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Gasometer neu programmiert | Musik-Campus in der Warteschleife | Herr Többen
Guten Tag,
die Stadtwerke haben einen Vorschlag dazu gemacht, wie es am Gasometer weitergehen könnte. Der Verein Sozialpalast würde das Gelände gerne weiterhin mieten, um dort einen Ort für Kunst, Kultur und Begegnungen zu etablieren. Darüber hatten wir im RUMS-Brief berichtet. Die Stadtwerke bieten an: Mietvertrag bis Ende März, mit Aussicht auf Verlängerung, so erklärte es uns gestern ein Stadtwerke-Sprecher. Das ist nicht ganz das, was der Verein und das Kollektiv „Gazo bleibt!“ sich vorstellen. Sie würden gerne länger bleiben, mindestens für ein Jahr, um währenddessen ein Konzept für die Zeit danach vorbereiten zu können. Man wird sich noch einigen müssen. Unterschrieben sei noch nichts, teilte der Verein gestern knapp mit.
Parallel dazu hat die Stadtverwaltung ein Papier veröffentlicht, aus dem hervorgeht, wie die Stadtwerke sich die Zukunft des Ortes vorstellen. Sie würden das Gelände am liebsten verkaufen, aber im Moment könnte man mit dem Grundstück so gut wie nichts anfangen. Der Gasometer und das Pumpenhaus stehen unter Denkmalschutz. Und der Bebauungsplan steht im Weg. Er müsste geändert werden. Das soll in der Ratssitzung am 9. Februar passieren.
Die Stadt sieht hier die Chance – die Formulierung ist sehr schön –, „das Gelände mit einer Mischung aus Büro, Kultur, Hotel und Gastronomie neu zu programmieren“. Aber es gibt auch schon Kritik an der Programmiersprache. Edo Schmidt schreibt bei Twitter in einer Antwort auf einen Artikel der Westfälischen Nachrichten: „Entschuldigen Sie bitte meine harten Worte, aber mich nervt es echt, wenn jeder frei gewordene Raum in dieser Stadt mit den wiederkehrenden ‚Angeboten‘ für das ewig gleiche, bürgerliche Klientel vereinheitlicht wird.“
Die Antwort auf die Frage, warum das so oft passiert, lässt sich schnell geben. Sie lautet grob umschrieben: Geld.
Klaus Baumeister kritisiert in seinem Artikel, auf den sich die Antwort bezieht, dass die Stadt, in etwas anderen Worten, plant wie ein Weltmeister, aber dann baut wie Arminia Bielefeld Punkte sammelt, nämlich sehr langsam. Die Stadt bereite seit drei Jahren den neuen Bebauungsplan für den Hafenmarkt vor, und noch sei gar nicht klar, ob sich für den Bau am Ende überhaupt eine Mehrheit finde. An den Osmo-Hallen ein paar Meter weiter passiere seit zehn Jahren nichts, an der Nieberdingstraße und der Theodor-Scheiwe-Straße würde die Stadt gern planen, besitzt aber teilweise noch nicht mal die Grundstücke.
Eine politische Absichtserklärung
Also, was macht man, wenn noch nicht absehbar ist, dass es bald losgeht, es aber schon so aussehen soll, als wenn die Leute mit der Schippe bereitstehen? Man stellt ein paar Millionen in den Haushalt, wie es in der Vergangenheit oft gemacht wurde. Die sogenannten Verpflichtungsermächtigungen dort türmen sich auf mittlerweile knapp eine Milliarde Euro. Das ist kein Geld, das die Stadt zurückgelegt hat. Dann wäre es eine Rücklage, und der Betrag wäre sofort verfügbar. Im Prinzip ist es nur eine politische Absichtserklärung. Die Koalition aus Grünen, SPD und Volt hat im Dezember angekündigt, das in Zukunft anders zu machen, Investitionen realistischer abzubilden und auf solche Luftbuchungen zu verzichten. Die Frage ist, ob sie sich beim Musik-Campus daran hält.
Für den Campus stehen bisher über 45 Millionen Euro im Haushalt. Das wird aber lange nicht ausreichen. Nach den aktuellen Plänen, über die wir am 7. Januar im RUMS-Brief berichtet haben, würde das Projekt die Stadt über 100 Millionen Euro kosten. 70 Millionen Euro davon nimmt der Teil der Gebäude in Anspruch, den die Stadt nutzen wird. 30 Millionen Euro kostet die Stadt der gemeinschaftliche Teil, also vor allem der Konzert- und Kongress-Saal.
Die 30 Millionen Euro will die Stadt aus Spenden und Fördergeldern zusammenkratzen. Die 70 Millionen will sie selbst aufbringen. Weil im Haushalt erst 45 Millionen stehen, fehlen noch 25 Millionen (eigentlich 24,6 Millionen, aber weil die Zahlen eh nur geschätzt sind, habe ich der Einfachheit halber gerundet).
Die Stadtverwaltung schlägt vor, das Geld nun wie gewohnt in den Haushalt zu programmieren (das Wort passt einfach überall). Nötig wäre das nicht, denn das Geld wird noch gar nicht gebraucht. Es wäre möglich, anders vorzugehen. Jemand aus den Kreisen der Ratsparteien sagte uns: „Vor 2015 hat man für gewünschte Projekte meist die Planungskosten eingestellt, nicht die komplette Investitionssumme.“
Ein anderer Kritiker hält den gesamten Grundsatzbeschluss zum Musik-Campus für überflüssig. Neu in dem Papier der Stadt sei eigentlich nur, dass die abgespeckte Campus-Variante mit kleineren Räumen etwas günstiger sei. Das Argument, das Land brauche so einen Beschluss, um Geld zusagen zu können, hält der Kritiker für vorgeschoben. Wenn eine Stadt 45 Millionen Euro in den Haushalt stelle, dann könne man schon davon ausgehen, dass sie es mit ihren Plänen ernst meint, sagt er. Aber warum dann dieses Papier? Es solle die übrigen noch infrage kommenden Standorte aus dem Rennen nehmen, sagt der Kritiker. Die Frage, wo der Campus gebaut werden soll, war im ersten noch recht vagen Beschluss im Oktober 2019 offen geblieben.
Es geht um Vermutungen
Viel wichtiger als die Standortentscheidung ist aber die Frage, wo die fehlenden 30 Millionen für den Konzert- und Kongress-Saal herkommen sollen. Aus Fördergeldern und Privatspenden. Das ist bekannt. Aber was bedeutet das?
Im Beschlusspapier steht eine lose Zusammenstellung der Förderprogramme, die infrage kommen könnten. Teilweise geht es hier einfach um Vermutungen. An einer Stelle heißt es: „Auf EU-Ebene bestehen (…) schwer einschätzbare Fördermöglichkeiten.“ Eines der möglichen Programme befinde sich noch in der Abstimmung, ein anderes sei „ebenfalls relevant (…) im Hinblick auf die Förderung individueller Wettbewerbsfähigkeit von Städten“. Das ist eine sehr wacklige Basis, um Finanzierungschancen abzuschätzen.
Aber da sind ja auch noch die Privatspenden. Hier ist das Hauptproblem bislang: Es gibt noch keine. Oder falls Zusagen vorliegen, sind sie noch nicht bekannt.
An wie viel Geld die Stadt auf diesem Weg kommen kann, ist schwer abzuschätzen. Im Jahr 2007 gelang es der Stiftung, die auf dem Schlossplatz eine Musikhalle finanzieren wollte, zehn Millionen Euro einzuwerben. Geplant waren 18 Millionen.
Die Einschätzungen darüber, wie gut die Chancen heute stehen, fallen sehr unterschiedlich aus. Die Stadtverwaltung hält es „vor dem Hintergrund des hohen Engagements der Stadtgesellschaft“ für „sehr wahrscheinlich“, dass man das Geld irgendwie zusammenbekommt. Ein Kritiker des Projekts schätzt die Aussichten sehr viel schlechter ein als vor 15 Jahren. Damals sei es schließlich um ein Konzerthaus gegangen, heute spreche man über einen Saal, in dem auch Kongresse stattfinden sollen, sagt er. Das dämpfe die Begeisterung der musikinteressierten Menschen mit Geld in der Stadt schon erheblich. Was davon stimmt nun?
Je künstlerisch anspruchsvoller, desto teurer
Es sind viele grundsätzliche Fragen offen. Einige haben großen Einfluss darauf, wie teuer der Campus werden wird. Eine davon ist die nach dem Betreibermodell. Wie wird es aussehen? Wird es einfach eine Geschäftsführung geben? Ein Kuratorium? Oder eine Intendanz?
Einerseits soll der Campus möglichst wenig kosten. Die Räume hat man schon verkleinert. Andererseits spricht man von einem „Jahrhundertprojekt“ und von einem Modell, das „deutschlandweit einmalig“ sei. Passt das zusammen? Das Magazin „Münster Urban“ schrieb im Jahr 2017 zur Frage „Intendanz oder Hausmeister?“: „Ein Intendant schärft mit vollem Apparat das Profil durch ein ambitioniertes Programm. Das macht dann das Haus im besten Fall zu einem überregional wirksamen Magneten. Je künstlerisch anspruchsvoller, desto teurer ist dieses hehre Ziel.“
Auf die Frage, was den Musik-Campus so einmalig machen werde, sagte Stephan Froleyks, der Dekan der Musikhochschule Münster, am Sonntagabend in unserer RUMS-Diskussion: „Ich glaube, das wird stark mit dem Konzertangebot zusammenhängen.“ Viele Menschen aus Münster führen zu Konzerten in andere Gegenden Nordrhein-Westfalens. „Die begründete Hoffnung ist, dass das in Zukunft auch in die andere Richtung funktionieren wird“, sagte Froleyks.
Aber warum gibt es noch kein Betreibermodell? Die Planungen laufen doch schon seit über fünf Jahren. Friedrun Vollmer, Leiterin der Westfälischen Schule für Musik, sagte am Sonntagabend: „Dafür schon jetzt eine Antwort vorzugeben, das würde genau in die Kerbe hauen, für die wir bisher kritisiert werden: dass zu viel von städtischer Seite vorgegeben wurde, ohne in den Dialog zu gehen.”
Die freie Szene fehlt
Diese Kritik kam anfangs unter anderem aus der freien Kulturszene. Die Stadt hatte erst munter drauflos geplant und die freien Kulturschaffenden erst später dazu geholt. Es sah ein bisschen so aus, als hätte man die Szene nicht aus Überzeugung gefragt, sondern weil man merkte, dass es ein Risiko sein könnte, das Projekt gegen sie durchzusetzen. Dieses Gefühl hatten anfangs auch viele Menschen aus der Szene. Sie lehnten den Musik-Campus ab.
Inzwischen ist das etwas anders. Die Meinungen zum Campus gehen zwar noch immer auseinander. Doch es gibt unter den freien Kulturschaffenden eine Gruppe, die das Projekt unterstützt. Nur mit der ihr zugedachten Rolle ist die freie Szene noch nicht zufrieden. Auf der Campus-Website heißt es weiterhin: „Die drei Partner“. Das sind die städtische Musikschule, die Hochschule für Musik und das Sinfonieorchester. Die freie Szene fehlt.
Die Darstellung sei nicht mehr ganz aktuell, sagte Friedrun Vollmer am Sonntag. Aber eine feste Zusage über die genaue Rolle hat der Verein Monokultur noch nicht Er vertritt die Interessen der freien Kulturszene. Erhard Hirt, Musiker und für den Verein am Sonntagabend zu Gast in unserer Runde, sagte, er finde die öffentliche Darstellung des Projekts „unterirdisch“. Es sei auch insgesamt ein langer Weg gewesen. Man habe zwar von Beginn an sehr kollegial zusammengearbeitet, aber „es hat ganz schön lange gedauert, bis wir da ins Gespräch kamen“, sagte Hirt. Inzwischen sieht er Verbesserungen, aber auch noch viele offene Fragen.
Wird die freie Szene zum Beispiel auch einen Platz in der Führungsriege bekommen, wenn das Betreibermodell feststeht? Darüber wird man noch sprechen müssen. Aber zuerst braucht es ein Betreibermodell.
Wie geht es nun weiter? In der Bezirksvertretung Mitte stand das Thema heute Abend auf der Tagesordnung. Dort hat man es vertagt. Und mit einiger Wahrscheinlichkeit wird das auch am 9.Februar im Rat passieren. Diese Einschätzung teilen mehrere Personen aus dem Umfeld der Koalition.
Ein bisschen Ja
Die nächste Ratssitzung ist für April angesetzt. Fällt eine Entscheidung erst dann, wird aus dem Bekenntnis der Landesregierung zum Musik-Campus vor der Landtagswahl im Mai wohl nichts mehr. Der Oberbürgermeister würde sich ein solches Bekenntnis in Form eines Grundsatzbeschlusses im Landtag wünschen. Allerdings stellt sich die Frage, was so ein Beschluss wert wäre. Würde eine neue Landesregierung sich daran gebunden fühlen? Oder entstünde der Eindruck, die alte Regierung habe noch schnell die Möglichkeit genutzt, in die nächste Legislaturperiode hineinzuregieren? Das könnte die Chancen auf eine Unterstützung aus Düsseldorf sogar schmälern.
In Münster dominiert der Musik-Campus zurzeit die politische Diskussion. Es geht um große Fragen und scheinbar kleine Dinge, die eine größere Bedeutung bekommen könnten, zum Beispiel das Biotop auf dem Gelände an der Hittorfstraße. Der zentrale Punkt aber ist die unklare Finanzierung. An ihr könnte letztlich alles scheitern. Auch bis April werden die offenen Fragen nicht beantwortet sein. Sagt der Rat dann Nein, wäre das eine endgültige Entscheidung für das Aus. Leichter wäre es, ein bisschen Ja zu sagen.
Nur wie könnte das gehen? Eine mögliche Antwort steht im letzten Satz von Punkt 7 der Beschlussvorlage. Dort schlägt die Verwaltung eine Klausel vor. Der 30-Millionen-Euro-Anteil der Stadt am Konzert- und Kongress-Saal aus Spenden und Fördergeld soll erst dann in den Haushalt geschrieben werden, wenn das Geld auch wirklich da ist. Eine Idee, die am Dienstag zu hören war, lautet: Bis der volle Betrag oder zumindest ein Teil des Geldes zusammen ist, könnte der Rat auch mit seinem endgültigen Ja zum Grundsatzbeschluss warten. Dann bliebe jetzt erst mal Zeit, um Geld zu sammeln.
Schon wieder neue Regeln
Seit Sonntag gelten in Nordrhein-Westfalen neue Corona-Regeln. Etwas ärgerlich ist das für die 11.300 Menschen in Münster, die sich im vergangenen Jahr darüber gefreut haben, eine Johnson-&-Johnson-Impfung zu bekommen und mit der zweiten Dosis schon alles erledigt zu haben (wie ich zum Beispiel). Voller Impfschutz, Booster-Status. Aber das ist jetzt vorbei.
Um als geboostert zu gelten und damit nicht ständig neue Schnelltests vorlegen zu müssen, sind jetzt unabhängig vom Impfstoff drei Spritzen nötig.
Die zweite Impfung befreit nur noch dann von der Testpflicht, wenn sie mindestens 14 Tage zurückliegt und maximal 90 Tage alt ist. Etwas kompliziert, aber wir haben uns ja mittlerweile dran gewöhnt. Das kriegen wir auch noch in den Kopf.
Außerdem gilt nun:
- Selbst infiziert: Wenn Sie ein positives Testergebnis haben, müssen Sie sich zehn Tage lang in die Isolation begeben (ab dem ersten Symptom oder dem positiven Ergebnis). Sind Sie 48 Stunden symptomfrei, können Sie die Isolation auf sieben Tage beschränken. Dazu brauchen Sie einen offiziellen Schnelltest oder ein PCR-Test-Ergebnis. Kita- und Schulkinder können die Quarantäne sogar auf fünf Tage verkürzen.
- In einem Haushalt: Leben Sie mit einer infizierten Person in einer Wohnung, müssen Sie ebenfalls in Quarantäne. Auch sie lässt sich auf sieben Tage reduzieren, wenn die Symptome zwei Tage lang verschwunden sind.
- Treffen: Waren Sie mit einer infizierten Person in einer Kneipe, beim Sport oder haben Sie sich einfach getroffen, müssen Sie nicht automatisch in Quarantäne, sondern nur, wenn das Gesundheitsamt es anordnet.
Nicht in Quarantäne müssen Menschen, die eine Auffrischungsimpfung bekommen haben oder geimpft und genesen sind, sowie Menschen mit zwei Impfungen (ab dem 15. Tag nach der Spritze bis zum 90. Tag) und Genesene ohne Impfung (ab dem 28. Tag nach dem positiven Test bis zum 90. Tag).
+++ Simone Wendland ist neue CDU-Chefin in Münster. Die Landtagsabgeordnete gewann die Wahl gegen Markus Johow, der erst kurz vorher angetreten war und immerhin knapp 42 Prozent der Stimmen holte, Wendland erreichte, wir rechnen kurz nach, 58 Prozent. Sie übernimmt das Amt von Hendrik Grau. Er war nach zwei Jahren nicht mehr angetreten.
+++ In der RUMS-Kolumne am Sonntag war ein kleiner Fehler. Wir hatten geschrieben, das Schelfeis des Thwaites-Gletschers sei arktisch. Ein aufmerksamer Leser wies uns darauf hin, dass es hier heißen muss: antarktisch. Wir haben das korrigiert.
+++ Wir hatten am Freitag bei der Stadt nachgefragt, wie viele Kinder und Jugendliche in Münsters Schulen in der ersten Schulwoche positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Die Stadt teilt mit, dass fünf Fälle gefunden wurden. Genauer könne uns das aber die Bezirksregierung sagen, weil die Schulen die Coronafälle dort melden müssen. Die Bezirksregierung hat uns Zahlen gegeben, allerdings keine aktuellen. Das liegt am Meldeverfahren: Die Informationen zu Corona- und Quarantänefällen an den Schulen werden zentral im Schulministerium in Düsseldorf gesammelt. Das Ministerium schickt der Bezirksregierung montags eine Übersicht der Daten für die Kreise und kreisfreien Städte. Diese Daten wurden jeweils am Mittwoch der Vorwoche gesammelt und anschließend ausgewertet. Eine tagesaktuelle Übersicht könne man nicht liefern, sagte die Bezirksregierung. Das sei eine riesige Excel-Tabelle. Deshalb würden die Zahlen wöchentlich ausgewertet und die Entwicklung von Woche zu Woche beobachtet.
Nun die Zahlen, die wir bekommen haben, mit Stand 11. Januar (also zwei Tage nach Schulbeginn): 491 Kinder und Jugendliche konnten pandemiebedingt nicht am Unterricht teilnehmen, so sagte es uns die Bezirksregierung. 270 von ihnen hatten einen positiven Coronatest. Die übrigen 221 sind als Kontaktpersonen in Quarantäne.
Es dürfte hier auch noch eine Dunkelziffer geben. Die Bezirksregierung hatte Rückmeldungen zu 43.500 Kindern und Jugendlichen bekommen (erstes Schuljahr bis Abiturjahrgang und Berufskolleg). Insgesamt gehen laut städtischer Schulstatistik in Münster 50.661 Kinder und Jugendliche zur Schule. Die Differenz komme zustande, weil einige Schulen ihre Zahlen nicht rechtzeitig gemeldet haben, so die Bezirksregierung.
Wir werden die Zahlen zu den Schulen ab jetzt wöchentlich bei der Bezirksregierung erfragen und sie hier im RUMS-Brief im Corona-Update ergänzen.
Engagement in Münster: Unsere Interviews aus der RUMS-Hütte zum Nachlesen
Wir haben Post bekommen. Michael Weise hat uns geschrieben. Zum Musik-Campus. Er hält den Bau für überflüssig, weil er findet: An anderen Stellen in der Stadt gäbe es genug zu tun. Hier geht’s zu seinem Beitrag.
Zum aktuellen Wasserstand: in etwa Halshöhe. Die Inzidenz in Münster bewegt sich irgendwo da oben bei 562 (Neuinfektionen pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche). Die Stadt meldet zwei weitere Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion, eine 90-jährige Frau und ein 92-jähriger Mann sind gestorben, beide hatten Vorerkrankungen. Aktuell gelten in Münster 3.342 Menschen als infiziert. Und wenn man die Inzidenz-Werte in Nordrhein-Westfalen nach Altersklassen sortiert, ergibt sich ein noch etwas klareres Bild. Bei den 5- bis 9-Jährigen liegt die Inzidenz laut Robert-Koch-Institut (Stand heute) landesweit bei 1.180, bei den 10- bis 14-Jährigen bei 1.028, bei der 15- bis 19-Jährigen bei 1.113. Zum Vergleich: Die Inzidenz in der Altersgruppe der Menschen zwischen 65 bis 69 Jahren beträgt 168. Die Ursache für die hohen Zahlen bei Kindern ist laut Stadt vermutlich die geringe Impfquote. Sie liegt bei den 5- bis 11-Jährigen bei knapp über 42 Prozent (Erstimpfungen) beziehungsweise knapp 14 Prozent (Zweitimpfungen). Bei den 12- bis 17-Jährigen sieht es etwas besser aus. Knapp über 83 Prozent sind vollständig geimpft, knapp 27 Prozent geboostert. Die über 60-Jährigen in Münster haben zu fast 100 Prozent zwei Impfungen erhalten. Von ihnen sind knapp 87 Prozent geboostert.
An der Hammer Straße 100 hat am Samstag ein Geschäft eröffnet, dessen Name Ihnen vielleicht bekannt vorkommt, wenn Sie die Straße schon mal entlang gefahren sind. Es heißt Herr Többen. Genau, Herr Többen wie Frau Többen. Andrea Többen verkauft in ihrem Geschäft, das eben diesen Namen trägt, 45 Hausnummern in Richtung Innenstadt, an der Hammer Straße 55, seit zwölf Jahren grüne, faire und nachhaltige Mode. Bislang gab es dort Kleidung für Männer und Frauen. Das wird jetzt einfacher: Männer finden ab so sofort alles, was sie brauchen, bei Herr Többen. Und jetzt wird’s kompliziert: Wer sich vorher bei Frau Többen einen Coupon abholt, kauft bei Herr Többen in den ersten Tagen zehn Prozent günstiger ein.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Die Veranstaltungskalender geben leider nicht viel her in dieser Woche. Aber Johanne Burkhardt hat trotzdem zwei Tipps für Sie:
+++ Wir haben es letzten Sonntag vorgemacht: Die Zeit von Online-Veranstaltungen geht wieder los, und ich möchte Ihnen gleich die nächste empfehlen. Dieses Mal haben wir nichts damit zu tun. Am Donnerstagabend ist Michael Hochgeschwender von der Uni München in der digitalen Volkshochschule zu Gast. Er spricht über das Verhältnis von Staat und Kirche in den USA. Los geht’s um 19:30 Uhr. Hier können Sie sich kostenlos anmelden. Oder Sie nehmen einfach direkt diesen Zoom-Link.
+++ Ich bin schon seit schönschlau ein Fan von der Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim. In ihrem Buch „Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit“ deckt sie nicht nur öffentliche Missverständnisse und Streitfragen der Wissenschaft auf, sondern gibt auch einen Crashkurs in Wissenschaftssprech: Was war nochmal der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität? Was sagen statistische Signifikanz und Effektstärke eigentlich aus? Lassen Sie sich nicht abschrecken, Nguyen-Kim schafft diese Übersetzung mit einer Leichtigkeit, die vor allem beim Zuhören Spaß macht: Das Buch gibt es nämlich auch als Hörbuch (zum Beispiel bei Spotify oder überall dort, wo es Hörbücher gibt), gelesen von der Autorin höchstpersönlich.
Am Freitag kommt wieder Post von uns. Haben Sie bis dahin eine gute Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Johanne Burkhardt, Constanze Busch
PS
Im zweiten Corona-Winter müssen viele Schulklassen noch immer ohne Luftfilter auskommen. Geld wäre da, aber das Land Nordrhein-Westfalen fördert die Filter nur, wenn die Klassenräume nicht gelüftet werden können. Und irgendein Fenster lässt sich dann ja doch meistens öffnen. Das bedeutet zurzeit, es ist kalt in der Schule. Eine Mutter, deren Kinder in Münster auf eine Grundschule und ein Gymnasium gehen, schreibt uns, sie habe ihren Kindern für den Klassenraum statt Hausschuhen Winterstiefel gekauft. „Ich finde es irrwitzig, wie warm man die Kinder für den Unterricht anziehen muss“, schreibt sie. Das finden auch zwei Elternverbände. Sie kritisieren, dass das Land im Kampf gegen Corona noch immer auf offene Fenster setzt. Darauf aufmerksam machen wollen sie mit einem Wettbewerb. Sie suchen die kälteste Klasse in Nordrhein-Westfalen. Durch die Aktion ist die Stimmung zunächst allerdings noch etwas eisiger geworden. Die Schulpolitikerin Franziska Müller-Rech hält den Wettbewerb für eine „makabre Aktion“. Wenn man richtig lüfte, helfe das natürlich gegen Corona, und es werde auch nicht kalt, schreibt sie. Franziska Müller-Rech sitzt für die FDP im Landtag. Das ist die Partei, die auch das Schulministerium stellt. Und das wiederum hat nicht nur Ärger mit den Eltern, sondern auch mit den Lehrkräften. Die kritisieren, dass es zum Präsenzunterricht keinen Plan B gebe. Denn nicht nur die Fenster sollen offen bleiben, sondern auch die Schulen. Und damit bleiben es auch viele Fragen. Diese Fragen können Sie der Schulministerin jetzt stellen, über dieses Formular bei Antenne Münster. Und immerhin das ist doch, na ja, ganz cool.
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