Hiltrup, Geranien und die Liebe | Rat gegen Rad: Kein städtisches Fahrradverleihsystem für Münster | Bauleitplanung: Wer darf bauen – und wo?

Müns­ter, 12. Mai 2023

Guten Tag,

die Regen­ta­ge in Müns­ter schei­nen vor­erst vor­bei zu sein. Heu­te steht die Son­ne am Him­mel und bestimmt haben Sie sich fürs Wochen­en­de etwas Schö­nes vor­ge­nom­men. Zum Bei­spiel den hei­mi­schen Gar­ten oder Bal­kon bereit für den Früh­ling zu machen.

Viel­leicht weckt das wun­der­ba­re Wet­ter aber auch ein paar Früh­lings­ge­füh­le in Ihnen – eine ele­gan­te Über­lei­tung zu unse­rem ers­ten The­ma: den Blu­men­am­peln an der Markt­allee in Hil­trup. Man­che Men­schen im Stadt­teil füh­ren eine sehr inni­ge Bezie­hung zu den 40 Blu­men­kü­beln, die jeden Früh­ling an den Stra­ßen­la­ter­nen hän­gen. Blog­ger Hen­ning Kla­re nennt das Ver­hält­nis der Hil­tru­per zu den Gera­ni­en in der Markt­allee des­halb „l’Amour Fou“, also eine obses­si­ve Form der Romantik.

Aber wo ist jetzt das Pro­blem? Ist doch schön, wenn ein Stra­ßen­zug mit Gera­ni­en deko­riert wird. Das stimmt, aber dann muss sich auch jemand dar­um küm­mern. Bezirks­bür­ger­meis­ter Joa­chim Schmidt von der CDU hat­te 2015 die ers­ten Blu­men­am­peln in Hil­trup anbrin­gen las­sen und die Pfle­ge den Johan­ni­tern anver­traut. Seit sei­nem Tod vor rund drei Jah­ren küm­mern die sich aber nicht mehr um die Geranien.

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Das blu­men­po­li­ti­sche Erbe muss­te also Schmidts Nach­fol­ger antre­ten, das ist Wil­fried Stein von den Grü­nen. Er orga­ni­sier­te in den ver­gan­ge­nen Jah­ren Paten­schaf­ten für die Blu­men­am­peln, damit Men­schen aus der Nach­bar­schaft die Gera­ni­en gießen.

Die sind aber nicht immer zum Gie­ßen erschie­nen, wes­halb dann irgend­wann ein Hau­fen Grün­ab­fall in den Kübeln vor sich hin rot­te­te. Als dann im Novem­ber 2022 am ers­ten Advents­sonn­tag noch immer ver­dorr­te Gera­ni­en an den Later­nen­mas­ten der Markt­allee hin­gen, war für die CDU der Spaß vor­bei. „Ich habe einen rich­ti­gen Schre­cken bekom­men, als ich sah, wie ver­kom­men sie aus­sa­hen und noch immer nicht abge­räumt waren“, wird die empör­te CDU-Poli­ti­ke­rin Karin Mey­er­hoff in den West­fä­li­schen Nach­rich­ten zitiert. Akt II der Hil­tru­per Geranien-„Amour Fou“.

Rich­ten soll­te die­ses Schla­mas­sel in die­sem Jahr zuerst die Stadt­teil­of­fen­si­ve Hil­trup. Die wink­te aber ab: Die Gera­ni­en sei­en Stadt­teil­mar­ke­ting und des­halb ein Pro­blem des Bezirks­bür­ger­meis­ters. Jetzt springt eine Grup­pe mit dem Namen „ZWAR“ ein – die­se Abkür­zung steht für „zwi­schen Arbeit und Ruhe­stand“. Die Ehren­amt­li­chen wol­len die Markt­allee regel­mä­ßig mit einem Elek­tro­mo­bil abfah­ren, um die Gera­ni­en in den Blu­men­am­peln zu wäs­sern und zu dün­gen. Los geht’s, sobald die Gera­ni­en da sind. Wie die WN etwas zer­knirscht schrei­ben, wird das wohl vor dem Hil­tru­per Früh­lings­fest nichts mehr.

Ob damit jetzt der drit­te Akt in der Hil­tru­per Tra­gi­ko­mö­die beginnt? Wol­len wir mal nicht so skep­tisch sein. Wahr­schein­lich wer­den die Blu­men­am­peln aber auch wei­ter­hin für Gesprächs­stoff im Stadt­teil sor­gen, denn so hübsch die Blu­men auch sind, blö­der­wei­se wer­den Pflan­zen bei der tro­cke­nen Hit­ze ja immer durs­ti­ger. Ob es dann immer noch so klug ist, jedes Jahr Gera­ni­en in die pral­le Son­ne zu hän­gen? (sfo)

Kurz und Klein

+++ Bei Eng­päs­sen in der eige­nen Kita sol­len Kin­der bald in eine Not­be­treu­ung gehen kön­nen. Das hat der Rat am Mitt­woch beschlos­sen. Dafür wer­den künf­tig zwei Voll­zeit­stel­len besetzt. Das Jugend­amt muss noch zustim­men. Auch im offe­nen Ganz­tag sol­len wei­te­re Berufs­grup­pen Abhil­fe schaf­fen, was Betreu­ungs­eng­päs­se angeht. Auf offe­ne Stel­len dür­fen sich nun auch Men­schen etwa aus dem Pfle­ge- und The­ra­pie­be­reich bewer­ben. (sst)

+++ Der Wirt­schafts­plan für die­se Spiel­zeit geht davon aus, dass das Stadt­thea­ter Müns­ter Mie­se machen wird, genau genom­men fast 730.000 Euro. Um einen Teil die­ses Defi­zits aus­zu­glei­chen, wer­den jetzt die Thea­ter­kar­ten teu­rer: Die Prei­se stei­gen im Klei­nen Haus, im Stu­dio und im Par­kett um 20 Pro­zent, in den Rän­gen um 10 Pro­zent. In der Fol­ge­spiel­zeit kön­nen die Ein­tritts­kar­ten auch noch ein­mal um etwa 5 Pro­zent teu­rer wer­den. Die Links­frak­ti­on kri­ti­sier­te die­se Preis­er­hö­hung am Mitt­woch im Rat, weil das Men­schen mit gerin­gem Bud­get und ohne Müns­ter­pass vom Thea­ter­be­such abhal­te. Die Gegen­re­de aus allen ande­ren Frak­tio­nen: Erhö­he man nicht die Prei­se, müs­se das Thea­ter womög­lich schlie­ßen. Und das letz­te Mal sei der Ein­tritt vor zehn Jah­ren teu­rer gewor­den. Ver­gli­chen mit ande­ren Städ­ten in Nord­rhein-West­fa­len sei der Thea­ter­be­such in Müns­ter noch güns­tig. (sfo)

+++ Ein Jahr ist es her, als der ers­te Affen­po­cken­fall in Müns­ter auf­trat. Das Anste­ckungs­ge­sche­hen hat­te sich aber schnell beru­higt und auch momen­tan ist das Virus eini­ger­ma­ßen inak­tiv. Die­se Woche hat der Ber­li­ner Viro­lo­ge Chris­ti­an Dros­ten aber davor gewarnt, dass sich die­se Ruhe ändern könn­te. Pocken ver­ur­sach­ten zunächst mil­de Krank­heits­ver­läu­fe, die sich aber ver­stär­ken, sobald sich die Erre­ger an den Men­schen anpas­sen. In Müns­ter sind laut Robert-Koch-Insti­tut bis­her nur zwölf Anste­ckun­gen mit dem Affen­po­cken­vi­rus bestä­tigt wor­den. In allen Fäl­len han­del­te es sich bei den Infi­zier­ten um Män­ner. Die Uni­kli­nik Müns­ter bie­tet Imp­fun­gen für Per­so­nen­grup­pen an, die in den Emp­feh­lun­gen der Stän­di­gen Impf­kom­mis­si­on prio­ri­siert wer­den. Das sind Men­schen, die Kon­takt zu Infi­zier­ten hat­ten, und Män­ner, die Sex mit Män­nern haben und dabei häu­fig den Geschlechts­part­ner wech­seln. In der letzt­ge­nann­ten Grup­pe ist das Bewusst­sein für die Gefähr­dung laut Deutsch­land­funk sehr hoch. Nach 28 Tagen muss die Imp­fung auf­ge­frischt wer­den. (sfo)

+++ Beim Fund­rai­sing zum Musik-Cam­pus sind bis­her sechs Mil­lio­nen Euro zusam­men­ge­kom­men. Das hat Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Lewe in der Rats­sit­zung auf Anfra­ge von Lars Nowak aus der Sati­re­par­tei „Die Par­tei“ mit­ge­teilt. Wei­te­re zwei bis drei Mil­lio­nen sei­en zumin­dest ange­kün­digt. Auf die offe­ne Fra­ge, ob es Neu­ig­kei­ten zum Bau­her­ren gebe, gab Lewe eine eher schwam­mi­ge Ant­wort mit dem Infor­ma­ti­ons­ge­halt: Wei­te­res in den nächs­ten Tagen. Wahr­schein­lich. (sst)

+++ Vor eini­gen Tagen ist die Kam­pa­gne „#ret­tet­daspg“ an den Start gegan­gen. Ihr Ziel: bekannt machen, dass das Jugend­zen­trum im Paul-Ger­hardt-Haus drin­gend Räu­me sucht. Anfang 2024 soll das Gebäu­de abge­ris­sen wer­den und für das 700-Qua­drat­me­ter-Jugend­zen­trum gibt es noch kei­ne Aus­weich­mög­lich­kei­ten. Das Team sucht nun also nach Mög­lich­kei­ten, sodass die Grup­pen aus dem Haus wei­ter bestehen kön­nen. Laut Lei­ter Gert Her­rera gibt’s davon eine gan­ze Men­ge. Eini­ge tan­zen, ande­re arbei­ten in Werk­stät­ten zusam­men und wie­der ande­re sind gesell­schaft­lich aktiv. „Wir wol­len eine Mög­lich­keit für jun­ge Leu­te bie­ten, die eine bes­se­re Welt schaf­fen wol­len“, fasst Gert Her­rera zusam­men. Für den Abriss und die Bau­zeit des neu geplan­ten Gebäu­des, laut Her­rera etwa drei Jah­re, ist man auf der Suche nach einer guten Zwi­schen­lö­sung. Und auch für die Zeit danach wird es mehr Platz als bis­her im Neu­bau ein­ge­plant brau­chen, um das Ange­bot so, wie es gera­de ist, fort­be­stehen zu las­sen. (sst)

+++ Ges­tern begann am Amts­ge­richt Müns­ter das Ver­fah­ren gegen den Mann, der im ver­gan­ge­nen Jahr zwei­mal einen Bau­kran an der Ham­mer Stra­ße für meh­re­re Wochen besetzt hat­te. Die Punk­te auf der Ankla­ge­schrift sind gefähr­li­che Kör­per­ver­let­zung, Belei­di­gung und Bedro­hung, berich­ten die West­fä­li­schen Nach­rich­ten. Laut WN sind für den Pro­zess neun Ter­mi­ne anbe­raumt. Das Ver­fah­ren gilt als unge­wöhn­lich auf­wen­dig. Außer­dem erhebt die Stadt Müns­ter Ansprü­che gegen den Mann, weil wäh­rend der Kran­be­set­zun­gen die Bau­stel­le ruhen muss­te. Laut Ste­fan Wis­mann, Geschäfts­füh­rer der Wohn- und Stadt­bau, beläuft sich die Sum­me auf eine Vier­tel­mil­li­on Euro. (sfo)

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Wie es weiterging – mit der Geburtshilfe in Münster

Das nord­rhein-west­fä­li­sche Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um gibt einen aus: Ins­ge­samt 25 Mil­lio­nen Euro gehen an die 38 Geburts­kli­ni­ken im Land. Allein 1,2 Mil­lio­nen Euro flie­ßen nach Müns­ter, 460.000 Euro bekommt das Fran­zis­kus­hos­pi­tal und 660.000 Euro die Uniklinik.

Das bedeu­tet aber auch: Zwei Geburts­kli­ni­ken in Müns­ter gehen leer aus, das Cle­mens­hos­pi­tal und das Herz-Jesu-Kran­ken­haus in Hil­trup. War­um? Ein Spre­cher des NRW-Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums schreibt uns, laut Bun­des­vor­ga­be sei­en nur Kran­ken­häu­ser för­der­be­rech­tigt, die als bedarfs­not­wen­dig gelten.

Bei einer Geburts­sta­ti­on ist das der Fall, wenn Schwan­ge­re nach ihrer Schlie­ßung län­ger als 40 Minu­ten mit dem Auto in das nächs­te Kran­ken­haus fah­ren müss­ten, um ihr Kind auf die Welt zu brin­gen, schreibt der Minis­te­ri­ums­spre­cher. Beim Cle­mens­hos­pi­tal und Herz-Jesu-Kran­ken­haus sei­en die­se Kri­te­ri­en nicht erfüllt.

Geld für Personal und Ausbildung

Bar­ba­ra Blo­mei­er, Vor­sit­zen­de des Heb­am­men­ver­bands NRW, schreibt uns, der Ver­band habe im Vor­feld mit dem Minis­te­ri­um über die För­de­rung dis­ku­tiert. Wich­tig sei es aus der Sicht des Heb­am­men­ver­bands, dass Kli­ni­ken geför­dert wer­den, die Aus­bil­dungs­plät­ze für Stu­die­ren­de anbie­ten (seit 2020 müs­sen ange­hen­de Heb­am­men in Deutsch­land stu­die­ren). „Beim ers­ten Drü­ber­schau­en haben wir aber den Ein­druck, dass man unse­rer Anre­gung weit­ge­hend gefolgt ist“, schreibt Blo­mei­er. Das Cle­mens­hos­pi­tal, das bei der Lan­des­för­de­rung leer aus­geht, bil­det aller­dings auch Heb­am­men­stu­die­ren­de aus.

Span­nend wird es laut Heb­am­men­ver­band aber so rich­tig, wenn die Kli­ni­ken das Geld aus­ge­ben. Denn dann stellt sich die Fra­ge: Ste­cken sie die För­de­rung ins Per­so­nal oder in Renovierungsarbeiten?Im Novem­ber hat­ten wir über die Arbeits­be­din­gun­gen für Heb­am­men und die Finan­zie­rung der Geburts­hil­fe in Müns­ter berich­tet. Das Ergeb­nis damals: Die Heb­am­men arbei­ten oft am Limit und kön­nen kei­ne Eins-zu-eins-Betreu­ung auf den Geburts­sta­tio­nen anbie­ten. (sfo)


Rat gegen Rad: Kein städtisches Fahrradverleihsystem für Münster

Was hat Ant­wer­pen, was Müns­ter nicht hat? Zuge­ge­ben: Auf die­se Fra­ge gibt es zig Ant­wor­ten, denn Ant­wer­pen und Müns­ter haben nicht wirk­lich viel gemein­sam. Ant­wer­pen hat zum Bei­spiel einen alt­ehr­wür­di­gen Haupt­bahn­hof, ein schi­ckes Dia­man­ten­vier­tel und sowie­so knapp 200.000 Einwohner:innen mehr als Münster.

Ich möch­te aber auf einen ande­ren Punkt hin­aus. In Ant­wer­pen gibt es näm­lich ein städ­ti­sches Fahr­rad­ver­leih­sys­tem, das inter­na­tio­nal als Vor­zei­ge­mo­dell gilt. Die Men­schen in Ant­wer­pen kön­nen seit 2011 an etwa 300 Sta­tio­nen mehr als 4.000 Fahr­rä­der lei­hen. Das geht inzwi­schen digi­tal, mit einer App. Das gelie­he­ne Rad kön­nen die Men­schen eine hal­be Stun­de nut­zen; wer mehr Zeit braucht, zahlt einen sym­bo­li­schen Betrag drauf. Ein Tages­pass kos­tet 5 Euro, eine Jah­res­kar­te 58 Euro.

Davon sind vie­le ange­tan. In einem Bei­trag des flä­mi­schen Rund­funks lobt nicht nur der Ver­kehrs­de­zer­nent der Stadt Ant­wer­pen die­ses Leih­sys­tem, son­dern auch ein Spre­cher des bel­gi­schen Rad­fahr­bun­des. Auch Rad­fah­ren­de aus Müns­ter haben schon die Vor­zü­ge des Fahr­rad­ver­leih­sys­tems in Ant­wer­pen für sich ent­deckt.

Gutachten sagen ja, die Politik sagt nein

Und wenn alle in Ant­wer­pen mit ihrem Fahr­rad­ver­leih glück­lich sind, wäre es da nicht schön, die­ses Erfolgs­mo­dell hier­hin zu kopie­ren? Das haben sich womög­lich ein paar Rats­mit­glie­der auch gedacht, als der Rat im März 2020 einen „Grund­satz­be­schluss zur Ein­füh­rung eines Bike-Sha­ring-Sys­tems in Müns­ter“ gefällt hat. Laut Beschluss­vor­la­ge hät­ten auch ande­re euro­päi­sche Groß­städ­te ein sol­ches Leih­sys­tem eta­bliert, vor allem sol­che, die sich als Fahr­rad­städ­te ver­mark­ten. Und spä­tes­tens dann ist ja klar, dass Müns­ter auch so etwas unbe­dingt braucht.

Vor dem Beschluss hat­te ein Pla­nungs­bü­ro bereits eine Mach­bar­keits­stu­die durch­ge­führt. Die kam zu dem Ergeb­nis, dass die Stadt­wer­ke ein Leih­sys­tem ein­füh­ren und betreu­en könn­ten. Die erwar­te­ten Vor­tei­le: Es gäbe dann ein wei­te­res Ange­bot im öffent­li­chen Nah­ver­kehr, vor allem für die soge­nann­te „letz­te Mei­le“, und man könn­te durch den Ver­leih die Zahl der Fahr­rä­der in Müns­ter redu­zie­ren und damit auch das Park­pro­blem unter Kon­trol­le krie­gen. Auch ein zwei­ter Gut­ach­ter emp­fahl die Ein­füh­rung eines öffent­li­chen Fahr­rad­leih­sys­tems in Münster.

Am Mitt­woch kam aber die Rol­le rück­wärts. Der Rat hat sei­nen eige­nen Grund­satz­be­schluss auf­ge­ho­ben – aber war­um eigent­lich, wenn die Vor­tei­le anschei­nend so offen­sicht­lich sind und die Rats­mehr­heit doch die Ver­kehrs­wen­de beschleu­ni­gen will?

Dreimal in die falsche Richtung

Ein neu­es Gut­ach­ten zum öffent­li­chen Rad­ver­leih­sys­tem in Müns­ter gibt es noch nicht. Wohl aber einen vor­läu­fi­gen Bericht dazu, der den ver­kehrs­po­li­ti­schen Sprecher:innen der Rats­frak­tio­nen vor­ge­stellt wur­de. Wir hat­ten die­sen Zwi­schen­stand ange­fragt, aber nicht bekom­men, weil er nicht-öffent­lich blei­ben soll.

Was wir aber erfah­ren haben und was auch im Rat wie­der­holt The­ma war: Das Fahr­rad­ver­leih­sys­tem ent­wi­cke­le sich in die fal­sche Rich­tung. Und die Arbeit am Gut­ach­ten sei bis­her auch ziem­lich teu­er gewe­sen: In der Rats­de­bat­te war die Rede von 130.000 Euro, die die Stadt für die Stu­die aus­ge­ben müsse.

Die grü­ne Rats­frau Andrea Blo­me hat­te am Mitt­woch im Rat drei Kri­tik­punk­te an dem bis­he­ri­gen Kon­zept benannt: Ers­tens sei es sehr teu­er (800.000 bis eine Mil­li­on Euro pro Jahr), zwei­tes gebe es in Müns­ter ja schon pri­va­te Fahr­rad­ver­lei­he (wie Swap­fiets, Tret­ty oder Tier) und drit­tens hät­te das vor­ge­schla­ge­ne Sys­tem kaum Nut­zen für die Ver­kehrs­wen­de. Zum letz­ten Punkt spä­ter mehr.

An die­ser Stel­le noch­mal ein kur­zer Ver­gleich mit Ant­wer­pen, der ein paar Unter­schie­de ver­deut­licht: Die Stadt teilt uns auf Anfra­ge nicht mit, wie viel Geld sie jedes Jahr für den kom­mu­na­len Fahr­rad­ver­leih aus­gibt. Ein Stadt­spre­cher schreibt uns aber, dass neben dem städ­ti­schen Ange­bot auch Pri­vat­fir­men Fahr­rä­der ver­lei­hen, aber nur zu einem gerin­gen Anteil. Im April 2023 hat­ten mehr als 58.700 Men­schen in Ant­wer­pen ein städ­ti­sches Fahr­rad-Abo, so kamen im ver­gan­ge­nen Monat fast eine hal­be Mil­li­on Fahr­ten zusam­men. Trotz Leih­sys­tem haben immer noch 84 Pro­zent der Fami­li­en in Ant­wer­pen eige­ne Fahrräder.

Wie viel das Fahr­rad­leih­sys­tem in Ant­wer­pen zur Ver­kehrs­wen­de bei­trägt, lässt sich aller­dings schwer beant­wor­ten. Fast alle Fami­li­en haben ein eige­nes Auto und das ist auch immer noch das belieb­tes­te Ver­kehrs­mit­tel auf dem Weg zur Arbeit. Ein Kri­tik­punkt der Ant­wer­pe­ner Fahr­rad­lob­by: Die Rad­we­ge sei­en nicht im aller­bes­ten Zustand, die Stadt müss­te mehr in den Aus­bau und den Zustand der Infra­struk­tur inves­tie­ren. Der Trend geht den­noch in die rich­ti­ge Rich­tung: Seit Jah­ren fah­ren mehr Men­schen Fahr­rad in Ant­wer­pen und nut­zen für die Fahr­ten auch die kom­mu­na­len Leihräder.

Zurück zu den Plä­nen in Müns­ter: Laut Zwi­schen­be­richt soll vor allem in der Nähe der Uni ein öffent­li­cher Fahr­rad­ver­leih geschaf­fen wer­den, also aus­ge­rech­net dort, wo sich vie­le Men­schen auf­hal­ten, die ohne­hin schon regel­mä­ßig Rad fah­ren. Die Befürch­tung ist daher, dass die Leih­fahr­rä­der kei­ne Auto­fahr­ten erset­zen wür­den, son­dern statt­des­sen nur ande­re umwelt­scho­nen­de Ver­kehrs­for­men. Zudem wäre das vor­ge­schla­ge­ne Leih­sys­tem nicht voll­stän­dig sta­ti­ons­ba­siert, die Nutzer:innen könn­ten die Fahr­rä­der also in bestimm­ten Zonen über­all abstel­len. Das wür­de das Park­cha­os auf Geh­we­gen verschärfen.

Links-konservative Kritik

Die Kurz­zu­sam­men­fas­sung lau­tet: viel Auf­wand, aber wenig Nut­zen. Also Ende der Geschich­te? Nicht ganz. Das Rats­bünd­nis aus Grü­nen, SPD und Volt hat­te den Auf­he­bungs­an­trag zusam­men mit der FDP und der Lin­ken ein­ge­bracht. Die Links­frak­ti­on scher­te aber dann doch aus und stimm­te zum Schluss sogar dage­gen. Warum?

Frak­ti­ons­spre­cher Ulrich Tho­den sag­te nach der Rats­sit­zung am Tele­fon, die Lin­ke befür­wor­te grund­sätz­lich ein Fahr­rad­ver­leih­sys­tem für Müns­ter, aber nur für das gesam­te Stadt­ge­biet, damit die Leih­rä­der auch das letz­te Stück zum Ziel abde­cken kön­nen. Das gebe der Zwi­schen­stand nicht her.

Heißt also, die Lin­ke teilt doch die Auf­fas­sung des Antrags? Fast. Die Ver­wal­tung habe vor­ge­schla­gen, die End­ver­si­on des Gut­ach­tens im Sep­tem­ber abzu­war­ten. Die­se Zeit hät­te sich der Rat neh­men sol­len, sagt Ulrich Tho­den. Auch wenn er selbst nicht dar­an glaubt, dass sich die Stoß­rich­tung des Rad­ver­leih­sys­tems dann noch geän­dert hät­te. Tho­den hät­te die Auf­he­bung des Grund­satz­be­schlus­ses außer­dem lie­ber in der nor­ma­len Rats­ket­te diskutiert.

Über­ra­schen­de Unter­stüt­zung erfuhr die Links­frak­ti­on von der CDU. Sie sieht es im Grun­de wie die Lin­ke und ärgert sich, dass der Beschluss für einen öffent­li­chen Fahr­rad­ver­leih sofort auf­ge­ho­ben wer­den muss. Es bestehe ja kein Zeit­druck, argu­men­tier­te CDU-Rats­herr Wal­ter von Göwels im Rat.

Eine Grundsatzfrage

Damit sprach er eine Grund­satz­fra­ge an, näm­lich: Wel­che und wie viel Res­sour­cen soll­te die Poli­tik in bestimm­te Pro­jek­te ste­cken? Der Rede­bei­trag von Mar­tin Gre­wer, der für Volt im Rat sitzt, ver­deut­lich­te das Dilem­ma. Er sag­te, er spü­re im Gegen­satz zur CDU- und Links­frak­ti­on durch­aus Zeit­druck, weil die Stadt bis 2030 kli­ma­neu­tral wer­den will. Allein aus die­sem Grund müs­se sich der Rat genau über­le­gen, wor­in er Geld und Arbeits­kraft ste­cken möchte.

Für Cars­ten Peters, Rats­herr der Grü­nen, ist es mit dem Fahr­rad­ver­leih­sys­tem des­halb wie mit dem Fly­o­ver (RUMS-Brief). Ein Fahr­rad­krei­sel soll­te das Ver­kehrs­chaos am Aegi­dii­tor been­den. Der Witz dar­an war, dass die­ser Krei­sel nicht eben­erdig, son­dern über der Stra­ße gebaut wer­den soll­te (wie etwa in Eind­ho­ven). In des­sen Pla­nung floss bekannt­lich auch jede Men­ge Geld, bis der Bau ein­kas­siert wur­de, weil er dem Ziel der Ver­kehrs­wen­de wider­spro­chen hät­te. Peters sag­te im Rat, die­se teu­ren Pro­jek­te hät­ten kei­nen wirk­li­chen Nut­zen für die Ver­kehrs­wen­de, weil sie dem Auto­ver­kehr kei­nen Platz weg­neh­men. Sein Fazit daher: „Wir kön­nen nicht alles machen, was nice to have wäre.“

Und das fasst letzt­lich den Tenor der Debat­te gut zusam­men: Das Rats­bünd­nis möch­te die Ver­kehrs­wen­de vor­an­trei­ben, indem es die Infra­struk­tur für kli­ma­scho­nen­de Mobi­li­tät aus­baut – statt Zeit, Geld und Per­so­nal für Pro­jek­te auf­zu­wen­den, die wenig Nut­zen, aber dafür viel Pres­ti­ge haben. Schau­en wir also mal, ob und wie das in Zukunft gelingt. (sfo)

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Bauleitplanung: Wer darf was bauen – und wo?

Zuge­ge­ben, „kli­ma­ge­rech­te Bau­leit­pla­nung“ klingt schon ziem­lich öde und wahr­schein­lich muss ich noch ein­mal kurz „Ein­fa­mi­li­en­haus“ schrei­ben, damit Sie nicht direkt wei­ter zu unse­ren Ver­an­stal­tungs­tipps scrol­len. Will sagen: Grund­sätz­lich ist es doch hilf­reich, wenn sich jemand die Mühe macht, aus einem Bat­zen Infor­ma­tio­nen die her­aus­zu­ar­bei­ten, die Rele­vanz für vie­le Men­schen haben. 

In dem oben genann­ten Leit­fa­den steht zum Bei­spiel, dass frei­ste­hen­de Ein­fa­mi­li­en­häu­ser, wenn über­haupt, nur noch in ganz sel­te­nen Fäl­len gebaut wer­den sol­len. Aber: Es ist eben nur ein Aspekt der Bau­leit­pla­nung und betrifft, ins­be­son­de­re in Zukunft, viel­leicht doch gar nicht mehr so vie­le Men­schen (RUMS-Brief).

Bevor das neu gebau­te Wohn­ge­bäu­de aller­dings steht und wir uns dar­über auf­re­gen, dass wir nicht nur auf Haus und Gar­ten für uns ganz allei­ne, son­dern auch auf den Auto­park­platz direkt neben der Haus­tür ver­zich­ten müs­sen, gibt’s aller­dings noch eini­ge ande­re Punk­te auf der To-do-Lis­te. Die Rats­mit­glie­der, die nicht gera­de Befürch­tun­gen in Sachen Haus mit Gar­ten äußern, zei­gen sich eigent­lich ganz hoff­nungs­voll. Aus grü­nen Rei­hen zum Bei­spiel mit dem Hin­weis dar­auf, dass es sich ja um eine „Ver­si­on 1.0“ hand­le, sprich, dass vor­ge­se­hen ist, den Leit­fa­den zu überarbeiten.

Hed­wig Lie­ke­fedt (SPD) spricht noch ein wei­te­res Beden­ken an: den Schutz der Grün­ord­nung. Dar­in steht unter ande­rem, wel­che Grün- und Frei­flä­chen mög­lichst nicht bebaut wer­den soll­ten. Und das ist das Pro­blem, das sie sieht: Es ist eben kei­ne Vor­ga­be, an die sich die Stadt zwin­gend hal­ten muss.

Modellquartier wird in Grünordnung hineinragen

Die Zwei­fel bestä­ti­gen sich auch gleich im nächs­ten Tages­ord­nungs­punkt. Es geht um die Plä­ne für zwei Modell­quar­tie­re. Sie lie­gen im soge­nann­ten zwei­ten Grün­ring. Laut Stadt sind das Flä­chen, die „wich­ti­ge Frei­räu­me zur Stadt­glie­de­rung“ und „woh­nungs­na­hes Erho­lungs­grün“ bie­ten. Dort zu bau­en, wird im neu­en Leit­fa­den zur Bau­leit­pla­nung als „erheb­lich erschwert“ eingestuft.

Nun kann man auf der einen Sei­te argu­men­tie­ren, dass die­se Modell­quar­tie­re ja unter der Prä­mis­se ent­ste­hen, mög­lichst viel Wohn­raum bei mög­lichst wenig Flä­chen­ver­sie­ge­lung zu schaf­fen. Sprich: Selbst wenn der Wohn­raum auf Grün­flä­chen ent­steht, muss das nicht unbe­dingt hei­ßen, dass die kom­plett zweck­ent­frem­det wer­den. Und außer­dem müs­sen ver­sie­gel­te Flä­chen ja aus­ge­gli­chen wer­den. Woan­ders soll also eine Flä­che ent­ste­hen, die die neu bebau­te Flä­che in ihrer Funk­ti­on ersetzt.

Auf der ande­ren Sei­te schürt so ein Vor­ge­hen gro­ße Skep­sis bei den­je­ni­gen, die den Ein­druck haben, dass die Grün­ord­nung und ihre Zie­le – zum Bei­spiel Frisch­luft­zu­fuhr, Nah­erho­lung und Gewäs­ser­schutz – viel­mehr lose Rich­tungs­vor­ga­ben sind. Sei­nen Unmut über das Modell­pro­jekt äußert im Rat auch Micha­el Krapp (ÖDP). Zum einen sieht er kei­nen Modell­cha­rak­ter in Bezug auf das Ziel, bis 2030 kli­ma­neu­tral zu wer­den. Und zum ande­ren schätzt er, dass das Quar­tier und die Arbeits­plät­ze wohl eher Neu-Münsteraner:innen anwer­ben, als neu­en Wohn­raum für die­je­ni­gen schaf­fen, die schon hier leben.

Zu den­je­ni­gen, die die Bau­leit­pla­nung und den bis­he­ri­gen Umgang mit der Grün­ord­nung kri­ti­sie­ren, gehö­ren auch eini­ge Akti­ve aus Kli­ma- und Umwelt­schutz-Initia­ti­ven. Zum Bei­spiel Tere­sa Häu­ser vom Kli­ma­ent­scheid: „Die Grund­satz­fra­ge in unse­ren Augen ist, ob die Grün­flä­chen über­haupt abge­knapst wer­den kön­nen. Gera­de scheint das aber beschlos­se­ne Sache zu sein. Die Dis­kus­si­on dreht sich nur noch dar­um, wo das jetzt mög­lich ist“, sagt sie. Wenn also immer wie­der Bau­ge­bie­te im Bereich der Grün­ord­nung geplant wer­den, wirkt das, was in Leit­fä­den nie­der­ge­schrie­ben ist, irgend­wann nicht mehr glaubwürdig. 

Det­lef Lob­mey­er vom Natur­schutz­bund Müns­ter (Nabu) sieht auch den Flä­chen­aus­gleich kri­tisch, zumin­dest so, wie er in Müns­ter prak­ti­ziert wird. „Es feh­len zum Bei­spiel grö­ße­re, zusam­men­hän­gen­de Gebie­te für einen wirk­sa­men Arten­schutz. So wie Wohn­be­bau­ung und Ver­sie­ge­lung vor­an­schrei­ten, braucht es auch ange­mes­se­ne Flä­chen für die Natur“, sagt er.

Weiter geht’s mit dem integrierten Flächenkonzept

Und wie kann das zusam­men funk­tio­nie­ren? Auf der einen Sei­te möch­te man schließ­lich kei­ne Men­schen davon abhal­ten, nach Müns­ter zu zie­hen und auch nie­man­den zwin­gen, aus ihren gro­ßen Häu­sern aus­zu­zie­hen. Auf der ande­ren Sei­te sind Flä­chen nun ein­mal begrenzt und die für neu­en Wohn­raum noch begrenz­ter, wenn die Grün­ord­nung zum Bei­spiel ver­bind­li­cher wür­de. Die Umwelt­in­itia­ti­ven schla­gen vor: zusam­men­hän­gen­de Gebie­te, Häu­ser auf­sto­cken, nach­ver­dich­ten und Flä­chen für den Indi­vi­du­al­ver­kehr neu den­ken. Was die Brü­cke zu einem wei­te­ren The­ma schlägt: Mobi­li­tät. Und wie­der­um zum Kri­tik­punkt, dass Men­schen, die kei­ne Woh­nung (oder kein frei­ste­hen­des Ein­fa­mi­li­en­haus) in Müns­ter fin­den, woan­ders hin­zie­hen und mit dem Auto pen­deln. Mit einer bes­se­ren Anbin­dung wäre das viel­leicht auch attrak­ti­ver für Men­schen, die ger­ne im städ­ti­schen Umfeld leben möchten.

In der Dis­kus­si­on um die kli­ma­ge­rech­te Bau­leit­pla­nung ging es im Umwelt­aus­schuss ver­gan­ge­ne Woche auch um ihren Zusam­men­hang mit dem inte­grier­ten Flä­chen­kon­zept. Dazu läuft gera­de ein Werk­statt­ver­fah­ren mit ver­schie­de­nen Akteur:innen, unter ande­rem Vertreter:innen von Umwelt­in­itia­ti­ven. „Dass der Leit­fa­den zur kli­ma­ge­rech­ten Bau­pla­nung durch den Rat geht, bevor das Werk­statt­ver­fah­ren abge­schlos­sen ist, zeigt, dass die­se Pra­xis in der Zukunft fort­ge­führt wer­den soll“, ist Tere­sa Häu­sers Ein­druck in Bezug auf Bau­ge­bie­te im Bereich der Grün­ord­nung. Am Ende sol­len bes­ten­falls Lösun­gen für all die Kon­flik­te, die die Flä­chen­pla­nung auf­wirft, dabei raus­kom­men. Was genau in die­sem Ver­fah­ren bis­her erar­bei­tet wur­de, ist noch unter Ver­schluss. Laut Kom­mu­ni­ka­ti­ons­amt wur­de der Leit­fa­den zur kli­ma­ge­rech­ten Bau­leit­pla­nung jedoch schon inhalt­lich in die Gesprä­che rund um Sied­lungs­flä­chen ein­be­zo­gen. (sst)


Korrekturen

Am Diens­tag stan­den im RUMS-Brief lei­der zwei Feh­ler. Ein­mal schrie­ben wir in der Ein-Satz-Zen­tra­le die Bun­des­netz­agen­tur schlös­se ab die­sem Jahr 18 Stand­or­te in Müns­ter. Die Wahr­heit ist: Die Bun­des­netz­agen­tur unter­hält nur eine Außen­stel­le in Müns­ter. Und die Schlie­ßun­gen begin­nen erst 2032, klas­si­scher Zahlendreher.

Und dann hat sich noch ein Feh­ler in das Update über die Ver­sor­gung von unge­wollt Schwan­ge­ren ein­ge­schli­chen. Die Uni­kli­nik führt Schwan­ger­schafts­ab­brü­che durch, aller­dings nicht nach der Fris­ten­re­ge­lung, son­dern nur nach der medi­zi­ni­schen Indi­ka­ti­on, also wenn die Schwan­ger­schaft das Leben oder die Gesund­heit der Frau gefähr­det. Wir haben auch die­se Aus­sa­ge prä­zi­siert. (sfo)

Klima-Update

+++ Die­se Woche hat die Orga­ni­sa­ti­on für wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit und Ent­wick­lung (OECD) der Bun­des­re­gie­rung in Sachen Kli­ma­schutz auf die Fin­ger geklopft. Vor allem in der Ver­kehrs­po­li­tik tue Deutsch­land zu wenig, kri­ti­siert die OECD. Ein Bau­stein in der Ver­kehrs­wen­de ist das Car­sha­ring, denn dadurch kann sich die Zahl der Autos in Deutsch­land redu­zie­ren. Im März beschlos­sen SPD, Grü­ne und FDP auf Bun­des­ebe­ne, ab 2026 nur noch CO2-neu­tra­le Car­sha­ring­flot­ten zuzu­las­sen. Dazu kommt die Vor­ga­be der EU, ab 2035 nur noch emis­si­ons­freie Neu­wa­gen zuzulassen.

Wie wirkt sich all das auf das Car­sha­ring in Müns­ter aus? Ein Pro­blem hier: In Müns­ter gibt es nur sta­ti­ons­ba­sier­tes Car­sha­ring (RUMS-Brief). Das heißt, die Leih­au­tos haben einen fes­ten Park­platz, an dem dann auch eine Lade­säu­le ange­bracht wer­den muss, wenn die Flot­te elek­tri­fi­ziert wer­den soll. Der Anbie­ter Stadt­teil­au­to teilt uns auf Anfra­ge mit, dass momen­tan 27 der rund 260 Car­sha­ring­au­tos elek­trisch betrie­ben wer­den. Bis 2030 soll die Flot­te aber nach eige­nen Vor­ga­ben kli­ma­neu­tral wer­den. Eine Spre­che­rin von Wud­di (gehört inzwi­schen zum Car­sha­ring-Fran­chise Share Now) schreibt uns, dass der Anbie­ter bei sei­ner Grün­dung 2019 eigent­lich rei­nes E-Car­sha­ring anbie­ten woll­te. Von den rund 100 Autos hät­ten aber nur 55 einen E-Antrieb. Bei­de Anbie­ter sind sich einig, dass die Lade­säu­len­in­fra­struk­tur in Müns­ter noch nicht aus­rei­che, um ein flä­chen­de­cken­des E-Car­sha­ring anzu­bie­ten. Stadt­teil­au­to teilt uns mit, dass die Pacht für die Lade­säu­len­in­fra­struk­tur gera­de in der Innen­stadt recht kost­spie­lig sei. Pri­va­te Anbie­ter von Stell­plät­zen hät­ten außer­dem oft kein Inter­es­se, Lade­säu­len anzu­brin­gen. Ein Vor­teil laut Stadt­teil­au­to: Bis­her habe die Stadt Müns­ter die Anschluss­kos­ten über­nom­men. (sfo)

+++ Ende März hat das nord­rhein-west­fä­li­sche Finanz­mi­nis­te­ri­um ver­lau­ten las­sen, die Anla­ge­stra­te­gie für sei­ne Pen­si­ons­fonds ab jetzt nach­hal­ti­ger zu gestal­ten. Das hat­te der Land­tag zuvor beschlos­sen. Die­se Fonds sol­len sicher­stel­len, dass die Bun­des­län­der Ren­ten auch in Zukunft noch zah­len kön­nen. „Nach­hal­tig“ bedeu­tet in die­sem Fall, dass das Land NRW etwa nicht mehr in Unter­neh­men inves­tiert, die Geld mit fos­si­ler Strom­erzeu­gung oder Tabak ver­die­nen. Das Recher­che­zen­trum Cor­rec­tiv hat sich nun die Pen­si­ons­fonds aller 16 Bun­des­län­der ange­schaut. Mit dem Ergeb­nis: Auch die, die ihre als „nach­hal­tig“ bezeich­nen, inves­tie­ren doch irgend­wie wei­ter in Fir­men, die die Kli­ma­kri­se antrei­ben. In NRW sind das laut Cor­rec­tiv etwa Ena­gás und Gas­unie. (sst)

Anony­mer Briefkasten

Haben Sie eine Infor­ma­ti­on für uns, von der Sie den­ken, sie soll­te öffent­lich wer­den? Und möch­ten Sie, dass sich nicht zurück­ver­fol­gen lässt, woher die Infor­ma­ti­on stammt? Dann nut­zen Sie unse­ren anony­men Brief­kas­ten. Sie kön­nen uns über die­sen Weg auch anonym Fotos oder Doku­men­te schicken.

Ein-Satz-Zentrale

+++ Der Ener­gie­kon­zern RWE und die West­fa­len-Grup­pe wol­len bis 2030 ein Netz­werk von bis zu 70 Was­ser­stoff-Tank­stel­len in Deutsch­land ent­wi­ckeln. (RWE)

+++ Im Som­mer­fe­ri­en­pro­gramm des städ­ti­schen Kin­der­bü­ros sind noch Plät­ze frei. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Wirt­schaft in der Regi­on stellt sich so lang­sam auf die höhe­ren Ener­gie­prei­se ein, macht sich aber wei­ter­hin Sor­gen wegen hoher Kos­ten und feh­len­der Fach­kräf­te. (IHK Nord West­fa­len)

+++ Der Bahn­streik am Mon­tag und Diens­tag wirkt sich auf den Stadt­bus­ver­kehr in Müns­ter aus, vor allem auf die Lini­en 2 und 4. (Stadt­wer­ke Müns­ter)

+++ Zum Anlass der Fei­er­lich­kei­ten zum 375-jäh­ri­gen Jubi­lä­um des West­fä­li­schen Frie­dens trifft am Mon­tag das Frie­dens­feu­er aus den Nie­der­lan­den in Müns­ter ein. (Stadt Müns­ter)

+++ Die Stadt Müns­ter hat ein Online­por­tal gestar­tet, damit Bürger:innen ihre Mei­nun­gen und Ideen zur Ver­bes­se­rung des Kin­der­bach­tals tei­len und an einem Work­shop am 7. Juni teil­neh­men kön­nen. (Stadt Müns­ter)

+++ Müns­ter plant die Stadt­ent­wick­lung bis 2045 und lädt am 23. Mai zur Dis­kus­si­on über ver­schie­de­ne Zukunfts­sze­na­ri­en ein. (Stadt Müns­ter)

+++ Am Mon­tag und Diens­tag kön­nen ein­zel­ne Fahr­ten der Bus­li­ni­en 2 und 4 aus­fal­len, weil das Part­ner­un­ter­neh­men der Stadt­wer­ke, DB West­fa­len­bus, von der Gewerk­schaft bestreikt wird. (Stadt­wer­ke, lei­der nicht online)

+++ Der all­ge­mei­ne Stu­die­ren­den­aus­schuss der Uni Müns­ter möch­te mit einer Umfra­ge wis­sen, wie sich Stu­die­ren­de in Müns­ter fort­be­we­gen. (Uni Müns­ter)

+++ An der Wind­thorst­stra­ße gibt es jetzt gleich­ge­schlecht­li­che Ampel­pär­chen sowie Fahr­rad­bü­gel und Stra­ßen­la­ter­nen in Regen­bo­gen­far­ben. (Stadt Müns­ter)

+++ Ab Ende Mai sol­len am Dom­platz wie­der Sitz­mög­lich­kei­ten für den Som­mer ent­ste­hen. (Stadt Müns­ter)

+++ Rund ein­tau­send Schüler:innen sind heu­te in Erin­ne­rung an den West­fä­li­schen Frie­den mit einem Stern­marsch durch die Innen­stadt gezo­gen. (Poli­zei Müns­ter auf Twitter)

Unbezahlte Werbung

Einen guten Fri­seur­sa­lon zu fin­den, ist nicht immer ein­fach, ins­be­son­de­re in den Stadt­tei­len ist die Aus­wahl meist auch nicht rie­sig. In Gie­ven­beck hat sich 2021 „Schnit­te by Lara“ am Michael­weg 66 nie­der­ge­las­sen, ein moder­ner Salon ohne viel Schnick­schnack und ohne typi­sche Fri­su­ren­ka­ta­lo­ge, dafür mit lecke­rem Kaf­fee und geschlechts­neu­tra­len Prei­sen. Für ein paar Ein­drü­cke kön­nen Sie bei Insta­gram und Face­book vorbeischauen.

Hier fin­den Sie alle unse­re Emp­feh­lun­gen. Soll­te Ihnen ein Tipp beson­ders gut gefal­len, tei­len Sie ihn ger­ne ein­fach über den Link.

Drinnen und Draußen

Fabi­an Cohrs hat heu­te in den Ter­min­ka­len­der geschaut und kann Ihnen die­se Ver­an­stal­tun­gen empfehlen:

+++ Wenn Sie heu­te Abend noch nichts vor haben, aber tan­zen wol­len, schau­en Sie in der Sputnik­hal­le vor­bei: Dort fin­det die Krea­tiv­par­ty „Luft & Lau­ne“ statt. Neben meh­re­ren Musik­flo­ors (drin­nen und drau­ßen) gibt es auch Impro­thea­ter, Per­for­mance­kunst und Karao­ke. Los geht es um 22 Uhr. Für das Pro­gramm schau­en Sie doch ein­mal auf der Insta­gram­sei­te vorbei.

+++ Der Aben­teu­er- und Bau­spiel­platz im Süd­park wird 50 Jah­re alt und fei­ert sei­nen Geburts­tag mit einer Pip­pi-Lang­strumpf-Aus­stel­lung. Sie wird am Sonn­tag um 14 Uhr eröff­net, beglei­tet von Live­mu­sik und Unter­hal­tungs­pro­gramm. Kar­ten kön­nen Sie jeden Tag von 14 bis 18 Uhr direkt am Spiel­platz kaufen.

+++ Film­jun­kies auf der gan­zen Welt fei­ern am 4. Mai den „Star Wars Day“. Ist ja auch logisch: Der Slo­gan „Möge die Macht mit dir sein“ heißt auf Eng­lisch „May the Force be with You“ und das klingt ein biss­chen wie „May the Fourth“, also 4. Mai. Mor­gen und über­mor­gen ver­an­stal­tet der All­wet­ter­zoo anläss­lich die­ses Fei­er­ta­ges ein galak­ti­sches Wochen­en­de. Neben zahl­rei­chen Aus­stel­lungs­stü­cken und Cosplayer:innen, die am Wochen­en­de durch den Zoo fla­nie­ren, gibt es Füh­run­gen mit Star-Wars-Bezug sowie Work­shops für Kinder. 

+++ Heu­te war der Eröff­nungs­tag für das Ver­an­stal­tungs­jahr zum 375. Jubi­lä­um des West­fä­li­schen Frie­dens am Dom­platz. Als nächs­te Ver­an­stal­tung steht am Mon­tag­nach­mit­tag der Tag der Nie­der­lan­de an und lädt zu ver­schie­de­nen Ver­an­stal­tun­gen der deutsch-nie­der­län­di­schen Begeg­nung ein. Dabei ist bei­spiels­wei­se eine Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung über Diplo­ma­tie und Frie­den mit ver­schie­de­nen Expert:innen aus den Nie­der­lan­den und Deutsch­land. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu den geplan­ten Aktio­nen fin­den Sie hier.

+++ Mor­gen ab 15 Uhr fin­det wie­der die Grün­flä­chen-Unter­hal­tung statt, also ein Musik- und Kul­tur­pro­gramm auf der Pro­me­na­de. Weit über ein­hun­dert Künstler:innen, Bands und Chö­re sind ange­kün­digt. Einen Stand­ort­plan mit Über­sicht über die Mini-Kon­zer­te fin­den Sie hier.

+++ An die­sem Wochen­en­de ist im Ate­lier­haus „Spei­cher II“ (in dem sich auch die Kunst­hal­le befin­det) am Hafen wie­der Tag der offe­nen Tür. Die dort ansäs­si­gen Künstler:innen zei­gen aktu­el­le Wer­ke, nach­mit­tags gibt es zudem kos­ten­lo­se Füh­run­gen durch das Gebäu­de. Schau­en Sie für Genaue­res doch mal auf der Web­site des Hau­ses vor­bei, dort gibt es auch Impres­sio­nen von den letz­ten Veranstaltungen.

+++ Am Sonn­tag lädt die Leo­knei­pe von 14 bis 18 Uhr zu einem Kon­zert­nach­mit­tag ein. Unter dem Mot­to „Noi­se & Naschen“ gibt es nicht nur expe­ri­men­tel­le und in Tei­len auch impro­vi­sier­te Musik, son­dern auch Kaf­fee und Kuchen. 

Am Diens­tag schreibt Ihnen Ralf Heimann. Haben Sie ein schö­nes Wochenende!

Herz­li­che Grü­ße
Sebas­ti­an Fobbe

Mit­ar­beit: Fabi­an Cohrs (fco), Ralf Heimann (rhe), Sven­ja Stüh­mei­er (sst), Dei­ke Ter­horst (dte)
Lek­to­rat: Anto­nia Strotmann


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PS

Vor Kur­zem war Chris­to­pher Busch­ow von der Uni Wei­mar bei uns zu Gast, der mit Ralf Heimann über die Kri­se des Lokal­jour­na­lis­mus in Deutsch­land gespro­chen hat. Wie sieht das eigent­lich im Aus­land aus, sagen wir mal in den Nie­der­lan­den? Die­ser Fra­ge ist Mir­jam Bos­graaf, Jour­na­lis­tin beim öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk BNNVARA, im März 2022 nach­ge­gan­gen. Ein Ergeb­nis ihrer aus­führ­li­chen Recher­che: Fast über­all feh­len Journalist:innen, die poli­ti­sche Bericht­erstat­tung in ihren Städ­ten machen kön­nen. Bei den letz­ten Kom­mu­nal­wah­len war das ein ech­tes Pro­blem. Ändern möch­te das die Orga­ni­sa­ti­on SVDJ, die dazu am 24. Mai eine Ver­an­stal­tung in Amers­fo­ort über den fri­schen Wind im Lokal­jour­na­lis­mus aus­rich­tet. Mit dabei ist auch RUMS-Grün­der Marc-Ste­fan And­res. Er wird RUMS vor­stel­len und zusam­men mit Julia Hil­de­brand von Cor­rec­tiv von neu­en Ansät­zen im Lokal­jour­na­lis­mus in Deutsch­land erzählen.

PPS

Seit Febru­ar 2021 haben wir unser Büro in der Neu­brü­cken­stra­ße gegen­über vom Thea­ter. Wir arbei­ten dort, machen unse­re Ver­an­stal­tun­gen und haben einen tol­len Ort ent­wi­ckelt, mit dem wir RUMS in der Stadt sicht­bar machen und auch ande­re kul­tu­rel­le Kon­zep­te umset­zen kön­nen. Nun müs­sen wir lei­der Ende Novem­ber aus­zie­hen, weil der Ver­mie­ter etwas ande­res mit den Räu­men vor­hat. Unse­re Fra­ge: Hat irgend­wer von Ihnen eine Idee für einen Raum, in dem wir dau­er­haft oder auch für eine Über­gangs­zeit ein­zie­hen kön­nen? Wir benö­ti­gen Platz für unse­re Schreib­ti­sche und idea­ler­wei­se auch einen Raum, den wir nach außen öff­nen kön­nen. Dabei suchen wir in der Innen­stadt oder auch innen­stadt­nah, in ver­schie­de­nen Grö­ßen, weil wir neben RUMS auch wei­te­re Arbeits­plät­ze im Sin­ne des Co-Workings anbie­ten könn­ten, wenn der Raum für uns eben zu groß ist. Sie wür­den uns sehr hel­fen! Schrei­ben Sie uns ger­ne mit allen mög­li­chen Ideen unter kontakt@rums.ms. Dan­ke!