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Sparen, Sparen, Sparen | Bye Bye, Münster-Standards? | Unbezahlte Werbung: Flotte Bohne
Guten Tag,
am Mittwoch vor der Ratssitzung demonstrierten Eltern mit Trillerpfeifen gegen die Sparpläne der Stadt. Auf einem Plakat stand: „Ich wünsche mir eine Schwester, aber die können wir uns leider nicht leisten.“ Auf einem anderen: „Bleibt Mama zu Hause, ist das kein Gewinn. Ihre Rente und deine Pension sind dann auch dahin!“
Die Eltern sind wütend, denn sie haben das Gefühl: Am Ende bleibt es wieder an uns hängen. Gruppen schließen früher, Betreuung fällt aus. In den Kitas erzählen sie einem, einen Tag in der Woche muss man sich selbst um die Kinder kümmern. Und jetzt kommt die nächste Belastung?
Die Vorschläge waren, die Kita-Beiträge um drei Prozent anzuheben, Geschwisterkinder nicht mehr vom Beitrag zu befreien und Beiträge nicht mehr zurückzuzahlen, wenn die Betreuung ausfällt.
Das wäre in einer Zeit, in der die Preise schneller wachsen als die Einkommen, tatsächlich eine große Belastung. Man kann den Ärger verstehen. Andererseits sind die Widerstände immer groß, wenn irgendetwas teurer werden soll. Dann heißt es: Wir sind schon an der Grenze, es geht nicht mehr.
Heute lesen Sie im Brief:
- Schule in Containern, aber Geld für ein neues Stadthaus?
- Gemeinschaftliches Kiffen in Münster
- Das Problem mit den Schwimmbädern
- Fachmagazin kritisiert Stadion-Finanzierung
- Haushalts-Falle: der Münster-Standard
- Ratsbeschlüsse im Überblick
- Satz der Sitzung: „Hass ist keine Meinung“
- Klima-Update: Mini-Wald statt Parkplatz
- Ein-Satz-Zentrale: Viele Baustellen und Geparden-Nachwuchs im Zoo
- Unbezahlte Werbung: Flotte Bohne
- Drinnen und Draußen: Vernissage mit Fotoreihe über die dickste Domina Deutschlands
Aber ist das so? Also stimmt das wirklich, dass Eltern sich gegen ein zweites Kind entscheiden, weil sie es nicht bezahlen können? Und sind die Kita-Plätze in Münster wirklich so teuer?
Das muss man auch fragen, wenn man eine faire Lösung finden möchte. Macht man das, sieht man zum Beispiel: Die Kita-Beiträge in Münster liegen im Landesvergleich unter dem Durchschnitt.
Wer weniger als 37.000 Euro brutto im Jahr verdient, zahlt in Münster für einen Kita-Platz gar nichts. Familien mit einem Einkommen von 75.000 Euro im Jahr zahlen 350 Euro im Monat. Im Schnitt sind es in Nordrhein-Westfalen 387 Euro.
Der WDR hat im Februar einige Vergleichszahlen zusammengestellt. Zum Gesamtbild gehört auch, dass die Kita-Betreuung in anderen Städten oder Bundesländern deutlich günstiger ist.
In Hamm kostet ein Vollzeitplatz im Monat 97 Euro. Düsseldorf oder Neuss bieten sogar kostenfreie Plätze an, wie auch Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg im Umfang von fünf Stunden am Tag und Rheinland-Pfalz für Kinder ab zwei Jahren.
In Nordrhein-Westfalen ist es allerdings ein Privileg, dass Geschwisterkinder kostenfrei zur Kita gehen. Es ist ein besonderer Standard, den die Stadt sich leistet, ein „Münster-Standard“, der – das hat die Politik schon deutlich gemacht – auch bleiben soll.
Die SPD hat klargestellt, dass sie den Sparvorschlag ablehnt. Die Grünen haben mitgeteilt, dass sie Familien und Eltern nicht zusätzlich belasten wollen. Aber dann, so schreiben sie, müsse man eben woanders sparen.
Und das ist nicht so leicht, wie es klingt, denn auf Widerstände stößt man überall. Den Satz „Wir können das verkraften“ hört man ja wirklich sehr selten. Und auf Privilegien verzichten Menschen schon deshalb nur ungern, weil sie sie nicht als Privilegien empfinden, sondern als Standards. (rhe)
+++ Oberbürgermeister Markus Lewe hat heute am Albersloher Weg mit dem Bau des vierten Stadthauses begonnen. Genauer: Er hat den ersten Spatenstich gemacht. Die weiteren Spatenstiche folgen dann ab Ende Oktober, schreibt die Stadt. Lewes Partei, die CDU, kam nicht zum offiziellen Baubeginn. „Ein viertes Stadthaus passt einfach nicht in die Zeit, in der die Stadt Münster Schulen mit Containerklassen abspeist“, sagt CDU-Fraktionschef Stefan Weber laut Pressemitteilung. Das Gebäude soll ein Null-Emissionshaus werden, ungefähr 800 Arbeitsplätze bieten, die sich 1.000 Menschen teilen sollen – und dazu auch noch eine Großtagespflege. Im Jahr 2027 soll alles fertig sein. Dann will die Stadt mehrere angemietete Bürostandorte aufgeben und so unter dem Strich sogar 1,8 Millionen Euro im Jahr sparen. (rhe)
+++ Gemeinschaftliches Kiffen in einem offiziellen Cannabis-Social-Club – das war bisher nur Zukunftsmusik. Jetzt hat ein Münsteraner Verein von der Bezirksregierung die offizielle Genehmigung für den Anbau bekommen, wie die WN berichtet. Das heißt: Hier darf in großen Mengen Cannabis angebaut werden. Vorab konnten sich Interessenten melden, dem Verein beizutreten. Es gelten allerdings strenge Regeln: Die Clubs dürfen maximal 500 Mitglieder haben, die mindestens 18 Jahre alt sind, und können ihren Mitgliedern bis zu 50 Gramm Cannabis pro Monat abgeben. Der Verkauf der Blüten ist jedoch verboten. Die Bezirksregierung Münster überwacht mit regelmäßigen Kontrollen natürlich, ob auch alles nach Plan läuft. Seit dem 1. Juli konnten Clubs die Genehmigung beantragen – in ganz NRW gab es bis Anfang Oktober 80 Anträge. Die erste Genehmigung bekam ein Verein aus Bielefeld Ende September. (ani)
+++ Während das Südbad seit heute offiziell eröffnet ist, bleibt das Ostbad weiter geschlossen. Bis Ende des Monats will die Stadt verrostete Leitungen ausgetauscht und das Trinkwassersystem gereinigt haben, schreibt das Kommunikationsamt auf Anfrage. Damit will die Stadt das Problem mit gesundheitsschädlichen Bakterien, sogenannten Legionellen, in den Griff bekommen, die immer wieder gefunden worden waren. Schulklassen und Vereine dürfen das Bad unter Auflagen weiter nutzen. Das ist auch im Hallenbad Roxel möglich, wo der anhebbare Beckenboden defekt ist. Die Stadt klärt immer noch, ob und wann der Boden sich reparieren lässt. Wann Münsters Hallenbäder in den Herbstferien geöffnet sind, steht hier. (rhe)
+++ Das Finanzfachmagazin „Der Neue Kämmerer“ kritisiert die Finanzierung des Preußenstadions. Die Finanzarchitektur sei unklar, schreibt das Magazin in einem in dieser Woche erschienenen Beitrag. Das Pachtmodell enthalte ligaabhängige Komponenten, aber genaue Zahlen nenne die Stadt nicht. Das sei wegen der „zahlreichen variablen Komponenten“ nicht möglich, habe die Stadt mitgeteilt. „Gerade der Ligabezug von Komponenten im Pachtmodell könnte das Risiko einer Abhängigkeit der Finanzarchitektur vom sportlichen Erfolg der Preußen und ihren damit verbundenen Erlösen aus der Fußballvermarktung bergen“, schreibt das Magazin. Wie hoch ein solches Risiko für den kommunalen Haushalt sei, gehe aus den Antworten der Stadt nicht hervor. (rhe)
…mit den Oberbürgermeister-Kandidaten
Als wir am Dienstag über Georg Lunemann berichteten, den designierten Oberbürgermeister-Kandidaten der CDU, nannten wir auch die Konkurrenz: Stephan Brinktrine, der für die SPD antritt, sowie Andrea Blome und Tilman Fuchs, die für die Grünen kandidieren wollen. Die Partei „Die Partei“ wies uns in einer E-Mail darauf hin, dass auch sie einen Kandidaten nominiert hat. Er heißt Roland Scholle und wird im nächsten Jahr aller Wahrscheinlichkeit keine Chance haben. Allerdings, und da hat „die Partei“ in ihrer E-Mail auch wieder recht: „Die Erfolgsaussichten des erwähnten SPD-Manns Brinktrine sind auch nicht unbedingt größer.“ Zumindest nicht nach den aktuellen Umfragen. Das wären vorerst jedenfalls alle Kandidaten. (rhe)
Bye bye, Münster-Standard?
Die Stadt muss sparen, kann aber auf vieles nicht verzichten. Ein erster Schritt wäre: Ansprüche runter. Aber ist das wirklich so leicht?
In Münster gibt es die Tradition, dass der Oberbürgermeister und die Kämmerin eine Rede halten, wenn der Haushaltsentwurf für das nächste Jahr zum ersten Mal auf der Tagesordnung steht, also eingebracht wird, wie man sagt.
Am Mittwochabend hielt Markus Lewe diese Rede zum 16. und letzten Mal. Dabei schlug er einen sehr großen Bogen – vom Angriff Russlands auf die Ukraine und dem Überfall der Hamas auf Israel über den Klimawandel, die Coronapandemie, die in Bedrängnis geratene Demokratie, Extremismus, Terrorismus, kurz: alles, was man unter dem Begriff Krise zusammenfassen kann. Und so landete er irgendwann bei den Finanzen der Stadt.
„Wir müssen meines Erachtens mit den Köpfen raus aus dem Krisenmodus“, sagte Lewe. Statt sich „durch die andauernde Krisenlage in eine resignative und passive Haltung drängen zu lassen“, müsse man „tragfähige und inhaltliche Strukturen“ schaffen und sich den Herausforderungen stellen.
Das klang sehr tatkräftig, es war allerdings keine Aufforderung an den Rat oder die eigene Verwaltung. Lewe schaute nach Berlin und nach Düsseldorf, wo man den Kommunen immer neue Aufgaben aufdrücke, ohne Geld zur Verfügung zu stellen. „Wir sind nicht die Ausfallbürgen des Bundes oder der Landeshaushalte“, sagte Lewe unter Beifall. Der nächste Haushalt sei von steigenden Kosten geprägt, und die könne Münster kaum oder gar nicht beeinflussen.
Das stimmt, einerseits. Vor allem die Kosten für Sozialleistungen in Münster sind zuletzt gewaltig gewachsen, und sie steigen weiter. Über die Hälfte der Ausgaben der Stadt sind Transferzahlungen, also Zahlungen, für die es keine Gegenleistung gibt. Hilfen für Familien und Kinder, für Arbeitslose, Geflüchtete, für Menschen, die ihre Miete alleine nicht aufbringen können, und Menschen, die betreut oder gepflegt werden müssen.
Gewaltige Brocken
Seit dem vergangenen Jahr sind allein die Kosten für Sozialleistungen an Kinder, Jugendliche und Familien um 20 Millionen auf 270 Millionen Euro gestiegen. Um die Größenordnung zu verdeutlichen: Das ist der Betrag, den die Kämmerin zuletzt in einer Art Notoperation aus dem Haushalt geschnitten hat, um der Stadt etwas Luft zu verschaffen. Im nächsten Jahr rechnet sie mit Kosten in Höhe von 295 Millionen Euro, also noch einmal 15 Millionen mehr.
Das sind gewaltige Brocken, und es stimmt: Die Stadt hat kaum Einfluss darauf, dass die größten Kostenblöcke immer größer werden. Aber ganz nonchalant darauf zu verweisen, dass man in den vergangenen Jahren oft darüber gesprochen habe, dass in Münster alles etwas besser sein müsse, die sogenannten „Münster-Standards“, das Problem in Wirklichkeit aber woanders liege, wie Lewe es am Mittwoch getan hat, das ist dann doch etwas zu einfach.
Bund und Land kümmert es wenig, ob Münster im nächsten oder übernächsten Jahr in die Insolvenz rutscht. In Nordrhein-Westfalen sind Kommunen, die weiterhin selbst über ihre Finanzen entscheiden dürfen, inzwischen eher die Ausnahme. Nur 17 Prozent der Städte und Gemeinden gelinge es noch, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, sagte Lewe am Mittwoch.
Das zeigt, dass sich etwas ändern muss. Aber darauf zu warten, wäre nicht ratsam. Münster muss sich kurzfristig selbst helfen. Und dabei geht es ganz zentral um die „Münster-Standards“ – also, wenn man es positiv ausdrücken will, die sehr hohen Ansprüche. Wenn man es nicht ganz so positiv formuliert: den Eindruck, dass Münster über seine Verhältnisse lebt.
So sieht das auch die Kämmerin. In ihrem am Donnerstag veröffentlichten Vorbericht zum Haushalt schreibt sie: „Ohne ein weiteres substanzielles Gegensteuern, d. h. auch deutlich spürbare Veränderungen bei dem Umgang mit Standards und freiwilligen Leistungen, den Beschränkungen auf die notwendigen Bedarfe aber auch bei der Identifikation von Potenzialen der Ertragsseite wäre eine Haushaltssicherung unvermeidlich.“
Und einen Grund nennt sie ebenfalls: „Spielräume, die sich insbesondere durch steigende Steuererträge boten, dienten weit überwiegend der Finanzierung eines wachsenden Aufgabenportfolios und neuer bzw. höherer Leistungsstandards. Ein nachhaltiger Aufbau der Ausgleichsrücklage erfolgte hingegen nicht.“
Ein Vorschlag, viel Gegenwind
In der Vorstellung ist die Lösung ganz einfach: Man verzichtet eben auf diesen Luxus. Schaut man dann etwas genauer hin, ist es oft doch nicht mehr ganz so leicht.
Die Diskussion um den Offenen Ganztag in Münster veranschaulichte das am Mittwoch sehr schön. Die Stadtverwaltung hatte vorgeschlagen, den Ausbau der Offenen Ganztagsplätze vorübergehend zu stoppen, um Geld zu sparen. Zurzeit wäre das möglich. Im nächsten Jahr ist das Angebot noch freiwillig. Ab Sommer 2026 ginge es nicht mehr. Dann haben Kinder ab der ersten Klasse einen Rechtsanspruch auf einen Offenen-Ganztagsplatz.
Im Rat traf der Vorschlag auf viel Gegenwind. Eine große Mehrheit aus Grünen, SPD, Volt, CDU und FDP verhinderte ihn schließlich.
Doris Feldmann (SPD) nannte die Idee „Unfug“. Man könne ja nicht wollen, dass Kinder aus der zweiten, dritten oder vierten Klasse ihren Platz später wieder abgeben müssten, weil Kinder aus der ersten Klasse einen Rechtsanspruch haben. Meik Bruns (CDU) sagte, man dürfe Eltern nicht die finanziellen Probleme der Stadt ausbaden lassen. Jörg Berens (FDP) stellte fest, eigentlich hätte der Vorschlag in die Liste der 81 Sparvorschläge der Kämmerin gehört. Eltern, deren Kinder im nächsten Jahr das „desolate Kitasystem“ verlassen, erlebten an der Schule dann gleich die nächste Überraschung.
Leon Herbstmann (Grüne) fragte in Richtung Oberbürgermeister: „Wo sehen Sie in einer solchen Vorlage das Versprechen für eine bessere Versorgungssituation und kinder- und familienfreundlichere Stadt auch nur im Ansatz eingelöst?“ Noah Börnhorst (SPD) sagte, der Stadtdirektor schlage „allen Ernstes vor, den Kopf in den Sand zu stecken und einfach mal weiterzumachen, bis das Ganze schön in den pflichtigen Bereich wandert“. Das könne nun wirklich nicht die Antwort sein.
Nur Michael Krapp (ÖDP) erkannte in dem Vorschlag etwas anderes, keine Kapitulation, sondern einen „Hilfeschrei“. Er würde sich wünschen, dass man diesen Hilfeschrei wahrnehme und zusammen überlege, wie man die Aufgabe finanzieren könne, sagte er.
Stadt zahlt freiwillig 1.000 Euro mehr
Tatsächlich lohnt ein Blick auf die Finanzierung. Ein Platz im Offenen Ganztag kostet in Münster 3.400 Euro im Jahr. 1.700 Euro davon zahlt das Land. Die Stadt steuert ebenfalls 1.700 Euro bei. Knapp 700 Euro davon sind Elternbeiträge. Die allein liegen schon deutlich über dem Betrag, den die Stadt laut Gesetz pro Platz bereitstellen müsste. Das wären 550 Euro.
„Im Ergebnis investiert die Stadt Münster in einen OGS-Platz für selbst definierte Qualitätsstandards einen erheblich höheren finanziellen Betrag, als sie es nach den Vorgaben des Landes NRW müsste“, schreibt die Stadtverwaltung in ihrer Beschlussvorlage. Die Stadt Münster zahlt pro Platz also freiwillig 1.000 Euro mehr. Könnte man das nicht einfach kürzen?
Wenn man das will, natürlich. Nur auch dieses Geld geht eben nicht für irgendeinen Luxus drauf, sondern unter anderem, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Und die sind ja unter anderem ein Grund dafür, dass man so schwer Personal findet.
Das Fachpersonal bekommt in Münster ein etwas höheres Stundenbudget, damit es sich besser um die Kinder kümmern kann. Ab einer bestimmten Gruppengröße wird die Gruppenleitung freigestellt, damit die Organisation besser läuft. Die Stadt bietet an, Kinder auch an Randzeiten zu betreuen, um sich auf die Bedürfnisse von berufstätigen Eltern einzustellen, und es gibt einen Vertretungspool, der sicherstellt, dass die Betreuung auch stattfinden kann, wenn jemand ausfällt.
Das Standard-Programm
Bei einem offenen Ganztagsangebot an 43 Grundschulen und drei Förderschulen kostet dieses Qualitätsniveau, das die Stadt nicht bieten müsste, mehrere Millionen. Millionen, die Münster sich seine hohen Ansprüche kosten lässt. Aber will man darauf verzichten?
In den Haushaltsverhandlungen in den kommenden Wochen wird die Frage, was man will, keine ganz so große Rolle spielen. Es geht eher darum, worauf die Stadt verzichten muss, um einen Teil des Qualitätsniveaus zu retten.
Wenn es nämlich nicht gelingt, die Finanzen halbwegs ins Gleichgewicht zu bekommen, dann darf die Stadt bald nur noch das finanzieren, was sie muss. Dann gäbe es nur noch das Standardprogramm.
Der Rat hat am Mittwoch beschlossen, den Ganztagsausbau wie geplant fortzusetzen. Was das bedeutet, erklärt die Stadt in ihrem Verwaltungspapier. „Der zunehmende OGS-Ausbau bei gleichbleibenden Qualitätsstandards würde in den Folgejahren zu finanziellen Mehrbelastungen führen. In Münster würden die nicht gedeckten Aufwendungen von 2025 bis 2028 um voraussichtlich 2,1 Mio. Euro zunehmen.“
Allein die Personalkosten würden pro Jahr um zwei Prozent steigen. Das Geld vom Land werde nicht ausreichen, um diese Zusatzkosten zu decken. Das bleibt also wieder an der Stadt hängen. Dass die Einnahmen deutlich steigen werden, ist unwahrscheinlich. Relativ wahrscheinlich ist dagegen: Irgendwer muss auf irgendetwas verzichten. (rhe)
Ratsbeschlüsse im Überblick
+++ Die Anmeldungen an den Gesamtschulen werden in Münster auch im nächsten Jahr vor denen der übrigen Schulen stattfinden. FDP und CDU warfen den Grünen vor, damit die Schulform zu bevorzugen. Eigentlich habe man beschlossen, die Anmeldungen nur solange vorzuziehen, bis es eine dritte Gesamtschule gibt. Die Grünen verwiesen auf die Empfehlung der Stadtverwaltung und den Elternwillen. Wer keinen Platz an einer Gesamtschule bekommen habe, habe so noch genug Zeit, sich an einer anderen Schulform anzumelden. Sobald es ein digitales Anmeldeverfahren gebe, sei auch ein einheitliches Verfahren möglich. (Beschlusspapier, Pressemitteilung)
+++ Die Diakonie Münster übernimmt im nächsten Sommer die Trägerschaft für den Offenen Ganztag an der neuen Grundschule York. Sie entsteht in Gremmendorf-West und bietet Platz für 450 Schülerinnen und Schüler. (Beschlusspapier, Pressemitteilung)
+++ Die Stadt Münster hat ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität, Sicherheit und Sauberkeit im Bahnhofsumfeld vorgestellt, das unter anderem durch Runde Tische, verstärkte Reinigung, Umgestaltungsprojekte sowie den Ausbau sozialer und medizinischer Hilfsangebote auf die Herausforderungen der veränderten Drogenszene reagiert. (Beschlusspapier, Pressemitteilung)
+++ Aus dem früheren Offizierskasino der York-Kaserne wird ein „Begegnungs- und Demokratieort“, also ein Begegnungszentrums. Der Umbau kostet zehn Millionen Euro, fünf davon kommen aus einem Städtebau-Fördertopf des Bundes. (Beschlusspapier)
+++ Der Klimabericht der Stadt Münster zeigt, dass trotz aller Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen die Emissionen nicht schnell genug sinken, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. (Beschlusspapier, Pressemitteilung)
+++ Die Stadt baut dem Stein-Gymnasium in Gievenbeck ein neues Gebäude mit drei Stockwerken, damit nach der Umstellung auf das neunjährige Abitur (G9) genügend Platz für die zusätzlichen Klassen ist. Im Schuljahr, das im Sommer 2026 beginnt, soll alles fertig sein. Kosten: 17 Millionen Euro. (Beschlusspapier, Pressemitteilung)
„Hass ist keine Meinung, und von denen müssen wir uns nicht erklären lassen, was richtige oder falsche Demokratie ist.“
FDP-Fraktionschef Jörg Berens, nachdem AfD-Ratsherr Richard Mol erklärt hatte, warum er es ablehnt, das frühere Offizierskasino in der York-Kaserne einen „Demokratieort“ zu nennen.
+++ Ein Mini-Wald mitten in der Stadt? Von der Idee hatten wir vor einiger Zeit schon einmal im RUMS-Brief erzählt – jetzt könnte das Ganze aber immer realistischer in Münster werden. Wir erinnern uns kurz: Tiny Forests sind kleine, schnell wachsende Waldflächen auf ehemals versiegelten Flächen, meistens direkt in der Innenstadt. Als Standort dafür wird die marode Parkpalette südlich des Stadthauses 2 am Ludgerikreisel in Betracht gezogen. Der Parkplatz sei sowieso marode und soll nächstes Jahr abgerissen werden, so die Zeitung. Die 40 mal 40 Meter große Fläche würde sich dann nach Einschätzung der Stadtverwaltung gut für einen Tiny Forest eignen. (ani)
+++ Am Dienstag haben wir im RUMS-Brief berichtet, dass die Stadtwerke Münster mit der Hilfe privater Ökostromkund:innen drei neue Windanlagen in Südlohn bauen wollen. Sie sollen ab dem nächsten Jahr 10.000 Haushalte mit Strom versorgen. Heute melden die Stadtwerke, dass sich innerhalb eines Tages genügend Interessierte gemeldet haben. Das rund 570.000 Euro große Emissionsvolumen sei erreicht und den Windanlagen stehe nichts mehr im Weg. (ani)
Anonymer Briefkasten
Haben Sie eine Information für uns, von der Sie denken, sie sollte öffentlich werden? Und möchten Sie, dass sich nicht zurückverfolgen lässt, woher die Information stammt? Dann nutzen Sie unseren anonymen Briefkasten. Sie können uns über diesen Weg auch anonym Fotos oder Dokumente schicken.
+++ Im RUMS-Brief am Dienstag haben wir geschrieben, in Deutschland seien 4,9 Millionen Autos angemeldet. Wenn das so wäre, hätte ein Komma das Verkehrsproblem gelöst. Tatsächlich sind es 49 Millionen. Ist korrigiert.
+++ Außerdem schrieben wir, die Grünen bestimmen ihren OB-Kandidaten am 31. Oktober. Das stand hier falsch im Kalender. Die Mitgliederversammlung ist am 30. Oktober.
+++ Und wir haben Parkgebühren falsch berechnet. Wir schrieben, dass Parken am FMO nach einer halben Stunde 3 Euro kostet. Richtig ist: Nach den ersten 10 Gratisminuten kosten jede weiteren 10 Minuten 3 Euro. Wer also 31 Minuten auf der Kurzzeitfläche parkt, zahlt insgesamt 9 Euro, da jede angebrochene 10-Minuten-Periode voll berechnet wird. Kompliziert, kompliziert. Wir haben auch das korrigiert.
+++ An der Trauttmansdorffstraße in Münster öffnen in der nächsten Woche mit „L’Osteria“ und „The Ash“ zwei große Restaurants. (Westfälische Nachrichten)
+++ Die Schülerinnen und Schüler des Schlaun-Gymnasiums haben in einem offenen Brief erklärt, wie sehr sie die ungewisse Zukunft ihrer Schule belastet. (Westfälische Nachrichten)
+++ Bei zwei Verkehrsunfällen am Mittwoch in Hiltrup und Roxel sind ein 89-jähriger und ein 74-jähriger Mann getötet worden. (Polizei Münster hier und hier)
+++ Um die Sicherheit für den Radverkehr an der Wolbecker Straße zu erhöhen, baut die Stadt ab Montag bis Ende des Jahres drei Kreuzungsbereiche an der Hubertistraße, an der Querstraße und an der Von-der-Tinnen-Straße um. (Stadt Münster)
+++ Der Kappenberger Damm wird nicht, wie eigentlich geplant, ab Montag für den Neubau eines Umspannwerks gesperrt, sondern ab dem 4. November. (Antenne Münster)
+++ Weil die Stadtnetze defekte Stromkabel austauschen, wird die Hafenstraße in den Ferien in Richtung Kreisel zur Einbahnstraße. (Stadtnetze Münster, Stadtwerke Münster)
+++ Weil es mit der Baustelle am Albersloher Weg länger dauert, bleibt die Straße dort noch bis mindestens November einspurig. (Westfälische Nachrichten)
+++ Hinnerk Wißmann bleibt Vorsitzender des Senats der Uni Münster. (Uni Münster)
+++ Im Zoo sind Mitte September fünf Geparden geboren worden. (Antenne Münster)
Wenn Sie morgens vor 9 Uhr rund um die Lambertikirche auf der Suche nach einem schnellen, heißen Kaffee sind, empfehlen wir Ihnen einen Besuch in der Espresso-Bar „Flotte Bohne“. Sie bekommen dort verschiedene Heißgetränke, die Sie direkt im Stehen an der Theke oder an einem der Tische unter freiem Himmel am Drubbel genießen können. Süßes Gebäck und ein Plausch mit Inhaber Mehmet Sarıpınar gehören auf Wunsch genauso dazu. Geöffnet hat die „Flotte Bohne“ montags bis samstags von 7:30 Uhr bis 18:30 Uhr. Sollten Sie Ihren Kaffee lieber zuhause trinken, können Sie übrigens auch die dafür notwendigen Barista-Produkte kaufen und in Kursen lernen, wie sie richtig verwendet werden. Außerdem können Sie eine mobile Espressobar für Ihre Veranstaltung mieten.
Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
Annalena Zernott hat heute für sie in den Veranstaltungskalender geschaut. Das sind ihre Empfehlungen:
+++ 2022 fotografierte Merle Trautwein die dickste Domina Deutschlands für eine Reportage bei RUMS (hier geht es zum Beitrag) – ab heute hängen ihre Fotos live und in Farbe im Fyal. In der Ausstellung Fisch&Fleisch stellt die Fotografin zusammen mit Sebastian Krampe aus. Die beiden Fotoreihen sind unabhängig voneinander. Während es in der Fotoreihe über Baroness Babalon, die Domina, um Sexarbeit im 21. Jahrhundert geht, zeigt Krampe’s Fotoreihe einen visuellen Dialog über psychische Gesundheit. Zur Ausstellung findet ab 18 Uhr eine Vernissage mit den beiden Fotograf:innen statt. Die Ausstellung bleibt bis Anfang Dezember im Fyal.
+++ Weiter oben haben wir es schon erwähnt: Heute wurde das Südbad offiziell eröffnet. Um das zu feiern, können Sie dort ausnahmsweise auch morgen und übermorgen zwischen 8 und 16 Uhr schwimmen gehen. Lesen Sie hier weiter, um Einzelheiten zu erfahren. Ab nächster Woche gelten dann die regulären Öffnungszeiten und Eintrittspreise.
+++ Heute und morgen Abend um jeweils 20 Uhr haben Sie die Möglichkeit, sich im Theater im Pumpenhaus mit ihren eigenen und anderleuts Schamgrenzen auseinander zu setzen. Vier Tänzer:innen und ein Musiker der Düsseldorfer Tanzkompagnie Maura Morales machen im Stück namens „Shame“ für das Münsteraner Publikum an zwei Abenden die Geschichte ihrer eigenen Schamverletzungen erlebbar. Dass das ausgerechnet im Scheinwerferlicht der Bühne geschieht, ist ein gewünschter Nebeneffekt. Wenige Karten sind noch für heute (hier) und morgen (hier) verfügbar, ermäßigt bezahlen Sie 10 Euro, standardmäßig 18 Euro.
+++ 10 Jahre ist es mittlerweile her, dass der Neubau des LWL-Kunstmuseums eröffnet wurde. Seit Mittwoch finden deshalb bereits verschiedene Sonderveranstaltungen statt, am Wochenende kommen noch einige mehr hinzu. Heute Abend zum Beispiel lädt der „Lange Freitag“ wieder zum kostenlosen Museumsbesuch bis Mitternacht ein. Morgen gibt es dann, genau wie vor 10 Jahren, ein audiovisuelles AV-Picknick-Konzert. Dafür benötigen Sie Karten, die Sie unter diesem Link bekommen. Am Sonntag schließt das Jubiläumswochenende mit einem Familienfest auf dem Domplatz. Das gesamte Programm können Sie hier einsehen.
+++ Am Sonntagmorgen um 11 Uhr zeigt der Verein zur Münsteraner Städtepartnerschaft mit Kristiansand die norwegische Tragikomödie „Alle hassen Johan“ im Cinema. Karten gibt es für 6 Euro hier. Im Trailer können Sie sich schon einmal einen Eindruck vom Film verschaffen.
Am Dienstag schreibt Ihnen Anna Niere. Die Kolumne am Wochenende fällt wegen Krankheit leider aus.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüße
Ralf Heimann
Mitarbeit: Jan Große Nobis (jgn), Anna Niere (ani), Annalena Zernott (aze) – das bedeutet: Die einzelnen Texte im RUMS-Brief sind von der Person geschrieben, deren Kürzel am Ende steht.
Lektorat: Maria Schubarth
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PS
Weil ich mich freue, wenn Menschen mir gute Texte oder Beiträge empfehlen, mache ich das auch selbst gern. Bei WDR5 ist zum Beispiel gerade ein 22 Minuten langer Radiobeitrag von Heiner Wember erschienen, der seit fünf Jahren mit der Diagnose Prostatakrebs lebt und in dem Beitrag seine Krankheitsgeschichte erzählt. Falls Ihnen sein Name bekannt vorkommt: Ich habe ihn vor zwei Jahren für RUMS interviewt, weil er mit Kindern an der Wartburg-Grundschule in Gievenbeck Radio macht. In dem Beitrag sagt er den Satz: „Als ich aus dem Krankenhaus kam, ging ich mit meiner Frau und meiner Tochter erst mal gegenüber auf dem Feld Erdbeeren pflücken, das Leben spüren, sehen, fühlen, riechen, schmecken, anfassen.“ Und er endet mit dem Satz: „Mit leichtem Schwips steige ich auf mein Fahrrad, genieße den Sommerwind, als ich an Münsters Aasee entlangfahre, spüre die Kraft in meinen Beinen, freue mich auf meine Frau, meine Töchter, mein Enkelkind, Freundinnen und Freunde, genieße, dass ich da bin und noch lange bleiben will.“ Eine sehr berührende Geschichte. Am 15. Oktober ist übrigens Europäischer Prostatatag. (rhe)
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