unter anderem, dass Besucher:innen sich kritisch über den Auftritt von Jesko von Stechow, Finanzvorstand des Energieunternehmens Westfalen, geäußert haben – und über die Präsenz der Unternehmen, die den Kongress mitfinanziert haben. Michael Kortenbrede aus dem ehrenamtlichen Veranstalterteam hat im Namen des Teams in einem Kommentar unter dem Text bemängelt, dass wir den Veranstaltern keine Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben und nicht auf das Finanzierungsmodell eingegangen sind. Daher hier noch einmal kurz: Weil laut Veranstaltern etwa die Hälfte der Besucher:innen nach dem „Pay what feels right“-Modell nichts gezahlt haben, ungefähr ein Viertel 15 Euro, blieb am Ende eine Lücke. Ohne das Geld der Unternehmen wäre die Lücke noch größer gewesen. Wir haben den Text an dieser Stelle noch einmal überarbeitet. Und für einen Eindruck vom Kongress aus einer anderen Perspektive: Christoph Salzig aus dem Veranstalterteam hat in einem Blogbeitrag über die Veranstaltung geschrieben.
+++ Wegen eines Defekts an der Lüftungsanlage hat das Hallenbad Hiltrup drei Tage früher geschlossen als geplant, während das Hiltruper Freibad am Sonntag wie geplant öffnet. (Stadt Münster)
+++ Der Filiale des Haushaltswaren-Discounters „Kodi“ an der Aegidiistraße droht die Schließung. (Westfälische Nachrichten)
+++ Ab nächster Woche Samstag steht am Syndikatplatz hinter dem Stadthaus wieder der große städtische Sandkasten. (Stadt Münster)
+++ Die Stadt schließt die Kurzzeit-Kinderbetreuung im Maxiturm im Stadthaus, weil Geld fehlt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Weil das Land das Geld kürzt, fürchten viele freie Ensembles wie das Theater Titanick oder das Echtzeit-Theater um ihre Existenz. (Westfälische Nachrichten, WDR)
+++ Der Münsteraner Modehändler Andreas Weitkamp hat zur Verleihung des Textilwirtschaftsforums-Preises an sein Unternehmen Schnitzler die Gleichgültigkeit und kurzfristige Profitinteressen von Modeunternehmen kritisiert und an die Branche appelliert, sich neu zu definieren. (Pressemitteilung und Redemanuskript)
+++ In Münster gibt es 50 neue Ladepunkte für E-Autos, Ende Juni 57. (Stadt Münster)
+++ Der Logistikdienstleister Fiege bleibt auch im Falle eines Abstiegs Hauptsponsor von Preußen Münster. (Preußen Münster)
+++ Die geplante Unterkunft für Geflüchtete am Pulverschuppen kostet 38 Millionen Euro, von denen die Stadt 27 Millionen trägt, wäre aber wohl noch teurer geworden, wenn man sich nicht für eine Sparvariante entschieden hätte. (Westfälische Nachrichten)
+++ Quer über den Hafenplatz verläuft jetzt ein hundert Meter langer Regenbogen – als Zeichen für Vielfalt und Toleranz gegenüber queeren Menschen. (Stadt Münster)
Am Dienstag haben Sie ja schon gelesen, dass das Haus der Niederlande dieses Wochenende 30. Geburtstag feiert (RUMS-Brief). Das Gebäude steht freilich schon deutlich länger da, seit 1859. Was genau es mit der Geschichte des Krameramtshauses auf sich hat, hat Katze Trixi in ihrem Buch aufgeschrieben – und zwar auf Deutsch und Niederländisch. Es eignet sich also prima zum (Vor-)Lesen und Vokabellernen. Seit gestern ist „Trixi im Haus der Niederlande“ – Sie ahnen es – im Haus der Niederlande, in Münsters Buchhandlungen und beim Coppenrath Verlag erhältlich. Außerdem gibt es das komplette Buch auch frei verfügbar zum Herunterladen.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Svenja Stühmeier in den Veranstaltungskalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Ein ganz spontaner Tipp für heute oder ein etwas spontaner Tipp für morgen Abend: „Recycling of Life“ im Pumpenhaus. An diesem Abend dürfen Sie im Theater umhergehen, Dinge anfassen und miteinander in Kontakt treten. Neben einer Performance erwartet Sie eine Ausstellung vermeintlich nutzloser Dinge, ein Café und Live-Musik. Kaufen Sie sich noch fix ein Ticket (für Freitag hier und für Samstag hier) – und dann schnappen Sie sich noch einen Gegenstand, der für andere wertlos erscheinen mag, und bringen Sie ihn mit.
+++ Am Samstag ab 10:30 Uhr machen Anwohner:innen die Grünschleife in Kinderhaus hübsch. Die Putz- und Pflanzaktion geht in ein gemeinsames Grillen und Boulespielen über.
+++ Die Veranstaltungsreihe „Faltenrock“ ist am Sonntag mit einer Spezialausgabe unterwegs: Unter dem Motto „Rock Spezial“ legen Achim und Klaus von 17 bis 22 Uhr in der B-Side auf. Eingeladen sind alle Menschen über 60. Falls Sie unter 60 sind, aber trotzdem alle Hits von AC/DC, Santana und Co. auswendig können, sind Sie als Begleitperson herzlich willkommen.
+++ Am Montag stellt Tierpfleger Oliver Schaper aus dem Allwetterzoo seinen Beruf vor. Im Rahmen der Vorlesereihe „Jobgeschichten“ kann man ihn von 16 bis 17 Uhr in der Kinderbücherei am Alten Steinweg 11 treffen. Zielgruppe sind Kinder von 5 bis 8 Jahren – wir sind aber sicher, dass es auch für begleitende Erwachsene ein toller Termin wird.
+++ Am Dienstag um 19 Uhr lädt der Verein Debatte in Kooperation mit dem Schloßtheater Münster und der Heinrich-Böll-Stiftung NRW zur Vorführung des Films „Heldin“ mit anschließender Diskussion ins Schloßtheater ein. Das Drama mit Leonie Benesch zeigt den belastenden Alltag einer Pflegefachfrau und ist ein Plädoyer für Menschlichkeit im Gesundheitswesen. Im Anschluss diskutieren Doris Batke-Bonhoff (Clemenshospital Münster), Thomas van den Hooven (Uniklinik Münster), Remigius Ratzki (Deutscher Berufsverband der Pflegeberufe) und Tilman Fuchs (Kreis Steinfurt, OB-Kandidat der Grünen) über die Realität in der Pflege. Karten gibt es hier oder direkt im Buchungssystem des Kinos; Pflegekräfte erhalten bei Vorlage eines Nachweises den ermäßigten Eintritt.
+++ Das wichtigste Spiel der Saison für die Preußen am Sonntag um 15:30 Uhr gegen Ulm ist live in der Nordschänke zu sehen. Wer nicht dabei sein kann oder will und keinen Bezahlsender abonniert hat, kann das Spiel für 4,99 Euro in der „OneFootball“-App live schauen. Die „Westfälischen Nachrichten“ begleiten das Spiel schon jetzt mit einem Liveticker. Unter anderem die ARD-„Sportschau“ überträgt das Spiel im Audiostream.
Und sonst?
Im Kreuzviertel sorgt ein leerstehendes Haus für Ärger in der Nachbarschaft. Die Baustelle pausiert seit Jahren. Der Eigentümer sieht die Schuld bei anderen.
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Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Haben Sie ein schönes Wochenende und passen Sie auf sich auf.
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Ralf Heimann (rhe), Svenja Stühmeier (sst), Anna Niere (ani) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Morgen Abend läuft ab 21 Uhr Europas größtes Musik-TV-Event: der Eurovision Song Contest. Ich möchte hier gar nicht auf die musikalische Qualität oder die politische Vereinnahmung des Wettbewerbs eingehen, sondern auf einen Zwischenfall, der sich wenige Stunden vor der Liveshow im Jahr 2000 ereignet hat und noch heute viele Menschen in den Niederlanden bewegt. Während der ESC übertragen wurde, explodierte in Enschede eine Feuerwerksfabrik. Bei dem Unglück kamen 23 Menschen ums Leben, fast 950 wurden verletzt. Der Stadtteil Roombeek wurde durch die Explosion verwüstet, hunderte verloren ihr Dach überm Kopf. Am Dienstag erinnerte die Stadt Enschede beim 25. Jahrestag an die Opfer der Katastrophe. Der WDR war vor Ort und hat Hadassa Meijer besucht, die gerade einen Gedenkort in ihrer Heimatstadt aufbaut.