Erdbeben in Syrien und in der Türkei | Die unendliche Geschichte vom Kanal, Folge 356 | Nach der Flucht

Porträt von Svenja Stühmeier
Mit Svenja Stühmeier

Guten Tag,

Anfang der Woche gab es starke Erdbeben in Syrien und der Türkei. Dort sind mittlerweile über 22.000 Menschen gestorben. Das sind so viele, dass es keinen Platz mehr auf den Friedhöfen gibt, wie der „Guardian“ berichtet. Hier und da gibt es zum Glück Meldungen, dass auch nach über 100 Stunden noch Personen lebendig aus den Trümmern geborgen werden.

In eigener Sache
Infobox-Grafik mit Klemmbrett, Fragezeichen, X und Haken

RUMS-Leser:innen-Umfrage: Sagen Sie uns, was Sie denken!

Im vergangenen Jahr haben wir den RUMS-Brief verändert. Wir haben neue Rubriken und Formate eingeführt, um Ihnen einen besseren Überblick über das geben zu können, was in Münster passiert. Wir wüssten gerne, wie zufrieden Sie damit sind. Deshalb würden wir uns freuen, wenn Sie uns einige Fragen beantworten. Davon profitieren Sie auch selbst, denn wenn wir feststellen, dass vielen von Ihnen etwas nicht gefällt, ändern wir das.

Uns interessiert zum Beispiel, welche Themen Sie sich wünschen – und was Ihnen in unseren Briefen fehlt. Außerdem überlegen wir, ein neues Abo-Modell einzuführen. Wäre das interessant für Sie? Was für ein Abo wünschen Sie sich? Und wenn Sie mögen, erzählen Sie uns gern etwas über sich selbst und Ihre RUMS-Geschichte. Auch das hilft uns, den Brief weiterzuentwickeln. Ihre Antworten bleiben natürlich anonym. Wir freuen uns, wenn Sie teilnehmen.

Klar ist: Viele Millionen Menschen brauchen jetzt Hilfe. Geldspenden an Hilfsorganisationen vor Ort seien die effektivste Hilfe aus Deutschland, heißt es beim ZDF. Aus dem Bistum Münster gehen 300.000 Euro Soforthilfe ins Erdbebengebiet.

Und falls Sie sich fragen, wie Sie helfen können: RUMS-Mitarbeiterin Frieda Krukenkamp hat eine Auswahl an lokalen Spendenmöglichkeiten für die Menschen in der Türkei und in Syrien zusammengesucht. In Münster hat zum Beispiel das Kulturzentrum Odak auf Instagram einen Spendenaufruf gestartet. Der Verein stellt direkten Kontakt zu Menschen vor Ort her und möchte den Menschen in den betroffenen Regionen langfristig helfen. Der Imbiss Metins Holzkohlegrill an der Bernhard-Ernst-Straße 7 spendet alle Einnahmen von heute für Syrien und die Türkei. Das Bistum Münster und die Caritas sammeln auch Spenden. Genauso wie die Organisation ISAR, die sich auf die Suche von Verschütteten spezialisiert hat. Die großen Bündnisse deutscher Hilfsorganisationen sind die Aktion Deutschland hilft und das Bündnis Entwicklung hilft.

Und zuletzt noch eine wichtige Sache, die nichts mit Geldspenden zu tun hat: Empathie und ein offenes Ohr. Zahlreiche Angehörige von Erdbebenopfern leben auch hier in Münster. Betroffene, die seelische Unterstützung brauchen, können sich bei der Telefonseelsorge melden: 0800 111 0 111. Mehr Informationen dazu finden Sie hier. (fkr/sst)

Kurz und Klein

+++ Die Stadtwerke-Tochter Bauwerke zieht im kommenden Jahr zu ihrer Großmutter, der Stadt Münster (um im gleichen Bild zu bleiben). Ab 2024 kümmert sich damit eine städtische Gesellschaft ausschließlich um Bauprojekte, vor allem um den Bau von Schulen. Das steht laut den Grünen in einem Verwaltungspapier zur nächsten Ratssitzug (das bei uns noch nicht angekommen ist). Der Rat hatte das im Dezember beschlossen. Der Oberbürgermeister und die CDU-Fraktion waren davon nicht ganz so begeistert. Sie befürchten, dass durch die Umstrukturierung alles noch länger dauert, wie CDU-Ratsherr Ulrich Möllenhoff in einer Pressemitteilung erklärt. Grünen-Ratsherr Albert Wenzel aus dem Rathausbündnis ist „schleierhaft“, wie die CDU zu dieser Annahme kommt, schreibt die Fraktion. Unsere Frage wiederum wäre: Kann Schulbau denn überhaupt noch länger dauern? (rhe)

+++ Die Buslinien 8, 18, 22 und N85 in Wolbeck werden ab morgen, 18 Uhr, wegen des Karnevalsumzugs in Wolbeck am Montag teilweise umgeleitet. Während des Karnevalsumzugs am Rosenmontag geraten die Fahrpläne dann noch mehr durcheinander. Informationen zu den Änderungen finden Sie bei den Stadtwerken.

+++ Zwischendurch ein Servicetipp: Wenn Sie zurzeit online einen Termin bei der Kfz-Zulassungsstelle buchen möchten, dann warten Sie etwa drei Wochen auf diesen Termin, schreibt uns ein Leser. Wir haben es ausprobiert. Nächster Terminvorschlag: 28. Februar, 10.40 Uhr. Das sind knapp zweieinhalb Wochen. Zum Vergleich: Den nächsten Kirchenaustrittstermin beim Amtsgericht gab es heute Nachmittag am 11. April um 8.40 Uhr. Wenn Sie sich also in der nächsten Woche ein neues Auto kaufen, können Sie dann damit vielleicht schon hinfahren. (rhe)

+++ Über die Bezirksregierung ist die Stadt Münster nicht weitergekommen mit ihrem Anliegen, in Roxel eine Gesamtschule zu eröffnen. Jetzt soll sie es über das Verwaltungsgericht probieren. Das schlägt die Verwaltung dem Rat vor, meldet die Stadt. Der Rat wird dieser Empfehlung in seiner Sitzung am Mittwoch wohl folgen, denn die Not ist groß. In diesem Jahr musste die Stadt 342 Absagen an Eltern schicken, die ihre Kinder gern an einer Gesamtschule angemeldet hätten, aber keinen Platz bekommen haben. In Roxel könnte die Stadt gleich im nächsten Jahr eine Schule eröffnen. Dort steht dann nämlich ein leeres Schulzentrum. Die strittige Frage ist: Würde diese Schule die Existenz der Anne-Frank-Gesamtschule in Havixbeck bedrohen? Die Bezirksregierung kam zu dem eindeutigen Ergebnis: Ja. Eine Fachanwaltskanzlei kam im Auftrag der Stadt Münster nun zu einem anderen Ergebnis. Bildungsdezernent Thomas Paal sagt: „Wir sind nach wie vor überzeugt davon, dass beide Schulen nebeneinander bestehen können.“ Für den Fall, dass auch das Verwaltungsgericht Nein zu der Gesamtschule in Roxel sagt, will die Stadt schon jetzt (man könnte auch sagen: erst jetzt) einen Plan B ausarbeiten. Sämtliche Alternativen hätten allerdings Nachteile, schreibt die Stadt. Sie wären entweder deutlich teurer, es würde länger dauern, bis die Schulen fertig sind, oder sie würden andere bestehende Schulen beeinträchtigen. Bevor der Rat am Mittwoch entscheidet, berät der Schulausschuss am Dienstagabend über das Thema. (rhe)

+++ Wenn man an der Eisenbahnstraße zum Bus auf der anderen Straßenseite möchte, liegt dazwischen eine halbe Weltreise. Patrik Werner, Mitglied der Mobilitätsgruppe des Klimabeirats der Stadt, hat sich über das Problem Gedanken gemacht. Das Ergebnis ist eine Haltestelle in der Mitte der Straße, ein sogenannter „Bus-Port“, oder einfach: ein Mittelbussteig. Dieser Bussteig verkürzt den Weg von Bus zu Bus laut Werner von 60 auf 6 Meter. Ein Nachteil wäre: Wenn man an der Eisenbahnstraße nicht umsteigen, sondern einsteigen möchte, muss man zuallererst über die Straße. Das wäre allerdings nicht so schlimm. Ein bekanntes Lösungskonzept nennt sich: Ampel. (rhe)

+++ Der Naturschutzverband „NaturFreund*innen Münster“ hebt in einer Pressemitteilung hervor, dass die Stadt mit dem Fällen von Bäumen ganz gut vorankomme; die Verantwortung dafür, dass die eigenen Klimaziele erreicht würden, schiebe sie allerdings auf Bund und Land. Die Stadtwerke hielten die Klimaneutralität bis 2030 für nicht realisierbar, weil es nicht genug Dachflächen für Photovoltaik gebe. Auch in der Windenergie mache Münster keine Fortschritte, weil es nur noch zwei mögliche Windenergieanlagen-Standorte gebe. Und was sagt die Stadt? Ach ja: Um Platz für neue Wohnungen zu schaffen, werden auf dem Oxford-Areal am Montag 16 Bäume gefällt. (rhe)

+++ Am Montag beginnt in Münster der Prozess gegen den Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Tod von Malte C. beim „Christopher Street Day“ im vergangenen Jahr. Angeklagt ist ein 20-jähriger russischer Staatsbürger tschetschenischer Herkunft. Die Nationalität ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung, denn ein psychatrisches Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass der mutmaßliche Täter selbst homosexuell ist und seine eigene Sexualität als belastend empfunden haben könnte. Homosexualität ist in seinem Kulturkreis nicht akzeptiert. In dem Gutachten heißt es, der Angriff könne eine unbewusste Abwehr „eigener homosexueller Wünsche” gewesen sein. Angeklagt ist der Mann wegen Körperverletzung mit Todesfolge. (rhe)

+++ Gerhard Bonn hat sich im Verkehrsausschuss ein bisschen geärgert. Der Vertreter der kommunalen Seniorenvertretung hatte angemerkt, dass die Stadtwerke keine ausgedruckten Busfahrpläne mehr anbieten. Das hat er aber erst ganz zum Schluss gemacht, deswegen blieb keine Gelegenheit mehr für eine Antwort. Wir haben deshalb nachgefragt. Sprecher Florian Adler schreibt uns, die Stadtwerke hätten vor drei Jahren das Fahrplanbuch eingestellt. Die Stadtwerke fanden es nämlich nicht mehr nachhaltig, ein 300 Seiten dickes Gesamtwerk aller Buslinien im Münsterland kostenlos herauszugeben, von denen sowieso nur ein paar Seiten benötigt würden. In der Pandemie kam außerdem das Problem dazu, dass sich sowieso ständig der Fahrplan änderte (was ja im Moment auch nicht anders ist, nur liegt das jetzt am chronischen Busfahrermangel und den Baustellen in der Stadt). Mittlerweile lägen aber vereinzelt Linienbusfahrpläne aus. Im vergangenen Jahr hätten die Stadtwerke fünf solcher Faltblätter rausgebracht, dieses Jahr sollen zehn weitere dazukommen, schreibt Adler. Darüber hinaus gebe es online noch eine Übersicht aller Fahrplantabellen. Wer keinen Internetzugang habe, könne sich die Fahrpläne von „einem freundlichen Nachbarn“ oder bei den Stadtwerken ausdrucken lassen. (sfo)

Die unendliche Geschichte vom Kanal, Folge 356

„Ha, wussten wir’s doch!“, könnte ich Ihnen nun hämisch schreiben, schließlich haben wir in diesem RUMS-Brief in weiser Voraussicht darauf hingewiesen, dass sich das Projekt Dortmund-Ems-Kanal wohl noch in die Länge ziehen wird. Laut aktuellem Bauzeitplan werden die Arbeiten Mitte 2028 fertig sein. Und die Spalte für 2023 ist ziemlich leer. „Typisch!“, könnte ich jetzt hinterherpfeffern, schließlich war irgendwann mal ein Ende der Bauarbeiten im Jahr 2022 vorgesehen.

Aber ganz so einfach ist das ja nicht. Und hellseherisch war die Vorankündigung natürlich auch nicht von uns, denn der Verzug war absehbar und es gibt nachvollziehbare Gründe dafür. Oder zumindest welche, auf die die zuständige Behörde, also das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Westdeutsche Kanäle am Standort Rheine*, keinen Einfluss hat. Das haben die Projektverantwortlichen am Mittwochabend im Verkehrsausschuss dargelegt. Die Stimmung der Ausschussmitglieder ist irgendwo zwischen wenig begeistert und „richtig sauer“. Ungefährer Tenor bei den drei Verantwortlichen von der Behörde: „Wir sind ja auch nicht glücklich darüber.“

Inzwischen wurde der Bundeshaushalt für 2023 verabschiedet. Und der wirft nicht viel für die Bauarbeiten ab. Laut Projektleiterin Verena Wenning genug für den Erhalt des Ist-Zustands und noch ein wenig mehr für Investitionen, aber eben nicht ausreichend. Das wird aber im kommenden Jahr anders, oder?

Die Hoffnung: Mehr Bundesmittel in 2024

Das fragen die Anwesenden in mehrfacher Ausführung und immer wieder lautet die Antwort: Man weiß es nicht. Ob der jetzige Zeitplan eingehalten wird, hängt vom Haushalt ab. Zwar hätte man einen „kurzen Draht“ zum Ministerium, sagt Verena Wenning, und es gebe Signale für eine möglichst breite Unterstützung. Ab 2024 gehen diejenigen, die den Zeitplan erstellen, erstmal davon aus, dass es wieder mehr Bundesmittel gibt – doch das steht eben erst fest, wenn der Haushaltsentwurf existiert. Und sie gehen auch davon aus, dass bis dahin die Stellen, die gerade noch offen sind, besetzt werden. Das ist natürlich auch noch nicht in trockenen Tüchern. Personal für die anstehenden Arbeiten an den Brücken der Stadtstrecke Münster sei allerdings vorhanden, so viel kann Verena Wenning zum jetzigen Zeitpunkt sagen.

Denn es ist ja nicht so, dass einzig das Geld knapp ist. Auch Ingenieur:innen fehlen. 2020 wurden neue Stellen für die Kanalbauarbeiten zur Verfügung gestellt, vorher war das Personal in andere Projekte einbezogen. Ab dem Zeitpunkt konnte die Planung erst stattfinden. Dann müssten sich ja noch Leute auf die neu zu besetzenden Posten bewerben, und das passiere gerade nicht. Und wenn doch, dann seien das tendenziell Berufseinsteiger:innen, die erst einmal eingearbeitet werden müssten.

Neuer Beschluss wegen neuer Vorschriften

Angenommen, die passenden Voraussetzungen sind dann gegeben, sieht der Plan wie folgt aus: Ende des Jahres beginnen die Arbeiten zum Streckenausbau an der Liegestelle, Anfang 2024 an der Pleistermühlenweg-Brücke und an der Prozessionsbrücke. Etwas später im Jahr starten die gemeinsamen Baumaßnahmen an der Warendorfer-Straßen-Brücke und der Mauritzer-Eisenbahn-Brücke.

Die Bauarbeiten an der Brücke der Westfälischen Landeseisenbahn (WLE) verzögern sich, Start soll hier Ende 2024 sein. Das liege allerdings daran, dass sich Vorschriften geändert haben, es geht dabei um die Breiten von Bahnbrücken. „Deswegen gibt es eine Planänderung und hinterher wieder einen neuen Beschluss“, sagt Verena Wenning.

Und wenn Sie nun mit den ganzen Brücken durcheinanderkommen und sich daran erinnern, dass ja auch noch ein Kanal ausgebaut werden muss und neue Rad- und Fußwege entlang des Ufers entstehen, merken Sie sich doch einfach das hier: Im Frühjahr 2023 wird das Areal rund um die Brücke an der Wolbecker Straße fertiggestellt. Nutzbar ist sie ja schon, gerade werden dort aber zum Beispiel noch eine Treppe gebaut und Pflanzen angepflanzt. Damit könnte dann ein Haken an Brücke Nummer Drei gesetzt werden. (sst)

*Hier stand vorher „Wasser- und Schifffahrtsverband Rheine (WSV)”. Den gibt es allerdings nicht. Im Zusammenhang mit dem Dortmund-Ems-Kanal steht „WSV” für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Verena Wenning und ihre Kolleginnen arbeiten für das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Westdeutsche Kanäle am Standort Rheine.

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Nach der Flucht

Ende März hatte Johanne Burkhardt für RUMS mit dem Münsteraner Andre Groten gesprochen. Er hat zusammen mit seiner Frau in Kyjiw gelebt und musste zu Beginn des Kriegs flüchten. Hier erzählen wir, wie es für die beiden nach ihrer Flucht weiterging.

In dieser Woche hatte Mariias Mutter Geburtstag. Sie ist vier Jahre jünger als der Vater. Der ist vor einer Woche 60 geworden. Mariia und Andre wären gern dabei gewesen, in der Heimat, in Kirowgrad. Aber es ist nicht möglich. Zu gefährlich, zu umständlich, zu riskant. Mariias Zwillingsschwester hat es von Kyjiw aus nicht ganz so weit. Sie kam zusammen mit ihrem Mann mit dem Auto, auch das ist nicht ungefährlich. Aber sie wollten da sein, zumindest für ein paar Stunden. Und das waren sie. Sie saßen zusammen, aßen, tranken und redeten. Es war keine große Feier, aber ein wertvoller Moment mit der Familie. Mariia und Andre verfolgten das alles aus der Ferne. Die Mutter hielt das vier Kilo schwere Huhn in die Kamera. Es war ein schöner Moment in einem schrecklichen Jahr. Und jetzt wieder der Schwenk in die andere Welt, in den Westen von Münster, nach Albachten. Hier macht Mariia gerade ihren Führerschein. Es geht schleppend voran. Einen Termin für eine Fahrstunde zu bekommen, dauert manchmal zwei Wochen. Das strapaziert die Nerven. Aber es ist alles erträglich im Vergleich dazu, was die Familie zu Hause erlebt. Ungläubig schauen Mariia und Andre in die Nachrichten. Zum Krieg kommt jetzt auch noch ein Korruptionsskandal in der Regierung. Mittendrin: der Verteidigungsminister. Mariia und Andre besorgt das auch deshalb, weil die große Stärke im Kampf gegen Russland bisher die Geschlossenheit war, in der alle hinter der Ukraine standen. Stellt sich heraus, dass die Regierung korrupt ist, kommt zum Krieg ein politisches Problem. Die Unterstützung aus dem Ausland könnte schwinden. Das wäre fatal für das ganze Land. Im Verlauf der Woche kam dann doch noch eine gute Nachricht: Der Verteidigungsminister soll gehen. Nur wann, das ist noch nicht klar. (rhe)

Korrekturen

Im RUMS-Brief am Dienstag schrieben wir, die Mieten in Münster seien in den vergangenen zehn Jahren um 5 Prozent gestiegen. Schön wär’s. Das war leider nur das Wachstum seit 2021. In den vergangenen zehn Jahren sind die Mieten in Münster um unangenehme 40 Prozent gestiegen. Die Übersicht aus der Wochenzeitung „Die Zeit“, aus der die Zahlen stammen, finden Sie hier. Wir haben den Fehler korrigiert. (rhe)

Klima-Update

+++ Die Stadtverwaltung hat diese Woche ein Ratspapier mit dem lyrischen Titel „Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept Münster-Innenstadt“ veröffentlicht. Die Innenstadt soll mit diesem Konzept umgestaltet werden, losgehen soll es laut dazugehöriger Pressemeldung noch in diesem Jahr. Ein Kapitel des fast zweihundertseitigen Konzepts beschäftigt sich mit dem Klimaschutz. Und was steht da so?

  • Sogenannte Hitzeinseln sollen aus der Stadt verschwinden, indem mehr Grün- und Wasserflächen in der Stadt entstehen
  • Die Promenade soll aufgewertet werden. Wie das geschehen soll, steht im Innenstadtkonzept allerdings nicht
  • Autoparkplätze sollen in Grünflächen umgewandelt oder für klimaschonende Verkehrsmittel umgenutzt werden
  • An der Promenade und an der Aa sollen konsumfreie Aufenthaltsorte geschaffen werden
  • Die Aa soll außerdem an den Hochwasserschutz angepasst und als Aufenthaltsort verschönert werden
  • Wenn neue Gebäude gebaut werden, soll das möglichst klimaschonend vonstatten gehen
  • Bestehende Gebäude sollen daneben saniert werden, um CO2 zu sparen
  • Und es soll mehr Energie aus sich erneuernden Quellen erzeugt werden

In der nächsten Ratssitzung wird das neue Innenstadtkonzept eingebracht, danach beginnt die Ratskette. Nahezu alle Ausschüsse werden sich damit beschäftigen. Hört sich nach viel Arbeit an. Am 22. März soll der Rat aber das Innenstadtkonzept beschließen. (sfo/fkr)

+++ Im städtischen Energiekrisenstab geht das Licht aus. Er tagte am Mittwoch zum vorerst letzten Mal. Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer sagt, er rechne in diesem Winter nicht mehr mit Überraschungen in der Energiekrise. Die Wahrscheinlichkeit für einen kompletten Stromausfall sei extrem gering. Für den Fall der Fälle habe die Stadt aber eine Notfallversorgung organisiert und Notrufmeldestellen eingerichtet. Die Energiesparmaßnahmen, die sich die Stadt selbst auferlegt hat, bleiben aber in Kraft. Einzige Änderung: Spätestens ab dem 15. März werden wieder alle Hallenbäder der Stadt normal beheizt. (sfo/fkr)

+++ Der globale Klimastreik am 3. März (Korrekturhinweis: Hier stand vorher der 9. März als Datum, hoppla!) bahnt sich an. Die münstersche Ortsgruppe von „Fridays for Future” hat diese Woche bekannt gegeben, was sie für diesen Tag geplant hat: Sie möchte eine Menschenkette um die Promenade bilden, um das 1,5-Grad-Limit als rote Linie in der Klimapolitik zu symbolisieren. Los geht es aber erst einmal ab 15 Uhr am Domplatz. Dort findet eine Auftaktkundgebung mit Reden und Musik statt. Danach gehen die Protestierenden in fünf Demozügen an verschiedene Orte der Promenade, um sich von dort aus miteinander zu verbinden. „Um die Promenade komplett zu umstellen, brauchen wir ungefähr 4.000 Menschen“, sagt Mati Kohnen, Pressesprecherin der Lokalgruppe Münster. Sie ist zuversichtlich, dass so viele Menschen am globalen Klimastreik teilnehmen werden. 2019 organisierte der Klima-Alarm Münster schon einmal eine rote Menschenkette um die Promenade. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ In Münster grassiert eine heftige Scharlachwelle. (Antenne Münster)

+++ Die Donots, die zwar aus Ibbenbüren, aber irgendwie ja auch aus Münster kommen, sind mit ihrem neuen Album zum ersten Mal auf Platz eins der Charts. (Frontstage Magazin)

+++ Die Bezirksregierung bestätigt den Haushalt der Stadt Münster, aber im nächsten Jahr wird es knapp. (Bezirksregierung Münster)

+++ Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer hat im Ordnungsausschuss versprochen, dass die Drogenszene sehr bald zurück zum Bremer Platz kann. (Westfälische Nachrichten)

+++ Acht neue Videokameras hat der Immobilienentwickler Areo in den vergangenen Wochen an mehreren Gebäuden am Berliner Platz installiert. (Westfälische Nachrichten)

+++ Nach Behebung des Softwarefehlers ist Loop wieder buchbar. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die CDU will für die Verkehrswende ein klares Buskonzept mit geeigneter Netzkonzeption und konkretem Zeitplan. (CDU Münster)

+++ Der Domplatz bekommt neue Fahrradständer. (Westfälische Nachrichten)

+++ Auf einigen weiteren Straßen dürfen Radfahrer:innen bald auch dann auf der Fahrbahn fahren, wenn es einen Radweg gibt. (Westfälische Nachrichten)

+++ Auch im vergangenen Jahr war es auf Münsters Straßen vor allem wegen des Verkehrs laut. (Stadt Münster)

+++ Das Immobilienportal Immowelt hat herausgefunden, dass Münsters Studierende, die den Bafög-Höchstsatz bekommen, im Schnitt fast 60 Prozent ihrer Einnahmen in die monatliche Warmmiete investieren müssen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Landmarken AG sagt wie schon im vergangenen Jahr, sie sei „mit verschiedenen Interessenten“ im Gespräch, um die leeren Ladenlokale im Hansator zu vermieten. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Ärztliche Kinderschutzambulanz in Münster hat allein im vergangenen Jahr rund 400 Kinder und Jugendliche wegen sexuellen Missbrauchs und sexualisierter Gewalt betreut – mehr als je zuvor. (WDR)

+++ Die Linke würde wünschen, dass die Stadt etwas deutlicher sagt, wie sie ihre Klimaziele erreichen möchte. (Die Linke Münster)

+++ Der SC Preußen verurteilt die Attacke von Preußen- auf Aachen-Fans „aufs Allerschärfste“. (SC Preußen)

+++ Die Nachrichten, Entschuldigung, die Westfälischen Nachrichten trommeln für den Verbleib des „Westfälischen“ im Namen der Uni Münster. (Westfälische Nachrichten)

+++ Das Stadtarchiv hat fast 3.000 gut 100 Jahre alte Aktenbände der Armenkommission digitalisiert und online gestellt und ermöglicht damit Recherchen von zu Hause aus. (Stadt Münster)

+++ Wie immer haben Münsters Ämter zu Karneval geänderte Öffnungszeiten: Rosenmontag bleibt alles geschlossen, an Altweiberfastnacht wird ein eingeschränkter Betrieb gefahren. (Stadt Münster)

+++ Und die Stadtwerke verkaufen zu Karneval ein 90-Minuten-Ticket für 1,11 Euro. (Westfälische Nachrichten)

Unbezahlte Werbung

An der Hammer Straße 52 steht seit Kurzem eine überdimensionierte Tasse auf einem Dach, die in italienischen Farben leuchtet. Die drei Brüder Daniele, Ermanno und Umberto Mangano haben hier eine sizilianische Bar namens Unico Bar eröffnet. Sie verkaufen Pizza aus einem sizilianischen Gasofen, Kaffee, im Sommer auch Eis. Hier stellen die drei Brüder sich vor.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

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Drinnen und Draußen

Fabian Cohrs und Ralf Heimann haben für die nächsten Tage ein paar Tipps für Sie herausgesucht:

+++ Morgen findet im Stadttheater die Uraufführung des Stücks „Skalar“ vom Kollektiv Sputnic statt. Hört sich nicht nur nach Science-Fiction an, sondern ist es auch: Die Zuschauer:innen begeben sich in die Fantasiewelt der Protagonistin, die mit Androiden und künstlicher Intelligenz auf die Suche nach sich selbst und einem Grund zum Leben geht. Auch die Produktion des Stücks klingt nach Sci-Fi: Das „Live Animation Cinema“ wurde mit einer künstlichen Intelligenz entwickelt. Karten gibt es hier, los geht es um 19:30 Uhr.

+++ Weil ihr Lesekreis sich aufgelöst hat, möchte Claudia Dahm gern einen neuen gründen. Der Kreis soll sich einmal im Monat treffen, zum ersten Mal am 6. März um 19 Uhr. Adresse: Boverste Meer 29 in Gievenbeck. Es wird Tee geben. Mitmachen kostet nichts. Anmelden können Sie sich per E-Mail.

+++ Die Schriftstellerin, Droste-Preisträgerin und Münsteranerin Sabrina Janesch hat am Mittwochabend in Berlin ihr neues Buch „Sibir“ vorgestellt. Es geht um eine Geschichte, die der ihrer eigenen Familie sehr ähnlich ist. Der Vater wird als Kind zusammen mit seinen Eltern nach Kasachstan verschleppt. Der Romantitel ist das russische Wort für Sibirien, so nannte man das kasachische Gebiet damals. Die Tochter wächst Jahrzehnte später mit ihrem Vater, den alten Geschichten und den Geistern der Vergangenheit auf. Dann verbrennt der Vater seine Tagebücher, eine Demenz löscht langsam die Erinnerung. Was bleibt übrig? Und wem gehören die Erinnerungen? Ein ganz wunderbares Buch. Im NDR war der Roman Buch des Monats. Hier finden Sie einen Radiobeitrag aus dem Deutschlandfunk. Am 17. Februar ist Sabrina Janesch in der Mecklenbecker Buchhandlung Lesezeit zu Gast. Karten kosten 18 Euro. Wie Sie sich anmelden können, steht hier.

+++ Am Samstagabend tritt das Theater „Ex Libris” mit dem Stück „Sherlock, Schock & Horror“ im Planetarium auf. Die Gruppe um Christoph Tiemann präsentiert regelmäßig Stücke, die eine Mischung aus Lesung und Theater sind. Diese werden unterstützt von Live-Musik und passender Projektion am Himmel. Für die etwa zweistündige Show am Samstag gibt es nur noch wenige Restkarten, aber es wird nicht die letzte Vorstellung sein.

+++ Im Schlosstheater gibt es am Wochenende zwei Vorstellungen des Dokumentarfilms „Fritz Bauers Erbe – Gerechtigkeit verjährt nicht“. Ihnen sagt der Name auf Anhieb nichts? Ohne das Engagement des Generalstaatsanwalts wären viele Verbrechen der NS-Zeit nie vor Gericht gekommen. Heute zeigt der Film anhand von Zeitzeugenberichten auf, wie schwierig der Weg zur Gerechtigkeit in der Geschichte der Bundesrepublik war und ist. Vorstellungen finden am Samstag um 12:30 Uhr und Sonntag um 12:50 Uhr statt.

+++ Ein Tipp, falls sich am Wochenende die Sonne blicken lässt: Der Lyrikweg zwischen dem Haus Rüschhaus in Nienberge und der Burg Hülshoff in Havixbeck lädt bei passendem Wetter zu einer Wanderung oder Radtour ein. Wer die zwanzig multimedialen Stationen abklappert, erfährt viel über die Münsterländer Kulturlandschaft und das Leben und Schaffen von Annette von Droste-Hülshoff.

+++ Lust auf ein Frühstück auswärts? Morgen gibt es bis 15 Uhr ein „Disko Frühstück“ im Teilchen und Beschleuniger. Neben Musik und Nebel gibt es Crémant und natürlich Bagel.

Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Herzliche Grüße

Svenja Stühmeier

Mitarbeit: Fabian Cohrs (fco), Sebastian Fobbe (sfo), Ralf Heimann (rhe), Jan Große Nobis (jgn), Frieda Krukenkamp (fkr)
Lektorat: Lisa Mensing

PS

Sie wissen es schon: Die Unternehmensgruppe Aschendorff will Ende April ihre Anzeigenblätter vom Markt nehmen. Das ist ein sehr großer Einschnitt. Wir recherchieren dazu. Wenn Sie Informationen darüber haben, von denen Sie denken, sie sollten öffentlich werden, würden wir uns freuen, wenn Sie sich melden. Wenn Sie Hinweise geben, aber Ihren Namen nicht verraten möchten, nutzen Sie gerne unseren anonymen Briefkasten. Vielen Dank! (rhe)

PPS

Ist das ein Hoffnungsschimmer für Pendler:innen zwischen Münster und dem Ruhrgebiet? Das sogenannte Bahnbündnis setzt sich jetzt nochmal extra stark für den Ausbau der Strecke Dortmund-Münster ein. Konkret soll hier ein zweites Gleis Abhilfe schaffen. Und damit die RB50 entlasten, neben der dann bald auch ein schneller RRX zwischen den Städten hin- und herfahren kann. Momentan lautet die Alternative zum stündlich fahrenden Zug, mit waghalsigen Umstiegsmanövern zu planen. Auch ein wenig schade, denn vielleicht können wir dann nicht mehr so häufig solche Geschichten von Menschen lesen, die ihre eigentlich ganz schön anstrengenden Erlebnisse mit der RB50 humorvoll verarbeiten. (sst)

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