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Lewe-Nachfolge: CDU präsentiert Ass aus dem obersten Regal | Was tun gegen leere Wohnungen? Neun Ideen | Unbezahlte Werbung: Café Neon

Guten Tag,
auch die CDU hat jetzt ihr Personal für die Oberbürgermeisterwahl im nächsten Jahr zusammen. Georg Lunemann soll’s werden, der Direktor des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Nachdem die Westfälischen Nachrichten den vor einer Woche noch unbekannten Kandidaten als jemanden „aus dem allerhöchsten Regal“ angekündigt hatten, nennt die CDU selbst Lunemann in ihrer Pressemitteilung nun das „Ass der Kommunalwahl 2025“. Was soll da noch schiefgehen?
Lunemann ist 57 Jahre alt und verkörpert laut seiner eigenen Partei „Demokratie, Menschenwürde, Vielfalt, Inklusion, Toleranz und Respekt“ – und er kennt sich als früherer Kämmerer der Stadt Gelsenkirchen mit den Finanzen einer Kommune aus, die bis zum Hals in der Sch…ieflage steckt. Wer weiß, wozu das noch mal gut sein kann?
Seine Doktorarbeit hat Lunemann übrigens im Jahr 2005 über „Strategisches Management im kommunalen Bereich“ geschrieben, „dargestellt am Beispiel des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe“. 17 Jahre später war er Verbandschef. Wenn das kein strategisches Management ist, dann wissen wir’s auch nicht.
Heute lesen Sie im Brief:
- Gebührenfalle am Grevener Flughafen
- Nächster Autorekord, Münster unter dem Durchschnitt
- Musik-Campus: Ministerium antwortet nicht
- Worum geht’s morgen im Rat?
- Was tun gegen leerstehende Wohnungen?
- Klima-Update: Münsteraner beim Engagementpreis nominiert
- Ein-Satz-Zentrale: Zoo trauert um Giraffe
- Unbezahlte Werbung: Café Neon
- Drinnen und Draußen: Niederländisch, aber auf Erotisch
Aktuell hätte Lunemann wohl die besten Chancen, Markus Lewes Nachfolger zu werden. Bei der letzten Umfrage vor drei Wochen, dem „Münster-Barometer“, sagten 39 Prozent der Befragten, sie würden der CDU ihre Stimme geben. Daran wird Lunemanns Name mutmaßlich nicht viel ändern. Außer der Aussage, er werde den FC Schalke 04 vermissen, in einem Interview zu seinem Abschied aus Gelsenkirchen vor neun Jahren ist bislang nicht viel Kontroverses über ihn öffentlich zu finden.
Noch ist Georg Lunemann allerdings nicht einmal Kandidat. Ob er das wird, entscheidet die CDU am 30. November. Einen Monat davor, am 30. Oktober, legen die Grünen fest, wer für sie antreten wird. Zur Wahl stehen Andrea Blome und Tilman Fuchs. Die SPD hat sich schon vor einem Monat auf Stephan Brinktrine festgelegt. Grüne und SPD hätten bei einer Wahl am nächsten Wochenende in Münster eher schlechte Chancen. Die Grünen kamen beim „Münster-Barometer” auf 26 Prozent, die SPD auf 13. (rhe)
Korrekturhinweis: In einer früheren Version hatten wir geschrieben, die Grünen entschieden am 31. Oktober, wer für sie antritt. Tatsächlich findet die Mitgliederversammlung am 30. Oktober. Wir haben das Datum korrigiert.
+++ Wer ab nächster Woche seine Geliebten vom Flughafen abholen will, sollte besser ein gutes Timing haben – ansonsten könnte es teuer werden. Am Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) wird eine neue Regelung für das Abholen von Personen eingeführt: Man darf vor dem Terminal nur noch maximal zehn Minuten kostenlos halten, danach fallen für jede weiteren zehn Minuten 3 Euro Gebühren an. Steht man also eine halbe Stunde länger auf der sogenannten Kurzzeitfläche, kostet es gleich 3 Euro. Zum Vergleich: Im Parkhaus bezahlt man 2,50 Euro. Überwacht wird diese neue Regel durch Kameras, die schon beim Einfahren das Autokennzeichen erfassen – und dann überprüfen, wie lange man da war. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung begründet der FMO wie folgt: Der Vorfahrtsbereich werde oft nicht korrekt genutzt, dadurch würden Verkehrsprobleme entstehen. Der Flughafen betont, es gehe nicht um zusätzliche Einnahmen, sondern um Recht und Ordnung im Verkehr – dabei könnte der FMO das Geld gut gebrauchen, schließlich benötigt er in den nächsten Jahren mehrere Millionen (RUMS-Brief). (ani)
+++ So richtig will das mit der Verkehrswende anscheinend nicht gelingen. Die Nachrichtenagentur dpa meldet bei der Zahl der zugelassenen Autos in Deutschland den nächsten Rekord (hier zu lesen beim „Spiegel“): 49 Millionen Fahrzeuge sind es inzwischen, ein knappes Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Autos verteilen sich recht ungleichmäßig übers Land. In Münster sind es vergleichsweise wenige. Auf tausend Menschen kommen hier 470 Autos, wie der „Spiegel“ in einer Grafik illustriert. Im Saarland sind es mit 655 die meisten, der Bundesschnitt liegt bei 580. Und noch ein Blick in die Nachbarschaft: In Osnabrück haben 533 von tausend Menschen ein Auto, in Bielefeld 534. Das einzige Bundesland, in dem die Autodichte seit zehn Jahren zurückgeht, ist der Stadtstaat Berlin. Der Anteil rein elektrisch betriebener Fahrzeuge bleibt mit knapp drei Prozent weiterhin sehr gering. (rhe)
Korrekturhinweis: In einer früheren Version schrieben wir, in Deutschland seien 4,9 Millionen Autos angemeldet. Tatsächlich sind es 49 Millionen. Wir haben es korrigiert.
+++ Das Wissenschaftsministerium in Düsseldorf hat von fünf Fragen zum Musik-Campus, die wir gestellt hatten, immerhin drei beantwortet. Daher fangen wir mit denen an, die offen geblieben sind. Die Uni Münster hatte ihre Zusage zum Musik-Campus zuletzt bekräftigt, allerdings mit der Einschränkung, sie wisse noch nicht, wann genau sie bauen könne. Erklärt hatte die Hochschule das mit einem neuen Verfahren. Man beschließe Bauprojekte an Hochschulen nicht mehr einzeln, sondern in Bündeln, sogenannten Clustern. Das soll alles beschleunigen. Die Hochschulen bekommen in diesem Verfahren ein Budget. Dann müssen sie schauen, welche Projekte am wichtigsten sind und was sich mit dem Budget machen lässt. Nicht beantwortet hat das Ministerium die Fragen, wann die Uni Münster erfährt, welches Budget ihr zur Verfügung steht und wann der Musik-Campus die nächste Chance bekommen könnte, falls er in der ersten Runde nicht dabei wäre. Antworten geschickt hat das Ministerium dagegen auf die Fragen, wie das Verfahren, das im Moment noch ein Pilotprojekt ist, funktioniert, und ob man es auch in Münster einführt. Antwort: In Münster komme das Verfahren im nächsten Jahr. Zurzeit bereite man alles vor. (rhe)
+++ Huch, morgen ist schon wieder Ratssitzung. Die letzte ist doch gerade vier Wochen her. Aber gut, worum geht’s? Um den Musik-Campus nicht, das hatten wir am Freitag schon geschrieben. Aber es bleiben auch so noch 36 Tagesordnungspunkte, unter anderem die 81 Sparvorschläge der Kämmerin, der neue Klimahaushalt, das Anmeldeverfahren zu den weiterführenden Schulen, die finanziellen Sorgen im offenen Ganztag und die schwierige Situation rund um den Hauptbahnhof. Wenn Sie bei Netflix und Amazon Prime alles durch haben, morgen Nachmittag ab 16.15 Uhr streamt die Stadt Münster ganz ohne Werbeunterbrechungen die Ratssitzung. (rhe)
Was tun gegen leere Wohnungen?
Schaut man nur auf die Zahlen, hat Münster genügend Wohnungen. Viele davon stehen allerdings leer. Was kann die Stadt machen? Sebastian Fobbe hätte neun Vorschläge.
Rein statistisch betrachtet gibt es in Münster keine Wohnungsnot. 2.097 Menschen haben nach offiziellen Angaben kein eigenes Zuhause in Münster. Das Sozialamt hat Mitte September mit einer Plakataktion begonnen, um auf dieses Problem hinzuweisen. Auf der anderen Seite ist beim Zensus 2022 herausgekommen, dass in Münster fast 3.400 Wohnungen unbewohnt sind, zum Teil jahrelang (RUMS-Brief). So gesehen dürfte Platz für alle da sein. Oder?
Die Antwort ist etwas komplizierter. Denn nicht jede leere Wohnung verstößt gegen die Wohnraumschutzsatzung. Die Satzung verbietet in Münster Leerstände nach sechs Monaten. Es sei denn, die Eigentümer:innen haben einen triftigen Grund, warum sie ihre Wohnung gerade nicht vermieten.
Trotzdem scheint es für Eigentümer:innen noch immer recht einfach zu sein, dieses Verbot zu umgehen. Deshalb schauen wir heute in andere Städte und ins Ausland, um herauszufinden: Was könnte Münster noch mehr gegen Leerstände tun? Hier kommen neun Vorschläge, die zeigen, wie es anders geht.
#1 Leerstandkataster
Die Stadt Münster bietet die Möglichkeit, Leerstände zu melden. Wenn zum Beispiel in Ihrer Nachbarschaft ein Haus oder eine Wohnung verdächtig lange leersteht, können Sie der Verwaltung einen Hinweis geben. Diese Anzeigen könnte die Stadt transparent machen. Mit einem Leerstandskataster wie in Freiburg würde auf einen Blick klar, in welchen Vierteln sich schwerpunktmäßig verwaiste Wohnungen befinden. Das Kataster informiert außerdem darüber, wie die Beschwerden ausgegangen sind.
Für Münster gibt es so etwas Ähnliches seit dem Zensus. Die Gebäude- und Wohnungszählung hat das Statistische Bundesamt mit dieser Karte veranschaulicht. Das gibt schon mal einen groben Eindruck über den Leerstand in der Stadt. Problem nur: Die Daten sind schon zwei Jahre alt – also nicht mehr aktuell.
#2 Spione im Stromzähler
Aber wie könnte die Stadt frische Daten bekommen? Dortmund nutzt seit einigen Jahren dazu die sogenannte Stromzählermethode. Heißt: Die Verwaltung bekommt regelmäßig Daten vom lokalen Grundversorger und findet somit heraus, wo Strom verbraucht wird – und wo nicht. Statt den Stromverbrauch auszuwerten, könnte Münster genauso gut auch Wasserzähler oder die Müllabfuhr überwachen, um bessere Hinweise auf Leerstände zu bekommen.
Der Haken dabei: In anderen Städten, die diese Analysemethoden einführen wollten, haben sich die Stadtwerke quergestellt. Sie wollten keine Kundendaten rausrücken. Die beste Lösung wäre es daher, wenn das Land Nordrhein-Westfalen eine gesetzliche Grundlage schafft.
#3 Mediationen vorschreiben
Eine Ursache für Leerstand können Erbstreitereien sein. Wenn ein Haus an mehrere Personen vererbt wird, können die Vorstellungen weit auseinander gehen, was mit der Immobilie geschehen soll. Die Linke in München würde deshalb gerne eine Mediation bei Erbstreitigkeiten vorschreiben. Bloß: Kann eine Kommune zerstrittene Erb:innen zu einer Einigung zwingen? Bei meiner Recherche konnte ich kein Beispiel für diese Lösung finden.
#4 Hausbesetzungen entkriminalisieren
Jahrzehntelang galten die Niederlande als Paradies für die Hausbesetzerszene. Stand eine Wohnung länger als 12 Monate leer, war ein Einbruch nicht strafbar. Danach durfte man das unbewohnte Gebäude einrichten und problemlos Wasser und Strom anmelden. Gegen diese Besetzung konnten die Eigentümer:innen nichts machen. Erst wenn sie nachweisen konnten, dass sie das Haus renovieren, abreißen oder anderweitig nutzen werden, konnten die Eigentümer:innen die Besetzung räumen.
In Münster ist so ein Vorgehen wie in den Niederlanden vor der Hausbesetzerreform eher selten. Es gibt in der Stadt aber immerhin zwei Beispiele für erfolgreiche Besetzungen: das F24 und das ehemalige Offiziersheim an der Grevener Straße 31. Bis die Wohn- und Stadtbau beide Häuser in Besitz genommen hat, sind Jahrzehnte und Konflikte verstrichen. Das zeigt: Wer besetzen und bleiben will, braucht einen extrem langen Atem.
Und sowieso, auch in den Niederlanden hat sich der Wind gedreht. 2009 hat die damalige Regierung der Niederlande Hausbesetzungen verboten. Seitdem steht darauf eine Haftstrafe: Wer ein Haus besetzt, kann maximal 32 Monate ins Gefängnis kommen.
#5 Zwischenwohnen
Die vielleicht elegantere, aber weniger spektakuläre Form des Hausbesetzens kommt auch aus den Niederlanden: Die Firma „Camelot“ vermietet dort seit vielen Jahren Hauswächterwohnungen. Die Bewohner:innen zahlen eine unschlagbar günstige Miete, müssen sich aber um die Instandhaltung der Immobilie kümmern.
Dieses Modell beschränkt sich nicht mehr auf die Niederlande. Auch in Münster vermittelt „Camelot“ Übergangswohnungen. Wie viele es im Moment sind, haben wir bei dem inzwischen umbenannten Anbieter nachgefragt. Eine Antwort bekamen wir nicht.
Wir konnten aber mit einem RUMS-Leser telefonieren, der eine Zeitlang eine Bima-Wohnung in Gremmendorf bewohnt hat (RUMS-Brief). Er sagte uns, für ein freistehendes Einfamilienhaus habe er nur schlappe 210 Euro im Monat zahlen müssen. Im Gegenzug habe er den Rasen mähen und den Stand im Öltank ablesen müssen.
Was himmlisch klingt, hat aber eine Kehrseite, wie uns der Leser erzählt: Der Vertrag mit „Camelot“ habe Kontrollbesuche und eine extrem kurze Kündigungsfrist beinhaltet. Das Gefühl, dauernd auf gepackten Koffern zu wohnen, sei alles andere als angenehm gewesen.
#6 Vorkaufsrechte
Einen Schritt weiter als diese Übergangslösungen geht ein Vorschlag aus München. Dort hat sich die Stadt vor einigen Jahren Vorkaufsrechte für Leerstände gesichert, genauer gesagt: In gut 30 festgelegten Teilen Münchens konnte vorrangig die Stadt Häuser kaufen, wenn die Immobilien entweder vergammeln oder zum Großteil unbewohnt sind. Die Stadt wollte damit Mieter:innen besser vor Verdrängung schützen.
2021 beendete das Bundesverwaltungsgericht diese Praxis. Die kommunalen Vorkaufsrechte seien rechtswidrig. Damit die Kommunen an dieser Stelle mehr Handlungsspielraum bekommen, müsste also das Baugesetzbuch geändert werden – sprich: Hier wäre der Bundestag gefragt.
#7 Leerstände besteuern
Ein weiterer Grund für Wohnungsleerstand ist Spekulation. Es klingt absurd, aber tatsächlich kann es für Immobilieneigentümer:innen unter Umständen lukrativer sein, ihre Wohnungen jahrelang leerstehen zu lassen, als sie zu vermieten. Treiber dieses Irrsinns sind die Bodenpreise. Die sind in Deutschland weitgehend unreguliert und steigen daher ins Unermessliche. Parallel dazu werden auch Immobilien immer teurer.
Um dieser Form der Wohnraumspekulation etwas entgegenzusetzen, hat Landau in der Pfalz Anfang des Jahres eine Leerstandabgabe eingeführt. Das 50.000-Einwohner-Städtchen verlangt jetzt von allen Eigentümer:innen Auskünfte über ihre Wohnungen: Wie viele besitzen sie, wie viele sind davon unbewohnt? Diese Fragen müssen die Eigentümer:innen beantworten, wenn sie ihre Grundsteuererklärung ans Finanzamt schicken. Sollte sich herausstellen, dass der Leerstand gegen das Zweckentfremdungsverbot in Landau verstößt, wird die Leerstandsabgabe fällig.
In Österreich gibt es solche Strafsteuern schon lange. Nicht alle Bundesländer erheben eine Abgabe auf Leerstand, nicht überall kostet sie gleich viel. In der Steiermark kostet ein Quadratmeter Leerstand zum Beispiel maximal 10 Euro pro Jahr. Die österreichische Bundesregierung hat dieses Jahr aber beschlossen, den Bundesländern die Einführung dieser Steuer zu erleichtern.
Nur: Wie wirksam sind 10 Euro pro Quadratmeter und Jahr überhaupt? Laut dem „Momentum Institut“ so gut wie gar nicht, denn die Leerstandsabgaben halten in Österreich nicht mehr mit der Boden- und Immobilienpreisentwicklung mit. Das progressive Wirtschaftsforschungszentrum hat ausgerechnet, dass mindestens 200 Euro pro Jahr und Quadratmeter fällig werden müssen, damit so eine Steuer überhaupt Wirkung hat. Also mindestens das Zwanzigfache von dem, was die Steiermark verlangt. Eine Leerstandabgabe muss offenbar wehtun.
Kritik kommt vom „Bund der Steuerzahler“. Er urteilt, die Abgabe in Landau sei ein „Bürokratiemonster“, das die Falschen bestrafe. Um wahre Spekulant:innen zu treffen, müsse die Leerstandabgabe mehr Ausnahmen kennen. Das tut sie aber: In Landau sind leere Wohnungen zum Beispiel innerhalb einer gewissen Frist oder kurz vor Bauarbeiten legal.
#8 Wohnraum beschlagnahmen
Es geht noch eine Spur härter. Die Stadt Hamburg hat 2016 erstmals ein Wohnhaus beschlagnahmt. Der Vermieter war schlicht zu faul, die Wohnungen zu vermieten. Wie die taz damals berichtete, hatte es die Hamburger Verwaltung vor der Beschlagnahmung auf die sanfte Tour versucht: zuerst mit Gesprächen, danach mit Bußgeldern, die die Immobiliengesellschaft aber nicht zahlte. Schließlich blieb der Stadt nichts anderes übrig, als den Eigentümer vorübergehend zu enteignen. Auf diese Weise konnte die Stadt Hamburg dafür sorgen, dass wieder Menschen in die Wohnungen einziehen.
#9 Enteignen
Die Stadt könnte noch einen Schritt weitergehen. Sie könnte Immobiliengesellschaften dauerhaft enteignen. Wie kompliziert und langwierig das Ganze ist, sieht man aber in Berlin. 2021 stimmte mehr als die Hälfte der Berliner:innen bei einem Volksentscheid für die Enteignung aller privaten Wohnkonzerne mit mehr als 3.000 Wohnungen. Ihre Bestände sollten in Gemeineigentum überführt werden, unter dem Dach einer Anstalt öffentlichen Rechts. Für die Enteignung müsste das Land Berlin eine Entschädigung zahlen, die im Milliardenbereich liegt.
Was ist drei Jahre später passiert? Die ernüchternde Antwort – nichts. Der Senat verschleppt die Umsetzung des Volksentscheids. Er müsste eigentlich prüfen, wie er die Enteignung bewerkstelligen könnte. Jetzt plant die Aktionsgruppe „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ einen zweiten Anlauf.
Fazit
Keine Frage: Es muss nicht gleich Enteignung sein. Aber Münster hätte mehr Instrumente zur Verfügung, um gegen vermeidbare Leerstände vorzugehen. Wenn man mit wohnungspolitischen Expert:innen in Münster spricht, sagen alle: Es dürfte sehr wahrscheinlich mehr unbewohnte Wohnungen in der Stadt geben, als bislang bekannt sind. Und das erhöht auch den Bedarf zu handeln. (sfo)

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+++ Beim Engagementpreis NRW ist unter den zwölf nominierten Projekten auch eines aus Münster: das „Netzwerk Münster nachhaltig“. Mit dem Preis honorieren das Land Nordrhein-Westfalen und die Stiftung Naturschutz Heimat und Kulturpflege Initiativen, die sich für nachhaltiges Engagement in Nordrhein-Westfalen einsetzen. Das Netzwerk „Münster nachhaltig” ist eine Bewegung aus Ehrenamtlichen, Vereinen, Unternehmen und der Stadtverwaltung, die einen nachhaltigen Lebensstil fördern will und unter anderem einmal im Jahr den Tag der Nachhaltigkeit ausrichtet. Außerdem nominiert sind unter anderem das Projekt „Dorfauto“ aus Rheda-Wiedenbrück, das Carsharing in ländlichen Gebieten anbietet, oder das Dortmunder Projekt „Klima ist unser Heimspiel“, das sich für klimafreundlichen Sport einsetzt. Die Abstimmung über den Publikumspreis läuft noch bis Ende des Monats. Hier können Sie abstimmen. (rhe)
+++ Die Stadtwerke Münster leihen sich bei ihrer Kundschaft Geld, um die Windenergie auszubauen. Ab Donnerstag können private Ökostromkundinnen und -kunden zwischen 500 und 25.000 Euro für zehn Jahre zu einem Zinssatz von 5,25 Prozent anlegen. Mit dem Geld baut das Unternehmen drei neue Windenergieanlagen in Südlohn. Sie sollen ab dem nächsten Jahr 10.000 Haushalte mit Strom versorgen. 3,4 Millionen Euro habe man schon eingesammelt, schreibt das Unternehmen. 570.000 Euro sollen durch die Ökostrom-Kundinnen und Kunden reinkommen. (rhe)
+++ Die EU-Kommission hat die Stadt Münster für ihre Bemühungen zur Klimaneutralität mit dem sogenannten „Mission Label” ausgezeichnet, meldet die Stadt. Der Preis würdigt den ersten Entwurf der freiwilligen Selbstverpflichtung Klimastadt-Vertrag, der über 70 Beiträge aus der Stadtgesellschaft enthält, die von energetischen Sanierungen bis hin zu nachhaltigen Produktionsweisen reichen. Zu den Unterstützern gehören unter anderem lokale Institutionen, Unternehmen und Bürgerinitiativen. (rhe)

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Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Nach dem Abriss des Autobahn-Überfliegers am Wochenende ist an der Autobahnspinne jetzt wieder freie Fahrt. (Westfälische Nachrichten)
+++ Weil eine Brücke neu gebaut wird, fallen bis Anfang November zwischen dem Münsterland und dem Ruhrgebiet mehrere Bahnlinien aus. (WDR)
+++ Obwohl die Schmeddingstraße eine Fahrradstraße ist, fahren Autos dort so schnell, dass Eltern sich um die Sicherheit ihrer Kinder sorgen. (Westfälische Nachrichten)
+++ Der Umzug des Evangelischen Krankenhauses ins Clemenshospital und die Raphaelsklinik beginnt früher als geplant.(Antenne Münster)
+++ Das Overberg-Kolleg ist für das Bemühen um Nachhaltigkeit als „Schule der Zukunft“ ausgezeichnet. (Bistum Münster)
+++ Nach den Herbstferien schicken die Stadtwerke die Ringlinie und die Linie 13 wieder ins Rennen, beziehungsweise in den zäh fließenden Verkehr. (Stadtwerke Münster)
+++ Die Giraffenkuh Nala war so krank, dass der Zoo sie jetzt eingeschläfert hat. (WDR Münster)
+++ Die Polizei sucht mithilfe eines Phantombildes einen Mann, der im Januar an der Scharnhorststraße, Ecke Sperlichstraße, versucht hat, eine 26-jährige Frau auf ihrem Nachhauseweg bedrängt hat. (Polizei Münster)
+++ NRW-Kulturministerin Ina Brandes hat am Jahrestag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel die Villa ten Hompel in Münster besucht, um der Opfer zu gedenken und die wichtige Rolle der NS-Gedenkstätten im Kampf gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu betonen.(Stadt Münster)
+++ Der fundamentalistische „1000-Kreuze-Marsch“, der sich gegen Schwangerschaftsabbrüche richtet, hat am Samstag nur etwa 50 Teilnehmende angezogen und war damit deutlich kleiner als die ungefähr tausend Menschen zählende Gegenkundgebung. (Alles Münster)
Mit seiner knalligen Einrichtung fällt dieses neue Café direkt auf: Das Café Neon in der Julius-Voos-Gasse vereint auffälliges Design mit der passenden Koffeinversorgung, Snacks und einer veganen Frühstückskarte. Die Inhaberinnen sind in Münster keine Unbekannten: Als Ella und Speiche touren sie bereits eine Weile mit ihrem Kaffeefahrrad durchs Münsterland. Ihr Café haben sie zusätzlich mit einem kleinen Verkaufsbereich ausgestattet, in dem Dekorations- und Kunstartikel präsentiert werden. Jeden Montagmorgen gibt es ein spezielles Wochenauftakt-Angebot und Veranstaltungen sind ebenfalls geplant. Das genaue Programm verrät die Instagram-Seite.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Katja Angenent hat heute in den Terminkalender geschaut und ein paar nette Empfehlungen gefunden:
+++ Wenn Sie heute Abend spontan Lust auf Kino haben, gehen Sie doch ins Cinema. Dort wird um 18 Uhr der Film „Googoosh“ über die gleichnamige iranische Sängerin und Schauspielerin gezeigt, die mit ihrer Lebensgeschichte zu einem Symbol der Hoffnung wurde. Die Regisseurin Niloufar Taghizadeh ist anwesend und steht nach dem Film für ein Gespräch zur Verfügung. Die Vorstellung wird am Donnerstag um 18 Uhr und am Sonntag um 13.15 Uhr wiederholt.
+++ Und noch etwas für Spontane: Ab 19 Uhr diskutiert heute der VCD in der Mensa des Ratsgymnasiums darüber, wie sich klimafreundliche Mobilität weiter ausbauen lässt. Konkret geht es um den Busverkehr in und um Münster herum. Der Verein macht sich für eine bustaugliche Straßeninfrastruktur stark.
+++ An der Uni ist am Mittwoch um 18.15 Uhr eine öffentliche Vorlesung, die „Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart“ beleuchtet. Beim ersten Termin geht es um Antisemitismus an Schulen. Die Soziologin Julia Bernstein stellt Erkenntnisse aus Interviews mit Lehrkräften und Betroffenen vor. Die fünf weiteren Vorträge finden donnerstags, ebenfalls um 18.15 Uhr, statt, immer im Hörsaal S1. Der befindet sich im Schloss. Das genaue Programm finden Sie hier.
+++ Am Donnerstag wird um 19 Uhr in der Raphaelsklinik eine Ausstellung mit Bildern von Adnan Orbine eröffnet. Neben Gastrednern und Musik erwarten Sie farbstarke Bilder des gebürtigen Syrers, der heute in Emsdetten lebt. In seinen Werken thematisiert er mit Hilfe von Licht und Schatten Gefühle und Situationen menschlichen Miteinanders. Dafür verwendet er gerne Signalfarben wie Rot oder Schwarz. Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Dezember zu sehen.
+++ Wenn Sie die niederländische Sprache bislang eher mit Worten wie „niedlich“ anstelle von „erotisch“ beschrieben haben, bietet Ihnen die Ausstellung, die am Freitag um 19.30 Uhr im Specops eröffnet wird, Gelegenheit zum Umdenken. Unter dem Titel „Rote Ohren/Het rode oor“ werden zwölf erotische Kurzgeschichten von niederländischer Autor:innen vorgestellt. Passende Illustrationen hängen im Café, die übersetzten und eingesprochenen Geschichten sind per QR-Code auf deutsch abrufbar. Am Dienstag, 22. Oktober, haben Sie zudem die Gelegenheit, bei einer Lesung mehr über die Hintergründe des Projekts zu erfahren. Die Ausstellung können Sie sich noch bis zum 14. November ansehen.
Veranstaltung vor Ort 25. Oktober 2024, 19:30 Uhr
Kirche ohne Kirche?
„Wir müssen reden“ (#13)
Als der Priester Thomas Laufmöller aus der Gemeinde St. Stephanus versetzt werden sollte, gingen die Menschen für ihn auf die Straße. Der liberale Laufmöller war immer wieder mit der konservativen Kirche aneinandergeraten. Im vergangenen Jahr eskalierte der Konflikt. Laufmöller bat den Bischof, ihn von seinen Aufgaben als Priester zu entpflichten.
Seine Geschichte hat Thomas Laufmöller gemeinsam mit dem Journalisten und Kirchenexperten Ralf Isermann aufgeschrieben. Das Buch heißt „Aufruhr! Warum wir eine neue Urkirche brauchen“. Am 25. Oktober stellen sie ihr gemeinsames Buch vor und sprechen darüber mit RUMS-Redakteur Ralf Heimann. Es handelt von einer Kirche, die immer konservativer wird, und von der Möglichkeit, Glauben und Gemeinschaft auch jenseits der Kirche zu erleben.
Die Veranstaltung beginnt um 19:30 Uhr (Einlass ab 19 Uhr). Eintritt: 8 Euro. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind! Bitte melden Sie sich hier per E-Mail an.
Am Freitag schreibt Ihnen Anna Niere. Ich wünsche Ihnen eine gute Woche!
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Sebastian Fobbe (sfo), Anna Niere (ani), Jan Große Nobis (jgn), Katja Angenent (kaj) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Susanne Bauer
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PS
Die „TEDxMünster” ist eine sehr schöne Veranstaltung mit einem Namen, der sich nicht selbst erklärt und daher oft Fragezeichen produziert. Dabei ist die Idee selbst ganz einfach: Zehn Menschen sprechen eine Viertelstunde lang über eine Idee, von der sie denken, sie sollte bekannt werden. Ich habe die Veranstaltung mehrere Jahre lang mitorganisiert und kann sie daher sehr empfehlen. In diesem Jahr haben alle Vorträge mit dem Thema Sprache zu tun. Es geht zum Beispiel um „Gender-Gaga” und „Woke-Wahnsinn”, und Sie merken: Da kann man Ideen ja tatsächlich sehr gut gebrauchen. Mit dabei ist unter anderem der Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad. Die übrigen Gäste stehen hier, und da gibt’s auch Tickets. Ach ja, am 16. November sollten Sie Zeit haben, denn da findet das Ganze statt. Und wenn Sie gleich ein Ticket kaufen wollen, das wäre hier möglich. (rhe)
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