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Die Zukunft des Eigenheims | Der Grüne Weiler in Gievenbeck | Unverpackte Lebensmittel von Namiko

Guten Tag,
am Dienstag war der Architekt Jan Kampshoff zu Gast in der RUMS-Redaktion. Der Verein „Rund um Münster“ hatte ihn zu einem Gespräch mit Ralf Heimann eingeladen, bei der es um eine Entscheidung des Stadtrats ging, die nicht nur in Münster, sondern auch andernorts diskutiert wurde.
Erinnern wir uns kurz: In der vorletzten Sitzung verabschiedeten die Ratsmitglieder eine neue Bauleitplanung, die den Neubau von Einfamilienhäusern in Münster stark einschränken wird (RUMS-Brief). Die Westfälischen Nachrichten titelten im Vorfeld der Abstimmung: „Zerplatzt nun der Traum junger Familien?“ Auch überregionale Medien griffen den Ratsbeschluss auf: Die Tagesschau drehte einen Beitrag darüber und „die Welt“ schrieb, die Entscheidung komme „faktisch einem Verbot des Einfamilienhauses gleich“.
„Ja, aber“ beim Klimaschutz
Vorgestern legte „die Welt“ noch einmal nach. In einem Kommentar heißt es, die Debatte werde so emotional geführt, weil es beim Wohnen um einen persönlichen Lebensentwurf geht, und der habe eindeutige Vorteile: „mehr Platz, ein eigener Garten, mehr Ruhe“.
Und da sei es ja auch nicht verwunderlich, dass das freistehende Einfamilienhaus „die mit Abstand beliebteste Wohnform in Deutschland“ und der „Lebenstraum von Millionen Menschen“ sei, heißt es weiter. Gleichzeitig stelle sich in der Einfamilienhausdebatte auch eine klimapolitische Frage: „Wie viel sind wir bereit für den Klimaschutz aufzugeben und wo befindet sich der größte Hebel für CO2-Einsparungen?“
Laut „Welt“ bestehe Handlungsbedarf in Sachen Klimaschutz – aber nicht um jeden Preis: „Wir müssen uns klarmachen, welche Themen das Potenzial haben, die Gesellschaft zu zerreißen“, heißt es in dem Kommentar. Ein solches Thema wäre ein mögliches Einfamilienhausverbot.
Den Bestand nutzen
Bloß: Niemand möchte Einfamilienhäuser verbieten – der Neubau wird durch die klimagerechte Bauleitplanung nur stark begrenzt. Jan Kampshoff bezweifelte am Dienstag außerdem, dass das freistehende Einfamilienhaus eine überaus beliebte Wohnform ist. Es gibt zwar Umfragen, die das andeuten (diese zum Beispiel). Allerdings ist die Frage auch suggestiv gestellt: Wer würde denn auf die Frage „Wünschen Sie sich ein Einfamilienhaus?“ ernsthaft mit Nein antworten?
Natürlich kann man sich das wünschen. Es ist ja auch schön, in einem freistehenden Einfamilienhaus zu wohnen. Aber ist es auch immer die beste Wohnform? Kampshoff sagte, die Größe der Haushalte schrumpfe inzwischen, Berlin sei schon zur Hälfte von Singlehaushalten bevölkert. Das ist in Münster übrigens genauso.
Dieser Trend dürfte sich auch fortsetzen, sagte Kampshoff. Durch die demografische Entwicklung werden immer mehr Menschen alleine in großen Häusern leben und die werden dann auch irgendwann frei. Die logische Konsequenz: Statt neue Einfamilienhäuser zu bauen, beziehen die Menschen bereits bestehende Eigenheime.
Klare Nachteile
Ein Punkt komme in der Einfamilienhausdebatte laut Jan Kampshoff zu kurz: Einfamilienhäuser haben auch offensichtliche Nachteile. Der Flächenverbrauch und die Klimaschädlichkeit sind das eine (dazu ein Kommentar von Jan Kampshoff auf unserer Instagram-Seite). Ich möchte aber auf einen anderen Aspekt hinaus, den Kampshoff angesprochen hat: Wer in einem Einfamilienhaus wohnt, produziert massive Kosten.
Dazu zwei Zahlen aus einem Bericht der Stiftung Baukultur: Die Erschließungs- und Folgekosten für Straßen, Ab- und Trinkwasser und Strom liegen bei 29.600 Euro pro Einfamilienhaus. Kompakte Mehrfamilienhäuser kommen hingegen auf nur 3.600 Euro. Je dichter gebaut, desto günstiger also für die Städte und Gemeinden. Aber warum spricht niemand darüber? Jan Kampshoff sagte dazu, niemand wolle die Klientel, die im Einfamilienhaus lebt, als kostspieliges Problem bewerten.
Alternative zum Privileg
Fazit: Nüchtern betrachtet spricht nicht viel für das freistehende Einfamilienhaus. Für Lia Kirsch, Vorsitzende der SPD-Fraktion im Stadtrat, ist das Leben im Einfamilienhaus „ein Privileg“. Im Mai sagte sie im Rat, es brauche in Münster mehr bezahlbaren Wohnraum und neu gebaute Eigenheime trügen zur Suche nach Lösungen nicht bei. Stattdessen könne man „tolle Mehrfamilienhäuser bauen mit Balkonen, Gärten und Gemeinschaftsräumen“. In der Debatte um die Einfamilienhäuser in Münster ist vollkommen untergegangen, dass der Rat in derselben Sitzung den Weg für ein Bauvorhaben freigemacht hat, das zeigt, wie so ein „tolles Mehrfamilienhaus“ als Alternative zum Eigenheim aussehen kann. Es geht um den Grünen Weiler in Gievenbeck. Schauen wir uns dieses Projekt heute einmal genauer an. (sfo)
Heute lesen Sie im Brief:
- Bezirksbürgermeister Nonhoff: Rücktritt oder nicht?
- Anwohnerparken I: OB Lewe nimmt Petition entgegen
- Antisemitismusbericht 2022: ein Vorfall in Münster
- Wie es weiterging: Die Frage nach den Klimadokumenten, Akt II
- Der Grüne Weiler: Alternative zum Einfamilienhaus in Gievenbeck
- Korrekturen: Die wohl längste Richtigstellung der RUMS-Geschichte
- Klima-Update: Hitzeschutz und Klimadashboard
- Anwohnerparken II: Der Rürup
- Ein-Satz-Zentrale: Kanalpromenade gewinnt Fahrradpreis
- Unbezahlte Werbung: Unverpackte Lebensmittel von Namiko
- Drinnen und Draußen: Skating im Schlosstheater
+++ Die Münstersche Volkszeitung und die Westfälischen Nachrichten haben berichtet, dass der grüne Bezirksbürgermeister Stephan Nonhoff zurückgetreten sei. Das hätte die Grünen-Fraktion der Bezirksvertretung Mitte am Donnerstagabend in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, die allerdings bei uns nicht angekommen und im Netz nicht zu finden ist. Bei der Münsterschen Volkszeitung können Sie allerdings längere Zitate der Mitteilung lesen. Und auch, dass sich Stephan Nonhoff noch nicht geäußert hat. Wir haben ihn angerufen – um von ihm wiederum zu hören, dass er noch gar nicht zurückgetreten sei. Er bereite den Rücktritt zwar vor, der soll laut Nonhoffs Aussage allerdings erst Ende der Sommerferien geschehen. Das sei mit der Fraktion auch so abgesprochen. Damit käme er CDU, SPD, FDP und Linke sowie dem parteilosen Gerwin Karafiol zuvor, die laut Westfälischen Nachrichten seine Abwahl vorbereiteten. Vor allem die CDU hatte kritisiert, dass Nonhoff bei einer Aktion der Protestgruppe „Letzte Generation“ anwesend gewesen sei. (rhe/sst)
+++ Der Zoo hat am Donnerstagabend seine neue Tropenhalle eröffnet. Und falls Sie sich fragen: Wo bleibt da die Begeisterung? Die ist leider komplett von mehreren Werbetexten aufgezehrt worden, die dazu erschienen sind, unter anderem bei den Westfälischen Nachrichten. Ein paar Auszüge aus der Zeitung, um einen Eindruck vermitteln: „Es ist eine Eröffnung nach Maß. Keiner der rund 200 Gäste mag sich vorstellen, dass diese Halle vor ein paar Jahren noch als spinnerte Idee verschrien war.“ Und das müssen wir dann schon sagen: Für so einen kleinen Text mit 200 Menschen gesprochen zu haben, das ist eine satte Reporterleistung. Chapeau! Darüber hinaus fehlen auch nicht das Wort „Leuchtturmprojekt“ sowie der Hinweis: „Erstaunlich, dass das 21,5-Millionen-Euro-Projekt mit nur einigen Monaten Verspätung tatsächlich abgeschlossen werden konnte.“ Der Oberbürgermeister darf der Vollständigkeit halber auch dieses Gebäude ein „Jahrhundertprojekt“ nennen. Drunter geht’s nicht mehr. Und ist das jetzt alles vollständig? Nein: „Die spektakulären Riesenotter beispielsweise werden erst Mitte Juli erwartet.“ Mit etwas weniger Begeisterung schreibt der Zoo selbst in seiner Pressemitteilung über die neue Halle. (rhe)
+++ Über 2.500 Menschen wollen nicht hinnehmen, dass Anwohnerparkausweise in Münster bald bis zu 380 Euro im Jahr kosten werden. Sie haben eine Petition unterschrieben. Die Gruppe der Menschen, die das initiiert haben, hat die Unterschriften am Mittwoch dem Oberbürgermeister überreicht. Der bat laut den Westfälischen Nachrichten darum, mit der Ratsmehrheit Kontakt aufzunehmen. Die größte Fraktion aus dieser Mehrheit, die der Grünen, nennt Lewe jetzt in einer Pressemitteilung ein „Fähnchen im Wind“, denn Lewe gehöre ja selbst zu dieser Mehrheit, die für die Regelung gestimmt habe. Es sei ärgerlich, dass Lewe „schon bei kleinem Widerstand gegen sinnvolle Maßnahmen nicht zu seiner Meinung steht“. Damit falle er als Chef der Verwaltung den Menschen, die in der Stadtverwaltung arbeiten, in den Rücken. Die FDP hingegen unterstützt die Petition der 2.500 Menschen. FDP-Fraktionschef Jörg Berens nennt die geplante Gebührenerhöhung „völlig unangemessen, sogar obszön“. Durch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das die Regelung gekippt hatte, ergebe sich jetzt die Chance, sie zurückzunehmen und zu ersetzen. Die Höhe der Gebühren hatte das Gericht allerdings nicht in Frage gestellt. Kritisiert hatte es lediglich die rechtliche Umsetzung, soziale Ermäßigungen und die Gebührensprünge bei unterschiedlichen Fahrzeuglängen (nachzulesen in diesem RUMS-Brief). (rhe)
+++ Im Antisemitismus-Bericht der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus geht es auch um einen Vorfall in Münster. Eine sich als antirassistisch verstehende linke Gruppierung habe am 13. August 2022 zu einer israelfeindlichen Kundgebung in Münster aufgerufen. Dort sei unter anderem „Kinderschlächter Israel“ gerufen worden. Ein weiterer Vorfall liegt zwei Jahre zurück. Im Mai 2021 hätten in mehreren Städten, unter anderem in Münster, israelfeindliche Kundgebungen stattgefunden. Pro-palästinensische Menschen seien vor die lokalen Synagogen gezogen und hätten Jüdinnen und Juden für die Politik Israels verantwortlich gemacht. In der Zusammenfassung des Berichts heißt es, im vergangenen Jahr seien in Nordrhein-Westfalen vier Fälle von extremer Gewalt, fünf Angriffe, sechs Bedrohungen, 27 gezielte Sachbeschädigungen, neun Massenzuschriften, 60 Versammlungen sowie 153 Fälle verletzenden Verhaltens dokumentiert worden. Besonders erschütternd sei die hohe Zahl an Vorfällen extremer Gewalt. (rhe)

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Der Klima-Aktivist Christian Ladleif hat nun einen zweiten Versuch gestartet, von der Stadt Münster Unterlagen zu bekommen, aus denen hervorgeht, was Oberbürgermeister Markus Lewe getan hat, um den Ratsbeschluss zur Klimaneutralität 2030 umzusetzen. In ihrer Antwort auf die erste Anfrage hatte die Stadt Münster geschrieben, sie könne keine Dokumente herausgeben, die lägen in den Fachdezernaten. Dazu hatte die Stadt auf Dokumente verwiesen, die ohnehin veröffentlicht waren. Ladleif, der als Dezernent der Bezirksregierung früher auf der anderen Seite saß und durchaus einschätzen kann, was sein Recht auf Akteneinsicht bedeutet, vermutet: Die Stadt kann auch deshalb keine Unterlagen herausgeben, weil der Oberbürgermeister nicht viel unternommen hat, um den Ratsbeschluss umzusetzen.
In einem Brief an Lewe vom Donnerstag formuliert er drei Fragen. Er möchte wissen, ob er davon ausgehen könnte, dass Lewe nichts unternommen habe, um den Beschluss umzusetzen. Er fragt, ob er davon ausgehen könne, dass Lewe sich in den Dezernaten nicht nach dem Sachstand erkundigt habe. Und er fragt, ob er davon ausgehen könne, dass Lewe nicht mit den Dezernaten kommuniziert habe, um den Ratsbeschluss umzusetzen.
Der Hintergrund ist: Hätte der Oberbürgermeister das in schriftlicher Form getan, lägen die Korrespondenzen auch bei ihm, und dann müsste er sie herausgeben. Christian Ladleif hat der Stadt nun eine Frist gesetzt. Er bittet darum, bis zum 16. Juli seine drei Fragen zu beantworten und auch seine vorherige Anfrage vollständig zu beantworten. Andernfalls werde er die Datenschutzbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen einschalten. Wenn auch das dann erfolglos bleiben sollte, bleibt noch eine weitere Möglichkeit: der Gang vor Gericht. (rhe)

In Münster stehen 57.000 Wohngebäude. Sechs von zehn sind davon Einfamilienhäuser. Ungefähr 12.000 Wohngebäude sind freistehende Einfamilienhäuser. Ihr Anteil liegt damit bei 22 Prozent.
(Quelle: Stadt Münster)
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Der Grüne Weiler: Wie in Gievenbeck eine Alternative zum Einfamilienhaus entsteht
Am Anfang des Briefes hatte ich es schon verraten: Heute geht es um den Grünen Weiler, ein Immobilienprojekt in Gievenbeck. Das Bauvorhaben soll im Februar 2025 fertig sein – und die Genossenschaftsmitglieder wollen alles richtig machen. Der Grüne Weiler soll ein Vorbild werden für andere Projekte, die Alternativen zum Einfamilienhaus schaffen wollen.
Der Anspruch: Er soll „bezahlbaren Wohnraum im urbanen Umfeld“ schaffen, dazu „Flächen für Kultur und Gewerbe“. Und das alles möglichst ökologisch. Denn der Bau- und Immobiliensektor gehört zu den klimaschädlichsten Wirtschaftsbranchen. Mal ganz davon abgesehen, dass Wohnen immer teurer wird, obwohl jeder Mensch ein Dach überm Kopf braucht.
Nur: Wie soll das gehen? Schauen wir uns dazu ein paar Beispiele an. Fünf Fragen, fünf Antworten.
#1 Wie soll bezahlbarer Wohnraum entstehen?
Zuerst ein Überblick: Der Grüne Weiler ist eine Wohnungsgenossenschaft, die 2016 von 77 Menschen gegründet wurde, um auf dem Gelände der ehemaligen Oxfordkaserne in Gievenbeck rund 110 Wohnungen für 250 Menschen zu bauen.
Entstehen soll ein Komplex mit drei Gebäuden, dazu ein Gemeinschaftsgarten mit Spielplatz. Neben klassischen Mietwohnungen sind im Grünen Weiler auch sogenannte Clusterwohnungen, Atelierwohnungen und eine Pflege-WG geplant. Außerdem soll es Gemeinschaftsräume geben, in denen die Bewohner:innen zusammen essen, ihre Wäsche waschen oder Sport treiben können. Diese gemeinschaftlich genutzte Fläche macht ein Zehntel des Grünen Weilers aus.
Damit der Grüne Weiler ein durchmischter Wohnort wird, soll die Hälfte der Wohnungen sozialgefördert werden. Mit diesem Prozentsatz liegt der Grüne Weiler über den Vorgaben der Stadt Münster: Ein Ratsbeschluss aus dem Jahr 2014 schreibt vor, dass jede dritte Wohnung in einem Neubau sozialgebunden sein soll. Dass der Grüne Weiler dieses Ziel übertrifft, dürfte die Stadt freuen. Sie hat ihre eigene Vorgabe schließlich im vergangenen Jahr deutlich verfehlt (RUMS-Brief).
Um das zu ermöglichen, erhält der Grüne Weiler einen Zuschuss vom Land NRW für die geförderten Wohnungen, sagt Sabine Kittel, die sich im Vorstand des Grünen Weilers engagiert. Trotzdem hat das Ganze einen Haken: Der Grüne Weiler ist eine Wohnungsgenossenschaft. Wer dort einziehen will, egal ob in eine geförderte oder frei finanzierte Wohnung, muss deshalb Anteile erwerben.
Und wie teuer sind die? Dazu ein schneller Blick auf die derzeit freien Wohnungen: Für eine Ausbauwohnung, 45 Quadratmeter, werden 73.000 Euro für die Genossenschaftsanteile fällig, eine Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung mit knapp 61 Quadratmetern, geeignet für Paare, kommt auf 1.000 Euro Anteile pro Quadratmeter.
Also doch ganz schön kostspielig. Sabine Kittel sagt, es gebe durchaus Menschen, die nicht in den Grünen Weiler einziehen können, weil sie sich die erforderlichen Geschäftsanteile nicht leisten können. Das sei schmerzhaft, doch als junge Genossenschaft habe der Grüne Weiler eben nur das Eigenkapital seiner Mitglieder, sagt sie.
Aber auch hierfür möchte der Grüne Weiler eine Lösung anbieten: Er hat einen Solidaritätsfonds eingerichtet, der die Anteile für finanziell schwächere Bewohner:innen querfinanziert. Die Genoss:innen hätten insgesamt 250.000 Euro in den Fonds eingezahlt, sagt Kittel. Bislang habe es zwei Ausschüttungen gegeben.
#2 Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit?
Der Grüne Weiler möchte aber nicht nur einen Beitrag leisten, um die soziale Schieflage am Wohnungsmarkt zu beheben. Das Bauvorhaben soll auch möglichst nachhaltig vonstattengehen, denn Wohnen und Bauen machen 40 Prozent der Treibhausgasemissionen aus. Ein weiteres Problem ist der Flächenverbrauch beim Bauen: Versiegelte Böden sind wasser- und luftdicht abgeschlossen, was das Kleinklima aufheizt und die Bodenqualität beschädigt.
Bevor wir weiter unten auf die Energielösung des Grünen Weilers eingehen, schauen wir uns zuerst das Flächenkonzept an. Hierbei setzt der Grüne Weiler beim Bau auf Recycling: Da die Gebäude auf einem ehemaligen Kasernengelände entstehen, wird kein neues Bauland versiegelt, sondern bereits versiegelte Fläche wiederverwertet. Für den Garten in der Mitte des Komplexes wird der Boden außerdem entsiegelt.
Auch im Inneren des Grünen Weilers wollen die Bewohner:innen nachhaltig mit Fläche umgehen: „Wir wollen Wohn- und Geschäftsräume optimal nutzen und Leerstand möglichst vermeiden“, sagt Sabine Kittel. Ein Beispiel: Im Speisesaal sollen Kinder auch spielen oder Hausaufgaben erledigen können. Und sollte sich herausstellen, dass einige Gemeinschaftsräume nicht genutzt werden, können sie in Wohnungen umgewandelt werden, sagt sie.
Was auch zum nachhaltigen Umgang mit Fläche gehört: Der Pro-Kopf-Wohnraum ist im Grünen Weiler gedeckelt. Ziel ist es laut Sabine Kittel, den Wohnraum so zu optimieren, dass man auf geringer Fläche lebt, die man trotzdem als großzügig empfindet. Im Schnitt haben die Bewohner:innen pro Kopf 33 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung – der Bundesdurchschnitt liegt übrigens bei rund 48 Quadratmetern.
Kommen wir jetzt noch schnell zum Bauen: Wie sieht’s da mit Nachhaltigkeit aus? Sabine Kittel sagt, bei den Baustoffen musste die Genossenschaft ein paar Kompromisse eingehen. Den kompletten Bau aus nachhaltigen Stoffen zu errichten, hätte das Budget gesprengt. Aber: „Die Materialien sind wertig, im Sinne der Langlebigkeit“, sagt sie. Das zeigt auch: Ökologie ist manchmal eine Frage der Abwägung.
#3 Wer verdient am Grünen Weiler?
Eine Genossenschaft kann und darf rechtlich keine Dividenden ausschütten, von denen die Mitglieder beispielsweise in den Urlaub fahren oder sich einen ruhigen Lebensabend finanzieren. Dennoch muss der Grüne Weiler schwarze Zahlen schreiben, erläutert Wolfgang Kiehle aus Dortmund, der die Wohnungsgenossenschaft berät. Diese Rücklagen dienten aber einzig der Sicherheit.
Anders ist es für die Stadt Münster. Sie hat durchaus einen finanziellen Vorteil am Grünen Weiler, denn sie wird die Eigentümerin des Grundstücks bleiben, auf dem der Gebäudekomplex entsteht. Das ermöglicht das sogenannte Erbbaurecht, das übrigens nicht in allen deutschen Städten existiert.
Konkret läuft es so: Die Stadt stellt dem Grünen Weiler das Grundstück zu sehr günstigen Konditionen zur Verfügung. Jedes Jahr muss die Wohnungsgenossenschaft 165.000 Euro an die Stadt zahlen. Dieser Erbbauzins steigt allerdings mit den Verbraucherpreisen. Nach 75 Jahren läuft der Erbbauvertrag aus, erst dann kann der Grüne Weiler neu über die Konditionen mit der Stadt verhandeln. Sie hat währenddessen eine laufende Einnahmequelle für kommunale Aufgaben.
Aber warum ist dieses Konstrukt überhaupt sinnvoll? Wolfgang Kiehle sagt, das Erbbaurecht sei eine gute und richtige Entscheidung der Stadt, denn junge Unternehmen könnten durch die vergünstigten Einstiegskonditionen überhaupt erst bauen. Anders gesagt: Ohne das Erbbaurecht wäre der Grüne Weiler nicht möglich.
Ein Punkt ist Wolfgang Kiehle bei der Finanzierung des Projekts aber besonders wichtig: Viel zu oft werde übersehen, dass Bürger:innen der Stadt Münster selbst für 11 der insgesamt 50 Millionen Euro aufkommen, sagt er. Dadurch entstünden am Ende Mietwohnungen – und eben kein Eigentum.
Wenn man genau hinsieht, ist der Grüne Weiler für die Bewohner:innen sogar ein Verlustgeschäft. Sie zahlen in die Genossenschaft ein und müssen ihre Anteile wieder verkaufen, sobald sie ausziehen. Diese Anteile verlieren im Laufe der Zeit inflationsbedingt an Wert. Das, was die Genoss:innen also kreieren, ist nichts anderes als eine soziale Rendite, weil die Wohnungen noch über Jahrzehnte in Gievenbeck stehen bleiben und preiswert vermietet werden.
#4 Wie versorgt sich der Grüne Weiler mit Energie?
Einen Aspekt habe ich in Frage #2 ausgelassen: den der Energieproduktion. „Der Grüne Weiler wird keine fossile Energie verbrauchen“, sagt Wolfgang Kiehle. Stattdessen werden Strom und Wärme aus sich erneuernden Quellen erzeugt, und zwar vom Grünen Weiler selbst.
Dazu soll auf dem Dach des Gebäudekomplexes eine Photovoltaikanlage installiert werden, die von der Stadt Münster bezuschusst wird. Die Solarenergie soll genutzt werden, damit die Wärmepumpen per Geothermie die Wohnungen heizen können und die Durchlauferhitzer warmes Wasser erzeugen. Ursprünglich habe die Genossenschaft auch überlegt, eine Windkraftanlage aufs Dach zu stellen, sagt Wolfgang Kiehle. Allerdings habe der Grüne Weiler auf dem Markt keine passende Anlage gefunden.
Diese Eigenversorgung hat einen entscheidenden Vorteil: Die Bewohner:innen des Grünen Weilers werden Preisschwankungen am Energiemarkt kaum zu spüren bekommen. Nur in Dunkelperioden – sprich: im Winter – muss der Grüne Weiler externen Strom dazukaufen. Um Energie zu sparen, soll der Grüne Weiler außerdem als Effizienzhaus gebaut werden. Für diesen Gebäudestandard gibt es eine Förderung der KfW-Bank.
Zum Energiekonzept gehört aber auch noch ein anderer Aspekt: Jeder Stellplatz wird am Grünen Weiler über einen E-Ladeanschluss für Autos und Lastenräder verfügen. Die Genossenschaft habe erkannt, dass die Vermieter:innen auch einen Beitrag zur Mobilität ihrer Bewohner:innen leisten müssen, sagt Wolfgang Kiehle. Dennoch ist die Tiefgarage, die der Grüne Weiler bauen muss, ein Projekt wider Willen, denn eigentlich wollte die Wohnungsgenossenschaft auf autofreie Mobilität setzen.
In die Quere kam dem Grünen Weiler allerdings die Stellplatzsatzung der Stadt Münster. Sie legt fest, wie viele Autoparkplätze pro Wohnung entstehen müssen. Die Zahl der Parkplätze kann aber auch reduziert werden, zum Beispiel wenn Bushaltestellen in der Nähe sind oder vor Ort ein Mobilitätskonzept gilt, das den Stellplatzbedarf nachweislich verringert, schreibt uns das Presseamt auf Anfrage. Unabhängig davon können Parkplätze auch durch Fahrradstellplätze ersetzt werden. Pro Autostellplatz müssen laut Satzung vier Radstellplätze entstehen.
Der Grüne Weiler hat der Stadt ein eigenes Mobilitätskonzept vorgelegt, um die Zahl der geforderten Stellplätze zu reduzieren, unter anderem mit einem Fahrradparkhaus und Carsharingangeboten für die Bewohner:innen. Unterm Strich sind für die mehr als einhundert Wohnungen jetzt 16 Stellplätze vorgesehen, 14 Parkplätze in einer Tiefgarage und zwei oberirdische.
Die Stadt hätte aber auch selbst eine Alternative zu diesem Deal schaffen können: mit einer Quartiersgarage. Solche Parkhäuser sind auf den Stellplatzbedarf in einem Stadtteil ausgelegt – warum hat die Stadt keine öffentliche Garage fürs Oxfordquartier geplant? Das Presseamt antwortet uns, eine Quartiersgarage gehörte vor zehn Jahren schlicht und einfach nicht zum städtebaulichen Vergabeverfahren. Werden Grundstücke ausgeschrieben und vergeben, spielten alternative Mobilitätsangebote aber eine Rolle.
#5 Wie soll das Zusammenleben funktionieren?
Ungefähr 250 Menschen sollen später im Grünen Weiler zusammenleben und miteinander Gemeinschaftsräume nutzen – besteht da nicht auch Reibungspotenzial? Sabine Kittel sagt, eine Wohnungsgenossenschaft lebe von der Beteiligung aller. Um die Mitglieder dauerhaft zum Mitmachen zu bringen, nutze der Grüne Weiler das Prinzip der Soziokratie.
Was heißt das? Die Bewohner:innen finden sich in Arbeitsgruppen zusammen, die sich mit bestimmten Themen beschäftigen, zum Beispiel mit der Mobilität oder dem Garten. Jede AG nominiert Sprecher:innen, die wiederum in der sogenannten Steuerungsgruppe mit dem vierköpfigen Vorstand zusammenkommen. So kann jede AG ihre Inhalte vortragen, die Anliegen der anderen Gruppen diskutieren und alles, was in der Steuerung besprochen wird, wieder zurücktragen in die AG.
Das klingt aufwendig, hat aber Vorteile, erläutert Sabine Kittel: „Wir entscheiden zwar im Vorstand, sind aber bei bestimmten Fragen auf die Expertise und kritischen Einwände von Mitgliedern aus den Arbeitsgruppen angewiesen“, sagt sie. Die Arbeit im Vorstand sei außerdem stark auf Konsens ausgerichtet. Bedeutet: Es werde so lange diskutiert, bis niemand mehr gegen eine Entscheidung ist.
Auch hier zeigt sich wieder: Der Grüne Weiler verfolgt einen hohen Anspruch. Lädt das nicht auch zur Regulierungswut ein, wenn man wirklich immer alles richtig machen will? Sabine Kittel kann das nicht ganz abstreiten. Beispiel Haustierreglement: Dessen Planung sei eine emotionale Debatte gewesen, denn die Meinungen der Bewohner:innen zu Haustieren fielen zum Teil sehr unterschiedlich aus. Dennoch ist Sabine Kittel zuversichtlich, dass sich die Entscheidungsprozesse „mit der Zeit zurechtruckeln“ werden. (sfo)
Diese Recherche ist in Zusammenarbeit mit dem Onlinemagazin Perspective Daily aus Münster entstanden.
Unsere RUMS-Dienstagsausgabe war eine Montagsausgabe, wie sich im Nachhinein herausstellte. Wir müssen ein paar Fehler korrigieren.
In unserem Text über den Glasfaserausbau in Münster stimmten mehrere Informationen nicht, außerdem haben wir einige Angaben konkretisiert. Im Wesentlichen ging es um Folgendes:
- Der Glasfaser-Ausbau in den Vierteln Kinderhaus, Mauritz-West, Neutor und Geistviertel ist nicht abgeschlossen, wie wir schrieben, er läuft in mehreren Vierteln parallel weiter.
- Das Markterkundungsverfahren für das neue Förderprogramm sollte ursprünglich in dieser Woche enden. So stand es auch gestern noch auf der städtischen Website, das ist inzwischen aber korrigiert, weil die Stadt das Verfahren kurzfristig bis Juli verlängert hat.
- Wir hatten geschrieben, die Stadtwerke entschieden erst nach dem Ausbau eines Gebiets, in welchem es danach weitergeht. Richtig ist: Das wird schon vorher entschieden, aber erst kurz vor dem Ausbau veröffentlicht. Den vollständigen Korrekturhinweis finden Sie im RUMS-Brief.
Außerdem stimmten drei Angaben in den Ferientipps nicht:
- Wir schrieben, die Konzerte beim Stadtfest fänden vor dem Schloss statt. Richtig ist: Die Bands treten am Domplatz auf.
- Außerdem schrieben wir, die zweite Fietsenbörse ist am 4. August. Tatsächlich findet die Börse aber einen Tag später statt, also zur Sicherheit: am 5. August, einem Samstag.
- Dann ist noch ein zweiter Datumsdreher unterlaufen: Das Wilsberg Promi-Kellnern findet nicht am 28. August statt, wie wir geschrieben haben, sondern schon einen Tag früher. Auch diese Fehler haben wir alle korrigiert.
Zum Schluss noch ein Lapsus in der Ein-Satz-Zentrale: Wir schrieben, Preußen Münster habe ein Aufstiegsmagazin herausgegeben. Richtig ist, Herausgeber ist der Verein „100 Prozent Mein Verein“. Auch das haben wir richtig gestellt. (rhe/sfo)
+++ Vergangene Woche Mittwoch haben die Bundesärztekammer, der deutsche Pflegerat und die deutsche Allianz Klimaschutz und Gesundheit den bundesweiten Hitzeaktionstag veranstaltet. Diese Kampagne soll auf die gesundheitlichen Gefahren für Hitze aufmerksam machen. Laut einer Pressemitteilung seien allein 2022 rund 4.500 Menschen hitzebedingt gestorben. In dem extrem heißen Sommer 2018 habe die Zahl der Hitzetoten in Deutschland sogar bei 8.700 gelegen. Trotz der immensen Gefahr, die durch die Klimakrise weiter zunehme, hätten bislang nur wenige Städte und Gemeinden kommunale Hitzeschutzpläne ausgearbeitet, heißt es in der Pressemeldung. Münster ist da kein Vorbild: Vor einem Jahr berichtete Ralf Heimann über die Planlosigkeit der Stadt in Sachen Hitzeschutz (RUMS-Brief). Damals sagte uns die Verwaltung, ein Hitzeschutzplan werde entworfen und dafür solle eine Stelle geschaffen werden. Wir haben uns jetzt nach dem aktuellen Stand erkundigt: Die Stadt schreibt uns, das Gesundheitsamt habe im Dezember 2022 jemanden eingestellt, der einen Hitzeaktionsplan erstellen wird. Dazu erhalte die Stadt eine Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen. Noch in diesem Jahr soll das Projekt verschiedenen Zielgruppen bei Auftaktveranstaltungen vorgestellt werden, um im Anschluss mit Workshops Lösungen zu erarbeiten. (sfo)
+++ Beim Thema Hitze hat es eine Gruppe besonders schwer: Wohnungslose. Was unternimmt die Stadt, um die Menschen auf der Straße vor der Hitze zu schützen? Das Presseamt schreibt, es gebe eine aufsuchende Sozialarbeit der Bischof-Hermann-Stiftung, des Sozialamts und des SKF. Die Mitarbeitenden verteilten bei dieser Tätigkeit Wasser, Sonnencreme und Schirmmützen an wohnungslose Menschen in Münster. Damit diese Arbeit auch am Abend und am Wochenende erledigt werde, gebe es außerdem noch ein „Team Wetterschutz“ mit studentischen Hilfskräften. Ein anderer Punkt: Beim Umbau des Bremer Platzes soll im vorderen Bereich, der für die Szeneangehörigen vorgesehen ist, ein Trinkbrunnen aufgestellt werden. An anderen Orten, die von Wohnungslosen häufig aufgesucht werden, etwa der Promenade oder dem Servatiiplatz, sind allerdings keine Trinkbrunnen geplant. Deshalb sei die aufsuchende Sozialarbeit laut Presseamt umso wichtiger. (sfo)
+++ Münster hat jetzt ein sogenanntes Klima-Dashboard, also eine Internetseite, auf der man sehen kann, wie es um den Klimaschutz in der Stadt steht. Dort steht zum Beispiel, dass es schon 38 Elektrobusse gibt. Die Daten sollen regelmäßig aktualisiert werden. Das Problem ist allerdings: Die Stadt pflegt das Dashboard selbst, und sie hat vor allem ein Interesse daran, die guten Nachrichten zu verbreiten. Als alleinige Informationsquelle über den Klimaschutz reicht das Dashboard also nicht aus. Ein bisschen Eigenwerbung wird doch wohl noch erlaubt sein. (rhe)

Hier finden Sie alle unsere Cartoons. Sollte Ihnen ein Cartoon besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!
+++ In den kommenden Wochen kann es gut sein, dass sich die Abfallabfuhr verzögert, weil Personal fehlt. (Stadt Münster)
+++ Ab Montag ist die Straße Max-Klemens-Kanal zwischen Heidegrund und Am Knapp etwa zwölf Wochen lang gesperrt. (Stadt Münster)
+++ Der Bau einer neuen Kita in Kinderhaus geht nun los, sie soll im Herbst 2024 eröffnet werden. (Stadt Münster)
+++ Die Gruppe Fridays for Future hat ihr Klimacamp bis Sonntag verlängert, um ein paar Programmpunkte nachzuholen, die unwetterbedingt ausgefallen waren. (Fridays for Future, via Instagram)
+++ Die Polizei sucht Zeug:innen, die Hinweise zu dem Mann geben können, der mutmaßlich am Dienstagnachmittag gegen 17 Uhr eine 22-Jährige in einer Buchhandlung an der Salzstraße sexuell belästigt hat. (Polizei Münster)
+++ Außerdem sucht die Polizei eine Frau, deren Hund am Montag kurz nach Mittag einen 12-jährigen Jungen gebissen und leicht verletzt hat. (Polizei Münster)
+++ Forscher:innen der Uni Münster werden ziemlich oft zitiert, weswegen die Uni im sogenannten Leiden-Ranking deutschlandweit den fünften Platz belegt. (Uni Münster)
+++ Die DGB-Jugendbildungsreferentin Janna Frydryszek hat zusammengefasst, worauf Jugendliche bei Ferienjobs achten sollten. (MünsterTube)
+++ Das Bündnis gegen Queerfeindlichkeit hat eine Umfrage über queerfeindliche Gewalt in Münster gestartet. (Bündnis gegen Queerfeindlichkeit)
+++ Münster hat mal wieder einen ersten Platz belegt, und zwar beim Deutschen Fahrradpreis, dieses Mal mit der Kanalpromenade. (Stadt Münster)
+++ Nächste Woche ziehen drei Abteilungen der Bezirksregierung Münster in ein neues Gebäude an der Joseph-König-Straße 3 um und sind ab dem 28. Juni unter der neuen Adresse erreichbar. (Bezirksregierung Münster)
+++ Sehr viele junge Menschen sind heute auf einer Tanzdemo durch die Innenstadt (und an der RUMS-Redaktion vorbei) gezogen, um für den Erhalt der Subkultur in Münster zu protestieren. (eigene Augen)
Vor ein paar Wochen hatten wir darüber berichtet, dass Ende des Monats der letzte Unverpacktladen in Münster schließt (RUMS-Brief). Wenn Sie trotzdem weiterhin unverpackt einkaufen wollen, hier ist eine Alternative: Bei Namiko können Sie unverpackte Lebensmittel bestellen, die der Verein im Bio-Großhandel besorgt. Die Lieferungen finden immer an bestimmten Terminen statt, dann müssen Sie zur Abholung erscheinen und Ihre Bestellung in mitgebrachte Behälter abfüllen. Wo Sie Ihre Lebensmittel abholen können, erfahren Sie bei Ihrer Bestellung. Aktuell ist es die Trafo-Station.
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Fabian Cohrs hat heute ein paar schöne Tipps für Sie herausgesucht:
+++ Ab heute Abend läuft im Schlosstheater der Dokumentarfilm „The Scars of Ali Boulala“, der schon vor zwei Jahren gedreht wurde. Der Film erzählt die Geschichte von Ali Boulala, der in den Neunzigern ein gefeierter Star der Skatingszene war, aber dessen Karriere sich nach einem Motorradunfall änderte. Ali Boulala wird heute Abend im Schlosstheater sogar anwesend sein. Tickets gibt’s hier.
+++ Wir bleiben beim Skating, zumindest halbwegs: Heute Abend spielt um 20 Uhr Dave Collide, Sänger der Skatepunk-Band Bike Age, in Münster. Das Konzert findet in der heilen Welt im Martiniviertel statt, der Eintritt ist frei.
+++ Sind Tomaten wirklich treulos? Um solche Fragen geht es morgen Nachmittag bei einer Führung durch den Botanischen Garten. Die Themen sind Brauchtum, Mythen und Aberglauben in der Pflanzenwelt. Los geht’s um 15 Uhr. Dauer: etwa anderthalb Stunden. Bitte nicht vergessen, sich vorher anzumelden. Das geht per Mail oder am Telefon (0251-8323829).
+++ Morgen startet um 9 Uhr die Hinrunde der Deutschen Meisterschaften im Ultimate Frisbee in Münster. 18 Mannschaften reisen aus ganz Deutschland an. Unter den teilnehmenden Teams ist auch die Mannschaft des SC Münster 08 unter dem Namen „Nullacht! Ultimate“. Der Eintritt ist frei. Die Spiele finden auf dem Gelände des SC Münster 08 in Mauritz am Hallenbad Ost statt.
+++ Schon mal zum Vormerken, weil man sich anmelden muss, wenn man an einer geführten Tour teilnehmen möchte: Am 8. und 9. Juli öffnen in Handorf achtzehn Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers, Gärten und Ausstellungsräume. Das Ganze heißt: „DieWerse Kunsttour“. Die geführten Radtouren zu den Ateliers bietet der Allgemeine Deutsche Fahrradclub an. Und unter uns: Einer der kompetenten und sympathischen Guides ist Stephan Biermann, der unseren Verein „Rund um Münster“ leitet. Auf dem Programm stehen auch Lesungen und Livemusik. Alles Weitere finden Sie hier. Und ach ja, der Eintritt ist frei.
+++ Das Pumpenhaus feiert am Sonntag Saisonabschluss und Sommerfest inklusive Backstage-Bar, DJ und einer Open Stage für alle, die etwas aufführen oder erzählen möchten. Los geht es um 16 Uhr.
Am Dienstag schreibt Ihnen Svenja Stühmeier. Kommen Sie gut durchs Wochenende.
Herzliche Grüße
Sebastian Fobbe
Mitarbeit: Fabian Cohrs (fco), Ralf Heimann (rhe), Svenja Stühmeier (sst)
Lektorat: Laura Badura
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PS
Am Donnerstagabend wies uns jemand auf ein Video hin, das zeigt, wie ein Storch im Zoo in den Maschen des Geiergeheges festhängt. Es war erst kurz zuvor veröffentlicht worden. Die „Taubenfreunde Münster“ hatten es mit dem Hinweis „Tierquälerei im Allwetterzoo Münster“ auf ihrer Instagramseite veröffentlicht. Die Reaktionen in den Kommentaren sind erschrocken bis empört. Aber was war da los? Wir haben den Zoo gefragt. Ein Sprecher schickte am Morgen eine Stellungnahme. Die Bilder seien auch dem Team des Zoos sehr nahe gegangen, heißt es. Es sei ein Dilemma gewesen. Die Störche seien Wildvögel, die vom Zoo nicht gefüttert oder versorgt würden. Die Gänsegeier dagegen schon. Und mit einem Rettungseinsatz hätte man die jungen Geier möglicherweise so in Panik versetzt, dass sie aus ihren Nestern gefallen wären. Daher habe man abwägen müssen. Am Freitagmorgen habe sich die Chance ergeben, den Storch zu retten, ohne die Geiervoliere zu betreten. Laut den „Taubenfreunden“, die inzwischen ihrerseits ein Videostatement veröffentlicht haben, ist der Storch inzwischen gestorben. Ob das stimmt, wissen wir nicht. Der Zoosprecher erklärt in seiner Stellungnahme auch das grundsätzliche Problem: Die Störche bauten ihre Neste immer wieder auf der Voliere. Entfernen dürfe man sie nicht. Der Sprecher fasst das Problem in einem Satz sehr schön zusammen: „ Es ist sehr schwer, den Störchen zu sagen, wo sie ihre Nester bauen sollen und wo nicht.“ (rhe)
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