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Was Münster von Ljubljana lernen kann | Unbezahlte Werbung: Sauna zum Mieten | RUMS 6 Monate für 1 Euro

Guten Tag,
der Urlaub ist eigentlich eine Auszeit von der Arbeit. Als ich in den vergangenen zwei Wochen in Slowenien unterwegs war, habe ich mich trotzdem an Münster erinnert gefühlt.
Warum? Der Grund ist die Verkehrspolitik. Das Ratsbündnis hatte sich bekanntlich vorgenommen, die Innenstadt in Münster weitgehend autofrei zu machen. Bis zur Wahl im nächsten Jahr wird die Koalition aus Grünen, SPD und Volt dieses Versprechen aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr umsetzen können. Die meisten Fahrzeuge dürfen zwar nicht mehr auf dem Domplatz parken, aber für mehr hat es in dieser Wahlperiode nicht gereicht.
Die Widerstände sind einfach zu groß (RUMS-Brief). Konservative argumentieren im Rat gerne, viele Menschen seien schlicht aufs Auto angewiesen, wenn sie zum Arzt müssen oder einkaufen wollen. Die autofreie Innenstadt wäre demnach nur Privileg für fitte, junge Menschen.
Im Urlaub habe ich allerdings erlebt, wie es anders gehen kann: Die Stadt Ljubljana hat schon 2007 ihre historische Altstadt für den Autoverkehr gesperrt. Befürchtungen, wie sie in Münster oft angebracht werden, sind dort nicht eingetreten. Im Gegenteil. In Ljubljana ist viel los, der Handel floriert, die Gastronomie auch.
Dahinter steht ein breit aufgestelltes Mobilitätskonzept. Alle Straßen rund um den zentralen Prešeren-Platz sind nur für Fußgänger:innen und Radfahrende zugänglich. Autofahrende müssen in einer unterirdischen Garage parken. Und wer von dort aus schnell weiter möchte, kann sich an jeder Ecke ein Fahrrad ausleihen. Das geht ganz einfach, mit einer App.
Neben dem stadtweiten Fahrradleihsystem (das der Rat in Münster übrigens verworfen hat) bietet Ljubljana seinen Bürger:innen und Tourist:innen noch einen zweiten Mobilitätsservice in der Innenstadt. Dort sind Mini-Elektrotransporter unterwegs, die auf Slowenisch „Kavalir“ heißen. Ein charmanter Name, wie ich finde, auf jeden Fall charmanter als, sagen wir, „Loop“. Die „Kavalir“-Taxis kann jede:r anhalten oder auf Abruf bestellen. Somit können alte, mobilitätseingeschränkte oder schwer bepackte Menschen bequem an ihr Ziel kommen. Der Service ist übrigens kostenfrei.
Apropos Barrierearmut: Damit sich Menschen mit Kinderwagen oder Rollstuhl einfacher fortbewegen können, hat die Stadt das Kopfsteinpflaster in Ljubljanas Altstadt abgeschliffen und an den meisten Treppen Rampen angebracht. Gerade in diesem Punkt hat Münster noch einigen Nachholbedarf (RUMS-Brief).
Autos verbannen, das reicht alleine nicht
Ljubljana zeigt: Eine autofreie Innenstadt heißt nicht, einfach nur Autos aus der Innenstadt zu verbannen. Es braucht mehr. Perfekt ist das Ljubljana-Modell aber nicht. Es hat auch Schönheitsfehler: So sind die Straßen außerhalb der Altstadt gerade in der Rushhour hoffnungslos überlastet. Weil die slowenische Bahn eine ähnliche Katastrophe ist wie in Deutschland, pendeln viele Slowen:innen mit dem Auto zur Arbeit. Die Folge sind kilometerlange Staus auf den wichtigsten Verkehrsadern.
Dieses Problem möchte Ljubljanas Vizebürgermeister Rok Žnidaršič demnächst anpacken. Es gibt aber noch mehr zu tun, wie er vergangenes Jahr der „Kleinen Zeitung“ aus Österreich erzählt hat. Zum Beispiel möchte Žnidaršič mehr Radwege anlegen und die Tourismuszone erweitern. Seine Vision für Ljubljana ist ambitioniert: Žnidaršič träumt von einer Stadt, in der alle Ziele des täglichen Lebens wie Schulen, Arztpraxen oder Supermärkte innerhalb einer Viertelstunde erreicht werden können. Und das am besten mit sanfter Mobilität, ohne Auto.
Wäre das auch ein Ziel für Münster? Vielleicht schon, vielleicht nur bedingt. Mit dem autofreien Domplatz ist in Münster der Anfang gemacht. Seit auf dem zentralsten Platz der Stadt nicht mehr nur Autos parken, ist es dort viel schöner und lebendiger geworden. In Ljubljana ist das auch so, nur auf größerer Fläche. Die Menschen treffen sich dort zum Essen, Kinder lernen mitten in der City Fahrrad fahren, hier und da treten Straßenmusiker:innen auf und einmal in der Woche verwandelt sich die Altstadt in eine Großküche unter freiem Himmel.
In Ljubljana muss man anders als auf dem engen Prinzipalmarkt keine Angst davor haben, von einem Stadtbus oder Lieferwagen überrollt zu werden. Die Straßen sind dort keine Orte für Autos, sondern für Begegnungen. Diesen Wandel nach Münster zu holen, wäre doch einfach nur: schön. (sfo)

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Die Tickets für das „Runde Ecken“-Festival heute und Morgen im „Cuba“ an der Achtermann kosten nicht, wie wir geschrieben hatten, 15 Uhr, sondern 15 Euro. (rhe)
+++ Damit auf dem Herbstsend Sicherheitskontrollen möglich sind, baut die Stadt einen Zaun mit vier Eingängen auf. (Stadt Münster)
+++ Nachdem am Kreisverkehr an der Von-Esmarch-Straße in sechs Jahren 60 Unfälle passiert sind, hat die Stadt nun angekündigt, ihn zu einer Kreuzung mit Ampeln, breiten Radwegen und einer Abbiegespur umzubauen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Ein Forschungsteam untersucht, wie fußgängerfreundlich Hiltrup ist und will aus den Ergebnissen Verbesserungsvorschläge entwickeln. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die gelben Stühle auf dem Domplatz gehen am Montag in die Winterpause und werden erst im Mai nächsten Jahres wieder aufgestellt. (Stadt Münster)
+++ Die Stadt möchte an der Friedrich-Ebert-Straße eine Unterkunft für Wohnungslose einrichten, die im bestehenden System besonders schwer Hilfe finden. (Westfälische Nachrichten)
+++ Der Botanische Garten errichtet ein „grünes Klassenzimmer“ über Pflanzen, Ökosysteme, Naturschutz und die Klimakrise. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Spitzen der Stadt, des LWL, der Uni und des Bistums rufen angesichts des anti-israelischen Vandalismus zur Zivilcourage auf und fordern dazu auf, Gewalt und Beschädigung öffentlichen Eigentums gemeinsam abzulehnen. (Stadt Münster)
+++ Der Nachtclub „Schwarzes Schaf“ am Alten Fischmarkt ist pleite und derzeit geschlossen, könnte aber mit einem neuen Konzept und Namen wiedereröffnen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Der vermisste 45-Jährige, den die Polizei seit zwei Wochen suchte, ist tot im Kanal gefunden worden. (Westfälische Nachrichten)
+++ Unbekannte haben die Gedenktafel an der ehemaligen Deportationssammelstelle „Gertrudenhof“ an der Warendorfer Straße beschädigt. (Polizei Münster)
Zurzeit entgehen Ihnen viele wichtige Neuigkeiten aus der Stadt …

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Vielleicht mögen Sie es, in der Sauna zu schwitzen, aber nicht so gerne, wenn andere Menschen dabei sind? – Damit wären Sie auf jeden Fall nicht allein. Das Unternehmen „My Wellness“ vermietet in mehreren Städten stundenweise private Erholungsräume mit Sauna, Whirlpool und anderen Dingen, die die meisten Menschen nicht in ihren heimischen Badezimmern haben. Seit Kurzem gibt es das auch in Münster, genau genommen in der Nähe der Schleuse. Die Preise liegen zwischen 24 und 28 Euro pro Stunde und pro Person. Es können Extraleistungen, wie Snacks, Bademäntel und einiges mehr dazu gebucht werden. Den Buchungskalender finden Sie hier. (aze)
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Annalena Zernott für Sie in den Kalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ Ab heute Abend öffnen die Ateliers am Hawerkamp ihre Türen. Interessierte können heute von 19:30 bis 22 Uhr, morgen von 15 bis 19 Uhr und am Sonntag von 12 bis 18 Uhr Kunstschaffenden bei aktuellen Arbeiten über die Schulter schauen. Dazu kommen Ausstellungen und Performances. Den gesamten Lageplan mit Programmhinweisen finden Sie hier.
+++ Am Samstag startet der Laden für Innenausstattung „Tischkultur“ im Kreuzviertel von 13 bis 19 Uhr den Verkauf weihnachtlicher Produkte. Wer sich vorab einen Eindruck von dem, was es dort zu kaufen gibt, verschaffen möchte, schaut sich am besten auf der farbenfrohen Instagram-Seite um.
+++ Heute eröffnet die Uni Münster um 18 Uhr eine neue Ausstellung im Bibelmuseum und im Archäologischen Museum. Dabei geht es um die Frage: Wie blicken die Weltreligionen auf den menschlichen Körper? Die Leihgaben kommen aus aller Welt, unter anderem aus dem Staatlichen Museum zu Berlin, dem Kunsthistorischen Museum Wien und dem Pariser Louvre. Die Ausstellung geht bis zum 26. Februar, das Programm finden Sie hier. Der Eintritt kostet 6 Euro. Uni-Studierende kommen gratis rein.
+++ Die Klima-Aktivistin Carla Reemtsma hat bis 2022 Kolumnen für RUMS geschrieben. Am Dienstag spricht sie um 19:30 Uhr in der Aula im Schloss dazu, wie der Kampf gegen die Klimakrise trotz entmutigender Rückschläge weitergeht. Hinweise zur Veranstaltung finden Sie hier, anmelden können Sie sich hier.
+++ Nachdem die erste Staffel von „Baddabäm!“, der parapolitischen Abendunterhaltung im SpecOps, sehr gut angekommen ist, folgt im November die erste Show der zweiten Staffel. Am 23. November geht es dann um das Altwerden in Münster. Wenn Sie dabei sein wollen, dann besorgen Sie sich am besten jetzt schon eine Karte.
Und sonst?
In Eckkneipen und Spielhallen sitzen Tag für Tag Hunderte Menschen vor Spielautomaten. Die wenigsten gewinnen, die meisten verlieren mehr als nur Geld. Lea Ernst und Paul Weinheimer von der Reportageschule Reutlingen habe sich für RUMS auf die Suche gemacht. Wer sind diese Menschen.
Und: Die Stadtwerke Die Stadtwerke wollen Münster mit klimaneutraler Wärme versorgen und setzen dabei auf Tiefengeothermie. Ralf Heimann hat die zehn wichtisten Fakten zusammengestellt.
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Am Dienstag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Jan Große Nobis (jgn), Ralf Heimann (rhe), Anna Niere (ani), Annalena Zernott (aze) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Wenn man Berichte in der Lokalzeitung aburteilen möchte, dann am besten mit dem Vorwurf „Bratwurst-Journalismus“. So nennt man Berichte, die Langweiliges verkrampft interessant machen wollen. So nach dem Motto: „Der Wettergott war gnädig, das Bier kalt und die Bratwurst heiß, als in der 85. Minute das entscheidende Tor fiel.“ Spätestens im Herbst haben die Bratwürste ausgedient. Jetzt ist die Kürbis-Saison in vollem Gange mit entsprechenden Artikeln über die Ernte und Tipps für den perfekten Halloween-Kürbis. Was noch fehlt, sind Rezepte. Die möchten wir Ihnen heute liefern. Der Blog „Zucker & Jagdwurst“ hat tolle Ideen, wie Sie etwas Feines aus Ihrem Kürbis machen können. Probieren Sie doch mal einen Spaghetti-Kürbis al Forno, ein Kokoscurry mit Kürbis und Zuckerschoten oder – warum nicht mal etwas Extravagantes? – Brownies mit Kürbispüree. Die Bratwürste kommen ohnehin bald zurück. Und zwar, wenn in fünf Wochen der Weihnachtsmarkt losgeht.
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