Wer rettet den Lokaljournalismus? Christopher Buschow zu Gast bei RUMS | Was aus Laschets Van-Laack-Masken wurde | Aries Feinkost

Müns­ter, 18. April 2023

Guten Tag,

das war ein schö­ner Abend ges­tern in der RUMS-Redak­ti­on. Der Medi­en­wis­sen­schaft­ler Chris­to­pher Busch­ow von der Uni Wei­mar hat uns besucht und mit uns über Lokal­jour­na­lis­mus gespro­chen. Das war inter­es­sant, denn damit beschäf­ti­gen wir uns zwar den gan­zen Tag. Aber Vögel wis­sen ja auch nicht zwin­gend alles über Ornithologie. 

Viel­leicht waren Sie vor Ort dabei oder haben die Ver­an­stal­tung online ver­folgt. Wir haben zum ers­ten Mal bei­des ange­bo­ten. Das hat nach unse­rem Ein­druck gut geklappt. Wir wer­den das also fortführen. 

Wir hat­ten Chris­to­pher Busch­ow gefragt, weil RUMS gera­de drei Jah­re alt gewor­den ist, und weil wir in die­sen drei Jah­ren fest­ge­stellt haben: Vie­len Men­schen, auch denen, die uns dann und wann lesen, ist gar nicht so klar, war­um wir das alles eigent­lich machen. 

Dabei lässt sich der Nut­zen von Lokal­jour­na­lis­mus klar benen­nen. In Gegen­den ohne loka­le Medi­en gibt es zum Bei­spiel mehr Kor­rup­ti­on. Das zei­gen Unter­su­chun­gen. Schon die Mög­lich­keit, dass ein Medi­um berich­ten könn­te, erhöht das Risi­ko, erwischt zu werden. 

Für die Medi­en ergibt sich dar­aus ein Pro­blem. Men­schen pro­fi­tie­ren von die­sem Effekt auch dann, wenn sie die Medi­en nicht kau­fen. Chris­to­pher Busch­ow sagt: „Das macht den Jour­na­lis­mus medi­en­öko­no­misch schwierig.“ 

Die Gesell­schaft pro­fi­tiert davon, aber Lokal­me­di­en haben es immer schwe­rer. Lokal­jour­na­lis­mus fin­det sich oft in Zei­tun­gen. Busch­ow sagt: „Das Zeit­al­ter der Zei­tung ist vor­bei, weil das Geschäfts­mo­dell nicht mehr funktioniert.“ 

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Schaut man sich das etwas genau­er an, sind es eigent­lich sogar drei Geschäfts­mo­del­le, die aus irgend­ei­nem Grund zusam­men­ge­fun­den haben. Der Ver­kauf von Nach­rich­ten, der Ver­kauf von Wer­be­flä­chen und der von Klein­an­zei­gen. Busch­ow nennt das eine „his­to­ri­sche Singularität“. 

Die­ses Geschäfts­mo­dell ist aus­ein­an­der­ge­fal­len. Wer etwas ver­kau­fen möch­te, lädt es heu­te kos­ten­los bei Ebay-Klein­an­zei­gen hoch. Wer­be­flä­chen fin­det man in gro­ßer Zahl und sehr güns­tig im Netz. Für Ver­an­stal­tungs­an­kün­di­gun­gen gibt es eige­ne Por­ta­le. Ver­ei­ne infor­mie­ren auf ihren Web­sites. Und Infor­ma­tio­nen fin­det man an allen mög­li­chen Orten im Netz. Vie­len Men­schen reicht das, vor allem jun­gen. Sie gehen dem Jour­na­lis­mus abhanden. 

Frü­her erin­ner­ten sich Men­schen, sobald sie selbst eine Fami­lie grün­de­ten, oft dar­an, dass es doch ganz schön war, wenn bei den Eltern beim Früh­stück eine Zei­tung auf dem Tisch lag. Heu­te fehlt vie­len schon die­se Erinnerung. 

Man­geln­des Inter­es­se ist offen­bar nicht das Pro­blem. „60 Pro­zent der Men­schen zwi­schen 18 und 29 Jah­ren inter­es­sie­ren sich für loka­le Nach­rich­ten“, sagt Busch­ow. Das sei das Ergeb­nis einer rela­tiv neu­en Unter­su­chung. Nur mit dem vor­han­de­nen Lokal­jour­na­lis­mus kön­nen jun­ge Men­schen oft nichts mehr anfangen. 

„Wir brau­chen Jour­na­lis­mus, der in der Lebens­welt der jun­gen Men­schen statt­fin­det“, sagt Busch­ow. Und das hät­ten öffent­lich-recht­li­che Sen­der bes­ser ver­stan­den als vie­le Ver­la­ge, die an den alten For­ma­ten festhalten. 

Wenn ein Geschäfts­mo­dell zer­fällt, ent­ste­hen vie­le klei­ne Anbie­ter. Busch­ow sieht hier „die Gefahr einer Ver­ni­schung“ und in der Fol­ge die einer frag­men­tier­ten Öffent­lich­keit, in der es nur noch weni­ge Berüh­rungs­punk­te gibt.

In der Lücke droht Propaganda

In den USA lässt sich das beob­ach­ten, was bald auch in Deutsch­land Wirk­lich­keit wer­den könn­te: groß­flä­chi­ge Nach­rich­ten­wüs­ten, also Orte, an denen kei­ne Lokal­be­richt­erstat­tung mehr statt­fin­det. Anders als dort ver­hin­dert in Deutsch­land der öffent­lich-recht­li­che Rund­funk, dass ganz Gebie­te aus­trock­nen. Doch die Ten­denz gibt es auch hier.

Im Thü­rin­ger Kreis Greiz etwa stellt der Ost­thü­rin­ger Ver­lag kei­ne Papier­zei­tung mehr zu. Auch in ande­ren Gebie­ten schrumpft die Zahl der Titel. In Müns­ter hat der Aschen­dorff-Ver­lag ankün­digt, all sei­ne Anzei­gen­blät­ter zum Monats­en­de ein­zu­stel­len (RUMS-Bei­trag).

Wenn so etwas pas­siert, droht die Gefahr, dass die­se Lücke von Unter­neh­men geschlos­sen wird, die kein Inter­es­se an Jour­na­lis­mus haben. In den USA gibt es vie­le Bei­spie­le für Medi­en, die die­se Chan­ce nut­zen, um Pro­pa­gan­da zu ver­brei­ten. Und Ent­wick­lun­gen, die in die­se Rich­tung gehen, gebe es auch in Deutsch­land, sagt Busch­ow. In Gera habe sich etwa ein AfD-nahes Anzei­gen­blatt etabliert. 

Was kann man machen? Der Lokal­jour­na­lis­mus steckt in der Kri­se. Und es ist nicht abseh­bar, dass der wirt­schaft­li­che Rah­men sich von allei­ne ver­bes­sert. Chris­to­pher Busch­ow beschreibt die schwie­ri­ge Situa­ti­on, in der die Ver­la­ge sich befin­den, mit einem Bild des ame­ri­ka­ni­schen Jour­na­lis­tik-Pro­fes­sors Jeff Jar­vis. Der erklär­te es so: Das Haus brennt. Der Ver­lag muss es löschen, und er muss gleich­zei­tig ein neu­es Haus bau­en, von dem er aber noch nicht ein­mal weiß, ob er spä­ter über­haupt dar­in woh­nen kann. Anders gesagt: Es ist nicht klar, ob Zei­tungs­ver­la­ge spä­ter allein vom Digi­tal­ge­schäft leben können. 

Und um das Bild zu erwei­tern: Die­ses Haus wird viel­leicht auch des­halb nie bewohn­bar, weil es Kon­struk­ti­ons­feh­ler hat. „Die Ver­la­ge, das zeigt alle For­schung, sind in vie­ler­lei Hin­sicht Inno­va­ti­ons­ver­hin­de­rer“, sagt Busch­ow. Und er sagt: „Das Inno­va­ti­ons­ni­veau, das wir im Jour­na­lis­mus haben, ist mise­ra­bel im Ver­gleich zum Innovationsbedarf.“ 

Als wir bei RUMS vor vier Jah­ren anfin­gen, ein neu­es loka­les Medi­um zu ent­wer­fen, hat­ten wir den Plan, eini­ges anders zu machen. Man­ches davon haben wir ver­wor­fen. Wir beschrän­ken uns zum Bei­spiel nicht mehr auf nur eine ein­zi­ge Geschich­te pro Aus­ga­be. Ande­res haben wir bei­be­hal­ten und aus­ge­baut. Wir lie­fern in jedem News­let­ter eine Recher­che, die so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie in Zei­tungs­re­dak­tio­nen für einen Arti­kel sel­ten zur Ver­fü­gung steht. 

Dafür ver­zich­ten wir auf ande­res. Wir gehen nicht zu Pres­se­kon­fe­ren­zen, um ein­fach nur das zu berich­ten, was dort mit­ge­teilt wird. Es gibt auch in Müns­ter genü­gend Medi­en, die dafür sor­gen, dass die­se Din­ge bekannt werden. 

Experimentierfelder

Wenn wir zu Pres­se­kon­fe­ren­zen gehen, dann in den meis­ten Fäl­len nur, weil es Teil einer Recher­che ist. Wir berich­ten kri­tisch über ande­re Medi­en in der Stadt. Wir tun auch sonst nicht so, als gäbe es nur uns. Und wir bezie­hen auch das in die Bericht­erstat­tung ein, was in ande­ren loka­len Medi­en steht. Wir aggregieren. 

Mit dem, was wir machen, bedie­nen wir kei­nen gro­ßen Markt. Mit etwa 2.100 Men­schen, die für unse­ren News­let­ter zah­len, gehö­ren wir in Deutsch­land trotz­dem zu den größ­ten Pro­jek­ten, die ver­su­chen, Lokal­jour­na­lis­mus etwas anders zu interpretieren. 

Wel­che Bedeu­tung haben Pro­jek­te wie RUMS, Vier­null in Düs­sel­dorf oder Kar­la in Kon­stanz für den Lokaljournalismus? 

Chris­to­pher Busch­ow sieht in ihnen Expe­ri­men­tier­fel­der. Im ers­ten Jahr­zehnt des neu­en Jahr­tau­sends sei­en im Netz zunächst Lokal­b­logs ent­stan­den. Von denen sind heu­te nur noch weni­ge übrig. Aber wenn ein­zel­ne Pro­jek­te schei­tern, sei das nicht schlimm. Man kön­ne ja dar­aus ler­nen (RUMS neh­men wir hier mal aus).

Die Lokal­b­logs waren oft klei­ne­re Pro­jek­te, die ein­fach das mach­ten, was man aus der Zei­tung kann­te, nur eben digi­tal. In der neu­en Gene­ra­ti­on der loka­len Medi­en, die nicht nur Inhal­te anbie­ten, son­dern auch neue For­men und Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten tes­ten, gehör­te RUMS zu den Ersten. 

Das Pro­blem ist: Mit Lokal­nach­rich­ten lässt sich online nicht viel Geld ver­die­nen. Ein gro­ßer Teil des Antriebs muss Idea­lis­mus sein. Das liegt auch an den schlech­ten Bedin­gun­gen. Das Ergeb­nis beschreibt Chris­to­pher Busch­ow mit dem Satz: „Wir sehen kei­ne über­mä­ßi­ge Gründungswelle.“

Und wenn das so wei­ter­ge­hen soll­te und die Ver­la­ge aus eige­ner Kraft nicht die Kur­ve krie­gen, wird sich sehr bald die Fra­ge stel­len, ob der Staat den Jour­na­lis­mus im Loka­len so behan­deln muss wie das Thea­ter oder den öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehr. Bei­des ist wich­tig, aber bei­des braucht finan­zi­el­le Unterstützung. 

Die Förderung verschwand in der Schublade

In vie­len Län­dern ist es lan­ge üblich, dass der Staat den Jour­na­lis­mus för­dert. Ein Land wie Öster­reich zeigt, was dabei schief­ge­hen kann. Dort finan­ziert die Regie­rung Medi­en mit Anzei­gen. So ent­steht eine Geschäfts­be­zie­hung, in der gefü­gi­ge Medi­en mehr bekom­men und kri­ti­sche weni­ger. So etwas will man in Deutsch­land auf kei­nen Fall. Des­halb sehen vie­le Ver­la­ge eine Pres­se­för­de­rung grund­sätz­lich eher kritisch. 

Eine rei­ne Ver­triebs­för­de­rung, also eine Vari­an­te, die nur die Zustel­lung sub­ven­tio­niert, soll das Pro­blem etwas ent­schär­fen. Die alte Bun­des­re­gie­rung hat­te so eine För­de­rung bereits in Aus­sicht gestellt, aber dann leg­te man die Plä­ne doch wie­der zurück in die Schublade. 

Vor eini­gen Tagen hat das Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um eine Unter­su­chung vor­ge­stellt, die die Idee einer Zustell­för­de­rung stützt. Wir enga­gie­ren uns mit dem Arbeits­kreis digi­ta­le Publisher, den wir mit­ge­grün­det haben, für eine ande­re Vari­an­te – eine För­de­rung, die digi­ta­len Unter­neh­men die glei­che Hil­fe gewährt, die also platt­form­un­ab­hän­gig ist. So eine För­de­rung emp­fiehlt eine Unter­su­chung, die die Kul­tur­staats­mi­nis­te­rin vor weni­gen Tagen her­aus­ge­ge­ben hat. 

Sie sieht meh­re­re Instru­men­te vor, die abhän­gig von den Umstän­den ein­ge­setzt wer­den kön­nen, nicht ein­fach eine Gieß­kan­ne, die über allen Ver­la­gen aus­ge­schüt­tet wird, auch über denen, die gar kei­ne För­de­rung brauchen. 

So einen „Poli­cy Mix“ befür­wor­tet auch Chris­to­pher Busch­ow. Mit die­sen Instru­men­ten kön­ne man an unter­schied­li­chen Stel­len anset­zen, sagt er. Man kön­ne Inno­va­tio­nen för­dern, die Pro­duk­ti­on, in bestimm­ten Fäl­len auch die Zustel­lung. In Däne­mark zum Bei­spiel mache man es genau so. 

Busch­ow sieht aller­dings kei­ne gro­ßen Chan­cen dar­auf, dass so etwas in Deutsch­land bald kom­men könn­te. Das Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um sag­te bei der Vor­stel­lung sei­nes Gut­ach­tens gleich dazu, es mache sich die Ergeb­nis­se nicht zu eigen, es sei auch gar nicht zustän­dig. Die Kul­tur­staats­mi­nis­te­rin scheint eben­falls kei­ne gro­ßen Ambi­tio­nen zu haben. 

War­um? „Das The­ma hat gera­de nicht die höchs­te Prio­ri­tät“, sagt Chris­to­pher Busch­ow. Man kön­ne auf die­sem poli­ti­schen Feld auch nicht viel gewinnen. 

Bei RUMS sind wir bis­lang ohne För­de­rung aus­ge­kom­men. Und an den gerin­gen Kün­di­gungs­ra­ten sehen wir, dass wir vor allem ein Pro­blem lösen müs­sen: Wir müs­sen bekann­ter wer­den. Wenn Sie uns einen Gefal­len tun wol­len, dann erzäh­len Sie von RUMS. 

Nach der Ver­an­stal­tung ges­tern stan­den wir noch spät drau­ßen an der Berg­stra­ße vor der Tür und spra­chen mit zwei jun­gen Män­nern, die unse­ren Pod­cast gehört hat­ten und aus Inter­es­se ein­fach gekom­men waren. Bei­de sag­ten am Ende, der Abend sei schön gewe­sen. Sie woll­ten jetzt ein Abo abschlie­ßen. Das hat mich sehr gefreut. Ich hal­te das für die bes­te Form einer För­de­rung. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Die Idee des Kita-Navi­ga­tors ist eigent­lich: Vor­han­de­ne Plät­ze wer­den so zuge­teilt, dass es mit den Bedürf­nis­sen der Fami­li­en über­ein­stimmt, ohne dass Eltern alle poten­zi­el­len Betreu­ungs­stät­ten abklap­pern müs­sen und dort wie­der­um Per­so­nal für die Anfra­gen gebun­den ist. Gut 1.700 Fami­li­en rät die Stadt jetzt im Prin­zip, genau das zu machen – nach­dem sie sich mona­te­lang mit dem feh­ler­haf­ten Navi­ga­tor her­um­ge­schla­gen haben (RUMS-Brief). Laut Pres­se­stel­le der Stadt gibt es schließ­lich noch ein paar Kitas mit frei­en Plät­zen, die man wie­der­um im Navi­ga­tor ein­se­hen kann. Da kön­nen Eltern nun anklop­fen und fra­gen, ob ihr Kind nicht dort­hin gehen kann. Außer­dem emp­fiehlt die Stadt, die Wie­der­vor­mer­kung im Kita-Navi­ga­tor zu akti­vie­ren. Eltern müs­sen sich dann ab dem 1. August nicht noch ein­mal neu regis­trie­ren. Damit ist die Sache jetzt wenigs­tens gere­gelt? Denks­te: Man­che Eltern haben einen Ver­trag unter­zeich­net und trotz­dem die Nach­richt über den Kita-Navi­ga­tor erhal­ten, dass ihr Kind kei­nen Betreu­ungs­platz hat. Also ein wei­te­rer Anruf in der Kita, ob denn nun die Kita-Zusa­ge oder die Navi­ga­tor-Absa­ge gilt. Das berich­tet Jörg Sta­pel, selbst Vater und mit ande­ren Eltern ver­netzt. Die Stadt schreibt dazu: Eltern, die im Sys­tem noch als „war­tend“ gekenn­zeich­net sind, haben Nach­rich­ten bekom­men. Das sind auch die, die eine Zusa­ge bekom­men haben, die­se aber noch nicht hin­ter­legt ist. Viel­leicht wäre Klin­ken­put­zen doch ein­fa­cher gewe­sen. (sst)

+++ Kom­men­de Woche Diens­tag wird sich die Bezirks­ver­tre­tung Mit­te mit mög­li­chen Ver­bes­se­run­gen für den Rad­ver­kehr beschäf­ti­gen, die SPD, Grü­ne und Volt ein­ge­bracht haben. Die Aegi­di­i­stra­ße und die Stet­ti­ner Stra­ße sol­len Fahr­rad­stra­ßen wer­den. Ers­te­re ist bereits als Haupt­rou­te im Fahr­rad­netz­plan hin­ter­legt, die Stet­ti­ner Stra­ße ist dort als Basis­rou­te gekenn­zeich­net. Sie sei ins­be­son­de­re für Schüler:innen eine wich­ti­ge Rou­te ins Zen­trum, eine Umwid­mung argu­men­tie­ren die Frak­tio­nen auch damit, dass sie den Schul­weg siche­rer machen wür­de. Und noch zwei klei­ne­re Kor­rek­tu­ren: Eine Fahr­rad­am­pel an der Sperr­lich­stra­ße soll für bes­se­re Sicht­bar­keit wei­ter run­ter­ge­setzt wer­den und war­ten­de Rad­fah­ren­de sol­len an der Kreu­zung Universitätsstraße/Schlossplatz in bei­den Rich­tun­gen mehr Platz bekom­men. (sst)

+++ Die Befürch­tun­gen der CDU-Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten Simo­ne Wend­land wur­den wahr: Die Müns­te­ra­ner Grü­nen set­zen sich wie schon 2015 dafür ein, dass Müns­ter eine Modell­re­gi­on für die kon­trol­lier­te Abga­be von Can­na­bis wird. War­um? Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Syl­via Rie­ten­berg sagt, dass eine Groß­stadt unter­schied­li­che Kon­sum­mi­lieus bie­tet. Außer­dem hät­ten in Müns­ter bereits wegen des Antrags vor eini­gen Jah­ren Gesprä­che statt­ge­fun­den, zum Bei­spiel mit dem Gesund­heits­amt. Essen­zi­ell für sie ist auch die wis­sen­schaft­li­che Beglei­tung, um Fra­gen zu Kon­su­mie­ren­den, Kon­sum­ver­hal­ten und Kon­sum­fol­gen zu beant­wor­ten. Rie­ten­berg sieht die bis­he­ri­ge repres­si­ve Dro­gen­po­li­tik als geschei­tert an: Sie ver­rin­ge­re den Kon­sum nicht, kri­mi­na­li­sie­re Konsument:innen und ermög­li­che, dass Sub­stan­zen gestreckt wür­den. Ins­be­son­de­re für jun­ge Men­schen sieht sie in der Eini­gung auf das Eck­punk­te­pa­pier (es gibt eini­ge Abwei­chun­gen zu dem vom Okto­ber 2022) eine Chan­ce. Ihre Hoff­nung: bes­se­re Prä­ven­ti­ons­ar­beit, kei­ne Angst mehr vor Kri­mi­na­li­sie­rung und des­we­gen ver­mehrt Inan­spruch­nah­me der Bera­tungs­an­ge­bo­te. Simo­ne Wend­land hat Beden­ken, unter ande­rem, weil Can­na­bis Men­schen an här­te­re Dro­gen her­an­füh­re. Rie­ten­bergs Erfah­rung aus ihrer Zeit als Sucht­the­ra­peu­tin: „Häu­fig ist Alko­hol die Ein­stiegs­dro­ge. Der Kon­sum ist in der Gesell­schaft wie­der­um total akzep­tiert.“ Das sagt auch Sucht­me­di­zi­ner Mau­rice Caba­nis im „heu­te jour­nal“ des ZDF. Unter ande­rem die CDU und die Gewerk­schaft der Poli­zei kri­ti­sie­ren das Papier. (sst)

Der Rürup 

Einladung zum Girls’ Day

Wir bei RUMS fin­den unse­ren Job als Journalist:innen ziem­lich toll. Und wir wol­len natür­lich, dass jun­ge Men­schen ihn bes­ser ken­nen­ler­nen und viel­leicht sogar selbst Lust haben, als Journalist:in oder Bildredakteur:in zu arbei­ten. Des­we­gen laden wir sie am Girls‘ Day (27. April) zu uns in die Redak­ti­on ein. Wir wer­den ein Quiz zur Medi­en­kom­pe­tenz machen, spre­chen über den Job von Redakteur:innen und sind anschlie­ßend drau­ßen unter­wegs, um Fotos mit dem Smart­phone zu machen. Ken­nen Sie jeman­den, die Inter­es­se hat? Dann schrei­ben Sie uns ein­fach: kontakt@rums.ms. Wir freu­en uns darauf.

Wohin mit der Corona-Schutzausrüstung?

Vor ein paar Wochen berich­te­ten ver­schie­de­ne Medi­en, das Land Nord­rhein-West­fa­len habe jede Men­ge Coro­na-Schutz­aus­rüs­tung übrig. Mil­lio­nen Mas­ken und Schutz­kit­tel müss­ten wohl dem­nächst ver­brannt wer­den, weil die Schutz­wir­kung (und damit das Halt­bar­keits­da­tum) ablau­fe, wie hier zum Bei­spiel der Spie­gel schrieb.

Kurz dar­auf mel­de­te sich jemand aus der RUMS-Leser­schaft bei uns und frag­te, wie das denn bei der Uni­kli­nik Müns­ter aus­se­he. Die habe ja zum Bei­spiel auch Schutz­kit­tel aus der umstrit­te­nen Bestel­lung beim Mode­un­ter­neh­men Van Laack bekom­men; ande­re Uni­kli­ni­ken hat­ten Kit­tel aus die­ser Char­ge für untaug­lich befun­den und aus­ge­mus­tert. Con­stan­ze Busch hat nach­ge­fragt – für ein mög­lichst voll­stän­di­ges Bild nicht nur bei der Uni­kli­nik Müns­ter, son­dern auch bei den ande­ren Uni­kli­ni­ken in NRW.

„Liefert irgendwas“

Zur Erin­ne­rung erst ein­mal ein Rück­blick ins Früh­jahr 2020. Die ers­te Coro­na­wel­le, der ers­te Lock­down, die Men­schen kauf­ten die Super­märk­te leer, wäh­rend Kran­ken­häu­ser sich dar­auf vor­be­rei­te­ten, vie­le Covid-Patient:innen zu ver­sor­gen. Die Häu­ser hat­ten mit Beschaf­fungs­pro­ble­men zu kämp­fen: Drin­gend benö­tig­te Schutz­aus­rüs­tung wie Kit­tel und FFP2-Mas­ken war kaum oder gar nicht zu bekom­men; was schon im Kran­ken­haus lager­te, wur­de zum Schutz vor Dieb­stahl weg­ge­sperrt. Die Ver­ant­wort­li­chen in den Kli­ni­ken waren ver­zwei­felt, sag­ten zu den Her­stel­lern: „Lie­fert irgendwas.“

Eine For­de­rung, um die­sen Man­gel zu behe­ben: Hei­mi­sche Unter­neh­men soll­ten in die Pro­duk­ti­on ein­stei­gen; bis dahin wur­de die Aus­rüs­tung zu gro­ßen Tei­len in Chi­na her­ge­stellt. Das pas­sier­te dann auch: Unter ande­rem der Mode­her­stel­ler Van Laack stell­te schnell auf Schutz­aus­rüs­tung um, statt Hem­den fer­tig­te er Stoff­mas­ken und Schutz­kit­tel. Aus Sicht des Unter­neh­mens eine wirt­schaft­lich klu­ge Ent­schei­dung: Es ver­vier­fach­te in dem Geschäfts­jahr sei­nen Umsatz, dank der neu geschaf­fe­nen Spar­te Van Laack Medi­cal.

10 Millionen Kittel für 45 Millionen Euro

Ein gro­ßer Kun­de war das Land Nord­rhein-West­fa­len. Am 20. April 2020 bestell­te das NRW-Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um bei Van Laack zehn Mil­lio­nen Schutz­kit­tel für knapp 45,5 Mil­lio­nen Euro. Dar­an gab es spä­ter Kri­tik, weil sich her­aus­stell­te, dass der dama­li­ge Minis­ter­prä­si­dent Armin Laschet und sein Sohn Johan­nes das Geschäft ver­mit­telt hat­ten – Johan­nes („Joe“) Laschet war als Model unter ande­rem für Van Laack tätig.

Die SPD stell­te im nord­rhein-west­fä­li­schen Land­tag meh­re­re Anfra­gen zur Auf­trags­ver­ga­be. Laut der dama­li­gen Lan­des­re­gie­rung sei aber alles mit rech­ten Din­gen zuge­gan­gen. Der Auf­trag sei in einem soge­nann­ten Ver­hand­lungs­ver­fah­ren ohne Teil­nah­me­wett­be­werb ver­ge­ben wor­den. Das bedeu­tet: Er wur­de nicht öffent­lich aus­ge­schrie­ben, son­dern das Land sprach in Fra­ge kom­men­de Lie­fe­ran­ten direkt an und verhandelte.

Dass das auch bei einem so gro­ßen Auf­trags­vo­lu­men mög­lich war, regel­te ein „Gemein­sa­mer Rund­erlass“ der NRW-Minis­te­ri­en für Finan­zen und Wirt­schaft. Die Regie­rung soll­te in der Not­si­tua­ti­on schnell und fle­xi­bel han­deln kön­nen; auf­wän­di­ge Ver­ga­be­ver­fah­ren durf­ten ent­fal­len, wenn es zum Bei­spiel um den Gesund­heits­schutz ging. Im Zwei­fels­fall durf­te das Land auch nur ein ein­zi­ges Unter­neh­men anspre­chen. Das ist hier offen­bar pas­siert. Auf die Fra­ge, wie vie­le ande­re Fir­men der Minis­ter­prä­si­dent denn ange­ru­fen habe, ant­wor­te­te NRW-Gesund­heits­mi­nis­ter Lau­mann im Land­tag: „Mir ist eigent­lich nur die Geschich­te ‚van Laack‘ in Erin­ne­rung.“ In der Situa­ti­on habe man aber eben nicht gewusst, „wie wir die Kran­ken­schwes­tern (sic) mit Schutz­ma­te­ri­al aus­stat­ten sollten“.

Zur Ein­ord­nung der Auf­trags­sum­me: Ins­ge­samt hat das NRW-Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um seit Beginn der Pan­de­mie Mas­ken, Kit­tel, Schutz­bril­len und ande­re Schutz­aus­rüs­tung für 464 Mil­lio­nen Euro ein­ge­kauft. Eine Über­sicht fin­den Sie hier.

Uniklinik Köln sortierte 48.000 Kittel aus

Als die Schutz­kit­tel von Van Laack da waren, lie­fer­te das Land Tau­sen­de an die Uni­kli­ni­ken, um das Per­so­nal dort aus­zu­stat­ten. Aller­dings konn­ten die Pfle­ge­kräf­te und Ärzt:innen nicht über­all etwas mit der Schutz­klei­dung anfan­gen. Die Uni­kli­nik Essen mus­ter­te 40.000 Kit­tel aus, sie wür­den schnell rei­ßen und sei­en daher für den Kli­nik­all­tag nicht geeig­net. Auch die Uni­kli­nik Köln mel­de­te Qua­li­täts­män­gel und sor­tier­te 48.000 Schutz­kit­tel aus.

Ähn­li­ches pas­sier­te in Aachen, wie uns die dor­ti­ge Uni­kli­nik auf Anfra­ge schreibt: Man habe im Novem­ber 2020 eine Sach­spen­de von 17.280 Infek­ti­ons­schutz­kit­teln „zur Tes­tung ange­nom­men“. Die Kit­tel „konn­ten im kli­ni­schen All­tag nicht über­zeu­gen“, schreibt der Pres­se­spre­cher, „von der Annah­me wei­te­rer Sach­spen­den haben wir daher Abstand genom­men.“ Im März 2022 habe die Uni­kli­nik Aachen die noch ein­ge­la­ger­ten 11.560 Kit­tel „im Rah­men einer der ers­ten Hilfs­lie­fe­run­gen an die Ukrai­ne wei­ter­ge­spen­det (und so hof­fent­lich einer sinn­vol­len Ver­wer­tung zugeführt)“.

Uniklinik Münster: Reste spenden, woanders verwenden oder vernichten

In ande­ren Kli­ni­ken gab es kei­ne Pro­ble­me mit den Van-Laack-Kit­teln: Die Uni­kli­nik Bonn schreibt, auch sie habe Kit­tel vom Land bekom­men, aber kei­ne Män­gel fest­ge­stellt und daher auch kei­ne aus­sor­tiert oder ver­nich­tet. Die glei­che Ant­wort bekom­men wir von der Uni­kli­nik Düsseldorf.

Auch die Uni­kli­nik Müns­ter hat vom Land gespen­de­te Van-Laack-Kit­tel ein­ge­setzt, schreibt uns die Pres­se­spre­che­rin. Ende 2020 hat­ten die West­fä­li­schen Nach­rich­ten berich­tet, dass die Kli­nik die Kit­tel nach den Män­gel­mel­dun­gen aus Essen und Köln noch ein­mal geprüft und sie für taug­lich befun­den habe. Laut dem Bericht ging es um 28.800 Kit­tel, die in Müns­ter lager­ten, bis zu die­sem Zeit­punkt aber noch nicht gebraucht wur­den. Inzwi­schen sei­en sie alle ver­wen­det wor­den, schreibt die Pres­se­spre­che­rin. Aus der Pra­xis gebe es „kei­ne Infor­ma­tio­nen (…), dass die Schutz­kit­tel für den spe­zi­fi­zier­ten Ein­satz unge­eig­net waren“.

Den­noch wird die Uni­kli­nik Müns­ter vor­aus­sicht­lich Schutz­ma­te­ri­al ver­nich­ten müs­sen. Zum einen, weil das Land auch FFP2-Mas­ken gelie­fert hat­te – so vie­le, dass nun 170.000 Stück wohl nicht mehr vor Ablauf der Halt­bar­keit zum Ein­satz kom­men wer­den. Dar­über hin­aus hat­te die Uni­kli­nik auch selbst Mate­ri­al ein­ge­kauft, von dem ein Teil dem­nächst aus­sor­tiert wer­den muss. Laut der Pres­se­stel­le geht es um ins­ge­samt 200.000 medi­zi­ni­sche und FFP2-Mas­ken. 370.000 übrig­blei­ben­de Mas­ken – das ist viel, laut Uni­kli­nik aber nicht ein­mal der Bedarf für einen Monat wäh­rend der Pan­de­mie-Hoch­zei­ten. 132.000 Mas­ken pro Woche sei­en zwi­schen­zeit­lich gebraucht worden.

Wie beim Lan­des­vor­rat wer­den auch in der Uni­kli­nik Schutz­kit­tel übrig blei­ben, die die Kli­nik im Lau­fe der Pan­de­mie auf Vor­rat ein­ge­kauft habe (übri­gens auch bei Van Laack). Eine Zahl konn­te uns die Pres­se­stel­le hier nicht nen­nen, das bewe­ge sich aber in einer ähn­li­chen Rela­ti­on zum Gesamt­be­darf wie bei den Mas­ken. Eine gewis­se Reser­ve müs­se die Kli­nik ohne­hin immer vor­hal­ten, auch vor der Pan­de­mie sei da mal etwas übrig geblieben.

Die Res­te der Schutz­aus­rüs­tung wer­den „zukünf­tig einer alter­na­ti­ven Ver­wen­dung – bis hin zur Ver­nich­tung – zuge­führt wer­den müs­sen“. „Alter­na­ti­ve Ver­wen­dung“? Die Uni­kli­nik kön­ne sie zum Bei­spiel spen­den oder im nicht-kli­ni­schen Bereich ein­set­zen, schreibt die Pres­se­spre­che­rin auf Nach­fra­ge. Schutz­kit­tel könn­ten etwa noch in der Gas­tro­no­mie zum Ein­satz kommen.

Nationale Reserve kommt nicht voran

In der Rück­schau wirkt das alles chao­tisch und auf der poli­ti­schen Ebe­ne zumin­dest in eini­gen Punk­ten intrans­pa­rent. Natür­lich muss man berück­sich­ti­gen: Vie­les pas­sier­te in einer ech­ten Not­si­tua­ti­on, von der damals nie­mand sagen konn­te, wie sie sich ent­wi­ckeln wür­de. Aber es wäre ja ganz schön, wenn es in Zukunft in einer ähn­li­chen Situa­ti­on bes­ser lau­fen wür­de, wenn wir als Gesell­schaft dann bes­ser vor­be­rei­tet wären. Pas­siert denn da etwas? Nun­ja, zumin­dest gibt es einen Plan: Der Bund soll die „Natio­na­le Reser­ve Gesund­heits­schutz“ auf­bau­en, mit Medi­ka­men­ten und Schutz­aus­rüs­tung. Doch das läuft nicht so gut. 2023 soll­te eigent­lich schon die drit­te Pha­se eines Drei-Stu­fen-Plans erreicht sein, mit Kapa­zi­tä­ten für ein hal­bes Jahr. Der Plan ist aber in Pha­se eins (Ein­la­ge­rung von Rest­be­stän­den aus der Coro­na­zeit) ste­cken geblie­ben. Für Pha­se zwei und drei fehlt bis­her das Geld. (cbu)

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Klima-Update

+++ Am Mon­tag­mor­gen haben sich mal wie­der ein paar Men­schen von der Initia­ti­ve „Letz­te Gene­ra­ti­on“ auf eine Stra­ße in Müns­ter geklebt. Mit Bezirks­bür­ger­meis­ter Ste­phan Non­hoff (Grü­ne) war die­ses Mal ein Zuschau­er aus der Poli­tik dabei. Der bezeich­net sich expli­zit nicht als Sym­pa­thi­san­ten, hebt am Tele­fon aber immer wie­der sei­nen Respekt und sein Ver­ständ­nis für die Aktio­nen der „Letz­ten Gene­ra­ti­on“ her­vor. „Ich kann die Unge­duld und die Ver­zweif­lung der jun­gen Leu­te ver­ste­hen“, sagt er. Ein Tem­po­li­mit, ein Gesell­schafts­rat, ein 9-Euro-Ticket – er unter­stüt­ze die For­de­run­gen, die in sei­nen Augen „beschei­den und nicht revo­lu­tio­när“ sind. Vor eini­gen Tagen hat­te die Bun­des­tags­frak­ti­on der Grü­nen die „Letz­te Gene­ra­ti­on“ noch als eli­tär bezeich­net. Sie hat­te den Aktivist:innen vor­ge­wor­fen, Men­schen zu ver­prel­len und einer pro­gres­si­ven Kli­ma­po­li­tik einen Bären­dienst zu leis­ten. Dem wider­spricht Non­hoff, der sich für den Dia­log mit der Grup­pe aus­spricht. Dar­auf setzt auch die Grup­pe aus Müns­ter. Die Akti­ven wol­len ver­mehrt Prä­senz zum Bei­spiel auf Podi­ums­dis­kus­sio­nen zei­gen, um ihre The­men anzu­spre­chen. Kon­takt zum Rat­haus hat die Grup­pe inzwi­schen auch: Ende Mai fin­det ein Gespräch mit Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe statt. Der hält die Pro­tes­te übri­gens für „unter kei­nen Umstän­den akzep­ta­bel“. (sst)

+++ Am Frei­tag fin­det Müns­ters ers­te „Kli­makne­i­pe“ in der Leo:16 Knei­pe an der Her­warth­stra­ße 7 statt. Ab 18 Uhr stel­len sich die drei Initia­ti­ven End Fos­sil Occu­py, Fri­days for Future und Lüt­zi Müns­ter Con­nec­tion vor. Danach gibt’s Geträn­ke und Gesprä­che dar­über, wie Men­schen sich (wei­ter­hin) in Sachen Kli­ma­ge­rech­tig­keit enga­gie­ren kön­nen. (sst)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Die Stadt­wer­ke Müns­ter machen ab dem 28. April Strom und Gas für pri­va­te Leu­te in neu­en Ver­trä­gen oder bei Ver­län­ge­run­gen bil­li­ger. (Stadt­wer­ke Müns­ter)

+++ In Müns­ter kann man neu­er­dings Autos, die eine pri­va­te Ein­fahrt blo­ckie­ren, per „Parknotruf“-App abschlep­pen las­sen. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

+++ Wer Ein­wän­de dage­gen hat, dass die Auto­bahn­rast­stät­te Müns­ter­land-Ost aus­ge­baut wird, hat noch bis zum 16. Mai Zeit, sich zu mel­den. (Bezirks­re­gie­rung Müns­ter)

+++ Die Stadt möch­te drei Spiel­plät­ze ver­än­dern und fragt Kin­der und Men­schen in der Nähe, was sie sich wün­schen. (Stadt Müns­ter)

+++ Nien­ber­ge bekommt ein neu­es Feu­er­wehr­haus mit grü­nen Dächern und Fas­sa­den. (Stadt Müns­ter)

+++ Bei der Blind­gän­ger­su­che an der Thier­stra­ße in Müns­ter ist eine Bom­be gefun­den wor­den, die aller­dings schon im Krieg deto­niert war. (Stadt Müns­ter)

+++ Müns­ter spart wei­ter Ener­gie, indem es den Dom, das Rat­haus und die Kir­che nicht beleuch­tet und Flu­re und Trep­pen­häu­ser nicht heizt. (Anten­ne Müns­ter)

+++ Die Zahl der alten Men­schen in Müns­ter wird von heu­te 51.400 auf vor­aus­sicht­lich 58.300 im Jahr 2030 stei­gen. (Anten­ne Münster)

+++ Die Jugend­stif­tung der Wohn- und Stadt­bau för­dert drei Pro­jek­te in Kin­der­haus und Coer­de. (West­fä­li­sche Nach­rich­ten)

Unbezahlte Werbung

Viel­leicht geht es Ihnen ein biss­chen wie mir und Sie kochen nach Fei­er­abend immer wie­der die­sel­ben Gerich­te. Das wird irgend­wann lang­wei­lig, des­halb hier ein Tipp, um die All­tags­kü­che ein biss­chen auf­zu­pep­pen: Aries Fein­kost­la­den an der Ham­mer Stra­ße 106 hat ein unge­wöhn­lich gro­ßes Sor­ti­ment an Obst, Gemü­se, Fleisch, Fisch, Gewür­zen und Ölen aus Asi­en, dem Nahen Osten und Latein­ame­ri­ka. Falls Ihnen für Ihr Koch­aben­teu­er auch noch ein paar Uten­si­li­en feh­len, fin­den Sie in dem Fein­kost­la­den auch noch das pas­sen­de Zube­hör wie Woks, Bam­bus­dampf­ga­rer und Reis­ko­cher. Mein per­sön­li­ches High­light ist aber „Bum­bu“ (manch­mal auch „Boem­boe“ geschrie­ben), eine Gewürz­pas­te aus Indo­ne­si­en mit ver­schie­de­nen Geschmacks­rich­tun­gen, mit der Sie jedes Wok­ge­richt ver­fei­nern kön­nen. Ein­fach ein biss­chen geschnip­pel­tes Gemü­se anbra­ten, die Bum­bu­pas­te dazu­ge­ben und mit Kokos­milch ablö­schen – fer­tig ist das Abend­essen. (sfo)

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

Drinnen und Draußen 

Die Ver­an­stal­tungs- und Kul­tur­tipps kom­men heu­te von Sven­ja Stühmeier:

+++ Immer wie­der ster­ben Men­schen wäh­rend ihrer Flucht über das Meer. Der Ver­ein Sea Eye setzt sich dafür ein, Geflüch­te­te in See­not im Mit­tel­meer zu ret­ten. Wie so eine Ret­tung aus­se­hen kann, kön­nen Sie sich ab heu­te in der Aus­stel­lung des Ver­eins im Franz Hit­ze Haus anschau­en. Die Eröff­nung fin­det um 20 Uhr statt, letz­ter Aus­stel­lungs­tag ist der 20. Juni. Am 12. Mai zeigt Sea Eye dort auch die Doku „Rou­te 4“, anschlie­ßend ist das Publi­kum zur Dis­kus­si­on eingeladen.

+++ Hal­ten Sie auch manch­mal vor der Git­ter­tür des Zwin­gers an der Pro­me­na­de und fra­gen sich, wie es dar­in eigent­lich aus­sieht? Die Fra­ge wird Ihnen die Taschen­lam­pen­füh­rung am Don­ners­tag beant­wor­ten. Start ist um 20 Uhr. Sie kön­nen nicht nur rein­schau­en, son­dern erfah­ren auch etwas über die Geschich­te des Bauwerks. 

+++ Don­ners­tag geht’s im Müns­te­ra­ner Kli­ma­ge­spräch um die Fra­ge: Wel­che Ver­ant­wor­tung muss die loka­le Wirt­schaft über­neh­men, damit das Ziel „kli­ma­neu­tral 2030“ erreicht wird? Das Gespräch fin­det im Forum 1 der Volks­hoch­schu­le statt und beginnt um 19 Uhr. Die Dis­kus­si­ons­run­de besteht aus Inna Gab­ler von der IHK Müns­ter, Udo Wes­ter­mann vom Ver­ein „Future“, dem Bera­ter Tobi­as Daur und Chris­ti­na Wil­ler­ding von der Wirt­schafts­för­de­rung. Die Mode­ra­ti­on über­neh­men Hel­ga Hendricks und RUMS-Kolum­nist Micha­el Till­mann aus dem Klimabeirat.

+++ Sie wol­len end­lich mal wie­der auf ein Live­kon­zert gehen, das ist aber oft schwie­rig, weil Sie ja Kin­der haben? Dann ver­su­chen Sie es doch mal mit Ran­da­le. Die Band tritt am Sams­tag im Gleis 22 auf, ganz fami­li­en­freund­lich um 16 Uhr. Auf die Ohren gibt’s dann Ska, Punk, Metal, Reg­gae und Rock, und zwar mit Tex­ten für Kin­der. Tickets kos­ten im Vor­ver­kauf 12 (Kin­der) bezie­hungs­wei­se 15 Euro (Erwach­se­ne), an der Tages­kas­se dann 15 und 18 Euro.

+++ Zum Schluss noch ein Tipp in eige­ner Sache: Am Sonn­tag beginnt um 9:30 Uhr der All­wet­ter­zoo-Lauf. Auch wir von RUMS sind mit einem sport­li­chen Team aus Leser:innen und Mitarbeiter:innen am Start. Kom­men Sie ger­ne vor­bei und feu­ern Sie unse­re fünf­zehn Läufer:innen an!

Am Frei­tag schreibt Ihnen Sebas­ti­an Fob­be. Kom­men Sie gut durch die Woche. 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Con­stan­ze Busch (cbu), Jan Gro­ße Nobis (jgn), Sebas­ti­an Fob­be (sfo), Sven­ja Stüh­mei­er (sst)
Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann

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PS

Wenn die Repor­ta­ge­schu­le Reut­lin­gen uns ein­mal im Jahr besucht, ist einer der schöns­ten Neben­ef­fek­te, dass ich spä­ter immer wie­der auf die Namen der Men­schen tref­fe, die für uns Repor­ta­gen geschrie­ben haben. Pia Sten­de­ra zum Bei­spiel hat vor andert­halb Jah­ren zusam­men mit Jan­nik Jür­gens in der Unter­brin­gungs­ein­rich­tung für Geflüch­te­te in Grem­men­dorf recher­chiert. Dar­aus ist die­ser Text ent­stan­den. Ges­tern las ich ihren Namen in einem Insta­gram-Pos­ting von Jan Böh­mer­mann, für den Pia zusam­men mit Lena von Holt ein Jahr lang an einem Pod­cast gear­bei­tet hat. Titel: „Boys Club — Macht und Miss­brauch bei Axel Sprin­ger“. Die bei­den haben Ver­neh­mungs­pro­to­kol­le gele­sen, Akten der Staats­an­walt­schaft, sie haben mit Men­schen gespro­chen, die selbst betrof­fen sind oder alles aus der Nähe erlebt haben. Es geht um die Ver­mu­tung, dass nicht Juli­an Rei­chelt allein das Pro­blem war, son­dern dass die­ses in der Kul­tur des Ver­la­ges liegt. Erschie­nen ist der Pod­cast bei Spo­ti­fy. Die ers­ten bei­den von acht Fol­gen sind seit ges­tern ver­füg­bar. Nächs­ten Mon­tag kom­men zwei wei­te­re dazu. (rhe)