Sonntags erscheint die RUMS-Kolumne. Menschen aus Münster analysieren und kommentieren, was in Münster passiert oder was sie in der Welt erleben. Diese Texte geben ihre eigene Meinung wieder, nicht die der Redaktion.
Einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen. #BlackLivesMatter. Auch in Münster gab es nach der Ermordung von Floyd George eine Demonstration gegen rassistisch motivierte Polizeigewalt. Weltweit sind dagegen viele hunderttausend Menschen auf die Straße gegangen. Es ist nicht nur das Entsetzen […]
Liebe Leserin, lieber Leser,
eine Etappe ist geschafft: Die Große Koalition in Berlin hat sich vergangene Woche auf ein Konjunkturpaket geeinigt, das größer als gedacht ausfällt. Dank des Verzichts auf eine Kaufprämie für Benzin- und Diesel-Pkw überrascht es inhaltlich sogar. Auch wenn die Milliarden wohl nicht immer dort ankommen werden, wo sie am nötigsten sind, und wir mit dem Paket der Lösung der Klimakrise keinen Schritt näher kommen, richtet sich der Blick damit erst einmal auf Brüssel. Dort stellen sich längst alle weiteren Fragen des – meist ökonomischen – „Wie geht es weiter?“ Seit Wochen wird in den Büros der nationalen Regierungschefinnen und Ministerpräsidenten über ein mögliches europäisches Konjunkturpaket diskutiert.
Als ich vorgestern mit meinem Sohn einen Gummiball durch den Madison Square Park von New York kickte, blickte der kleine Mann hoch, und dann hörte und sah ich sie auch: Über Manhattan schwebten sieben Polizei- und Militär-Hubschrauber. Mein Sohn liebt Hubschrauber (so viel zu geschlechtsneutraler Erziehung …), und selten bringt er so viel Geduld auf wie beim staunenden Blick in den Himmel über New York.
Wenig später kamen die Sirenen, dann der Zug der Demonstrantinnen und Demonstranten, die Hundertschaften. Es wurde unübersichtlich, und wir gingen nach Hause.
ich wünschte, Hygienedemos wären etwas, das sich nur auf Berlin beschränkt. Himmel, ich wünschte, es gäbe sie gar nicht. Aber auch hier in Münster standen Leute am Schlossplatz, die sich in der Öffentlichkeit halbwegs verhalten äußerten, aber in ihren Telegram-Gruppen umso härtere Verschwörungsmythen abließen. Warum ist unsere schöne, so überdurchschnittlich gebildete Stadt nur so anfällig für Verschwörungserzählungen?
am Mittwoch haben wir protestiert. In Datteln, in Berlin und in Münster. Am Samstag erneut. In der Stubengasse, vor dem Schloss, am Hafen-, Servatii- und am Bremer Platz. Was vor ein paar Wochen keine zwei Zeilen in den Nachrichten wert gewesen wäre, ruft in diesen Zeiten direkt ein befremdliches Gefühl hervor. Protest und das Hochhalten der Versammlungsfreiheit bringt einem vor allem ein Bild in den Sinn: dichtgedrängte Menschenmassen, die sich nicht einmal durch Abstandsregeln von Rechtsextremisten und Antisemitinnen abgrenzen.
Einen schönen Sonntag wünsche ich Ihnen,
langsam erwacht das öffentliche Leben in Münster aus der Zwangsnarkose der Corona-Beschränkungen. Geschäfte haben wieder geöffnet. Seit Montag auch die Restaurants. Die Innenstadt belebt sich wieder. Kitas und Schulen tasten sich schrittweise vor, damit die Kinder wenigstens an einem oder zwei Tagen in der Woche wieder kommen können.
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Stadt, in die ich diesen Brief schreibe, wirkt aus der Ferne robust. Wenn ich mit meinen Freunden und meinen Eltern in Münster spreche und wenn ich die Texte Katrin Jägers und Ralf Heimanns lese, dann stelle ich mir ein solidarisch diszipliniertes oder diszipliniert solidarisches Münster vor, das die Corona-Krise verstanden hat, ernst nimmt und deshalb vergleichsweise milde davon getroffen ist.
Einen schönen Sonntag
wünsche ich Ihnen.
„Die Kunst des Anästhesisten ist nicht, dass jemand einschläft, sondern dass wir alle wieder aufwachen.“ An diesen Satz des Kanzleramtsministers Helge Braun muss ich jetzt oft denken, wenn darüber diskutiert wird, wann, wie und wo die Corona-Restriktionen schrittweise wieder gelockert werden könnten.
Liebe Leser*innen,
seit Jahren schon fahre ich durch die Bundesrepublik und rede in Schulen über Digitalisierung und ihre Herausforderungen. „Was haben Sie ein Glück, Frau Weisband“, bekomme ich nun gesagt: „Corona ist ja praktisch ein Kickstart für die Digitalisierung an Schulen.“ Ich bin mir da aber nicht sicher.
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Präsident sagt von sich selbst, er sei ein „sehr stabiles Genie“ und er kenne „die besten, die allerbesten Wörter“. Die amerikanische Fernsehsendung „The Daily Show“ schrieb darum einen Wettbewerb aus, sie suchte das „beste beste Wort“ des Präsidenten. Es konkurrierten Begriffe wie „United Shaysh“ (vermutlich gemeint: die USA), „Bipartiss Solucius“ (überparteiliche Lösungen?) und „Merry Chrissus Erry“ (frohe Weihnachten allerseits?). Das war zwar verdammt lustig, aber kein Witz: Der 73-Jährige hat das alles tatsächlich exakt so gesagt (und hier können Sie’s sehen, und ich verspreche, es wird Ihren Tag nicht trüben). Es siegte übrigens „The Oranges“, da der Präsident gar keine Apfelsinen gemeint hatte; er hatte wohl „origins“, „Ursprünge“, sagen wollen.