- Newsletter
- Briefe
- Brief von Ralf Heimann
Presserat: Die Sache mit den Pressetexten | Schulpolitik: Die CDU und das Schlaun | Unbezahlte Werbung: Café Colibri

Guten Tag,
in Amelsbüren standen im Februar so viele Schrottautos an einer Tankstelle, dass die dortige CDU sich mit einer Pressemitteilung dagegen wehrte. „Der Zustand ist nicht nur unzumutbar für die Anwohner, sondern schadet auch dem Ortsbild Amelsbürens“, sagte Martin Schulze-Werner, früher Ordnungsamtsleiter in Münster, heute CDU-Fraktionschef der Hiltruper Bezirksvertretung.
Die Westfälischen Nachrichten waren so sehr einer Meinung, dass sie in einem Artikel, der online erschien, fast dieselben Worte für das Ärgernis fanden wie die Amelsbürener CDU. Am Ende des ersten Satzes steht lediglich die Ergänzung: „heißt es in einer Mitteilung der CDU“. Ansonsten ist es der Pressetext.
Der Münsteraner Jan Steinberg hat sich darüber geärgert und sich beim deutschen Presserat beschwert – einem Gremium, mit dem deutsche Medien selbst kontrollieren, dass die Regeln aus dem Pressekodex eingehalten werden.
Der Presserat hat inzwischen geantwortet. In dem zweiseitigen Schreiben (hier und hier) steht unter anderem eine Stellungnahme von Chefredakteurin Anne Eckrodt. Sie schreibt, im Redaktionsalltag sei es üblich, auch Pressemitteilungen zu übernehmen. Die redaktionelle Vorgabe sei, diese Texte deutlich kenntlich zu machen. Grundsätzlich sei sie der Meinung, dass das ausreiche. Hier hätte man es allerdings ihrer Meinung nach etwas deutlicher machen können.
Heute lesen Sie im Brief:
- Uniklinik: Weniger Operationen als vor der Pandemie
- Mehr antisemitische Vorfälle in Münster
- Verzögerung beim Kita-Neubau in Kinderhaus
- Schulpolitik: Die CDU und das Schlaun
- Klima-Update: Stadt untersucht Hitze
- Ein-Satz-Zentrale: Autobrände in Hiltrup
- Unbezahlte Werbung: Café Colibri
- Drinnen und Draußen: Zirkus Charles Knie
Das ist alles kein Drama. Es ist niemand zu Schaden gekommen. Ein Problem gibt es dennoch. Das ist die Praxis überhaupt, denn wo es den Qualitätsstandards entspricht, eine Pressemitteilung mit einem Hinweis zu versehen und das dann als Journalismus zu verkaufen, versteht irgendwann niemand mehr, wo überhaupt das Problem liegt. Man hat doch schließlich alles gekennzeichnet.
Im Zweifel übernimmt man aber eben nicht nur die Formulierungen, sondern den ganzen Dreh, die Perspektive aufs Thema, die Gewichtung der Informationen, im schlechtesten Fall die Schlagseite.
In Pressemitteilungen stehen oft Zahlen, aber nur die guten, die anderen muss man erfragen oder heraussuchen. In Pressemitteilungen fehlen grundsätzlich Gegenargumente oder die unangenehmen Details, und wenn sie doch vorkommen müssen, sind sie oft hinten versteckt.
Die Schwierigkeit: Was fehlt?
Auch wir lassen uns manchmal zu sehr von Pressemitteilungen treiben. Wenn wir über all das einen Überblick geben wollen, was in der Stadt passiert, kommen wir um sie kaum herum. Da geht es uns wie der Zeitung.
Pressemitteilungen geben den Takt vor, sie liefern eine Interpretation gleich mit, und oft sind die Informationen in ihnen alles, was man auf die Schnelle bekommt.
Pressemitteilungen sind nichts Schlechtes, im Gegenteil. Wenn Behörden oder Unternehmen sie veröffentlichen, sind die Angaben selbst meist verlässlich. Die Schwierigkeit ist, herauszufinden, ob Informationen fehlen, die alles ganz anders aussehen lassen.
Natürlich ist auch die Stellungnahme einer Chefredaktion so etwas wie eine Pressemitteilung, die eine für sie selbst günstige Deutung vorschlägt.
Der Presserat selbst schätzt die Sache hier allerdings anders ein. Er schreibt in seiner Entscheidung: „Der Beschwerdeausschuss hält den Verstoß gegen Ziffer 1 des Pressekodex für so schwerwiegend, dass er gemäß § 12 Beschwerdeordnung die Maßnahme der Missbilligung wählt.“ Das ist eine formelle Rüge für Verstöße, die weniger schwerwiegend sind. Aber es ist eine formelle Rüge, nicht einfach nur ein Hinweis, den es auch gäbe.
Was man in jedem Fall sagen kann: Es mag üblich sein, Pressemitteilungen einfach mit einem kleinen Hinweis zu versehen. Im Sinne des Presserats ist es nicht. (rhe)
Korrekturhinweis:
Lustiger Fehler. Oben stand, der Presserat habe die Maßnahme der Billigung gewählt. Tatsächlich war es natürlich die Missbilligung. Und: Die Westfälischen Nachrichten haben den Artikel auf ihrer Website inzwischen aktualisiert.

Über 600 IT-Kolleginnen und Kollegen machen die LVM Versicherung fit für die digitale Zukunft. Bring Dein Know-how ein und arbeite mit modernen Technologien an System- und Anwendungslandschaften eines Top-Arbeitgebers. Unser Anspruch: Ein spannendes Arbeitsumfeld und Zukunftsideen statt Software von der Stange. Kaffee? Haben wir auch.
+++ Wie viele Operationen finden eigentlich an der Uniklinik Münster statt? Mit dieser Frage hat sich ein Leser bei uns gemeldet. Er wollte wissen, wie sich die Zahl durch die Coronapandemie entwickelt hat. Wir haben deshalb Daten angefragt und die belegen: Tatsächlich wird in der Klinik momentan weniger operiert als vor der Pandemie. Zwischen Januar und Mai 2018 wurden noch über 18.000 Eingriffe vorgenommen, in diesem Jahr lag die Zahl im selben Zeitraum bei rund 17.500 Operationen. Ausreißer in der Statistik ist das Jahr 2022, in dem in den ersten fünf Monaten nur 15.760 Operationen stattfanden. Grund hierfür sei der damalige Streik durch die Gewerkschaft Verdi gewesen, schreibt Pressesprecherin Anja Wengenroth. Der sei auch die Ursache, warum derzeit noch weniger als vor der Coronapandemie in der Uniklinik operiert wird. Bei der Gewinnung von Pflegekräften halte die Klinik allerdings den Plan im vereinbarten Tarifvertrag ein und man sei guter Dinge, dass bald wieder das alte Niveau erreicht werde, schreibt Wengenroth. (sfo)
+++ Vor zwei Wochen meldeten wir, dass laut Polizei Münster nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 insgesamt 24 Straftaten mit antisemitischem oder antiisraelischem Bezug in der Stadt gemeldet wurden. Die Meldestelle „Rias“, die als zivilgesellschaftlicher Verein antisemitische Vorfälle dokumentiert, gab heute bekannt, dass die Aggression gegen Jüd:innen und jüdische Einrichtungen in Deutschland zunimmt. 2023 hat die Meldestelle fast 4.800 Vorfälle registriert, allein über 2.200 davon im vergangenen Oktober und November. Im „Rias“-Jahresbericht für Nordrhein-Westfalen werden 67 Vorfälle im Regierungsbezirk Münster dokumentiert, davon allein zwölf in Münster, wie uns die Meldestelle auf Anfrage mitteilt. Zehn Fälle ereigneten sich nach dem Terrorangriff der Hamas. „Rias“ weist in der Antwort auf unsere Anfrage darauf hin, dass es sich bei den genannten Zahlen nur um Antisemitismusvorfälle handelt, die bei der Organisation gemeldet werden. Daher lassen sich keine Rückschlüsse daraus ziehen, ob Münster ein großes oder weniger großes Antisemitismusproblem hat. (sfo)
+++ Ein Jahr und vier Tage ist es her, dass die Bauarbeiten für die neue Kita Langebusch in Kinderhaus feierlich mit den obligatorischen Spatenstichen begannen (hier das Beweisfoto). Mit dem Neubau für 9,6 Millionen Euro sollen acht Gruppen für 140 Kitaplätze in Kinderhaus entstehen, schrieb die Stadt damals in einer Pressemitteilung. Die Kita sollte eigentlich im August öffnen, aber jetzt melden die Westfälischen Nachrichten, dass es doch deutlich später wird. Warum? Laut WN-Bericht sei das Baugebiet noch nicht vollständig erschlossen gewesen, zudem habe die Ausschreibung der technischen Gebäudeausstattung (also Heizung, Toiletten, Lüftung, solche Sachen) wiederholt werden müssen. Die Zeitung schreibt außerdem, dass 130 Betreuungsplätze in der Kita entstehen sollen, also zehn weniger als von der Stadt verkündet. Wir haben deshalb bei der Fröbel-Gruppe nachgefragt, die die Kita baut und später auch betreiben wird. Die antwortet uns, in Kinderhaus gebe es einen höheren Bedarf an Betreuungsplätzen für unter 3-jährige als für über 3-jährige Kinder. Deshalb habe man in Absprache mit dem Jugendamt beschlossen, 45 statt den ursprünglich geplanten 30 U-3-Plätzen anzubieten. Die Gesamtplatzzahl habe man aber reduziert, weil Kinder unter 3 Jahren mehr Betreuung und Förderung benötigen als ältere Kita-Kinder. Wie geht’s jetzt weiter? Bis Ende des Jahres soll die Kita Langebusch fertig gebaut werden, damit sie im März 2025 eröffnen kann. (sfo)
Auf Verbiegen und Brechen
Seit 20 Jahren hängt das Schlaun-Gymnasium in den Seilen. Und plötzlich will die CDU eine schnelle Lösung. Aber warum genau jetzt?
Die CDU wollte am vergangenen Mittwoch in der Schulpolitik eine Abkürzung nehmen. Eine Abkürzung vorbei an den Gremien, die auf dem üblichen Weg liegen, in denen alles gründlich besprochen wird und daher länger dauert. Die Abkürzung ist vorgesehen für eilige Fälle.
Es sind Anträge, über die der Rat noch in derselben Sitzung abstimmt. Die CDU fand, hier ging es um so einen eiligen Fall, genau genommen sogar um drei: das Schlaun-Gymnasium in der Innenstadt und die Schulzentren in Hiltrup und Wolbeck.
Die Schulzentren müssen saniert werden. Das in Hiltrup soll auch noch ein zusätzliches Gebäude bekommen. Das Schlaun-Gymnasium wartet seit etlichen Jahren auf einen in Aussicht gestellten Umzug. Aber warum war das jetzt plötzlich so eilig?
In der Pressemitteilung, in der die CDU ihren Antrag erklärte, stand keine direkte Begründung. Nur die üblichen Keilereien. Die CDU schrieb, sie wende sich mit ihrem Antrag gegen die „Hinhaltetaktik der von den Grünen angeführten Rathausmehrheit“. Das Schlaun-Gymnasium werde seit Jahren in „einem Schwebezustand gehalten“, der Zustand der Schulzentren sei „dramatisch schlecht“. War das die einzige Erklärung?
In Wirklichkeit gab es mindestens einen weiteren Grund für die plötzliche Dringlichkeit. Darüber stand nichts in der Pressemitteilung. Im Rat wussten es alle, aber bislang hatte man vor allem unter Ausschluss der Öffentlichkeit darüber gesprochen. Der Grund war: Die Stadtverwaltung hatte die Sanierung beider Schulzentren gestoppt.
Münsters Schulbaudschungel
Eine Ursache dafür waren die schlechten Anmeldezahlen an der Hiltruper Hauptschule, die nach unseren Informationen zuletzt einstellig waren und damit die Frage aufwarfen: Braucht man in beiden Schulzentren noch eine Hauptschule?
Ende April hatte die Schulbaukommission von der Entscheidung erfahren, die man vor einem Jahr eingerichtet hatte, damit in Münsters Schulbaudschungel überhaupt noch jemand den Überblick behält.
Dafür soll auch ein Zukunftskonzept sorgen, der Schulentwicklungsplan, den die Stadt Münster vor drei Jahren in Auftrag gegeben hat. Er soll die Frage beantworten, an welchen Stellen die Stadt welche Art von Schulen brauchen wird. Auch das spielte beim Stopp der Planungen eine Rolle.
Für Herbst hat die Stadt Zahlen für die Sekundarstufe I angekündigt. Sie werden eine Richtung vorgeben.
Die Zahlen werden auch für das Schlaun-Gymnasium interessant sein, das seit vielen Jahren in eine ungewisse Zukunft schaut.
Schon im Jahr 2006 stand in der Zeitung: „Das Schlaun soll schließen.“ Bevölkerungsprognosen hatten vorausgesagt, dass Münster schrumpfen werde und man daher voraussichtlich auch mit weniger Schulen auskomme.
Das Schlaun hatte die schlechtesten Karten. Dümpelnde Anmeldezahlen, dazu ein in die Jahre gekommenes Gebäude aus den Fünfzigerjahren, bei dem sich die Frage stellte: Lohnt da noch eine Sanierung?
Akut wurde die Frage fünf Jahre später, als die Schule ihre Aula sperren musste, weil das Dach einzustürzen drohte. Ein Architekturbüro schätzte später die Sanierungskosten für das gesamte Gebäude in der günstigsten Variante auf 16 Millionen Euro. Aber 16 Millionen Euro für eine Schule mit einer ungewissen Zukunft? War das nicht doch etwas viel?
„Ein Rohrkrepierer“
Vor sechs Jahren hatte die SPD die Idee, die Schule könnte doch umziehen. Die Bevölkerungsprognosen erzählten inzwischen eine andere Geschichte. Vor allem im Südosten würde man eine weiterführende Schule brauchen. Das ließ sich schon sagen. Und wenn es die Schule schon gab und man sie lediglich umpflanzen musste, war das dann nicht eine Ideallösung? Beim Freiherr-vom-Stein-Gymnasium hatte das einige Jahre zuvor doch auch gut funktioniert.
Münsters CDU schrieb damals in einer Pressemitteilung, ein Umzug des Schlaun-Gymnasiums nach Gremmendorf komme nicht in Betracht. CDU-Fraktionschef Stefan Weber nannte den SPD-Vorschlag einen „Rohrkrepierer“.
Im Jahr darauf sah es aus, als hätte die Idee sich erledigt. Der Rat gab ein Bekenntnis zum Standort Sonnenstraße ab. Doch der SPD-Vorschlag war nicht krepiert, er flog nur sehr langsam. In Wirklichkeit schien er seinem Ziel immer näher zu kommen.
Im September 2022 meldete die CDU, der „Beschluss für den Umzug des Schlaun-Gymnasiums“ nach Gremmendorf finde die volle Unterstützung der Partei. Das Schlaun -Gymnasium hatte inzwischen selbst beschlossen, in den Südosten umziehen zu wollen. CDU-Ratsherr Meik Bruns sagte: „Für uns ist der Wille der Schulgemeinde maßgeblich.“
Zwei Monate darauf traf der Rat seine Entscheidung. In einer „Absichtserklärung“ hob er den alten Beschluss auf, das Bekenntnis zur Sonnenstraße. Und dann folgt im Text eine Formulierung, die von verschiedenen Parteien unterschiedlich verstanden wird. Sie lautet: „Der Rat (…) öffnet damit die Option zur Verlagerung des Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasiums.“
Die Grünen verstehen darunter: Der Umzug nach Angelmodde ist damit nun eine Option. Die CDU sieht den Inhalt der Erklärung vor allem in der Überschrift. Dort steht: „Absichtserklärung zur Verlagerung des Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasiums nach Angelmodde.“
In ihren Pressestatements schrieb sie zuletzt vom „Beschluss zur Verlagerung des Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasiums“ oder vom „längst vom Rat der Stadt gefassten Umzugsbeschluss“. Am Mittwoch im Rat sprach CDU-Fraktionschef Stefan Weber vom „Ratsbeschluss, das Schlaun-Gymnasium nach Angelmodde umzuziehen“.
Tatsächlich muss man feststellen: So einen Beschluss gibt es nicht. Das lässt sich sogar sehr genau sagen, denn der Rat gab ihn mit der Absichtserklärung in Auftrag, doch er wurde nie fertig.
Anwältin aller Gymnasien
Aber warum verbreitet die CDU dann immer wieder diese Unwahrheit? Hat sie die Verbindlichkeit der Absichtserklärung einfach anders eingeschätzt, vielleicht als gefühlten Beschluss? Oder hat das alles noch einen anderen Zweck?
Die Rathausmehrheit will auch beim Schlaun warten, bis die Zahlen der Stadt vorliegen, um dann auf deren Grundlage zu entscheiden. Und wenn die Zahlen so ausfallen, wie die Grünen es sich erhoffen, dann sind das schlechte Nachrichten für das Schlaun, denn dann wird es nichts mit dem Umzug. Dann entsteht in Angelmodde eine neue Gesamtschule. Und wenn der Rat den Umzug verwirft, wäre das für das Schlaun möglicherweise der Anfang vom Ende.
Was könnte die CDU da machen? Da war ja noch die Abkürzung, der Antrag, über den der Rat noch in der gleichen Sitzung entscheiden sollte. Ließ sich hier vielleicht noch kurzfristig etwas drehen?
Dass die Ratsmehrheit plötzlich sagen würde „Ja, los. Dann jetzt doch für den Umzug“, war unwahrscheinlich. Und vor allem: Warum sollte der Rat den Umzug noch einmal beschließen, wenn es doch längst einen Beschluss gab?
So richtig schlüssig ist das nicht. Aber vielleicht muss es das auch gar nicht sein. Möglich ist, dass es hier eigentlich nur um die Inszenierung geht.
Die CDU, seit jeher die Anwältin aller Gymnasien, hat enge Verbindungen zum Schlaun. Der Schulausschuss-Vorsitzende Meik Bruns, von Beruf Latein- und Geschichtslehrer, ist als Personalratsmitglied zwar seit Jahren vom Schuldienst freigestellt; die Website des Schlaun-Gymnasiums führt ihn aber weiter als Mitglied des Kollegiums.
In der Ratssitzung am Mittwoch sagte Bruns in einer Protokollerklärung vor der Debatte, rechtlich dürfte er mitdiskutieren und mitabstimmen, aber um jeden Anschein eines Interessenkonflikts zu vermeiden, beteilige er sich weder an der Debatte noch an der Abstimmung.
„Handwerklich schlecht gemacht“
Den CDU-Antrag, um den es hier ging, hatte er allerdings selbst unterzeichnet und vermutlich auch geschrieben. Das führte zu der etwas absurden Situation, dass CDU-Ratsherr Stefan Leschniok Kritik – zum Beispiel die von FDP-Fraktionschef Jörg Berens, der Antrag sei „handwerklich schlecht gemacht“ – mit dem Hinweis zurückwies, solche Angriffe seien unfair, Bruns könne sich ja nicht wehren.
Etwas unglücklich wirkte dabei, dass Bruns seinen Antrag zwar nicht im Rat kommentierte, wohl aber öffentlich in einer Pressemitteilung.
So trat Bruns zwar dem Eindruck entgegen, dass er mit seiner Stimme Einfluss nehmen wollte. Gleichzeitig beförderte er einen anderen Eindruck – dass die CDU hier mit verdrehten Behauptungen und dem üblichen Grünen-Bashing vor allem etwas fürs eigene Image tun will.
Grünen-Fraktionssprecher Christoph Kattentidt nannte das in der Ratssitzung eine „krawallige Klientelpolitik“. Die Grünen hätten in Angelmodde gern eine Gesamtschule, „so ehrlich sind wir“, aber man werde die Ergebnisse der Schulentwicklungsplanung abwarten, um dann fachlich zu entscheiden. „Wir halten uns an den vereinbarten Weg“, sagte Kattentidt.
Die Abkürzung, der sofort beschlossene Antrag der CDU, führte am Ende immerhin zu einer Entscheidung zu den Schulzentren in Hiltrup und Wolbeck. Grüne, SPD, FDP und Volt löschten den CDU-Text und formulierten einen eigenen. In Kurzform: Die Verwaltung soll bis Herbst die Zahlen vorlegen. Dann soll die Sanierung der Schulzentren weitergehen.
Oder wie die CDU über ihrer Pressemeldung schreibt: „CDU setzt Sanierung der Schulzentren in Hiltrup und Wolbeck durch.“ Titel: „Schlaungymnasium wird seit 20 Jahren hingehalten“. Fair wäre der Hinweis: 16 davon unter CDU-Herrschaft. (rhe)
Korrekturhinweis:
In einer früheren Version hatten wir geschrieben, CDU-Ratsherr Meik Bruns habe sich in der Ratssitzung für befangen erklärt und angekündigt, er werde nicht an der Debatte und der Abstimmung teilnehmen. Das stimmte nicht. Bruns hatte lediglich erklärt, er werde sich an der Debatte und der Abstimmung nicht beteiligen. Wir haben die Passage korrigiert.
+++ Seit Juni verschickt der deutsche Wetterdienst wieder Hitzewarnungen. Anfang der Woche hieß es, dass am Donnerstag und Freitag eine „starke Wärmebelastung“ auf uns zukommt. Inzwischen gilt die Hitzewarnung in Münster nur noch für übermorgen. Dann heißt es: Hitze meiden, genug trinken, den Körper kühlen, Jalousien runter und viel lüften. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie regelmäßig hier reinschauen oder die Hitzewarnungen als Newsletter abonnieren. (sfo)
+++ Apropos Hitze: Die Stadt schickt heute und am Donnerstag Messfahrzeuge und Drohnen los, um herauszufinden, wo sich in der Stadt die Hitze staut. Am Zoo und auf dem Parkplatz an der Korduanenstraße stehen bis Ende August zwei weitere Messinstrumente. Am Jahresende soll eine Analyse mit den Daten veröffentlicht werden, die zeigen sollen, wo in Münster Frischluft und Kühle fehlen. (sfo)
+++ Um Deutschland klimaneutral zu machen, soll grüner Wasserstoff künftig eine größere Rolle spielen. Der wird mithilfe von sich erneuernden Energien gewonnen und kann unter anderem fossile Energieträger wie Erdöl oder Erdgas ersetzen. Damit der Wasserstoff dort ankommt, wo er hinsoll, will die Bundesregierung ein riesiges Transportnetz in der Republik bauen. Auch die Stadt Münster will sich an diesem Projekt beteiligen (RUMS-Brief). Am Freitag hat die EU-Kommission bekannt gegeben, dass Deutschland rund drei Milliarden Euro in die Wasserstoffinfrastruktur investieren darf. Die nächste Etappe: Bis 2032 soll ein 9.700 Kilometer langes Kernnetz fertig sein. (sfo)
+++ Erst im November findet die Weltklimakonferenz statt, doch schon jetzt mehren sich die Stimmen, die sich am Veranstaltungsort, der Kaukasusrepublik Aserbaidschan, stören. Vorgestern erschien in der taz eine Recherche, in der russische und aserbaidschanische Klima-Aktivist:innen Europa dafür kritisieren, nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine verstärkt Gas und Öl aus Aserbaidschan zu importieren. Der Weltklimagipfel sei zudem ein Versuch, den Krieg gegen Armenien reinzuwaschen. Zum Hintergrund: Seit den Neunziger Jahren wird Aserbaidschan autokratisch geführt und befindet sich im Dauerkonflikt mit dem Nachbarland Armenien. Erst im vergangenen Jahr haben aserbaidschanische Truppen die armenische Region Bergkarabach ethnisch gesäubert. Darüber hinaus wird der Staatsführung Aserbaidschans vorgeworfen, mit korrupten Mitteln politische Entscheidungen im Europarat zu erkaufen. So wurde 2021 bekannt, dass sich einige Bundestagsabgeordnete von CDU/CSU und SPD von Aserbaidschan haben schmieren lassen. (sfo)
Nachtrag: Im letzten Satz haben wir die SPD ergänzt.
Im RUMS-Brief am Freitag ist in der Ein-Satz-Zentrale ein halb fertiger Satz stehen geblieben. So was passiert immer, wenn man nach dem Lektorat etwas ändert. Hier noch einmal die vollständige Meldung: Laut Arno Minas, dem seit einem Jahr zuständigen Dezernenten, war nicht „ausschließlich menschliches Versagen” die Ursache dafür, dass der Umbau des Hauptzollamts zur Kita 13 Jahre dauerte. (Westfälische Nachrichten)
+++ Nach drei Jahren Bauzeit wird am Freitag der neue Bogen von der Warendorfer Straße auf die Umgehungsstraße und Richtung Innenstadt freigegeben. (Antenne Münster)
+++ An einer Bürgerbeteiligung der Stadt haben sich 200 Bürger:innen beteiligt, um die Frage zu klären, wie sich mehr Bürger:innen an Bürgerbeteiligungen, äh, beteiligen können. (Stadt Münster)
+++ Am Sonntag wurde die Leiche eines 77-jährigen Münsteraners aus dem Kanal bei Senden geborgen, der offenbar von seinem Auto überrollt wurde, das danach im Wasser versank. (WDR)
+++ Nachdem in der Nacht zu Montag vier Autos in Hiltrup brannten, sucht die Polizei Zeug:innen. (Polizei Münster)
+++ Einer der Demonstrant:innen einer Pro-Palästina-Kundgebung, die im letzten November stattfand, ist nun wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verurteilt worden. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Ordnungspartnerschaft „Sicher durch Münster“, in der sich Polizei, Stadtverwaltung, Verkehrswacht und verkehrspolitische und soziale Verbände organisieren, hat sich nach 17 Jahren neu strukturiert und nimmt nun Pedelecs und Lastenräder stärker in den Fokus. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Mitgliederversammlung des Stadtsportbunds hat ihren Vorsitzenden Jörg Verhoeven wiedergewählt, die Mitgliederbeiträge verdoppelt und sich mit sexualisierter Gewalt im Vereinssport beschäftigt. (Stadtsportbund Münster)
Korrekturhinweis: Hier stand irrtümlicherweise, der Stadtsportbund habe Philipp Hagemann als Vorsitzenden wiedergewählt. Das stimmte nicht. Hagemann ist Vorsitzender des Sportausschusses. Wir haben das korrigiert.
+++ Ab Mitte November pflanzen die Pfarreien im Bistum Münster Blutbuchen als Zeichen des Gedenkens an Menschen, denen in der katholischen Kirche sexualisierte Gewalt angetan wurde. (Kirche und Leben)
+++ Der Kinderschutzbund macht gerade mit Stickern Werbung für die „Nummer gegen Kummer“, weil das Kinder- und Jugendtelefon in diesem Jahr ihr 45-jähriges Bestehen feiert. (Alles Münster)
+++ Bischof Felix Genn ruft Christ:innen im Bistum Münster dazu auf, mit Rechts- und Linksextremen über deren Positionen zu diskutieren. (Bistum Münster)

Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
Im Winter ist das „Café Colibri“ ein Ort für frische Waffeln, im Sommer gibt es Aperol Spritz auf der Außenterrasse. Das Café am Alten Steinweg, das Sie vielleicht von einem Besuch in der Stadtbücherei kennen, serviert außerdem Frühstück, Mittagessen und natürlich auch Kleinigkeiten für zwischendurch. Geöffnet hat das „Café Colibri“ unter der Woche von 9 bis 19 Uhr, samstags macht es eine Stunde früher zu. Kleiner Tipp: Besagten Aperol Spritz gibt es mittwochs günstiger als sonst.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Heute hat Katja Angenent in den Veranstaltungskalender geschaut und ein paar schöne Tipps herausgesucht:
+++ Am Mittwoch ist die nigerianische Schriftstellerin Francesca Ekwuyasi in der Volkshochschule am Aegidiimarkt zu Gast, wo sie um 19 Uhr aus ihrem Debütroman „Butter Honig Schwein Brot“ liest. Darin beschreibt Ekwuyasi eine Geschichte von drei Frauen, die sich mit den Wunden der Vergangenheit auseinandersetzen. Das Gespräch mit der Autorin führt Rita Maricocchi, Julian Wacker dolmetscht und Sarah Giese liest aus dem Roman. Karten gibt es für 8 Euro an der Abendkasse.
+++ Ab Mittwoch gastiert außerdem der Zirkus Charles Knie auf dem Schlossplatz. Jeweils eine Nachmittags- und eine Abendvorstellung drehen sich bis Sonntag um das Thema Wasser und zeigen Artistik, Clownerie, Ballett und mehr. Eintrittspreise und Tickets finden Sie hier.
+++ Ab Donnerstag sind die Flurstücke wieder zurück in Münster. Zwölf internationale Tanz- und Theaterensembles bieten bis Sonntag an verschiedenen Orten der Stadt einen Mix an mitreißenden, berührenden und nachdenklich machenden Auftritten. Entweder Sie lassen sich überraschen und kommen beim Besuch in der City zufällig an einer der Aufführungen vorbei oder Sie werfen einen Blick ins Programm. Der Eintritt ist frei, für einige Formate ist vorab jedoch eine Registrierung erforderlich. Mehr Infos hat die Flurstücke-Webseite.
+++ Der Jugendbuchautor Dirk Reinhardt stellt seinen neuen Roman „No Alternative“ am Donnerstag um 19 Uhr in der Stadtbücherei vor. Darin schließt sich die 17-jährige Emma einer radikalen Kimaschutzbewegung an. Die Veranstaltenden hoffen im Anschluss auf eine lebhafte Diskussion und laden alle Zuhörer:innen zu Sekt und O-Saft ein. Karten bekommen Sie vorab für 8 Euro in der Buchhandlung „Schatzinsel“.
+++ Nächsten Dienstag wird der umgebaute Bremer Platz eröffnet. Anfang des Jahres ist die sogenannte Szenefläche fertig gestellt worden, jetzt sind auch die übrigen Abschnitte für Anwohnende und die Montessori-Schule fertig. Von 14:30 bis 17:30 Uhr gibt es Infoveranstaltungen und Mitmachaktionen. Dabei können Sie den Vertreter:innen der Stadt und der Sozialeinrichtungen Fragen zum neuen Bremer Platz stellen.
Am Freitag schreibt Ihnen Sebastian Fobbe. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche.
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Katja Angenent (kan), Sebastian Fobbe (sfo), Jan Große Nobis (jgn) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
Diesen Brief teilen und RUMS weiterempfehlen
PS
Sie wollten schon immer ein E-Auto besitzen. Aber bislang war Ihnen das etwas zu teuer? Vielleicht hätte ich da was für Sie. Das Grünflächenamt verkauft ein Elektrofahrzeug, dazu auch noch ganz günstig. Die Auktion steht bei 2.500 Euro. Das klingt doch nicht schlecht, oder? Einziger kleiner Haken: Es ist ein Leichenwagen. (rhe)
Ihnen gefällt dieser Beitrag?
Wir haben Ihnen diesen Artikel kostenlos freigeschaltet. Doch das ist nur eine Ausnahme. Denn RUMS ist normalerweise kostenpflichtig (warum, lesen Sie hier).
Mit einem Abo bekommen Sie:
- 2x pro Woche unsere Briefe per E-Mail, dazu sonntags eine Kolumne von wechselnden Autor:innen
- vollen Zugriff auf alle Beiträge, Reportagen und Briefe auf der Website
- Zeit, sich alles in Ruhe anzuschauen: Die ersten 6 Monate zahlen Sie nur einen Euro.
Wir freuen uns sehr, wenn wir Sie ab heute in der RUMS-Community begrüßen dürfen!
Sie möchten dieses Thema mit anderen Leser:innen diskutieren oder uns Hinweise geben
Nutzen Sie einfach unsere Kommentarfunktion unterhalb dieses Textes. Wenn Sie diesen Brief gerade als E-Mail lesen, klicken Sie auf den folgenden Link, um den Text auf unserer Website aufzurufen:
diesen Brief kommentieren