- Newsletter
- Briefe
- Brief von Ralf Heimann
Die Glasfaser-Misere – ein Zwischenstand | Wer sind eigentlich die Domfreunde? Eine Spurensuche | Ido Special Sports
Guten Tag,
noch langsamer als die Internetverbindung läuft in einigen Stadtvierteln nur der Netzausbau. Eigentlich sollte in Münster im März alles fertig sein. Doch dann kam immer wieder etwas dazwischen. Die Stadt beschreibt die Misere und den Zwischenstand in einem elfseitigen Bericht, der am Donnerstag erschienen ist.
Die Stadt selbst scheint dabei alles gemacht zu haben, um den Ausbau zu beschleunigen. Sie arbeitet mit privatwirtschaftlichen Firmen zusammen. Sie nutzt Förderprogramme. Trotzdem dauert es ewig. Aber warum?
Die Hauptgründe für die Verzögerungen sind laut dem Bericht: geänderte Vorgaben in Förderprogrammen, Lieferengpässe und Personalmangel.
Leerrohre zu bekommen, dauert demnach mittlerweile nicht mehr 20 Wochen, sondern ein ganzes Jahr. Bautrupps, die Rohre verlegen, sind auf Monate hin ausgebucht. Im vergangenen Jahr kündigte die Stadt an: Bis wir fertig sind, wird es wohl 2024.
Im Sommer dann kam die nächste schlechte Nachricht. Die Feuerwehr hatte auf über hundert Kilometern der Trasse, die ausgebaut werden soll, verdächtige Stellen ausgemacht. Hier könnten Weltkriegsbomben liegen. Wieder stand alles mehrere Monate lang still. Es traf vor allem Roxel und Albachten. Dort muss man nun bis zum nächsten Jahr warten.
Vor wenigen Wochen folgte ein weiterer Tiefschlag. Zum Jahresbeginn erklärte der Netzbetreiber NDIX, der sich in Münster um den Glasfaserausbau in Gewerbegebieten kümmern wollte: Wir kümmern uns doch nicht. Die Gründe: zu stark gestiegene Tiefbaukosten, eine zu geringe Nachfrage nach den schnellen Leitungen und zu komplexe Förderprogramme.
Das bedeutet: In Albachten, Gremmendorf, am Hafen, in Kinderhaus, Roxel, Wolbeck und im Zentrum Nord muss man an 400 Adressen die Daten weiterhin durch die alten engen Leitungen schicken.
Die Unternehmen hoffen nun auf privatwirtschaftliche Anbieter, die einspringen – oder auf das „Graue-Flecken-Programm“ der Bundesregierung. Das ist die Fortführung des Weiße-Flecken-Programms, das die Lücken dort schließen sollte, wo die Daten nur durch die Leitungen tröpfelten. Ab April können Kommunen sich bewerben.
In dem städtischen Bericht heißt es, man werde an dem Programm voraussichtlich teilnehmen. Aber auch das wird Zeit brauchen. In der zweiten Jahreshälfte will die Stadt erst einmal herausfinden, an welchen Adressen die Förderung den Ausbau ermöglicht.
Zwischendurch auch mal eine gute Nachricht: Der Glasfaserausbau in Mauritz-West ist laut dem Bericht heute abgeschlossen. Am Neutor und in Kinderhaus-West befindet man sich auf der Zielgerade – jedenfalls laut Zeitplan.
Am Neutor wird es wohl trotzdem länger dauern. Auch hier hat ein Bombenverdacht die Arbeiten aufgehalten. Aber das war nicht das einzige Problem. Die Stadt kritisiert recht deutlich die Tiefbauunternehmen. Sie hätten teilweise „mangelhafte Ergebnisse“ geliefert, und Mängel dann später auch nicht beseitigt. Nur: Auf andere Firmen ausweichen geht leider nicht.
Nach dem aktuellen Plan sind in diesem Jahr Hiltrup, Amelsbüren, Handorf, Coerde und Wolbeck mit dem Glasfaserausbau dran. Im nächsten folgen Roxel, Kinderhaus, Zentrum Nord, Nienberge, Albachten, Sprakel und Gimbte.
Dort geht die Warterei nun weiter. In anderen Städten hat man ganz andere Probleme. In Köln zum Beispiel verlegt die Telekom in Vierteln Glasfaserleitungen, die längst ein Glasfasernetz haben, berichtet der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe. Die Konkurrenz spricht dort von „Ressourcenverschwendung.“ Etwas besser als beim Glasfasernetz sieht es in Münster beim Mobilfunkausbau aus. Mit dem 4G-Standard LTE ist nahezu die gesamte Stadt versorgt, mit 5G knapp 95 Prozent. Es sieht so aus, als wäre die Stadt kurz vor dem Ziel. Aber es ist ein bisschen wie mit dem Hasen und dem Igel. Heute Morgen meldete die Tagesschau: „Mobilfunkbranche denkt schon an 6G“. (rhe)
+++ Im vergangenen Jahr haben 72 Mitarbeitende der Stadt Gewalt am Arbeitsplatz erlebt. Laut einem städtischen Bericht wurden insgesamt 61 Vorfälle gemeldet; die meisten davon kamen aus dem Sozial- und dem Ordnungsamt (jeweils 14 Meldungen). Bei der Gewalt handelt es sich zum Großteil um Körperverletzung und Bedrohung, aber auch unangepasstes Sozialverhalten (wie aggressives Auftreten oder sexuelle Belästigung) wird häufig registriert. In einem Fall kam es zu Sachbeschädigung. Die Mehrheit der Gewaltbetroffenen sind Männer (41) – ebenso wie diejenigen, die Gewalt ausüben: Von den 76 Täter:innen waren acht weiblich. In 21 Fällen haben die Stadtangestellten Strafanzeige gestellt. 2019 wurden die bisher meisten Gewaltvorfälle (93) bei der Stadt gemeldet; seitdem hat sich die Zahl der Meldungen auf einem Niveau zwischen 60 und 70 Fällen pro Jahr eingependelt. Laut Bericht schule die Stadt ihre Mitarbeitenden in der Gewaltprävention, beispielsweise mit Fortbildungen über gewaltfreie Kommunikation oder deeskalierendes Verhalten. (sfo)
+++ Vor 1.074 Tagen trat die erste Version der Coronaschutzverordnung in Nordrhein-Westfalen in Kraft. Morgen läuft die aktuelle Fassung nach drei Jahren aus. Die ganze Coronaschutzverordnung? Nicht ganz. Ab morgen gilt nur noch eine Regel: Besucher:innen von Pflegeheimen, Arztpraxen und Krankenhäusern müssen eine medizinische Maske tragen, berichtet der WDR. Alle anderen Schutzmaßnahmen fallen. Bedeutet: Wer positiv auf Covid-19 getestet wird, darf beispielsweise als Pflegekraft arbeiten oder Angehörige im Krankenhaus besuchen. (sfo)
+++ An dieser Stelle noch ein kurzer Rückblick auf den Februar: Wie hat sich die Pandemie in den letzten vier Wochen in Münster entwickelt? Die Stadt berichtet seit Anfang des Monats nicht mehr täglich über die Pandemielage, weil die aufgehobene Testverordnung keine belastbaren Aussagen mehr über die Coronasituation zulässt, sondern nur noch eine grobe Tendenz. Laut Stadt kam es aber in drei Pflegeheimen der Stadt im Februar zu Coronavirus-Ausbrüchen, bei denen insgesamt 49 Bewohner:innen und 15 Beschäftigte erkrankt sind. Auch der Karneval hat für erneute Ansteckungen gesorgt. Das Presseamt schreibt uns, die Stadt konnte die vermehrten Infektionen schon vor Weiberfastnacht bemerken, vermutlich weil sich mehr Menschen vor den Karnevalssitzungen wieder getestet haben oder weil in einigen Stadtteilen gefeiert wurde. Dabei geht es aber wohlgemerkt nur um die Coronainfektionen, die mit einem PCR-Test bestätigt wurden. Apropos: Heute liegt die Inzidenz in Münster laut Robert-Koch-Institut bei 224 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner:innen und damit deutlich über der Bundesinzidenz (133). Vier Covid-Erkrankte liegen auf der Intensivstation, zwei von ihnen werden beatmet. Im Februar ist in Münster niemand im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben, es sind allerdings zwei Todesfälle nachgemeldet worden. Die Zahl der Coronatoten erhöht sich damit auf 261. (sfo)
+++ E-Scooter des Anbieters Lime werden erst einmal nicht mehr in Münster zu sehen sein, das berichten die Westfälischen Nachrichten. Lime mache eine Winterpause auf unbestimmte Zeit. Der angebliche Grund: Das Unternehmen sei sich gerade nicht sicher, wann sich der Betrieb finanziell wieder lohne. Das ist kein Phänomen, das es nur in Münster gibt. Der Anbieter Bird, der auch mal hier vertreten war, hat sich zum Beispiel komplett aus Deutschland zurückgezogen, und immer wieder gibt es Nachrichten, dass sich Anbieter mit ihren Flotten aus einzelnen Städten zurückziehen. Es gibt auch Städte, in denen Anbieter und Verwaltung Kompromisse suchen: Magdeburg etwa wird nach langer Duldung der Roller und der Drohung, die Fahrzeuge zu entfernen, Regeln für sie aufstellen. In Mittweida sind die Roller ebenfalls in der „Winterpause”, weil sie, wie es heißt, im Sommer häufiger genutzt würden. Im Frühling soll es wieder losgehen, die Stadt wolle mit dem Anbieter überlegen, wie sie das Angebot verbessern kann. Insgesamt lässt sich wohl sagen, dass mit den seit 2019 in Deutschland zugelassenen Rollern noch recht viel ausprobiert wird. Und das ist laut Geografin Ute Bauer auch richtig so. Dem Deutschlandfunk sagte sie, dass Städte Voraussetzungen für die Roller schaffen müssen. Zum Beispiel Parkzonen. Das ist in Münster übrigens ab Ende März geplant. (sst)
Eine gute Nachricht für alle Eltern, deren Kinder zur Kita oder in den offenen Ganztag gehen: Die Verwaltung schlägt vor, die Elternbeiträge für den kommenden Juli zu erlassen, weil die Betreuung im laufenden Kita- und Schuljahr immer wieder ausgefallen ist. So steht es zumindest in einer Beschlussvorlage, über die der Rat bei der nächsten Sitzung am 22. März abstimmen wird. Die Regelung soll für alle Eltern gelten, weil das Personal sonst dokumentieren müsste, welches Kind wie lange betreut wird. Und das würde Zeit kosten, die dann nicht zur Betreuung zur Verfügung steht.
Stimmt der Rat dem Papier zu, soll nach den Sommerferien außerdem eine weitere Regelung in Kraft treten: Wenn die Kita in einem Jahr mindestens zehn Tage keine Betreuung anbieten kann, soll den Eltern ein Monatsbeitrag erlassen werden. Zwei Elternbeiträge werden zurückgezahlt, wenn die Kita mehr als 30 Tage keine Kinder betreuen kann. Für den offenen Ganztag soll eine ähnliche Lösung geschaffen werden: Bei einer zehntägigen Notbetreuung gibt es einen Monatsbeitrag zurück, ab 30 Tagen zwei Beiträge.
Grund für die Rückzahlung ist der Personalmangel in den Kitas und offenen Ganztagsschulen, der durch immer häufigere Krankheitsfälle noch weiter verschärft wird. Dazu kommt: Der Bundestag hat einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf einen ganztägigen Betreuungsplatz für alle Grundschulkinder ab 2026 beschlossen. Über dieses Dilemma, das den offenen Ganztag in Münster neu aufstellt, hatten wir im November berichtet. (sfo)
Über dem Interview im RUMS-Brief am Freitag stand die Überschrift: „Die Friedensbewegungen sollten sich fragen, warum aus der Ukraine niemand mitmarschiert“. RUMS-Leser Winfried Huesmann kritisierte, in der WDR-Lokalzeit habe er ein Interview mit einer ukrainischen Familie gesehen, die sich bewusst dazu entschieden habe, an der Friedenskette teilzunehmen. Er halte es für falsch, so eine Überschrift zu wählen. Niemand wisse, wie viele Menschen aus der Ukraine teilgenommen hätten. Und das ist einerseits richtig, daher hat Winfried Huesmann mit seiner Kritik sicherlich recht, andererseits haben wir den Satz anders verstanden – eher so, wie man sagen würde: „Bei dem Wetter geht doch niemand nach draußen.“
Der Politologe Herfried Münkler hat in einer Analyse im „Spiegel“ am Wochenende übrigens skizziert, auf welche Weise man die Ukraine seiner Einschätzung nach zu Friedensverhandlungen bewegen könnte. Vermutlich ginge das nur, so Münkler, wenn der Westen Sicherheitsgarantien gebe. Der Westen müsse also garantieren, dass Putin es auch mit ihm zu tun bekommen werde, falls er den Krieg doch weiterführe. „Wer im Westen den Krieg in der Ukraine wirklich beenden will, muss politische Risiken eingehen“, schreibt Münkler. Wer dazu nicht bereit sei, werde dem Fortgang des Krieges bloß tatenlos zuschauen müssen – „auch wenn er sich im Scheinaktivismus ergeht, den Angegriffenen zur sofortigen Kriegsbeendigung aufzufordern“, so Münkler. (rhe)
Im Jahr 2021 hat die Coronapandemie die Stadt Münster 11 Millionen Euro gekostet. Dank einer Bilanzierungshilfe des Landes Nordrhein-Westfalen zeigen sich die Auswirkungen der Pandemie in der Bilanz aber erst ab 2026. Damit die jährlichen Belastungen nicht so hoch ausfallen, können die Kommunen sie über 50 Jahre verteilen.
(Quelle: Stadt Münster)
Hier finden Sie alle unsere Infografiken. Sollte Ihnen eine davon besonders gut gefallen, teilen Sie sie gerne!
Im Schatten des Doms
Vor über zehn Jahren gründeten sich die Domfreunde, um in der Stadt soziale Projekte zu fördern. Die erste Vorsitzende war die heutige NRW-Schulministerin. Was ist aus der guten Idee geworden? Und wer sind die Domfreunde eigentlich? Constanze Busch hat versucht, Antworten zu finden.
Die erste Erkenntnis: Wenn man einen Domfreund zum Interview einlädt, kommen mehrere. Als wir mit Gründer und Geschäftsführer Peter Glahn einen Termin verabreden, schreibt er, am vorgeschlagenen Nachmittag passe es gut. Und auf Wunsch des Vorstands würden noch vier weitere Personen mitkommen, denn man solle ja umfassend über all die Aktivitäten des Vereins informiert werden.
Das ist dann auch die erste Frage im Gespräch: Was machen die Domfreunde denn genau? Auf der Website stehen andere Dinge, als in der Zeitung berichtet werden, und der letzte Spendenbericht ist von 2012 – es ist etwas schwierig zu überblicken.
Peter Glahn formuliert die Vereinsidee so: „Wir haben uns den Dom als markantes Wahrzeichen Münsters ausgesucht, um im Schatten dieses Wahrzeichens soziale Projekte zu fördern.“
Überall der Dom, im Buch, als Skulptur, als Keks
„Im Schatten des Doms“, das muss man erklären, bevor es gleich um konkrete Projekte geht. Der Designer Dieter Sieger – neben Peter Glahn und Dorothee Feller einer der Vereinsgründer:innen – hat für die Domfreunde verschiedene Skulpturen und Produkte entworfen, die für gute Zwecke verkauft oder als Ehrung an engagierte Menschen verschenkt werden. Am bekanntesten ist wahrscheinlich der Domstein, ein stilisierter Dom aus Sandstein oder anderen Materialien, zum Beispiel hier zu sehen. Es gibt den Sieger-Dom auch als Anstecker, auf Schals und auf Gebäck, alles hier zum Angucken.
Glahn erzählt sehr lebhaft, er brennt für seinen Verein. Zwischendurch springt er auf und zieht das beachtlich große Dombuch („Das wiegt fünf Kilo“) aus einer mitgebrachten Tasche, ein 600 Seiten starkes Werk über das Wahrzeichen von Münster und das Markenzeichen des Vereins.
Glahn zeigt ein paar Bilder daraus: Detailansichten von Orgel, Figuren und Schätzen im Dom, das Kirchenschiff von oben, Dom und Domplatz von oben, historische Fotos, alles ist drin. Die G7-Außenminister:innen hätten das Buch geschenkt bekommen, als sie im November zum Gipfel in Münster zu Gast waren. Anders als das Kreuz im Friedenssaal sei das nicht diskutiert worden, sagt Glahn. Es sei klar gewesen, dass der Dom vor allem als Wahrzeichen und „Keimzelle“ von Münster zu verstehen sei.
Nach der Gründung zum Oberbürgermeister
An die katholische Kirche (oder eine andere Konfession) sieht sich der Verein ohnehin nicht gebunden. Peter Glahn sagt, das gefalle nicht allen in der Kirche. Manche „hätten gerne Zugriff auf den Verein“, aber der wolle nicht Teil dieser Hierarchie sein. Überhaupt sei der Verein ganz unabhängig, auch von politischen Parteien, jede:r könne mitmachen. Das ist sicher wirklich so gedacht. Tatsächlich sind aber alle Mitglieder, zu denen sich eine Parteizugehörigkeit recherchieren lässt, in der CDU.
Die erste Vorsitzende war die damalige Regierungsvizepräsidentin und jetzige NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Sie ist inzwischen Ehrenvorsitzende, als Vorsitzender ist 2017 Stefan Nacke nachgerückt, der seit 2021 für die CDU im Bundestag sitzt.
Offiziell gibt es den Verein seit 2011, die Gründer:innen hatten aber schon in den Jahren zuvor angefangen, Geld für gute Zwecke zu sammeln. Auf die Frage, wer außer ihm, Dieter Sieger und Dorothee Feller damals noch dabei gewesen sei, antwortet Peter Glahn, das stehe ja auf der Website. Das stimmt. Und dort steht noch etwas Interessantes: Zur Gründungssitzung trafen sich die Domfreunde in der Bezirksregierung, anschließend besuchten sie Oberbürgermeister Markus Lewe.
Nachfrage bei der Bezirksregierung: Ist so etwas üblich, können auch andere Vereine die Räume der Bezirksregierung für solche Zwecke nutzen? Der Pressesprecher schreibt dazu, nur die formale Gründung sei im Saal der Bezirksregierung gewesen, „der eigentliche Festakt fand jedoch im Rathaus statt“. Kein Verein nutze regelmäßig die Räume der Bezirksregierung, nur gelegentlich für Veranstaltungen für gute Zwecke. Neben Lesungen und Konzerten, die Bezirksregierung und Domfreunde gemeinsam ausrichten, seien das zum Beispiel auch gemeinsame Veranstaltungen mit den Alexianern und Westfalenfleiß.
Geldspenden und Öffentlichkeitsarbeit
In der Anfangszeit unterstützten die Domfreunde vier Organisationen, die sie bis heute auf der Website führen: die Kinderkrebshilfe und das Kinderhospiz Königskinder. Die Bischof-Heinrich-Tenhumberg-Stiftung, die Beratung und finanzielle Unterstützung für Schwangere anbietet. Und den Verein „Was abgeben“. Über letzteren ist im Internet gar nichts zu finden, abgesehen von der Kurzbeschreibung bei den Domfreunden. Auf Nachfrage sagt Peter Glahn, das sei eine Initiative von Studierenden gewesen, die nach den Studienabschlüssen nun erst einmal auf Eis liege.
Die Domfreunde sammelten bei Benefizveranstaltungen und durch den Verkauf der Domprodukte Geld für die vier Organisationen. Bis zum Frühjahr 2012 kamen gut 14.500 Euro zusammen, das ist die Spendenbilanz, die die Domfreunde auf ihrer Website veröffentlichen. Die Summen aus späteren Jahren möchten sie nicht öffentlich machen, sagen sie im Interview, zumal ihr Engagement nicht nur finanzieller Art sei. Es bestehe eher darin, für die geförderten Anliegen zu trommeln, damit andere Menschen direkt an die Organisationen und Projekte spenden. Wie viel durch ihre Arbeit indirekt im Laufe der Zeit zusammengekommen sei, wüssten sie also gar nicht.
Ein Beispiel: Der Verein hat eine Ballnacht organisiert, bei der unter anderem Stars aus der RTL-Show „Let’s Dance“ auftraten. Domfreundin Magdalena Fuest-Wenner, CDU-Mitglied und Ausbildungskoordinatorin an einer bischöflichen Schule, sagt im Interview, das sei für den Verein finanziell gerade so plus minus null ausgekommen. Aber die Gäste hätten eben direkt gespendet, wie viel, wisse man nicht.
Neuer Schwerpunkt: Pflege
Die Spenden bei dem Ball flossen in das Anliegen, das die Domfreunde sich seit ein paar Jahren auf die Fahnen geschrieben haben: die Pflege.
Dieter Sieger hat einen Pflegepreis entworfen, der bei einer großen Veranstaltung an Pflegekräfte aus allen Einrichtungen in der Stadt verliehen wurde. Das Bild der geehrten Pflegekräfte auf dem geflaggten Prinzipalmarkt ziert jetzt das Buch „Menschen pflegen, das ist meins“, für das Domfreund Norbert Nientiedt mit Pflegekräften gesprochen hat. Er wolle damit zeigen, dass Pflege „mehr ist als ein schlecht bezahlter Knochenjob“, sagt er. Vor allem sollten die Pflegenden selbst zu Wort kommen, mit ihren Persönlichkeiten und Alltagserfahrungen. Aus dem Buch liest Nientiedt nun bei verschiedenen Veranstaltungen, wo es auch verkauft wird, die Erlöse fließen wiederum in gute Zwecke.
Das Hauptprojekt des Vereins ist inzwischen der geplante Neubau einer Palliativstation am Herz-Jesu-Krankenhaus in Hiltrup. Deshalb sind auch Ulrich Müller und Ute von Lojewski mit zum Interview gekommen. Ulrich Müller ist Domfreund, CDU-Mitglied und Gründer des Fördervereins am Herz-Jesu-Krankenhaus, der sich darum bemüht, die Finanzierungslücke des Neubauprojekts zu schließen. Wie groß diese Lücke ist, kann die Klinik auf Nachfrage nicht beantworten, weil ohnehin gerade alles teurer wird. Insgesamt wird zurzeit mit Kosten in Höhe von vier Millionen Euro kalkuliert.
Hier kommt Ute von Lojewski ins Spiel. Die ehemalige Präsidentin der Fachhochschule Münster, die sich ebenfalls bei den Domfreunden engagiert, hat zusammen mit dem Verein einen Wettbewerb organisiert. Architekturstudierende konnten Entwürfe für die neue Palliativstation entwickeln und einreichen; in der Jury saß unter anderem Designer Dieter Sieger.
Damit die Station später alltagstauglich ist und den Patient:innen in ihrer letzten Phase Lebensqualität bietet, haben die Studierenden für ihre Entwürfe mit Pflegekräften gesprochen. Und wie das Ganze bezahlbar wird, dafür haben Wirtschaftsstudierende der FH ein Konzept entwickelt. So sind nicht nur gute Ideen zusammengekommen, sondern nebenbei auch wieder eine enorme öffentliche Aufmerksamkeit.
Ulrich Müller sagt im Gespräch, der Bedarf im Bereich Palliativpflege werde weiter steigen, aber die Krankenhäuser seien unterfinanziert. Ein solches Projekt wie in Hiltrup sei nur durch bürgerschaftliches Engagement möglich; „die Politik allein kann das nicht lösen“.
In der ganzen Stadt vernetzt
Für dieses Engagement sind die Domfreunde bestens aufgestellt; „wir sind in der Stadt sehr bekannt und gut vernetzt“, sagt Peter Glahn. Dieses Netzwerk nutzt der Verein zum Beispiel dafür, Menschen davon zu überzeugen, ihre Arbeit zu spenden. Als etwa der Prinzipalmarkt für den Pflegepreis festlich geflaggt wurde, mussten die Domfreunde nichts für die nötigen Hubwagen und andere Gerätschaften zahlen. Bei Veranstaltungen verzichten Musiker:innen und Tänzer:innen auf ihre Gage. Und viele Fotografien im großen Dombuch hat Klaus Altevogt gemacht, der ebenfalls Mitglied bei den Domfreunden ist und seine Arbeit nicht in Rechnung gestellt hat. Das sei das Prinzip des Vereins: Jede:r bringt seine Kompetenzen ein, je nach Bedarf und Projekt.
Insgesamt gehören zwölf Jahre nach der Gründung 113 Mitglieder dazu; ständig engagiert ist vor allem ein harter Kern von 15 Menschen. „Die anderen wollen sich einfach mit der Sache identifizieren und sie durch ihren Beitrag unterstützen“, sagt Peter Glahn. (cbu)
Ein Blick in den studentischen Geldbeutel
Für Studierende ist es gerade nicht so einfach, ihre Ausgaben für die kommenden Monate einzuschätzen. Was kommt – oder auch nicht?
- Die Energiepauschale. Bei vielen steht sicherlich der Antrag auf die 200 Euro auf der To-Do-Liste. Obwohl er erst ab 15. März gestellt werden kann, lohnt es sich, etwas Vorarbeit zu leisten. Wie genau das geht, hat die Funk-Redaktion detailliert erklärt. Wann das Geld dann ausgezahlt wird, ist noch nicht klar. Vielleicht kommt es ja pünktlich, um es in Ventilatoren und Kaltgetränke für heiße Sommertage zu investieren.
- Das Semesterticket. Wer in NRW studiert und das Deutschlandticket für 49 Euro in Anspruch nehmen möchte, müsste theoretisch beide finanzieren. Ein angemessener Preis für ein deutschlandweites Ticket, der auch Entlastung für Studierende darstellen würde, läge bei 129 Euro im Semester – so die Forderung der Studierendenausschüsse in NRW. Zuletzt haben diese laut dem Vorsitzenden in Münster Gabriel Dutilleux einen Kompromiss vorgeschlagen: Das Semesterticket bleibt bestehen, und wer ein Deutschlandticket haben möchte, zahlt einen Differenzbetrag obendrauf. So würden Studierende am Ende auch 49 Euro pro Monat für ihr Ticket zahlen, aber zumindest nicht doppelt. Beschlossene Sache ist das allerdings nicht.
- Der Sozialbeitrag. Der soll in Münster ab dem kommenden Wintersemester angehoben werden, und zwar von 99,34 Euro auf 120 Euro. Das liegt laut Katrin Peter aus der Pressestelle an steigenden Kosten und stagnierenden Zuschüssen der Landesregierung. Über die Erhöhung wird heute im Verwaltungsrat gesprochen; die Entscheidung könnte also schon in den kommenden Tagen mitgeteilt werden. (sst)
Korrekturen
Im RUMS-Brief vom 17. Februar ging es um Spenden, die Gerichte und Staatsanwaltschaften gemeinnützigen Vereinen zukommen lassen, wenn Verfahren gegen Geldauflagen eingestellt werden. Darin schrieben wir, dass der Zoo auf diesem Wege seit 2018 über 40.000 Euro erhalten habe. Richtig ist: Allein im Jahr 2014 hat der Zoo auf diese Weise über 40.000 Euro erhalten. Insgesamt waren es seit 2008 mindestens 125.500 Euro. Spenden in dieser Höhe sind in der Datenbank dokumentiert. Die Beträge sind aber möglicherweise nicht vollständig. (rhe)
+++ Morgen, am 1. März, ist der meteorologische Frühlingsanfang. Zeit, eine Winter-Bilanz zu ziehen: In Nordrhein-Westfalen hat es laut deutschem Wetterdienst deutschlandweit am meisten geregnet. Aber insgesamt sind die Winter zu trocken und werden immer wärmer. Zum zwölften Mal in Folge hat der deutsche Wetterdienst einen zu warmen Winter gemessen. Und auch wenn sich so manche Person über frühe Blütenknospen freut, ist das Grund zur Sorge. Die verschiedenen Folgen des Klimawandels sind bereits direkt vor unserer Haustür. Welche das sind, können Sie hier lesen. (fkr)
+++ Am Freitag (und nicht am 9. März, wie wir hier geschrieben haben) ruft Fridays for Future zum globalen Klimastreik auf. Auch in Münster wird demonstriert. Diesmal soll eine rote Linie um die Promenade gebildet werden, die das 1,5-Grad-Limit symbolisiert. Am Domplatz geht’s um 15 Uhr los. (fkr)
+++ In Coerde hat eine Halle gebrannt, in der die Abfallwirtschaftsbetriebe tonnenweise Restmüll lagern. (WDR)
+++ Die Stadt hat heute den Garten des Mannes geräumt, der auf seinem Grundstück in Kinderhaus Müll anhäuft, im vergangenen Jahr zweimal einen Kran an der Hammer Straße besetzt hat, und der weiterhin noch in Untersuchungshaft sitzt. (Antenne Münster)
+++ Die Grünen fordern einen Krisenstab und mehr Hilfen für Suchtkranke, um die Lage am Bremer Platz zu entspannen. (Grüne Münster)
+++ Laut Wirtschaftsinitiative fällt es immer mehr Auszubildenden schwer, eine bezahlbare Wohnung in Münster zu finden. (WDR)
+++ Nachdem ein Teilstück der Fahrbahn am Schifffahrter Damm abgesackt ist, dauert die Reparatur voraussichtlich bis Freitag. (Stadt Münster)
+++ Der Ausbau des letzten Abschnitts der Umgehungsstraße zwischen Wolbecker und Warendorfer Straße wird ab März wohl für Staus sorgen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Stadt hat 96 von 250 Grundsteuererklärungen für ihre Immobilien noch nicht abgegeben. (Westfälische Nachrichten)
+++ Im Jahr 2022 haben das Ordnungsamt und die Polizei in Münster knapp 210.000 Verwarnungs- und Bußgeldverfahren eingeleitet. (Stadt Münster)
+++ Die Anzahl der Einbürgerungen in Münster hat sich von 2017 auf 2022 auf über 1.500 verdoppelt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Linke in Münster hat kein Verständnis dafür, dass die öffentlichen Arbeitgeber sich trotz gestiegener Preise und Fachkräftemangels einem vollständigen Inflationsausgleich verweigern. (Linke Münster)
Heute hat Fabian Cohrs einige Freizeit- und Bildungstipps für Sie zusammengesucht:
+++ Am 8. März ist Internationaler Frauentag – oder, wie Feminist:innen sagen: feministischer Kampftag. Die Demo am Tag selbst beginnt um 16 Uhr an der Lambertikirche. Und auch an den Tagen rund um das Datum finden einige Veranstaltungen in Münster statt, die sich mit feministischen Kämpfen auseinandersetzen. Eine Art Auftakt macht das Stadtmuseum bereits ab morgen: In der Wanderausstellung „Was ich anhatte“ zeigt Kleidungsstücke, die Frauen getragen haben, während sie sexualisierte Gewalt erfuhren. Die Vernissage beginnt morgen um 11 Uhr, bis zum 12. März können Sie die Ausstellung kostenlos besuchen. Am 12. März gibt es eine Abschlussveranstaltung. Einen Überblick über weitere Veranstaltungen finden Sie in diesem Instagram-Post der Gruppe „Catcalls of Münster”.
+++ Bei der Programmvorstellung des „Center for Literature“ am Donnerstag gibt Verena Marisa ein Konzert auf dem Theremin, dem wohl einzigen Instrument, das ohne Berührung gespielt wird. Los geht es um 19 Uhr im Rüschhaus. Karten gibt es hier.
+++ Am Donnerstag gibt es in der Wohnzimmeratmosphäre der Pension Schmidt ein auf die urige Einrichtung abgestimmtes Programm: einen Bingoabend. Begleitet von 80er-Jahre-Musik beginnt der Spieleabend um 20 Uhr, eine Reservierung wird empfohlen.
+++ In der vergangenen Woche fand die Berlinale statt und mit ihr zahlreiche Filmpremieren. Einige davon kommen nun nach Münster, etwa der für sechs Oscars nominierte Film Tár. Er erzählt von einer Protagonistin, die mit ihrer Rolle als erste Chefdirigentin eines großen deutschen Orchesters kämpft. Das ist schließlich ein männerdominierter Beruf. Die erste Vorführung findet am Donnerstag um 20 Uhr im Schlosstheater statt.
Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Haben Sie eine gute Woche!
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Fabian Cohrs (fco), Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn), Frieda Krukenkamp (fkr), Svenja Stühmeier (sst)
Lektorat: Melanie Kelter
Diesen Brief teilen und RUMS weiterempfehlen
PS
Vielleicht sind Sie schon an irgendeiner Stelle auf die künstliche Intelligenz ChatGPT gestoßen, von der seit Wochen alle sprechen. Falls ja, haben Sie wahrscheinlich festgestellt: Was die Maschine kann, ist atemberaubend. Sie beantwortet detailliert komplizierte Fragen („Wie spitzt man in 15 Schritten mit einer Hand einen Bleistift an?“). Vor allem aber: Sie kaschiert jegliche Zweifel mit größter Überzeugung. Und das ist zwar einerseits ganz beeindruckend, aber es ist auch gefährlich, wenn Sie, sagen wir, eine schriftliche Prüfung in die Hände dieser Maschine geben. Ich habe die Maschine heute Mittag gefragt: „Was ist RUMS Münster?“ Die Antwort: „RUMS steht für ‚Referat für Umwelt, Mobilität und Stadtentwicklung‘ und ist ein studentisches Gremium an der Universität Münster in Deutschland.“ Auf die Schnelle konnte ich leider nicht herausfinden, ob das Referat tatsächlich existiert. Daher habe ich noch einmal die Maschine gefragt. Sie antwortet, das könne sie als künstliche Intelligenz jetzt auch nicht sagen. Aber es könnte doch sein, dass das die Abkürzung für dieses Referat ist. Und damit kenne ich zwar noch immer nicht die Antwort auf meine Frage. Aber ich kann mir ein bisschen besser vorstellen, wie diese Maschine so denkt. (rhe)
Ihnen gefällt dieser Beitrag?
Wir haben Ihnen diesen Artikel kostenlos freigeschaltet. Doch das ist nur eine Ausnahme. Denn RUMS ist normalerweise kostenpflichtig (warum, lesen Sie hier).
Mit einem Abo bekommen Sie:
- 2x pro Woche unsere Briefe per E-Mail, dazu sonntags eine Kolumne von wechselnden Autor:innen
- vollen Zugriff auf alle Beiträge, Reportagen und Briefe auf der Website
- Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen: Die ersten 6 Monate zahlen Sie nur einen Euro.
Wir freuen uns sehr, wenn wir Sie ab heute in der RUMS-Community begrüßen dürfen!
Sie möchten dieses Thema mit anderen Leser:innen diskutieren oder uns Hinweise geben
Nutzen Sie einfach unsere Kommentarfunktion unterhalb dieses Textes. Wenn Sie diesen Brief gerade als E-Mail lesen, klicken Sie auf den folgenden Link, um den Text auf unserer Website aufzurufen:
diesen Brief kommentieren