Preußen Münster: Neues von den Waffen-Investoren | Einfamilienhäuser: Wessen Träume platzen denn nun? | Unbezahlte Werbung: 1648 im Stadthaus

Porträt von Ralf Heimann
Mit Ralf Heimann

Guten Tag,

Preußen Münster hat seit Januar einen neuen Präsidenten, und der möchte nicht auf die Frage antworten, ob er zwei Waffeninvestoren als Geldgeber in den Verein geholt hat. Darüber haben wir mehrfach berichtet, zuletzt im Januar. Das Investment hat der Verein wieder rückgängig gemacht. Der neue Präsident Bernward Maasjoost hat die Anteile von Michael Lüke und Thomas Ortmeier übernommen.

Am Freitag waren Lüke und Ortmeier in Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“ zu sehen (ab 18.20 min). Dessen Redaktion hat zusammen mit dem Berliner Tagesspiegel recherchiert, wie Lükes und Ortmeiers Holding L&O und andere deutsche Waffenhersteller am amerikanischen Waffenwahn mitverdienen, wie sie die dortige Waffenlobby nach Kräften unterstützen, und wie sie sich teilweise über Gesetze hinwegsetzen, um ihre Geschäfte machen zu können.

Der Tagesspiegel berichtet von einer Razzia, die im Jahr 2014 in Emsdetten stattfand. Tausende Waffen von SIG Sauer waren in Kolumbien aufgetaucht, einem Bürgerkriegsland. Das Kieler Landgericht urteilte im Jahr 2019, das Unternehmen habe die Behörden getäuscht und gegen Exportrecht verstoßen. Drei Töchter der L&O-Holding mussten eine Rekordstrafe von 11 Millionen Euro zahlen. Michael Lüke und der Geschäftsführer von SIG Sauer in den USA wurden zu einer Geldstrafe von 900.000 Euro und Haftstrafen verurteilt. Lüke bekam zehn Monate auf Bewährung.

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Ins Rollen gebracht hatte das alles Thomas Rothbauer, ein Anwalt, der sich gegen illegale Waffenexporte einsetzt. Dem Tagesspiegel sagte Rothbauer, bemerkenswert sei, dass L&O ähnlich bestraft worden sei wie die organisierte Kriminalität. Man habe das Unternehmen einfach trockengelegt.

Der Tagesspiegel hat Rothbauer auch ein altes Interview gezeigt. Dort hatte Thomas Ortmeier gesagt, er habe zu Zeiten der rot-grünen Bundesregierung viel mit Joschka Fischer zu tun gehabt. Und er sagte: „Sie glauben doch nicht, dass der leichtfertig Waffenverkäufe durchgewunken hätte, die nicht hundertprozentig in Ordnung sind.“ Das Interview kommentierte Rothbauer mit dem Satz: „Es dürfte Lüke und Ortmeier damals vollkommen klar gewesen sein, dass das Unsinn ist.“

In Böhmermanns Sendung erzählt Rotbauer in einem Einspieler, wie es mit der Emsdettener Holding nach dem Urteil weiterging. Lüke und Ortmeier hätten beschlossen, Deutschland zu verlassen, die Produktion in den USA massiv hochzufahren, dort die Nummer eins zu werden und mit dem Label „Made in Germany“ in die ganze Welt exportieren zu können.

Den ersten Schritt machten sie Ende 2020. Ihr Werk in Eckernförde schlossen sie. Das Personal musste gehen. In den USA war SIG Sauer zu diesem Zeitpunkt schon der drittgrößte Pistolenproduzent. Zwischen 2016 und 2020 hatte das Unternehmen dort etwa 3,6 Millionen Waffen verkauft. Der unangenehme Nebeneffekt: Nach einer Auswertung des Tagesspiegels kamen bei jedem vierten „Mass Shooting“ in den USA eine Waffe aus Deutschland oder Österreich zum Einsatz; viele stammten von SIG Sauer.

Interessant wäre weiterhin, ob der neue Preußen-Präsident Bernward Maasjost die Werte des Vereins, die man nach unserer Veröffentlichung beschwor, so missverstanden hatte, dass er dachte: Die beiden könnten ganz gut zu uns passen. Preußen Münster schrieb in einer Mitteilung am 19. Januar, man wolle „mit diesem Thema so transparent wie möglich umgehen“. Hier wäre noch mehr Transparenz möglich. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Morgen tagt wieder der Rat der Stadt Münster. Was steht so Interessantes auf der Tagesordnung? Die Verwaltung hat zwei Vorlagen gegen den Personalmangel in den Kitas und im offenen Ganztag erarbeitet, das Stadtplanungsamt hat einen Bericht über klimagerechte Stadtentwicklung veröffentlicht, die Behindertenkommission möchte mehr inklusiven Wohnraum schaffen, die oppositionelle FDP möchte gegen Vandalismus und Graffiti vorgehen, die Koalitionsparteien und die Internationale Fraktion wollen Münster lieber in eine Cannabismodellstadt verwandeln. Auch spannend: Die Ratskoalition will mit der FDP und den Linken einen Beschluss für ein öffentliches Fahrradleihsystem in Münster aufheben. Welche Entscheidungen durchkommen, erfahren Sie traditionsgemäß am Freitag im RUMS-Brief. Falls Sie aber nicht abwarten können, kommen Sie einfach um 16.15 Uhr ins Rathaus. Oder Sie bleiben liegen und verfolgen die Sitzung von der Couch aus: Das kommunale Parlamentsfernsehen beginnt eine Viertelstunde vor Beginn des Rats mit der Übertragung. (sfo)

+++ Kommt das Comeback der Brötchentaste? Gut ein Jahr, nachdem der Verkehrsausschuss beschlossen hat, das kostenlose Kurzzeitparken an der Hammer Straße abzuschaffen (RUMS-Brief), spielt Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) öffentlich mit der Idee, dem Einzelhandel deutschlandweit mit autofreundlichen Parkregeln unter die Arme zu greifen. Die Logik dahinter: Wenn die Menschen für eine Viertelstunde ihre Autos kostenfrei in der City abstellen können, dann belebt das die gesamte Innenstadt. Wissing möchte laut Spiegel damit den Einzelhandel vor einer „ideologischen Verkehrspolitik“ schützen; gemeint ist wohl die Mobilitätswende weg vom Auto und hin zum Rad-, Fuß- und öffentlichen Nahverkehr. Im WDR bezweifelt der Mobilitätsforscher Thorsten Koska allerdings die wiederbelebende Wirkung der Brötchentaste für die Innenstädte. Im Gegenteil: Studien zufolge sei die Aufenthaltsqualität entscheidend für den städtischen Einzelhandel – und die steige, wenn der Autoverkehr abnehme. (sfo)

+++ Freuen Sie sich auch schon so auf den Advent? Ich möchte Ihnen ungern die vorweihnachtliche Stimmung vermiesen, aber: Antenne Münster meldete am Donnerstag, der Christmas Garden im Allwetterzoo fällt in diesem Jahr leider aus. Warum das Anfang Mai schon klar ist, wissen wir nicht. Auch über die Gründe für die diesjährige Absage ist nichts bekannt. Der Christmas Garden setzt damit jedenfalls seine Pannenserie fort. Zweimal fiel das Glitzerlichtevent coronabedingt aus. Im vergangenen Winter mussten die Veranstalter wegen der Energiekrise etliche Lichter ausknipsen. Und dieses Jahr bleibt einfach alles dunkel. (sfo)

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Wie es weiterging – mit der neuen Stadtwerke-App

Im RUMS-Brief am Freitag schrieben wir über die neue Mobilitätsapp der Stadtwerke, die „Movis“ heißt und laut den Bewertungen im Appstore noch einige Probleme hat. Ein Kritikpunkt war, dass man eine andere App braucht, um ein Loop-Bustaxi zu buchen. Aber das werde noch kommen, schreibt Stadtwerkesprecher Florian Adler. Um die Erklärung kurz zu machen: technische Schwierigkeiten. Außerdem könne man sich vorstellen, mit weiteren E-Scooter-Anbietern zu kooperieren. Und an der Performance – das war ebenfalls kritisiert worden – arbeite man weiterhin. Bei der Anmeldung solle zum Beispiel deutlicher werden, dass man sich einfach mit E-Mail-Adresse und Passwort einloggen könne und keine weitere App benötige. Denkbar sei auch, lokale Geschäfte mit einzubeziehen. Ganz wichtig dabei: Für Werbung oder Ähnliches würden die Daten, die man in die App eingebe, nicht genutzt. (rhe)

Zahlen, bitte.
Infografik zur Niederschlagsmenge in Münster

Die Wochenzeitung „Die Zeit“ berichtete in dieser Woche über die Aprilhitze: Im vergangenen Monat war es weltweit an vielen Orten so heiß und so trocken wie noch nie. Münster eilt dabei der Ruf voraus, eine besonders verregnete Stadt zu sein. Einem Faktencheck hält dieses Gerücht aber nicht stand. 2021 lag die Jahresniederschlagsmenge in Münster bei 695 Millimetern. Das ist weniger als der NRW-Durchschnitt von 842 Millimetern. Wir sollten uns also über jeden Regentropfen freuen, der vom Himmel fällt.

(Quelle: Klimaatlas NRW)

Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!

Wie es weiterging – mit der Hilfe für ungewollt Schwangere

Vor zwei Jahren beschäftigte sich der Rat der Stadt Münster mit der Versorgung von ungewollt Schwangeren in Münster. Die Koalition aus Grünen, SPD und Volt hatte zusammen mit der Linksfraktion und der damaligen Ratsgruppe ÖDP-Die Partei beantragt, eine Koordinierungsstelle für Schwangerschaftsabbrüche bei der Stadt einzurichten. Die Versorgungslage in Münster sei aus Sicht der Parteien „unzureichend“. Die CDU positionierte sich mit einem eigenen Ratsantrag. Auch sie wollte die Versorgungs- und Beratungslage in Münster verbessern, allerdings ohne Koordinierungsstelle bei der Stadt. Den RUMS-Brief von Ann-Marlen Hoolt über die damalige Debatte können Sie hier nachlesen.

Gestern hat das Gesundheitsamt einen Bericht veröffentlicht, der beschreibt, was sich seitdem geändert hat. Das sind die wichtigsten Punkte:

  • Zunächst ein Überblick: Bundes- und NRW-weit steigt die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche. Wie viele Schwangerschaften in wie vielen Städten vorzeitig beendet werden, lässt sich nicht genau sagen. Eine Umfrage des deutschen Städtetages hat ergeben, dass in acht von zehn Städten die hilfesuchenden Frauen die Wahl aus mehreren Beratungsangeboten hatten. Nur in 58 von 81 befragten Städten führen gynäkologische Praxen Abbrüche durch. Engpässe entstehen in der Urlaubszeit, oder wenn Ärzt:innen in den Ruhestand gehen. Sechs von zehn Abbrüchen werden operativ vorgenommen.
  • Jetzt zu Münster: Drei Praxen führen hier medikamentöse Abbrüche durch. Nur noch eine Praxis bietet operative Schwangerschaftsabbrüche an; vor zwei Jahren waren es noch zwei. Diese Praxis hat allerdings ihren Sitz in einem benachbarten Kreis, nutzt aber ein ambulantes Operationszentrum, um wöchentlich in Münster Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen.
  • Ein Zitat in dem Bericht steht für sich: „Von den münsterschen Krankenhäusern und Kliniken mit gynäkologischer Abteilung, die sich mit Ausnahme des Universitätsklinikums (UKM) alle in konfessioneller Trägerschaft befinden, steht weiterhin kein Haus für die Durchführung eines Abbruchs nach der Beratungsregelung in Münster zur Verfügung.“
  • Es gibt in Münster also nur wenige Einrichtungen, in denen Frauen einen Abbruch vornehmen lassen können. Die gute Nachricht ist aber: Der Verwaltung ist „kein Fall bekannt, wo eine betroffene Frau in der Vergangenheit nicht an eine Praxis oder Klinik hätte vermittelt werden können“.
  • Ein Vorteil dabei: Die vier Beratungsstellen in der Stadt arbeiten eng zusammen. Sie tauschen sich in einem Arbeitskreis, an dem auch der SKF teilnimmt, regelmäßig aus.
  • Wie geht’s jetzt weiter? Die Stadt Münster setzt sich beim deutschen Städtetag unter anderem für einen besseren Versorgungsschlüssel ein. Die Stadt möchte außerdem erreichen, dass städtische und landeseigene Krankenhäuser mit gynäkologischer Abteilung sowie Maximalversorger ihrer gesetzlichen Pflicht nachkommen, ein ausreichendes Angebot an Möglichkeiten zu Schwangerschaftsabbrüchen nach der Beratungsregel sicherzustellen.*
  • Die Stadt führt außerdem Gespräche mit den Ratsfraktionen, dem NRW-Gesundheitsministerium, der direkt gewählten Bundestagsabgeordneten und verschiedenen Frauenverbänden.
  • Daneben will die Stadt mit der Uniklinik sprechen, die im Moment nur Schwangerschaftsabbrüche nach der medizinischen Indikation anbietet, also wenn die Schwangerschaft etwa das Leben der Frau bedroht. Der ärztliche Direktor habe aber laut Bericht signalisiert, er könne sich vorstellen, dass die Uniklinik künftig auch Eingriffe nach der Fristenregel durchführt.
  • Und was ist mit den Frauenarztpraxen? Die Stadt hat zwischen Dezember und Februar 42 Praxen in Münster zur Versorgung von ungewollt Schwangeren befragt; 20 nahmen an der Umfrage teil. 19 davon bieten keine Abbrüche an und wollen das in Zukunft auch nicht. Nur vier vermitteln ihre Patient:innen nicht weiter. Sieben berichten, es sei schwierig, in der erforderlichen Zeit eine Praxis für einen Abbruch zu finden. Genauso viele Praxen befürworten eine Koordinierungsstelle.
  • Zehn Praxen können es sich vorstellen, unter bestimmten Umständen Abbrüche durchzuführen. Was sie bislang abhält: Abbrüche sind aufwendig und kostspielig, das Thema ist tabuisiert, die Vergütung ist schlecht, das Arbeitspensum auch so schon hoch und es könnte zu Problemen mit sogenannten Lebensschützer:innen kommen. (sfo)

(Korrekturhinweis: Der Abschnitt über die Uniklinik war in einer früheren Version nicht genau formuliert. Dort werden Schwangerschaften vorzeitig beendet, allerdings nur nach der medizinischen Indikation. Wir haben den Absatz richtiggestellt.)

* Update, 15. März 2024: An dieser Stelle stand in einer früheren Version eine Formulierung, die ungenau war. Die Recherche herauszubekommen, ob wir einen Fehler gemacht haben, hat zu einem neuen RUMS-Brief geführt. Hier können Sie ihn nachlesen.

Einfamilienhäuser: Wessen Träume platzen denn nun?

Eines der großen Missverständnisse im Journalismus ist, dass man Haltungen und Meinungen einfach heraushalten kann, indem man auf Kommentare verzichtet. Medien sollen doch bitte einfach nur informieren und die Leute nicht mit ihren Meinungen belästigen, heißt es dann. Eine Meinung könne man sich ja schließlich auch selbst bilden. Aber das ist nicht so leicht. Haltungen und Meinungen stecken auch in all den Berichten, die scheinbar so objektiv daherkommen.

Glauben Sie nicht? Dann schauen wir doch mal in die Westfälischen Nachrichten.

Am vergangenen Mittwoch meldete die Zeitung auf ihrer ersten Lokalseite: „Stadtverwaltung will freistehende Einfamilienhäuser zurückdrängen“. Darunter die Überschrift: „Zerplatzt der Traum vieler Familien?“

Das ist klassischer Boulevardjournalismus. Man schaut: Wie mache ich aus einer Information eine Emotion? In diesem Fall ist es eine Sorge. Die Stadtverwaltung plant etwas, das anscheinend viele Menschen beunruhigt. Aber warum eigentlich? Müsste man das nicht erst einmal erklären?

Eigentlich müsste man das. Aber wenn es möglichst knallen soll, macht man das besser nicht, denn das würde die explosive Frage, auf die man das Thema so mühsam heruntergebrochen hat, nur entschärfen. Im schlechtesten Fall würden die Leute beim Lesen denken: Gut, irgendwie kann man es ja schon verstehen.

Das Wörtchen „Verbot“

Falls Sie selbst mal in die Situation geraten sollten, ein Thema zu einer Boulevard-Geschichte aufblasen zu müssen, merken Sie sich einfach eins: Emotionen verstärken. Und das geht ganz wunderbar mit dem Wörtchen „Verbot“.

Davon ist hier zwar nirgendwo die Rede. Die Stadt hat in einem neuen Leitfaden zur Bauleitplanung lediglich angekündigt, dass Einfamilienhäuser in Münster in Zukunft nur noch eine untergeordnete Rolle spielen sollen, dass sie nicht mehr vorgesehen sind, und dass man bestimmte Mindestwerte so festsetzen will, dass die Leute sich auch daran halten.

Das schwächt die Stadt sogar noch ab, indem sie das Ganze nicht zu einem verbindlichen Ziel macht, was auch möglich gewesen wäre, sondern nur zu einem, das „anzustreben“ sei. Und direkt über dem Absatz mit den Mindestwerten steht, dass Einfamilienhäuser „in besonderen Lagen“ durchaus noch möglich sein sollen. Das schreibt die Stadt auch noch an einer anderen Stelle im Leitfaden; es ist also vermutlich kein Versehen. Aber warum soll man nicht trotzdem mal fragen, ob es ein Verbot ist?

Die Stadtverwaltung antwortet, natürlich, mit Nein. Sie sagt noch dazu, so ein Verbot gebe es heute nicht, und es werde auch in Zukunft keines geben. Die Frage war also erwartungsgemäß abwegig. Und damit scheint es kaum noch eine Möglichkeit zu geben, das Wörtchen „Einfamilienhausverbot“ ein weiteres Mal einmal im Text unterzubringen. Wobei, vielleicht doch: „Oberbürgermeister Markus Lewe hatte im September 2020 betont, dass er nichts von einem Einfamilienhausverbot halte.“

Nur, warum macht die Stadt das jetzt noch mal? Das war ja noch offen. Um die Träume vieler junger Familien zum Zerplatzen zu bringen? Nein, „aufgrund des großen Flächenprogramms und vor dem Hintergrund der hohen Baupreise“. So steht es in dem Artikel. Na, dann ist ja alles klar. Bleibt eigentlich nur eine Frage: Was bedeutet das? Davon steht nichts im Text.

Flächenverbrauch und Hochwasser

Das mit den hohen Baupreisen könnte bedeuten, dass sich ohnehin kaum noch eine normale Familie ein Einfamilienhaus in Münster leisten kann. Und ist es unter diesen Umständen nicht eigentlich sogar vernünftig, wenn die Stadt zusieht, dass Wohnungen gebaut werden, die für normale Familien bezahlbar sind, statt unbezahlbare Einfamilienhäuser, von denen diese Familien nachts träumen?

Mit dem „hohen Flächenprogramm“ könnte der große Flächenverbrauch gemeint sein, den neue Baugebiete so mit sich bringen. Und der ist aus ganz unterschiedlichen Gründen problematisch, denn mit dem immer weiter ausufernden Flächenverbrauch zerplatzt auch der Traum vieler Menschen, die einen landwirtschaftlichen Betrieb haben und auf Feldern gern Nahrungsmittel anbauen möchten. Landwirtschaftliche Flächen gehen verloren, wenn immer mehr Böden versiegelt werden.

Wenn das passiert, zerplatzt auch der Traum vieler Menschen, die mit ihrem Grundstück einfach nicht wegschwimmen möchten, denn wenn Regenwasser auf versiegelten Flächen nicht abfließen kann, führt das zwangsläufig zu Überschwemmungen, der Boden erodiert, das Grundwasser wird schlechter.

Und das ist noch nicht alles. Wenn jeder einzelne Mensch für sich und seine Familie ein großes Grundstück mit einem Haus in der Mitte für sich beansprucht, fransen die Städte aus, man nennt das Zersiedlung, und auch das hat für sich genommen wieder negative Folgen.

In größeren Wohngebieten braucht man mehr Energie, mehr Wasser. Die Wege werden länger. Lebensraum von Tieren geht verloren, Ökosysteme, Biodiversität.

Und das alles ist nicht irgendein Fetisch von radikalen Umweltschützern. Die Bundesregierung hat schon vor über 20 Jahren angemahnt, dass es so nicht weitergehen könne. Im April 2002 hat sie in ihrer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie das Ziel formuliert, den Flächenverbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2020 auf 30 Hektar pro Tag herunterzufahren, also auf eine Größe von ungefähr 30 Fußballfeldern. Als absehbar war, dass das nicht klappen würde, verstärkte man nicht die Anstrengungen, man schob einfach das Ziel aus dem Sichtfeld. Nun möchte man weiterhin nur noch 30 Hektar am Tag verbrauchen, aber erst ab 2030.

Hohe Preise schrecken Menschen nicht ab

Dabei ist es nicht so, dass in den vergangenen Jahren gar nichts passiert wäre. Zur Jahrtausendwende verleibten sich die Kommunen noch pro Tag 120 Hektar Fläche ein. So gierig sind sie heute nicht mehr, aber das Ziel aus dem Jahr 2002 ist auch heute noch weit entfernt. Im August meldete das Statistische Bundesamt, dass die versiegelte Fläche in Deutschland zwischen 2018 und 2021 täglich um 55 Hektar gewachsen ist.

In Münster macht man sich seit Langem Gedanken darüber, was solche Zahlen für die Stadt bedeuten. Im Jahr 2012 legte der Rat fest, dass Münster langfristig nicht mehr als 30 Hektar im Jahr für neue Straßen, Wohn- und Gewerbegebiete in Anspruch nehmen will. Im vergangenen Jahr brauchten allein die knapp über 550 neuen Ein- und Zweifamilienhäuser im Stadtgebiet eine so große Fläche.

Aber was soll man machen? Das Problem erledigt sich nicht von selbst. Es ist ja nicht so, dass hohe Mieten und Immobilienpreise abschreckend wirken und dann weniger Menschen in die Stadt ziehen. Nein, zuallererst steigen die Preise. Und das zieht Menschen sogar an, allerdings nur bestimmte. Hohe Mieten und Immobilienpreise gelten als Ausweis einer hohen Lebensqualität. Und für die sind viele Menschen, die es sich leisten können, auch gerne bereit, etwas mehr Geld zu zahlen. Aber eben nur die. Wer es nicht kann, muss gehen. Der Markt sortiert Menschen mit wenig Geld aus.

Und wenn man dem Markt nicht reinreden möchte in sein Wirken, indem man die Mieten zum Beispiel nach oben begrenzt, bleibt eigentlich nur eine Möglichkeit: Man muss bauen, damit so viel Wohnraum vorhanden ist, dass Menschen die Wahl haben und sagen können: „Die Wohnung ist mir zu teuer, da ziehe ich lieber woanders ein.”

Nicht zu bauen ist also keine Möglichkeit, weil dann die Preise ins Wahnwitzige abdriften. Am Rande der Stadt immer neue Wohngebiete zu bauen, ist aber auch nicht so gut, weil das dann die nämlichen anderen Probleme verursacht.

Die Zahl aus dem Leitfaden

Einer Stadt wie Münster bleibt also nichts anderes übrig, als Kompromisse zu schließen. Man muss bauen und dabei so wenig verschwenderisch mit der Fläche umgehen wie möglich. Das ist ein größerer Teil des Bildes – und nicht nur der Ausschnitt mit den zerplatzten Träumen.

Vor fast genau fünf Jahren hat der Rat das sogenannte Wohflächensiedlungskonzept 2030 verabschiedet. In einem knapp 80 Seiten langen Papier, das dokumentiert, wie das Konzept entstanden ist, schreibt Stadtbaurat Robin Denstorff, man habe auf der Basis von bestehenden Wohngebieten in Münster eine Siedlungsdichte identifiziert, die nicht unterschritten werden sollte. 55 bis 65 Wohneinheiten pro Hektar.

Diese Zahl findet sich nun in dem soeben erschienenen Leitfaden, aus dem die Westfälischen Nachrichten den Spin für ihre Geschichte haben.

Auf Seite 18 steht zum Beispiel, um dieses Ziel zu erreichen, mindestens 55 Wohneinheiten pro Hektar, werde man in neuen Wohngebieten in der Regel Mehrfamilienhäuser und nur in besonderen Fällen Reihen- oder Doppelhäuser planen, freistehende Einfamilienhäuser nicht.

Kennt man diesen Hintergrund, ist klar: Es geht hier darum, zwei Ziele, die sich schwer in Einklang bringen lassen, so gut es geht in Einklang zu bringen. Die Absicht ist also nicht, einen Traum von jungen Familien zerplatzen zu lassen, wie es eine Karikatur in der Samstagsausgabe der Westfälischen Nachrichten suggeriert.

Der Karikaturist hat eine Seifenblase gemalt, die diesen Traum illustrieren soll, und weil das natürlich eine gewagte Visualisierung ist, auf die man auch erstmal kommen muss, hat er zur Sicherheit „Traum vom Einfamilienhaus“ auf diese Blase geschrieben. Unten freut sich eine Art Pippi Langstrumpf mit Steinschleuder und der politischen Zuschreibung entsprechend mit grünem Hemd ganz diebisch darauf, diese Blase gleich abzuschießen, vor allem aus Spaß, so scheint es.

Das ist die bildliche Übersetzung der Berichterstattung vom Mittwoch. Über den etwas komplexeren Hintergrund erfährt man im Text ungefähr genauso wenig wie von der Karikatur.

Stoßrichtung bitte nicht ändern

Am Donnerstag – das muss man der Vollständigkeit halber sagen – haben die Westfälischen Nachrichten aus dem Umweltausschuss berichtet. Überschrift: „Häuslebau soll Ausnahme werden“. In diesem Text geht es auch kurz um das 55-Wohneinheiten-pro-Hektar-Ziel und darum, dass Einfamilienhäuser eben viel Platz brauchen. Warum das ein Problem ist? Im Text steht es nicht.

Aber steht es vielleicht am Freitag oder am Samstag an einer anderen Stelle in der Zeitung?

Nein, natürlich nicht. Denn, vielleicht können Sie sich das merken: Wenn Sie eine Boulevard-Geschichte weiterdrehen möchten, wenn Sie also einen weiteren Artikel zum gleichen Thema veröffentlichen möchten, dann ist es wichtig, dass Sie nichts an der Stoßrichtung ändern. Sie wollen ja schließlich nicht ausgewogen berichten. Es geht um die Wirkung.

Auf diesen Fall übertragen bedeutet das: Sprechen Sie auf keinen Fall mit einem Raumplaner, einer Biologin oder jemandem von einer Umweltorganisation, der oder die erklären könnte, warum es hier nicht einfach nur um den Spaß an zerplatzenden Träumen oder irgendwelche andere Flausen geht, sondern rufen Sie zum Beispiel den Geschäftsführer eines Interessenverbands für Hauseigentümer an und fragen Sie, ob es den Traum vom Eigenheim denn eigentlich noch gibt? Der wird ihnen mit ziemlicher Sicherheit sagen: „Auf keinen Fall. Von so etwas träumt doch kein Mensch mehr.“

Scherz. Er wird natürlich sagen: „Auf jeden Fall.“ Und schon ist Ihre Ausgangsthese bestätigt.

Gerede von den Folgen des Flächenverbrauchs

In der Samstagsausgabe der Westfälischen Nachrichten geht es natürlich nicht nur um Einfamilienhäuser, sondern auch um sehr viele andere Themen. Zum Beispiel um das Kramermahl, das am Abend vorher im historischen Rathaus stattgefunden hat. Man hatte zwar einen Ehrengast eingeladen, den Chef des Versandhändlers Otto, aber die wirklich interessanten Dinge, die, die auch auf der Titelseite stehen können, die hatte dann doch wieder der eigene Chef gesagt, der Verleger der Westfälischen Nachrichten, was allerdings nicht erwähnt wird, weil er in einer seiner zahlreichen anderen Funktionen da war – und im Grunde, so stellt man sich das wahrscheinlich bei den Westfälischen Nachrichten vor, wissen das ja eh alle.

Über diesem Text steht die Überschrift: „Appell für mehr Gewerbeflächen“. Über die Hintergründe, also warum das ein Thema ist, erfährt man lediglich, dass Gewerbeflächen in Münster „massiv fehlen“ und das ein „warnendes Beispiel“ sei. Aber das reicht ja auch schon.

An dieser Stelle nun eine Frage: Kann das auch daran liegen, dass es in der Lokalredaktion, auch wenn das jetzt kein Kommentar ist, eine sehr ausgeprägte Meinung gibt – also meint man vielleicht, dass dieses ganze Gerede von den Folgen des Flächenverbrauchs, wo es doch um die Träume von jungen Familien und ansiedlungswilligen Firmen geht, am Ende gar nicht so wichtig ist, dass man es in dem Zusammenhang mal erklärt?

Wir wissen es nicht. Aber Hinweise darauf, dass man das auch anders bewerten kann, gäbe es schon, auch in der eigenen Zeitung. Auf der Titelseite der Westfälischen Nachrichten steht heute in fetten Buchstaben: „Flutgefahr in Betonstädten”. Und darüber etwas weniger groß: „Alarmierende Studie: Fast die Hälfte der Siedlungsfläche in NRW ist versiegelt“. Das klingt natürlich ganz fürchterlich. Wäre die Frage: Was könnte man dagegen denn bloß tun? (rhe)

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Nach der Flucht

Ende März 2022 hatte Johanne Burkhardt für RUMS mit dem Münsteraner Andre Groten gesprochen. Er hat zusammen mit seiner Frau in Kyjiw gelebt und musste zu Beginn des Kriegs flüchten. Hier erzählen wir, wie es für die beiden nach ihrer Flucht weiterging.

Vor 439 Tagen hat Russland die Ukraine angegriffen, und bei der Gedenkveranstaltung zum Ende des Zweiten Weltkriegs gestern in Moskau sprach Wladimir Putin, als wäre Russland das Opfer. Es ist vollkommen absurd, ein Ende ist nicht in Sicht. Andre Groten verfolgt diesen Irrsinn seit Monaten aus sicherer Distanz in Albachten. Aber Anfang Juni will er mit seiner Frau Mariia wieder zurück in die Ukraine, für zweieinhalb Wochen zur Familie. Und das bedeutet: Sie müssen zurück in den Krieg. Ist das Risiko abschätzbar? Andre Groten sagt, zwischen ihnen und der Frontlinie liege immer ein ganzer Oblast, also ein Bundesland, so bleibt ein Sicherheitsabstand von 200 Kilometern. Aber reicht das aus? Luftangriffe können immer passieren. Andre Groten hält das Risiko für vertretbar. Er hofft auf die Gegenoffensive der Ukraine, die bald kommen soll. Es gibt viele Spekulationen. Andre Groten schon in vergangenen Tagen etwas häufiger in die Nachrichten. Die Aussicht gibt ihm Hoffnung. Aber ein Ende des Krieges erscheint im Moment weiter sehr fern. Am Freitag wollen Andre und Mariia sich in Münster mit Freunden treffen, Freunden aus der Ukraine. Auch dann wird es wieder vor allem um ein Thema gehen. (rhe)

Klima-Update

+++ Der neue Wirtschafts- und Umweltprüfbericht der OECD stellt Deutschland kein gutes Zeugnis aus. Die Bundesregierung verfolge zwar ambitionierte Klimaschutzziele, müsse aber das Tempo verdreifachen, um sie auch wirklich zu erreichen. Auf der Mängelliste stehen unter anderem der niedrige CO2-Preis, die Subventionierung von klimaschädlichem Verhalten (Dienstwagen- und Dieselprivileg, Pendlerpauschale) und die autofixierte Verkehrspolitik. Es gibt aber auch Lob: Die Bundesregierung will Auen, Küsten, Moore und andere Ökosysteme mit einem Aktionsprogramm für natürlichen Klimaschutz renaturieren. Dieser Plan war gestern auch Thema im Bundestag. (sfo)

+++ Anfang Mai startet auch die Saison der Eichenprozessionsspinner. Die haarigen Raupen verbreiten sich wie wild: Musste die Stadt Münster vor zehn Jahren nur 65 Gespinste entfernen, waren es 2020 schon mehr als 120.000 Nester an über 20.000 Bäumen. Grund für die rasante Vermehrung ist die Klimakrise, denn die Raupen lieben Hitze. Und das ist ein doppeltes Problem: Einerseits fressen die Eichenprozessionsspinner Bäume kahl, andererseits können die Gifthärchen bei manchen Menschen heftige allergische Reaktionen hervorrufen. Die gute Nachricht: Wir können Sie entwarnen, zumindest ein bisschen. Die Stadt schreibt uns auf Anfrage, die Zahl der Gespinste nehme allmählich ab und bisher seien auch noch keine gemeldet worden. In dieser Woche beginnt die Stadt außerdem mit der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners, zuerst mit einem Biozid und Ende Mai mit Absauggeräten (dazu passend: dieses Erklärvideo der Stadt). Wenn Sie ein Gespinst entdecken, können Sie es der Stadt über den Mängelmelder oder eine Hotline (0251/492-7878) melden. Trotzdem gibt es aber nur ein Mittel, um die Massenausbreitung zu stoppen: mehr Klimaschutz, der die regionale Erhitzung bremst. (sfo)

Anonymer Briefkasten

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Ein-Satz-Zentrale

+++ Die nordrhein-westfälische SPD hat sich am Wochenende zum Parteikonvent in Münster getroffen. (WDR)

+++ Die Feuerwehr in Münster musste gestern Morgen im Hansaviertel eine tonnenschwere Betonplatte sichern, die nach einem Seilriss von einem Baukran baumelte, was den Verkehr zwei Stunden lang beeinträchtigte. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Bundesnetzagentur schließt ab 2032 achtzehn Standorte in Deutschland, darunter auch die Außenstelle am Hansaring. (Deutsche Presseagentur, hier: „Zeit online“)

(Korrekturhinweis: Hier stand zuerst, die Bundesnetzagentur würde achtzehn Standorte in Münster schließen. Das ist natürlich Quatsch. Wir haben das korrigiert.)

+++ Um den Zusammenstoß mit einem Schulkind zu verhindern, musste ein Busfahrer gestern eine Notbremsung an der Scharnhorststraße einleiten, bei der sich neun Kinder im Bus verletzten. (Polizei Münster)

+++ Die Himmelsleiter soll noch bis März 2024 an der Lambertikirche stehen bleiben. (Westfälische Nachrichten)

+++ Überall im Münsterland werden mehr Unternehmen gegründet, außer in der Stadt Münster. (IHK Nordwestfalen)

+++ Am Freitag finden die Auftaktveranstaltungen zum Friedensjahr in Münster und Osnabrück statt. (Westfalenspiegel)

+++ Das Café Extrablatt an der Salzstraße schließt im März. (Westfälische Nachrichten)

+++ Der Oberbürgermeister empfängt die Spieler von Preußen Münster am Sonntag im Rathaus, um zum Aufstieg in die dritte Bundesliga zu gratulieren. (Stadt Münster)

+++ Laut einer Studie der Uni Münster hat sich der Zustand der Gewässerorganismen im Aasee seit dem Fischsterben 2018 deutlich verbessert. (Zentrum für interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung)

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Beim Essen Münster von oben sehen? Das geht im 1648: Das Restaurant, das seinen Namen dem Jahr des Westfälischen Friedens verdankt, bietet in der 11. und 12. Etage des Stadthauses 1 einen 360-Grad-Panoramablick über die Stadt. Auf der Karte stehen regionale Gerichte, und noch etwas mehr als in anderen Restaurants geht es hier darum, Menschen zu begegnen. Die Alexianer betreiben 1648 als Inklusionsbetrieb, der Menschen mit Behinderung eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsleben bietet. Geöffnet ist das Restaurant montags bis samstags von 9 bis 18 Uhr.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Unsere neue Kollegin Deike Terhorst hat heute zusammen mit Sebastian Fobbe geschaut, was in den kommenden Tagen alles so los ist:

+++ Am 10. Mai 1933 brannten vor dem Schloss rund eintausend Bücher. Um an den 90. Jahrestag der Bücherverbrennung zu erinnern, findet morgen eine Gedenkveranstaltung statt. Ab 10 Uhr informieren die Veranstalter vor dem LWL-Museum für Kunst und Kultur über die historischen Ereignisse. Von 10:30 Uhr bis 13 Uhr findet in der Stadtbücherei ein Lesecafé statt, zu dem Sie Ihr Lieblingsbuch mitnehmen können. Der Schauspieler Jonas Riemer wird dann daraus vorlesen.

+++ Kai Sichtermann und „Funky“ K. Götzner von Ton Steine Scherben spielen mit der Sängerin Birte Volta heute Abend um 20 Uhr im Hot Jazz Club in Münster. Dabei präsentieren sie ein Repertoire aus den Liedern von Rio Reiser und den Scherben. Die Tickets kosten 26 Euro an der Abendkasse.

+++ Das Cinema zeigt am Donnerstag ab 17:30 Uhr in Kooperation mit der Skandinavistik der Universität Münster den Film „To liv – Zwei Leben“. Der Historien-Thriller erzählt die Geschichte von Katrine, die als Kind in einem der sogenannten Lebensborn-Heime aufwuchs, um dort zu einer ideologisch einwandfreien Nationalsozialistin erzogen zu werden. Die deutsch-norwegische Koproduktion des Regisseurs Georg Maas wirft vor allem die Frage nach persönlicher und nationaler Identität auf. Der anderthalbstündige Film wird mit einer Einführung des norwegischen Filmexperten Jan Erik Holst gezeigt, im Anschluss gibt es eine Gesprächsrunde. Der Eintritt ist frei.

+++ Am Freitag findet auch wieder der Lange Freitag im LWL-Museum für Kunst und Kultur statt. Diesmal mit Hula-Hoop-Akrobatik und Livemusik von einem DJ und verschiedenen Singer-Songwriter:innen. Sie können außerdem auch an Touren durch die neue Sonderausstellung „Sommer der Moderne“ teilnehmen. Zu sehen gibt es Gemälde von Tanzsalons, Berglandschaften und aus dem Westfalen des 19. und 20. Jahrhunderts.

+++ Am Samstag findet im Konzertsaal der Musikhochschule Münster am Ludgeriplatz ein kostenloses Konzert des Celloensembles statt. Gespielt werden Stücke von Heitor Villa-Lobos und Jeffrey Ching; Beginn ist um 19:30 Uhr.

+++ Wer es lieber, sagen wir mal, rockiger mag, kann in der Sputnikhalle vorbeischauen. Dort treten die Musiker von Jupiter Jones auf. Die Band aus der Eifel, bekannt durch ihren Hit „Still“, hat nach einer zwischenzeitlichen Auflösung im Jahr 2021 wieder zusammengefunden und präsentiert ihr neues Album am kommenden Samstag ab 20 Uhr. Tickets gibt es bei Eventim für 41,95 Euro.

+++ Klassik am Ludgeriplatz oder Indierock in der Sputnikhalle abgehakt, aber der Abend ist noch jung? Feiern Sie die Musik von Star-Regisseur Quentin Tarantino bei der Tarantino Party im Hot Jazz Club. Ab 23 Uhr werden Funk, Soul, Soundtracks, Oldschool Hip-Hop, Twist und Rock’n’Roll aufgelegt, die von Filmen wie Pulp Fiction, Reservoir Dogs, Kill Bill und vielen mehr inspiriert sind. Der Eintritt kostet 8 Euro.

+++ Noch ein letzter Konzerttipp: Bei Rare Guitar treten am Freitag die Hamburger Band Palila und die Münsteraner Indierocker Of Richard auf. Einen musikalischen Vorgeschmack finden Sie hier und hier. Beginn: 19:30 Uhr. Eintritt: knapp 12 Euro.

Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!

Herzliche Grüße
Ralf Heimann

Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Deike Terhorst (det)
Lektorat: Melanie Kelter

PS

Wenn ich irgendein soziales Netzwerk öffne, sehe ich entweder Videos von Tieren, denen etwas Dummes passiert oder die gefressen werden, was im Grunde ja auch etwas Dummes ist, oder ich sehe Fußballvideos. Ich ahne, wie ich beides verursacht habe, aber es hat gar keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen. Ich kann es eh nicht mehr ändern. So fühlt es sich jedenfalls an. Eine Zeitlang habe ich versucht, vor allem Kochvideos anzuklicken, um etwas dagegenzusetzen, aber der Algorithmus spürt wahrscheinlich, dass ich das nur sehr halbherzig mache. Irgendwann habe ich mich ergeben. Aber ich mache das Beste draus. Vor allem die Fußballausschnitte sind ja wirklich toll. Und man kann so viel darin sehen. Schauen Sie sich zum Beispiel diesen kurzen Ausschnitt an und stellen Sie sich vor: Jeder einzelner Spieler, der hier an den Ball kommt, das bin ich – bei dem Versuch, den Algorithmus davon zu überzeugen, dass er mir doch bitte mal etwas anderes zeigt. (rhe)

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