Guten Morgen,
die neuen Corona-Regeln zu Veranstaltungen und Versammlungen sind im Prinzip ganz einfach: Veranstaltungen und Versammlungen sind untersagt. So steht es in Paragraph 11 der Corona-Schutzverordnung. Aber dann kommt noch ein Nachsatz, und da geht es um die Ausnahmen.
Guten Tag,
ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass etwa 2.700 Familien in Münster das Frühstück heute nicht so gut schmeckte. Das lag nicht am Kaffee, Toast oder den Äpfeln im Müsli – der Schulstart für die Abschlussklassen der Haupt-, Real- und Sekundarschulen sowie für die Abiturientinnen und Abiturienten sorgte bei vielen Eltern und Jugendlichen für ein flaues Gefühl in der Magengegend. Bestenfalls. Schlimmstenfalls für Angst.
Guten Tag,
vom Hauptbahnhof Münster sind es 48,9 Kilometer bis zum Ikea-Markt in Osnabrück und 52,2 Kilometer bis zu Ikea in Kamen. Ob man nun hierher oder dorthin fährt, macht eigentlich keinen großen Unterschied. In diesen Tagen allerdings schon, denn Osnabrück gehört zu Niedersachsen, Kamen zu Nordrhein-Westfalen. Und das heißt: Der nordrhein-westfälische Markt darf seit gestern wieder öffnen, der niedersächsische muss seine Kundschaft weiter bitten, die Möbel im Internet zu bestellen, sie abzuholen – und sich die Portion Köttbullar dazu in Vorfreude aufs nächste Mal einfach vorzustellen.
normalerweise erwartet man von einem Elfjährigen keinen druckbaren politischen Kommentar. In diesem speziellen Fall aber, möchte ich eine Ausnahme machen und ihn zu Wort kommen lassen. Denn es geht um ein Thema, das ihn angeht. Die Schule.
Guten Tag,
der Regisseur Simon Jöcker ist mit seinem Fahrrad durch Münster gefahren und hat daraus einen zweieinhalbminütigen Film produziert. Die ersten Einstellungen zeigen die Weseler Straße, die Promenade und den Domplatz. Der Himmel ist blau, aber es ist kein Auto zu sehen, kein Fahrrad, überhaupt kein einziger Mensch. Dass die Aufnahme des Domplatzes kein Foto ist, sondern ein Video, sieht man erst, als ein Mundschutz über die Pflastersteine weht. Es sind Bilder aus einer Geisterstadt.
Guten Tag,
wir alle hatten uns Ostern etwas anders vorgestellt. Einerseits. Andererseits: Was an der gegenwärtigen Situation hätten wir uns schon so vorstellen können?
Guten Tag,
wer hätte gedacht, dass ausgerechnet NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und sein Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bei vielen Menschen Frühlingsgefühle auslösen.
Guten Tag,
in der New York Times stand am Wochenende ein Artikel mit der Überschrift: „Eine deutsche Ausnahme? Warum die Coronavirus-Todesrate des Landes niedrig ist“. Die Autorin fand darauf mehrere Antworten:
viele Menschen beschäftigen sich derzeit mit Statistiken und Modellrechnungen, Zahlen und Kurven. Auch ich höre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu, lerne deren Fachausdrücke wie die Vokabeln einer fremden Sprache. Ich beachte Regeln, die der reinen Vernunft entsprechen, und verändere mein gesamtes bisheriges Verhalten, weil ich daran glaube, dass wir nur so das Schlimmste verhindern. Und dann fragt der Sohn: „Mama, was glaubst du, werden wir nach den Osterferien wieder zur Schule gehen?“ Und ich könnte heulen, weil ich ihm nicht antworten kann. Weil ich ganz plötzlich weiß, dass ich nichts weiß. Mein Glaube ist in diesen Wochen schnell und leicht zu erschüttern.
Guten Tag,
morgens nach dem Aufwachen gibt es auch in diesen Wochen den kurzen Augenblick, in dem das Gehirn noch nicht ganz verstanden hat, was los ist: Man ist zufrieden und glücklich. Doch der Zustand hält nicht lange an, nur für einen Moment, dann ist die Realität zurück. In schlechten Zeiten fühlt sich das an, wie mit dem Hammer geweckt zu werden. Gerade noch das friedliche Gefühl, nun die Kollision mit der deprimierenden Gewissheit.
Guten Tag,
haben Sie heute schon Ihr Verhalten geändert? Bestimmt. Im Moment tun wir das ja beinahe stündlich, nicht wahr? Vor ungefähr drei Wochen noch – es kommt mir vor wie eine Ewigkeit – haben wir Menschen, die öffentlich Mundschutz trugen, als hysterisch verspottet. Jetzt spotten wir eher über jene Menschen, die die Schutzmaske nicht richtig tragen. So sorgte Armin Laschet gestern bei einem Pressetermin in Aachen, wo er den Startschuss der Virtuellen Klinik von NRW medienwirksam begleitete, für Lacher im Netz und Häme in der Berichterstattung. Was hatte er Schlimmes getan?
Guten Tag,
der Boxtrainer Cus D’Amato hat einmal einen Satz gesagt, der im Netz oft seinem Schüler Mike Tyson zugeschrieben wird: „Jeder hat einen Plan. Bis er einen Schlag ins Gesicht kriegt.“ Unser Plan war es, in aller Ruhe ein journalistisches Projekt zu entwickeln – mit dem ehrgeizigen Ziel, in Münster einige Probleme zu lösen, die uns in der Medienwelt aufgefallen waren.