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Kein Gras drüber gewachsen: Weiter Streit um Cannabis | In Münster fehlen E-Ladesäulen | Unbezahlte Werbung: Mutter Birken

Guten Tag,
heute vor einem Jahr ist Cannabis legalisiert worden. Und passend zum Jahrestag ist gestern Nachmittag eine Polizeimeldung hereingeflattert, in der es um eine Verfolgungsjagd geht, die offenbar nach einem Joint stattgefunden hat.
Nach mehreren tollkühnen Stunts und überfahrenen roten Ampeln stoppte die Polizei am Sonntagnachmittag eine 34-jährige Autofahrerin aus Ibbenbüren im Wendehammer des Dag-Hammarskjöld-Wegs hinter dem Marktkauf an der Loddenheide. Die Fahrt endete für die Frau auch in anderer Hinsicht in einer Sackgasse.
Laut Polizeibericht besaß sie keinen Führerschein. Nach dem Drogentest und der ganzen Nummer wird sie vermutlich auch erst mal keinen bekommen.
Eigentlich stellt man sich das ja so vor, dass Cannabis alles deutlich verlangsamt. In diesem Fall sahen die Polizisten allerdings, wie sich der Tachozeiger ihres eigenen Autos während der Verfolgungsjagd in einer 50er-Zone auf 140 Stundenkilometer hochzitterte. Man fragt sich also: Was ist los mit dem Zeug?
In Berlin diskutieren sie gerade, ob man die Cannabis-Legalisierung wieder abschafft. Vor allem in Bayern würde man darauf gern anstoßen.
Heute lesen Sie im Brief:
- Absagen und Sperrungen rund um die Friedenskonferenz
- Regionalplan für’s Münsterland
- Politik streitet um Wohnbauflächen
- Bistum räumt Datenschutzverletzung ein
- Münster als E-Ladesäulen-Vorreiter – oder nicht?
- Klima-Update: Neuer Hitzerekord
- Ein-Satz-Zentrale: Hakenkreuz-Schmierereien an Grundschule
- Unbezahlte Werbung: Mutter Birken
- Drinnen und Draußen: Dating per Powerpoint-Präsentation
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach von der CSU hat der Augsburger Allgemeinen gesagt: „Der Regierungswechsel bietet die Chance, die Verharmlosung dieser gefährlichen Droge zu beenden und wieder für mehr Gesundheitsschutz, insbesondere für Kinder und Jugendliche, zu sorgen.“
Simon Nagel, Direktor der neurologischen Klinik in Ludwigshafen, hat in der Apotheken-Umschau allerdings soeben noch einmal erklärt, dass die Risiken von Alkohol sehr viel größer seien.
Dass die CSU, überhaupt die Union, im Fall von Cannabis die Sorge um den Jugendschutz und die Gefahren der Droge hervorhebt, ihr das alles im Fall von Alkohol und Tabak aber eher unwichtig zu sein scheint, macht die Argumentation unglaubwürdig.
Tatsächlich geht es wohl einfach darum, dass die konservative Sphäre Kiffen einer linken Kultur zuordnet, die sie ablehnt. Alkohol dagegen ist Teil der eigenen Kultur. Und – auch nicht ganz unwichtig – an der Alkohol- und Tabakindustrie hängen Arbeitsplätze. Diese Unehrlichkeit ist Teil der Debatte.
Die Bilanz der Teillegalisierung ist tatsächlich gemischt. Einerseits hat das neue Gesetz dazu beigetragen, die Justiz zu entlasten. Die Zahl an Drogendelikten ist zurückgegangen, man hat den Umgang mit Cannabis entkriminalisiert. Das zeigt auch die aktuelle Kriminalitätsstatistik für Münster.
Andererseits hat der Schwarzmarkt nicht an Bedeutung verloren. Das führt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann nun gegen die Legalisierung an. Allerdings hat Bayern bislang nicht einen einzigen Cannabisverein genehmigt und so dafür gesorgt, dass der Schwarzmarkt kaum an Bedeutung verlieren kann. Das gehört auch zur Wahrheit.
In Münster hat die Bezirksregierung bislang zwei Anträge für Cannabisvereine genehmigt, drei seien noch in Bearbeitung, schreibt ein Sprecher auf Anfrage.
Wäre die Absicht tatsächlich, den Schwarzmarkt bedeutungslos zu machen, müsste man die Legalisierung nicht rückgängig machen, sondern den Genehmigungsprozess beschleunigen, um den legalen Markt attraktiver zu machen. Wie man das mit dem Jugendschutz vereinbaren kann, ist ja vom Alkohol bekannt.
Mehr Unfälle unter Drogen
Wenn man nicht einfach einen Kulturkampf gegen Cannabis führen, sondern das Gesetz verbessern möchte, muss man auch auf die Schwachpunkte schauen. Das Bundesverkehrsministerium und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat haben heute Zahlen zur Bedeutung von Drogen im Straßenverkehr veröffentlicht.
Demnach stieg die Zahl der Unfälle unter Drogeneinfluss in Nordrhein-Westfalen zwischen 2023 und 2024 um knapp zwölf Prozent. Die Frage ist: Wie würde man reagieren, wenn es hier um Alkohol ginge? Würde eine Diskussion darüber beginnen, ob Alkohol verboten werden soll? Oder würde man über höhere Grenzwerte, mehr Kontrollen oder härtere Strafen nachdenken?
Auch die gesundheitlichen Risiken sind ein überzeugendes Argument. Aber wenn es ernsthaft darum geht, gesundheitliche Risiken zu minimieren, dann muss man die Kriterien des Gesundheitsschutzes anlegen und auch bereit sein, sich unbeliebt zu machen und sich mit der Alkohol- und Tabaklobby anzulegen.
Auch die Polizei in Münster ist nicht so begeistert vom neuen Gesetz. Als wir in der vergangenen Woche nach der Situation am Hauptbahnhof fragten, schickte die Polizeipressestelle eine Stellungnahme, in der die Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf am Ende einen Schlenker zum Cannabisgesetz machte. „Insbesondere für den Jugendschutz ist das Gesetz eine Katastrophe“, sagte Dorndorf. Für die Umsetzung des Gesetzes gelte dasselbe.
Ihre Prognose ist, dass man in der warmen Jahreszeit erleben werde, was Cannabiskonsum in Parks und Grünanlagen, in der Nähe von Schulen und Spielplätzen bedeute. Die Innenstadt werde an vielen Stellen nach Haschisch stinken. „Wie wir das finden, bleibt wohl jedem selbst überlassen“, sagt Dorndorf.
Das Meinungsforschungsinstitut Yougov hat im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur versucht herauszufinden, wie die Leute darüber denken. Ergebnis: 38 Prozent der Befragten sind dafür, die Legalisierung wieder rückgängig zu machen. Ebenfalls 38 Prozent möchten, dass Cannabis in geringen Mengen legal bleibt. 11 Prozent wünschen sich noch weniger Beschränkungen. 13 Prozent machten keine Angaben.
Und dann lesen wir hier gerade noch: Münsters erster Cannabisverein will am Flughafen Münster/Osnabrück die erste exklusive „Kiffer-Lounge“ eröffnen. Der Verein wolle mit dem innovativen Konzept neue Maßstäbe setzen und deutschlandweit ein Vorbild schaffen. Falls das jetzt irgendwer aus dem bayerischen Innenministerium mit anschwellendem Puls mitliest – keine Sorge, das ist nur ein Aprilscherz. (rhe)
+++ Am Freitag findet in Münster die zweite Westfälische Friedenskonferenz statt – und auch wenn Münsteraner:innen selbst eher wenig davon mitbekommen, macht sich bei solch großen Veranstaltungen eins immer direkt bemerkbar: Die Straßen in der Innenstadt sind dicht. Die Polizei sperrt bereits ab Donnerstagabend Teile der Altstadt. Der Prinzipalmarkt ist am Freitag komplett gesperrt für Autos, Fahrräder und Busse. Letztere werden umgeleitet. Zu Fuß kommt man trotzdem durch. Die Bögen am Prinzipalmarkt bleiben für Anwohner:innen und Besucher:innen offen. Zwei kleinere Mahnwachen wurden für Freitag auf dem Michaelisplatz angemeldet. Weitere Demonstrationen sind laut Polizei bislang nicht angekündigt. Dafür musste die Redner-Liste der Friedenskonferenz laut den Westfälischen Nachrichten schon ein paar kleinere Dämpfer vertragen. CDU-Chef Friedrich Merz und SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil haben ihre Teilnahme aufgrund der Koalitionsverhandlungen in Berlin kurzfristig abgesagt. Auch Boris Pistorius und Sigmar Gabriel (beide SPD) haben abgesagt. Damit wird die Konferenz europäischer als ursprünglich gedacht – vielleicht gar nicht die schlechteste Wendung. Statt Parteitaktik aus Berlin geht’s jetzt um die großen Linien: Der estnische Außenminister Margus Tsahkna, die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja und Alt-Außenminister Joschka Fischer sind zu Besuch. Bundespräsident Steinmeier wird die Konferenz eröffnen und Holocaust-Überlebende Margot Friedländer mit einem Sonderpreis ehren. (ani)
+++ Vielleicht haben Sie es noch gar nicht mitbekommen, aber am Montag ist etwas ziemlich Grundlegendes passiert: Der neue Regionalplan wurde beschlossen. Ein Plan, der festlegt, wie wir im Münsterland gelebt, gearbeitet und gewohnt werden soll – und wie viel Natur dabei noch übrig bleibt (RUMS-Brief). Nach über fünf Jahren Planung, 13.500 Seiten Papier und 273 beteiligten Institutionen steht der Plan endlich. Und was steht drin? Es soll 269 Windenergiezonen mit 13.307 Hektar Fläche geben – mehr als das gesetzlich geforderte Ziel. Auch eine S-Bahn für das Münsterland wurde als langfristige Optimierung für den öffentlichen Verkehr aufgenommen. Und: 82.910 Hektar sind für den Natur- und Landschaftsschutz gesichert. Aber ein Punkt sorgt für Streit in der Politik: die Wohnbauflächen in Münster. Denn der Regionalrat hat gegen die Ratsmehrheit in Münster zusätzliche Flächen für den Wohnungsbau in den Plan aufgenommen. CDU, FDP und Teile der SPD im Regionalrat haben damit durchgesetzt, was Grüne und SPD im Stadtrat abgelehnt hatten. (ani)
+++ Apropos Bauen und Stadtrat. Dort ist das Thema auch ein Dauerbrenner, was die CDU in einer Pressemitteilung noch einmal neu befeuert hat. „Die überzogenen Baustandards der Stadt Münster verteuern den Bau eines Reihenendhauses oder einer Doppelhaushälfte um 60.000 Euro“, so Stefan Weber, CDU-Fraktionschef im Rathaus und Mitglied im Regionalrat. Dabei beruft er sich auf ein Gutachten seiner Partei, wonach junge Familien sich mehr Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser wünschen. Und dafür brauche es Platz – sprich: Flächen, die im alten Entwurf des Regionalplans gestrichen worden waren. Weber kritisiert auch die grün-geführte Ratsmehrheit in Münster, die nach seiner Lesart bei dem Thema „unbeweglich“ sei. Die Grünen weisen das CDU-Gutachten in einer Pressemitteilung zurück: Die Berechnungen seien weder nachvollziehbar noch vergleichbar, da sie städtische Standards für öffentliche Gebäude fälschlich auf private Bauprojekte übertragen. „Es werden Äpfel mit Birnen verglichen – das ist Wahlkampfgetöse jenseits der Fakten,“ so Grünen-Ratsfraktionssprecher Christoph Kattentidt. (ani)
+++ Das Bistum Münster hat eine Datenschutzverletzung eingeräumt. Es geht um den Umgang mit sensiblen Informationen von Menschen, die sexuellen Missbrauch durch Kirchenmitarbeitende erlebt haben. Eine betroffene Person hatte sich beschwert: Ihre Erlebnisse seien in einer wissenschaftlichen Studie verwendet worden – ohne ausreichende Anonymisierung und ohne rechtliche Grundlage. Die betroffene Person hat vom interdiözesanen Datenschutzgericht in Bonn Recht bekommen. Das Bistum hat sich entschuldigt und eine Entschädigungszahlung angeboten. Der Hintergrund: Für eine unabhängige Studie zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs stellte das Bistum Wissenschaftler:innen der Uni Münster interne Akten zur Verfügung. Zwar wurden Namen, Adressen und Kontodaten geschwärzt, nicht aber persönliche Schilderungen des Missbrauchs. Genau das hätte aber laut Datenschutzrecht passieren müssen. Für zukünftige Projekte will das Bistum nach eigenen Angaben nun stärker die Perspektive der Betroffenen in den Mittelpunkt stellen. (ani)
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Ladehemmung
In Münster sieht man so viele E-Autos wie kaum anderswo. Doch es fehlen die Steckdosen.
Wenn man herausfinden möchte, wie viele E-Ladesäulen für Autos es in der Stadt gibt, muss man zuallererst ein paar Dinge verstehen.
Da ist zum einen die Bundesnetzagentur. Sie beaufsichtigt in Deutschland den Ausbau von E-Ladesäulen und sieht zu, dass Stromanbieter und Ladesäulenbetreiber sich dabei an die Gesetze halten. Fragt man dort, bekommt man einen Link auf das zentrale Register der Bundesnetzagentur, in dem alle öffentlich zugänglichen Ladesäulen zu finden sind.
Nach diesen Zahlen standen in Münster im Januar 455 Ladestellen. Bei unserer letzten Bestandsaufnahme im Januar 2023 waren es 177. Es tut sich also schon einiges.
Im Vergleich zu anderen ähnlich großen Städten – diese Zahlen findet man auch dort – liegt Münster allerdings etwas zurück. In Bielefeld kommen auf jeden Menschen in der Stadt 1,6 Säulen, in Dortmund 1,8, in Düsseldorf 3,1. In Münster sind es 1,4 Säulen pro tausend Einwohnerinnen oder Einwohner. Das sind die Daten, die man an dieser Stelle finden kann.
Und dann sind da noch die der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. Sie ist Teil der bundeseigenen Gesellschaft Now, die im Auftrag der Bundesregierung Projekte zur nachhaltigen Mobilität und Energieversorgung fördert.
Immer mehr Schnellladesäulen
Die Leitstelle sorgt dafür, dass überall im Land genügend E-Ladesäulen stehen und vor allem: dass sie sich gleichmäßig verteilen. Die Leitstelle schaut, an welchen Stellen Säulen gebaut werden müssen, damit das Netz möglichst dicht ist. Und sie veröffentlicht jeden Monat einen Bericht zum Stand des Ausbaus.
In diesem Bericht steht für den Monat Februar unter anderem, dass die Zahl der Ladesäulen in Deutschland weiter gewachsen ist, wenn auch nur leicht. Aber das liegt vor allem daran, dass das neue Jahr erst drei Monate alt ist.
Beim Blick auf die Entwicklung der vergangenen Jahre sieht man den Fortschritt deutlicher. Im Jahr 2016 standen in Deutschland 4.333 Ladestellen, nach den neuesten Zahlen aus dem Februar sind es inzwischen 157.677.
Vor allem die Zahl der sogenannten Schnellladesäulen wächst, nun ja, schnell. Sie funktionieren im Prinzip wie normale Ladesäulen, sind nur – Sie ahnen es – deutlich schneller. Laut Bundesnetzagentur gibt es von dieser Variante in Münster genau 88.
An so einer Säule kann man in einer halben Stunde Strom für mehrere hundert Kilometer tanken. An einer normalen Säule kann das mehrere Stunden dauern. Schnellladesäulen stehen vor allem an Autobahnen, größeren Einkaufszentren oder Verkehrsknotenpunkten.
In Deutschland kamen allein im Jahr 2023 fast 10.000 Schnellladepunkte hinzu, im laufenden Jahr sind es schon über 2.000. Inzwischen macht die Schnellladeinfrastruktur etwa ein Drittel aller öffentlichen Ladepunkte in Deutschland aus. Und das ist wichtig, denn je mehr Schnellladesäulen es gibt, desto praktischer wird das Fahren mit dem E-Auto.
Die Nationale Leitstelle schreibt nicht nur monatliche Berichte. Sie entwickelt auch digitale Werkzeuge, zum Beispiel das sogenannte „Standorttool“. Es zeigt, wo in Deutschland neue Ladesäulen gebraucht werden.
Reicht das Angebot aus?
Auf der Standorttool-Website gelangt man über eine Landkarte auf eine Übersichtsseite für Münster. Die Zahlen scheinen älter zu sein als die der Bundesnetzagentur. Laut der Übersicht gibt es in Münster 434 Ladepunkte. Und diese Zahl lässt sich weiter aufschlüsseln.
An 364 Stellen stehen normale Ladesäulen, es gibt 32 Schnellladepunkte und 38 Hochleistungsladepunkte. An ihnen kann man E-Autos in 15 bis 30 Minuten vollständig aufladen. Eine Übersicht zeigt, wo genau in Münster Stromtankstellen zu finden sind.
Über 400 Ladesäulen in Münster – auf den ersten Blick sieht das nach recht viel aus. Aber auch auf den zweiten? Reicht das Angebot aus, um die Nachfrage zu decken?
Auch dazu gibt es eine Übersicht (ab Seite 204). Sie zeigt: In Münster gibt es deutlich zu wenige Ladesäulen. Laut der Übersicht sind 59 Prozent des Bedarfs an öffentlicher Ladeinfrastruktur gedeckt. Damit gehört Münster zu den 68 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland, in denen das Angebot deutlich zu klein ist.
Auf die Frage, wie es mit dem Ausbau in Münster weitergeht, schreibt eine Sprecherin der Nationalen Leitstelle, über konkrete Pläne von privatwirtschaftlichen Firmen wisse man nichts. Aber das Deutschlandnetz werde weiter ausgebaut, schreibt die Sprecherin. Das ist ein staatlich geplantes Schnellladenetz mit tausenden Ladepunkten im ganzen Land. In Münster entstünden drei Ladeparks mit jeweils zwölf Schnellladepunkten. Sie würden im Auftrag des Bundes von privaten Firmen gebaut. Wo genau sie entstehen werden, sagt die Sprecherin nicht.
Die Stadt Münster hat vor fast genau einem Jahr angekündigt, 112 neue Ladestellen zu bauen. Was ist daraus geworden?
Es seien fast alle fertig, schreibt das städtische Kommunikationsamt auf Nachfrage. Lediglich mit einem Anbieter sei die Zusammenarbeit nicht zustandegekommen. Das bedeutet: Acht Ladesäulen wurden nicht gebaut. Sie sollen in der nächsten in Auftrag gegeben werden.
Im Moment würden in der Stadt an mehreren Orten Ladesäulen gebaut, schreibt das Kommunikationsamt: am Ludgeriplatz, am Kaiser-Wilhelm-Ring oder am Horstmarer Landweg. Am Hegerskamp, in der Brockmannstraße, in der Rjasanstraße und in der Salzmannstraße stünden die neuen Stationen bereits.
„Elektro-Auto“-Hochburg
Außerdem begännen in diesen Tagen die Arbeiten an der Gasselstiege, in der Dortmunder Straße und am Dahlweg. Die Stadt teilte mit, bis alles fertig sei, dauere es dann nur noch wenige Wochen.
Danach werde man noch einmal neu bewerten, wie viele Ladestationen es in Münster braucht. Dann werde man weitere bauen, vor allem auf öffentlich zugänglichen Grundstücken an Schulen, Sportstätten und Schwimmbädern. Zudem werde man Ladegelegenheiten an neuen Mobilstationen schaffen – und an den Orten, an denen die Autos von Carsharing-Anbietern stehen.
Insgesamt ist der Anteil an E-Autos auf der Straße noch immer gering. Aber in Münster ist er außergewöhnlich hoch.
Das Vergleichsportal „Check24“ kürte Münster im vergangenen Jahr zur „Elektro-Auto“-Hochburg. Laut dem Vergleich war der Anteil an E-Autos in der Stadt mit 3,5 Prozent so hoch wie in keiner anderen deutschen Stadt. Die Zahl der Zulassungen wächst enorm. Bei unserem letzten Bericht im Januar 2023 waren in Münster 3.100 E-Autos zugelassen. Inzwischen sind es nach Zahlen der Stadt Münster 9.886.
Dass E-Autos in Münster beliebt sind, zeigt sich auch an der Auslastung der Ladesäulen. Die Auslastung von drei öffentlichen Ladesäulen der Stadtwerke Münster liege über den gesamten Tag verteilt zwischen 20 und 43 Prozent, schreibt die Stadt Münster. Die Säule am Ludgeriplatz sei zu 43 Prozent ausgelastet, die an der Meyerbeerstraße zu etwa 20 Prozent. Zum Vergleich: Deutschlandweit sei eine öffentliche Ladesäule im selben Zeitraum im Schnitt zu knapp 15 Prozent ausgelastet gewesen. (rhe)
Korrekturhinweis: In einer früheren Version ist bei einer Angabe des Maßstabes verrutscht. In Münster kommen auf tausend Menschen 1,4 Ladesäulen, nicht auf einen (analog auch für die übrigen Städte). Wir haben die Angabe korrigiert.
+++ Sie haben sich vielleicht über das recht sonnige und warme Wetter der letzten Wochen gefreut. Das hat allerdings auch seine Schattenseite. Der diesjährige März war in Nordrhein-Westfalen der trockenste März seit 1929. Passend dazu hat der Deutsche Wetterdienst ebenfalls verkündet, dass das Jahr 2024 mal wieder einen neuen Rekord geknackt hat und jetzt das offiziell wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnung 1881 ist. Damit hat es 2023 vom Thron gekickt. Mal schauen, ob wir nächstes Jahr an dieser Stelle das gleiche über 2025 schreiben werden. (ani)
Fundbüro

Heute gibt’s eine kleine Premiere hier im RUMS-Brief: Wir stellen Ihnen unsere neue Kategorie vor – das Fundbüro. Hier zeigen wir ab und zu kuriose Beobachtungen. Zum Beispiel diese kleine Zeitungs-Maus an unserem Briefkasten. Der kreative Ungehorsam hat wieder einmal vor unserer Tür gewütet. Vor gut 3 Jahren hatte der Street-Art-Künstler schon einmal ein kleines weißes Häschen an unser Fenster geklebt. Seitdem sind wir allerdings umgezogen – und jetzt ist auch das neue RUMS-Büro mit einem Stempel vom kreativen Ungehorsam versehen. Jetzt kommen Sie ins Spiel: Ist Ihnen in der Stadt etwas Kurioses, Ungewöhnliches oder Einzigartiges aufgefallen? Dann schicken Sie uns doch ein Foto an redaktion@rums.ms.
+++ Unbekannte haben mehrere Hakenkreuze an die Grundschule an der Bonhoefferstraße gesprüht. (Polizei Münster)
+++ Anlieger:innen im Kiepenkerlviertel beklagen einen Investitionsstau, weil der Brunnen an der Neubrückenstraße seit Jahren defekt ist und Schrotträder und marode Telefonzellen das Stadtbild stören. (Westfälische Nachrichten)
Korrekturhinweis: Fehlende öffentliche Toiletten standen ursprünglich auch in der Liste. Aber die stören natürlich nicht das Stadtbild. Wir haben das korrigiert.
+++ Die Warendorfer Straße bekommt mit dem Projekt „Stadthof Münster“ rund 100 neue Wohnungen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Peter-Wust-Schule in Mecklenbeck soll ab 2026 durch zwei Neubauten und eine neue Mensa erweitert werden. (Stadt Münster)
+++ Die Stadt hat den Zuschuss für das Bündnis „Sicher durch Münster“ überraschend von 60.000 auf 20.000 Euro gekürzt, was bei den Beteiligten für großen Unmut sorgt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Landesinitiative „Europa-Schecks“ fördert drei neue Projekte in Münster – darunter eine EU-Parlaments-Simulation für Schüler:innen, ein deutsch-niederländisches Hochschulprojekt und ein Jugendprojekt mit Georgien. (MdL Robin Korte)
+++ Nachdem die Diskothek „Schwarzes Schaf“ geschlossen war, soll sie Ende April unter neuer Leitung wieder öffnen. (Schaf auf Instagram)
Heute fängt der Frühling an – zumindest bei Mutter Birken an der Schulstraße. Dort werden heute nämlich zum ersten Mal nach der Winterpause wieder Tische und Stühle nach draußen gestellt. Von dem kleinen Biergarten haben Sie einen tollen Blick auf die gerade blühenden Kirschbäume. Sollte es wider Erwarten regnen, können Sie aber auch ganz gemütlich drinnen sitzen. Das bietet sich an, wenn Sie Fußball mögen, denn bei Mutter Birken laufen sämtliche Spiele der 1. und 2. Bundesliga. Kulinarisch kann sich vor allem die Bierauswahl sehen lassen: Sieben verschiedene Sorten vom Fass, daneben belgische Spezialitäten aus der Flasche. Dazu gibt es Herzhaftes aus der Küche: Flammkuchen, Chili, Currywurst – wahlweise mit Fleisch oder vegan. Geöffnet ist das Traditionslokal im Kreuzviertel unter der Woche von 17 Uhr bis kurz vor Mitternacht. Am Wochenende geht es schon um 15 Uhr los. Nur montags ist Ruhetag.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Katja Angenent hat heute für Sie in den Kalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ „Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?“ Vielleicht antworten bald ein paar Leute: auf der Bühne in der B-Side. Dort findet morgen zum ersten Mal die Live-Datingshow „Date my Friend“ statt. Das Prinzip: Singles werden 10 Minuten lang auf der Bühne von ihren Freund:innen „gepitcht“, mit Bildern, Sprachnachrichten und Chatverläufen. Wenn Sie schon jemanden gefunden haben, können Sie auch einfach nur zum Zuhören kommen. Eine Karte kostet 18 Euro. Los geht’s um 20 Uhr.
+++ Auf Einladung der Präventionskampagne „Voll ist out“ schildern Helge Nieswandt und Torben Schreiber im Archäologischen Museum am Donnerstag, 3. April, wie Alkohol in der Antike gesehen und getrunken wurde. „Vom heiligen Trank bis zum ungezügelten Missbrauch“ heißt ihr Vortrag, der um 17 Uhr beginnt.
+++ Ebenfalls am Donnerstag wird um 18 Uhr die Ausstellung „Faszination Lack“ im Museum für Kunst und Kultur eröffnet. Falls Ihnen der Titel bekannt vorkommt, erinnern Sie sich sicherlich noch an das private Lackmuseum an der Promenade, dessen Bestand 2024 vom LWL übernommen worden ist. Ein Teil der Sammlung ist nun noch bis Ende Juli am Domplatz zu sehen. Am Eröffnungsabend ist der Eintritt frei.
+++ Am Freitag findet ab 18 Uhr die Nacht der Bibliotheken statt. In der Stadtbücherei gibt’s bis 23 Uhr unter anderem Poetry Slam, ein Book-Speed-Dating, Führungen und verschiedene Lesungen. Was wann genau passiert, finden Sie hier. Falls Ihnen das zu viel Trubel sein sollte, besuchen Sie doch die Stadtteilbücherei am Aaseemarkt. Dort gibt es von 19 bis 22 Uhr „Silent Reading“.
Am Freitag schreibt Ihnen Anna Niere. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Anna Niere (ani), Jan Große Nobis (jgn), Katja Angenent (kat) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Susanne Bauer
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PS
Ein deutsch-niederländisches Forschungsteam hat in einer alten Sammlung im Museum „De Museumfabriek“ im niederländischen Enschede eine bislang unbekannte Art einer urzeitlichen Seekatze entdeckt. Das ungefähr 140 Millionen Jahre alte Fossil stammt aus einer heute überfluteten Tongrube in Gronau. Und weil das der Geburtsort von Udo Lindenberg und Sänger und Fossil gefühlt in etwa das gleiche Alter haben, hat man die Seekatzenart auf den schönen Namen Stoilodon lindenbergi getauft. Wir haben extra noch mal in der LWL-Pressestelle gefragt, ob das ein Aprilscherz ist. Aber nein, ist es nicht. Die Katze sei ursprünglich fälschlich als Schildkrötenpanzer eingeordnet worden, schreibt der Landschaftsverband in einer Pressemitteilung anlässlich der Seekatzentaufe. Tatsächlich handle es sich bei den Fundstücken um Zahnplatten, die nicht wie üblich zum Zerquetschen harter Beute dienten, sondern als Schneidwerkzeuge für weiche Nahrung. Das mache die Gronauer Seekatze ebenso besonders wie ihre Anpassung an ein Brackwasser-Ökosystem und – das ist jetzt unsere Ergänzung – eben auch Udo Lindenberg. Eine Seekatze ist übrigens kein Säugetier, sondern ein Tiefseefisch. Und falls Sie sich immer noch überhaupt nicht vorstellen können, wie so ein Tier aussieht, wir haben eine Künstliche Intelligenz gebeten, uns eine Visualisierung zu zeigen. (rhe)
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