Nach Angriff beim CSD: 25-Jähriger ist gestorben | G7-Treffen in Münster bestätigt | Klimaneutralität: Wie läuft’s?

Porträt von Constanze Busch
Mit Constanze Busch

Guten Tag,

heute müssen wir mit einer sehr traurigen Nachricht beginnen. Der junge trans Mann, der am vergangenen Samstag beim Christopher-Street-Day angegriffen wurde (RUMS-Brief von Dienstag), ist heute Morgen gestorben. Der 25-Jährige war zwei Frauen zu Hilfe gekommen, die von einem unbekannten Mann beleidigt und beschimpft wurden. Daraufhin schlug der Unbekannte ihm mehrmals ins Gesicht, sodass er das Bewusstsein verlor und mit dem Kopf auf dem Asphalt aufschlug. Im Krankenhaus musste er ins künstliche Koma versetzt werden. Am Dienstag hatte es noch geheißen, sein Zustand habe sich stabilisiert und er schwebe nicht mehr in Lebensgefahr. Heute Morgen meldeten Polizei und Staatsanwaltschaft, dass er an seinen Verletzungen gestorben ist.

Am Hafenplatz, wo der junge Mann niedergeschlagen wurde, liegen seit Anfang der Woche eine Flagge in den Farben der trans Community und bunte Gedenksteine. Die Flaggen an städtischen Gebäuden werden auf halbmast gesetzt, am Rathaus gibt es Trauerbeflaggung, teilt die Stadt mit.

Der Verein für Trans*- & Inter*- Menschen in Münster und Umgebung hat heute für 18 Uhr zu einer Kundgebung gegen Gewalt an queeren Menschen am Rathaus aufgerufen. Wenn Sie mögen und Zeit haben, können Sie dorthin gehen und Ihre Solidarität zeigen. Und falls Sie am vergangenen Samstag in der Nähe des Hafens unterwegs waren: Die Polizei hat hier eine Beschreibung des Tatverdächtigen veröffentlicht. (cbu)

Kurz und Klein

+++ Die Stadt Münster wird gemeinsam mit den Kreisen Borken, Coesfeld, Recklinghausen, Steinfurt und Warendorf ein sogenanntes Telenotarztsystem einführen. Telenotärzt:innen unterstützen den Rettungsdienst, indem sie sich digital dazuschalten und bei den Behandlungen helfen. Dafür können sie auch auf die Daten der Geräte im Rettungswagen zugreifen. Der Austausch zwischen den zugeschalteten Notärzt:innen und der Besatzung im Rettungswagen über den Zustand der Patient:innen soll die Qualität im Rettungsdienst verbessern. In lebensbedrohlichen Fällen werden aber natürlich weiterhin Notärzt:innen zur Einsatzstelle fahren. Insgesamt plant Nordrhein-Westfalen mit 12 bis 16 Telenotarztsystemen, die je bis zu 1,5 Millionen Menschen versorgen können. Im Februar 2020 hatte das NRW-Gesundheitsministerium beschlossen, ein solches System landesweit einzuführen. (ast)

+++ Wir bleiben beim Thema: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat vorgestern seine Pläne für 1.000 Gesundheitskioske in Deutschland vorgestellt. Sie sollen vor allem in ärmeren Stadtteilen ein niedrigschwelliges medizinisches Angebot darstellen, einrichten sollen diese Kioske die Kommunen. Die Ratskoalition in Münster dürfte nichts dagegen haben. Grüne, SPD und Volt stellten schon im Mai einen Antrag für die Einrichtung solcher Anlaufstellen. Dort sollen zum Beispiel ärztliche Befunde in die Muttersprache der Hilfesuchenden übersetzt werden. Aber auch Kurse zum Abnehmen oder zur Rauchentwöhnen könnte man dort anbieten, schreibt das Bündnis in ihrem Antrag. Und man könnte auch mit sogenannten Gesundheitsleezen aufsuchende Angebote organisieren. In diesem Quartal soll die Verwaltung einen Zwischenbericht zu den Gesundheitskiosken in Münster vorlegen. Klingt alles wunderbar. Einziger Haken: Die Gesundheitskioske sollen Pflegekräfte betreiben – und die fehlen blöderweise an allen Ecken und Enden. (sfo)

+++ Mann, Mann, Mann, hier ist wieder was los. Also, eigentlich wird erst Anfang November richtig was los sein, aber Sie wissen ja, die großen Ereignisse und ihre Schatten. Wir hatten das Gerücht am Dienstag schon kurz gemeldet, seit Mittwoch ist es offiziell: Die G7-Außenminister:innen kommen am 3. und 4. November nach Münster. Das ist natürlich sehr symbolisch, mitten in Kriegszeiten ein Treffen im Friedensrathaus in der Friedensstadt (hier steht, worüber sie außer dem Krieg noch beraten werden).

Damit das Treffen selbst friedlich bleibt, ist viel zu tun. Die Stadt meldet, der Oberbürgermeister und sein Team tauschten sich schon mit Sicherheitsexpert:innen des Auswärtigen Amtes aus. Die Polizei wird dafür sorgen müssen, dass Annalena Baerbock, US-Außenminister Antony Blinken und ihre Amtskolleg:innen sicher zwischen ihren Hotels und dem Rathaus hin und her kommen. Dazu werden voraussichtlich auch Einsatzkräfte aus anderen Städten zur Unterstützung nach Münster kommen, allein aus eigenen Kräften sei das Großaufgebot nicht zu stemmen, sagte uns die Polizei. Außerdem werde sie mit dem BKA, der Bundespolizei und den Personenschutzkräften der Politiker:innen zusammenarbeiten.

Wie gesagt, ein großes Ereignis. Aber weil Münster Münster ist, gibt es keinen Zweifel am Erfolg der Unternehmung: „Nach dem historischen Friedensschluss von 1648 ist Münster noch einige Male Schauplatz aufsehenerregender Gipfeltreffen gewesen. Im Juni 1990 traf im Friedenssaal des münsterischen Rathauses beispielsweise der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher mit seinem UdSSR-Amtskollegen Eduard Schewardnadse zusammen. Das Treffen wird heute als wichtige Station auf dem Weg zur deutschen Einheit gesehen“, schreibt die Stadt. Von dieser Einstellung kann man sich eine Menge abschauen. In diesem Sinne: Denken Sie groß! (cbu/ast)

+++ Vor sechs Wochen einigten sich die Gewerkschaft Verdi und die Unikliniken in NRW auf einen sogenannten Tarifvertrag Entlastung, nachdem die Beschäftigten fast 80 Tage lang gestreikt hatten. Nach dem Streik ist bekanntlich vor dem Streik: Auch in anderen Städten Deutschlands fordern Beschäftigte von Unikliniken bessere Arbeitsbedingungen, zum Beispiel in Frankfurt. Dort rief Verdi Ende letzter Woche zum Streik auf, nun wird weiter verhandelt. (ast)

+++ Braucht Münster einen öffentlichen Fahrradverleih? Wenn es nach der Stadt geht, dann auf jeden Fall. Ein Berliner Gutachter hat am Mittwoch die Ergebnisse einer Vertiefungsstudie vorgestellt, die Stadt schreibt dazu: Die Leute könnten öffentliche Leihräder flexibel mit anderen Verkehrsmitteln nutzen, gerade mit Bus, Bahn und Loop wäre das eine super Ergänzung, insgesamt würden die Fahrräder die „spontane Alltagsmobilität“ erhöhen. In den Westfälischen Nachrichten und den sozialen Netzwerken liest sich das ganz anders. Der Verkehrsausschuss hätte den Nutzen eines Leihfahrradsystems für Münster bezweifelt, allein schon, weil hier sowieso fast jede:r Fahrrad fährt und viel zu viele Geisterräder in der Stadt herumstehen. Dazu kommen praktische Fragen: Wo sollen die Verleihstationen hin? Würden die Leihräder irgendetwas am Verkehrsverhalten der Münsteraner:innen ändern? Und wie soll das finanziert werden? Ein paar Antworten: Laut Gutachter könnten 90 Prozent der Menschen in Münster innerhalb von fünf bis zehn Minuten ein solches Fahrrad ausleihen. Allerdings würden die angepeilten 1.500 Leihräder in Münster jedes Jahr 1,3 bis 1,6 Millionen Euro kosten und nur 700.000 Euro an Einnahmen bringen. Ein Geschäft würde die Stadt mit dem Verleih also nicht machen. Und Erfahrungen aus anderen Städten sind eher abschreckend, in München zum Beispiel scheinen die Räder hauptsächlich herumzustehen und unterscheiden sich damit nicht groß von Autos. Ganz zu schweigen von anderen Problemen: Zahllose Leihräder werden mutwillig zerstört und viele Verleihfirmen nehmen es mit der Verkehrssicherheit und dem Datenschutz nicht so genau. (sfo)

+++ In zwei Wochen wird die Hammer Straße autofrei, jedenfalls am Freitag ab 13 Uhr. Der Park(ing) Day am 16. September soll unter anderem „in Frage stellen wie viel Fläche dem Autoverkehr eingeräumt werden soll“, schreiben die Organisator:innen auf der Website (nicht erschrecken, die Startseite ist, sagen wir, auffällig gestaltet). Ein Fest ist für diese Frage ein schöner Rahmen, aber man kann es auch anders machen. Man könnte zum Beispiel alle Parkplätze an der Hammer Straße für das städtische Radstellplätzeprogramm (RUMS-Brief vom 10. Juni) vorschlagen, mit dem Auto- in Fahrradparkplätze umgewandelt werden. Aber bevor Sie jetzt losklicken, Ihnen ist da schon jemand zuvorgekommen, wie Sie auf dieser Karte sehen können. (cbu)

Wie es weiterging – mit der Aufarbeitung des Kolonialismus

Vergangenen Freitag ging es im RUMS-Brief um die Aufarbeitung des Kolonialismus in Münster. Wir hatten uns dabei vor allem um Denkmäler und Straßennamen in der Stadt gekümmert, aber auch eine Anfrage an den LWL gestellt, und die Antwort sind wir Ihnen noch schuldig. Wir wollten wissen, ob sich im Museum für Kunst und Kultur koloniale Kunst befindet, und falls ja, wie der LWL damit umgeht. Die Rückgabe solcher Ausstellungsstücke an ehemalige Kolonien ist schließlich ein Dauerthema; bestes Beispiel sind die Benin-Bronzen, von denen die Stiftung Preußischer Kulturbesitz letzte Woche 512 Stücke zurück nach Nigeria gegeben hat. Wie sieht das beim LWL-Museum aus?

LWL-Sprecher Markus Fischer antwortet uns, dass ethnologische Kunst nicht zum Profil des LWL-Museums für Kunst und Kultur gehöre. Allerdings gibt es zwei Ausstellungsstücke, deren genaue Herkunft unklar ist. Zum einen ein Modellschiff aus Binsen, zu dem bisher keine Informationen vorliegen. Zum anderen ein Dolch des Dahomey-Volks, den das Museum 1935 von einem Münsteraner geschenkt bekommen hat. Das Königreich und die Republik Dahomey waren Vorläuferstaaten des heutigen Benin. Ein Teil des Dahomey-Volks lebte in der deutschen Kolonie Kamerun, in der es immer wieder zu sogenannten Kolonialskandalen gekommen war. Der Folgenschwerste war der Dahomey-Aufstand. Markus Fischer vom LWL sagt, das Museum wisse um die kolonialen Verbrechen des Deutschen Reichs und gebe Ausstellungsobjekte zurück, sobald klar sei, dass sie ihren Besitzer:innen gestohlen wurden.

Zur weiteren Aufarbeitung soll 2024 ein Themenjahr des (Post-)Kolonialismus in Westfalen-Lippe stattfinden. Der Verband will dazu Kulturprojekte mit einer Million Euro fördern, die den kolonialen Alltag aufarbeiten. Gerade entscheide der LWL, welche Projekte gefördert werden, sagt Markus Fischer. Ein Schwerpunkt des Themenjahres wird eine Sonderausstellung in der Zeche Zollern in Dortmund sein. (sfo)

Das Klimaneutralitäts-Update

Hier kommt noch eine Fortsetzung, allerdings liegt Teil 1 der Geschichte schon eine Weile zurück. Im vergangenen Sommer hat der Rat ein Papier beschlossen, in dem steht, wie Münster bis 2030 klimaneutral werden kann (Konzeptstudie Klimaneutralität, RUMS-Brief vom 25. Juni 2021). Mitte September 2021 gab es diese Studie nochmal in ausführlicherer Form, und dazu eine Liste mit elf sogenannten Ad-hoc-Maßnahmen. Die meisten waren zwar doch nicht so Ad hoc, wie die Stadt es darstellte (RUMS-Brief vom 17. September 2021). Aber nach knapp einem Jahr kann man ja mal fragen, wie es so läuft.

Wie läuft’s denn so?

Das hatte die Stadt sich vorgenommen:

  • Energiestandard KfW 40 für neue Gebäude: Den Standard hat der Rat im vergangenen September beschlossen, kurz nach Erscheinen der Konzeptstudie (RUMS-Brief vom 22. Oktober 2021). Also gleich ein erster Erfolg, wie schön. Dazu muss man aber sagen: Die Stadt hat hier ein klitzekleines bisschen gemogelt. Denn dass das beschlossen werden würde, wusste sie natürlich schon, als sie die Forderung auf ihre Ad-hoc-Liste geschrieben hat. Grüne, SPD, Linke und die damalige Ratsgruppe der Piraten und der ÖDP hatten den Energiestandard schon im August 2020 beantragt, und ab Sommer 2021 hatte die Politik das Thema im Rat diskutiert. Aber wir sind großzügig und vergeben einen Punkt.
  • Solaranlagen-Pflicht: Die wurde zusammen mit dem Energiestandard KfW 40 im letzten Herbst beschlossen, auch das wusste die Stadtverwaltung also schon vorher. Seit dem 1. August dieses Jahres sind Hauseigentümer:innen außerdem verpflichtet, eine Solaranlage zu installieren, wenn sie ihr Dach grundlegend sanieren (RUMS-Brief vom 17. Juni). Noch ein Punkt.
  • Ein Förderprogramm für sogenannte Nichtwohngebäude: Eigentümer:innen sollen dabei unterstützt werden, Bestandsgebäude energiesparend umzurüsten oder eine Solaranlage anzuschaffen. Für Wohnhäuser gab es so eine Förderung schon, die Ad-hoc-Liste sah etwas Ähnliches auch für andere Gebäude vor. Und hier läuft es nun gar nicht gut: Die Förderung für Wohngebäude ist bis Ende des Jahres gestoppt, 2023 soll aber frisches Geld kommen. Für gewerblich genutzte und andere Nichtwohngebäude hat die Stadt ein Förderkonzept entwickelt, teilt das Kommunikationsamt auf Anfrage mit. „Vor dem Hintergrund der aktuell hochdynamischen Entwicklungen in der Baubranche und den Energiemärkten sowie der umfangreichen Förderlandschaft auf Bundesebene und der aktuellen Haushaltssituation der Stadt Münster wurde die Entscheidung getroffen, das Programm vorerst nicht in die direkte Umsetzung zu bringen“, steht dann aber in der E-Mail. Das heißt: Geld gibt es keins, weil die Stadt es nicht übrig hat. Was gibt es stattdessen? Eine kostenfreie Energieberatung für kleine und mittelständische Unternehmen. Das ist sicher ganz sinnvoll, aber nicht das, was angekündigt war. Also: kein Punkt.
  • Kommunikationsstrategie: Damit alle mitmachen, müssen sie Bescheid wissen und motiviert sein. Dafür hat die Stadt eine Kommunikationsstrategie entwickelt, die seit diesem Frühjahr „in die Kommunikationsstrukturen und Kommunikationskanäle der Stadtverwaltung gezielt einfließt“, teilt das Presseamt mir mit. Ob das schon etwas gebracht hat, können nur Sie mir sagen, schreiben Sie mir gerne. Weil die Stadt die Strategie aber eingetütet hat: ein Punkt.
  • Handlungsprogramm Klimaneutrale Stadtverwaltung 2030: Das hat der Rat im Dezember 2021 beschlossen. Der größte Hebel sind laut der dazugehörigen Studie die städtischen Gebäude, und da vor allem die Schulen (RUMS-Brief vom 14. April). Ich hatte bei der Stadt gefragt, wie weit sie damit schon gekommen ist. Das ist die Antwort der Stadt: „Soweit möglich werden Sanierungen in den Ferien durchgeführt, insbesondere bei energetischen Sanierungen handelt es sich aber um umfängliche und komplexe Maßnahmen, die über einen längeren Zeitraum geplant und umgesetzt werden müssen. Beispiele dafür sind die aktuell laufenden Sanierungen am Schillergymnasium (siehe Pressemitteilung) und an der Pötterhoek- und Erich-Kästner-Schule, wo neben dem Austausch von Fenstern unter anderem auch Wände und Decken komplett neu gedämmt werden, um den Wärme- und CO2-Verbrauch massiv zu reduzieren. Am Ludwig-Erhard-Berufskolleg wird bis Ende der Herbstferien der Austausch von rund 400 Fenster abgeschlossen werden (siehe Pressemitteilung). In den kommenden Jahren werden die energetischen Sanierungen weiter ausgebaut, um das Ziel der Klimaneutralität 2030 zu erreichen.“ Ganz genau kann ich es Ihnen heute also noch nicht sagen. Zur Orientierung: 46 städtische Gebäude sollen saniert werden, 35 davon sind Schulen. Aber wir sind großzügig und vergeben einen Punkt, denn es ist ja was passiert.
  • 100 Prozent Strom aus sich erneuernden Energien für Münsters Privathaushalte: Hier kommt eine gute Nachricht. Es geht offenbar schneller, als im Zeitplan vorgesehen war. Stadtwerke-Sprecherin Lisa Schmees schreibt, 2024 sollten die Privatkundentarife auf Ökostrom umgestellt werden. Und das wird nun ein Jahr früher etwas. Anfang dieses Jahres sei schon die Grundversorgung auf grün gestellt worden, und damit „die Masse der Privatkundenverträge“. Neue Festpreisverträge gibt es auch nur in öko, die alten werden nach und nach umgestellt. Das erste Teilziel ist also zu schaffen. Die zweite Etappe lautet: Bis 2030 soll Ökostrom für Privatkunden nur noch aus eigenen Quellen fließen, also etwa Solaranlagen und Windrädern, die den Stadtwerken gehören. Bei der Windenergie liegen die Stadtwerke bisher offenbar gut im selbstgesteckten Ausbauplan. Bei der Solarenergie hakt der Ausbau aus verschiedenen Gründen: Wie überall fehlen Fachkräfte und wegen Lieferkettenproblemen auch Material, außerdem stocken Bauprojekte – und ohne Dach keine Solaranlage. Für die erste Etappe trotzdem: ein Punkt.
  • Pilotprojekt „Kalte Nahwärme“ in Albachten Ost: Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen. Jedenfalls noch keine kalte Nahwärme in Albachten (damit ist Heizenergie aus dem Boden gemeint, hier können Sie mehr dazu lesen). Dafür können aber die Stadtwerke nichts, die das Pilotprojekt umsetzen sollen. Denn sie können nicht anfangen, bevor es mit dem Baugebiet vorangeht, und das wird erst 2024 der Fall sein. Anderswo lässt sich das Pilotprojekt auch nicht eher umsetzen, schreibt Lisa Schmees von den Stadtwerken auf Anfrage. Es hätte dort von Anfang an in die Planungen aufgenommen werden müssen. Leider: kein Punkt.
  • Öffnung der Altstadtsatzung für Photovoltaik: Das war ein großes Streitthema, viele befürchteten wohl großflächige Solarpanele auf den Häusern am Prinzipalmarkt. Man einigte sich dann so: Die Verwaltung darf in ihrem Ermessensspielraum „gut gestaltete Solaranlagen“ zulassen und soll im Zweifel den Beirat für Stadtgestaltung hinzuziehen. Laut Kommunikationsamt klappt das, es seien immer wieder Lösungen gefunden worden. Das Ganze ist aber auf einen Versuchszeitraum begrenzt, der am 30. September endet. Danach geht das Thema wieder zurück in den Rat. Der soll entscheiden, ob die Satzungen geändert und Solaranlagen grundsätzlich erlaubt werden sollen. Bisher also: ein halber Punkt.
  • Energetische Sanierungssatzung: Die Stadt könnte sogenannte Sanierungsgebiete festlegen. Darin müssten alle, die die Bausubstanz ihres Hauses sanieren, es dann auch gleich energetisch fit machen. Eine solche Satzung wäre ein wirksames Instrument, teilt die Stadt mit, „insbesondere vor dem Hintergrund der viel zu niedrigen Sanierungsquote von durchschnittlich rund 1 Prozent in Deutschland“. Allerdings sei es auch ein starker Eingriff in Eigentumsrechte und daher noch in Prüfung. Bisher: kein Punkt.
  • Energienutzungs- und strategische Wärmeplanung: Diese Planung müsste die Verwaltung ganz neu entwickeln. Das Ziel wäre ein Wärme- und Kältekataster, um (ähnlich wie bei der kalten Nahwärme) natürliche Wärme- und Kältequellen in der Stadt zum Heizen oder Kühlen zu nutzen. Die Stadt schreibt, sie sei dran, im Juni sei schon einmal die Wärmeversorgung für künftige Baugebiete geregelt worden (RUMS-Brief vom 17. Juni). Am Rest wird noch getüftelt, und das Tempo hat die Stadt offenbar nicht allein in der Hand: Bund und Land arbeiten an Vorgaben zur kommunalen Wärmeplanung und entsprechenden Förderprogrammen, die die Stadt dann berücksichtigen muss. Trotzdem bisher: kein Punkt, weil kein Kataster.
  • Reduzierung des Individualverkehrs und Ausbau des Umweltverbundes: Das ist die komplizierte Formulierung für „es sollen weniger Autos herumfahren, dafür mehr Busse und Fahrräder“. In der Ad-hoc-Liste ist die Rede vom Masterplan Mobilität, dem Radverkehrskonzept und anderen Vorhaben. Die müssen wir hier aber nicht alle durchgehen, wir kürzen ab: Es fahren nicht weniger Autos durch Münster, sondern mehr (RUMS-Brief vom 29. Juli). Da ist also noch kein Erfolg zu verbuchen. Kein Punkt.

Macht zusammen: 5,5 von 11 Punkten. Wir machen uns eine Notiz und fragen nächstes Jahr wieder nach. (cbu)

Korrekturen

+++ Am Dienstag haben wir uns im RUMS-Brief fleißiger gemacht, als wir es tatsächlich sind. Wir schrieben im PPS, bei der Spendenaktion vom Kreuzviertelfest seien 260 Euro zusammengekommen und allein über 90 Euro hätte unser Stand dazu beitragen. Die Wahrheit ist: Es sind 350 Euro insgesamt zusammengekommen, 90 Euro in unserer Spendenbox und 260 Euro in den anderen 29 Boxen, also 11,666666667 Euro im Schnitt. Die gute Nachricht: Die Spende ans Rote Kreuz fällt etwas üppiger aus. (sfo)

+++ Im Veranstaltungskalender ist uns auch ein kleiner Fehler unterlaufen. Der Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge kommt heute ab 19 Uhr nicht ins F24, sondern in die Evangelische Studierendengemeinde am Breul 43. Der Kulturverein des F24 richtet die Veranstaltung aus. (sfo)

Corona-Update

+++ Gefühlt ist die Coronapandemie so gut wie vorbei, in diesem Sommer gab es fast keine Schutzmaßnahmen mehr. Aber das Virus belastet nach wie vor unser Leben. Das zeigt zum Beispiel eine Studie der Techniker Krankenkasse: In einer eigenen Erhebung hat sie herausgefunden, dass im ersten Halbjahr 2022 noch nie so viele Versicherte krankgeschrieben waren wie in einem anderen Vergleichszeitraum. Bis Ende Juni 2022 fehlten versicherte Berufstätige im Schnitt 9,1 Tage am Arbeitsplatz, im selben Zeitraum 2021 waren es 6,8 Krankheitstage, 2020 7,9 Tage und 2019 7,8 Tage. (sfo)

+++ Besonders viele Fehltage verursacht laut Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse das Long-Covid-Syndrom. 2021 machte diese Langzeitfolge einer Coronainfektion zwar nur ein Prozent aller Diagnosen aus (die Dunkelziffer soll deutlich höher liegen), aber dafür waren Long-Covid-Erkrankte im Schnitt 105 Tage krankgeschrieben. Zum Vergleich: Normalerweise zählt die Techniker Krankenkasse 14,6 Fehltage pro Versicherte:r. (sfo)

+++ Und auch ein anderer Vergleich zeigt, dass das Coronavirus noch immer gefährlich ist. Im August 2020 starb niemand in Münster an oder mit Covid-19, im August 2021 starb eine Person im Zusammenhang mit der Krankheit und diesen August wurden acht Coronatote in Münster gemeldet. (sfo)

+++ Wie immer die aktuellen Coronazahlen: In den letzten 24 Stunden hat die Stadt Münster 202 positive PCR-Test registriert. 1.542 Menschen gelten heute in Münster als infiziert. Drei Covid-19-Erkrankte werden auf der Intensivstation behandelt, eine Person muss invasiv beatmet werden. In den letzten sieben Tagen haben 262 PCR-Tests pro 100.000 Einwohner:innen ein positives Ergebnis gezeigt. (sfo)

+++ Und zum Schluss: Die Europäische Arzneimittelbehörde hat gestern die Zulassung des Omikronimpfstoffs von Moderna sowie das gemeinsame Produkt der Unternehmen Biontech und Pfizer empfohlen. (sfo)

Ein-Satz-Zentrale

+++ Diesen Sommer gab es in Münster 19 Heiße Tage mit mehr als 30 Grad Celsius und viel zu wenig Regen. (Westfälische Nachrichten)

+++ Die Stadtwerke Münster haben die Westfälische Fernwärmeversorgung GmbH gekauft. (Stadtwerke Münster)

+++ Weil Erziehungspersonal fehlt, müssen mehrere Kitas in Münster Gruppen schließen. (Westfälische Nachrichten)

+++ An der Wolbecker Straße sollen neun Parkplätze in Fahrradstellplätze umgewandelt werden. (Westfälische Nachrichten)

+++ In der Zeit vom 5. bis zum 16. September sind in Münster wieder Messfahrzeuge unterwegs, die den Zustand der Straßen erfassen und bewerten. (Stadt Münster)

+++ Die Bahnhofsmission Münster braucht dringend Kaffee. (Bahnhofsmission Münster auf Instagram)

+++ Vom 14. bis zum 30. November schließt der Flughafen Münster-Osnabrück, damit die Start- und Landebahn saniert werden kann. (Flughafen Münster-Osnabrück)

+++ 17 Jugendverbände in Münster haben einen Stadtjugendring gegründet, um die Verbandsarbeit und die Jugendpolitik in der Stadt voranzubringen. (Deutscher Bundesjugendring)

+++ Die Polizei Münster hat einen 31-jährigen Mann aus den Niederlanden festgenommen, der unter dem Namen Eddys Party-Apotheke Drogen über WhatsApp verkauft hat. (Polizei Münster)

Unbezahlte Werbung

Bevor eine Burgerkette mit märchenhaftem Namen das Ladenlokal an der Salzstraße 24 bezog, war dort das Café Grotemeyer zu Hause. Das Traditionscafé im Wiener Kaffeehausstil war 169 Jahre lang eine echte Institution in Münster. Nicht nur wegen der fantastischen Auswahl an Torten und Teegebäck. Das Grotemeyer war auch ein Treffpunkt für Geschäftsleute, Schriftsteller:innen – und für Kunstliebhaber:innen. Denn ein berühmter Spross der Konditorenfamilie, Fritz Grotemeyer, stellte dort auch einen Teil seiner Gemälde aus. Zum Beispiel Malereien von Münsteraner Dichter:innen oder von seinen Reisen nach Palästina. 2019 schloss das Grotemeyer, das 1850 in der Aegidiistraße als Zuckerbäckerei gegründet wurde – und damit endete auch ein Kapitel Münsteraner Stadtgeschichte. Ein bisschen lebt das Café in Münster aber fort. Als Lounge im Café 1648 und zwischen zwei Buchdeckeln. Der Wermeling Verlag hat die 169-jährige Geschichte des einzigen Wiener Kaffeehauses in Münster und die Biografie von Fritz Grotemeyer in einem Buch aufgeschrieben. Mit dabei sind auch Rezepte aus der Backstube, die in der Familie bis dahin nur mündlich überliefert wurden. Ein zweiter Band hat die Rezeptsammlung dann noch einmal modernisiert: Dort finden Sie neue Tortenrezepte, aber mit der altbekannten Grotemeyer-Handschrift. Und falls Sie jetzt noch zweifeln, ob die Bücher etwas für Sie wären, kommen hier noch drei schmackhafte Argumente: Zitronen-Buttercremetorte, Berner Kirschtorte und Stachelbeer-Baisertorte.

Hier finden Sie alle unsere Empfehlungen. Sollte Ihnen ein Tipp besonders gut gefallen, teilen Sie ihn gerne!

Drinnen und Draußen

Eva Strehlke hat wieder schöne Tipps für die nächsten Tage zusammengestellt:

+++ Heute Abend ist wieder Skatenight. Treffpunkt ist ab 19 Uhr am Schlossplatz, um 20 Uhr geht’s von dort aus los. Tickets gibt’s für 5 Euro an der Abendkasse oder für einen Euro weniger vorab hier. Aber Achtung: Das Ordnungsamt hat neue Regeln aufgestellt. Mitfahren dürfen Sie nur, wenn Sie „retroreflektierende Kleidung oder Warnwesten“ tragen.

+++ In der zentralen Stadtbücherei finden Sie im Moment eine Ausstellung zum Thema „Schwangerschaftsabbruch früher und heute“. Die Ausstellung ist zu den normalen Öffnungszeiten (also montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 18 Uhr) zugänglich. Darüber hinaus gibt es bis zum 28. September, dem Safe Abortion Day (Tag der sicheren Schwangerschaftsabbrüche), einige Veranstaltungen zum Thema. Eine Übersicht finden Sie hier. Los geht’s morgen um 15 Uhr mit einem Vortrag zur aktuellen Rechtslage.

+++ Morgen steigt ab 15 Uhr auf dem Hof Hesselmann das Mecklenbecker Stadtteilfest. Es gibt natürlich Essen, Getränke und Infos rund um Mecklenbeck. Dazu macht Karibuni Musik für Klein und Groß.

+++ Auf dem Mühlenhof findet am Sonntag von 10 bis 18 Uhr ein Trödelmarkt statt. Um dabei zu sein, müssen Sie erst den Eintritt bezahlen und dann können Sie sich in Ruhe umschauen.

+++ Und dann ist schon wieder Montag. Um beschwingt in die neue Woche zu starten, schauen Sie doch frühmorgens um 7:30 Uhr am Wewerka Pavillon am Aasee vorbei. Dort wird getanzt, mit Kopfhörern und Lieblingsmusik, beim „Feel Good Dance“.

+++ Vielleicht waren Sie am Dienstagabend im Preußen-Stadion und haben sich die Premiere des neuen Münster-Tatorts angeschaut. Sonst müssen Sie noch etwas Geduld haben, die Folge wird erst am 13. November im Fernsehen laufen. Aber Sie können die Zeit mit einem Tatort-Spaziergang überbrücken. An den Drehorten in der Stadt sind Zettel mit QR-Codes angebracht, und wenn Sie die Codes mit dem Handy scannen, sehen Sie die Szenen, die dort gefilmt wurden. Hier können Sie sich die Karte für den Spaziergang herunterladen.

Am Dienstag bekommen Sie wieder Post von mir. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

Herzliche Grüße
Constanze Busch

Mitarbeit: Sebastian Fobbe, Jan Große Nobis, Eva Strehlke, Antonia Strotmann
Lektorat: Antonia Strotmann

PS

An dieser Stelle steht normalerweise etwas Lustiges oder Unterhaltsames. Heute kommt mir das mit Blick auf die Einstiegsmeldung nicht richtig vor. Deshalb setzen wir hier heute aus.

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