Wie die Stadt mit Wortklaubereien versucht, ihrer Informationspflicht zu entkommen | Ratspolitik: Ein Bericht aus dem Maschinenraum | Umfrage: Wie ist Münster unterwegs?

Müns­ter, 23. Mai 2023

Guten Tag,

vier Wochen hat­te die Stadt Müns­ter Zeit, um Chris­ti­an Lad­leifs Anfra­ge nach dem Infor­ma­ti­ons­frei­heits­ge­setz zu beant­wor­ten, über die ich im April im RUMS-Brief geschrie­ben hat­te. Lad­leif, frü­her Schul­lei­ter und Dezer­nent bei der Bezirks­re­gie­rung, woll­te wis­sen, was der Ober­bür­ger­meis­ter und die Stadt­ver­wal­tung unter­nom­men haben, um den Rats­be­schluss, Müns­ter bis 2030 kli­ma­neu­tral zu machen, umzu­set­zen. Nach Lad­leifs Ein­druck war nur sehr wenig passiert. 

Die Frist ende­te ges­tern Abend um 0 Uhr. So lan­ge hat­te die Stadt Müns­ter Zeit. Ges­tern Mor­gen frag­te ich Chris­ti­an Lad­leif per E-Mail, ob schon etwas ange­kom­men sei. Um 12 Uhr schrieb er, nein, sei noch nichts da. 

Das über­rasch­te mich nicht, denn die Anfra­ge war umfang­reich. Lad­leif woll­te Doku­men­te, Akten und Kor­re­spon­den­zen sehen, unter Umstän­den also meh­re­re hun­dert Seiten. 

Was hat der Ober­bür­ger­meis­ter wann wem geschrie­ben? Was ist in inter­nen Run­den bespro­chen wor­den? Was steht in den Brief­wech­seln mit den Par­tei­en? Wie sah der Auf­trag an das Unter­neh­men Ger­tec aus, das die Kli­ma-Kon­zept-Stu­die erstellt hat? Das alles woll­te Lad­leif wissen. 

Im Sep­tem­ber unter­stützt uns
Raum für Entwicklungen

In Sen­den ent­steht aktu­ell unser Gie­sek­e­Cam­pus mit 70 Arbeits­plät­zen und viel Raum für Ent­wick­lun­gen. Wir bau­en span­nen­de Pro­jek­te im Hoch-, Indus­trie- und Tief­bau deutschlandweit.

Wie das auch deut­lich CO2-redu­ziert geht? Fin­det es ger­ne her­aus und lernt uns kennen!

www.gieseke-gmbh.de

Das Infor­ma­ti­ons­frei­heits­ge­setz räumt Men­schen das Recht ein, sol­che Din­ge zu erfah­ren. Wenn jemand eine Anfra­ge stellt, müs­sen Behör­den die Doku­men­te zusam­men­stel­len, damit Ent­schei­dun­gen nach­voll­zieh­bar werden. 

Das kann kom­pli­ziert sein, denn zwi­schen den Infor­ma­tio­nen, die öffent­lich sein soll­ten, ste­hen oft Namen oder ande­re Din­ge, die aus unter­schied­li­chen Grün­den nicht öffent­lich wer­den dürfen. 

Im Zwei­fel müs­sen Behör­den sich dann die Arbeit machen, die­se Stel­len auf jedem ein­zel­nen von meh­re­ren hun­dert Blät­tern zu schwär­zen. Das ist viel Arbeit. Das kann lan­ge dauern. 

Rei­chen vier Wochen dafür aus? Um 19 Uhr schick­te Chris­ti­an Lad­leif eine wei­te­re E-Mail. Es sei nun doch noch eine Ant­wort gekom­men. Um 17.53 Uhr, kurz vor Ende des Arbeits­ta­ges. Gera­de noch alles geschafft also? 

Die E-Mail der Stadt­ver­wal­tung, unter­zeich­net von Kli­ma-Stabs­stel­len­lei­ter Tho­mas Möl­ler und Jus­ti­zia­rin Michae­la Heu­er, besteht aus sechs Absät­zen. Wich­tig ist nur der erste. 

Dazu vor­ab schnell ein Blick ins Infor­ma­ti­ons­frei­heits­ge­setz. Dort heißt es: „Jede natür­li­che Per­son hat (…) gegen­über den in § 2 genann­ten Stel­len Anspruch auf Zugang zu den bei der Stel­le vor­han­de­nen amt­li­chen Informationen.“

Die Stadt Müns­ter schreibt in ihrer Ant­wort, der Anspruch bezie­he sich auf vor­han­de­ne Infor­ma­tio­nen. Die ange­for­der­ten Infor­ma­tio­nen lägen jedoch nicht vor. „Denn die Bear­bei­tung der ent­spre­chen­den Rats­be­schlüs­se erfolgt durch die jewei­li­gen Fach­de­zer­na­te“, so steht es dort.

Die Stadt hat also mut­maß­lich vier Wochen lang nach Argu­men­ten gesucht, um kein ein­zi­ges Blatt Papier her­aus­ge­ben zu müs­sen – und das ist kurz vor Ablauf der Frist mit einer Wort­klau­be­rei dann auch tat­säch­lich gelungen. 

Wenn man bei der Stadt anruft und fragt: „Kann ich mal bit­te den Ober­bür­ger­meis­ter spre­chen?“, muss man also wahr­schein­lich mit der Ant­wort rech­nen: „Ich weiß nicht, ob Sie das können.“ 

In die Karten schauen? Ungern

Die Sache mit den Akten und Doku­men­ten kann man auch etwas anders sehen als die Stadt. Nach mei­nem Ver­ständ­nis ging die Anfra­ge an die Stadt Müns­ter. Die Fach­de­zer­na­te sind Teil der Stadt­ver­wal­tung, und wenn die Infor­ma­tio­nen dort lie­gen, dann sind sie vor­han­den. Damit müss­te die Stadt sie herausgeben. 

Im Grun­de scheint es hier aller­dings nicht um die Fra­ge zu gehen, wo die ange­frag­ten Doku­men­te denn nun eigent­lich lie­gen, son­dern um etwas ganz anderes. 

Behör­den las­sen sich ungern in die Kar­ten schau­en, schon gar nicht von der Öffent­lich­keit. Wenn es irgend­ei­ne Mög­lich­keit gibt, die Din­ge im Ver­bor­ge­nen zu belas­sen, dann wird die­se Mög­lich­keit mei­ner eige­nen Erfah­rung nach ger­ne genutzt. 

Und in vie­len Fäl­len gibt die­se Pra­xis den Behör­den auch recht. Oft las­sen Men­schen sich mit Ant­wor­ten abspei­sen, die eigent­lich gar kei­ne sind. Das hat die Stadt in die­sem Fall bereits mehr­fach versucht. 

Die zen­tra­le Fra­ge ist: War­um wehrt sich die Stadt Müns­ter so vehe­ment dage­gen, die Doku­men­te her­aus­zu­ge­ben? Damit fes­tigt sie ja im Grun­de nur den Ein­druck, der für Chris­ti­an Lad­leif der Aus­gangs­punkt sei­ner Anfra­ge war. Der Ein­druck ist: Die Stadt­ver­wal­tung hat den Rats­be­schluss von vor drei Jah­ren teils gar nicht und teils anders umge­setzt, als sie es sollte. 

Wenn die­ser Ein­druck falsch ist, kann die Stadt ihn leicht wider­le­gen. Sie muss nur die Doku­men­te, Akten und Kor­re­spon­den­zen her­aus­ge­ben, die Chris­ti­an Lad­leif ange­fragt hat­te. Doch frei­wil­lig wird sie das nicht machen. Das steht mit der Ant­wort immer­hin fest.

Chris­ti­an Lad­leif, der frü­her als Dezer­nent selbst Anfra­gen nach dem Infor­ma­ti­ons­frei­heits­ge­setz beant­wor­ten muss­te, schrieb mir heu­te Nach­mit­tag in einer E-Mail: Man fragt sich, was schlim­mer ist, das Des­in­ter­es­se der Ver­wal­tung an den Beschlüs­sen des Rates oder die Miss­ach­tung des Infor­ma­ti­ons­frei­heits­ge­set­zes.“ Er wird sich nun über­le­gen, wie es mit sei­ner Anfra­ge wei­ter­geht. (rhe)

Kurz und Klein

+++ Noch bis Sonn­tag kön­nen Sie an einer Umfra­ge der Fach­hoch­schu­le Müns­ter zum Loop-Taxi teil­neh­men. Seit Sep­tem­ber 2020 kön­nen die Men­schen im Süden von Müns­ter die Taxis bei den Stadt­wer­ken bestel­len, um dadurch die Lücken im Lini­en­bus­ver­kehr zu stop­fen. Das Gan­ze ist aber erst­mal ein Pilot­pro­jekt, befris­tet bis August 2024, und wird von der FH wis­sen­schaft­lich beglei­tet. Laut Pres­se­mit­tei­lung gibt es auch schon ers­te Umfra­ge-Ergeb­nis­se: Men­schen ohne eige­nes Auto neh­men häu­fi­ger ein Loop-Taxi als Autobesitzer:innen. Trotz­dem kön­ne das Pro­jekt poten­zi­ell Auto­fahr­ten erset­zen und somit zur Ver­kehrs­wen­de in Müns­ter bei­tra­gen, schreibt die FH. Kri­tik üben die Nutzer:innen von Loop an der Ver­füg­bar­keit der Taxis. Falls Sie auch noch etwas zu sagen haben: hier der Link zur Umfra­ge. Und wenn Sie sich ein Bild von den Loop-Taxis machen wol­len, kön­nen Sie die­sen RUMS-Bei­trag von Mar­tin Hog­ger lesen. Er war im ver­gan­ge­nen Jahr einen Tag mit Loop unter­wegs und hat für uns sei­ne Erfah­run­gen auf­ge­schrie­ben. (sfo)

+++ 2024 wird ein sport­li­ches Jahr. Deutsch­land trägt die Euro­pa­meis­ter­schaft im Her­ren­fuß­ball aus, Paris ist Gast­ge­be­rin der Olym­pi­schen Som­mer­spie­le – und wie das Pres­se­amt ges­tern mit­teil­te, darf Müns­ter ziem­lich genau in einem Jahr die Lan­des­spie­le der Spe­cial Olym­pics ver­an­stal­ten. Die Spe­cial Olym­pics sind laut eige­nen Anga­ben die größ­te Sport­or­ga­ni­sa­ti­on für Men­schen mit geis­ti­ger und mehr­fa­cher Behin­de­rung. Seit rund 15 Jah­ren rich­tet der Lan­des­ver­band in Nord­rhein-West­fa­len ein eige­nes Tur­nier aus, zuletzt 2019 in Hamm. Nächs­tes Jahr geht es dann nach Müns­ter, laut Pres­se­mit­tei­lung der Stadt wer­den rund 1.500 Athlet:innen in 18 Sport­ar­ten erwar­tet. Dazu kommt ein Rah­men­pro­gramm mit Eröff­nungs- und Abschluss­fei­er sowie Fami­li­en-, Gesund­heits- und Mit­ma­ch­an­ge­bo­ten. Kers­tin Dewaldt, Lei­te­rin des Sport­am­tes der Stadt Müns­ter, sagt in der Mel­dung, Ziel der Ver­an­stal­tung soll­te es sein, die Sport­an­ge­bo­te für Men­schen mit Behin­de­rung aus­zu­bau­en und die inklu­si­ve Sport­land­schaft in Müns­ter zu stär­ken. (sfo)

+++ Da kei­ner der bei­den Kan­di­da­ten eine Mehr­heit hin­ter sich ver­sam­meln konn­te, fin­det am 28. Mai die Stich­wahl bei den Prä­si­dent­schafts­wah­len in der Tür­kei statt. Trotz­dem kön­nen Men­schen mit einem tür­ki­schen Pass nur noch bis mor­gen am Flug­ha­fen Müns­ter-Osna­brück ihre Stim­me abge­ben. Wie der WDR berich­tet, sei die Wahl für den Flug­ha­fen mit hohem Auf­wand ver­bun­den. Bin­nen fünf Tagen müss­ten 30.000 Men­schen durch den Flug­ha­fen an die Wahl­ur­nen geschleust wer­den. Im ers­ten Wahl­gang sei es dabei immer wie­der zu Pro­ble­men gekom­men: Wähler:innen hät­ten Flug­rei­sen­de beläs­tigt und die Toi­let­ten stark ver­schmutzt, sodass sich der FMO beim tür­ki­schen Gene­ral­kon­su­lat Müns­ter beschwe­ren muss­te. Wer es nicht recht­zei­tig nach Gre­ven schafft, kann bis zum Ende der Stich­wahl theo­re­tisch noch in einem ande­ren Wahl­lo­kal sei­ne Stim­me abge­ben. In Nord­rhein-West­fa­len wären die nächs­ten Wahl­mög­lich­kei­ten in Essen, Düs­sel­dorf, Hürth und Aachen. Knapp drei Vier­tel der Men­schen votier­ten am FMO für den amtie­ren­den Prä­si­den­ten Tayyip Recep Erdoğan von der rech­ten AKP. Damit lag die Zustim­mung für Erdoğan über dem Bun­des­durch­schnitt von rund 65 Pro­zent (RUMS-Brief). Die Chan­cen auf einen Wahl­sieg des Gegen­kan­di­da­ten, Kemal Kılı­ç­da­roğ­lu, schei­nen zu schwin­den. Kılı­ç­da­roğ­lu war zuletzt mit geflüch­te­ten­feind­li­chen Aus­sa­gen auf Stim­men­fang gegan­gen. Nach­dem der Natio­na­list Sinan Oğan sei­ne Unter­stüt­zung für Erdoğan bekannt­ge­ge­ben hat­te, sehen vie­le Beobachter:innen der tür­ki­schen Poli­tik aller­dings den amtie­ren­den Prä­si­den­ten wie­der vor­ne. (sfo)

Wie es weiterging – mit dem Volkeningheim

Müns­ters Grü­ne hät­ten gern mit der Evan­ge­li­schen Kir­che von West­fa­len über die Zukunft des Stu­die­ren­den­wohn­heims Vol­ke­n­ing­heim am Breul gespro­chen. Aber die Kir­che hat dar­an offen­bar kein Inter­es­se. Auf den Wunsch der grü­nen Rats­frak­ti­on nach einem Gespräch sei man nicht ein­ge­gan­gen, sagt Grü­nen-Frak­ti­ons­spre­cher Chris­toph Kat­tent­idt laut einer Pres­se­mit­tei­lung. Offen­bar sei man der Mei­nung, man kön­ne wie auch schon bei der Schlie­ßung der Evan­ge­li­schen Sozi­al­päd­ago­gi­schen Aus­bil­dungs­stät­te, kurz ESPA, vor fünf Jah­ren auf einen „kon­struk­tiv-kri­ti­schen Dia­log mit der Kom­mu­nal­po­li­tik ver­zich­ten“, sagt Kat­tent­idt. Mor­gen will die Kir­che das Aus für das Wohn­heim beschlie­ßen. Eine Grup­pe aus aus elf Par­tei­en, Orga­ni­sa­tio­nen und Initia­ti­ven, zu denen neben den Grü­nen auch die SPD, die Lin­ke, der Deut­sche Gewerk­schafts­bund und der All­ge­mei­ne Stu­die­ren­den­aus­schuss der Uni Müns­ter gehö­ren, for­dert die Kir­che in einer gemein­sa­men Erklä­rung auf, ihre Ent­schei­dung noch ein­mal zu über­den­ken und zu über­le­gen, wie man das Wohn­heim ret­ten kann. (rhe)

Nur noch heute: RUMS für 3 Euro pro Monat!

Sie lesen RUMS erst seit Kur­zem und bekom­men zur­zeit noch unser Schnup­per­an­ge­bot? Wenn Ihnen das gefällt, dann schlie­ßen Sie doch jetzt ein RUMS-Abo ab für nur 3 Euro pro Monat in den ers­ten drei Mona­ten. Unser Ange­bot endet heu­te. Falls Sie es sich spä­ter wie­der anders über­le­gen soll­ten: Unse­re Abos sind monat­lich künd­bar. Pro­bie­ren Sie es doch ein­fach mal aus. 

Sie haben schon ein RUMS-Abo? Dann freu­en wir uns natür­lich, wenn Sie ande­ren von unse­rem Ange­bot erzählen.

Die Arbeit im Rat – ein Bericht aus dem Maschinenraum

Die wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen in einer Stadt trifft der Stadt­rat. In ihm sit­zen Men­schen, die über vie­le Mil­lio­nen Euro bestim­men – nicht haupt­be­ruf­lich, son­dern nach Fei­er­abend. Die meis­ten bekom­men dafür nur wenig Geld. Aber in der Kom­mu­nal­po­li­tik gut zu ver­die­nen, ist durch­aus mög­lich. Nils Diet­rich hat für RUMS in Erfah­rung gebracht, wie in Müns­ter Poli­tik gemacht wird.

Das Inter­view fin­det mor­gens um acht Uhr statt. 20 Minu­ten über die Video­kon­fe­renz-Soft­ware Zoom, wie es seit Coro­na üblich ist. Gera­de erst hat Jörg Ber­ens sei­ne bei­den Kin­der zur Schu­le und in die Kita gebracht. Sei­ne Frau, Ärz­tin in einer Kli­nik, arbei­tet im Schicht­dienst. Jetzt hat der Chef der FDP-Frak­ti­on im Stadt­rat kurz Zeit, um zu erzäh­len, wie das so läuft mit dem kom­mu­nal­po­li­ti­schen Man­dat, der Fami­lie und dem Beruf. 

Es ist mit­un­ter ein Spa­gat, der viel Koor­di­na­ti­on erfor­dert. Jörg Ber­ens ist dafür selbst das bes­te Bei­spiel. Nach dem Gespräch muss er zur Arbeit, doch zu sei­nem Büro ist es nicht weit. Der Social-Media-Mana­ger ist bei einer Online-Apo­the­ke mit Haupt­sitz in der Nähe von Aachen ange­stellt. Jetzt macht er „im Prin­zip Voll­zeit Home-Office“, wie er sagt. Die Coro­na-Pan­de­mie hat­te in die­ser Hin­sicht, wenn man so sagen will, posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen für arbei­ten­de Men­schen. Der 43-Jäh­ri­ge ist einer von ihnen: „Das macht vie­les ein­fa­cher, alles unter einen Hut zu bekom­men. Fami­lie, Beruf und die Rats­ar­beit“, sagt Berens. 

Das war nicht immer so. Bis zur Geburt sei­ner ers­ten Toch­ter ist Ber­ens drei­mal die Woche nach Aachen gepen­delt. Um kurz nach sechs Uhr mach­te er sich auf den Weg; im bes­ten Fall war er um 19 Uhr zurück, regel­mä­ßig stand noch ein Abend­ter­min im Kalen­der. „Dann ist man um elf nach Hau­se gekom­men“, erin­nert er sich. Seit er von zu Hau­se aus arbei­ten kann, ist das etwas anders. Aber for­dernd sei es wei­ter­hin. Sei­nen wöchent­li­chen Auf­wand als Rats­herr schätzt Ber­ens auf min­des­tens 20 Stun­den. Das alles pas­siert nach Fei­er­abend und am Wochenende. 

Nachmittags geht es los – Ende offen

Das Bei­spiel von Jörg Ber­ens zeigt anschau­lich: Ohne gute Orga­ni­sa­ti­on geht es nicht. Und das Renom­mee ist begrenzt. Die Kom­mu­nal­po­li­tik wird oft erst dann wahr­ge­nom­men, wenn es wich­tig wird, wenn gro­ße Ent­schei­dun­gen anste­hen, wenn die Stadt ein neu­es Fuß­ball­sta­di­on bau­en will oder einen Musik-Cam­pus für vie­le Mil­lio­nen Euro. Dann spricht man über den Stadtrat. 

Das Kom­mu­nal­par­la­ment tagt sie­ben Mal im Jahr, am spä­ten Nach­mit­tag geht es los mit dem öffent­li­chen Teil, danach folgt der nicht-öffent­li­che – Ende offen. Häu­fig dau­ern die Sit­zun­gen bis nach 21 Uhr. Es ist auch schon pas­siert, dass sie erst nach Mit­ter­nacht zu Ende gin­gen. Das Publi­kum besteht meist aus einer klei­nen Hand­voll Men­schen. Inzwi­schen kann man die Sit­zun­gen live im Inter­net verfolgen. 

Die Rats­sit­zun­gen sind der sicht­ba­re Teil der Arbeit. Doch wenn sich die 66 Rats­mit­glie­der im Rats­saal ver­sam­meln, ist in der Regel schon alles ent­schie­den. Die eigent­li­che Arbeit hat im Vor­feld statt­ge­fun­den. „Rats­ar­beit ist Lesen, Schrei­ben, Tele­fo­nie­ren“, sagt die Grü­nen-Rats­frau Anne Her­ber­mann. Die Gre­mi­en mach­ten nur einen klei­nen Teil aus.

Sit­zun­gen der Frak­ti­on und der Arbeits­krei­se und Aus­schüs­se, die Gesprä­che, E-Mail-Wech­sel und Ter­mi­ne mit der Ver­wal­tung, mit Bür­ge­rin­nen, Bür­gern und mit Inter­es­sen­grup­pen. Und dann muss man all die Ver­wal­tungs­pa­pie­re, Berich­te und Beschluss­vor­la­gen lesen. Jörg Ber­ens schätzt, es sind unge­fähr tau­send im Jahr. 

Man­che Rats­mit­glie­der haben oben­drein noch Man­da­te in den Auf­sichts­rä­ten der städ­ti­schen Betei­li­gun­gen, etwa beim städ­ti­schen Woh­nungs­un­ter­neh­men Wohn + Stadt­bau oder bei der Spar­kas­se. Und dann eben Job und Fami­lie. „Man ver­bringt viel Zeit mit Abspra­chen, Ver­wal­tung, man orga­ni­siert Mehr­hei­ten, Ände­rungs- und Rats­an­trä­ge, das ist rich­tig viel Arbeit“, sagt Anne Herbermann.

Mit Kindern ändern sich Prioritäten

Für Ulrich Möl­len­hoff von der CDU ist die lau­fen­de Legis­la­tur­pe­ri­ode sei­ne ers­te als Rats­mit­glied. Die Arbeit neh­me viel mehr Zeit in Anspruch, als er vor­her gedacht habe, sagt der Wirt­schafts­ju­rist. Da sei die wöchent­li­che Frak­ti­ons­sit­zung, dann noch zwei, drei Abendtermine. 

Möl­len­hoff hat sei­nen Wahl­kreis in Meck­len­beck direkt gewon­nen. Er ist ers­ter Ansprech­part­ner für die Men­schen in sei­nem Stadt­teil. Außer­dem ist er finanz­po­li­ti­scher Spre­cher sei­ner Frak­ti­on, unter ande­rem Mit­glied im Aus­schuss für Woh­nen, Lie­gen­schaf­ten, Finan­zen und Wirt­schaft, der in die­sem Jahr neun Mal tagt. Und er ist Vor­sit­zen­der des Rech­nungs­prü­fungs­aus­schus­ses. Das bedeu­tet, er muss drei Sit­zun­gen vor­be­rei­ten und leiten. 

Hin­zu kommt sei­ne Kanz­lei, in der er meh­re­re Anwäl­tin­nen und Anwäl­te beschäf­tigt. Das alles aus­zu­ba­lan­cie­ren sei „anspruchs­voll“. Immer­hin: Die vier Kin­der sind schon auf wei­ter­füh­ren­den Schulen. 

Müns­ters frü­he­rer SPD-Par­tei­chef Robert von Olberg dage­gen leg­te sein Rats­man­dat vor vier und sei­ne Par­tei­äm­ter vor zwei Jah­ren mit Ver­weis auf sei­ne Fami­lie nie­der: Mit der Geburt sei­nes Soh­nes „haben sich Prio­ri­tä­ten für mich ver­scho­ben“, schrieb er in sei­ner Rück­tritts­er­klä­rung, aus der die West­fä­li­schen Nach­rich­ten zitier­ten. Sein Genos­se Mari­us Her­wig gab den SPD-Frak­ti­ons­vor­sitz im ver­gan­ge­nen Jahr mit der glei­chen Begrün­dung ab.

Jörg Ros­tek, Kreis­vor­sit­zen­der der Grü­nen, hät­te kürz­lich in den Rat nach­rü­cken kön­nen. Mach­te er aber nicht, um sich wei­ter um sein klei­nes Kind küm­mern zu können. 

Anne Her­ber­mann geht mit der Situa­ti­on anders um. Sie ist im ver­gan­ge­nen Jahr Mut­ter gewor­den und ver­sucht den Spa­gat zwi­schen Beruf, Kind und poli­ti­schem Enga­ge­ment. Nach der Geburt ihrer Toch­ter trat die allein­er­zie­hen­de Mut­ter vor­über­ge­hend kür­zer. Die Reso­nanz der ande­ren Rats­mit­glie­der auf ihre Lebens­si­tua­ti­on bewer­tet sie posi­tiv: „Es gibt eine Art Will­kom­mens­kul­tur, das war für mich eine wich­ti­ge Fest­stel­lung“, sagt sie. So sei es immer mög­lich gewe­sen, das Kind zu stil­len. Wickel­mög­lich­kei­ten habe es zunächst nicht gege­ben, spä­ter dann schon. 

Anne Her­ber­mann arbei­tet als Bil­dungs­re­fe­ren­tin. Sie ist eine der vie­len Frei­be­ruf­le­rin­nen und Frei­be­ruf­ler im Rat. Das bringt eine gewis­se zeit­li­che Fle­xi­bi­li­tät mit sich, die im Rat von gro­ßem Vor­teil ist. Schicht­dienst und Man­dat las­sen sich nur schwer mit­ein­an­der ver­ein­ba­ren, Men­schen aus der Kran­ken­pfle­ge oder sol­che, die im Super­markt arbei­ten, sucht man in den Frak­tio­nen vergebens. 

„Wir brauchen den Querschnitt“

„Das ist bezeich­nend“, sagt Anne Her­ber­mann. Ver­be­am­te­te, Men­schen in frei­en Beru­fen und Selbst­stän­di­ge sei­en im Stadt­par­la­ment über­re­prä­sen­tiert. Und sie sagt: „Es sind weni­ge mit einer klas­si­schen Voll­zeit­stel­le im Rat.“ 

Das gilt nach Beob­ach­tung von Jörg Ber­ens auch für bestimm­te Alters­grup­pen: „Man spricht ja auch von der ‚Rush Hour des Lebens‘ zwi­schen 30 und 50 Jah­ren“, sagt er. Man wol­le eine Fami­lie grün­den, ein Haus bau­en, Kar­rie­re machen, das sei aber mit der Rats­ar­beit schwer unter einen Hut zu brin­gen, Men­schen in die­ser Lebens­pha­se sei­en folg­lich unter­re­prä­sen­tiert. Ulrich Möl­len­hoff sieht das ähn­lich. „Wir brau­chen den Quer­schnitt im Rat“, sagt er. 

Aber was könn­te man machen, um die Arbeits­be­din­gun­gen im Maschi­nen­raum der Kom­mu­nal­po­li­tik zu ver­bes­sern und für mehr Diver­si­tät zu sorgen? 

Vor­schlä­ge gibt es eini­ge: weni­ger Vor­la­gen, Papie­re mit einem gerin­ge­ren Umfang, die Sit­zun­gen der Gre­mi­en kom­pakt hal­ten. „Man­che Aus­schüs­se gehen über die zeit­li­che Zumut­bar­keit hin­aus“, sagt Ulrich Möl­len­hoff. Im Rech­nungs­prü­fungs­aus­schuss, dem er selbst vor­sitzt, ver­su­che er, die Sit­zun­gen „kurz und zügig“ zu halten. 

Jörg Ber­ens fän­de es sinn­voll, wenn zumin­dest die Frak­ti­ons­spit­zen die Mög­lich­keit hät­ten, den Pos­ten haupt­be­ruf­lich zu über­neh­men. Für ihn selbst wäre es in der aktu­el­len Situa­ti­on vor­stell­bar, beruf­lich kür­zer zu tre­ten. Aber das hät­te auch Nach­tei­le – zum Bei­spiel nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die spä­te­ren Rentenbezüge.

Als Vor­sit­zen­der einer klei­nen Frak­ti­on (also weni­ger als acht Mit­glie­der) erhält Jörg Ber­ens zusätz­lich zu den 525 Euro, die jedem Rats­mit­glied in einer Stadt der Grö­ße Müns­ters monat­lich zusteht, noch ein­mal den zwei­fa­chen Satz, bei einer Frak­ti­on mit mehr als acht Mit­glie­dern zusätz­lich den drei­fa­chen – in der Sum­me also 2.100 Euro. 

Hin­zu kom­men die Ver­gü­tun­gen für den Vor­sitz in Aus­schüs­sen (525 Euro) oder Ver­gü­tun­gen für Auf­sichts­rats­man­da­te (bis zu meh­re­ren tau­send Euro im Jahr). Das alles ist in der Ent­schä­di­gungs­ver­ord­nung des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len geregelt. 

Über 80.000 Euro im Jahr sind möglich

Vor allem Freiberufler:innen kön­nen dazu ihren Ver­dienst­aus­fall gel­tend machen, maxi­mal 85 Euro pro Stun­de. Auch so kann eini­ges zusam­men­kom­men. Die Per­son im Rat, die im Jahr 2021 den höchs­ten Ver­dienst­aus­fall anmel­de­te, bekam 14.000 Euro. 

Außer­dem kön­nen Men­schen, die weni­ger als 20 Stun­den in der Woche arbei­ten und Kin­der oder pfle­ge­be­dürf­ti­ge Fami­li­en­mit­glie­der betreu­en, Ansprü­che gel­tend machen. Sie bekom­men 10,50 Euro pro Stunde. 

Sichert man sich vor allem bezahl­te Sit­ze in Aus­schüs­sen, Räten und Auf­sichts­gre­mi­en, kann man mit einer Tätig­keit in der Kom­mu­nal­po­li­tik über 80.000 Euro im Jahr verdienen. 

Das Geld muss aller­dings ver­steu­ert wer­den. Und wer ein Man­dat hat, muss einen Teil an die Par­tei abfüh­ren. Bei den Grü­nen sind es 50 Pro­zent, bei der SPD 35 Pro­zent. Am bes­ten kom­men die Rats­mit­glie­der der CDU weg. Bis vor vier Jah­ren muss­ten sie ledig­lich ein Drit­tel ihrer Auf­wands­ent­schä­di­gung für das Rats­man­dat an die Par­tei abfüh­ren. Nach einem Streit in der Par­tei um Nach­zah­lun­gen regel­te man die Abga­ben neu. Jetzt gehen ein Drit­tel aller Auf­wands­ent­schä­di­gun­gen und Sit­zungs­gel­der an die Par­tei, nach unse­ren Infor­ma­tio­nen aller­dings maxi­mal in der Höhe des jähr­li­chen Steu­er­frei­be­trags für Par­tei­spen­den von 1.650 Euro.

Für die meis­ten Rats­mit­glie­der ste­hen Bezah­lung und Zeit­auf­wand aller­dings in kei­nem guten Ver­hält­nis. „Für das Geld kann man es nicht machen“, sagt Anne Her­ber­mann. Eini­ge leg­ten es sich für den Urlaub an die Sei­te. Letzt­lich sei die Bezah­lung „wie eine Packung Pra­li­nen“. Auch Ulrich Möl­len­hoff sagt, für ihn ste­he etwas ande­res im Mit­tel­punkt: „Der Ein­satz muss sich loh­nen.“ Was beschlos­sen wer­de, müs­se nicht immer per­fekt sein. Der Anspruch sei, die Pro­ble­me zu lösen. (ndi)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

Die Ergebniss der Mobilitätsbefragung

Die Stadt Müns­ter hat 12.700 Haus­hal­te dazu befragt, wie die Men­schen in ihnen sich fort­be­we­gen. 10.600 Men­schen haben die Fra­ge schon dadurch beant­wor­tet, dass sie den Weg zum Brief­kas­ten, zum Tele­fon oder mit dem Maus­zei­ger bis auf die E-Mail nicht geschafft haben (die Befra­gung fand schrift­lich, tele­fo­nisch und online statt). Immer­hin 2.100 Haus­hal­te haben geant­wor­tet. Hier sind die wich­tigs­ten Ergeb­nis­se im Überblick: 

  • Knapp neun von zehn Men­schen (88 Pro­zent) ver­las­sen an einem nor­ma­len Tag das Haus. Wie vie­le der übri­gen 12 Pro­zent das Schlaf­zim­mer ver­las­sen, hat die Stadt lei­der nicht ermittelt. 
  • Die Men­schen, die das Haus ver­las­sen, legen im Schnitt 3,2 Wege zurück, wobei jeder Weg etwa 20 Minu­ten und 7,6 Kilo­me­ter lang ist.
  • Knapp die Hälf­te aller Wege (47 Pro­zent) wer­den mit dem Rad zurück­ge­legt. Das sind leicht mehr als bei der letz­ten Umfra­ge vor vier Jah­ren (44 Pro­zent). Bei der ers­ten Umfra­ge im Jahr 1982 war es nur knapp jeder drit­te Weg (29 Prozent). 
  • Unge­fähr jeden vier­ten Weg legen Men­schen in Müns­ter mit einem Auto zurück (26 Pro­zent). Vor vier Jah­ren war es noch jeder drit­te (34 Pro­zent), im Jahr 1982 waren es vier von zehn Wegen (40 Pro­zent), also deut­lich mehr.
  • Mehr Men­schen gehen zu Fuß (19 Pro­zent der Wege im Ver­gleich zu 12 vor vier Jah­ren), aber weni­ger fah­ren mit Bus und Bahn (8 Pro­zent statt vor­her 10). 
  • Für kur­ze Wege von bis zu 3 Kilo­me­tern nut­zen die Men­schen in Müns­ter haupt­säch­lich das Fahr­rad oder ihre Füße. Aber auch für län­ge­re Wege von 10 bis 20 Kilo­me­tern stei­gen sie immer häu­fi­ger aufs Rad. 
  • Drei von vier Wegen (74 Pro­zent) in Müns­ter wer­den mit dem soge­nann­ten Umwelt­ver­bund zurück­ge­legt, also mit Bus, Bahn, dem Rad oder zu Fuß. Vor vier Jah­ren waren es deut­lich weni­ger – zwei von drei­en (66 Prozent). 
  • Unter den Men­schen mit einem Fahr­rad nutzt jeder fünf­te ein Pedelec. Bei län­ge­ren Fahr­ten zwi­schen neun und zehn Kilo­me­tern sogar jeder zwei­te. Das sind dop­pelt so vie­le wie im Jahr 2019.
  • Mit zuneh­men­dem Alter wird das Auto wich­ti­ger, aber im Ren­ten­al­ter gehen Men­schen wie­der mehr zu Fuß. 
  • Im Ver­gleich zu ande­ren Städ­ten sind die Leu­te in Müns­ter leicht über­durch­schnitt­lich häu­fig unter­wegs, Fahr­rä­der nutzt man sonst nir­gend­wo häu­fi­ger als hier. 
  • Vier von zehn Men­schen mit einem Job oder in einer Aus­bil­dung arbei­ten min­des­tens ein­mal die Woche von zu Hau­se aus. 

Und wenn Sie noch mehr wis­sen möch­ten, die kom­plet­te 27 Sei­ten lan­ge Befra­gung fin­den Sie hier, ganz unten am Ende der Mel­dung. (rhe).

Der Rürup 

Korrekturen

+++ Im RUMS-Brief am Diens­tag schrie­ben wir, Borus­sia Müns­ter aus Roxel habe das Fuß­ball-Kreis­po­kal­fi­na­le der Her­ren gewon­nen. Das stimm­te lei­der nicht ganz. Rich­tig ist: Borus­sia Müns­ter aus dem Geist­vier­tel hat in Roxel das Fuß­ball-Kreis­po­kal­fi­na­le der Her­ren gewon­nen. (rhe)

+++ Im RUMS-Brief von Diens­tag steht auch, dass Kommunalpolitiker:innen an stun­den­lan­gen unbe­zahl­ten Sit­zun­gen teil­neh­men müss­ten. Ein biss­chen Geld bekom­men sie doch. Wie viel, steht – Sie haben es gese­hen – oben im Text von Nils Diet­rich. (sst)

+++ In unse­rer ers­ten Halb­zeit­bi­lanz am 28. April haben wir im Zusam­men­hang mit Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen die „Solar­leis­tung“ benannt und mein­ten damit die Leis­tung der Anla­gen, die in Müns­ter instal­liert sind. Ein Leser mach­te uns dar­auf auf­merk­sam, dass das unge­nau ist und eigent­lich „instal­lier­te Solar­leis­tung“ hei­ßen müss­te. Die instal­lier­te Solar­leis­tung gibt die Leis­tung an, die die Anla­gen unter Test­be­din­gun­gen erbrin­gen. Die sind aber ziem­lich güns­tig. Des­we­gen ist die tat­säch­li­che Solar­leis­tung in der Regel gerin­ger. (sst)

Sie möchten dieses Thema mit anderen Leser:innen diskutieren oder uns Hinweise geben?

Nut­zen Sie ein­fach unse­re Kom­men­tar­funk­ti­on unter­halb die­ses Textes.
Wenn Sie den Brief gera­de als E-Mail lesen, kli­cken Sie auf den fol­gen­den Link, um den Text auf unse­rer Web­site aufzurufen:

› die­sen Brief kommentieren

Klima-Update

+++ Das Pres­se­amt der Stadt hat ges­tern dar­auf auf­merk­sam gemacht, dass die kos­ten­lo­se Ener­gie­be­ra­tung über Mini-Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen infor­miert, die Mieter:innen an ihren Bal­ko­nen anbrin­gen kön­nen. Mit die­sen Gerä­ten kann man selbst Solar­strom erzeu­gen und damit laut Pres­se­mel­dung „zur Ener­gie­wen­de bei­tra­gen“. Hui, ist das nicht ein biss­chen hoch gegrif­fen? Die Jour­na­lis­tin Ali­ne Pabst von der Saar­brü­cker Zei­tung hat Bal­kon­kraft­wer­ke auch eine Zeit lang belä­chelt – bis sie selbst dazu recher­chiert hat. Die Ergeb­nis­se ihrer Recher­che hat sie bei Twit­ter zusam­men­ge­fasst. Ein paar Stich­wor­te dazu: Es ist ein­fa­cher, bil­li­ger und effek­ti­ver als gedacht, Solar­strom für den Eigen­be­darf zu pro­du­zie­ren. Wenn Sie das über­zeugt, kön­nen Sie sich hier zur Ener­gie­be­ra­tung anmel­den. (sfo)

+++ In die­sem Jahr jährt sich die Flut­ka­ta­stro­phe in den Nie­der­lan­den zum 70. Mal. Sie gilt heu­te als die euro­pa­weit ver­hee­rends­te Sturm­flut im 20. Jahr­hun­dert, bei der rund 1.800 Men­schen ertrun­ken sind. Bis heu­te zeigt die­se Kata­stro­phe ein­deu­tig: Wir alle sind von Extrem­wet­ter­er­eig­nis­sen bedroht und müs­sen alles dafür tun, um uns an die Ver­än­de­run­gen der Kli­ma­kri­se anzu­pas­sen. Und wie die Flut­ka­ta­stro­phe im Ahrtal beweist, ist Hoch­was­ser­schutz nicht mehr nur ein The­ma für Küs­ten­re­gio­nen, son­dern prak­tisch für alle Gebie­te, in denen der Mensch direk­ten Kon­takt zum Was­ser hat. Wenn Sie mehr über die­se Fra­gen erfah­ren möch­ten, dann kön­nen wir Ihnen den Essay „Wenn das Was­ser kommt“ von Rut­ger Breg­man emp­feh­len. Oder Sie besu­chen die Aus­stel­lung „Plan D“ im Haus der Nie­der­lan­de. Sie infor­miert über die Fol­gen des stei­gen­den Mee­res­spie­gels in unse­rem Nach­bar­land und eine mög­li­che Kli­ma­flucht nach Deutsch­land. (sfo)

+++ Zum Schluss noch eine schö­ne Kli­ma­nach­richt, wie ich fin­de: Weil es in die­sem Früh­jahr noch kei­ne extre­me Wit­te­rung mit Hit­ze oder Frost gege­ben hat, pro­phe­zeit die Land­wirt­schafts­kam­mer in Müns­ter eine exzel­len­te Spar­gel­ern­te. Heißt aber auch: Wenn sich die Extrem­wett­ereig­nis­se häu­fen, könn­te es bald vor­bei sein mit der Lust am Spar­gel. Grei­fen Sie also bes­ser jetzt noch schnell zu. Falls Ihnen die Inspi­ra­ti­on für ein halb­wegs kli­ma­ver­träg­li­ches Spar­gel­ge­richt fehlt, schau­en Sie mal auf die­sem Blog vor­bei, der jede Men­ge vega­ne Spar­gel­re­zep­te sam­melt. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Vom 4. bis zum 25. Juni fährt zwi­schen Müns­ter und Osna­brück nur Schie­nen­er­satz­ver­kehr, aller­dings zum Glück nur in den Näch­ten von Sams­tag auf Sonn­tag zwi­schen 1 und 2 Uhr. (Euro­bahn)

+++ Wegen einer Dienst­be­spre­chung öff­net die Stadt­bü­che­rei am Don­ners­tag erst um 14 Uhr. (Stadt Müns­ter)

+++ Und weil Fahr­per­so­nal fehlt, fällt der Bücher­bus vom 24. Mai bis 2. Juni aus. (Stadt Müns­ter)

+++ 1.600 Gebäu­de und 5.700 Haus­hal­te sol­len im Geist­vier­tel Glas­fa­ser­an­schlüs­se bekom­men. (Stadt­wer­ke Müns­ter)

+++ Die Stadt­haus­ga­le­rie ist seit ges­tern wie­der geöff­net, dies­mal mit einem neu­en Ver­an­stal­tungs- und Aus­stel­lungs­kon­zept. (Stadt Müns­ter)

+++ Das Job­cen­ter der Stadt Müns­ter bil­det Zuge­wan­der­te zu Integrationsbegleiter:innen in Kitas und Schu­len aus. (Stadt Müns­ter)

+++ Die neue Bio­gra­fie des ehe­ma­li­gen Pro­fes­sors für Neue­re und Neu­es­te Geschich­te am His­to­ri­schen Semi­nar der Uni Tho­mas Groß­böl­ting über den Öko­no­men Alfred Mül­ler-Arm­ack beleuch­tet sei­ne uni­ver­si­tä­re Mit­läu­fer- und Mit­tä­ter­schaft im Faschis­mus und sei­ne Kar­rie­re in West­deutsch­land. (Uni Müns­ter)

+++ Mit­hil­fe der Funk­loch-App der Bun­des­netz­agen­tur kön­nen Sie vom 27. Mai bis zum 3. Juni Müns­ters Mobil­funk­lö­cher mel­den. (Stadt Müns­ter)

+++ Das Ame­ri­can-Foot­ball-Team der Black­hawks teilt sich das Sta­di­on an der Ham­mer Stra­ße mit Preu­ßen Müns­ter. (Stadt Müns­ter)

+++ Ab Frei­tag öff­net wie­der der Maxi-Sand am Syn­di­kat­platz. (Stadt Müns­ter)

Unbezahlte Werbung

Hier gibt es alles – außer Bet­ten. Auch wenn der Name zunächst irre­füh­rend sein mag, ist die 2012 eröff­ne­te Pen­si­on Schmidt kei­ne Über­nach­tungs­mög­lich­keit, son­dern Café, Bar und Kul­tur­stät­te in einem. Zen­tral am Alten Stein­weg gele­gen, besticht sie durch ihr gemüt­li­ches Ambi­en­te mit Inte­ri­eur aus alten Sofas und Ses­seln im skan­di­na­vi­schen Shab­by-Look. Egal, ob man früh­stü­cken, einen Kaf­fee mit Freund:innen trin­ken oder sich durch das Sor­ti­ment an Kuchen und klei­ne­ren Spei­sen fut­tern möch­te, in der Pen­si­on Schmidt ist all das ent­spannt mög­lich. Hin­zu kommt ein Kul­tur­pro­gramm mit Kon­zer­ten von New­co­mern, Quiz­aben­den und Lesun­gen. Check-In ist täg­lich ab 10 Uhr, bei Bedarf sind Reser­vie­run­gen über die Web­site möglich.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Musik, Thea­ter, Psy­cho­lo­gie – heu­te hat Dei­ke Ter­horst eini­ge Ver­an­stal­tungs­tipps in Müns­ter recherchiert:

+++ Wer in die­ser Woche eine musi­ka­li­sche Ader ver­spürt, ist im Pla­ne­ta­ri­um gut auf­ge­ho­ben. Anläss­lich des 50-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums des Albums „The Dark Side of the Moon“ der bri­ti­schen Rock­band Pink Floyd hat man hier eine neue Musik­show auf die Bei­ne gestellt. Die­se fei­ert am Don­ners­tag um 19.30 Uhr Pre­mie­re. Für 14 Euro, ermä­ßigt 8 Euro, hebt die Rake­te mit Ihnen ab. Tickets sind vor Ort oder im Web­shop erhältlich.

+++ Eben­falls am Don­ners­tag fin­det ab 20 Uhr in der Hei­len Welt gegen­über vom Stan­des­amt an der Hörs­t­erstra­ße ein Musik­quiz statt. Früh da sein lohnt sich, der Platz ist begrenzt und das Quiz sehr beliebt. Es wird kei­ne Teil­nah­me­ge­bühr erhoben.

+++ Musi­ka­lisch geht es auch am Frei­tag wei­ter in der Sputnik­hal­le. Hier tritt die drei­köp­fi­ge Ber­li­ner Deutsch­punk-Band „Acht Eimer Hüh­ner­her­zen“ auf. Start ist um 20.30 Uhr, Tickets gibt es vor­ab bei Even­tim für 20 Euro, an der Abend­kas­se für 23 Euro. Für eine Kost­pro­be ein­mal hier entlang.

+++ Den „Besuch der alten Dame“ von Fried­rich Dür­ren­matt ken­nen Sie viel­leicht noch aus der Schul­zeit. Am Frei­tag um 19 Uhr bie­tet sich die letz­te Gele­gen­heit, die Insze­nie­rung der Stu­die­ren­den­in­itia­ti­ve Weit­blick in der Aula des Annet­te-von-Dros­te-Hüls­hoff-Gym­na­si­ums zu sehen. Der Ein­tritt ist frei, die Thea­ter­grup­pe freut sich jedoch über Spen­den für Schul­pro­jek­te in Ben­in oder sozi­al benach­tei­lig­te Kin­der und Jugend­li­che in Münster.

+++ Heim­spiel für Leon Wind­scheid. Der müns­ter­sche Wer wird Mil­lio­när-Gewin­ner, Boots­be­sit­zer und Dok­tor der Psy­cho­lo­gie gibt sich am Sams­tag in der Hal­le Müns­ter­land die Ehre. Wie ent­steht ein Gefühl? Und war­um füh­len wir über­haupt? Wind­scheid hilft, die mensch­li­che Psy­che zu ver­ste­hen und gewährt Ein­bli­cke in die neu­es­te For­schung. Los geht es um 20 Uhr, Tickets sind ab 33 Euro bei Even­tim erhältlich.

Am Frei­tag schreibt Ihnen Sven­ja Stüh­mei­er. Haben Sie eine gute Woche! 

Herz­li­che Grü­ße
Ralf Heimann

Mit­ar­beit: Jan Gro­ße Nobis (jgn), Sebas­ti­an Fob­be (sfo), Sven­ja Stüh­mei­er (sst), Dei­ke Ter­horst (dte)
Lek­to­rat: Mela­nie Kelter

Diesen Brief teilen und RUMS weiterempfehlen:

PS

Zum Schluss noch eine für uns lei­der schlech­te Nach­richt, für die West­fä­li­schen Nach­rich­ten ist eine gute. Nils Diet­rich hat heu­te sei­nen letz­ten Text für uns geschrie­ben. Im Juni fängt er in der WN-Lokal­re­dak­ti­on Müns­ter an, von wo wir ihn selbst­ver­ständ­lich sofort wie­der abwer­ben wer­den, sobald wir die 5.000-Abo-Marke erreicht haben (unser 3x3-Ange­bot gilt nur noch heu­te, gern wei­ter­sa­gen). Bis dahin von uns alles Gute! Dank dir für die tol­len Recher­chen, lie­ber Nils! Und einen guten Start drü­ben! (rhe)